Regionale Sicherheitsdialoge Integration, Radikalisierung und Islamismus Ein Projekt der Landesintegrationsbeauftragten und des Verfassungsschutzes - Juli 2009 bis Mai 2011 - Ergebnisse der Evaluierung Ministerium des Innern des Landes Brandenburg – Abteilung Verfassungsschutz – Henning-von-Tresckow-Straße 9-13, 14467 Potsdam Tel.: +49 (0331) 866 2509 Fax: +49 (0331) 866 2609 E-Mail: [email protected] Inhaltsverzeichnis 1. Einführung 2. Die Evaluation 3. Ergebnisse der geschlossenen Fragen 4. Ergebnisse der offenen Fragen 5. Evaluierungsgespräche in den Focusgruppen 6. Schlussfolgerungen 7. Anlagen: 7.1 Ablaufplan 7.2 Fragebogen 7.3 Langfassung der Antworten auf die offenen Fragen 2 1. Einleitung Spätestens seit den Verhaftungen der Sauerland-Gruppe (2007) sowie dem Anschlagsversuch auf Regionalzüge durch die „Kofferbomber“ (2006) ist offenkundig, dass sich terroristische Aktivitäten islamistischer Extremisten keineswegs auf Metropolen konzentrieren. Planungs- und Vorbereitungsprozesse sowie eine Radikalisierung der Täter haben ebenso in Umlandregionen stattgefunden. Hinzu kommen islamistisch-extremistische Internetangebote, über die sich Einzelpersonen ohne Anbindung an entsprechende lokale Strukturen radikalisieren. Die Ereignisse am Flughafen Frankfurt/Main im März 2011 haben das erneut verdeutlicht. Für die Prävention gegen islamistischen Extremismus gewinnen daher auch ländliche Regionen wie Brandenburg an Bedeutung. Auch brandenburgischen Sicherheitsbehörden sind in den letzten Jahren vereinzelte problematische Aktivitäten aufgefallen. Mit den klassischen Instrumenten der Sicherheitsbehörden allein können diese kaum zufriedenstellend abgewehrt werden. Um islamistische Bestrebungen in ihrer Frühphase zu erkennen, fällt der lokalen Ebene und damit der Zivilgesellschaft eine Schlüsselrolle zu. Schließlich bestehen vor Ort weit bessere Chancen, solche Tendenzen rechtzeitig zu erkennen. Dafür bedarf es einer strategischen Informationsvermittlung, Unterstützung und Beratung durch die Sicherheitsbehörden. Im Jahr 2009 hat die Verfassungsschutzbehörde Brandenburg den „Regionalen Sicherheitsdialog: Integration, Radikalisierung und Islamismus“ (IRIS) ins Leben gerufen. Das Anliegen von IRIS war, lokale Behörde sowie zivilgesellschaftliche Akteure über islamistischen Extremismus zu informieren und zugleich zur Integration ausländischer Mitbürger zu ermutigen (siehe Anlage 6.1 „Ablaufplan). Nur gemeinsam mit ihnen kann islamistischem Extremismus und Ausländerextremismus der Boden entzogen werden. Da hierbei Minderheitenaspekte im Land Brandenburg berührt sind, wurde IRIS in Kooperation mit der Integrationsbeauftragten des Landes Brandenburg durchgeführt. Die Veranstaltungsreihe hat bundesweit Modellcharakter. Im Zeitraum vom 1.Juli 2009 bis zum 25. Mai 2011 wurden insgesamt 19 IRIS-Veranstaltungen in allen Landkreisen (14) und kreisfreien Städten (4) angeboten. Sie fanden vor Ort in Räumlichkeiten der Kreisverwaltungen, Stadtverwaltungen oder Universitäten statt. Eingeladen wurden Mitarbeiter kommunaler Behörden und weiterer Einrichtungen, insbesondere von solchen, die vom Tätigkeitsprofil her mit der Thematik konfrontiert sind oder potentiell sein könnten. Ebenso wurden zivilgesellschaftliche Strukturen eingebunden. Grundsätzlich ergab sich so folgender Adressatenkreis: Regionale Verwaltung Ausländer-/Integrationsbeauftragte Ausländerbehörden Schulen und Schulaufsichtsbehörden Sozial- und Meldebehörden Justizvollzug Universitäten Jugendämter Mitarbeiter von Asylbewerberheimen Soziale und kulturelle Verbände vor Ort Polizeidienststellen Kirchenvertreter 3 Hinzu kam ein gesonderter Termin für Mitarbeiter in Ausländerbehörden. Das Veranstaltungsangebot nahmen insgesamt 915 Interessierte wahr. Mit IRIS hat der brandenburgische Verfassungsschutz am Integrationswettbewerb 2010 der Deutschen Islamkonferenz teilgenommen. Im November 2010 wurden durch den damaligen Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière die Gewinner ausgezeichnet. Zwar gehört IRIS nicht zu den Preisträgern, aber die Jury hat das bundesweit einmalige Projekt in die engere Wahl genommen. Es wird als „innovativ und vorbildhaft“ bezeichnet. Zusammen mit der Integrationsbeauftragten wurden die Fachvorträge, die im Rahmen von IRIS gehalten wurden, im Frühjahr 2010 als Broschüre veröffentlicht. 2. Die Evaluation Die IRIS-Reihe wurde in Form eines standardisierten Fragebogens (siehe Anlage 6.2 „Fragebogen“) mit überwiegend geschlossenen Fragen evaluiert. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass der Zeitraum zwischen Erhebung und jeweiliger Veranstaltung einige Wochen bis hin zu Monaten betragen konnte. 398 Teilnehmer sandten die Fragebögen zurück. Das entspricht einer Quote von 42,5 Prozent. 138 dieser Fragebögen enthielten Angaben zu den offenen Fragen. Zusätzlich wurde IRIS im Oktober 2011 mittels zweier Focus-Gruppen-Diskussionen (FGD) evaluiert. Gegenüber der Fragebogenauswertung lässt sich damit ein detaillierteres Meinungsbild der Teilnehmer nachzeichnen. Nachteilig ist hingegen, dass nur bestimmte Personen – meist die, die am Thema besonders interessiert sind - daran mitwirken wollen. Trotzdem ist es sinnvoll, beide Methoden zu kombinieren. Insgesamt erklärten 28 IRIS-Teilnehmer ihre Bereitschaft zur Mitwirkung an einer FDG, knapp 20 haben schließlich teilgenommen. 3. Ergebnisse der geschlossenen Fragen Hinweis: Bei der Addierung der angegebenen Prozentwerte kann es zu Rundungsfehlern kommen. Anzahl der Befragten Frage 1: Wurden Ihnen die notwendigen Informationen vermittelt, um das Thema „Integration, Radikalisierung und Islamismus“ zu verstehen? 400 350 300 250 200 150 100 50 0 327 ja nein teils/teils keine Angaben 67 3 = 82,16% = 0,75% 1 = 16,83% = 0,25% Antwortverteilung 4 Anzahl der Befragten Frage 2: Hat die Veranstaltung dazu beigetragen, dass Sie zwischen Islam als Religion und islamistischem Extremismus jetzt besser unterscheiden können? 400 350 300 250 200 150 100 50 0 309 ja nein teils/teils keine Angaben 73 12 = 77,64% 4 = 3,02% = 18,34% = 1,01% Antwortverteilung Anzahl der Befragten Frage 3: Hat die Veranstaltung dazu beigetragen, dass Sie anderen Personen den Unterschied zwischen Islam als Religion und islamistischem Extremismus jetzt besser erklären können? 400 350 300 250 200 150 100 50 0 203 ja nein teils/teils keine Angaben ungültig 174 17 = 51,01% = 4,27% = 43,72% 2 2 = 0,25% = 0,25% Antwortverteilung 5 Anzahl der Befragten Frage 4: Glauben Sie, dass Sie durch die Veranstaltung besser in die Lage versetzt wurden, Radikalisierungsprozesse zu erkennen? 400 350 300 250 200 150 100 50 0 ja nein 195 175 teils/teils keine Angaben ungültig 24 = 43,97% = 6,03% = 48,99% 3 2 = 0,75% = 0,25% Antwortverteilung Anzahl der Befragten Frage 5a: Konnten Sie bereits Informationen der Veranstaltung nutzen? 400 350 300 250 200 150 100 50 0 ja nein teils/teils keine Angaben 202 122 72 2 = 18,09% = 50,75% = 30,65% = 0,50% Antwortverteilung Anzahl der Befragten Frage 7: Hatten Sie sich bereits vor der Veranstaltung intensiv mit dem Thema „islamistischer Extremismus“ befasst? 400 350 300 250 200 150 100 50 0 179 ja nein teils/teils keine Angaben 155 63 1 = 15,83% = 44,97% = 38,94% = 0,25% Antwortverteilung 6 Anzahl der Befragten Frage 8: Wie war die Veranstaltung inhaltlich aufgebaut? 400 350 300 250 200 150 100 50 0 347 gut nicht gut teils/teils keine Angaben 45 3 = 87,19% 3 = 0,75% = 11,31% = 0,75% Antwortverteilung Anzahl der Befragten Frage 9: Wie haben die Referenten rhetorisch vorgetragen? 400 350 300 250 200 150 100 50 0 329 gut nicht gut teils/teils keine Angaben ungültig 64 2 = 82,66% = 0,50% = 16,08% 2 1 = 0,50% = 0,25% Antwortverteilung Anzahl der Befragten Frage 10: Haben die Referenten sachlich ausgewogen vorgetragen? 400 350 300 250 200 150 100 50 0 341 ja nein teils/teils keine Angaben ungültig 49 4 1 = 1,01% = 0,25% 3 = 85,68% = 0,76% = 12,31% Antwortverteilung 7 Anzahl der Befragten Frage 11: Bot die Veranstaltung genug Raum für Fragen und Dialoge? 400 350 300 250 200 150 100 50 0 310 ja nein teils/teils keine Angaben 69 16 = 77,89% 3 = 4,02% = 17,34% = 0,75% Antwortverteilung Anzahl der Befragten Frage 12: Wie war die Veranstaltung organisiert? 400 350 300 250 200 150 100 50 0 361 gut nicht gut teils/teils keine Angaben 31 3 = 90,70% = 0,75% 3 = 7,79% = 0,75% Antwortverteilung Anzahl der Befragten Frage 13: Die Veranstaltung ging über einen ganzen Tag. War das angemessen? 400 350 300 250 200 150 100 50 0 312 ja nein teils/teils keine Angaben 57 ungültig 22 = 78,39% = 5,53% = 14,32% 5 2 = 1,26% = 0,50% Antwortverteilung 8 Anzahl der Befragten Frage 14: War die Veranstaltung für Sie ein Gewinn? 400 350 300 250 200 150 100 50 0 324 ja nein teils/teils keine Angaben ungültig 68 4 = 81,41% = 1,01% = 17,09% 1 1 = 0,25% = 0,25% Antwortverteilung Anzahl der Befragten Frage 15: Würden Sie wieder eine Veranstaltung des Verfassungsschutzes besuchen? 400 350 300 250 200 150 100 50 0 362 ja nein teils/teils keine Angaben 4 = 90,95% ungültig 28 = 1,01% = 7,04% 3 1 = 0,75% = 0,25% Antwortverteilung Anzahl der Befragten Frage 16: Wünschen Sie, dass die Veranstaltungsreihe zum Thema „Integration, Radikalisierung und Islamismus“ mit aktuellen Informationen fortgesetzt wird? 400 350 300 250 200 150 100 50 0 346 ja nein teils/teils keine Angaben 9 = 86,93% = 2,26% 40 3 = 10,05% = 0,75% Antwortverteilung 9 Frage 6: Welche Themenbereiche haben Sie besonders angesprochen? (Bitte maximal vier Themenbereiche ankreuzen) Antworten geordnet nach Anzahl der Nennungen 1. Unterschied zwischen Islam und islamistischem Extremismus (240 Nennungen = 60,3 Prozent) 2. Erkennen von Radikalisierung (220 Nennungen = 55,3 Prozent) 3. Aktuelle Bedrohungslage durch islamistische Extremisten (199 Nennungen = 50,0 Prozent) 4. Deutsche als islamistische Terroristen (182 Nennungen = 45.7 Prozent) 5. Konvertiten im islamistischen Extremismus (169 Nennungen = 42,5 Prozent) 6. Ideologie des islamistischen Extremismus (157 Nennungen = 39,4 Prozent) 7. Integration in Brandenburg (122 Nennungen = 30,7 Prozent) 8. Maßnahmen gegen Radikalisierung (91 Nennungen = 22,9 Prozent) 9. Konzeption der freiheitlichen demokratischen Grundordnung (30 Nennungen = 7,5 Prozent) Mit der Veranstaltungsreihe ist es offensichtlich gelungen, einer Mehrheit der Teilnehmer die spezifischen Unterscheidungsmerkmale zwischen Islam als Religion und islamistischem Extremismus zu vermitteln (vgl. Diagramme, Frage 1 und 2). Mehrheitlich gehen die Teilnehmer davon aus, dass sie den Unterschied zwischen Islam als Religion und islamistischem Extremismus aufgrund der Veranstaltung anderen nun besser erklären können (vgl. Diagramm, Frage 3). Ein großer Teil der Befragten hatte sich mit dem Themenfeld „Integration, Radikalisierung und Islamismus“ im Vorfeld der Veranstaltung noch nicht intensiv befasst (vgl. Diagramm Frage 7). Die Veranstaltungsreihe konnte daran anknüpfen und Informationen zielgerichtet vermitteln. Es gab stets genügend Raum für allgemeine Zwischen- oder inhaltliche Nachfragen (vgl. Diagramm, Frage 11). Die rhetorischen Fähigkeiten der Referenten, deren fachliche Objektivität sowie der inhaltliche Aufbau der Veranstaltung wurden für gut befunden (vgl. Diagramme, Frage 8, 9 u. 10). Die organisatorischen Rahmenbedingungen sowie der beanspruchte Zeit der Veranstaltung (vgl. Diagramm, Frage 12, 13) trafen auf Zuspruch. Deshalb erklärt die Mehrheit der Befragten, dass die Veranstaltung einen persönlichen Gewinn für sie darstellt (vgl. Diagramm, Frage 14). Eine Fortsetzung wird begrüßt (vgl. Diagramm, Frage 16). Gestützt wird dieses Ergebnis durch die Angaben bei Frage 4. Die Mehrheit der Befragten konnte die Frage, ob sie nun besser in der Lage sei, Radikalisierungsprozesse zu erkennen, nicht eindeutig positiv beantworten. Ebenso ist Interesse an weiteren Angeboten des Verfassungsschutzes vorhanden (vgl. Diagramm, Frage 15). 10 4. Ergebnisse der offenen Fragen Zur Frage der Nutzung der Informationen (Frage 5): Die Informationen werden zumeist im Kollegenkreis oder in der Leitungsebene weitergegeben. Sie dienen aber auch der Vorbereitung und Durchführung von Jugendforen und anderen Diskussionsveranstaltungen. Eine Sensibilisierung für das Thema ist erreicht. Dies ist hilfreich bei der Einordnung politischer Ereignisse sowohl in Bürgergesprächen, bei Vorträgen als auch im privaten Umfeld. Lehrer setzen die Informationen im Unterricht ein. Ein Netzwerk für Demokratie hat eine Fortbildungsveranstaltung in einer Berliner Moschee samt Besichtigung des Bezirks Neukölln veranstaltet. Allgemein hat die Veranstaltung zum besseren Verständnis des Problems beigetragen. Zu den Anmerkungen, Kritiken, Wünschen und Vorschlägen (Frage 17): Insgesamt erhält die Veranstaltung viel Lob. Dies gilt sowohl für die Themenstellung als auch für die Referenten. Eine direkte und damit stärkere Rückkopplung mit dem Auditorium wird gewünscht. Jedoch wird auch darauf hingewiesen, dass der Titel der Veranstaltungsreihe „unglücklich“ gewählt sei, da der Begriff „Integration“ neben den als negativ eingestuften Worten „Radikalisierung“ und „Islamismus“ steht. Viele sind der Meinung, solche Informationen müssten auch der Bevölkerung stärker vermittelt werden. Eine Fortsetzung der Veranstaltung wird als wünschenswert betrachtet. Darüber hinaus ist eine größere Unterstützung zivilgesellschaftlicher Kräfte durch den Verfassungsschutz vor Ort erbeten. Gewünscht werden weiterhin: noch mehr praxisbezogene Informationen, mehr Informationen zur aktuellen Bedrohungslage, Power-Point-Vorträge zur eigenen Verwendung, Merkmalliste zum Erkennen von Radikalisierungsprozessen, E-Mail-Service zu aktuellen Ereignissen, schriftliche Zusammenfassung der Veranstaltung, noch mehr Diskussionen während der Veranstaltung, Gruppenarbeit. Vorgeschlagen werden des Weiteren Themen für Veranstaltungen des Verfassungsschutzes: Aufenthaltsbeendigungen für islamistisch-extremistische Gefährder, Radikalisierungsprozesse in anderen politischen Strömungen, Entwicklung Rechts- und Linksextremismus (auch mit Bezug zu angrenzenden Bundesländern) religiöse Sekten, datenschutzrechtliche Probleme im Zusammenhang mit der Extremismusprävention. Einige Teilnehmer kritisieren die zu große Differenzierung zwischen Islam als Religion und islamistischem Extremismus. Andererseits wird beanstandet, dass kein unabhängiger bzw. neutraler Referent eingebunden war. Ebenso wünschen sich Teilnehmer eine noch stärkere inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Unterschied zwischen dem Islam als Religion und dem islamistischen Extremismus. Einige fordern weniger politische „Floskeln“ (hier wurde der Vortrag zur „freiheitlichen demokratischen Grundordnung“ als Beispiel genannt) und dafür konkretere und detailliertere Ausführungen zur „Realität“. Kritik richtet sich vor allem an dem zu späten Zeitpunkt der Evaluierung. Einige waren mit der Ver11 sorgung der kostenlos bereitgestellten Getränke unzufrieden. Andere bemängelten das Fehlen unentgeltlicher Mahlzeiten. Auch die Pausen wurden von einigen als zu lang empfunden. 5. Evaluierungsgespräche in den Focusgruppen Es wurden zwei Focus-Gruppen-Diskussionen (18. Oktober 2011 in Oranienburg; 20. Oktober 2011 in Königswusterhausen) durchgeführt, die jeweils bis zu drei Stunden in Anspruch nahmen. Insgesamt nahmen knapp 20 Personen teil. Die Aufteilung erfolgte nach räumlichen Gesichtspunkten. Ein professioneller Moderator von der „Dienstellenberatung“ des brandenburgischen Polizeipräsidiums übernahm die Gesprächsführung. Folgende Ergebnisse wurden festgehalten: Der Verfassungsschutz war in Kooperation mit der Integrationsbeauftragten der richtige IRISVeranstalter. Die IRIS-Veranstaltungen waren sehr informativ und haben das Ziel einer Sensibilisierung für die Gefahren des islamistischen Extremismus in Brandenburg erreicht. Alle Komponenten der Veranstaltung waren notwendig, auch wenn dies viel Zeit in Anspruch nahm und den Zeitrahmen für Diskussionen einschränkte. Die Eröffnung der Veranstaltungen durch die Integrationsbeauftragte wurde als besonders gelungen empfunden. Die Radikalisierungsmerkmale wurden ausreichend verständlich gemacht. Das vermittelte Wissen bietet eine gute Basis, Sachverhalte differenziert einzuordnen. Positiv wurde die Tatsache bewertet, dass die Lage in Brandenburg sachlich und nicht „überspitzt“ vorgestellt wurde. Die klare Differenzierung zwischen Islam und Islamismus war wichtig für den schmalen Grat zwischen Verharmlosung oder Verteufelung des Phänomens (nur ein Teilnehmer der FocusGruppen-Diskussion betrachtet beides deckungsgleich und lehnt die Differenzierung ab). Somit trug die Veranstaltung auch zum Abbau von Vorurteilen und damit verbundenen Ängsten gegenüber Fremden bei. Die Veranstaltungen lebten durch die besonders agilen, engagierten, sympathischen und professionellen Referenten des Verfassungsschutzes. Der Verfassungsschutz hat durch die Veranstaltung auch für sich und seine Glaubwürdigkeit erfolgreich geworben. Das gilt ebenso für die Landesintegrationsbeauftragte. IRIS hat die Teilnehmer angeregt, sich im Nachgang auch mit anderen Extremismusphänomenen zu befassen. Gerade die Radikalisierungsverläufe gaben Denkanstöße, über Parallelen nachzudenken. Der Verfassungsschutz soll mit seinen Veranstaltungen ruhig kontroverse Themen anbieten, über die es in der Zivilgesellschaft sonst kaum Foren gibt, oder „über die man nicht spricht“. 12 Weiterhin unterbreiteten die Teilnehmer einhellig Vorschläge für mögliche Folgeveranstaltungen und regten die Ausweitung des Adressatenkreises an. Hierzu zählte: Das Thema „Islam und Islamismus“ bedarf der nachhaltigen Vertiefung, gepaart mit Workshops zu Spezialthemen. Darunter fallen beispielsweise Organisationsformen des Islam in Deutschland (Verbände; Gruppierungen etc.) Das Thema „Radikalisierung bei jungen Menschen“ wurde als zentral und wichtig erachtet und sollte noch mehr Menschen vermittelt werden. Genannt wurden beispielsweise Lehrer und Hauptverwaltungsbeamte in den Kommunen. Die Integrationsbeauftragten der Kommunen könnten gute Partner bei Folgeveranstaltungen vor Ort sein. Gerne hätte man noch mehr Handouts bekommen, auch mit Blick auf die Lage in Berlin. Gegebenenfalls sollten daher Berliner in solche Veranstaltungen mit eingebunden werden. Hinweise zur Rechtssicherheit und zum Datenschutz hinsichtlich der Weitergabe von Daten sollten vermittelt werden. Ebenso sollten Wege der Weiterleitung/Ansprechpartner unter Berücksichtigung Oberer Landesbehörden aufgezeigt werden. 6. Schlussfolgerungen Die Veranstaltungsreihe „Regionaler Sicherheitsdialog: Integration, Radikalisierung und Islamismus“ (IRIS) kann als Erfolg bewertet werden. Erstmals ist bundesweit ein aktuelles sicherheitsrelevantes Thema mit Bezügen zur Integration und zum Auftrag des Verfassungsschutzes auf so breiter Basis strategisch kommuniziert und mit kommunalen Akteuren diskutiert worden. Die Ergebnisse der Befragung zeigen eindeutig, dass die Zielsetzung der Veranstaltung, entsprechende Informationen zu vermitteln und zu sensibilisieren, voll erreicht wurde. Die Teilnehmer zeigten gerade am Thema „Unterschied zwischen Islam und islamistischem Extremismus“ am meisten Interesse (Frage 6). Da rund 78 Prozent erklären, sie könnten durch die Veranstaltung jetzt besser zwischen Islam als Religion und islamistischem Extremismus unterscheiden (Frage 2), diente IRIS ebenso dem Abbau von Vorurteilen, was letztlich auch der Prävention gegen Rechtsextremismus zu Gute kommt. Zudem wird die gute Organisation der insgesamt 19 Veranstaltungen gelobt und durch die hohen Teilnehmerzahlen unterstrichen. Es kann sicherlich festgehalten werden, dass die Landesintegrationsbeauftragte und der Verfassungsschutz über die 19 IRIS-Veranstaltungen Anerkennung sowie Akzeptanz gewinnen konnten. Ebenso wünschen sich die Teilnehmer weitere Aktivitäten dieser Art. Das positive Bild, das sich durch die Auswertung der Fragebogen abzeichnete, wurde durch die Focus-Gruppen-Diskussionen bestätigt. Es lässt sich festhalten, dass mit IRIS ein Interesse und Verständnis für ein komplexes Thema geschaffen wurde, das offenbar weiterer Aktivitäten im Rahmen „Verfassungsschutz durch Aufklärung“ bedarf. Hier zeichnet sich insbesondere der dem islamistischen Extremismus zuzurechnende Salafismus als Aktionsfeld ab. 13 7. Anlagen 7.1.Ablaufplan Block Zeit / Uhr Thema 1 2 3 4 09.15 09.30 – 10.00 10.00 – 11.00 11.00 – 11.15 11.15 – 12.15 5 12.15 13.15 – 14.15 6 7 14.15 – 15.15 15.20 Begrüßung und Einführung ins Thema Integration in Brandenburg Integration und Extremismus Pause Allgemeine Ausführungen zum Islamismus und zu Bekämpfungsansätzen Mittagspause Lage in Deutschland / Brandenburg, ggf. im Landkreis und herausragende Ereignisse weltweit Woran erkenne ich eine Radikalisierung? Fragen, Diskussion 14 7.2. Fragebogen 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27