Mittelstandsanleihen aus Sicht institutioneller Anleger.

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Standpunkt
Erfolgsfaktor Kapitalmarktkommunikation – Mittelstandsanleihen aus
Sicht institutioneller Anleger
Platzierung & Handel
Von Dr. Markus Walchshofer, Fundmanagement Fixed Income Corporate
Bonds, Union Investment*
Am Markt für Mittelstandsanleihen ist derzeit ein rasantes
Wachstum zu beobachten. Die Einrichtung eigenständiger
Marktsegmente an den Börsen in Stuttgart (Bondm), München (m:access), Düsseldorf sowie an der Deutschen Börse
verschaffen mittelständischen Emittenten ein vielbeachtetes Forum, wodurch Mittelstandsanleihen künftig noch
deutlicher in den Fokus der Anlegerschaft rücken sollten.
Aus Investorensicht äußerst positiv ist der Umstand, dass
durch die Schaffung expliziter Börsensegmente die Mittelstandsanleihe die bisherigen Niederungen des grauen
Kapitalmarktes verlässt.
Der Aufschwung des Segments kann als unmittelbare
Folge der Finanzkrise betrachtet werden. Die Kosten der
direkten Bankfinanzierung mittelständischer Unternehmen sind in Folge einer deutlich höheren Risikoaversion
von Seiten der Banken sowie einer Verschärfung der
regulatorischen Anforderungen spürbar angestiegen.
Eine Konsequenz daraus ist der „loan-to-bond“-Trend,
welcher durch die starke Rally an den Kreditmärkten seit
März 2009 zusätzliche Unterstützung erfährt und seit
Mitte 2010 auch auf den Bereich der mittelständischen
Emittenten übergriff.
Problemfelder institutioneller Anleger
Von wenigen Ausnahmen abgesehen investieren aktuell
ausschließlich Privatanleger in Mittelstandsanleihen. Für
die Abwesenheit der institutionellen Anleger gibt es drei
Hauptgründe: die geringe Liquidität, bedingt durch die
geringen Emissionsvolumina von 50 bis 150 Mio. EUR,
das fehlende Rating durch eine der internationalen
Ratingagenturen sowie eine oftmals schwierige Unternehmensanalyse, hervorgerufen durch eine partiell
unzureichende Kommunikationspolitik von Seiten der
Emittenten.
Kurzfristig sind aus Sicht des institutionellen Investors
keine spürbaren Verbesserungen für die Problemfelder
der geringen Liquidität sowie des Ratings zu erwarten.
Der absolute Finanzierungsbedarf mittelständischer
Unternehmen ist nicht groß genug, um gleichzeitig einen
ausgewogenen Finanzierungsmix zwischen Kreditlinien
und Anleihen, einem gut diversifizierten Fälligkeitsprofil
sowie Anleihenominalen von über 500 Mio. EUR zu errei-
48 GoingPublic Special „Anleihen 2011“
Dr. Markus Walchshofer
chen. Diese Marke ist deshalb von hoher Bedeutung, da
die Mehrzahl an Indexanbietern im Fixed-Income-Bereich
für die Aufnahme in einen Index eine Mindestgröße von
500 Mio. EUR Nominale voraussetzt. Daraus folgend ist
weiterhin von einer sehr geringen Liquidität im Bereich
von Mittelstandsanleihen auszugehen. Dieses Problemfeld wiegt umso schwerer, da als zentrale Lehre aus der
Finanzkrise das Liquiditätsrisiko deutlich stärker ins
Bewusstsein des institutionellen Asset Managements
vorgedrungen ist.
Rating fürs schmale Budget
Regulierte Börsensegmente für Mittelstandsanleihen
verlangen von ihren Emittenten, ihre Emissionen von
einer Ratingagentur bewerten zu lassen. Dieses Erfordernis bezieht sich nicht zwingend auf die großen Ratingagenturen S&P, Moody’s sowie Fitch, sondern schließt
auch explizit kleinere Ratingunternehmen mit ein. Mittelständische Emittenten lassen sich kaum von den drei
international tätigen Ratingagenturen bewerten. Hintergrund sind nicht nur die hohen Kosten, sondern auch
das Erfordernis eines dauerhaften Kommunikationsprozesses mit den jeweiligen Agenturen, der insbesondere
eine standardisierte Kommunikation sowie personelle
Ressourcen voraussetzt. Aufgrund mangelnder finanziel*) Dr. Markus Walchshofer ist seit 2010 Leiter des DVFA Arbeitskreises
Bondkommunikation.
ler sowie logistischer Kapazitäten greifen mittelständische Emittenten deshalb oftmals auf die Dienste kleinerer Ratingagenturen zurück, deren Ratings jedoch bei der
Mehrzahl der institutionellen Investoren wenig Beachtung finden.
Bondspezifische Kapitalmarktkommunikation
Mittelständische Emittenten können ihre Kapitalmarktkommunikation durch die Einrichtung sowie kontinuierliche Pflege eines standardisierten Kommunikationsprozesses mit Bondinvestoren deutlich verbessern.
Grundvoraussetzungen hierfür sind die Berücksichtigung bondspezifischer Anforderungen, wie beispielsweise die regelmäßige Veröffentlichung bestimmter
Verschuldungskennzahlen, sowie die Publikation eines
Kurzauszuges aus dem ausführlichen Emissionsprospekt,
Mangelnde Erfahrung im Umgang mit Anleiheinvestoren sowie ein wenig ausgeprägtes Bewusstsein für die speziellen Anforderungen von Bondinvestoren, welche sich
in manchen Punkten deutlich von den Bedürfnissen von Aktieninvestoren unterscheiden, führen oft zu stark verbesserungswürdiger Bondholder Relations.
der insbesondere auf die Eigentümerstruktur, Hidden
Liabilities sowie Covenants eingeht. Der Kommunikationsprozess darf sich zudem nicht auf den Zeitraum einer
Emission beschränken, sondern muss auf Dauer ausgelegt sein. Diesbezüglich bietet es sich an, mindestens
einmal jährlich eine auf Bondinvestoren zugeschnittene
Veranstaltung durchzuführen.
Ausblick
Um sich im immer härter werdenden Wettbewerb um
Kapital einen strategischen Vorteil zu verschaffen, ist es
insbesondere für mittelständische Emittenten notwendig, eine hochwertige und vor allem auf die Bedürfnisse
von Anleiheinvestoren zugeschnittene Kapitalmarktkommunikation zu etablieren. Dies stellt auch eine notwendige Voraussetzung dar, um zu einem absehbaren Zeitpunkt die organisatorischen Erfordernisse der internationalen Ratingagenturen im Hinblick auf ein Rating zu erfüllen. Nur so kann die aktuelle Anlegerschaft, welche
gegenwärtig vorwiegend aus Privatanlegern besteht,
künftig auch auf andere Segmente – wie beispielsweise
Private Wealth Management – ausgedehnt werden.
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Prospektierung.
Platzierung & Handel
Das dritte Problemfeld, die Verbesserung der Finanzmarktkommunikation, weist ohne Zweifel das kurzfristig
höchste Optimierungspotenzial auf. Die aktuell verbesserungswürdige Investor Relations im Bezug auf Bondholder basiert kaum auf einem Kalkül. Vielmehr sind eine
mangelnde Erfahrung im Umgang mit Anleiheinvestoren
sowie ein wenig ausgeprägtes Bewusstsein für die speziellen Anforderungen von Bondinvestoren, welche sich in
manchen Punkten deutlich von den Bedürfnissen von
Aktieninvestoren unterscheiden, verantwortlich. So ist
beispielsweise das Konzept der „Bondholder Relations“,
das auf einen kontinuierlichen fremdkapitalspezifischen
Dialog abzielt und von einer Vielzahl internationaler
Emittenten erfolgreich praktiziert wird, im Bereich mittelständischer Emittenten noch weitgehend unbekannt.
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