Germanistik Josepha Mohr Die Unterweltfahrt in Heinrich von Veldekes "Eneasroman" Studienarbeit Einführung in die mittelalterliche Literatur: Heinrich von Veldeke: Eneasroman DIE UNTERWELTFAHRT IN HEINRICH VON VELDEKES „ENEASROMAN“ von Josepha Mohr Inhaltsverzeichnis Vorwort ............................................................................................................... 2 Die Unterwelt des Eneas und die christliche Hölle des Mittelalters ................... 4 Die Stationen der Unterwelt ............................................................................ 4 Die Autoritäten der Unterwelt........................................................................ 12 Die Erscheinungsformen der Toten und die Vorstellung der Metempsychose 15 Fazit ................................................................................................................. 18 Literaturverzeichnis .......................................................................................... 19 Vorwort Der Antikenroman des Mittelalters stellt in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes dar. Nach Elisabeth Lienert ist er aus literarischer Perspektive eine Sonderform des höfischen Romans1. Die Rolle, die er in dieser Position spielt, ist eine außerordentlich wichtige: Er verbindet gänzlich gegensätzliche Weltanschauungen miteinander; in diesem Fall die antik-griechisch-römische mit der mittelalterlichdeutschen. Zwischen den genannten Epochen liegen nicht nur mehr als tausend Jahre Zeit, sondern damit verbunden auch mehr als tausend Jahre technische, politische, menschliche, weltanschauliche und ebenso literarische Entwicklungen, natürlich auch geprägt von großen Auseinandersetzungen, Kriegen und Schmerz. Es ist somit offensichtlich nicht zu leugnen, dass der Mensch der Antike in vielen Belangen – hier vor allem betont in seiner Diesseits- und Jenseitsvorstellung – grundsätzlich anders geartet war als der des Mittelalters. Der vermutlich Mitte bis Ende des zwölften Jahrhunderts geborene2 und damit mittelalterliche Autor Heinrich von Veldeke stellt sich mit seinem „Eneasroman“ diesem Sachverhalt: Er übersetzt und überarbeitet den „Roman d’Eneas“ eines ebenfalls der Zeit des Mittelalters zugeordnetem anonymen französischen Autors, dessen Werk wiederum eine Adaption des antiken Heldenepos „Aenaeis“ von Vergil ist. Veldeke arbeitet also antiken Stoff für ein mittelalterliches Publikum auf. Vergils Werk handelt vom Helden „Eneas“, einem Trojaner und menschlichen Sohn der Göttin Venus, der während des großen trojanischen Krieges von den Göttern den Auftrag erhält, mit seinen Männern zu fliehen und nicht im Kampf zu sterben. Er gelangt nach einer jahrelangen Irrfahrt nach Karthago, dessen Herrin „Dido“ in brennende Liebe zu ihm verfällt, welche aber unerfüllt bleibt und sie in den Tod treibt. Nach der Weisung seines bereits toten Vaters Anchises zieht Eneas mit dem Heer weiter nach Italien, das er nach langen Kämpfen mit den Einheimischen und einer weiteren, diesmal jedoch erfüllten Liebesge1 Vgl. Lienert, Elisabeth, Deutsche Antikenromane des Mittelalters, S.12. 2 Vgl. Kartschoke, Dieter, Nachwort, in: Veldeke, Heinrich von, Eneasroman, S.857. 2