Endfassung_Evaluierung IRIS_Dezember_12_2011

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Regionale Sicherheitsdialoge
Integration,
Radikalisierung
und Islamismus
Ein Projekt
der Landesintegrationsbeauftragten
und des Verfassungsschutzes
- Juli 2009 bis Mai 2011 -
Ergebnisse der Evaluierung
Ministerium des Innern des Landes Brandenburg
– Abteilung Verfassungsschutz –
Henning-von-Tresckow-Straße 9-13, 14467 Potsdam
Tel.: +49 (0331) 866 2509
Fax: +49 (0331) 866 2609
E-Mail: [email protected]
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung
2. Die Evaluation
3. Ergebnisse der geschlossenen Fragen
4. Ergebnisse der offenen Fragen
5. Evaluierungsgespräche in den Focusgruppen
6. Schlussfolgerungen
7. Anlagen:
7.1 Ablaufplan
7.2 Fragebogen
7.3 Langfassung der Antworten auf die offenen Fragen
2
1. Einleitung
Spätestens seit den Verhaftungen der Sauerland-Gruppe (2007) sowie dem Anschlagsversuch auf Regionalzüge durch die „Kofferbomber“ (2006) ist offenkundig, dass sich terroristische Aktivitäten islamistischer Extremisten keineswegs auf Metropolen konzentrieren. Planungs- und Vorbereitungsprozesse
sowie eine Radikalisierung der Täter haben ebenso in Umlandregionen stattgefunden. Hinzu kommen
islamistisch-extremistische Internetangebote, über die sich Einzelpersonen ohne Anbindung an entsprechende lokale Strukturen radikalisieren. Die Ereignisse am Flughafen Frankfurt/Main im März 2011
haben das erneut verdeutlicht. Für die Prävention gegen islamistischen Extremismus gewinnen daher
auch ländliche Regionen wie Brandenburg an Bedeutung.
Auch brandenburgischen Sicherheitsbehörden sind in den letzten Jahren vereinzelte problematische
Aktivitäten aufgefallen. Mit den klassischen Instrumenten der Sicherheitsbehörden allein können diese
kaum zufriedenstellend abgewehrt werden. Um islamistische Bestrebungen in ihrer Frühphase zu erkennen, fällt der lokalen Ebene und damit der Zivilgesellschaft eine Schlüsselrolle zu. Schließlich bestehen vor Ort weit bessere Chancen, solche Tendenzen rechtzeitig zu erkennen. Dafür bedarf es einer
strategischen Informationsvermittlung, Unterstützung und Beratung durch die Sicherheitsbehörden.
Im Jahr 2009 hat die Verfassungsschutzbehörde Brandenburg den „Regionalen Sicherheitsdialog: Integration, Radikalisierung und Islamismus“ (IRIS) ins Leben gerufen. Das Anliegen von IRIS war, lokale
Behörde sowie zivilgesellschaftliche Akteure über islamistischen Extremismus zu informieren und
zugleich zur Integration ausländischer Mitbürger zu ermutigen (siehe Anlage 6.1 „Ablaufplan). Nur gemeinsam mit ihnen kann islamistischem Extremismus und Ausländerextremismus der Boden entzogen
werden. Da hierbei Minderheitenaspekte im Land Brandenburg berührt sind, wurde IRIS in Kooperation
mit der Integrationsbeauftragten des Landes Brandenburg durchgeführt. Die Veranstaltungsreihe hat
bundesweit Modellcharakter.
Im Zeitraum vom 1.Juli 2009 bis zum 25. Mai 2011 wurden insgesamt 19 IRIS-Veranstaltungen in allen
Landkreisen (14) und kreisfreien Städten (4) angeboten. Sie fanden vor Ort in Räumlichkeiten der
Kreisverwaltungen, Stadtverwaltungen oder Universitäten statt. Eingeladen wurden Mitarbeiter kommunaler Behörden und weiterer Einrichtungen, insbesondere von solchen, die vom Tätigkeitsprofil her mit
der Thematik konfrontiert sind oder potentiell sein könnten. Ebenso wurden zivilgesellschaftliche Strukturen eingebunden. Grundsätzlich ergab sich so folgender Adressatenkreis:
Regionale Verwaltung
Ausländer-/Integrationsbeauftragte
Ausländerbehörden
Schulen und Schulaufsichtsbehörden
Sozial- und Meldebehörden
Justizvollzug
Universitäten
Jugendämter
Mitarbeiter von Asylbewerberheimen
Soziale und kulturelle Verbände vor Ort
Polizeidienststellen
Kirchenvertreter
3
Hinzu kam ein gesonderter Termin für Mitarbeiter in Ausländerbehörden. Das Veranstaltungsangebot
nahmen insgesamt 915 Interessierte wahr.
Mit IRIS hat der brandenburgische Verfassungsschutz am Integrationswettbewerb 2010 der Deutschen
Islamkonferenz teilgenommen. Im November 2010 wurden durch den damaligen Bundesinnenminister
Dr. Thomas de Maizière die Gewinner ausgezeichnet. Zwar gehört IRIS nicht zu den Preisträgern, aber
die Jury hat das bundesweit einmalige Projekt in die engere Wahl genommen. Es wird als „innovativ
und vorbildhaft“ bezeichnet.
Zusammen mit der Integrationsbeauftragten wurden die Fachvorträge, die im Rahmen von IRIS gehalten wurden, im Frühjahr 2010 als Broschüre veröffentlicht.
2. Die Evaluation
Die IRIS-Reihe wurde in Form eines standardisierten Fragebogens (siehe Anlage 6.2 „Fragebogen“) mit
überwiegend geschlossenen Fragen evaluiert. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass der Zeitraum zwischen Erhebung und jeweiliger Veranstaltung einige Wochen bis hin zu Monaten betragen konnte. 398
Teilnehmer sandten die Fragebögen zurück. Das entspricht einer Quote von 42,5 Prozent. 138 dieser
Fragebögen enthielten Angaben zu den offenen Fragen.
Zusätzlich wurde IRIS im Oktober 2011 mittels zweier Focus-Gruppen-Diskussionen (FGD) evaluiert.
Gegenüber der Fragebogenauswertung lässt sich damit ein detaillierteres Meinungsbild der Teilnehmer
nachzeichnen. Nachteilig ist hingegen, dass nur bestimmte Personen – meist die, die am Thema besonders interessiert sind - daran mitwirken wollen. Trotzdem ist es sinnvoll, beide Methoden zu kombinieren. Insgesamt erklärten 28 IRIS-Teilnehmer ihre Bereitschaft zur Mitwirkung an einer FDG, knapp
20 haben schließlich teilgenommen.
3. Ergebnisse der geschlossenen Fragen
Hinweis: Bei der Addierung der angegebenen Prozentwerte kann es zu Rundungsfehlern kommen.
Anzahl der Befragten
Frage 1: Wurden Ihnen die notwendigen Informationen vermittelt, um das Thema „Integration,
Radikalisierung und Islamismus“ zu verstehen?
400
350
300
250
200
150
100
50
0
327
ja
nein
teils/teils
keine Angaben
67
3
= 82,16%
= 0,75%
1
= 16,83%
= 0,25%
Antwortverteilung
4
Anzahl der Befragten
Frage 2: Hat die Veranstaltung dazu beigetragen, dass Sie zwischen Islam als Religion und
islamistischem Extremismus jetzt besser unterscheiden können?
400
350
300
250
200
150
100
50
0
309
ja
nein
teils/teils
keine Angaben
73
12
= 77,64%
4
= 3,02%
= 18,34%
= 1,01%
Antwortverteilung
Anzahl der Befragten
Frage 3: Hat die Veranstaltung dazu beigetragen, dass Sie anderen Personen den Unterschied
zwischen Islam als Religion und islamistischem Extremismus jetzt besser erklären können?
400
350
300
250
200
150
100
50
0
203
ja
nein
teils/teils
keine Angaben
ungültig
174
17
= 51,01%
= 4,27%
= 43,72%
2
2
= 0,25%
= 0,25%
Antwortverteilung
5
Anzahl der Befragten
Frage 4: Glauben Sie, dass Sie durch die Veranstaltung besser in die Lage versetzt wurden,
Radikalisierungsprozesse zu erkennen?
400
350
300
250
200
150
100
50
0
ja
nein
195
175
teils/teils
keine Angaben
ungültig
24
= 43,97%
= 6,03%
= 48,99%
3
2
= 0,75%
= 0,25%
Antwortverteilung
Anzahl der Befragten
Frage 5a: Konnten Sie bereits Informationen der Veranstaltung nutzen?
400
350
300
250
200
150
100
50
0
ja
nein
teils/teils
keine Angaben
202
122
72
2
= 18,09%
= 50,75%
= 30,65%
= 0,50%
Antwortverteilung
Anzahl der Befragten
Frage 7: Hatten Sie sich bereits vor der Veranstaltung intensiv mit dem Thema „islamistischer
Extremismus“ befasst?
400
350
300
250
200
150
100
50
0
179
ja
nein
teils/teils
keine Angaben
155
63
1
= 15,83%
= 44,97%
= 38,94%
= 0,25%
Antwortverteilung
6
Anzahl der Befragten
Frage 8: Wie war die Veranstaltung inhaltlich aufgebaut?
400
350
300
250
200
150
100
50
0
347
gut
nicht gut
teils/teils
keine Angaben
45
3
= 87,19%
3
= 0,75%
= 11,31%
= 0,75%
Antwortverteilung
Anzahl der Befragten
Frage 9: Wie haben die Referenten rhetorisch vorgetragen?
400
350
300
250
200
150
100
50
0
329
gut
nicht gut
teils/teils
keine Angaben
ungültig
64
2
= 82,66%
= 0,50%
= 16,08%
2
1
= 0,50%
= 0,25%
Antwortverteilung
Anzahl der Befragten
Frage 10: Haben die Referenten sachlich ausgewogen vorgetragen?
400
350
300
250
200
150
100
50
0
341
ja
nein
teils/teils
keine Angaben
ungültig
49
4
1
= 1,01%
= 0,25%
3
= 85,68%
= 0,76%
= 12,31%
Antwortverteilung
7
Anzahl der Befragten
Frage 11: Bot die Veranstaltung genug Raum für Fragen und Dialoge?
400
350
300
250
200
150
100
50
0
310
ja
nein
teils/teils
keine Angaben
69
16
= 77,89%
3
= 4,02%
= 17,34%
= 0,75%
Antwortverteilung
Anzahl der Befragten
Frage 12: Wie war die Veranstaltung organisiert?
400
350
300
250
200
150
100
50
0
361
gut
nicht gut
teils/teils
keine Angaben
31
3
= 90,70%
= 0,75%
3
= 7,79%
= 0,75%
Antwortverteilung
Anzahl der Befragten
Frage 13: Die Veranstaltung ging über einen ganzen Tag. War das angemessen?
400
350
300
250
200
150
100
50
0
312
ja
nein
teils/teils
keine Angaben
57
ungültig
22
= 78,39%
= 5,53%
= 14,32%
5
2
= 1,26%
= 0,50%
Antwortverteilung
8
Anzahl der Befragten
Frage 14: War die Veranstaltung für Sie ein Gewinn?
400
350
300
250
200
150
100
50
0
324
ja
nein
teils/teils
keine Angaben
ungültig
68
4
= 81,41%
= 1,01%
= 17,09%
1
1
= 0,25%
= 0,25%
Antwortverteilung
Anzahl der Befragten
Frage 15: Würden Sie wieder eine Veranstaltung des Verfassungsschutzes besuchen?
400
350
300
250
200
150
100
50
0
362
ja
nein
teils/teils
keine Angaben
4
= 90,95%
ungültig
28
= 1,01%
= 7,04%
3
1
= 0,75%
= 0,25%
Antwortverteilung
Anzahl der Befragten
Frage 16: Wünschen Sie, dass die Veranstaltungsreihe zum Thema „Integration, Radikalisierung und
Islamismus“ mit aktuellen Informationen fortgesetzt wird?
400
350
300
250
200
150
100
50
0
346
ja
nein
teils/teils
keine Angaben
9
= 86,93%
= 2,26%
40
3
= 10,05%
= 0,75%
Antwortverteilung
9
Frage 6: Welche Themenbereiche haben Sie besonders angesprochen? (Bitte maximal
vier Themenbereiche ankreuzen)
Antworten geordnet nach Anzahl der Nennungen
1. Unterschied zwischen Islam und islamistischem Extremismus
(240 Nennungen = 60,3 Prozent)
2. Erkennen von Radikalisierung
(220 Nennungen = 55,3 Prozent)
3. Aktuelle Bedrohungslage durch islamistische Extremisten
(199 Nennungen = 50,0 Prozent)
4. Deutsche als islamistische Terroristen
(182 Nennungen = 45.7 Prozent)
5. Konvertiten im islamistischen Extremismus
(169 Nennungen = 42,5 Prozent)
6. Ideologie des islamistischen Extremismus
(157 Nennungen = 39,4 Prozent)
7. Integration in Brandenburg
(122 Nennungen = 30,7 Prozent)
8. Maßnahmen gegen Radikalisierung
(91 Nennungen = 22,9 Prozent)
9. Konzeption der freiheitlichen demokratischen Grundordnung
(30 Nennungen = 7,5 Prozent)
Mit der Veranstaltungsreihe ist es offensichtlich gelungen, einer Mehrheit der Teilnehmer die spezifischen Unterscheidungsmerkmale zwischen Islam als Religion und islamistischem Extremismus zu vermitteln (vgl. Diagramme, Frage 1 und 2). Mehrheitlich gehen die Teilnehmer davon aus, dass sie den
Unterschied zwischen Islam als Religion und islamistischem Extremismus aufgrund der Veranstaltung
anderen nun besser erklären können (vgl. Diagramm, Frage 3). Ein großer Teil der Befragten hatte sich
mit dem Themenfeld „Integration, Radikalisierung und Islamismus“ im Vorfeld der Veranstaltung noch
nicht intensiv befasst (vgl. Diagramm Frage 7). Die Veranstaltungsreihe konnte daran anknüpfen und
Informationen zielgerichtet vermitteln. Es gab stets genügend Raum für allgemeine Zwischen- oder
inhaltliche Nachfragen (vgl. Diagramm, Frage 11).
Die rhetorischen Fähigkeiten der Referenten, deren fachliche Objektivität sowie der inhaltliche Aufbau
der Veranstaltung wurden für gut befunden (vgl. Diagramme, Frage 8, 9 u. 10). Die organisatorischen
Rahmenbedingungen sowie der beanspruchte Zeit der Veranstaltung (vgl. Diagramm, Frage 12, 13)
trafen auf Zuspruch. Deshalb erklärt die Mehrheit der Befragten, dass die Veranstaltung einen persönlichen Gewinn für sie darstellt (vgl. Diagramm, Frage 14). Eine Fortsetzung wird begrüßt (vgl. Diagramm,
Frage 16). Gestützt wird dieses Ergebnis durch die Angaben bei Frage 4. Die Mehrheit der Befragten
konnte die Frage, ob sie nun besser in der Lage sei, Radikalisierungsprozesse zu erkennen, nicht eindeutig positiv beantworten.
Ebenso ist Interesse an weiteren Angeboten des Verfassungsschutzes vorhanden (vgl. Diagramm, Frage 15).
10
4. Ergebnisse der offenen Fragen
Zur Frage der Nutzung der Informationen (Frage 5): Die Informationen werden zumeist im Kollegenkreis
oder in der Leitungsebene weitergegeben. Sie dienen aber auch der Vorbereitung und Durchführung
von Jugendforen und anderen Diskussionsveranstaltungen. Eine Sensibilisierung für das Thema ist
erreicht. Dies ist hilfreich bei der Einordnung politischer Ereignisse sowohl in Bürgergesprächen, bei
Vorträgen als auch im privaten Umfeld. Lehrer setzen die Informationen im Unterricht ein. Ein Netzwerk
für Demokratie hat eine Fortbildungsveranstaltung in einer Berliner Moschee samt Besichtigung des
Bezirks Neukölln veranstaltet. Allgemein hat die Veranstaltung zum besseren Verständnis des Problems
beigetragen.
Zu den Anmerkungen, Kritiken, Wünschen und Vorschlägen (Frage 17): Insgesamt erhält die Veranstaltung viel Lob. Dies gilt sowohl für die Themenstellung als auch für die Referenten. Eine direkte und
damit stärkere Rückkopplung mit dem Auditorium wird gewünscht. Jedoch wird auch darauf hingewiesen, dass der Titel der Veranstaltungsreihe „unglücklich“ gewählt sei, da der Begriff „Integration“ neben
den als negativ eingestuften Worten „Radikalisierung“ und „Islamismus“ steht.
Viele sind der Meinung, solche Informationen müssten auch der Bevölkerung stärker vermittelt werden.
Eine Fortsetzung der Veranstaltung wird als wünschenswert betrachtet. Darüber hinaus ist eine größere
Unterstützung zivilgesellschaftlicher Kräfte durch den Verfassungsschutz vor Ort erbeten.
Gewünscht werden weiterhin:
noch mehr praxisbezogene Informationen,
mehr Informationen zur aktuellen Bedrohungslage,
Power-Point-Vorträge zur eigenen Verwendung,
Merkmalliste zum Erkennen von Radikalisierungsprozessen,
E-Mail-Service zu aktuellen Ereignissen,
schriftliche Zusammenfassung der Veranstaltung,
noch mehr Diskussionen während der Veranstaltung,
Gruppenarbeit.
Vorgeschlagen werden des Weiteren Themen für Veranstaltungen des Verfassungsschutzes:
Aufenthaltsbeendigungen für islamistisch-extremistische Gefährder,
Radikalisierungsprozesse in anderen politischen Strömungen,
Entwicklung Rechts- und Linksextremismus (auch mit Bezug zu angrenzenden Bundesländern)
religiöse Sekten,
datenschutzrechtliche Probleme im Zusammenhang mit der Extremismusprävention.
Einige Teilnehmer kritisieren die zu große Differenzierung zwischen Islam als Religion und islamistischem Extremismus. Andererseits wird beanstandet, dass kein unabhängiger bzw. neutraler Referent
eingebunden war. Ebenso wünschen sich Teilnehmer eine noch stärkere inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Unterschied zwischen dem Islam als Religion und dem islamistischen Extremismus. Einige fordern weniger politische „Floskeln“ (hier wurde der Vortrag zur „freiheitlichen demokratischen
Grundordnung“ als Beispiel genannt) und dafür konkretere und detailliertere Ausführungen zur „Realität“. Kritik richtet sich vor allem an dem zu späten Zeitpunkt der Evaluierung. Einige waren mit der Ver11
sorgung der kostenlos bereitgestellten Getränke unzufrieden. Andere bemängelten das Fehlen unentgeltlicher Mahlzeiten. Auch die Pausen wurden von einigen als zu lang empfunden.
5. Evaluierungsgespräche in den Focusgruppen
Es wurden zwei Focus-Gruppen-Diskussionen (18. Oktober 2011 in Oranienburg; 20. Oktober 2011 in
Königswusterhausen) durchgeführt, die jeweils bis zu drei Stunden in Anspruch nahmen. Insgesamt
nahmen knapp 20 Personen teil. Die Aufteilung erfolgte nach räumlichen Gesichtspunkten. Ein professioneller Moderator von der „Dienstellenberatung“ des brandenburgischen Polizeipräsidiums übernahm
die Gesprächsführung.
Folgende Ergebnisse wurden festgehalten:
Der Verfassungsschutz war in Kooperation mit der Integrationsbeauftragten der richtige IRISVeranstalter.
Die IRIS-Veranstaltungen waren sehr informativ und haben das Ziel einer Sensibilisierung für
die Gefahren des islamistischen Extremismus in Brandenburg erreicht.
Alle Komponenten der Veranstaltung waren notwendig, auch wenn dies viel Zeit in Anspruch
nahm und den Zeitrahmen für Diskussionen einschränkte.
Die Eröffnung der Veranstaltungen durch die Integrationsbeauftragte wurde als besonders gelungen empfunden.
Die Radikalisierungsmerkmale wurden ausreichend verständlich gemacht. Das vermittelte Wissen bietet eine gute Basis, Sachverhalte differenziert einzuordnen.
Positiv wurde die Tatsache bewertet, dass die Lage in Brandenburg sachlich und nicht „überspitzt“ vorgestellt wurde.
Die klare Differenzierung zwischen Islam und Islamismus war wichtig für den schmalen Grat
zwischen Verharmlosung oder Verteufelung des Phänomens (nur ein Teilnehmer der FocusGruppen-Diskussion betrachtet beides deckungsgleich und lehnt die Differenzierung ab). Somit
trug die Veranstaltung auch zum Abbau von Vorurteilen und damit verbundenen Ängsten gegenüber Fremden bei.
Die Veranstaltungen lebten durch die besonders agilen, engagierten, sympathischen und professionellen Referenten des Verfassungsschutzes.
Der Verfassungsschutz hat durch die Veranstaltung auch für sich und seine Glaubwürdigkeit erfolgreich geworben. Das gilt ebenso für die Landesintegrationsbeauftragte.
IRIS hat die Teilnehmer angeregt, sich im Nachgang auch mit anderen Extremismusphänomenen zu befassen. Gerade die Radikalisierungsverläufe gaben Denkanstöße, über Parallelen
nachzudenken.
Der Verfassungsschutz soll mit seinen Veranstaltungen ruhig kontroverse Themen anbieten,
über die es in der Zivilgesellschaft sonst kaum Foren gibt, oder „über die man nicht spricht“.
12
Weiterhin unterbreiteten die Teilnehmer einhellig Vorschläge für mögliche Folgeveranstaltungen und
regten die Ausweitung des Adressatenkreises an. Hierzu zählte:
Das Thema „Islam und Islamismus“ bedarf der nachhaltigen Vertiefung, gepaart mit Workshops
zu Spezialthemen. Darunter fallen beispielsweise Organisationsformen des Islam in Deutschland (Verbände; Gruppierungen etc.)
Das Thema „Radikalisierung bei jungen Menschen“ wurde als zentral und wichtig erachtet und
sollte noch mehr Menschen vermittelt werden. Genannt wurden beispielsweise Lehrer und
Hauptverwaltungsbeamte in den Kommunen.
Die Integrationsbeauftragten der Kommunen könnten gute Partner bei Folgeveranstaltungen
vor Ort sein.
Gerne hätte man noch mehr Handouts bekommen, auch mit Blick auf die Lage in Berlin. Gegebenenfalls sollten daher Berliner in solche Veranstaltungen mit eingebunden werden.
Hinweise zur Rechtssicherheit und zum Datenschutz hinsichtlich der Weitergabe von Daten
sollten vermittelt werden. Ebenso sollten Wege der Weiterleitung/Ansprechpartner unter Berücksichtigung Oberer Landesbehörden aufgezeigt werden.
6. Schlussfolgerungen
Die Veranstaltungsreihe „Regionaler Sicherheitsdialog: Integration, Radikalisierung und Islamismus“
(IRIS) kann als Erfolg bewertet werden. Erstmals ist bundesweit ein aktuelles sicherheitsrelevantes
Thema mit Bezügen zur Integration und zum Auftrag des Verfassungsschutzes auf so breiter Basis
strategisch kommuniziert und mit kommunalen Akteuren diskutiert worden. Die Ergebnisse der Befragung zeigen eindeutig, dass die Zielsetzung der Veranstaltung, entsprechende Informationen zu vermitteln und zu sensibilisieren, voll erreicht wurde. Die Teilnehmer zeigten gerade am Thema „Unterschied
zwischen Islam und islamistischem Extremismus“ am meisten Interesse (Frage 6). Da rund 78 Prozent
erklären, sie könnten durch die Veranstaltung jetzt besser zwischen Islam als Religion und islamistischem Extremismus unterscheiden (Frage 2), diente IRIS ebenso dem Abbau von Vorurteilen, was
letztlich auch der Prävention gegen Rechtsextremismus zu Gute kommt. Zudem wird die gute Organisation der insgesamt 19 Veranstaltungen gelobt und durch die hohen Teilnehmerzahlen unterstrichen.
Es kann sicherlich festgehalten werden, dass die Landesintegrationsbeauftragte und der Verfassungsschutz über die 19 IRIS-Veranstaltungen Anerkennung sowie Akzeptanz gewinnen konnten. Ebenso
wünschen sich die Teilnehmer weitere Aktivitäten dieser Art. Das positive Bild, das sich durch die Auswertung der Fragebogen abzeichnete, wurde durch die Focus-Gruppen-Diskussionen bestätigt.
Es lässt sich festhalten, dass mit IRIS ein Interesse und Verständnis für ein komplexes Thema geschaffen wurde, das offenbar weiterer Aktivitäten im Rahmen „Verfassungsschutz durch Aufklärung“ bedarf.
Hier zeichnet sich insbesondere der dem islamistischen Extremismus zuzurechnende Salafismus als
Aktionsfeld ab.
13
7. Anlagen
7.1.Ablaufplan
Block
Zeit / Uhr
Thema
1
2
3
4
09.15
09.30 – 10.00
10.00 – 11.00
11.00 – 11.15
11.15 – 12.15
5
12.15
13.15 – 14.15
6
7
14.15 – 15.15
15.20
Begrüßung und Einführung ins Thema
Integration in Brandenburg
Integration und Extremismus
Pause
Allgemeine Ausführungen zum Islamismus
und zu Bekämpfungsansätzen
Mittagspause
Lage in Deutschland / Brandenburg, ggf. im
Landkreis und herausragende Ereignisse
weltweit
Woran erkenne ich eine Radikalisierung?
Fragen, Diskussion
14
7.2. Fragebogen
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
Zugehörige Unterlagen
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