Selbstmanagement

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Selbstmanagement-Therapie
Die Selbstmanagement-Therapie ist eine Methode der Verhaltenstherapie, begründet von Frederick Kanfer.
Therapieziel ist, das Selbstmanagement des Patienten zu verbessern. In der Regel ist die Therapie auf ein
bestimmtes Problemfeld des Patienten (z. B. Alkoholkrankheit und ihre Folgen) fokussiert.
Der Begriff Selbstmanagement-Therapie (im folgenden SM-T) wird oft missverstanden, indem angenommen
wird, es sei eine Therapie in Eigenregie (= Selbstbehandlung), mit der man sein Selbstmanagement (z. B.
sein Zeitmanagement) verbessern könne.
In einer SM-T
leitet der Therapeut den Klienten zu besserer Selbststeuerung an und
motiviert und befähigt ihn mit seiner Anleitung dazu, bestimmte Probleme möglichst aktiv,
selbständig, eigenständig und effizient zu bewältigen
Das tut er in der Regel so lange (oft in einem ausschleichenden Prozess), bis der Patient auf externe
professionelle Hilfe verzichten kann.
Definition von Selbstmanagement
Unter Selbstmanagement verstehen König und Kleinmann (2006) „alle Bemühungen einer Person, das
eigene Verhalten zielgerichtet zu beeinflussen" (p. 332). Für die Autoren ist dies eine Arbeitsdefinition, die
vor allem auf Berufstätigkeiten mit großen Spielräumen angewendet werden kann; also für Tätigkeiten, die
nicht ständig von einem Vorgesetzten beeinflusst werden. Freischaffend Arbeitende (etwa Grafiker oder
Selbstständige) brauchen ein effizientes Selbstmanagement mehr als andere,
weil sie keinen Vorgesetzten haben, der ihnen eine Tagesstruktur auferlegt und/oder
weil ihr Arbeitsoutput quantitativ und/oder qualitativ schwer messbar ist (oft wissen solche
Arbeitenden selbst am Ende eines Tages kaum, wie produktiv und effizient ihre Arbeit war, und unteroder überschätzen sie).
Manz (1986, zitiert nach König & Kleinmann, 2006) beschreibt Selbstmanagement als einen Satz von
behavioralen und kognitiven Strategien, die Individuen helfen,
ihre Umgebung zu strukturieren,
Selbstmotivierung aufzubauen bzw. zu erhalten und
Verhalten zu erleichtern, welches angemessen für die Erreichung von Leistungsstandards ist.
Jeder betreibt Selbstmanagement, aber nicht jeder ist ein erfolgreicher Selbstmanager:
es gibt auch dysfunktionales Selbstmanagement (Karoly, 1993, zitiert nach Frayne & Geringer, 2000).
Da Selbstmanagement eine erlernbare Fähigkeit ist, kann man durch Lernprozesse
Selbstmanagement-Fähigkeiten verbessern.
Philosophische und praktische Basisannahmen
seine
Langfristige Oberziele der Therapie sind Autonomie und Selbstregulation, da davon ausgegangen wird, dass
das menschliche Streben nach Selbstbestimmung, Eigenverantwortung, Selbstregulation und
Selbstständigkeit Ziele darstellt, die im Rahmen der SM-Therapie angestrebt werden. Dabei geht man von
einer aktiven Rolle des Menschen aus, in deren Rahmen an einer Maximierung der persönlichen Freiheit
gearbeitet wird. Dabei geht man von einer ganzheitlichen Konzeption des Person-Modells mit einem
prinzipiellen Pluralismus der Werte, Anschauungen und Lebensstile aus, bei der Raum bleibt für die
Entwicklung individueller Ziele und Lebensvorstellungen, die sich dynamisch ändern können. Diese
Fähigkeit ist prinzipiell lernbar und nicht angeboren.
Praktisch bedeutet das den Versuch, die Entscheidungsfreiheit und Eigenverantwortung des Patienten zu
maximieren und das Prinzip der minimalen Intervention zu befolgen. Der Therapeut schreibt dem Patienten
nicht vor, was Probleme oder Therapieziele sein könnten, sondern entwickelt diese gemeinsam mit ihm.
Grundlagen
Die dahinter stehende Sichtweise ist eng verknüpft mit Ansätzen der sozialen Lerntheorie, der
Selbstkontrolle und Selbstregulation und der kognitiven Verhaltenstherapie bzw. mit den Namen Albert
Bandura, Frederick Kanfer oder Donald Meichenbaum. Seit Kanfers Versterben ist der wichtigste Vertreter
des therapeutischen Ansatzes der in Bamberg tätige Hans Reinecker. Dieser beschrieb in seiner 1995
erschienenen deutschen Ausgabe des Kanfer-Buches „Selbstmanagement-Therapie" (SM-T) auch genau,
was die spezieller verstandene Bedeutung des Begriffes im Sinne Kanfers ausmacht. Er betont dabei, dass
es v.a. um ein bestimmtes Verständnis des gesamten diagnostisch-therapeutischen Prozesses geht, der
weniger im Anwenden bestimmter Selbstregulationsmethoden besteht, sondern eine generelle
Therapeutenhaltung und ein 7-phasiges Prozessmodell für die systematische Umsetzung von
Veränderungen in die Praxis beinhaltet. Die SM-T hat eine spezielle Behandlungsphilosophie, ein spezielles
Menschenbild, eigene theoretische Grundannahmen sowie einen eigenen Bezug auf Befunde der
psychologischen Grundlagenforschung, aus denen sich eigene praktische Umsetzungen ergeben.
Selbstmanagementtherapie ist keine Anleitung zu Egoismus oder rücksichtsloser Selbstdurchsetzung, keine
Verhaltensmodifikation mit anderem Namen in humanistischer Verkleidung und hat nichts mit „Management"
oder dem Wirtschafts- und Geschäftsleben zu tun. Es ist kein Allheilmittel, keine neue Therapieschule,
bedeutet weder für den Therapeuten noch für den Klienten Verantwortungslosigkeit, hat feste Grenzen und
ist weder offen noch für alles wertfrei.
Unter Therapie wird die Umsetzung eines systematischen Veränderungsprozesses verstanden, der an den
Problemen des Patienten ansetzt, deren jeweilige Bedingungen analysiert, Therapieziele zu klären versucht
und sich im weiteren Verlauf an diesen orientiert, sich dabei anhand der jeweils eintretenden Ergebnisse
selbst steuert, und zwar solange bis ein gewisser Zielerreichungsgrad (z.B. das Optimum) erreicht ist.
Dabei besitzt der Patient immer ein hohes Maß an Selbstverantwortung, Prozessorientierung, Ziel- und
Motivationsklärung, bis er am Ende - auch durch die strukturierte Anleitung zur Selbststeuerung - wieder
ohne therapeutische Unterstützung leben kann.
Selbstmanagement-Fertigkeiten sind z.B. Selbstbeobachtung, Selbstinstruktionen, Zielklärung und -setzung,
Selbstverstärkung, Selbstkontrolle. Selbstmanagement-Strategien können in einer Psychotherapie oder
eigenständig mit Hilfe von Selbsthilfe-Manualen und Ratgeberbüchern erlernt werden. Voraussetzungen
dafür sind 1. das Erkennen von Defiziten und 2. die Bereitschaft, an sich zu arbeiten. Wichtig sind
ein konkretes Ziel
ein realistisches Ziel
ein Ziel, das der Betroffene selbst kontrollieren kann
eine Belohnung bei Zielerreichung.
Außerhalb der Selbstmanagement-Therapie bezeichnet der Begriff „Selbstmanagement" das Managen der
https://www.suchtundselbsthilfe.de/forum/wcf/lexicon/index.php?entry/387-selbstmanagement-therapie/
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eigenen Person beziehungsweise des eigenen Handelns. In diesem Zusammenhang steht der Ausdruck
beispielsweise für das persönliche Zeitmanagement (einschließlich der Setzung von Prioritäten, Planung
und effektivem Handeln) in Bezug auf die persönliche Lebensplanung im Privat- und Berufsleben.
Der kognitiv-behaviorale Ansatz des Selbstmanagement
Basierend auf lerntheoretischen Überlegungen wurde der erste Ansatz des Selbstmanagement entwickelt:
der kognitiv-behaviorale Ansatz (z.B. Cautela, 1969; Mahoney, 1972, zitiert nach König & Kleinmann, 2006).
Die Grundannahme der Theorie ist, dass Verhalten, welches zu etwas Positivem führt, häufiger auftritt
(positive Verstärkung), während Verhalten, das zu etwas Negativem führt, zurückgeht (Bestrafung).
Verhalten kann auch durch Reize beeinflusst werden. Bestimmtes Verhalten tritt nur auf, wenn bestimmte
mit dem Verhalten assoziierte Reize vorhanden sind. Nach dem ABC-Schema (aus dem Englischen: A wie
„antecendents" (Hinweisreiz), B wie „behavior" (Verhalten) und C wie „consequences" (Konsequenzen)) sind
mit dem Verhalten auch bestimmte Konsequenzen assoziiert. Nach dem behavioralen Ansatz können
Personen selbst die Wahrscheinlichkeit verändern, ein bestimmtes Verhalten zu zeigen (Mahoney, 1972,
zitiert nach König & Kleinmann, 2006). Sie können sich selbst verstärken, sich selbst bestrafen oder
Stimuluskontrolle betreiben (versuchen zu verhindern, dass Reize auftreten, welche mit einem negativen
Verhalten assoziiert sind).
Als kognitive Komponente des Ansatzes wurde die Selbstwirksamkeit (Bandura, 1977, zitiert nach König &
Kleinmann, 2006), eine zentrale Komponente des kognitiv-behavioralen Selbstmanagement-Ansatzes, ins
Feld geführt. Selbstwirksamkeit: man rechnet damit / erwartet, ein bestimmtes Verhalten ausführen zu
können.
Das 7 Phasen-Modell der Selbstmanagement-Therapie
Für den Ablauf einer Therapie schlägt Kanfer ein Vorgehen in sieben Phasen vor:
Eingangsphase – Schaffung günstiger Ausgangsbedingungen
Aufbau von Änderungsmotivation und (vorläufige) Auswahl von Änderungsbereichen
Verhaltensanalyse: Problembeschreibung und Suche nach aufrechterhaltenden Bedingungen
Klären und Vereinbaren therapeutischer Ziele
Planung, Auswahl und Durchführung spezieller Methoden (als Mittel zum Ziel)
Evaluation der Fortschritte
Endphase – Erfolgsoptimierung und Abschluss der Beratung/Therapie
(nähere Erläuterungen in Kanfer, Reinecker & Schmelzer, 2006)
Die 11 Gesetze der Selbstmanagement-Therapie
Kanfer gibt elf Anweisungen für den Therapeuten / die Therapeutin, welche aus seiner Sicht den
Therapieerfolg fördern:
https://www.suchtundselbsthilfe.de/forum/wcf/lexicon/index.php?entry/387-selbstmanagement-therapie/
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Verlange niemals von Klienten, gegen ihre eigenen Interessen zu handeln.
Arbeite zukunftsorientiert, suche nach konkreten Lösungen und richte die Aufmerksamkeit auf die
Stärken von Klienten.
Spiele nicht den „Lieben Gott", indem du Verantwortung für das Leben von Klienten übernimmst.
Säge nicht den Ast ab, auf dem die Klienten sitzen, bevor du Ihnen geholfen hast, eine Leiter zu
bauen, auf der sie herabsteigen können.
Klienten haben immer recht.
Bevor du ein problematisches Verhalten nicht konkret vor Augen hast, weißt du nicht, worum es
eigentlich geht.
Du kannst nur mit Klienten arbeiten, die anwesend sind.
Peile kleine, machbare Fortschritte von Woche zu Woche an und hüte dich vor utopischen Fernzielen.
Bedenke, dass die Informationsverarbeitungskapazität von Menschen begrenzt ist.
Wenn du in der Beratungs-/Therapiestunde härter arbeitest als Deine Klienten, machst du etwas
falsch.
Spare nicht mit Anerkennung für die Fortschritte von Klienten.
(nähere Erläuterungen in Kanfer, Reinecker & Schmelzer, 2006)
S.M.A.R.T.-Regel der Zielsetzung
Im Managementbereich hat sich bezüglich Zielsetzung die S.M.A.R.T.-Regel durchsetzen können (Gächter,
2007). Die S.M.A.R.T.-Regel wurde erstmals von Drucker (1956) in seinem Buch über Management by
Objectives (MBO, Management durch Zielvorgaben) umrissen. Nach Drucker (1956) wird durch die
S.M.A.R.T.-Methode die Gültigkeit der Zielsetzung überprüft. Die S.M.A.R.T.-Regel beinhaltet die folgenden
Punkte:
Spezifisch (im Gegensatz zu allgemein)
Messbar (Quantität/Qualität)
Attraktiv (lohnend/herausfordernd)
Realistisch (machbar unter den gegebenen Voraussetzungen)
Terminiert (zeitlich fixiert)
Wirkung von Zielsetzung
Nach Locke und Latham (2002) beeinflusst die Zielsetzung die Leistung durch vier Mechanismen.
Erstens haben Zielsetzungen eine direktive Funktion. Sie bewirken Aufmerksamkeitssteuerung auf
zielrelevante Tätigkeiten hin. Zielirrelevante Tätigkeiten werden in den Hintergrund gedrängt. Diese
Zielgerichtetheit findet sowohl kognitiv als auch auf der Verhaltensebene statt.
Zweitens mobilisieren Zielsetzungsprozesse Energie und Anstrengungsbereitschaft, d.h. Ziele haben
eine energetisierende (motivationssteigernde) Funktion. Höher gesteckte Ziele führen dabei zu
höherer Anstrengung als niedrigere Zielsetzungen.
Drittens wirken Zielsetzungen positiv auf die Ausdauer.
Schließlich wirken sich Zielsetzungen indirekt auch auf die Tätigkeiten an sich aus, indem sie die
Aneignung und Anwendung von aufgabenrelevantem Wissen und von adäquaten Arbeitsstrategien
ankurbeln (Wood & Locke, 1990, zit. nach Locke & Latham, 2002).
https://www.suchtundselbsthilfe.de/forum/wcf/lexicon/index.php?entry/387-selbstmanagement-therapie/
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Psychotherapieforschung:
Wie
"Selbstmanagement-Therapie"?
wirksam
ist
das
psychotherapeutische
Verfahren
In der Meta-Analyse zur Wirksamkeit von Psychotherapien von Grawe wird die Selbstmanagement-Therapie
den Problemlöse-Therapien zugeordnet; diesen wiederum bescheinigte die Forschergruppe um Grave ein
ganz außerordentlich günstiges Wirkungsprofil.
Abgrenzung zum Zeitmanagement
Ein verwandter Bereich des Selbstmanagement ist das Zeitmanagement, welches für ähnliche
Berufsgattungen besonders relevant zu sein scheint. Sowohl im kognitiv-behavioralen Ansatz des
Selbstmanagements als auch des Zeitmanagements wird vorgeschlagen, dass Personen sich Ziele setzen
und sich selbst beobachten sollen (König & Kleinmann, 2006). Es existieren jedoch auch bestimmte
Unterschiede zwischen den beiden Begriffen. „Erstens ist das Selbstmanagement häufiger auf ein einzelnes
Problem bezogen." (König & Kleinmann, 2006, p. 341). Beim Zeitmanagement steht demgegenüber eher ein
allgemein verbesserter Umgang mit der Zeit im Vordergrund. Dabei spielt das Setzen von Prioritäten eine
entscheidende Rolle. Zweitens ist die Zeitmanagement-Forschung weniger theoretisch als die
Selbstmanagement-Forschung. „Am Anfang der Forschung stand die Beobachtung, dass Zeitmanagement
in vielen Kontexten und in vielen Ratgebern eine wichtige Bedeutung zugemessen wird, und die Annahme,
dass das Anwenden von Zeitmanagement-Techniken gut für die Leistung und gut gegen Stress sein sollte."
(König & Kleinmann, 2006, p. 341). Fragebögen, welche das Zeitmanagement als Trait erfassen, sind der
„Time Management Behavior Scale" (TMBS; Macan, 1994; Macan et al. 1990, zitiert nach König &
Kleinmann 2006) und der „Time Management Questionnaire" (TMQ; Britton & Tesser, 1991, zitiert nach
König & Kleinmann, 2006). Mit Ihnen wurden unter anderem Trainings evaluiert.
Zitat
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Selbstmanagement-Therapie aus der freien Enzyklopädie
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https://www.suchtundselbsthilfe.de/forum/wcf/lexicon/index.php?entry/387-selbstmanagement-therapie/
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