Präzise Temperaturmessung für das PANDA

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Präzise Temperaturmessung
für das PANDA
elektromagnetische Kalorimeter
Masterarbeit
im
Studiengang
„Master of Science“
im Fach Physik
an der Fakultät für Physik und Astronomie
der Ruhr-Universität Bochum
von
Anikó Csapó
aus
Eberswalde
Bochum 2013
ii
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
iv
Tabellenverzeichnis
v
1 Einleitung und Motivation
1
2 Das Standardmodell der Teilchenphysik
2.1 Leptonen und Quarks . . . . . . . .
2.2 Die starke Wechselwirkung . . . . .
2.3 Hadronen . . . . . . . . . . . . . .
2.4 Charmonia . . . . . . . . . . . . . .
2.5 Glueballs und Hybride . . . . . . .
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3
4
6
6
6
3 Das PANDA-Experiment
3.1 Das FAIR-Projekt und der High Energy Storage Ring . . . . . . . . . .
3.2 Der PANDA-Detektor und das Targetspektrometer . . . . . . . . . . .
9
9
11
4 Das elektromagnetische Kalorimeter
4.1 Allgemeine Anforderungen an das EMC
4.2 Bleiwolframat als Szintillator . . . . . .
4.3 Thermische Anforderungen an das EMC
4.4 Aufbau des EMC . . . . . . . . . . . .
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5 Temperaturmessungen im EMC
25
6 Kalibrierung des THMP
6.1 Der THMP . . . . . . . . . . . . . .
6.2 Temperaturabhängigkeit des THMP
6.3 Langzeitstabilität des THMP . . . .
6.4 Kalibrierung des THMP . . . . . . .
6.5 Qualität der Kalibrierung . . . . . .
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7 Kalibrierung der thinPT-Sensoren
7.1 Die thinPT-Sensoren . . . . . . .
7.2 Der Kalibrieraufbau . . . . . . . .
7.3 Kalibrierung der thinPT-Sensoren .
7.4 Qualität der Kalibrierung . . . . .
7.5 Reproduzierbarkeit . . . . . . . .
8 Stresstest der thinPT-Sensoren
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Inhaltsverzeichnis
iii
9 Zusammenfassung
49
A Ablaufplan für die Kalibrierung des THMP
51
B Ablaufplan für die Kalibrierung von thinPT-Sensoren
55
C Schaltplan der Kalibrierplatine
59
Danksagung
63
iv
Abbildungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
2.1
2.2
2.3
2.4
3.5
3.6
3.7
3.8
3.9
3.10
4.11
4.12
4.13
4.14
4.15
4.16
4.17
4.18
5.19
6.20
6.21
6.22
6.23
6.24
6.25
6.26
6.27
6.28
6.29
7.30
7.31
7.32
7.33
7.34
7.35
7.36
7.37
Annihilationprozess in der QED und der QCD . . . . . . . . . . . . . .
Darstellung des Quarkeinschlusses (Confinement) . . . . . . . . . . . .
Das Charmonium-Spektrum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Übersicht der Zustände, die mit PANDA erzeugt werden können . . . .
Überblick des internationalen Beschleunigerzentrums FAIR . . . . . . .
Aufbau des HESR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Darstellung der Resonanz-Scan-Methode . . . . . . . . . . . . . . . . .
Aufbau des PANDA-Detektors . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Konzept für die Detektierung und Identifizierung von Teilchen . . . . .
Targetoptionen für das PANDA-Experiment . . . . . . . . . . . . . . .
Verteilung der Ereignisraten in der Vorwärtsendkappe . . . . . . . . . .
Lichtausbeute von PbWO4 in Abhängigkeit von der Temperatur . . . . .
Änderung der Lichtausbeute pro ◦ C in Abhängigkeit von der Temperatur
Energieauflösung in Abhängigkeit von der Photonenenergie . . . . . . .
Das elektromagnetische Kalorimeter des Targetspektrometers . . . . . .
Aufbau einer Subunit in der Vorwärtsendkappe . . . . . . . . . . . . .
Frontansicht des Prototypen der Vorwärtsendkappe . . . . . . . . . . .
Rückansicht des Prototypen der Vorwärtsendkappe . . . . . . . . . . .
Prinzip der Vierleitermessung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
THMP-Mainboard bestückt mit vier Huckepackplatinen . . . . . . . . .
Messung mit dem THMP im Klimaschrank bei 10 ◦ C, 20 ◦ C und 30 ◦ C .
Messung mit modifiziertem THMP im Klimaschrank bei 10 ◦ C, 20 ◦ C
und 30 ◦ C . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Messung eines Referenzwiderstands von 100 Ω bei 20 ◦ C . . . . . . . .
Kalibrierplatine für die Kalibrierung des THMP . . . . . . . . . . . . .
Ablauf einer Kalbrierung des THMP . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Kennlinie eines kalibrierten THMP-Kanals . . . . . . . . . . . . . . . .
Residuen zu der ermittelten Kennlinie . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Kennlinie eines nicht spezifikationsgerechten THMP-Kanals . . . . . .
Residuen zu der Kennlinie des nicht spezifikationsgerechten THMPKanals . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Sensorkopf eines thinPT-Sensors . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Innerer Aufbau der thinPT-Sensoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Kalibrieraufbau mit thinPT-Sensoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Sensorbox für die thinPT-Sensoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Abweichung der Referenzkennlinie zu der reduzierten Kennlinie . . . .
Zeitlicher Verlauf des Widerstands eines thinPT-Sensors . . . . . . . . .
Histogramm mit angepasster Normalverteilung . . . . . . . . . . . . .
Kennlinie eines kalibrierten thinPT-Sensors . . . . . . . . . . . . . . .
5
5
7
7
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41
42
42
Tabellenverzeichnis
7.38
7.39
7.40
7.41
8.42
Residuen zu der gezeigten Kennlinie . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Pull-Verteilung der insgesamt 90 kalibrierten thinPT-Sensoren . . . . .
Kennlinien eines thinPT-Sensors (zwei unabhängige Kalibriervorgänge)
Differenz der beiden Kennlinien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Zeitlicher Temperaturverlauf während des Stresstests . . . . . . . . . .
v
43
45
46
46
47
Tabellenverzeichnis
2.1
2.2
2.3
3.4
4.5
4.6
6.7
7.8
7.9
Übersicht der sechs Leptonen und ihre Eigenschaften . . . . . . . . . .
Übersicht der sechs Quarks und ihre Eigenschaften . . . . . . . . . . .
Übersicht der Eichbosonen und ihre Eigenschaften . . . . . . . . . . .
Übersicht der wichtigsten Parameter des HESR . . . . . . . . . . . . .
Eigenschaften des Szintillatormaterials Bleiwolframat . . . . . . . . . .
Merkmale des elektromagnetischen Kalorimeters . . . . . . . . . . . .
Widerstandswerte beider Kalibrierplatinen . . . . . . . . . . . . . . . .
Parameter und Testgrößen für die Anpassung eines Polynom zweiter
und dritter Ordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Überprüfung der Kalibrierung anhand der zusätzlichen Temperaturen . .
3
4
4
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44
1
Einleitung und Motivation
1
1 Einleitung und Motivation
Es gibt vier fundamentale Kräfte, die allen physikalischen Phänomenen der Natur zugrunde liegen. Dabei ist die starke Wechselwirkung die Kraft, die Quarks zu Hadronen
bindet. Das Ziel der Hadronenphysik ist es, die starke Wechselwirkung mit Hilfe der
Quantenchromodynamik, vollständig zu beschreiben. Durch diverse Experimente an
Teilchenbeschleunigern wurde bereits eine Vielzahl an Hadronen entdeckt; Phänomene wie der Quark-Einschluss (Confinement), die Massenerzeugung bei Nukleonen oder
die Existenz von exotischen Teilchen können allerdings noch nicht vollständig erklärt
werden.
Mit PANDA (antiProton ANnihilation at DArmstadt), dem größten Experiment an dem
geplanten Beschleunigerzentrum FAIR (Facility for Antiproton and Ion Research) am
GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung in Darmstadt, sollen ab 2017 diese Fragestellungen genauer untersucht werden. Die Charmonium-Spektroskopie und
die Suche nach gluonischen Anregungen wie Glueballs, Hybriden und Multi-QuarkZuständen stellen dabei wesentliche Punkte des umfangreichen PANDA-Physikprogramms dar.
Das elektromagnetische Kalorimeter (EMC) ist dabei von entscheidender Bedeutung.
Im PANDA-EMC wird als Szintillatormaterial Bleiwolframat (PbWO4 ) verwendet. Da
Photonen in einem Energiebereich von 10 MeV bis zu 14,6 GeV mit einer möglichst hohen Energie-, Orts- und Zeitauflösung detektiert werden müssen, wird das ganze EMC
bei −25 ◦ C betrieben. Die Änderung der Lichtausbeute pro ◦ C ist bei −25 ◦ C mit 3 %/◦ C
deutlich stärker als bei Raumtemperatur. Daraus ergeben sich hohe Anforderungen an
die Temperaturhomogenität und -stabilität im EMC. Zeitliche Temperaturschwankungen im Bereich von einigen zehntel Grad würden die Energieauflösung bereits herabsetzen, so dass eine Überwachung der Temperaturen im EMC unabdingbar ist. Um die
angestrebte Genauigkeit von ±0,05 ◦ C bei der Temperaturmessung zu erreichen, wurde
für das PANDA-Experiment ein Mehrzweckauslesesystem entwickelt, das sogenannte Temperature and Humidity Monitoring Board for PANDA (THMP), sowie etwa
100 µm dünne Widerstandssensoren aus Platindraht (thinPT-Sensoren), mit denen die
Temperatur an den Kristallen überwacht werden kann.
Die geforderte Genauigkeit macht eine Kalibrierung der gesamten Auslesekette, bestehend aus thinPT-Sensoren und THMP, zwingend notwendig. Aufbauend auf [1] befasst
sich diese Arbeit mit der Entwicklung einer geeigneten Kalibriermethode sowohl für
den THMP als auch für die thinPT-Sensoren, sowie mit der Überprüfung der Zuverlässigkeit von den thinPT-Sensoren unter erhöhter Beanspruchung.
Die Arbeit ist wie folgt aufgebaut: Zunächst wird ein Überblick über die für das PANDAExperiment relevanten Grundlagen der Hadronenphysik gegeben sowie das Beschleunigerzentrum FAIR und der PANDA-Detektor vorgestellt. Dabei wird das elektromagnetische Kalorimeter im Detail beschrieben und die sich daraus ergebenden Anforderungen, insbesondere die thermischen Anforderungen, abgeleitet. Danach wird zu-
2
1
Einleitung und Motivation
nächst das Prinzip der Temperaturmessung im EMC diskutiert, bevor die Kalibrierung
des THMP und der thinPT-Sensoren mit dem THMP sowie die bisher erzielten Ergebnisse vorgestellt werden. In diesem Zusammenhang werden zudem Untersuchungen
zur Temperaturabhängigkeit und Langzeitstabilität des THMP diskutiert. Abschließend
werden der mit den thinPT-Sensoren durchgeführte Stresstest sowie deren Ergebnisse
vorgestellt. Im Rahmen dieser Arbeit wurden insgesamt drei THMP-Einheiten und 90
thinPT-Sensoren kalibriert sowie mit zehn thinPT-Sensoren der Stresstest durchgeführt.
2
Das Standardmodell der Teilchenphysik
3
2 Das Standardmodell der Teilchenphysik
Das Standardmodell der Teilchenphysik beschreibt die elementaren Teilchen sowie die
Wechselwirkungen, denen diese Teilchen unterliegen. Aus heutiger Sicht existieren mit
Quarks, Leptonen und Eichbosonen drei Sorten von elementaren Teilchen. Dabei werden die Quarks und Leptonen aufgrund ihrer halbzahligen Spins in die Gruppe der Fermionen eingeordnet und stellen die eigentlichen Bausteine der Materie dar. Die Eichbosonen als Mittlerteilchen der verschiedenen Wechselwirkungen werden aufgrund ihrer
ganzzahligen Spins in die Gruppe der Bosonen eingeordnet.
2.1 Leptonen und Quarks
Es gibt insgesamt sechs Leptonen, die sich, entsprechend ihrer Masse, in drei Generationen einordnen lassen (s. Tab. 2.1). Elektron (e− ) und Elektron-Neutrino (νe ) werden
der ersten Generation zugeschrieben, gefolgt von Myon (µ− ) und Myon-Neutrino (νµ )
sowie Tauon (τ− ) und Tauon-Neutrino (ντ ). Elektron, Myon und Tauon unterliegen der
elektromagnetischen und schwachen Wechselwirkung. Neutrinos weisen hingegen keine elektrische Ladung auf und unterliegen daher nur der schwachen Wechselwirkung.
Tab. 2.1: Übersicht der sechs Leptonen und ihre Eigenschaften [2].
Generation
1
2
3
Lepton
e−
νe
µ−
νµ
τ−
ντ
Q [e]
-1
0
-1
0
-1
0
Spin
1/2
1/2
1/2
1/2
1/2
1/2
h
i
Masse MeV/c2
0,511
< 2·10−6
105,66
< 0,19
1777
< 18,2
Neben den Leptonen gibt es in der Familie der Fermionen noch die Quarks.
Es gibt insgesamt sechs verschiedene Quarks, das up-, down-, strange-, charme-, topund bottom-Quark, die sich anhand des Isospins Iz und des Flavours (Charmness C,
Strangeness S , Topness T und Bottomness B) unterscheiden lassen. Sie lassen sich analog zu den Leptonen in drei Generationen einordnen (s. Tab. 2.2). Quarks tragen nicht
nur eine elektrische Ladung, sondern auch eine Farbladung (rot, grün, blau), so dass sie
der elektromagnetischen und der starken Wechselwirkung unterliegen.
Zu jedem Teilchen existiert zudem ein Anti-Teilchen, welches die gleiche Masse und
den gleichen Spin wie das Teilchen aufweist, bei dem aber die additiven Quantenzahlen
dem Teilchen entgegengesetzt sind.
4
2
Das Standardmodell der Teilchenphysik
Tab. 2.2: Übersicht der sechs Quarks und ihre Eigenschaften [2].
Generation
1
2
3
Quark
u
d
c
s
t
b
Q [e]
+2/3
-1/3
+2/3
-1/3
+2/3
-1/3
Iz C
1/2 0
-1/2 0
0
1
0
0
0
0
0
0
S
0
0
0
-1
0
0
T
0
0
0
0
1
0
B
0
0
0
0
0
-1
h
i
Spin Masse MeV/c2
1/2
1,8 - 3,0
1/2
4,5 - 5,3
1/2
1250 - 1300
1/2
90 - 100
1/2 171830 - 174310
1/2
4150 - 4210
2.2 Die starke Wechselwirkung
Das Standardmodell der Teilchenphysik beschreibt eine relativistische Quantenfeldtheorie, in der Kräfte durch Felder ausgedrückt werden und die Wechselwirkung über
Feldquanten (Eichbosonen) erfolgt. Im Standardmodell werden die elektromagnetische,
die schwache sowie die starke Wechselwirkung berücksichtigt1 . Eine Übersicht über die
Austauschteilchen dieser drei Wechselwirkungen und ihrer Eigenschaften ist in Tabelle 2.3 gegeben. Das Austauschteilchen der elektromagnetischen Wechselwirkung ist das
Tab. 2.3: Übersicht der Eichbosonen und ihre Eigenschaften [3].
Wechselw.
elektromagn.
schwach
stark
Eichboson
γ
Z0
W±
g
Q [e]
0
0
±1
0
h
i
Masse MeV/c2
< 10−24
91,1867 ± 0,0021
80,385 ± 0,015
0
rel. Stärke
10−2
10−14
10−14
1
Reichw. [m]
∞
10−18
10−18
10−15
masselose Photon und ihre Reichweite ist unendlich. Die schwache Kraft wird über das
neutrale Z-Boson oder die geladenen W ± -Bosonen vermittelt. Im Gegensatz zum masselosen Photon sind die Austauschteilchen der schwachen Wechselwirkung schwer und
haben daher nur eine geringe Reichweite. Das Austauschteilchen der starken Wechselwirkung ist das masselose Gluon, die Reichweite ist aber nicht wie bei der elektromagnetischen Wechselwirkung unendlich, sie ist auf die Größenordnung eines Nukleons
beschränkt. Dieser Unterschied führt dazu, dass sich die starke Wechselwirkung anders
verhält als die elektromagnetische Wechselwirkung.
1
Die Gravitationskraft zwischen Elementarteilchen ist in der Teilchenphysik von vernachlässigbarer
Bedeutung, da sie um viele Größenordnungen schwächer ist als die elektromagnetische, schwache oder
starke Kraft.
2
Das Standardmodell der Teilchenphysik
5
Abb. 2.1: Annihilationprozess in der QED und der QCD [4].
In Abbildung 2.1 sind die beiden zugrundeliegenden Prozesse dargestellt. In der QED
gibt es nur die elektrische Ladung und es gilt die Ladungserhaltung. Die beiden elektrischen Ladungen vernichten sich gegenseitig, so dass das Photon keine elektrische
Ladung trägt. Die Funktion der elektrischen Ladung in der QED wird in der QCD der
Farbladung (rot, grün und blau) zugeschrieben. Bei der in Abbildung 2.1 gezeigten
Quark-Antiquark-Annihilation ist das Gluon nicht farbneutral, weil Antirot nicht die
Antifarbe von Blau ist, sondern die von Rot. D. h. Gluonen tragen eine Farb- und eine
Anti-Farbladung. Damit können sie auch untereinander wechselwirken. Diese Selbstwechselwirkung führt zum Quarkeinschluss (Confinement). Mit zunehmenden Abstand
Abb. 2.2: Darstellung des Quarkeinschlusses (Confinement) bei einem qq̄-Paar [5].
zwischen einem Quark-Antiquark-Paar steigt das Potenzial immer weiter an bis das
Gluonenfeld genug Energie gespeichert hat, um ein neues Quark-Antiquark-Paar zu erzeugen (s. Abb. 2.2). Bei Abständen kleiner dem Nukleonenradius sind Quark und Antiquark hingegen als quasi-freie Teilchen zu betrachten (asymptopische Freiheit). Daher
wird die Kopplungskonstante der QCD auch running coupling constant genannt. Effektive Potenzialmodelle wie beispielsweise
a
V(r) = − + b · r
r
(2.1)
eignen sich zum Teil sehr gut um die starke Wechselwirkung zu beschreiben. Das Potenzial der starken Wecheselwirkung besteht aus einem Coulomb-artigen Term (wie in
der QED) und einem linearen Term, der das Confinement-Verhalten beschreibt [6].
6
2
Das Standardmodell der Teilchenphysik
2.3 Hadronen
Eine direkte Folge des Confinements ist die Abwesenheit von freien Quarks sowie die
Beobachtung von ausschließlich farbneutralen Teilchen. Diese gebundenen Quarksysteme werden als Hadronen bezeichnet. Dabei unterscheidet man zwischen Mesonen und
Baryonen. Mesonen bestehen aus einem Quark und einem Antiquark (qq̄) und weisen
einen ganzzahligen Spin auf. Dagegen bestehen Baryonen aus drei Quarks und weisen
einen halbzahligen Spin auf. Eine Übersicht der bisher bekannten Mesonen und Baryonen kann dem Review of Particle Physics der Particle Data Group [2] entnommen
werden. Im Folgenden wird auf das Charmonium-System (cc̄) eingegangen, da es einen
Schwerpunkt im Physikprogramm von PANDA darstellt [7].
2.4 Charmonia
Einen Zustand, der aus einem Charm- und Anticharm-Quark (cc̄) besteht, bezeichnet
man als Charmonium. Der erste Zustand dieser Art, das J/ψ, wurde 1974 zeitgleich am
SLAC (Stanford Linear ACcelerator) und am BNL (Brookhaven National Laboratory)
entdeckt. Abbildung 2.3 gibt einen Überblick über das bisher bekannte CharmoniumSpektrum. Der Bereich oberhalb der sogenannten DD-Schwelle (Open Charm Physics) wirft noch viele Fragen auf. Die dort gefundenen Charmonium-ähnlichen XYZZustände waren von der Theorie nicht vorhergesagt und werden als mögliche Molekülbzw. Tetraquark-Zustände ((qq̄)(qq̄), qq̄qq̄) diskutiert [8].
2.5 Glueballs und Hybride
Eine weitere Konsequenz der Selbstwechselwirkung von Gluonen ist die Existenz von
Glueballs und Hybriden. Glueballs bezeichnen dabei rein gluonische Zustände ohne
Quarkinhalt (gg) und Hybride Mesonen mit konstituierenden Gluonen (qq̄g). Besonders interessant sind dabei die Zustände, die nach dem Standardmodell verboten sein
müssten, d. h. Glueballs wie auch Hybride können exotische Quantenzahlen aufweisen.
Ausführliche Abhandlungen zu diesem Thema sind beispielsweise [6, 9, 10] zu entnehmen. Einen Überblick über die mit PANDA erreichbaren Zustände ist mit Abbildung 2.4
gegeben.
2
Das Standardmodell der Teilchenphysik
Abb. 2.3: Das Charmonium-Spektrum [6].
Abb. 2.4: Übersicht der Zustände, die mit PANDA erzeugt werden können [11].
7
3
Das PANDA-Experiment
9
3 Das PANDA-Experiment
3.1 Das FAIR-Projekt und der High Energy Storage Ring
Abb. 3.5: Überblick des internationalen Beschleunigerzentrums FAIR [12].
An dem GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung in Darmstadt entsteht das
internationale Beschleunigerzentrum FAIR (Facility for Antiproton and Ion Research).
FAIR wird Antiprotonen- und Ionenstrahlen mit bisher unerreichter Intensität und Qualität liefern. Dafür sorgen insgesamt acht Ringbeschleuniger mit bis zu 1100 m Umfang sowie zwei Linearbeschleuniger. Herzstück der neuen Anlage ist das DoppelringSynchrotron SIS100/SIS300. Abbildung 3.5 zeigt einen Überblick des gesamten Beschleunigerzentrums mit den verschiedenen Experimenten. Ziel des PANDA-Experimentes ist es, durch Proton-Antiproton-Annihilation neue Erkenntisse im Bereich der
starken Wechselwirkung zu gewinnen. Der dazu notwendige Antiprotonenstrahl wird
vom High Energie Storage Ring (HESR) bereitgestellt (s. Abb. 3.6). Damit steht dem
PANDA-Experiment ein Antiprotonenstrahl mit Strahlimpulsen von 1,5 GeV/c bis zu
15 GeV/c zur Verfügung, so dass alle Charmonium-Zustände sowie charm- und strangenesshaltige Hadronen oberhalb der DD-Schwelle direkt erzeugt werden können (vgl.
Abb. 2.4). Der HESR kann in zwei Modi betrieben werden, im High Luminosity Mode (maximale Luminosität) und im High Resolution Mode (Minimale Impulsunschärfe). Tabelle 3.4 fasst die wichtigsten Parameter für beide Betriebsmodi zusammen. Im
High Luminosity Mode werden die Antiprotonen nur stochastisch gekühlt, so dass die
maximale Luminosität erreicht wird, um bei der Suche nach seltenen Zerfällen möglichst hohe Ereignisraten zu erhalten. Im High Resolution Mode wird zusätzlich eine
10
3
Das PANDA-Experiment
Abb. 3.6: Schematische Darstellung des HESR [13].
Tab. 3.4: Übersicht der wichtigsten Parameter des HESR [12].
Parameter
High Resolution Mode
Impulsbereich [GeV/c]
1,5 - 8,9
Speicherkapazität
1010
Impulsunschärfe δp/p
≤ 4 · 10−5
Luminosität [cm−2 s−1 ]
2 · 1031
High Luminosity Mode
1,5 - 15,5
1011
10−4
2 · 1032
Elektronenkühlung eingesetzt. Dies führt zu einer geringeren Luminosität, allerdings
lässt sich durch die Elektronenkühlung auch eine geringere Impulsunschärfe erreichen.
Zudem kann damit die Antiprotonenenergie variiert werden ohne die Strahloptik zu
ändern, so dass Resonanz-Scans durchgeführt werden können. Dazu muss allerdings
die Resonanz auch direkt erzeugbar sein, d. h. besonders Formationsexperimente wie
PANDA, bei denen alle Resonanzen direkt erzeugt werden können, provitieren von
der Resonanz-Scan-Methode. Dies ist ein wesentlicher Punkt für die Umsetzung des
PANDA-Physikprogramms. Abbildung 3.7 zeigt das Prinzip dieser Methode. Durch die
Variation der Strahlenergie wird die Resonanz vermessen. Die gemessene Linienform
ergibt sich aus der Faltung der natürlichen Linienform der Resonanz mit dem Strahlprofil. Somit ist nicht wie bei Produktionsexperimenten die Detektorauflösung entscheidend, sondern die Impulsunschärfe des Strahls.
3
Das PANDA-Experiment
11
Abb. 3.7: Darstellung der Resonanz-Scan-Methode [14].
3.2 Der PANDA-Detektor und das Targetspektrometer
Im vorigen Abschnitt wurden die Vorteile von FAIR und dem HESR in Hinblick auf
das PANDA-Experiment beschrieben. Das Physikprogramm von PANDA umfasst dabei nicht nur die Charmonium-Spektroskopie, sondern auch die Suche nach gluonischen
Anregungen wie Glueballs oder Hybriden. Um diese seltenen Reaktionen nachweisen
zu können, bedarf es eines komplexen Detektorsystems. Der PANDA-Detektor ist für
die Detektion von neutralen und geladenen Teilchen mit einer hohen Energie- und Ortsauflösung über einen weiten Energiebereich und nahezu den gesamten Raumwinkel
ausgelegt. Aufgrund der zu erwartenden Ereignisraten von bis zu 10 MHz sind die einzelnen Detektorkomponenten hinsichtlich Ratenverträglichkeit und Strahlenhärte optimiert worden. Abbildung 3.8 zeigt den schematischen Aufbau des PANDA-Detektors.
Da es sich bei PANDA um ein Fixed-Target-Experiment handelt besteht der Detektor
aus einem Targetspektrometer und einem Vorwärtsspektrometer. Das Targetspektrometer umschließt den Wechselwirkungspunkt und deckt den Bereich großer Winkel ab. Das
Vorwärtsspektrometer beginnt in Strahlrichtung einen Meter hinter dem Targetspektrometer und deckt den Bereich kleiner Winkel ab.
Das Targetspektrometer wird durch einen supraleitenden Solenoid, der ein Magnetfeld
von bis zu 2 T erzeugt, umschlossen, so dass sich die geladenen Teilchen innerhalb des
Targetspektrometers auf gekrümmten Bahnen bewegen. Die unterschiedlichen Teildetektoren des Targetspektrometers sind zylindersymmetrisch um den Wechselwirkungspunkt angeordnet, angefangen mit dem Micro-Vertex-Detektor (MVD), der primäre und
sekundäre Vertizes detektiert. Für die Spurrekonstruktion und Impulsmessung geladener Teilchen sind ein Straw-Tube-Tracker (STT) und Gas-Elektron-Multiplier (GEM)
vorgesehen. Zusammen mit dem sich anschließenden Flugzeitspektrometer (TOF, Time
Of Flight) und dem Cherenkov-Detektor (DIRC, Detector for Internally Reflected Cherenkov light) lassen sich Pionen, Kaonen und Protonen identifizieren. Vor dem supraleitenden Solenoiden befindet sich das elektromagnetische Kalorimeter (EMC), welches
12
3
Das PANDA-Experiment
Abb. 3.8: Aufbau des PANDA-Detektors [15].
Elektronen, Positronen und Photonen detektiert. Als abschließende Detektorkomponente des Targetspektrometers befinden sich in den Zwischenräumen des Eisenjochs MyonDetektoren.
Hinter dem Targetspektrometer befindet sich das Vorwärtsspektrometer für Teilchen
die sich unter kleinen Winkeln zur Strahlachse in Strahlrichtung bewegen. Die einzelnen Detektorkomponenten sind in Strahlrichtung hintereinander angeordnet, angefangen mit einem Dipolmagnet, der 2,5 m lang ist und eine Öffnung von 1 m mal 3 m hat.
Die Spurrekonstruktion und Impulsmessung erfolgt mittels Multi-Wire-Drift-Chambers
(MDC) und Straw-Tube-Trackern (STT) entlang des Dipolmagneten. Es folgen eine
TOF-Wand sowie ein Dual-Radiator RICH-Detektor, die zusammen mit den zuvor genannten Spurdetektoren eine Identifizierung von Pionen, Kaonen und Protonen bis zu
einem Impuls von 15 GeV/c ermöglichen. Dahinter befindet sich abschließend ein elektromagnetisches Kalorimeter (F-EMC) und Myon-Detektoren. Abbildung 3.9 zeigt eine zusammenfassende Darstellung des Konzeptes für die Detektierung und Identifizierung von geladenen und ungeladenen Teilchen bis hin zur Rekonstruktion, um exklusive
Messungen durchzuführen. Aus dem Schaubild geht das komplexe Zusammenspiel der
einzelnen Detektorkomponenten hervor. In den nächsten Abschnitten werden die einzelnen Detektorkomponenten des Targetspektrometers sowie deren Funktion im Detail
vorgestellt.
3
Das PANDA-Experiment
13
Abb. 3.9: Konzept für die Detektierung und Identifizierung von Teilchen [13].
3.2.1 Targetsystem
Um die angestrebte Luminosität von 2 · 1032 cm−2 s−1 zu erzielen, ist neben dem HESR
das Target die entscheidende Komponente. Für das PANDA-Experiment werden aufgrund des umfangreichen Physikprogramms verschiedene Targetsysteme angedacht. Abbildung 3.10 zeigt eine Übersicht der verschiedenen Targetoptionen und deren Einsatzmöglichkeiten. Für die Untersuchung von Antiproton-Proton-Annihilationen sind zwei
verschiedene Varianten von Wasserstofftargets vorgesehen, das Pellet-Target und das
Cluster-Jet-Target. Mit beiden Systemen lässt sich die für die angestrebte Luminosität notwendige Targetdichte von 4 · 1015 Wasserstoffatomen pro cm2 erreichen. Dabei
haben beide Targetvarianten Vor- und Nachteile [16].
Abb. 3.10: Targetoptionen für das PANDA-Experiment [13].
14
3
Das PANDA-Experiment
Bei dem Pellet-Target-System werden durch eine dünne vibrierende Düse Tröpfen erzeugt, die dann frei in Richtung Wechselwirkungspunkt fallen. Auf dem Weg passieren
sie eine Vakuumkammer, wodurch sie zu sogenannten Pellets gefrieren.
Bei dem Cluster-Jet-Target werden mit Hilfe einer Lavaldüse kontinuierlich aus gekühltem Wasserstoffgas schmalbandige Cluster aus Wasserstoffatomen erzeugt. Der große
Vorteil gegenüber dem Pellet-Target-System ist die geringe zeitliche Dichteschwankung
und die damit verbundene nahezu konstante Luminosität. Die Rekonstruktion des Wechselwirkungspunktes erweist sich hingegen deutlich schwieriger als beim Pellet-TargetSystem.
3.2.2 Micro-Vertex-Detektor
Der Micro-Vertex-Detektor (MVD) umschließt den direkten Wechselwirkungspunkt
und soll primäre wie auch sekundäre Vertizes nachweisen. Sekundäre Vertizes treten
beispielsweise bei D-Mesonen auf. Aufgrund ihrer sehr kurzen Lebenszeit zerfallen sie
bereits nach einigen µm bis hin zu einigen cm in leichtere Hadronen, deren Vertex durch
den MVD rekonstruiert werden muss. Der MVD besteht aus strahlenharten Siliziumdetektoren aufgeteilt in einen Barrel-Bereich und einem Vorwärtsbereich. Es werden sowohl Pixel- als auch Streifen-Detektoren verwendet. Designstudien haben gezeigt, dass
eine Ortsauflösung unter 100 µm erreicht wird [13].
3.2.3 Spurdetektoren
Die Spurdetektoren dienen der Spurrekonstruktion, Impulsmessung und Identifizierung
geladener Teilchen. Dazu befinden sich die Spurdetektoren innerhalb des vom Solenoiden erzeugten Magnetfeldes, so dass sich die geladenen Teilchen auf gekrümmten Bahnen bewegen. Aus den gemessenen Teilchenbahnen lassen sich der Teilchenimpuls und
die Ladung bestimmen. Über den spezifischen Energieverlust dE/dx lässt sich zudem
die Teilchensorte identifizieren. Für das Targetspektrometer ist im Bereich des Barrels
als Spurdetektor ein Straw-Tube-Tracker (STT) vorgesehen. Er setzt sich aus insgesamt
4636 einzelnen Driftröhren zusammen. Sie sind zylindrisch in 24 Lagen angeordnet,
wobei die mittleren acht Lagen zu den anderen Lagen leicht geneigt sind. Bei den Driftröhren handelt es sich im Grunde um gasgefüllte Röhren aus aluminisierter Mylarfolie,
in deren Inneren ein 20 µm dünner, vergoldeter Wolfram-Rhenium-Draht gespannt ist.
Sie weisen einen Durchmesser von 10 mm und eine Länge von 1,5 m auf. Erste Testmessungen haben gezeigt, dass eine Ortsauflösung von 150 µm erreichbar ist. Für Teilchen
die unter einem Winkel kleiner 22 ◦ emittiert werden befinden sich in Vorwärtsrichtung
Gas-Electron-Multiplier-Detektoren (GEM).
3
Das PANDA-Experiment
15
3.2.4 Flugzeitspektrometer
Das Flugzeitspektrometer (TOF, Time Of Flight) misst die Flugzeit eines Teilchens.
Zusammen mit der Impuls- und dE/dx-Informationen aus den Spurdetektoren, lässt
sich das Teilchen anhand seiner Masse identifizieren. Da für das Targetspektrometer nur
ein TOF-Stop-Detektor vorgesehen ist, sind nur relative Zeitmessungen zwischen zwei
Teilchen möglich. Der TOF-Stop-Detektor besteht im Wesentlichen aus Streifenszintillatoren die über Photomultiplier ausgelesen werden. Die Flugstrecke beträgt zwischen
50 cm und 100 cm, so dass eine Zeitauflösung im Bereich von 50 ps bis 100 ps erreicht
werden muss. Das TOF eignet sich für die Identifizierung von Teilchen mit einem Impuls von bis zu 800 MeV/c.
3.2.5 Cherenkov-Detektoren
Mit Hilfe von Cherenkov-Detektoren lässt sich die Geschwindigkeit von Teilchen messen. Geladene Teilchen, die mit einer Geschwindkeit β · c < 1/n in einem Medium
propagieren, emittieren Cherenkov-Licht unter dem Winkel Θ = arccos(1/(n · β)). Aus
der Messung des Winkels Θ ergibt sich dann die Geschwindigkeit. Zusammen mit der
Impulsinformation aus den Spurdetektoren, lässt sich das Teilchen anhand seiner Masse
identifizieren. Im Targetspektrometer kommt im Bereich des Barrels ein zylindrischer
Detektor für Intern Reflektiertes Cherenkov-Licht (DIRC) zum Einsatz und in Vorwärtsrichtung ein als Scheibe geformter DIRC (Disc-DIRC). Um Pionen und Kaonen in
einem Impulsbereich von 800 MeV/c (vgl. Abschnitt 3.2.4) bis 5 GeV/c unterscheiden
zu können, wird als Radiator Quartzglas verwendet.
3.2.6 Elektromagnetisches Kalorimeter
In Abschnitt 4 wird das EMC noch ausführlich behandelt. Die Aufgabe des elektromagnetischen Kalorimeters (EMC) ist es Photonen, Elektronen und Positronen über einen
großen Energiebereich mit einer hohen Energie-, Orts- und Zeitauflösung zu detektieren.
3.2.7 Myon-Detektoren
Die Myon-Detektoren stellen die äußersten Detektoren des Targetspektrometers dar und
sind in Form von Mini Drift Tubes (MDT) in das Eisenjoch eingelassen. Da Myonen im
Gegensatz zu Elektronen, Photonen und Hadronen nur sehr schwach mit Materie wechselwirken, sind sie die einzigen Teilchen, die das Eisenjoch durchdringen und ein Signal
in den Minidriftröhren erzeugen. Anhand der geometrischen Schauerstruktur lassen sich
zudem Primär-Myonen von Sekundär-Myonen und Untergrund-Myonen unterscheiden.
4
Das elektromagnetische Kalorimeter
17
4 Das elektromagnetische Kalorimeter
Elektromagnetische Kalorimeter stellen eine entscheidende Komponente in teilchenphysikalischen Experimenten dar. Mit einem elektromagnetischen Kalorimeter lässt
sich die Energie von Elektronen, Positronen und Photonen bestimmen. Des Weiteren
kann es für die Ortsbestimmung eingesetzt werden [15]. Die zugrundeliegende Idee
ist, dass ein einfallendes Teilchen im Kalorimeter durch Bremsstrahlung und Paarbildung abgebremst und absorbiert wird und die deponierte Energie bestimmt wird. Dazu nutzt man Szintillatoren, die die deponierte Energie in sichtbares Licht, sogenanntes Szintillationslicht umwandelt, welches dann mit Photodetektoren gemessen werden
kann. Es gibt zwei Typen elektromagnetische Kalorimeter, homogene Kalorimeter und
Sampling-Kalorimeter. Bei einem homogenen Kalorimeter dient der Szintillator auch
als Absorber, bei einem Sampling-Kalorimeter wird für den Absorber ein anderes Material verwendet. Beide Typen kommen im PANDA-Detektor zum Einsatz. Das EMC
im Targetspektrometer ist ein homogenes Kalorimeter mit Bleiwolframat (PbWO4 ) als
Szintillator. Im Vorwärtsspektrometer kommt ein Sampling-Kalorimeter mit abwechselnden Schichten aus Absorbermaterial (Blei) und Szintillator zum Einsatz. Bei dem
homogenen Kalorimeter wird die gesamte Energie im Szintillator deponiert, so dass
eine sehr gute Energieauflösung erreicht werden kann. Bei dem Sampling-Kalorimeter
kann der Energiedeposit in den Absorberschichten aus Blei nicht gemessen werden, wodurch die Energieauflösung im Vergleich zu einem homogenen Kalorimeter schlechter
ist. Dafür ist ein Sampling-Kalorimeter deutlich kostengünstiger. Im Folgenden wird
nur auf das elektromagnetische Kalorimeter des Targetspektrometers eingegangen, da
es in dieser Arbeit die zentrale Detektorkomponente darstellt.
4.1 Allgemeine Anforderungen an das EMC
Viele der mit PANDA nachzuweisende Zerfälle zeichnen sich durch eine hohe Anzahl
an Elektronen, Positronen und Photonen im Endzustand aus, die alle mit einer möglichst
hohen Akzeptanz über einen weiten Energiebereich mit einer hohen Energie-, Orts- und
Zeitauflösung detektiert werden sollten. Um eine maximale geometrische Akzeptanz zu
erreichen, wird eine nahezu vollständige Raumwinkelabdeckung angestrebt. Des Weiteren sollte das EMC eine non-pointing-Geometrie aufweisen, d. h. die Kristalle sind nicht
direkt auf den Wechselwirkungspunkt gerichtet, so dass Akzeptanzlücken zwischen den
Kristallen ausgeschlossen werden können. Viele Photonen resultieren aus Zerfällen neutraler Pionen. Um diese möglichst effizient rekonstruieren zu können, ist eine Energieschwelle kleiner 20 MeV notwendig, angestrebt sind 10 MeV [15]. Die Energieschwelle
bezieht sich dabei auf ein Cluster, das sich aus mehreren Kristallen zusammensetzt. Für
einen einzelnen Kristall ergibt sich eine Einzelkristallschwelle von 3 MeV mit einem
18
4
Das elektromagnetische Kalorimeter
Detektorrauschen von 1 MeV. Angestrebt ist eine Energieauflösung von
2%
σE
≤ 1% ⊕ √
.
E
E/GeV
(4.2)
Die notwendige Ortsauflösung ergibt sich ebenfalls aus dem Zerfall des neutralen Pions.
Bei einem maximalen Impuls von 14 GeV/c beträgt der Öffnungswinkel zwischen den
beiden Photonen nur noch 0,5 ◦ , was einem Abstand von etwa 3 cm in der Vorwärtsendkappe des EMC entspricht. Um die beiden Photonen räumlich trennen zu können,
müssen die geometrischen Abmaße des Kristalls sowie der Molière-Radius des Szintillatormaterials in diesem Bereich liegen (vgl. Abschnitt 4.2 und 4.4).
Abb. 4.11: Verteilung der Ereignisraten in der Vorwärtsendkappe [15].
Für das EMC sind Ereignisraten von bis zu 500 kHz zu erwarten. In Abbildung 4.11
ist die Verteilung der Ereignisraten in der Vorwärtsendkappe des EMC gezeigt. Um bei
diesen Raten Ereignisse zeitlich auflösen zu können, bedarf es eines schnellen Szintillators. So müssen die Abklingzeiten im Bereich von Nanosekunden liegen. Aufgrund
der hohen Ereignisraten ist das EMC, insbesondere die Vorwärtsendkappe, einer sehr
hohen Strahlendosis ausgesetzt, so dass sowohl Szintillator als auch Photodetektoren
und Elektronik strahlenhart sein müssen.
4.2 Bleiwolframat als Szintillator
Für das elektromagnetische Kalorimeter des Targetspektrometers wird der anorganische Szintillator Bleiwolframat (PbWO4 ) verwendet. Tabelle 4.5 fast die wichtigsten
Eigenschaften zusammen. Bleiwolframat hat eine Strahlungslänge von 0,89 cm und
einen Molière-Radius von 2 cm. Mit einer Abklingzeit von 10 ns handelt es sich bei
4
Das elektromagnetische Kalorimeter
19
Tab. 4.5: Eigenschaften des Szintillatormaterials Bleiwolframat [15].
Eigenschaften
Dichte ρ [g/cm3 ]
Strahlungslänge X0 [cm]
Molière-Radius RM [cm]
Abklingzeit [ns]
Emissions-Wellenlänge λmax [nm]
Brechungsindex n
rel. Lichtausbeute bei −25 ◦ C
dLA/dT bei −25 ◦ C
dE/dx [MeV/cm]
PbWO4
8,3
0,89
2,00
10
420
2,17
2,5 %(NaI)
−3 %/◦ C
10,2
Bleiwolframat um einen schnellen Szintillator. Zudem weist Bleiwolframat eine hohe
Strahlenhärte auf. Der einzige Nachteil von Bleiwolframat ist die geringe Lichtausbeute. Durch spezielle Dotierungen mit Molybdän und Lanthan kann die Lichtausbeute
verdoppelt werden. Zudem ist die Lichtausbeute stark temperaturabhängig. Wie aus
Abbildung 4.12 hervor geht, führt Abkühlen von +25 ◦ C auf −25 ◦ C zu einer um einen
Faktor 3,5 höheren Lichtausbeute. Allerdings verringert sich dabei auch die Strahlenhärte. Die für das EMC geforderte Energieauflösung wäre bei Raumtemperatur nicht
erreichbar, bei −25 ◦ C hingegen schon. Aus diesem Grund wird das gesamte EMC bei
−25 ◦ C betrieben1 .
Abb. 4.12: Lichtausbeute von PbWO4 in Abhängigkeit von der Temperatur [17].
1
Noch tiefere Temperaturen würden zu einer nicht mehr ausreichenden Strahlenhärte von PbWO4
führen.
20
4
Das elektromagnetische Kalorimeter
4.3 Thermische Anforderungen an das EMC
Mit Abschnitt 4.1 wurden bereits Anforderungen an das elektromagnetische Kalorimeter definiert. Um diese mit Bleiwolframat als Szintillator zu erfüllen, muss das EMC
bei −25 ◦ C betrieben werden. Daraus leiten sich weitere Anforderungen bezüglich der
Temperaturstabilität und -homogenität ab.
Abb. 4.13: Änderung der Lichtausbeute pro ◦ C in Abhängigkeit von der Temperatur [17].
Bei −25 ◦ C ist nicht nur die Lichtausbeute höher als bei Raumtemperatur, sondern auch
die Änderung der Lichtausbeute pro ◦ C (s. Abb. 4.13), so dass bereits kleine Temperaturschwankungen zu einer deutlich schlechteren Energieauflösung führen würden. Die
Änderung der Energieauflösung aufgrund von Temperaturschwankungen sollte daher
deutlich geringer sein, als die angestrebte Energieauflösung (1 - 2 %):
σAufl. durch ∆T ≤ 0,2 %
(4.3)
Bei −25 ◦ C beträgt die Änderung der Lichtausbeute pro ◦ C 3 %/◦ C (vgl. Abb. 4.13).
Damit ergibt sich eine maximale Temperaturschwankung von
σ∆T ≤ 0,2 % / 3 %/◦ C = 0,07 ◦ C
(4.4)
beziehungsweise ein Spitze-Spitze-Wert von
√
∆T max = σ∆T · 12 = 0,24 ◦ C.
(4.5)
Für das elektromagnetische Kalorimeter sollten daher die Temperaturschwankung kleiner ±0,1 ◦ C sein [18].
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Temperaturhomogenität, entlang der Kristalle. Bei
einer Inhomogenität von bis zu 10 % verschlechtert sich die Energieauflösung nur geringfügig (s. Abb. 4.14). Damit ergibt sich als weitere Anforderung, dass der Temperaturgradient entlang eines Kristalls 0,1 ◦ C/cm nicht überschreiten darf1 .
Der Temperaturgradient von 0,1 ◦ C/cm ergibt sich aus einer Kristalllänge von 20 cm und einer
Temperatur von −25 ◦ C.
1
4
Das elektromagnetische Kalorimeter
21
Abb. 4.14: Energieauflösung in Abhängigkeit von der Photonenenergie für verschieden starke
Inhomogenitäten der Lichtausbeute [18].
4.4 Aufbau des EMC
Das elektromagnetische Kalorimeter des Targetspektrometers setzt sich aus drei Teilen zusammen, einem fassförmigen Mittelteil (Barrel) sowie einer Rückwärts- und Vorwärtsendkappe in Form eines Kegelstumpfes. Die Raumwinkelabdeckung beträgt 93,4 %.
Abb. 4.15: Das elektromagnetische Kalorimeter des Targetspektrometers. Die rückwärtige Endkappe ist ausgeblendet [15].
22
4
Das elektromagnetische Kalorimeter
Abbildung 4.15 zeigt den schematischen Aufbau des EMC. Mit Tabelle 4.6 sind die
wichtigsten Merkmale des elektromagnetischen Kalorimeters zusammengefasst. Das
Barrel besteht aus insgesamt 11360 Kristallen, die Rückwärtsendkappe aus 528 Kristallen und die Vorwärtsendkappe aus 3856 Kristallen. Die Kristalle sind 20 cm lang
(22 X0 ), so dass auch hochenergetische Elektronen, Positronen und Photonen vollständig gestoppt werden können. Die Querschnittsfläche liegt mit etwa 2,5 × 2,5 cm im Bereich des Molière-Radius von Bleiwolframat sowie im Bereich der angestrebten Ortsauflösung. Die Kristalle sind nicht direkt auf den Wechselwirkungspunkt ausgerichtet so
dass Akzeptanzlücken zwischen den Kristallen ausgeschlossen sind. Der grundlegende
Tab. 4.6: Merkmale des elektromagnetischen Kalorimeters [15].
Anzahl der Kristalle
Winkelbereich
Entfernung von der Achse
Entfernung vom Target
Innenradius
Außenradius
Energiebereich: 10 (20) MeV Dosisleistung Gy/a
Vorwärtsendkappe
3856
◦
5 vert. - 23,6 ◦
10 ◦ horiz. 23,6 ◦
Fass
11360
22 ◦ - 140 ◦
Rückwärtsendkappe
528
◦
151,4 - 169,7 ◦
2,5 m
2,05 m
0,18 m
0,92 m
14,6 GeV
125
0,57 m
0,94 m
7,3 GeV
7
0,55 m
0,10 m
0,30 m
0,7 GeV
0,15
Aufbau von Barrel, Rückwärts- und Vorwärtsendkappe ist wie folgt:
Die Kristalle werden durch dünne Kohlefaserhüllen, sogenannten Alveolen, in Gruppen
(Subunits) zusammengefasst und an eine Haltestruktur aus Aluminium montiert. Dabei
ist jeder Kristall einzeln mit einer speziellen Spiegelfolie ummantelt, um die Lichtausbeute zu erhöhen. Hinter den Kristallen befinden sich die Photodetektoren und die Elektronik, wie Spannungsteiler und Vorverstärker. Als Photodetektoren werden Vakuum
Photo Trioden (VPT), Vakuum Photo Tetroden (VPTT) und Avalance Photo Dioden
(APD) zum Einsatz kommen. Mit Abbildung 4.16 ist exemplarisch der Aufbau einer
Subunit in der Vorwärtsendkappe dargestellt. Aus Tabelle 4.6 geht hervor, dass die
Vorwärtsendkappe den größten Energiebereich abdeckt und der höchsten Dosisleistung
ausgesetzt ist. Da Halbleiterdetektoren wie APDs nicht strahlenhart sind, werden trotz
geringerer Verstärkung VPTs oder VPTTs verwendet1 . Für die Rückwärtsendkappe ist
der abzudeckende Energiebereich sowie die Dosisleistung deutlich geringer, so dass sich
APDs sehr gut eignen. Für das Barrel können ausschließlich APDs verwendet werden,
da VPTs und VPTTs nicht senkrecht zum Magnetfeld betrieben werden können. Um die
1
Für die äußeren Bereiche der Vorwärtsendkappe können evtl. auch APDs verwendet werden, da
dort die Ereignisrate sowie die Strahlendosis deutlich geringer ist als in den inneren Bereichen der Vorwärtsendkappe.
4
Das elektromagnetische Kalorimeter
23
Abb. 4.16: Aufbau einer Subunit in der Vorwärtsendkappe [19].
thermischen Anforderungen zu erfüllen, muss das EMC aufwendig isoliert und gekühlt
werden. Zudem muss es luftdicht abgeschlossen sein und bei einer geringen Luftfeuchtigkeit gekühlt werden, damit sich kein Eis an den Kristallen oder der Elektronik bilden
kann. Aus diesem Grund wird die EMC-Atmosphäre dauerhaft mit getrockneter Luft
gespült.
Um die Temperatur an den Kristallen messen zu können, wurden etwa 100 µm dünne Temperatursensoren (thinPT-Sensoren) entwickelt. Zudem wurde für die Temperaturmessung ein spezielles Mehrzweckauslesesystem, das Temperature and Humidity
Monitoring Board for PANDA (THMP), entwickelt (s. Abschnitt 5).
Des Weiteren müssen die Strahlenschäden für jeden einzelnen Kristall während des
Experiments monitoriert werden. Dazu werden mit einem LED-Lichtpulser Lichtpulse
über Glasfasern in die einzelnen Kristalle geleitet und die deponierte Energie mit einer
Referenz abgeglichen. Mit dem LED-Pulser lassen sich unterschiedliche Farben und
Lichtintensitäten wählen, so dass die Transmission bei verschiedenen Wellenlängen sowie die Linearität der Auslesekette überwacht werden kann.
Die Machbarkeit des elektromagnetischen Kalorimeters wurde bereits mit mehreren
Prototypen gezeigt. So wurde beispielsweise in den letzten Jahren am Lehrstuhl für
Experimentalphysik 1 der Ruhr-Universität Bochum ein Prototyp für die Vorwärtsendkappe des EMC entwickelt (s. Abb. 4.17 und 4.18) und die Performance im Rahmen
von Strahlzeiten am CERN (Conseil Européen pour la Recherche Nucléaire), MAMI
(MAinzer MIkrotron) und ELSA (ELektronen-Stretcher Anlage) getestet.
24
4
Das elektromagnetische Kalorimeter
Abb. 4.17: Frontansicht des Prototypen der Vorwärtsendkappe. Die Fronthülle sowie Isolierung
sind noch nicht montiert. Die Glasfaserbündel (gelb) werden später an den LED-Lichtpulser
angeschlossen. Die Frontflächen der mit Spiegelfolie ummantelten Kristalle sind innerhalb der
Alveolen zu erkennen.
Abb. 4.18: Rückansicht des Prototypen der Vorwärtsendkappe. Die Rückplatte sowie die Isolierung sind noch nicht montiert. Aufgrund der Kompaktheit des EMC ist die Kabeldichte sehr
hoch. Mit Hilfe von Leiterplatinen (PCBs, grün) werden die Signale sowie Versorgungsspannungen von Außen in den Prototyp übertragen. Des Weiteren sind die gelben Flachbandkabel
der thinPT-Temperatursensoren zu erkennen, die zwischen den Kristallen im Prototyp verbaut
sind.
5
Temperaturmessungen im EMC
25
5 Temperaturmessungen im EMC
Damit Temperaturschwankungen von ±0,1 ◦ C oder Temperaturgradienten von 0,1 ◦ C/cm
entlang eines Kristalls gemessen werden können, muss die Temperaturmessung direkt
an den Kristallen erfolgen und eine Genauigkeit von ±0,05 ◦ C aufweisen. Dies macht
eine Temperaturmessung mit Widerstandsthermometern wie beispielsweise Platin-Temperatursensoren (PT100) in einer Vierleiterschaltung erforderlich. Abbildung 5.19 zeigt
das Prinzip einer solchen Vierleitermessung. Bei dieser Messmethode fließt über zwei
der vier Leitungen ein Strom von etwa 1 mA und über die beiden anderen Leitungen wird die am Sensor abfallende Spannung gemessen. Der Widerstand der Messleitungen wird dabei nicht mit gemessen, so dass sich der Widerstand des Sensors mit
Rϑ = Uϑ /Ire f direkt berechnen lässt.
Aufgrund der kompakten Bauweise des EMC lassen sich für die Temperaturmessung
an den Kristallen keine kommerziellen PT100-Sensoren verwenden. Daher wurden etwa
100 µm dünne Platin-Temperatursensoren (thinPT-Sensoren) entwickelt, die alle einzeln
kalibriert werden müssen. Für die Temperaturmessung mit diesen Sensoren wurde auch
ein Mehrzweckauslesesystem, das Temperature and Humidity Monitoring Board for
PANDA (THMP), entwickelt. Auch hier muss jeder Auslesekanal des THMP einzeln
kalibriert werden. Im Rahmen dieser Arbeit wurde für die gesamte Auslesekette eine
Kalibriermethode entwickelt und getestet. In den folgenden Abschnitten wird zunächst
auf die Kalibrierung des THMP eingegangen und darauf aufbauend die Kalibrierung
der thinPT-Sensoren mit dem THMP vorgestellt.
Abb. 5.19: Prinzip der Vierleitermessung [20].
6
Kalibrierung des THMP
27
6 Kalibrierung des THMP
Im Folgenden werden zunächst die Spezifikationen und der Aufbau des THMP beschrieben. Dabei werden Untersuchungen zur Temperaturabhängigkeit und Langzeitstabilität des THMP vorgestellt. Danach wird auf die entwickelte Kalibriermethode für den
THMP sowie deren Ergebnisse eingegangen. Bisher wurden vier THMP, bestückt mit
19 PBB, kalibriert, d. h. insgesamt 152 THMP-Kanäle. Für zukünftige Kalibrierungen
des THMP ist in Anhang A ein Ablaufplan mit einer ausführlichen Beschreibung des
technischen Ablaufs gegeben.
6.1 Der THMP
Der THMP wurde unter Anderem im Rahmen von [21] entwickelt. Bei dem THMP
handelt es sich um ein modular aufgebautes Auslesesystem mit einem universellen
Mainboard auf das unterschiedliche Huckepackplatinen, sogenannte Piggy Back Boards
(PBB), aufgesetzt werden können. Das Mainboard bietet insgesamt acht Steckplätze. In
Abbildung 6.20 ist ein mit vier Huckepackplatinen bestückter THMP gezeigt. Es gibt
vier Arten von PBB:
• für die Auslese von Temperatursensoren
• für die Auslese von Feuchte- und Drucksensoren
• für die Strom- und Spannungsmessung
• als IO-Board für digitale Schaltsignale
Mit dem PBB für Temperaturmessungen können bis zu acht Temperatursensoren (kommerzielle PT100 und thinPT-Sensoren) ausgelesen werden. Die Designparameter für
den THMP lassen sich anhand eines PT100 und den thermischen Anforderungen ableiten:
Ein PT100 weist bei 0 ◦ C einen Widerstand von R0 = 100 Ω auf. In erster Näherung lässt
sich der Widerstand bei einer Temperatur T mit einer linearen Funktion
R(T ) = R0 (1 + α∆T ) und dem Temperaturkoeffizient für Platin α = 3,85 · 10−3 Ω/K beschreiben. Damit ergibt sich für die angestrebte Temperaturauflösung von ±0,05 ◦ C eine
Widerstandsänderung von ±0,02 Ω. Bei einem Messstrom von 1 mA ergibt sich gemäß
dem Ohm’schen Gesetz für einen Widerstand von 100 Ω (0 ◦ C) eine zu messende Spannung von 0,1 V. Die aufzulösende Widerstandsänderung von ±0,02 Ω entspricht einer
Spannungsänderung von lediglich ±0,02 mV und ist damit um einen Faktor 5000 geringer als das Messsignal. Daher bedarf es eines präzisen, rauscharmen Messsystems.
Besonders die Temperaturabhängigkeit und Langzeitstabilität des THMP ist von entscheidender Bedeutung.
28
6
Kalibrierung des THMP
Abb. 6.20: THMP-Mainboard bestückt mit vier Huckepackplatinen.
6.2 Temperaturabhängigkeit des THMP
Die Umgebungstemperatur für den THMP im PANDA-Experiment ist bisher noch nicht
genau definiert. Vorraussichtlich wird der THMP aber nicht im klimatisierten Bereich
positioniert sein, so dass die Temperaturabhängigkeit des THMP einen wesentlichen
Punkt darstellt.
Um das Temperaturverhalten des THMP genauer zu untersuchen, wurden mit Hilfe eines Klimaschranks verschiedene Umgebungstemperaturen simuliert. Dabei wurde mit
dem THMP ein Widerstand mit 100 Ω als konstante Referenz (Temperaturkoeffizient
±10 ppm/◦ C) bei einer Umgebungstemperatur von 10 ◦ C, 20 ◦ C und 30 ◦ C vermessen.
Dieser Temperaturbereich deckt sowohl die später im PANDA-Detektor auftretenden
Umgebungstemperaturen für den THMP, sowie die bei der Kalibrierung des THMP
auftretenden Umgebungstemperaturen ab.
Aus Abbildung 6.21 geht hervor, dass Temperaturänderungen von 10 ◦ C zu einer Änderung von 30 ADC-Kanälen führen. Daraus ergibt sich eine Temperaturdrift von 3 Ch/◦ C.
Der THMP besitzt eine ADC-Konversion von 0,25 mV/Kanal und eine Verstärkung
von 79,9, so dass bei einem Messstrom von 1 mA die Temperaturdrift umgerechnet
0,01 Ω/◦ C beträgt1 . Bei einer angestrebten Auflösung von ±0,05 ◦ C beziehungsweise
±0,02 Ω, bedeutet dies, dass sich die Umgebungstemperatur des THMP um nicht mehr
als ±2 ◦ C ändern dürfte. Da nicht gewährleistet ist, dass der THMP während des ExperiMit dem verwendeten Referenzwiderstand (R = 100 Ω, Temperaturkoeffizient ±10 ppm/◦ C) treten
lediglich Widerstandsänderungen von 0,001 Ω/◦ C auf.
1
6
Kalibrierung des THMP
29
Abb. 6.21: Messung eines Referenzwiderstands mit dem THMP im Klimaschrank bei 10 ◦ C,
20 ◦ C und 30 ◦ C.
mentes Temperaturänderungen geringer ±2 ◦ C erfährt und ebenfalls nicht gewährleistet
ist, dass die Temperaturen bei denen der THMP kalibriert wurde im Bereich von ±2 ◦ C
gleich den Temperaturen im Experiment sind, wurden im Rahmen dieser Arbeit Modifikationen am THMP vorgenommen, mit dem Ziel eine höhere Temperaturstabilität zu
erreichen:
• Verwendung von Präzisionsreferenzspannungsquellen für Instrumentenverstärker:
Die Instrumentenverstärker, welche den konstanten Messstrom und den Offset erzeugen, benötigten Präzisionsreferenzspannungsquellen. Der Offset ist notwendig um den Arbeitsbereich des Instrumentenverstärkers dem Anwendungsbereich
entsprechend optimal anzupassen.
• Verwendung von Widerständen mit geringen Temperaturkoeffizienten an Instrumentenverstärker:
Die Widerstände, welche sich an den Instrumentenverstärkern befanden, wurden gegen Widerstände mit einem Temperaturkoeffizient von ±10 ppm/◦ C ausgetauscht, so dass wichtige Referenzwiderstände möglichst temperaturunabhängig
sind.
• Entfernung von Schutzdioden an PBB:
Die Schutz- beziehungsweise Rückstromdioden welche auf den PBB zur Sicherung nachgeschalteter Elektronik im Fehlerfalle verbaut waren, wurden aufgrund
ihrer starken Temperaturabhängigkeit ersatzlos entfernt.
Mit dem zuvor durchgeführten Messprogramm wurde die Temperaturabhängigkeit des
modifizierten THMP erneut überprüft. Vergleicht man die Messung nach den Modifika-
30
6
Kalibrierung des THMP
tionen (s. Abb. 6.22) mit der zuvor aufgenommenen Messung (s. Abb. 6.21), so sind keine eindeutigen Temperaturstufen mehr erkennbar. Im Mittel lassen sich Schwankungen
von ±5 ADC-Kanälen beobachten, welche nicht mehr eindeutig als Temperaturabhängigkeit des THMP interpretiert werden können, wie der folgende Abschnitt verdeutlicht.
Abb. 6.22: Messung eines Referenzwiderstands mit modifiziertem THMP im Klimaschrank bei
10 ◦ C, 20 ◦ C und 30 ◦ C.
6.3 Langzeitstabilität des THMP
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Langzeitstabilität des THMP. Um dies genauer zu untersuchen, wurde ein Referenzwiderstand (R = 100 Ω, Temperaturkoeffizient
±10 ppm/◦ C) mit dem modifizierten THMP im Klimaschrank über 19 Stunden bei 20 ◦ C
vermessen. Mit Hilfe eines PT100-Sensors wurde zudem die Temperatur innerhalb des
Klimaschranks überwacht. Die mit dem PT100-Sensor beobachteten Temperaturschwankung während der Messung lagen im Bereich von ±0,02 ◦ C. Abbildung 6.23 zeigt den
zeitlichen Verlauf der gemessenen ADC-Kanäle. Der THMP weist bei konstanter Umgebungstemperatur Schwankungen von ±5 ADC-Kanälen beziehungsweise ±0,016 Ω
auf. In Bezug auf die in Abschnitt 6.2 diskutierten Ergebnisse (Schwankungen von
±5 ADC-Kanälen bei Temperaturänderungen von 20 ◦ C ± 10 ◦ C) lässt sich eine Temperaturabhängigkeit des THMP ausschließen. Vielmehr lassen sich die Schwankungen von
±0,016 Ω als Untergrundrauschen des THMP verstehen. Das Untergrundrauschen liegt
damit unterhalb der angestrebten Auflösung von ±0,05 ◦ C beziehungsweise ±0,02 Ω.
Damit sind alle Designanforderungen erfüllt.
6
Kalibrierung des THMP
31
Abb. 6.23: Messung eines Referenzwiderstands von 100 Ω über 19 Stunden bei 20 ◦ C.
6.4 Kalibrierung des THMP
Für die Kalibrierung des THMP werden Referenzwiderstände mit dem THMP vermessen. Mit insgesamt zehn Referenzwiderständen von 80 Ω bis 121 Ω wird der THMP
über einen Temperaturbereich von −50 ◦ C bis +55 ◦ C kalibriert. Dazu wurden im Rahmen dieser Arbeit zwei Kalibrierplatinen entwickelt, die mit den Referenzwiderständen
bestückt sind. Tabelle 6.7 zeigt die Widerstandswerte1 sowie deren Aufteilung auf die
beiden Kalibrierplatinen.
Tab. 6.7: Widerstandswerte beider Kalibrierplatinen.
PT100-Temp. /◦ C
−49,2
−23,2
0
25,7
54,2
1
1. Platine R/Ω
80,6
90,9
100,0
110,0
121,0
PT100-Temp. /◦ C
−34,9
−17,1
−8,7
13,1
39,7
2. Platine R/Ω
86,3
93,3
96,6
105,1
115,4
Jeder einzelne Widerstand wurde über einen längeren Zeitraum vermessen, um den Widerstandswert zu bestimmen. Dazu wurde ein Digitalmultimeter der Firma Agilent (Modell 34980A) verwendet.
Die Genauigkeit bei der Vermessung der Widerstandswerte beträgt ±1 mΩ. Diese Werte wurden zudem
mehrmals erfolgreich überprüft, um die Reproduzierbarkeit, insbesondere aufgrund der Steckvorgänge
auf der Kalibrierplatine, zu gewährleisten.
32
6
Kalibrierung des THMP
Bei der Entwicklung der Kalibrierplatinen wurde ein besonderes Augenmerk auf die
folgenden zwei Punkte gelegt:
• Die Widerstände auf den Platinen weisen mit einem Temperaturkoeffizient von
10 ppm/◦ C eine ausreichend geringe Temperaturabhängigkeit auf.
• Die Schaltung zwischen den zu vermessenden Widerständen erfolgt im Bereich
der Vierleitermessung, d. h. mit vier Überbrückungskontakten.
Abb. 6.24: Kalibrierplatine für die Kalibrierung des THMP.
In Abbildung 6.24 ist eine der beiden Kalibrierplatinen gezeigt. Zudem ist in Anhang C
der zugehörige Schaltplan gegeben. Für jeden der acht Kanäle eines PBB gibt es fünf
Widerstände. Die Kalibrierplatine wird über zwei 16-polige Flachbandkabel mit dem
THMP verbunden. Mit den beiden Platinen ist es möglich zwei PBB gleichzeitig zu kalibrieren (s. Abb. 6.25). Im Folgenden wird kurz der Ablauf einer Kalibrierung zweier
PBB beschrieben. Ein Ablaufplan mit einer ausführlichen Beschreibung des technischen
Ablaufs der Kalibrierung befindet sich in Anhang A.
Alle 30 Sekunden wird ein ADC-Wert pro THMP-Kanal ausgelesen. Insgesamt werden
zehn Messwerte je Widerstand aufgenommen. Anschließend müssen auf den beiden
Kalibrierplatinen für alle Kanäle der PBB die Überbrückungskontakte auf den nächsten
zu vermessenden Widerstand umgesteckt werden. Danach kann der nächste Widerstand
vermessen werden. Dies wird für alle fünf Widerstände auf den Kalibrierplatinen durchgeführt.
Wurden die fünf Messreihen aufgenommen, werden die Kalibrierplatinen getauscht,
d. h. ist anfangs auf dem PBB 1 die erste Kalibrierplatine angeschlossen und auf PBB 2
die zweite Kalibrierplatine, muss anschließend auf PBB 1 die zweite Kalibrierplatine
und auf PBB 2 die erste Kalibrierplatine angeschlossen sein. Anschließend werden analog zu den vorherigen Beschreibungen die anderen fünf Widerstände vermessen.
6
Kalibrierung des THMP
33
Abb. 6.25: Schematische Darstellung des Ablaufs einer Kalbrierung des THMP.
Am Ende sind mit jedem THMP-Kanal für alle zehn Widerstände jeweils zehn ADCWerte aufgenommen worden. Aus den zehn ADC-Werten pro Widerstand wird der Mittelwert und die Standardabweichung berechnet, gegen die dann die Widerstandswerte
aufgetragen werden (s. Abb. 6.26). Daraus ergibt sich ein linearer Zusammenhang zwischen ADC-Kanal und Widerstand:
R(ADC) = p0 + p1 · ADC
(6.6)
Durch die Anpassung an die Messdaten lässt sich mit Hilfe der Kalibrierparameter p0
und p1 aus einem ADC-Kanal direkt der Widerstand berechnen. Dabei ist diese Kennlinie für jeden THMP-Kanal einzeln zu bestimmen.
R/Ω
χ2 / ndf
Prob
p0
p1
125
120
5.4 / 8
0.7141
78.31 ± 0.001915
0.003148 ± 2.411e-07
115
110
105
100
95
90
85
80
0
2000
4000
6000
8000
10000
12000 14000
ADC / Channels
Abb. 6.26: Kennlinie eines kalibrierten Kanals auf einem THMP.
34
6
Kalibrierung des THMP
6.5 Qualität der Kalibrierung
Um die Qualität der Kalibrierung zu bewerten, eignen sich der Wert χ2 /nd f und die
Wahrscheinlichkeit Prob (χ2 , nd f ) die die Güte der Anpassung der Kennlinie an die
Messdaten wiederspiegeln. Im Idealfall sollten diese Werte bei 1 liegen. Die exemplarisch für einen THMP-Kanal gezeigte Kennlinie, weist einen χ2 /nd f -Wert von 0,68 und
eine Wahrscheinlichkeit von 0,71 auf, was auf eine präzise Kalibrierung hindeutet. Zur
genaueren Überprüfung der Qualität der Kalibrierung können zudem die Residuen betrachtet werden (s. Abb. 6.27). Diese beschreiben die Differenz zwischen den Werten
der Referenzwiderstände und den aus den ADC-Werten mit Hilfe der Kennlinie berechneten Widerstandswerten:
∆R = RRe f − RKennlinie = RRe f − (p0 + p1 · ADC)
(6.7)
∆R/Ω
Abbildung 6.27 zeigt die zu der Kennlinie aus Abbildung 6.26 gehörigen Residuen. Die
Residuen sollten nicht größer als die mit ±0,02 Ω für den THMP angestrebte Auflösung
sein. Aus Abbildung 6.27 gehen Residuen von lediglich ±0,005 Ω hervor. Bisher wurden vier THMP, bestückt mit 19 PBB kalibriert, d. h. insgesamt 152 THMP-Kanäle. Aus
den dabei gewonnenen Erfahrungen lässt sich ableiten, dass sich der Bereich ±0,01 Ω
als Kriterium für die Residuen sehr gut eignet. Kanäle die dieses Kriterium nicht einhalten konnten, wiesen eine nicht spezifikationsgerechte Herstellung beziehungsweise
Bestückung auf. Exemplarisch ist mit Abbildungen 6.28 und 6.29 ein solcher Fall dargestellt. Der Wert χ2 /nd f ist deutlich größer 1, die Wahrscheinlichkeit nahe null und
auch die Residuen sind größer ±0,01 Ω.
0.004
0.003
0.002
0.001
0
-0.001
-0.002
-0.003
-0.004
-0.005
0
2000
4000
6000
8000
10000
12000 14000
ADC / Channels
Abb. 6.27: Residuen zu der ermittelten Kennlinie.
Kalibrierung des THMP
35
R/Ω
χ2 / ndf
Prob
p0
p1
125
120
93.94 / 8
7.368e-17
78.59 ± 0.002049
0.003161 ± 2.648e-07
115
110
105
100
95
90
85
80
0
2000
4000
6000
8000
10000
12000 14000
ADC / Channels
Abb. 6.28: Kennlinie eines nicht spezifikationsgerechten THMP-Kanals.
∆R/Ω
6
0.02
0.015
0.01
0.005
0
-0.005
-0.01
-0.015
0
2000
4000
6000
8000
10000
12000 14000
ADC / Channels
Abb. 6.29: Residuen zu der Kennlinie des nicht spezifikationsgerechten THMP-Kanals.
7
Kalibrierung der thinPT-Sensoren
37
7 Kalibrierung der thinPT-Sensoren
7.1 Die thinPT-Sensoren
Aufgrund der kompakten Bauweise des elektromagnetischen Kalorimeters und dem damit verbundenen sehr eingeschränkten Platz von etwa 150 µm zwischen den Kristallen,
können keine kommerziellen PT100-Sensoren für die Temperaturmessung genutzt werden. Daher wurden für das EMC etwa 100 µm dünne Sensoren entwickelt, sogenannte
thinPT-Sensoren. Aus dem Namen geht bereits hervor, dass sie die gleiche Charakteristik und Funktionsweise aufweisen wie Platin-Temperatursensoren. Abbildung 7.30
Abb. 7.30: Sensorkopf eines thinPT-Sensors [22].
zeigt einen solchen handgefertigten thinPT-Sensor. Der Sensorkopf hat eine Breite von
20 mm, damit er auf den Seiten der Kristalle befestigt werden kann und nicht über die
Kanten hinausragt. Die Länge des Sensorkopfes ist mit 34 mm ausreichend kurz, um
der Temperaturmessung noch eine definierte Position zuzuordnen und mit einem weiteren thinPT-Sensor den Temperaturgradient entlang des Kristalls zu bestimmen. Abbildung 7.31 zeigt den inneren Aufbau der thinPT-Sensoren:
Zwischen zwei Kaptonfolien mit einer Dicke von 25 µm und 55 µm (selbstklebend) wird
ein Platindraht mit einem Durchmesser von 25 µm in mehreren Bahnen verlegt. Zum
Schutz des Sensorkopfes wird dieser mit einer weiteren Kaptonfolie stabilisiert. Die
thinPT-Sensoren sollen zudem, analog zu einem PT100, bei 0 ◦ C einen Widerstand von
R0 = 100 Ω aufweisen. Die dafür notwendige Länge des Platindrahtes lässt sich mit dem
spezifischen Widerstand von Platin ρ = 110 · 10−9 Ωm direkt berechnen. Dabei ist zu
beachten, dass die Fertigung der thinPT-Sensoren bei Raumtemperatur erfolgt und der
erforderliche Widerstand des Platindrahtes gemäß Abschnitt 6.1
R(20 ◦ C) = R0 · (1 + α · ∆T )
(7.8)
= 100 Ω · (1 + 3,85 · 10 Ω/ C · 20 C) ≈ 107,8 Ω
−3
◦
◦
(7.9)
38
7
Kalibrierung der thinPT-Sensoren
Abb. 7.31: Innerer Aufbau der thinPT-Sensoren [22].
beträgt und damit sich die notwendige Länge wie folgt berechnet:
l
l
=ρ·
A
π · r2
2
R·π·r
⇒l=
≈ 0,48 m
ρ
R=ρ·
(7.10)
(7.11)
Eine ausführliche Beschreibung zum Aufbau und Fertigungsprozess der thinPT-Sensoren findet sich in [22]. Da die thinPT-Senoren handgefertigt werden, sind geringe
Unterschiede in der Länge des Platindrahtes nicht zu vermeiden und eine individuelle
Kalibrierung zwingend notwendig.
7.2 Der Kalibrieraufbau
Eine erste Kalibriermethode wurde im Rahmen von [1] entwickelt. Zu diesem Zeitpunkt
musste jedoch noch ein alternativer Aufbau verwendet werden, da der THMP noch nicht
einsatzbereit war. Zur Auslese der Temperatursensoren wurde damals das Digitalmultimeter der Firma Agilent (Modell 34980A) verwendet. Im Rahmen dieser Arbeit wurde
nun die gesamte Auslesekette, wie sie auch bei PANDA zum Einsatz kommt, für die
Kalibrierung verwendet. Die Auslesekette setzt sich zusammen aus thinPT-Sensoren,
Sensor-PCB (Printed Circuit Board) und THMP. Abbildung 7.32 zeigt den Gesamtaufbau für die Kalibrierung der thinPT-Sensoren. Im linken Teil der Abbildung ist die temperierte Sensorbox innerhalb der Isolierbox zu sehen. Die Enden der thinPT-Sensoren
werden aus der Isolierbox herausgeführt und an das Sensor-PCB, welches extra für
PANDA entwickelt wurde, angeschlossen. Im rechten Teil der Abbildung ist die andere
Seite des Sensor-PCB sowie der mit Flachbandkabel angeschlossene THMP zu sehen.
Der eigentliche Kalibrieraufbau, bestehend aus Isolierbox und Sensorbox, basiert auf
dem in [1] entwickelten Konzept:
Mit einer Isolierbox wird die temperierte Sensorbox, in der sich die thinPT-Sensoren befinden, zur Umgebung thermisch abgeschirmt. Als Isoliermaterial werden hier VakuumIsolier-Paneele der Firma va-Q-tec (λ = 0,0053 W/m/K) sowie Hartschaumstoff
7
Kalibrierung der thinPT-Sensoren
39
Abb. 7.32: Kalibrieraufbau mit thinPT-Sensoren, eingebaut in der Sensorbox, innerhalb der
noch offenen Isolierbox. Die thinPT-Sensoren sind direkt mit dem Sensor-PCB verbunden. Der
THMP ist bereits an das Sensor-PCB über Flachbandkabel angeschlossen.
(λ = 0,03 W/m/K) verwendet. Zudem wird bevor die Isolierbox verschlossen wird der
Freiraum im Inneren mit Styroporkugeln ausgefüllt. Die aus Kupfer gefertigte Sensorbox wird zwischen zwei ebenfalls aus Kupfer gefertigten Kühlkörpern montiert. Für
eine stabile und homogene Temperierung sorgt das an die beiden parallel geschalteten Kühlkörper angeschlossene Kälte-Umwälzthermostat FP50-HL der Firma Julabo1 .
Abbildung 7.33 zeigt die Sensorbox im Detail. Im Rahmen dieser Arbeit wurde die-
Abb. 7.33: Sensorbox für die thinPT-Sensoren.
se modifiziert. Bisher befanden sich in der Sensorbox nur zwei Referenzsensoren zur
Überwachung und Berechnung der exakten Temperatur im Aufbau. Im Rahmen dieser Arbeit wurde der Aufbau um einen dritten Referenzsensor erweitert, so dass nun
im Boden, im Deckel sowie in der Mitte der Sensorbox die Temperatur gemessen werden kann und eine bessere Temperaturbestimmung für die Sensorbox ermöglicht. Mit
1
Das Thermostatenbad des Kälte-Umwälzthermostat FP50-HL weist eine Temperaturkonstanz von
±0,01 ◦ C auf [23].
40
7
Kalibrierung der thinPT-Sensoren
diesem Aufbau können bis zu zehn thinPT-Sensoren gleichzeitig kalibriert werden. Im
Detail ist der Aufbau der Sensorbox wie folgt:
Die Seiten sowie der Boden, das Mittelelement und der Deckel bestehen aus 5 mm starken Kupferplatten. Im Boden, im Deckel und im Mittelelement befinden sich Bohrungen für die Referenzsensoren. Zwischen zwei thinPT-Sensoren werden zudem 0,5 mm
starke Kupferplatten gelegt.
7.2.1 Die Referenzsensoren
Für die Kalibrierung der thinPT-Sensoren wurden Referenzsensoren verwendet, die im
Rahmen von [1] kalibriert und eingesetzt wurden. Dabei wurden die drei Referenzsensoren in einem Aluminium-Zylinder im Thermostatenbad des Kälte-Umwälzthermostats
kalibriert. Die Referenzsensoren wurden in dem Temperaturbereich von −30 ◦ C bis
+30 ◦ C in Schritten von je 1 ◦ C vermessen. An die Messdaten wurden ein Polynom
zweiter und dritter Ordnung angepasst (s. Tab. 7.8). Aus der Betrachtung der Testgröße
χ2 /nd f und der Wahrscheinlichkeit Prob (χ2 , nd f ), die beide im Bereich von 1 liegen
sollten, geht eindeutig hervor, dass ein Polynom dritter Ordnung die Charakteristik eines PT100 am Besten beschreibt. Gleiches gilt für die Bestimmung der Kennlinie eines
thinPT-Sensors.
Tab. 7.8: Parameter und Testgrößen für die Anpassung eines Polynom zweiter und dritter Ordnung an die Messdaten [1].
χ /nd f
Prob
p0
p1
p2
p3
2
Polynom 2. Ordnung
Polynom 3. Ordnung
114,7 / 58 (≈ 2)
53,79 / 57 (≈ 1)
−5
1,324 · 10
0,5964
−4
99,93 ± 8,859 · 10
99,93 ± 8,866 · 10−4
0,3917 ± 3,359 · 10−5
0,3911 ± 8,391 · 10−5
(−5,428 ± 0,213) · 10−5 (−5,343 ± 0,213) · 10−5
(1,077 ± 0,138) · 10−6
7.3 Kalibrierung der thinPT-Sensoren
Da eine Kalibrierung basierend auf 61 Temperaturschritten wie beispielsweise bei der
Kalibrierung der Referenzsensoren, einen zu hohen Zeitaufwand bedeutet, wurde in
[1] für die Kalibrierung der thinPT-Sensoren eine reduzierte Kalibriermethode erarbeitet. Demnach sind die sechs Kalibrierpunkte −30 ◦ C, −25 ◦ C, −20 ◦ C, −10 ◦ C, 0 ◦ C und
30 ◦ C ausreichend. Trotz der geringeren Anzahl an Kalibrierpunkten (Temperaturen)
traten dadurch keine signifikanten Einbußen bei der Qualität der Kennlinienbestimmung auf. Zur Veranschaulichung ist mit Abbildung 7.34 die Abweichung der an die
sechs Kalibrierpunkte angepasste Kennlinie von der an die 61 Kalibrierpunkte angepasste Kennlinie dargestellt. Die Kennlinie kann mit lediglich sechs Kalibrierpunkten
7
Kalibrierung der thinPT-Sensoren
41
∆R/Ω
hinreichend genau bestimmt werden. Insbesondere in dem für das PANDA-EMC relevanten Temperaturbereich von −30 ◦ C bis −20 ◦ C beträgt die Abweichung lediglich
0,005 Ω.
0.005
0
-0.005
-0.01
-0.015
-30
-20
-10
0
10
20
30
T / °C
Abb. 7.34: Abweichung der, an die sechs Kalibrierpunkte angepassten Kennlinie von der, an die
61 Kalibrierpunkte angepassten Kennlinie [1].
Darauf aufbauend, wurden die thinPT-Sensoren bei −30 ◦ C, −25 ◦ C, −20 ◦ C, −10 ◦ C,
0 ◦ C und 30 ◦ C kalibriert. Im Anschluss an die eigentliche Kalibrierung wurden die
thinPT-Sensoren zusätzlich bei −22,5 ◦ C und −27,5 ◦ C vermessen, um die Genauigkeit der Kennlinienbestimmung zu überprüfen. Jede Temperaturstufe beschreibt einen
Zeitraum von 6,5 Stunden, damit sich immer ein thermisches Gleichgewicht einstellt1 ,
lediglich die zwei zusätzlichen Temperaturen werden nur über 4,5 Stunden vermessen
(s. Abb. 7.35). Damit beläuft sich die Gesamtdauer der Kalibrierung auf 48 Stunden.
R/Ω
Graph
110
105
100
95
90
0
10
20
30
40
50
t/h
Abb. 7.35: Zeitlicher Verlauf des Widerstands eines thinPT-Sensors während der Kalibrierung.
1
Untersuchungen zum thermischen Verhalten des Kalibrieraufbaus sind [1] zu entnehmen.
42
7
Kalibrierung der thinPT-Sensoren
Einträge
Die roten senkrechten Linien in Abbildung 7.35 stellen die Enden der Temperaturstufen dar. Für die Bestimmung der Kennlinie werden lediglich die letzten 160 Messpunkte
vor dem Ende einer jeden Temperaturstufe verwendet. Dabei werden zunächst die ADCWerte mit Hilfe der Kalibrierparamter (Kennlinie) für die einzelnen Kanäle des THMP
in Widerstände umgerechnet und in Histogramme gefüllt (s. Abb. 7.36). Für die KanäEntries
Mean
RMS
χ2 / ndf
140
Prob
Constant
Mean
Sigma
120
100
158
95.99
0.00411
1.053e-11 / 0
0
156.7 ± 1.0
95.99 ± 30.72
0.004333 ± 0.026456
80
60
40
20
0
95.96
95.97
95.98
95.99
96
96.01
96.02
R/Ω
Abb. 7.36: Histogramm mit angepasster Normalverteilung zur Bestimmung des Widerstandswertes.
le, an denen die Referenzsensoren angeschlossen sind, werden die Widerstandswerte
zunächst noch weiter verarbeitet und mit Hilfe der Kalibrierparameter der drei Referenzsensoren in Temperaturen umgerechnet und dann ebenfalls in Histogramme gefüllt.
Sowohl der Mittelwert und die mittlere quadratische Abweichung des Histogramms als
auch der Mittelwert und die Breite einer an das Histogramm angepassten Normalverteilung lassen sich als Widerstandswert und Fehler einer Temperaturstufe verwenden.
Beide Verfahren liefern adäquate Ergebnisse. Aufgrund der hohen Temperaturstabilität
weisen die Messdaten häufig eine sehr schmale Verteilung auf, so dass die Verwendung
der Histogrammwerte aus technischer Sicht zuverlässiger ist.
T / °C
calibration_ch10
30
20
χ2 / ndf
2.201 / 2
Prob
0.3327
p0
-195.3 ± 0.01501
p1
0.8533 ± 0.0002079
p2
0.01414 ± 1.974e-06
p3
-4.104e-05 ± 1.294e-08
10
0
-10
-20
-30
90
95
100
105
110
115
R/Ω
Abb. 7.37: Kennlinie eines kalibrierten thinPT-Sensors.
7
Kalibrierung der thinPT-Sensoren
43
Die Temperatur innerhalb der Sensorbox wurde über drei Referenzsensoren gemessen.
Um eine globale Temperatur für jeden Kalibrierpunkt zu erhalten, wird aus den Temperaturen der drei Referenzsensoren der Mittelwert gebildet und der Fehler gemäß Fehlerfortpflanzung unter Berücksichtigung der Fehler der drei Referenztemperaturen berechnet. Abbildung 7.37 zeigt die globalen Temperaturen (und Fehler) aufgetragen gegen
die zugehörigen Widerstandswerte (und Fehler) des thinPT-Sensors sowie die Anpassung eines Polynoms dritter Ordnung:
T (R) = p0 + p1 · R + p2 · R2 + p3 · R3
(7.12)
7.4 Qualität der Kalibrierung
Um die Qualität der Kalibrierung zu bewerten, eignet sich der Wert χ2 /nd f der die Güte
der Anpassung der Kennlinie an die Messdaten wiederspiegelt. Im Idealfall sollte dieser
Wert bei 1 liegen. Die exemplarisch für einen thinPT-Sensor gezeigte Kennlinie, weist
einen χ2 /nd f -Wert von 0,94 auf.
Zur weiteren Überprüfung der Qualität der Kalibrierung werden die Residuen betrachtet. Diese beschreiben die Differenz zwischen den Temperaturen der Referenzsensoren
(globale Temperatur) und den aus den Widerstandswerten mit Hilfe der Kennlinie berechneten Temperaturen:
∆T = T Re f − T Kennlinie = T Re f − p0 + p1 · R + p2 · R2 + p3 · R3
(7.13)
Abbildung 7.38 zeigt die zu der Kennlinie aus Abbildung 7.37 gehörigen Residuen. Die
Residuen sollten nicht größer als ±0,05 ◦ C (angestrebte Auflösung für die Temperatur◦
messung) sein. Aus Abbildung 7.38 gehen Residuen von lediglich +0,008
−0.003 C hervor.
∆ T / °C
Residuen_ch10
0.008
0.006
0.004
0.002
0
-0.002
90
95
100
105
110
115
R/Ω
Abb. 7.38: Residuen zu der gezeigten Kennlinie.
Zusätzlich zu den eigentlichen Kalibrierpunkten wurden zwei zusätzliche Temperaturen
vermessen, um eine weitere Bewertungsmöglichkeit zu haben. Für jede der beiden zu-
44
7
Kalibrierung der thinPT-Sensoren
sätzlichen Temperaturen wird die Referenztemperatur mit der des thinPT-Sensors unter
Berücksichtigung der Fehler verglichen. Die Temperaturen des thinPT-Sensors werden
dabei mit der zuvor bestimmten Kennlinie berechnet. Stimmt eine der beiden Temperaturen des thinPT-Sensors im Rahmen der Fehler nicht mit der zugehörigen Referenztemperatur überein, wird der thinPT-Sensor aussortiert. Der Temperaturfehler ergibt sich
dabei gemäß der Gaußschen Fehlerfortpflanzung aus:
q
∆T = ∆p0 2 + R2 ∆p1 2 + R4 ∆p2 2 + R6 ∆p3 2 + p1 + 2p2 R + 3p3 R2 2 ∆R2 (7.14)
Ein weiteres Bewertungskriterium ist die Größe des Temperaturfehlers (thinPT-Sensor).
Ist der Temperaturfehler größer als ±0,05 ◦ C, so wird der thinPT-Sensor ebenfalls aussortiert.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wurden insgesamt 90 thinPT-Sensoren kalibriert. Mit Tabelle 7.9 sind exemplarisch die Ergebnisse der Kalibrierung von zehn thinPT-Sensoren
zusammengefasst. 80 % der thinPT-Sensoren wurden erfolgreich kalibriert1 , im Durchschnitt liegt die Erfolgsquote bei etwa 75 %.
Tab. 7.9: Überprüfung der Kalibrierung anhand der zwei zusätzlichen Temperaturen.
Sensor T Re f
*36
*32
*29
*30
*28
*31
*33
*23
*35
*34
= (−21,79 ± 0,05) ◦ C
−21,74 ± 0,03
−21,74 ± 0,03
−21,99 ± 0,05
−21,72 ± 0,03
−21,74 ± 0,04
−21,74 ± 0,04
−21,74 ± 0,03
−21,76 ± 0,04
−21,76 ± 0,04
−21,54 ± 0,91
T Re f = (−26,66 ± 0,05) ◦ C Ok?
−26,61 ± 0,03
ja
−26,61 ± 0,03
ja
−26,78 ± 0,05
nein
−26,59 ± 0,03
ja
−26,59 ± 0,04
ja
−26,61 ± 0,04
ja
−26,60 ± 0,03
ja
−26,62 ± 0,04
ja
−26,62 ± 0,03
ja
−26,49 ± 0,88
nein
Um die Qualität der Kalibriermethode sensorübergreifend zu betrachten, wurde für die
90 kalibrierten thinPT-Sensoren eine sogenannte Pull-Verteilung erzeugt. Dazu wurde
bei jedem Sensor für alle sechs Kalibrierpunkte der Pull gemäß
T Re f − T
(7.15)
Pull = q
2
2
∆T Re f − ∆T
berechnet und in ein Histogramm gefüllt. Mit Hilfe der Pull-Verteilung lassen sich die
abgeschätzten Fehler der Kalibrierung überprüfen. Eine Pull-Verteilung hat im optimalen Fall seinen Schwerpunkt bei null und eine Breite von eins. Eine Schwerpunktsverschiebung deutet auf einen systematischen Fehler hin, d. h. die Messwerte werden
1
Die beiden aussortierten thinPT-Sensoren werden nicht vollständig aussortiert, sondern zu einem
späteren Zeitpunkt erneut kalibriert.
7
Kalibrierung der thinPT-Sensoren
45
systematisch in eine bestimmte Richtung geschoben. Eine Breite kleiner eins deutet auf
eine Überschätzung der Fehler hin, d. h. die eigentlichen Fehler sollten eher kleiner sein.
In Abbildung 7.39 ist die Pullverteilung der insgesamt 90 kalibrierten thinPT-Sensoren
gezeigt. Eine signifikante Schwerpunktsverschiebung ist nicht zu erkennen. Da sie zudem deutlich kleiner ist als die Breite der Pull-Verteilung, können systematische Fehler
durch die Kalibriermethode ausgeschlossen werden. Die Breite der Pull-Verteilung ist
hingegen kleiner eins und damit sind wahrscheinlich die eigentlichen Fehler kleiner als
die berechneten Fehler. Dies führt aber nicht zu einem systematischen Fehler.
Pull
Entries
540
Mean
300
0.002165
RMS
0.2789
2
χ / ndf
71.38 / 9
311.9 ± 18.7
Constant
250
Mean
-0.003428 ± 0.005578
0.1186 ± 0.0046
Sigma
200
150
100
50
0
-2.5
-2
-1.5
-1
-0.5
0
0.5
1
1.5
2
2.5
Abb. 7.39: Pull-Verteilung der insgesamt 90 kalibrierten thinPT-Sensoren.
7.5 Reproduzierbarkeit
Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Kalibrierung von thinPT-Sensoren ist die Reproduzierbarkeit der Kennlinie. Daher wurde ein Satz von thinPT-Sensoren zweimal kalibriert und die Kennlinien miteinander verglichen. In Abbildung 7.40 sind exemplarisch
für einen der zehn thinPT-Sensoren die beiden Kennlinien in dem für das EMC relevanten Temperaturbereich (−30 ◦ C bis −20 ◦ C) dargestellt. Da die beiden Kennlinien nicht
unterscheidbar sind ist mit Abbildung 7.41 die Differenz der beiden Kennlinien, allerdings über den gesamten Temperaturbereich (−30 ◦ C bis +30 ◦ C) aufgetragen. In dem
für das EMC relevanten Temperaturbereich sind die Abweichungen mit etwa 0,01 ◦ C
vernachlässigbar. Im Bereich höherer Temperaturen nehmen die Abweichung erwartungsgemäß geringfügig zu. In Abschnitt 7.3 wurde bereits das Verhalten der Kennlinie basierend auf sechs Kalibrierungspunkten diskutiert. Daraus ging hervor, dass der
Bereich oberhalb der für das EMC relevanten Temperaturen stärker auf Änderungen
reagiert. Somit ist eine ausreichende Reproduzierbarkeit der Kennlinie mit dieser Kalibriermethode gegeben.
7
Kalibrierung der thinPT-Sensoren
T/°C
46
-20
-22
-24
-26
-28
-30
92
92.5
93
93.5
94
94.5
95
95.5
96
R/Ω
∆T/°C
Abb. 7.40: Kennlinien eines thinPT-Sensors, ermittelt aus zwei unabhängigen Kalibriervorgängen, in dem für das EMC relevanten Temperaturbereich.
0.05
0
-0.05
-0.1
-0.15
90
95
100
105
110
115
120
R/Ω
Abb. 7.41: Differenz der beiden Kennlinien, über den gesamten Temperaturbereich.
Während der Kalibrierung der insgesamt 90 thinPT-Sensoren wurden zwei Kalibriervorgänge, aufgrund von Umgebungstemperaturen von mehr als 30 ◦ C, vollständig verworfen. Nach der Auswertung dieser beiden Messreihen hat sich gezeigt, dass sich die stark
erhöhte Umgebungstemperatur negativ auf die Kalibrierung ausgewirkt hat: Das KälteUmwälztermostat muss bei höheren Umgebungstemperaturen stärker Regeln, was sich
signifikant auf die Temperaturstabilität in der Sensorbox auswirkt. Aus diesem Grund
sollte zukünftig der Kalibrieraufbau in einem klimatisierten Bereich betrieben werden,
so dass eine konstante Umgebungstemperatur von etwa 20 ◦ C sichergestellt ist.
8
Stresstest der thinPT-Sensoren
47
8 Stresstest der thinPT-Sensoren
T/°C
Neben der Kalibrierung der THMP und thinPT-Sensoren ist der Stresstest der thinPTSensoren ein weiterer wichtiger Aspekt. Die thinPT-Sensoren sind fest im EMC verbaut
und können bei einem Ausfall nicht ersetzt werden. Daher müssen sie eine hohe Zuverlässigkeit über einen langen Zeitraum aufweisen. Aus diesem Grund wurde durch
einem Stresstest die Lebensdauer der Sensoren unter erhöhten Beanspruchungen überprüft. Die höchsten Beanspruchungen erfahren die thinPT-Sensoren bei den Abkühlund Aufwärmvorgängen.
Der Stresstest verläuft über einen Zeitraum von 16 Tagen, in denen 32 Temperaturzyklen gefahren werden. In einem Zyklus werden zunächst die Sensoren für sechs Stunden
bei einer Temperatur von −25 ◦ C betrieben und danach ebenfalls für sechs Stunden bei
einer Temperatur von 20 ◦ C. Damit erfahren die Sensoren pro Tag 2 Temperaturzyklen.
Abbildung 8.42 zeigt den Temperaturverlauf gemessen mit einem der thinPT-Sensoren.
Um die Messdaten bewerten zu können, wird an jedes Plateau (6 Stunden) eine Konstante angepasst und daraus die Mittelwerte und Standardabweichungen für −25 ◦ C und
20 ◦ C ermittelt. Für beide Temperaturplateaus beträgt der Fehler lediglich ±0,01 ◦ C, so
dass nach insgesamt 64 Temperaturänderungen alle thinPT-Sensoren zuverlässig arbeiten und auch keine Alterungseffekte zu beobachten sind.
20
10
0
-10
-20
0
50
100
150
200
250
300
350
400
t/h
Abb. 8.42: Zeitlicher Temperaturverlauf während des Stresstests, gemessen mit einem thinPTSensor.
9
Zusammenfassung
49
9 Zusammenfassung
Diese Arbeit befasst sich mit der Kalibrierung der THMP und thinPT-Sensoren für das
PANDA-Experiment sowie mit dem Langzeitverhalten der thinPT-Sensoren. Um die
angestrebte Energieauflösung im elektromagnetischen Kalorimeter zu erreichen, muss
es bei −25 ◦ C betrieben werden. Da als Szintillator Bleiwolframat verwendet wird, ergeben sich hohe Anforderungen an die Temperaturhomogenität und -stabilität. Zeitliche Temperaturschwankungen größer ±0,1 ◦ C sowie Temperaturgradienten entlang eines Kristalls von ±0,1 ◦ C/cm würden die Energieauflösung herabsetzen. Daher ist eine
Überwachung der Temperaturen im EMC zwingend notwendig. Um die angestrebte
Genauigkeit von ±0,05 ◦ C bei der Temperaturmessung zu erreichen, wurden für das
PANDA-Experiment als Auslesesystem der THMP und als Temperatursensoren etwa
100 µm dünne thinPT-Sensoren entwickelt. Die geforderte Genauigkeit macht eine Kalibrierung der gesamten Auslesekette erforderlich.
Im Rahmen dieser Arbeit wurde eine entsprechende Kalibriermethode entwickelt und
mit insgesamt drei THMP-Einheiten und 90 thinPT-Sensoren getestet.
Zunächst wurde der THMP durch gezielte Modifikationen hinsichtlich seiner Temperaturabhängigkeit und Langzeitstabilität optimiert. Es konnte gezeigt werden, dass der
THMP den Anforderungen genügt. Das Untergrundrauschen ist mit ±0,016 Ω kleiner
als die angestrebte Genauigkeit von ±0,05 ◦ C beziehungsweise ±0,02 Ω und eine Temperaturabhängigkeit ist nicht mehr gegeben.
Für die Kalibrierung der thinPT-Sensoren wurde der Kalibrieraufbau optimiert. Die
Auslese erfolgt zudem mit dem THMP. Damit wird für die Kalibrierung die gleiche
Auslesekette verwendet, wie sie im PANDA-Experiment zum Einsatz kommt. Mit den
ermittelten Kennlinien ist eine Genauigkeit von ±0,05 ◦ C erreichbar. Damit genügt auch
die Kalibriermethode der thinPT-Sensoren den Anforderungen. Zudem konnte gezeigt
werden, dass mit dem Kalibrieraufbau die Reproduzierbarkeit der Kennlinie gewährleistet ist.
Ein weiterer wesentlicher Punkt dieser Arbeit war die Zuverlässigkeit der thinPT-Sensoren unter erhöhter Beanspruchung. Im Rahmen eines Stresstests über einen Zeitraum
von 16 Tagen, in denen 32 Temperaturzyklen gefahren wurden, konnten die Lebensdauer sowie Alterungseffekte genauer untersucht werden. Die thinPT-Sensoren waren nach
dem Stresstest noch immer funktionstüchtig. Es konnten keine Alterungseffekte beobachten werden, so dass sie für den Einsatz im PANDA-Experiment geeignet sind.
A
Ablaufplan für die Kalibrierung des THMP
51
A Ablaufplan für die Kalibrierung des THMP
Durchführung der Messung
• 1. PBB (Steckplatz 0) mit Flachbandkabel an 1. Kalibrierplatine anschließen
(Widerstände: R1 = 80,6 Ω; 90,9 Ω; 100,0 Ω; 110,0 Ω; 121,0 Ω)
• 2. PBB (Steckplatz 1) mit Flachbandkabel an 2. Kalibrierplatine anschließen
(Widerstände: R2 = 86,3 Ω; 93,3 Ω; 96,6 Ω; 105,1 Ω; 115,4 Ω)
• Jumper auf die kleinsten Widerstände setzen (R1 = 80,6 Ω und R2 = 86,3 Ω)
• Spannungsversorgung für THMP einschalten
• ca. 15 Minuten warten (Bauteile sollen Betriebstemperatur erreichen)
• am Labor-Laptop Oberfläche „ThmpDebug“ starten
• ADC Kanäle von angeschlossenen PBBs überprüfen
(Richtwerte siehe nachfolgende Tabelle)
– in Konsole:
cd /home/labuser/ThmpDebug
./ThmpDebug
1. Platine
R/Ω
80,6
90,9
100,0
110,0
121,0
ADC Kanäle
750
4000
6800
10000
13500
2. Platine
R/Ω
86,3
93,3
96,6
105,1
115,4
ADC Kanäle
2500
4700
5800
8500
11200
• mehrmals Werte aktualisieren; Werte sollten lediglich um zwei bis drei Kanäle
schwanken (Keine Drift!)
• Oberfläche schließen
• Daten-Ordner erstellen
– in Konsole:
mkdir /home/labuser/ThmpDebug/thmpcalib/Kalibrierung/nameTHMP (z.B.
paul)
52
A
Ablaufplan für die Kalibrierung des THMP
• Messung durchführen (THMP Adresse z.B. 700, t = 30 s, Anzahl Werte = 10)
– in Konsole:
./ThmpDebug -watcher /dev/ttyUSB0 700 30 10 > /home/labuser/ThmpDebug
/thmpcalib/Kalibrierung/nameTHMP/Dateiname.txt
Dateiname entsprechend: paul_platz0_80.txt
• Nachdem die erste Messung mit den kleinsten Widerständen fertig ist, Messung
mit Tastenkombination „Strg“+„C“ beenden
• wie folgt fortfahren:
– Jumper auf die nächstgrößeren Widerstände setzen
(R1 = 90,9 Ω und R2 = 93,3 Ω)
– Messung durchführen:
./ThmpDebug -watcher /dev/ttyUSB0 700 30 10 > /home/labuser/ThmpDebug
/thmpcalib/Kalibrierung/nameTHMP/Dateiname.txt
Dateiname entsprechend: paul_platz0_90.txt
beenden mit „Strg“+„C“
– Jumper umsetzen auf (R1 = 100,0 Ω und R2 = 96,6 Ω)
– Messung durchführen:
./ThmpDebug -watcher /dev/ttyUSB0 700 30 10 > /home/labuser/ThmpDebug
/thmpcalib/Kalibrierung/nameTHMP/Dateiname.txt
Dateiname entsprechend: paul_platz0_100.txt
beenden mit „Strg“+„C“
– Jumper umsetzen auf (R1 = 110,0 Ω und R2 = 105,1 Ω)
– Messung durchführen:
./ThmpDebug -watcher /dev/ttyUSB0 700 30 10 > /home/labuser/ThmpDebug
/thmpcalib/Kalibrierung/nameTHMP/Dateiname.txt
Dateiname entsprechend: paul_platz0_110.txt
beenden mit „Strg“+„C“
– Jumper umsetzen auf (R1 = 120,0 Ω und R2 = 115,4 Ω)
– Messung durchführen:
./ThmpDebug -watcher /dev/ttyUSB0 700 30 10 > /home/labuser/ThmpDebug
/thmpcalib/Kalibrierung/nameTHMP/Dateiname.txt
Dateiname entsprechend: paul_platz0_120.txt
beenden mit „Strg“+„C“
• Nachdem erste Messreihe abgeschlossen ist, Kalibrierplatinen umstecken:
– 1. Kalibrierplatine auf 2. PBB stecken
– 2. Kalibrierplatine auf 1. PBB stecken
A
Ablaufplan für die Kalibrierung des THMP
53
• Messung fortführen wie zuvor beschrieben, Jumper auf kleinste Widerstände setzen
• Dateiname: paul_platz0_86.txt (nicht platz1!), Messung durchführen, . . .
• weitere Schritte zur Ablage der Dateien nachfolgender Tabelle entnehmen
Sofern weitere PBBs zu kalibrieren sind, wird die 1. Kalibrierplatine mit dem 3. PBB
(Steckplatz 2) und die 2. Kalibrierplatine mit dem 4. PBB (Steckplatz 3) verbunden.
Die Kalibrierung wird anschließend analog dem zuvor beschriebenen Ablauf durchgeführt. Um evtl. Schäden durch das Umstecken der Kalibrierplatinen zu vermeiden,
sollte während des Umsteckvorganges die Spannungsversorgung des THMP unterbrochen werden.
PBB 0 und 1
Dateiname:
paul_platz0_80.txt
paul_platz0_90.txt
paul_platz0_100.txt
paul_platz0_110.txt
paul_platz0_120.txt
paul_platz0_86.txt
paul_platz0_93.txt
paul_platz0_96.txt
paul_platz0_105.txt
paul_platz0_115.txt
PBB 2 und 3
Dateiname:
paul_platz2_80.txt
paul_platz2_90.txt
paul_platz2_100.txt
paul_platz2_110.txt
paul_platz2_120.txt
paul_platz2_86.txt
paul_platz2_93.txt
paul_platz2_96.txt
paul_platz2_105.txt
paul_platz2_115.txt
PBB 4 und 5
Dateiname:
paul_platz4_80.txt
paul_platz4_90.txt
paul_platz4_100.txt
paul_platz4_110.txt
paul_platz4_120.txt
paul_platz4_86.txt
paul_platz4_93.txt
paul_platz4_96.txt
paul_platz4_105.txt
paul_platz4_115.txt
PBB 6 und 7
Dateiname:
paul_platz6_80.txt
paul_platz6_90.txt
paul_platz6_100.txt
paul_platz6_110.txt
paul_platz6_120.txt
paul_platz6_86.txt
paul_platz6_93.txt
paul_platz6_96.txt
paul_platz6_105.txt
paul_platz6_115.txt
Erstellung der Kalibrierparameter
Mit Hilfe eines IPython-Skriptes (siehe CD), werden die Mittelwerte mit Fehlern der
ADC Kanäle für alle PBBs auf dem jeweiligen THMP in einem Arbeitsschritt berechnet,
diese sind für die Berechnung der Kalibrierparameter notwendig. Dabei ist unbedingt
das Skript unter einem neuen Namen abzulegen. Nach erfolgreicher Ausführung des
Skriptes wird für jedes PBB eine Datei (.dat) mit den berechneten Werten erstellt.
• IPython öffnen
– In Konsole:
firefox &
ipython notebook - -pylab
• In Firefox wird das Dashboard geöffnet
54
A
Ablaufplan für die Kalibrierung des THMP
• Musterdatei „thmp_name“ öffnen und Kopie erstellen, diese speichern unter z.B.
„thmp_paul“
File → Make a Copy . . .
File → Rename . . .
Das Skript ist in zwei Bereiche aufgeteilt. Im oberen Bereich (A) werden die
Daten der zuvor durchgeführten Kalibrierung eingelesen und im unteren Bereich
(B), wird für jedes ausgewählte PBB eine Datei erstellt in der die berechneten
Werte geschrieben werden.
• (A) Zeilen für nicht kalibrierte PBBs löschen
• (A) Dateipfad aktualisieren
• (B) Blöcke für nicht kalibrierte PBBs löschen
(Blöcke beginnen immer mit #pbb 0, #pbb 1, . . . )
• (B) Dateipfad für Kalibrierparameter ändern
• Skript speichern und ausführen (Play-Button „Run Cell“)
• Root-Skript (siehe CD) für THMP-Kalibrierung laden und ausführen
– in Konsole:
root
.L calthmp.C++
calthmp(“a“,“b“)
– Parameter a steht den Namen des THMP (z.B. paul); Parameter b steht für
das PBB (z.B. pbb0); aus beiden Parametern setzt sich der Name der Datei
zusammen, die eingelesen werden soll
– (.q um Root zu beenden)
• In den von Root erstellten Dateien befinden sich die Kalibrierparameter für das
jeweilige PBB. Die txt-Dateien sind wie folgt aufgebaut:
Daten der 8 Kanäle sind untereinander aufgelistet
In einer Zeile stehen jeweils die Werte für p0 p1 σ p0 σ p1
• Für weitere PBBs entsprechend vorgehen
B
Ablaufplan für die Kalibrierung von thinPT-Sensoren
55
B Ablaufplan für die Kalibrierung von
thinPT-Sensoren
Vorbereitung der Messung
• 10 thinPT-Sensoren auswählen
• Isolierbox öffnen und Styropor-Kügelchen vorsichtig entfernen bis Sensorbox mit
Kühlkörper zur Hälfte frei ist
• Bolzen nach oben herausziehen und Sensorbox zwischen Kühlungkörper vorsichtig herausziehen
• Restliche Styropor-Kügelchen entfernen
• Deckelplatte und Zwischenplatten aus Sensorbox entfernen
• thinPT-Sensoren einlegen:
– auf Bodenplatte einen Sensor legen
– vorsichtig eine dünne Zwischenplatte darauf legen
– abwechselnd Sensor und dünne Zwischenplatte stapeln
– auf den 5. Sensor wird eine dicke Zwischenplatte (für Referenzsensor in der
Mitte des Aufbaus) aufgelegt
– anschließend wieder abwechselnd Sensor und dünne Zwischenplatte stapeln
– abschließend auf den letzten (10.) Sensor die Deckelplatte auflegen
• auf korrekten Sitz der Referenzsensoren achten
(Sensoren sollen so tief wie möglich in der Bohrung sitzen;
unten: Ref.-Sensor 1; mitte: Ref.-Sensor 2; oben: Ref.-Sensor 3)
• Sensorbox vorsichtig zwischen die Kühlkörper schieben
(auf thinPT-Sensorkabel achten!)
• Sensorbox und Kühlkörper mit Bolzen fixieren
• nochmals Sitz der Referenzsensoren überprüfen und thinPT-Sensorkabel aus Isolierbox führen
• Isolierbox mit Styropor-Kügelchen füllen (Füllstand Oberkante Isolierbox)
• Deckel der Isolierbox aufsetzen und mit Gewicht beschweren
(auf Kabel der Referenzsensoren achten)
• thinPT-Sensor-Enden mit Sensor-PCB verbinden
56
B
Ablaufplan für die Kalibrierung von thinPT-Sensoren
• Sensorseriennummer und Position notieren, Bsp. siehe nachfolgende Tabelle
(zur Nachhaltung sollte der Dateiname sowie die Startzeit notiert werden)
PBB
Steckplatz 1
PBB 1
Steckplatz 2
PBB 2
PBB
Kanal
0
1
2
3
4
5
6
7
0
1
2
3
4
5
6
7
Sensor-PCB
Stecker
4.1
4.2
4.3
4.4
3.1
3.2
3.3
3.4
2.1
2.2
2.3
2.4
thinPT-Sensor
Seriennr.
*1
*2
*3
*4
*5
*6
*7
*8
–
–
*9
*10
–
Ref2
Ref3
Ref1
• Spannungsversorgung für THMP einschalten
• ca. 15 Minuten warten (Bauteile sollen Betriebstemperatur erreichen)
• am Labor-Laptop Oberfläche „ThmpDebug“ starten und ADC-Werte von thinPTSenoren überprüfen
– in Konsole:
cd /home/labuser/ThmpDebug
./ThmpDebug
• mehrmals Werte aktualisieren; Werte sollten lediglich um zwei bis drei Kanäle
schwanken (Keine Drift!)
• Oberfläche schließen
Start der Kalibrierung
• Julabo einschalten und Kühlprogramm starten:
– in das Menü des Julabo wechseln
– Menüpunkt „Proggeber Start“ auswählen
– Start Profil: 2
– ab Abschnitt: 0
B
Ablaufplan für die Kalibrierung von thinPT-Sensoren
57
– Durchläufe: 1
– Profilende: StdBy
– Starten: ja
• Messung durchführen (THMP Adresse z.B. 700, t = 5 s)
– in Konsole:
./ThmpDebug -watcher /dev/ttyUSB0 700 5 > Dateiname.txt
• Messung ist nach 48 h beendet
• Messung mit Tastenkombination „Strg“+„C“ beenden
Erstellung der Kalibrierparameter
Mit einem Root-Skript (siehe CD) lassen sich die Kalibrierparameter der thinPT-Sensoren
erstellen. Dieses Skript sowie die zwei Dateien mit den THMP-Kalibrierparametern
(ebenfalls auf CD) müssen sich im selben Ordner befinden.
• Root-Skript für thinPT-Sensor-Kalibrierung laden und ausführen
– in Konsole:
root
.L cal_thinpt.C++
cal_thinpt(“ name“,“ channel“,“ sensor“,“ opt“)
– Parameter name steht für den Dateiname der Messung der Kalibrierung.
– Parameter channel steht für den THMP-Kanal, an dem der zu kalibrierende
Sensor angeschlossen ist.
(mögliche Kanäle: ch10, ch11, ch12, ch13, ch14, ch15, ch16, ch17,
ch20, ch21, ch22, ch23, ch24, ch25, ch26, ch27)
– Parameter sensor steht für die Seriennummer des Sensors.
– Parameter opt ist ein optionaler Parameter und somit nicht zwingend notwendig, möglich sind die Optionen “bin“ oder “gaus“.
Falls der Parameter nicht angegeben wird, wird die Option “bin“ gesetzt.
Bei der Option “bin“ wird der Widerstandswert aus dem Histogramm ermittelt und bei der Option “gaus“ wird der Widerstandswert aus der Anpassung
der Normalverteilung ermittelt.
– (.q um Root zu beenden)
58
B
Ablaufplan für die Kalibrierung von thinPT-Sensoren
• Nach erfolgreicher Durchführung werden zwei Dateien erstellt.
– In “calibrationparameters_sensor.txt“ befinden sich die Kalibrierparameter
für den Sensor. Die Datei ist wie folgt aufgebaut:
name sensor p0 σ p0 p1 σ p1 p2 σ p2 p3 σ p3
– Die zweite Datei “calibrationresult_sensor.txt“ zeigt die Überprüfung der
Kalibrierung mit Hilfe der beiden zusätzlichen Temperaturen mit einer Beurteilung ob der Sensor ok ist oder nicht.
C
Schaltplan der Kalibrierplatine
C Schaltplan der Kalibrierplatine
59
Literatur
61
Literatur
[1] A. Csapó. Kalibrierung von Temperatursensoren für das PANDA elektromagnetische Kalorimeter. Bachelorarbeit, Ruhr-Universität Bochum, 2011.
[2] J. Beringer et al. Review of particle physics. Physical Review D, 86(1), 2012.
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[4] J. Becker. Entwicklungs- und Simulationsarbeiten für den Prototypen des PANDA
elektromagnetischen Vorwärtskalorimeters. Masterarbeit, Ruhr-Universität Bochum, April 2009.
[5] R.K.D. Groß et al. Hadronen-und Kernphysik Status und Perspektiven. 2003.
[6] M.B. Voloshin. Charmonium.
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[7] PANDA Collaboration. Physics Performance Report for PANDA: Strong Interaction Studies with Antiprotons. ArXiv e-prints, March 2009, 0903.3905.
[8] S. Godfrey und S.L. Olsen. The Exotic XYZ Charmonium-Like Mesons. Annual
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Particle and Nuclear Physics, 63(1):74–116, 2009.
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PANDA-Experimentes. Diplomarbeit, Ruhr-Universität Bochum, April 2009.
[18] J. Becker. Analyse des Zerfalls χcJ → K + K − η bei BESIII und Entwicklung
eines Kühlsystems für den Prototypen des PANDA-EMC. Dissertation, RuhrUniversität Bochum, Juni 2012.
[19] Hossein Moeini et al. Design studies of the PWO End-cap Calorimeter for
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[20] Ch. Schenk und U. Tietze. Halbleiter-Schaltungstechnik. 2002.
[21] P. Friedel. Analyse des Zerfalls J/Ψ → γφφ bei BESIII und Entwicklung für den
Prototyp des PANDA-EMC. Dissertation, Ruhr-Universität Bochum, November
2012.
[22] J. Schulze. Analyse des Zerfalls χc0 → K + K − π0 π0 bei BESIII und Entwicklung
von mechanischen Komponenten für einen Prototypen des PANDA-EMC. Dissertation, Ruhr-Universität Bochum, April 2012.
[23] Datenblatt FP50-HL Kälte-Umwälzthermostat. www.julabo.de, 2013.
Danksagung
An dieser Stelle möchte ich allen danken, die in irgendeiner Form zum Gelingen dieser
Arbeit beigetragen haben.
Ein besonderer Dank geht dabei an:
Alle Mitarbeiter der Experimentalphysik 1 für das sehr angenehme Arbeitsklima.
Prof. Dr. Ulrich Wiedner für die Bereitstellung dieses interessanten Themas.
PD Dr. Fritz-Herbert Heinsius für die wertvollen Diskussionen und die Übernahme des
Zweitgutachtens.
Dr. Thomas Held, Dr. Matthias Steinke und Torsten Schröder für die vielen wertvollen
Diskussionen und ihr Engagement während dieser Arbeit sowie den hilfreichen Anmerkungen und Korrekturen zu dieser Arbeit.
Dipl. Ing. Mario Fink für die vielen hilfreichen Tipps, Diskussionen und Hilfestellungen.
Ebenso danke ich meinem Freund Jörn für die liebevolle Unterstützung während der
Zeit des Schreibens dieser Arbeit.
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