Schwangerschaft und Geburt bei Frauen mit neuromuskulären Erkrankungen Frauen, die seit Kindheit oder Jugend von einer neuromuskulären Erkrankung betroffen sind, können sich nur schwer für eigene Kinder entscheiden. In der Literatur sind bislang nur unzureichende Informationen vorhanden, so dass es den betreuenden Ärzten in Abhängigkeit von der Diagnose und dem Schweregrad der Muskelschwäche oft nicht möglich ist, konkrete Ratschläge zu erteilen. Neben geburtshilflichen Aspekten und Risiken in einer Schwangerschaft von muskelkranken Frauen stehen weitere Fragen im Vordergrund, z.B. inwieweit der Krankheitsverlauf durch die Schwangerschaft und Geburt beeinflusst wird und ob sich für die Nachkommen genetische Risiken ergeben. Seit 1991 nehmen wir deshalb gezielt Kontakt zu Frauen mit erblichen neuromuskulären Erkrankungen auf, die sich für eigene Kinder entschieden haben. Zunächst haben wir mit retrospektiven Erfahrungsberichten und medizinischen Befunden eine möglichst genaue Dokumentation von Schwangerschaften z. B. bei Frauen mit spinaler Muskelatrophie, hereditärer motorisch-sensibler Neuropathie (Charcot-Marie-Tooth-Neuropathie), myotoner Dystrophie, Muskeldystrophie und kongenitalen Myopathien vorgenommen. Diese Daten werden fortlaufend ergänzt durch prospektive Untersuchungen, die es erlauben, Änderungen der Befindlichkeit in der Schwangerschaft auch durch objektive Parameter zu messen (z.B. Lungenfunktionsuntersuchungen). Ferner werden in die Studie auch Patientinnen mit seltenen neuromuskulären Erkrankungen aufgenommen, für die bislang nur eine Einzelfalldarstellung möglich ist. Inzwischen liegen Daten von über 150 Frauen mit verschiedenen Erkrankungen vor. In Zusammenarbeit mit PD Dr. B. Schoser vom Friedrich-Baur-Institut der LMU München und Frau PD Dr. C. Schneider-Gold von der Neurologischen Klinik der Universität Göttingen haben wir eine große Zahl von Frauen mit einer myotonen Dystrophie Typ 2 (PROMM) rekrutiert und deren Schwangerschaften und Geburten analysiert. Kollaborationen bestehen darüber hinaus mit Kliniken in Sydney/Australien und der Arbeitsgruppe von Frau Prof. C. Wallgren-Pettersson aus Helsinki/Finnland. Prospektiv werden Schwangere deutschlandweit meist über die Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke oder über genetische Beratungsstellen vermittelt. Geplant ist weiterhin eine internationale Initiative über europäische Netzwerke, z.B. TREAT-NMD, um die Zahl der Patientinnen gerade bei seltenen Störungen zu erhöhen und die Aussagekraft der Ergebnisse zu verbessern.