Missionsbrief Januar-1_Layout 1 09.01.14 16:05 Seite 2 Der Sprung in der Schüssel Aus Indien Es war einmal eine indische Frau, die zwei Schüsseln hatte, die von den Enden einer Stange hingen, die sie über ihren Schultern trug. Eine der Schüsseln hatte einen Sprung, während die andere makellos war und stets eine volle Portion Wasser faßte. Am Ende der langen Wanderung vom Fluß zum Haus war die andere Schüssel jedoch immer nur halb voll. Zwei Jahre lang geschah dies täglich: Sie brachte immer nur anderthalb Schüsseln Wasser mit nach Hause. Die makellose Schüssel war natürlich sehr stolz auf ihre Leistung, aber die arme Schüssel mit dem Sprung schämte sich wegen ihres Makels und war betrübt, daß sie nur die Hälfte dessen verrichten konnte, wofür sie gemacht worden war. Nach zwei Jahren, die ihr wie ein endloses Versagen vorkamen, sprach die Schüssel zu der alten Frau: „Ich schäme mich so wegen meines Sprungs, aus dem, den ganzen Weg zu deinem Haus immer Wasser läuft.“ Die Frau lächelte: „Ist dir aufgefallen, daß auf deiner Seite des Weges Blumen blühen, aber auf der Seite der anderen Schüssel nicht? Ich habe auf deiner Seite des Pfades Blumensamen gesät, weil ich mir deines Fehlers bewußt war. Nun gießt du sie jeden Tag, wenn wir nach Hause laufen. Zwei Jahre lang konnte ich diese wunderschönen Blumen pflücken und den Tisch schmücken. Weil du genauso bist wie du bist, existiert diese Schönheit, die unser Haus beehrt.“ In jeder Schwäche liegt eine Stärke. Seine eigenen Schwächen zu sehen und anzuerkennen kann die Quelle für Wunderbares und Schönes sein. Wir können auch Quellen der Stärke sein für die Schwächsten, die Kinder dieser Erde. Wir können ihnen unsere Aufmerksamkeit schenken, und Wunderbares kann aus ihnen wachsen. Eine gute Nachricht … erreicht uns aus Lima in Peru. Catalina, Elio und Pater William freuen sich über die Unterstützung aus Deutschland und bedanken sich herzlichst dafür, daß mit den gesendeten 9.800,-- Euro Nahrungsmittel für die Suppenküche besorgt werden können. Catalina wird weiterhin helfen, Emoliente zu kochen, und täglich werden 600 Mahlzeiten für hungrige Straßenkinder, schwangere Frauen und alte Menschen zubereitet. Und weil Sie, liebe Missionsfreunde, sind wie Sie sind, existiert die Freude in der Suppenküche Limas! EIN DANK ZUM SCHLUSS Er gilt den Missionsfreunden, die uns über unsere Aktion „Mein Sparbuch für den Notfall“ ihre Zinsen zugute kommen lassen, die uns zu Geburtstagen und Jubiläen eine Spende gaben, die uns bei Erbschaften bedachten oder sich bei der „Bank für Orden und Mission“ – der Bank für den mehrfach guten Zweck – mit Geldanlagen unter ethischen Kriterien beteiligten. Sollten Sie über diese Hilfen mehr wissen wollen, schreiben Sie uns. Herausgeber: MISSIONSZENTRALE DER FRANZISKANER e.V., Albertus-Magnus-Straße 39, D-53177 Bonn, Telefon 02 28-95 35 40 • Telefax 02 28-9 53 54 40 • email: [email protected] • www.mzf.org Der Missionsbrief ist die unentgeltliche Informationsschrift für Spender und Förderer der Missionszentrale. Verantwortlich für die Redaktion: P. Claudius Groß OFM. Fotos: Missionszentrale der Franziskaner Spendenkonten: Sparkasse KölnBonn Konto-Nr.: 25 001447 BLZ: 370 501 98 IBAN: DE83 37050198 0025001447 SWIFT-BIC.: COLSDE 33 Bank für Orden und Mission Konto-Nr.: 80 000 103 BLZ: 510 917 11 IBAN: DE92 5109 1711 0080 0001 03 SWIFT-BIC: BFOMDE51 MISSIONSBRIEF Januar 2014 Was wichtig ist Nahrungsmittelhilfe für Familien auf den Philippinen Zuversicht „Mama, wo ist unser Haus?“, fragt meine dreijährige Tochter Francine meine Frau. Und während sie unsere Tochter schützend in den Arm nimmt, antwortet sie: „Das ist nicht wichtig. Wichtig ist, daß wir leben und sicher sind.“ Die Dankbarkeit in ihrem Blick, der auf mich und unseren Sohn gerichtet ist, die Ruhe und gleichzeitige Zuversicht, die meine Frau ausstrahlt, während rundherum Zerstörung, Verzweiflung und Trauer herrschen, lassen mich innehalten. Ich stütze mich auf meine Schaufel und schaue diese beiden mir so lieben Menschen einfach nur an. Sie berühren mich. Ich nehme die Schaufel wieder in meine Hände und arbeite weiter.“, so Francines‘ Vater, während er und seine Familie in der Schule der Franziskanerinnen bei den Aufräumarbeiten helfen. Odette, Helen, Yolanda … hinter diesen wohlklingenden Namen verstecken sich monströse zerstörerische Kräfte, die über alles hinwegfegen und eine Schneise der Verwüstung hinter sich lassen. Im letzten Jahr haben 13 Taifune die Küsten der Philippinen erreicht und sind zerstörerisch über das Land gezogen. Taifune entstehen vor allem von Juli bis November über dem Meer, wenn das Oberflächenwasser eine Temperatur von mindestens 26 Grad Celsius erreicht hat und stark verdunstet. Über Land verlieren sie an Kraft, da der Nachschub feuchtwarmer Luftmassen fehlt. Geborgenheit und Vernichtung „Der Schlamm steht teilweise bis zum Dachfirst der Häuser. Der benachbarte eigentlich kleine Fluß ist nun rei- ßend und schwemmt Trümmer und Baumstämme mit sich, was die nächste Überschwemmung noch verheerender machen wird. Aufräumarbeiten sind dringend notwendig, damit das Solidarität und Menschlichkeit Die Hilfsbereitschaft und der Zusammenhalt zwischen den Familien und den Franziskanerinnen in Nibangon sind beispielhaft. Die Schwestern un- Wasser abfließen und nicht noch mehr Schaden anrichten kann. Bereits jetzt haben viele Familien ihr Zuhause verloren. Es gibt keine Maschinen, und wir räumen mit unserer Hände Kraft Schlamm und Schutt aus den verbliebenen Häusern und dem Fluß. Eine mühselige, kräftezehrende Arbeit. Wir sind aber voller Zuversicht, daß wir es gemeinsam schaffen werden.“, schreibt uns Schwester Mary aus Nibangon auf der Insel Luzon/Philippinen. Ein Taifun Ende September hat bereits seine vernichtenden Spuren gezogen. Und während Schwester Mary ihren Hilferuf an uns richtet, baut sich bereits der schwerste Super-Taifun „Yolanda“, bei uns bekannt unter dem Namen „Haiyan“, über dem Meer auf. Geborgenheit und Vernichtung wechseln rasch auf den Philippinen. Die Menschen sind wahrlich katastrophenerprobt, aber „Yolanda“ übertrifft an Zerstörung alles vorher Erlebte. terhalten eine Schule für das Ureinwohnervolk der Aeta. Für die Kinder, Jugendlichen und auch Erwachsenen im Umfeld ist es die einzige Möglichkeit, lesen, schreiben und rechnen zu lernen. Die Familien wollen Schlamm und Schutt wegräumen, Schule und Häuser wieder aufbauen. Im Gegenzug möchten die Schwestern den helfenden 420 Familien täglich Nahrungsmittel zur Verfügung stellen, da sie alle ihr gesamtes Hab und Gut verloren haben. 3 kg Reis, 3 Dosen Sardinen, 4 Päckchen Nudeln und 3 Päckchen Instantkaffee mit Milch und Zucker soll jede Familie mehrmals für einen Zeitraum von zwei Monaten erhalten, damit sie überleben können und Kraft zum Wiederaufbau haben. Dafür bittet uns Schwester Mary um eine Unterstützung von 10.000,-- Euro. Mit unserer Solidarität können Francis und ihre Eltern mit allen Familien zuversichtlich in die Zukunft schauen. Missionsbrief Januar-1_Layout 1 09.01.14 16:05 Seite 4 Hoffnung auf Heimkehr Mexiko Es ist zwei Tage vor Weihnachten im Jahr 1997. Paramilitärische Truppen, bis auf die Zähne bewaffnet, überfallen das Flüchtlingslager in Acteal in Mexiko. Mit barbarischer Grausamkeit werden Babys, Kinder, Frauen und Männer unter dem beobachtenden und tolerierenden Auge der Polizei regelrecht abgeschlachtet. „Juana wäre heute 17 Jahre alt.“, sagt ihre Mutter und hält das Bild ihres Babys in der Hand. „Und ich hätte sie heranwachsen sehen können, und ich hätte mit ihr erleben dürfen, wie es ist, eine Tochter zu haben.“ Tränen nehmen ihr die Sprache. baren, beschämenden Ereignisse könnten sich wiederholen. Nie kehrt wirklich Ruhe ein in Acteal und Umgebung. Heute versucht der Staat alles, sich „schwieriger Einwohner“ zu entledigen und sucht die Bevölkerung der Indigenengruppe der „Abejas“ in den Dörfern nahe der Stadt San Cristobal de las Casas zu spalten. Die Lage spitzt sich erneut zu. Die Vorgänge schüren Angst und Schrecken, die furcht- Pater Gabriel setzt sich tatkräftig für sie alle ein und bittet uns um eine Hilfe von 9.700,-- Euro, damit sie Nahrungsmittel, Kleidung, Medikamente, Baumaterial für provisorische Unterkünfte und juristische Hilfe erhalten. Ziel ist es, ihnen allen wieder die sichere Heimkehr zu ermöglichen. Sehr gerne möchten wir hier helfen. Die katholische Gemeinde im Kreis Acteal, wurde Ende August letzten Jahres massivst bedroht. Die Kirche und Gemeinderäume wurden in Brand gesteckt, während Kinder, Frauen und Männer dort versammelt waren. Am 26. August flüchteten 33 Mädchen, 28 Jungs, 20 Frauen und 17 Männer aus Puebla nach Acteal. Vertrieben aus ihrem Heimatdorf, hausen sie hier am Rande des Ortskerns seither unter schmählichen Bedingungen. Mit uns an der Seite der Armen Ihre Hilfe für Menschen in Not Das Recht auf Gesundheit Madagaskar … ist ein Menschenrecht. Allen Menschen weltweit sollte es zuteil sein. Dazu gibt es vier zentrale Prinzipien der primären Gesundheitsversorgung. Das erste dieser Prinzipien besagt, daß allen Menschen eine gerechte und allgemein zugängliche medizinische Versorgung offen steht und für alle Menschen aus städtischem oder ländlichem Umfeld immer zugänglich ist. Für uns hier in Deutschland ist dieses Recht erfüllt. Stehen doch hier in Ballungsräumen 100.000 Einwohnern 300 Ärzte zur Verfügung. Ganz anders ist das auf Madagaskar. Bemaha ist ein Dorf auf dem Hochland, das nur über eine einzige Straße erreichbar ist. Eine intakte Gesundheitsversorgung gibt es nicht. Die Familien leben in der Landwirtschaft von der Hand in den Mund. In den Regenzeiten ist die Straße un- passierbar. Das passiert häufig von Oktober bis April, wenn Sommer ist. Wer in dieser Zeit medizinische Hilfe benötigt, kann nur darauf hoffen, daß nicht gerade Regen fällt. Betroffen sind 20.000 Menschen, die im Umland verstreut leben. Pater Nirisoa und seine Mitbrüder haben begonnen, ein dringend notwendiges Zentrum zur primären Gesundheitsversorgung aufzubauen. Der Rohbau steht, vor allem durch die Hilfe der Einwohner. Jetzt fehlen aber die Mittel zur Fertigstellung des Gebäudes. Damit die geleistete Arbeit durch Witterungsbedingungen nicht zerstört wird, bittet Pater Nirisoa uns um eine Hilfe von 8.600,-- Euro, damit das fehlende Dach gebaut werden kann, die Wände verputzt sowie Fenster und Türen eingesetzt werden können. Spurlos verschwunden Himmelstropfen Kenia „Unten schön bauschig rund und oben spitz. So, meinen wir, fallen die Regentropfen vom Himmel. Normale Regentropfen aber haben einen Durchmesser von etwa 2 mm. nianischen Rapogi. Eine Verletzung am Bein hat sich lebensbedrohlich entzündet. Wenn diese Himmelstropfen fallen, verändern sie durch die Luftreibung ihre Form. Sie sind unten abgeflacht und eingedellt, oben bleiben sie fast rund. Kein Wassertropfen kann größer als 9 mm werden. Spätestens bei dieser Größe platzt er, weil er sich, je größer er wird, immer mehr ausdehnt, sich verformt, bis er schließlich platzt.“ Dank der fürsorglichen Pflege und der ablenkenden Erzählungen der Franziskanerin ist er auf dem Wege der Besserung. Schwester Anita schreibt uns, daß in der Krankenstation 37 stationäre Patienten aufgenommen werden können, monatlich 40 Geburten begleitet und täglich 150 Kranke ambulant behandelt werden. Der Bedarf an Nutzwasser steigt stetig, und sauberes Trinkwasser ist spärlich. Der zehnjährige Fedel hört Schwester Anita aufmerksam zu und folgt mit seinen Augen ihren Händen, die beim Wort „platzt“ ruckartig auseinandersprengen. Fedel liegt seit einer Woche in der Krankenstation im ke- Sie bittet uns um eine Hilfe von 6.900,-- Euro, damit die Dachrinnen und Rohre zum Auffangen des Regenwassers verbessert werden und ein Wassertank gebaut werden kann. Gerne möchten wir helfen. Der wilde Löwe Uganda ,Es ist, als wäre ein wilder zorniger Löwe in meinem Bauch. Er boxt und stößt mich und brüllt so laut. Manchmal tut er mir so weh, daß mir schwarz wird vor Augen und ich einfach umfalle. Wenn ich aufwache, ist der Löwe nicht mehr da. Ich denke, daß er tot ist. Dann höre ich die Stimme von Schwester Mary. Sie ruft meinen Namen, und ich spüre ihre Hand am Hals und süßen Tee im Mund. die fünfjährige Mia fühlt und erleidet. Hunger, wirklicher Hunger, gehört leider zum Alltag der Kinder. Das macht mich froh. Der Löwe kommt aber immer wieder. Er läßt mich nicht in Ruhe.‘ Mias Löwe heißt Hunger, und während sie das wütende Tier in ihrem Bauch beschreibt, zeigt mir ihr Ausdruck, wie tief der Schmerz des Hungers in ihr gräbt.“ Schwester Mary leitet den Mother Kevin Kindergarten in Pallisa. Sie kann sehr gut nachempfinden, was Da die Mittel kaum ausreichen, bittet Schwester Mary uns um eine Unterstützung von 11.000,-- Euro für 90 Sack Maismehl, 15 Sack Zucker, 180 Liter Öl, 35 Sack Reis, je 20 Sack Kartoffeln, Bohnen und Erbsen. Davon können alle 120 Kinder 12 Monate lang täglich satt werden, und Mias Löwe könnte in den Dschungel wandern. Die Eltern können ihnen weder ein Frühstück noch ein Abendessen zubereiten. Wenn die Mädchen und Jungen am Morgen kommen, war ihre letzte Mahlzeit das Mittagessen bei den Franziskanerinnen am Vortag. Es ist dringend notwendig, daß die Kinder im Kindergarten genug zu essen bekommen. Kolumbien „Ich will meine Tochter zurück haben. Zehn Jahre bin ich ohne sie. Zehn Jahre Qual. Selbst wenn es nur die Überreste ihrer Knochen sind. Sie war meine einzige Tochter. Manchmal sagt mir mein Herz, daß sie noch lebt. Dann wieder bin ich sicher, daß sie tot ist.“, berichtet Maria Sanchez und blickt auf eine vergilbte abgegriffene Fotografie. Ihre Tochter wurde wahrscheinlich von Paramilitärs entführt, zu Tode gefoltert und in den Tiefen des Dschungels verscharrt. Sie schildert uns weiter: „Als ich im paramilitärischen Lager nach meiner Tochter fragte, hielt man mir einen Revolver an den Kopf, und sie gaben mir 15 Minuten, um die Stadt zu verlassen.“ Das gewaltsame Verschwindenlassen von Menschen in Kolumbien ist keinesfalls eine Sache der Vergangenheit. In nur zwei Jahren sind 38.200 Menschen spurlos verschwunden. 20.000 liegen auf Friedhöfen unter der Bezeichnung „ohne Namen“ (N.N.) oder wurden in Massengräbern verscharrt. Das Leid und der Schrecken belasten unzählige Familien. Sie sind traumatisiert, leiden unter der Gewalt und trauern. Sie wissen oft nicht, ob sie den morgigen Tag noch erleben werden. Pater Mario unterstützt in Cali die Familienangehörigen vieler Opfer und bittet uns um 10.000,-- Euro für die nach wie vor dringend notwendige gerichtliche Nachforschungsarbeit. Er setzt sich ein für Wahrheit, Gerechtigkeit, und soweit möglich, für Wiedergutmachung, damit die Familien und die Verstorbenen Frieden finden. Gerne möchten wir diese wichtige Arbeit unterstützen.