Das Haus Österreich - Habsburg und das Reich

Werbung
Das Haus Österreich Habsburg und das
Reich
Bereits Rudolf I., der erste Habsburger auf dem Thron
des Heiligen Römischen Reiches, versuchte die Krone
für seine Familie zu erhalten und eine
Herrscherdynastie zu gründen. Es bedurfte aber
einiger Anläufe, bis aus den schwäbischen Grafen die
österreichische Kaiserdynastie wurde.
Als geopolitische Basis für die dauerhafte Verknüpfung der
Krone mit dem Haus Habsburg sollten die neu erworbenen
österreichischen Länder dienen. Die Fortführung dieses Planes
wurde jedoch durch den Mord an Albrecht I., dem tatkräftigen
Sohn und Nachfolger Rudolfs als Reichsoberhaupt, zunichte
gemacht. Der Enkel Rudolfs, Friedrich der Schöne, konnte sich
gegen seine Konkurrenten um die Reichskrone nicht
mehr durchsetzen.
Im 14. Jahrhundert wurde das Reich von der Vormachtstellung
des Hauses Luxemburg geprägt. Einen weiteren Rückschlag
erlebten die reichspolitischen Aspirationen der Familie, als die
Habsburger in der Goldenen Bulle Kaisers Karls IV. aus dem
Haus Luxemburg vom Kreis der Kurfürsten ausgeschlossen
wurden. Dies wollte Herzog Rudolf IV. durch
Urkundenfälschungen und die – vorerst – misslungene
Durchsetzung des Titels eines Erzherzogs von
Österreich kompensieren.
Es dauerte mehr als hundert Jahre bis mit Herzog Albrecht V.
wieder ein Habsburger die Herrschaft im Reich übernahm:
Albrecht, als König Albrecht II., konnte außerdem das
luxemburgische Erbe seines Schwiegervaters Kaiser Siegmund,
die Kronen Böhmens und Ungarns, übernehmen. Er starb
jedoch, bevor er das Potenzial dieser Konstellation ausschöpfen
konnte, bereits 1439, nur ein Jahr nach seiner Krönung.
Seinem Nachfolger Friedrich III. aus der steirischen Linie der
Habsburger gelang es trotz aller Rückschläge – u. a. hatte er
auf Böhmen und Ungarn verzichten müssen –, die Reichskrone
für sich zu sichern, die nun bis zum Ende des Reiches 1806
(mit der Ausnahme der Jahre 1740 – 1745) dem Haus
Habsburg erhalten blieb. In der Folge kam es zu einer
zunehmenden Vermischung von Belangen des Reiches und der
habsburgischen Hausmachtpolitik. Obwohl das Heilige
Römische Reich eine Wahlmonarchie war (denn die Kurfürsten
wählten weiterhin den Kaiser), lässt sich de facto eine gewisse
Erblichkeit des Kaisertitels im Haus Habsburg erkennen: So
ließen die Habsburger ihren Nachfolger bereits zu Lebzeiten
(„vivente imperatore“) wählen und krönen. Unter dem Titel
eines „Römischen Königs“ übernahm dieser die Herrschaft
nach dem Tod des Kaisers automatisch, ohne sich einer
neuerlichen Wahl stellen zu müssen.
Die Basis der habsburgischen Reichspolitik waren stets die
österreichischen Erblande, die den Grundstock der
habsburgischen Hausmacht darstellten. Die Dynastie
identifizierte sich seit dem 14. Jahrhundert zunehmend mit dem
Land, sodass nun vom „Haus Österreich“ (latein. „Domus
Austriae“) gesprochen wurde. Dies war auch ein Versuch,
angesichts der zahlreichen Linienteilungen innerhalb der
Dynastie die Einheit des Hauses zu wahren. Selbst nachdem die
Habsburger nach 1500 zu einer europäischen Großmacht
aufgestiegen waren, blieb die Verbindung zum österreichischen
Ursprung erhalten: Die spanischen Habsburger wurden
allgemein als „Casa d’Austria“ bezeichnet.
Nachdem die Undurchsetzbarkeit der universalen Kaisermacht
im Reich im 16. Jahrhundert immer offensichtlicher geworden
war, verlagerte sich der Schwerpunkt habsburgischer Politik
auf den Versuch der Vereinheitlichung der von der Dynastie
beherrschten Territorien mit ihren unterschiedlichen Rechtsund Verfassungstraditionen zu einer habsburgischen
Gesamtmonarchie. Der „zusammengesetzte Staat“ der
Monarchia Austriaca entwickelte sich zunehmend aus dem
Reich heraus: Eine Entwicklung, die in der Gründung des
Kaisertums Österreich 1804 schließlich ihren Endpunkt fand.
Autor
Martin Mutschlechner
Literatur
Niederstätter, Alois: Das Jahrhundert der Mitte. An der Wende vom
Mittelalter zur Neuzeit (=Wolfram, Herwig (Hg.): Österreichische
Geschichte 1400-1522), Wien 1996
Winkelbauer, Thomas: Ständefreiheit und Fürstenmacht. Länder
und Untertanen des Hauses Habsburg im konfessionellen Zeitalter
(=Österreichische Geschichte 1522-1699), Wien 2003
Herunterladen