Stadtentwicklung

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Was soll nur aus mir werden... - Zukunftsangst bei den
KulturwissenschaftlerInnen?
Eines der Phänomene des Studiengangs Diplom-Kulturwissenschaften in Hildesheim ist, dass die
Studierenden zwar mit Freude studieren, doch auf die Frage nach dem angestrebten Berufsfeld oft
keine Antwort wissen.
Ähnlich erging es auch den Studentinnen in dem an der Universität Hildesheim durchgeführten
Seminar Kultur.Macht.Arbeit. Gegenstand dieses Seminars war es, gerade hier Abhilfe zu schaffen
und noch relativ unbekannten bzw. „unbesetzten“ Arbeits- und Berufsfelder für
KulturwissenschaftlerInnen zu suchen.
Zunächst war Gegenstand des Seminars, den Teilnehmerinnen die eigene Qualifikation zu
verdeutlichen und die Bandbreite der möglichen Einsatzgebiete aufzuzeigen. Auffällig war der
eingeschränkte Blickwinkel auf die möglichen Arbeitsfelder und die Tendenz der Studierenden, dass
„eigene Licht unter den Scheffel zu stellen“.
Anschließend wurden entsprechend den erarbeiteten potenziellen Einsatzfeldern und
Tätigkeitsbereichen die Rechercheaufgaben verteilt. Es folgte eine Interviewphase, in der potenzielle
ArbeitgeberInnen verschiedener Branchen sowie Verbandsvertreter von den Teilnehmerinnen
telefonisch angesprochen wurden. Dabei wurden typische Arbeitsbereiche der Kulturwissenschaftler
außen vor gelassen, da diese ja hinreichend bekannt sind (Museen, Jugendkunstschulen,
Kulturzentren, etc.).
Auf der Basis der gesammelten Informationen wurde anschließend als weiterer Bestandteil des
Seminars ein Konzept für eine Karrieremesse entwickelt, welche die Bedürfnisse der Studierenden
genau bediente. Schade war natürlich, dass dieses Konzept ob der knappen Kasse nicht realisiert
werden konnte.
Schließlich folgten aus diesem Seminar wertvolle Hinweise und eine große Portion Motivation
bezüglich der eigenen Berufsaussicht. Die für die Teilnehmerinnen neuen oder noch zu beackernden
Arbeitsfelder sind nachstehend in Kurzbeschreibungen zusammengestellt und dienen der weiteren
Inspiration...
Ganztagsschulen
„Drittes Alter“
In Stadtmarketing
Stadtentwicklung
Personalentwicklung
Markt- und Trendforschung
Multimediales Lernen
Intranetgestaltung
Ganztagsschulen
Der Ruf nach Ganztagsschulen ist in einigen Ländern, Städten und Gemeinden lauter geworden. So
auch z. B. in der Stadt Hamburg, die sich vorgenommen hat, Jahr für Jahr eine Schule zu einer
Ganztagsschule umzubauen. Das Besondere ist, dass die Stadt Hamburg das Ziel verfolgt, deren
Unterrichtsaufbau vergleichbar mit dem französischen Unterricht zu gestalten: Lern- und Spielphasen
wechseln sich ab.
Die entstehenden Arbeitsstellen für die „Spielstundengestalter“ bieten sich nicht nur für
Sozialpädagogen, sondern insbesondere auch für Kulturwissenschafter mit einem starken
kulturpädagogischen Bezug an, die für die Kinder in den Spielphase z.B. Möglichkeiten für die
kulturelle Selbsterfahrung anbieten können.
„Drittes Alter“
Die Nachforschungen haben ergeben, dass der Bereich „Drittes Alter“ von Kulturwissenschaftlern
bisher kaum wahrgenommen wurde. Dabei wurde beobachtet, dass immer mehr ältere Menschen nicht
mehr in „Altersilos“, sondern in Alten-Wohngemeinschaften einziehen. Diese AltenWohngemeinschaften werden zu großen Teilen neu gebaut und bestehen oft aus Anlagen mit mehreren
kleineren allein stehenden Wohneinheiten, die Senioren-Kleingruppen ein Zuhause bieten.
So sind die Bewohner nicht allein und können doch für sich sein, ohne auf ein angenehmes soziales
Miteinander mit Garten, grillen, musizieren, ausgehen, Kulturgenuss, etc. verzichten zu müssen. Die
älter werdenden Menschen ziehen teilweise nun früher in diese neue Umgebung, um sich beizeiten
einzurichten und Freunde zu gewinnen. So entstehen kleine Zentren, für die spezielle Dienstleistungen
entwickelt und mobil angeboten werden könnten.
Stadtmarketing
Immer mehr Städte richten Büros für das Stadtmarketing ein. Lüneburg oder Hannover sind Beispiele
für diesen Trend. Die Aufgaben beziehen sich im Stadtmarketing zumeist auch auf das
Kulturmarketing und sind öfter mit Geschäftsführungsaufgaben für Kultureinrichten kombiniert.
Daher eignen sich besonders Kulturwissenschafter mit Schwerpunkt BWL gut für diesen
Arbeitsbereich.
Stadtentwicklung
In der Stadtentwicklung haben eigentlich nach wie vor die Geographen und Landschaftsarchitekten die
Nase vorn. Doch mit der Zunahme von Untersuchungen zu Nutzen und zur Funktion von
Kultureinrichtungen können auch Kulturwissenschaftler für sich Pluspunkte sammeln. Sicherlich ist es
in diesem Arbeitsfeld schwierig an eine feste Anstellung zu gelangen. Der Grund hierfür liegt auch
darin, dass die Stellenausschreibungen sich auf bestimmte Arbeitsbereiche (z.B. Landschaftsplanung)
beziehen, in denen das klassische Wissen eines Kulturwissenschaftlers nicht ausreicht. Aber dennoch
gibt es einige interessante Gelegenheiten für eine partielle, freie Zusammenarbeit mit
Kulturwissenschaftern.
Für die Planung der Flächennutzung eines Stadtteils, in dem eine Verkehrsberuhigung eingeführt, eine
neues Einkaufszentrum gebaut oder größere Einrichtungen geschlossen werden sollen, sind Beispiele
hierfür.
Um die neuen Pläne ausformulieren zu können wird es heute als wichtig erachtet, die menschlichen
Bedürfnisse der Bewohner zu berücksichtigen. Daher sind „Leute“ von Nöten, die ein gutes Gespür
für die Urbanität haben, die das Wesen einer Stadt gut kennen und die im Gefühl haben, was die Leute
brauchen und sich wünschen, um sich in „ihrem“ Viertel wohl fühlen zu können. Natürlich werden zur
Entscheidungsvorbereitung auch Studien wie zum Beispiel vom Sekretariat der Zukünfte erstellt.
In den oben genannten Arbeitsbereich fällt ebenso die aktive Landschaftsgestaltung und
Verschönerung einer Landschaft. Gemeint ist hiermit z.B. das bewusste Aufstellen von Skulpturen in
einem Park. Die Entwicklung eines solchen Gestaltungskonzeptes und Umsetzung der Beschriftungen
und Begleittexte könnte auch von Kulturwissenschaftlern übernommen werden. Darüber hinaus kann
durch Kulturwissenschaftler auch die komplette Projektabwicklung von der Sponsorenakquise bis hin
zur Öffentlichkeitsarbeit für die Stadt durchgeführt werden.
Personalentwicklung
Innovation, Kreativität, Motivation und schließlich Produktivität sind mit die wichtigsten
Eigenschaften, die einem Unternehmen zu Wettbewerbsvorteilen verhelfen. Um diese zu steigern, ist
es notwendig, die eigenen Mitarbeiter zu fördern. Dies geschieht zum Teil durch
Weiterbildungsangebote, aber auch durch die Teilnahme an künstlerisch ausgerichteten Projekten, die
den Mitarbeitern (wieder) intensive Selbsterfahrungen ermöglichen. Auf diese Weise wird ein
stärkeres Selbstvertrauen aktiviert sowie das Bewusstsein des Ideenreichtums angeregt, welche
zuweilen unter dem internen Konkurrenzdruck – auch in Teams - leiden. Maßnahmen für diesen
Bereich zu entwickeln ist sicherlich ein Berufsfeld, welches durch Kulturwissenschaftler ausgefüllt
werden kann.
Markt- und Trendforschung
Kulturwissenschaftler mit einem besonderen Hang zur Soziologie und Psychologie haben oft ein gutes
Gespür für Trends. Was interessiert junge Zielgruppen? Was ist gerade hip? Was ist morgen hip? sind Fragen, denen so genannte Trendscouts auf den Grund gehen. Da es für die Werbetreibenden
wichtiger wird, die Bedürfnisse der angestrebten Zielgruppe möglichst exakt zu treffen, engagieren
immer mehr Werbe- und auch Eventagenturen eigene Trendscouts, die diese Entwicklungen voraus
spüren.
Aber auch im Bereich der allgemeinen Marktforschung können Kulturwissenschaftler unterkommen,
wenn sie sich im Bezugsfach mit den verschiedenen Methoden der Befragung und Auswertung
vertraut gemacht haben.
Multimediales Lernen
Einige Unternehmen verfolgen nicht nur das Ziel, Werbeinformationen über CDROMs zu verbreiten,
sondern für Ihre Mitarbeiter Weiterbildungsinformationen über multimediale Anwendungen zu
vermitteln. Hierbei werden beispielsweise interaktive Lernprogramme für neue Computerprogramme
erstellt, die jedem Mitarbeiter zur Verfügung gestellt werden und deren Inhalte in einzelnen Lektionen
erlernt werden.
Bei der Entwicklung solcher Lernprogramme steht die motivierende Gestaltung im Vordergrund, da
die Verleitung zu einem vorzeitigen Abbruch der Lektion gerade ohne gegenseitige Sozialkontrolle
besonders groß ist. Andererseits hat der Arbeitsnehmer den Vorteil, sich seine beste Lernzeit
aussuchen zu können und sein Lerntempo selbst zu bestimmen. Die Gestaltung, das Texten und der
didaktische Aufbau sind Arbeitsbereiche für Kulturwissenschaftler.
Intranetgestaltung
Die interne Kommunikation und Informationsweitergabe wollen mehr und mehr Unternehmen über
ein internes Netz verwirklichen. Hierfür werden nicht nur eMails innerhalb des Unternehmens
versandt, sondern ein eigenes Intranet angepasst an das firmeneigene Corporate Design geschaffen.
Diese interne Website Nutzer-gerecht zu gestalten, zu programmieren und mit Inhalten zu bestücken
ist ein neues Arbeitsfeld, welches auch von Kulturwissenschaftler besetzt werden kann. Über das
Wissen aus dem Studium hinaus ist hierfür meist erforderlich, entsprechende Programm- bzw.
Programmierkenntnisse geeigneter Computerprogramme zu erwerben.
Zusammengestellt von Barbara Gronauer, Schnee.Gronauer & Partner und Dozentin des Seminars
Kultur.Macht.Arbeit. an der Universität Hildesheim. Rückfragen richten Sie bitte an [email protected]
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