JAHRESBERICHT 2003 Sachbereich: Betriebswirtschaft und Forsteinrichtung (Managerial Economics and Forest Managment Planing) Abgeschlossene Vorhaben Projekt: Forsteinrichtungskonzept MPN (Forest Managment Planning System MPN) Das Konzept wurde in die Praxis umgesetzt. Die Mitwirkung im Fachbeirat ist beendet. Forstzuführende Vorhaben Projekt: Betriebsanalyse und Controlling – zum aktuellen Stand der Diskussion (Economic analyses and controlling of forest enterprises - a review on the state of arts) Mit zunehmender Komplexität und Dynamik des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umfeldes und den damit gestiegenen Anforderung an das Management ist Controlling als Managementfunktion in der Privatwirtschaft, aber auch in öffentlichen Betrieben eingeführt worden und hat sich auch in der Praxis größerer Forstbetriebe etabliert . Dieser in der betrieblichen Praxis geprägte Begriff wird allerdings in sehr unterschiedlichen Sichtweisen und Schattierungen gebraucht und unterliegt inhaltlich einer gewissen Beliebigkeit. Als betriebswirtschaftliche Teildisziplin wird Controlling ebenfalls seit langer Zeit theoretisch intensiv diskutiert. Allerdings bestehen bezüglich der Controllingkonzeptionen erheblich divergierende Auffassungen. Aus der aktuellen Diskussion ergibt sich folgendes: Die funktionale Abgrenzung von Controlling, seine institutionelle Gestaltung sowie seine instrumentelle Unterstützung sind wesentlich Merkmale einer Controlling-Konzeption, wobei stets die betriebsspezifische Situation, insbesondere die übergeordnete betriebliche Zielsetzung, modifizierend und prägend hinzukommt. Orientierung auf das Rechnungswesen: damit sind Konzeptionen gemeint, die sich primär auf die Daten des Rechnungswesens stützen. Sie konzentrieren sich in der Regel auf monetäre Erfolgsziele und sollen sicherstellen, dass trotz latenter oder offener Divergenz in Abteilung A 11 JAHRESBERICHT 2003 den Zielsetzungen der einzelnen betrieblichen Bereiche oder der einzelnen Filialbetriebe das Erfolgsziel des Gesamtbetriebes erreicht wird. Die Wirksamkeit dieser Konzeption ist ganz entscheidend davon abhängig, wie genau die relevanten Sachverhalte und Steuerungsgrößen im Rechnungswesen abgebildet sind. Dies gelingt wohl in erster Linie für das operative Geschäft und deutlich weniger im strategischen Bereich, sodass sich daraus auch eine Einschränkung des Controlling auf die Funktion einer Koordinations- und Kontrollhilfe auf operativer Ebene ergibt. Aus theoretischer Sicht führt diese Einschränkung auf das Rechnungswesen nicht weiter als bisherige Ansätze des entscheidungsorientierten Rechnungswesens. Daraus lässt sich keine neue, eigenständige Funktion neben dem Managementzyklus (aus Planung und Kontrolle) und auch innerhalb des Managementsystems (aus Planung/Kontrolle, Organisation und Personalführung) begründen. Orientierung an Informationszielen: diese Konzeptionen gehen in sofern über den vorgenannten Ansatz hinaus, als sie nicht nur die monetären Zielsetzungselemente, sondern das gesamte Zielsystem des Betriebes im Blick haben. Damit wird die relevante Datenbasis wesentlich erweitert um nichtmonetäre, quantitative Mengeninformationen, aber auch um qualitative Einschätzungen. Diese Informationen betreffen alle betrieblichen Leistungsbereiche (z.B. Absatz, Produktion, Beschaffung) und alle Funktionen im Managementsystem (z.B. Planung/Kontrolle, Organisation, Personalführung). Zentrale Funktion des Controllings ist aus dieser Sicht die Unterstützung der Führungsebene („Lotse zum Erfolg“) bei der und durch die Beschaffung und Aufbereitung entscheidungsrelevanter Informationen. Diese Sicht findet sich z.B. gestaltgebend für das Controlling bei WALL (1999). In den früheren organisatorischen Strukturen der Forstbetriebe war diese Funktion in der Regel nicht explizit enthalten, obwohl eine große inhaltliche Nähe 12 Abteilung A zum internen Rechnungswesen in Verbindung mit der Aufgabe der Gebietsinspektion („ Wandelnder Betriebsvergleich!“) unbestreitbar vorliegt. Unter theoretischem Blickwinkel ist allerdings zu hinterfragen, ob hier tatsächlich eine neue, eigenständige Funktion beschrieben wird. Die Bereitstellung betrieblicher Steuerungsinformationen ist niemals Selbstzweck, sondern bezieht sich auf einen Informationsbedarf, der aus vor- und übergeordneten Aufgaben entsteht. Die Unterscheidung dieser Funktion von den originären Aufgaben des Managements, nämlich sinnvolle Entscheidungen auf tragfähiger Informationsbasis zu treffen, ist diffus. Auch ist nicht erkennbar, worin die Unterschiede zur Kontrollfunktion im Managementsystem liegen, da mit der Kontrolle im Wechselspiel mit der Planung ja genau diese Steuerungsinformationen für die Betriebsführung generiert werden. Dies führt in Anlehnung an anglo-amerikanische Vorbilder z.B. bei PIETSCH und SCHERM (2000, S. 406) dazu, die Kontrollfunktion lediglich als Teilaspekt des Controlling zu betrachten und ihre eigenständige Bedeutung als Zwillingsfunktion zur Planung aufzugeben. Zudem bleibt die Abgrenzung zum betrieblichen Rechnungswesen als Kernstück des betrieblichen Informationssystems unklar. Koordinationsorientierung: diese Konzeptionen, die u.a. durch HORVÁTH (z.B. 1998, S.123) und KÜPPER (2001) vertreten werden, unterscheiden zwischen einer „Primär“Koordination des Ausführungssystems des Betriebes durch die Betriebsführung und der „ Sekundär“-Koordination von Planung/ Kontrolle, Organisation und Personalführung, d.h. innerhalb des Führungssystem („Managementsystem“). Diese SekundärKoordination lässt sich noch danach unterscheiden, wie umfassend das Managementsystem durch Controlling koordiniert werden soll. Koordination von Planung/Kontrolle und Informationsversorgung: gegenüber der in- JAHRESBERICHT 2003 formationsorientierten Konzeption wird die Aufgabe von Controlling erweitert, indem Controlling sich auf die Koordination der Informationsversorgung für Planung und Kontrolle und die Koordination innerhalb des Systems aus Planung und Kontrolle fokussiert. Dabei fällt dem Controlling die Aufgabe zu, Prozesse so zu strukturieren und zu organisieren, dass die Abstimmung zwischen den genannten Systemkomponenten gewährleistet wird („Systembildung“). Außerdem soll Controlling dazu beitragen, dass Problemlösungen und Reaktionen auf Störungen im Planungs- und Kontrollsystem kohärent stattfinden („Systemkopplung“). Koordination des Gesamten Führungssystems: dieser Ansatz trägt der Tatsache Rechnung, dass Koordinationsprobleme nicht nur bei Planung und Kontrolle auftreten können, sondern auch bei und zwischen Organisation und Personalführung. Dies gilt in besonderer Weise in Betrieben, die weniger personenzentriert geführt, sondern im wesentlichen durch Pläne koordiniert werden. Damit erhält das Controlling eine zentrale Koordinationsfunktion, die die zielorientierte Abstimmung zwischen den Teilsystemen der Führung (Planung/Kontrolle, Organisation, Personalführung) sicherstellen soll. Aus theoretischer Sicht ergibt sich die Schwierigkeit, diese ControllingKonzeptionen inhaltlich gegenüber der eigentlichen Betriebsführung („Management“) abzugrenzen, da die Koordination der Teilsysteme zum Kern der Managementhandlungen gezählt werden muss. Die Annahme einer derart eigenständigen Koordinationsfunktion für das Controlling führt dann zu dem logischen Problem, dass Controlling als „ Führung der Führung“ mit einer Omnipotenz ausgestattet wird, die die eigentliche Führung des Betriebes beansprucht und sich damit funktional nicht von dem Inhalt betrieblichen Managements unterscheidet. Qualitätssicherung rationaler Betriebsführung: in der Praxis größerer Betriebe mit komplexen Organisationsstrukturen wirken mehrere Führungskräfte unterschiedlicher funktionaler Ausrichtung und verschiedener persönlicher Kapazität zusammen. Die qualitätssichernde Konzeption des Controlling setzt nun an der Frage an, wie unter diesen Bedingungen die Rationalität der Führung sichergestellt werden kann. Zum einen bedeutet Rationalität der Führung, dass ausreichendes Wissen verfügbar ist. Insofern ist führungsrelevante Information bereitzustellen. Zum anderen sind die Führungshandlungen der Führungskräfte unter dem Aspekt der Qualitätssicherung zu betrachten. Dabei kann z.B. die Eindämmung von persönlichem opportunistischem Verhalten oder die Abschwächung kognitiver oder sozialer Defizite der Führungskräfte eine Rolle spielen. Verbesserte Abstimmung und Verknüpfung zwischen den einzelnen Ressorts, und damit funktionsübergreifende Koordination, erhöht die Rationalität der Betriebsführung. Sind diese potentiellen Engpässe rationaler Betriebsführung behoben, sind die strategischen Optionen des Betriebes durch das Controlling mit neuen Ideen und Lösungen zu bereichern und Anstöße zu effizienzsteigernden Veränderungen zu geben. Aus theoretischer Sicht wird für diese Konzeption geltend gemacht (WEBER 1999, S.42), dass o Controlling somit von Führung exakt o trennbar ist. Controlling hinsichtlich Umfang und Ausprägung von den konkreten betrieblichen Engpässen der Führungsrationalität abhängt und daher nicht generell auf Informationsbeschaffung oder KoAbteilung A 13 JAHRESBERICHT 2003 o ordination reduziert werden kann. Controlling als Aufgabe von ganz un- terschiedlichen Personen und Institutionen (Führungskräfte, Controller, andere Stäbe, externe Berater) wahrgenommen werden kann. Damit gelingt es, sowohl die informationsals auch die koordinationsorientierten Ansätze zusammenzufassen und auch die Vielfalt der in der Praxis anzutreffenden Controlling-Ansätze zu erklären. Kritisch anzumerken ist allerdings, dass die Konzeption auf dem unscharfen Begriff der „ angemessenen Rationalität“ aufbaut, die als ein ausgeglichenes Verhältnis von Reflexion als Ausdruck für Zweckrationalität und von Intuition als spontane, innovative Eingebung verstanden wird. Auch ist Qualitätssicherung keine originäre, neue Aufgabe, sondern findet sich z.B. bei Führungsfunktionen wie der Kontrolle wieder, ist aber auch z.B. im Marketing als Bestandteil des Leistungs- bzw. Ausführungssystem verankert. Beim gegenwärtigen Stand der wissenschaftlichen Diskussion kann als vorläufiges Resümee festgehalten werden, dass dem Controlling in allen Ansätzen die Funktion der Führungsunterstützung zugedacht wird. Insofern kann Controlling als Bestandteil des Führungssystems angesehen werden, das die informationelle und koordinierende Verbindung sowie die qualitätssichernde Interaktion zwischen den Teilsystemen der Betriebsführung herstellt. Projekt: Aus diesen Überlegungen ergibt sich für die gegenwärtige Praxis des Controlling, dass einzelbetrieblich zu entscheiden ist, welche Führungsunterstützungsleistungen durch eine eigenständige Institution „Controlling“ prioritär zu erbringen sind. gleichzeitig festzulegen ist, welche organisatorischen Regelungen zu treffen sind, um die durch Controlling-Spezialisten nicht abgedeckten Unterstützungsleistungen sicherzustellen. mit Maßnahmen der Personalführung (z.B. Qualifikation, Kommunikation) dafür gesorgt wird, dass die Führungskräfte nicht zum Engpass in der Funktionsfähigkeit des Führungssystems werden. Zitierte Literatur: Horváth, P. (1998): Controlling. 7. vollst. überarb. Aufl., München Küpper, H.-U. (2001): Controlling. Konzeption, Aufgaben und Instrumente. 3.,überarb. und erw. Aufl. Stuttgart Pietsch, G./Scherm, E. (2000): Die Präzisierung des Controlling als Führungs- und Führungsunterstützungsfunktion. Die Unternehmung 54. Jg. (2000), H. 5, S. 395-412 Wall, F. (1999): Planungs- und Kontrollsysteme: informationstechnische Perspektiven für das Controlling. Grundlagen – Instrumente – Konzepte. Wiesbaden Weber, J. (1999): Einführung in das Controlling. 8. akt. und erw. Auflage, Stuttgart Betriebswirtschaftliche Untersuchungen zu waldbaulichen Behandlungsmodellen der Fichte (Economic investigations on silvicultural concepts for norway spruce management) Die Untersuchung wurde planmäßig fortgesetzt (siehe Abt. D). 14 Abteilung A JAHRESBERICHT 2003 Projekt: Inventurverfahren für die Erfassung von Wildverbiss und Schälung als Teil des waldbaulichen Gutachtens (Inventory of deer browsing and bark stripping as a basis for estimating the silvicultural impact of deer damages) Die Untersuchung wurde planmäßig fortgesetzt (siehe Abt. D). Projekt: Betriebswirtschaftliche Beurteilungskriterien für langfristige Bewirtschaftungsstrategien (Economic decision criteria for longterm forest management strategies) Dieses Projekt konnte aus Kapazitätsgründen nicht vorangebracht werden. Projekt: Betriebswirtschaftliche Entscheidungshilfen für die Praxis (Economic decision criteria for forest management purposes ) Die Seminare wurden planmäßig durchgeführt. Abteilung A 15