Untersuchung hadronischer tt̄-Zerfälle mit dem CMS-Detektor am LHC von Martina Davids Diplomarbeit in Physik vorgelegt der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen im Januar 2006 angefertigt im III. Physikalischen Institut B bei Prof. Dr. G. Flügge Prof. Dr. J. Mnich Inhaltsverzeichnis 1 Das CMS-Experiment am LHC 1.1 Der Large Hadron Collider . . . . . . . . . . 1.2 Der CMS-Detektor . . . . . . . . . . . . . . 1.2.1 Der zentrale Spurdetektor . . . . . . 1.2.2 Das elektromagnetische Kalorimeter . 1.2.3 Das hadronische Kalorimeter . . . . . 1.2.4 Das Myonsystem . . . . . . . . . . . 1.2.5 Das Triggersystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1 2 3 5 7 8 9 2 Theoretische Grundlagen 2.1 Das Standardmodell der Teilchenphysik 2.2 Physik an einem Hadron-Collider . . . 2.3 Das Top-Quark . . . . . . . . . . . . . 2.3.1 Top-Paar-Produktion am LHC . 2.3.2 Top-Zerfälle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 11 15 16 16 19 3 Simulation und Rekonstruktion 3.1 Ereignisgeneratoren . . . . . . . 3.2 Detektorsimulation . . . . . . . 3.3 Ereignis-Rekonstruktion . . . . 3.3.1 Myonen . . . . . . . . . 3.3.2 Elektronen . . . . . . . . 3.3.3 Jets . . . . . . . . . . . 3.3.4 B-Tag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 23 23 24 24 26 28 29 . . . . . . 33 34 34 35 35 36 39 . . . . . . 43 43 45 53 53 59 61 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Selektion hadronischer tt̄-Ereignisse 4.1 Selektionsgrößen . . . . . . . . . . . . 4.1.1 Jet-Definition . . . . . . . . . . 4.1.2 B-Tag . . . . . . . . . . . . . . 4.1.3 Definition isolierter Myonen . . 4.1.4 Definition isolierter Elektronen 4.2 Selektionsschnitte . . . . . . . . . . . . 5 Bestimmung der Top-Masse 5.1 Jet-Parton-Matching . . . . . . . . 5.2 Eigenschaften des tt̄-Systems . . . . 5.3 Rekonstruktion des Top-Paares . . 5.3.1 Pairing-Funktion . . . . . . 5.3.2 Top-Wahl . . . . . . . . . . 5.4 Massenbestimmung des Top-Quarks . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . i Inhaltsverzeichnis 6 Zusammenfassung und Ausblick ii Inhaltsverzeichnis 73 Einleitung Die Menschen interessieren sich schon seit der Antike dafür, wie die Welt aufgebaut ist. Die Idee, dass alle Materie aus fundamentalen, unteilbaren Teilchen besteht, ist bereits über 2000 Jahre alt, und trotzdem noch aktuell. Die nach heutigem Wissen bekannten Bausteine der Materie sowie die Kräfte, die zwischen ihnen wirken, sind im Standardmodell der Teilchenphysik beschrieben. Auch wenn dieses Modell bisher allen Tests standgehalten hat, soll es weiter geprüft werden. Die Suche nach nicht im Standardmodell beschriebenen Phänomenen soll Antworten auf noch offene Fragen geben. Um Untersuchungen auf den sehr kleinen Größenskalen, die dazu nötig sind, durchführen zu können, werden sehr hochenergetische Teilchen benötigt. Diese können kontrolliert nur von Teilchenbeschleunigern geliefert werden. Ein zur Zeit im Bau befindlicher Beschleuniger ist der Large Hadron Collider, kurz LHC, am CERN. An ihm werden Protonen mit einer noch nie erreichten Schwerpunktsenergie zur Kollision gebracht. Mehrere Experimente untersuchen die dabei entstehenden Produkte. Das Hauptinteresse dieser Untersuchungen gilt der Suche nach neuen schweren Teilchen oder Phänomenen, die nicht im Standardmodell enthalten sind. Wichtig für diese Suche ist die möglichst genaue Kenntnis der Eigenschaften von bekannten schweren Teilchen wie dem Top-Quark. Da bisher nur an einem Hadron-Beschleuniger, dem Tevatron in Chicago, genug Energie zur Produktion eines tt̄-Paares zur Verfügung steht, wird es ebenso eine Aufgabe der LHC-Experimente sein, die Eigenschaften des Top-Quarks genauer zu bestimmen. Eine Schwierigkeit dabei wird sein, die Top-Paare von dem großen Untergrund, der bei HadronKollisionen entsteht, zu trennen. In dieser Arbeit wird untersucht, wie sich die Masse des Top-Quarks in seinem hadronischen Zerfallskanal mit dem CMS-Experiment am LHC bestimmen lässt. Dazu werden im ersten Kapitel der Detektor und seine einzelnen Komponenten beschrieben. Im zweiten Kapitel folgt ein Überblick über das Standardmodell der Teilchenphysik und die spezielle Physik an einem Hadron-Kollider sowie des Top-Quarks. Da der Beschleuniger und der Detektor noch im Bau sind, wird anschließend in Kapitel drei beschrieben, wie Ereignisse generiert und das DetektorVerhalten sowie die Rekonstruktion simuliert werden. Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit der Selektion der zu untersuchenden hadronischen Top-Paar-Zerfälle, bevor im fünften Kapitel eine Beschreibung der Rekonstruktion dieser Ereignisse folgt. Weiterhin wird dort das Verfahren zur Bestimmung der Top-Masse erläutert. Zum Schluss beinhaltet Kapitel sechs eine Zusammenfassung der Ergebnisse. Anmerkung In dieser Arbeit werden die in der Hochenergiephysik üblichen natürlichen Einheiten benutzt, das heißt es gilt h̄ = c = 1. Mit dieser Konvention ergeben sich die Einheiten einiger häufig gebrauchter Größen zu [Energie] = [Masse] = [Impuls] = [Zeit]−1 = [Länge]−1 = eV. iii Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Dabei ist 1 eV die Energie, die ein Teilchen mit einer Elementarladung e beim Durchqueren einer Spannung von 1 V erhält, also 1 eV = 1.602·10−19 J. Weiterhin wird in Formeln die Einsteinsche Summenkonvention verwendet. iv Kapitel 1 Das CMS-Experiment am LHC 1.1 Der Large Hadron Collider Am CERN1 in der Nähe von Genf nimmt im Jahr 2007 der weltweit größte Hadron-Collider, der so genannte LHC2 [1], seinen Betrieb auf. Der Beschleunigerring hat einen Umfang von ca. 27 km und befindet sich im Tunnel des früheren LEP3 -Rings√(Abb. 1.1). Der LHC wird Proton-Proton-Kollisionen mit einer Schwerpunktsenergie von s = 14 TeV ermöglichen, in einer späteren √ Phase sollen im Rahmen von Schwerionen-Experimenten auch Blei-BleiKollisionen mit s = 5.5 TeV stattfinden. Abbildung 1.1: Der LHC-Ring am CERN mit den vier Experimenten [2]. 1 Conseil Europeén pour la Recherche Nucléaire, heute: European Organization for Nuclear Research Large Hadron Collider 3 Large Electron Positron Collider 2 1 1.2. Der CMS-Detektor Kapitel 1. Das CMS-Experiment am LHC Die Protonen werden mit Hilfe eines Magnetfeldes von etwa 8.4 T in zwei Strahlrohren auf ihrer Bahn gehalten. Die supraleitenden Magnete und beide Strahlrohre befinden sich innerhalb eines Kryostaten, der mit superfluidem Helium auf 1.9 K gekühlt wird. In den ersten drei Jahren soll eine Luminosität von 2 · 1033 cm−2 s−1 erreicht werden, später 1034 cm−2 s−1 . Um die geplante Schwerpunktsenergie zu erreichen, werden die Protonen in bereits bestehenden CERN-Anlagen vorbeschleunigt, bevor sie in den eigentlichen LHC-Ring gelangen. Mit Hilfe von Hochfrequenzkavitäten werden Protonen auf eine Energie von 50 MeV beschleunigt. So entsteht ein Strahl von 180 mA aus Pulsen von etwa 20 µs Dauer. Über den PS4 -Booster gelangen die Protonen in das Proton-Synchrotron, wo sie in Paketen mit einem Abstand von 25 ns auf 25 GeV beschleunigt werden. Im Super-Proton-Synchrotron (SPS) erfolgt eine weitere Beschleunigung auf 450 GeV. Zusätzlich werden die Pakete, so genannte Bunches, dort komprimiert und an den LHC-Ring weitergeleitet. Eine vollständige LHC-Füllung ist nach 24 SPS-Zyklen abgeschlossen (Dauer ca. 7 min) und besteht aus 2835 Bunches mit je etwa 1011 Protonen. Die Lebensdauer des Strahls beträgt rund 22 Stunden, von denen aufgrund der sinkenden Luminosität nur 10 Stunden für die Datennahme genutzt werden. An vier Stellen treffen die Proton-Pakete mit einer Rate von 40 MHz unter einem Winkel von 200 µrad aufeinander. Die Kollisionen werden von den vier Experimenten (s. Abb. 1.1) ALICE ATLAS CMS LHC-b - A Large Ion Collider Experiment [3], A Toroidal LHC ApparatuS [4], Compact Muon Solenoid [5], Large Hadron Collider beauty Experiment [6], untersucht. Dabei sind CMS und ATLAS Allzweckdetektoren, die Phänomene aus einem großen Bereich der Teilchenphysik betrachten werden. ALICE beschäftigt sich mit stark wechselwirkender Materie in Blei-Blei-Kollisionen, LHC-b dient der Untersuchung von CP-Verletzung und B-Zerfällen. 1.2 Der CMS-Detektor Die Idee zu einem kompakten, auf einem Solenoid-Magneten beruhenden Detektor für den LHC-Beschleuniger wurde bereits im Jahr 1990 auf einem Workshop in Aachen vorgestellt [7]. Die verschiedenen beteiligten Institute stellten folgende Anforderungen an diesen Mehrzweckdetektor: Er sollte ein sehr präzises Myonsystem, ein bestmögliches elektromagnetisches Kalorimeter, ein hochwertiges System zur zentralen Spurmessung zur Identifikation von Sekundärvertizes besitzen und eine sehr gute Impulsauflösung ermöglichen. Hierfür ist ein starkes Magnetfeld nötig. In Kombination mit einem kompakten Design wird dies durch einen supraleitenden Solenoiden von 13 m Länge und knapp 6 m Durchmesser erreicht, der mit flüssigem Helium gekühlt wird und ein Feld von 4 T liefert [5]. Insgesamt hat der CMS-Detektor eine Länge von 21.6 m bei einem Durchmesser von 15 m und wiegt etwa 12500 t. Abb. 1.2 gibt einen Überblick über den Aufbau und die einzelnen Subdetektoren. Der CMS-Detektor ist im Zwiebelschalenprinzip aufgebaut und besteht von innen nach außen aus folgenden Komponenten: • Silizium-Pixel-Vertex-Detektor • Silizium-Streifen-Detektor • Elektromagnetisches Kalorimeter • Hadronisches Kalorimeter • Myonsystem 4 2 Proton Synchrotron Kapitel 1. Das CMS-Experiment am LHC VorwärtsKalorimeter 1.2. Der CMS-Detektor Supraleitende Spule SiliziumStreifendetektoren SiliziumPixeldetektoren Hadronisches Kalorimeter Elektromagnetisches Kalorimeter Myonkammern Abbildung 1.2: Der CMS-Detektors in Schnittansicht: Die Subdetektoren sind schalenförmig um den Wechselwirkungspunkt und die Strahlachse angeordnet [8]. Der zentrale Spurdetektor (engl. Tracker ), bestehend aus Pixel- und Silizium-Streifen-Detektor, sowie die beiden Kalorimeter befinden sich innerhalb der Solenoid-Spule. Das Myonsystem ist in das Rückflussjoch integriert, so dass dort ebenfalls eine Impulsmessung über die Krümmung der Spuren möglich ist. 1.2.1 Der zentrale Spurdetektor Das zentrale System zur Spurmessung besteht aus einem Silizium-Pixel-Vertex-Detektor in unmittelbarer Nähe des Strahlrohres und im Anschluss daran einem Silizium-Streifen-Detektor [10]. Die Geometrie und die Zusammensetzung aus verschiedenen Teilbereichen ist in Abb. 1.3 zu sehen. Der gesamte Tracker hat einen Radius von 115 cm und eine Länge von 540 cm, das aktive Material besteht aus über 200 m2 Silizium, womit der Tracker des CMS-Detektors der größte bisher gebaute Silizium-Detektor ist. Die Anforderungen an den Spurdetektor sind hoch: Es soll die Identifizierung und eine präzise Messung von Myonen, Elektronen, Photonen und Jets über einen großen Energiebereich gewährleistet werden. Zudem ist eine bestmögliche Impulsauflösung für Leptonen und Bestimmung der Isolation gewünscht. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Identifikation von B-Zerfällen (engl. B-Tagging) durch das Erkennen und Vermessen von Sekundärvertizes, die aufgrund der messbaren Flugstrecke von vergleichsweise langlebigen B-Hadronen entstehen. Um diese Anforderungen zu erfüllen, sind eine robuste Spurmessung und eine genaue VertexRekonstruktion in einem starken Magnetfeld nötig. Die Effizienz der Rekonstruktion von Spu3 1.2. Der CMS-Detektor Kapitel 1. Das CMS-Experiment am LHC Abbildung 1.3: Der CMS-Tracker: Die verschiedenen Bereiche des Trackers sind durch unterschiedliche Farben gekennzeichnet [9]. ren hängt von Teilchenart und Energie ab. So liegt sie z. B. für Hadronen mit einer Energie oberhalb von 100 GeV bei 95%, bei 1 GeV noch über 85%. Die Impuls-Auflösung des Trackers wird mit δpT /pT ≈ 0.005 + 0.15 · pT /GeV im zentralen Bereich (|η| < 1.6) parametrisiert und sinkt mit steigender Pseudorapidität auf δpT /pT ≈ 0.005 + 0.6 · pT /GeV bei |η| = 2.5. Für Myonen kann dieser Wert verbessert werden, indem die Informationen aus dem Tracker mit den im Myonsystem gemessenen Daten kombiniert werden. Der Pixeldetektor Der Pixeldetektor [10] ist besonders wichtig für das b(c,τ )-Tagging, da er sich als innerste Komponente sehr nah am Kollisionspunkt befindet. Die im Barrelbereich 100×150 µm2 großen Pixel liefern eine dreidimensionale Rauminformation mit hoher Auflösung, was aufgrund des großen Teilchenflusses in diesem Bereich wichtig ist. Die Genauigkeit liegt dabei bei 15 µm in den Zylinderkoordinaten r und rφ. Um Zerfälle schwerer Quarks wie b- oder c-Quarks von denen leichter Quarks zu unterscheiden, sind mindestens zwei Hits pro Spur nötig, wodurch die Mindest-Anzahl an Lagen vorgegeben ist. Links ist der Aufbau des Pixeldetektors aus drei Lagen im Barrelbereich und je zwei Endkappen auf beiden Seiten zu sehen. Mit einem Abstand zur Strahlachse von nur 41-45 mm kann die innerste Lage nur in der ersten Phase niedriger Luminosität verwendet werden, danach muss diese Lage aufgrund von Strahlenschäden entfernt werden. Eine zweite Lage befindet sich bei einem Radius zwischen 70 mm und 74 mm, in der Phase höherer Luminosität gibt es eine dritte Lage zwischen 107 mm und 112 mm. Die Endkappen haben einen Radius zwischen 60 mm Abbildung 1.4: Der Pixeldetektor [10]. und 115 mm und befinden sich 32.5 cm und 46.5 cm in Strahlrichtung vom Vertex entfernt, womit ein Bereich bis |η| = 2.4 abgedeckt wird. 4 Kapitel 1. Das CMS-Experiment am LHC 1.2. Der CMS-Detektor Der Silizium-Streifen-Detektor Der Silizium-Streifen-Detektor [11] dient in Kombination mit dem Pixeldetektor zur Spurrekonstruktion und Impulsmessung von Spuren mit mehr als 2 GeV transversalem Impuls. η 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 r [mm] z view 1200 1.7 1.8 1100 1.9 1000 2 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 900 800 700 600 500 400 300 200 100 0 0 200 400 600 800 1000 Einseitige Module Doppelseitige Module 1200 1400 1600 1800 2000 2200 2400 Outer Barrel TOB Inner Barrel TIB 2600 2800 z [mm] Endkappe TEC Inner Disks TID Abbildung 1.5: Querschnitt durch ein Viertel des Trackers. Die verschiedenen Bereiche sind farbig gekennzeichnet; die Module sind überlappend angeordnet, um eine vollständige Abdeckung mit aktivem Material zu erreichen [12]. Er gliedert sich, wie in Abb. 1.5 zu sehen, in verschiedene Bereiche: Im zentralen Bereich liegen Tracker-Inner-Barrel (TIB) und Tracker-Outer-Barrel (TOB), im Vorwärtsbereich die TrackerInner-Disks (TID) und Tracker-End-Caps (TEC). Alle Komponenten zusammen decken einen Bereich von |η| < 2.5 ab. Der Barrelbereich besteht aus zehn zylindrischen Lagen, die Endkappen aus je neun so genannten Disks. Der sensitive Bereich ist wie in Abb. 1.5 ebenfalls zu sehen aus Modulen aufgebaut, wobei einseitige und doppelseitige Module unterschieden werden. Die doppelseitingen Module setzen sich dabei aus zwei einseitigen Modulen zusammen, die ‘”Rücken an Rücken‘”, um 100 mrad versetzt, zusammengefasst werden. Einseitige Module liefern nur Koordinaten in r und φ (Barrel) bzw. in φ und z (Endkappen), doppelseitige auch in z bzw. in r. Der Silizium-Streifen-Detektor ist ebenso wie der Pixeldetektor während des LHC-Betriebs enormer Strahlung (etwa 1.6·1014 1-MeV-Neutron-Äquivalent) ausgesetzt. Um Strahlenschäden am Silizium zu reduzieren, erfolgt eine Kühlung des gesamten Trackers auf unter −10˚C. 1.2.2 Das elektromagnetische Kalorimeter An den Tracker schließt sich das elektromagnetische Kalorimeter (Ecal ) an [14], dessen Aufgabe es ist, eine präzise Messung der Energie und Richtung von Photonen und Elektronen zu gewährleisten. Daneben soll eine gute Effizienz zur Identifikation von Photonen und Elektronen gegenüber Hadronen und Jets erreicht werden. Da auch fehlende transversale Energie (MET) bestimmt werden soll, ist eine möglichst vollständige Abdeckung wichtig. Die beste Energieauflösung bieten szintillierende Kristalle, da diese es ermöglichen, dass die meiste Energie von Photonen und Elektronen im homogenen Kristall-Volumen des elektromagnetischen Kalorimeters deponiert wird. Um ein kompaktes Kalorimeter zu erhalten, werden Kristalle mit einer großen Dichte und kleinem Molière-Radius benötigt. Kristalle aus Blei-Wolframat (PbWO4 ) werden den besonderen Anforderungen des LHC ge5 1.2. Der CMS-Detektor Kapitel 1. Das CMS-Experiment am LHC recht, da sie eine geringe Strahlungslänge und einen kleinen Moliere-Radius besitzen und zudem schnelle Szintillatoren sind. Abbildung 1.6: Einer der Kristalle des elektromagnetischen Kalorimeters [9]. Das gesamte elektromagnetische Kalorimeter besteht aus über 80000 PbWO4 -Kristallen mit einer Länge von 23 cm (Barrel) bzw. 22 cm (Endkappen), entsprechend etwa 26 Strahlungslängen, und einer Grundfläche von 22 × 22 mm2 , die fast exakt dem Molière-Radius von 21.9 mm entspricht. Damit wird eine Granularität von ∆η × ∆φ = 0.0175 × 0.0175 im Barrelbereich erreicht, die in den Endkappen bis auf ∆η × ∆φ = 0.05 × 0.05 absinkt. Die Kristalle werden in größeren Strukturen, so genannten Modulen und Supermodulen, zusammengefasst und decken einen Bereich von |η| ≤ 3.0 ab (Abb. 1.7), eine präzise Energiemessung ist allerdings nur bis |η| = 2.5 möglich. Letzteres ist dadurch bedingt, dass die gemessenen Schauer eine gewisse Ausdehnung besitzen, die zur Messung der Energie vollständig innerhalb des Kalorimeters liegen muss. Eine weitere EinschrÄnkung ist die Geometrie des SiliziumStreifen-Detektors, der nur bis zu diesem η-Wert sensitives Material enthält und somit nur innerhalb dieses Bereichs Spuren messen kann, die bei der Rekonstruktion des Schauers helfen. Vor den Endkappen des Kalorimeters befinden sich so genannte preshower-Detektoren, die der Unterscheidung von π 0 -Mesonen und Photonen dienen. Sie bestehen aus Bleikonvertern und Silizium-Streifen-Detektoren. Weiterhin verbessern sie die Ortsauflösung von Elektronen und Photonen im Vorwärtsbereich. Da das Material der preshower-Detektoren drei Strahlungslängen entspricht, können die Kristalle in den Endkappen kürzer sein als im Barrelbereich. Abbildung 1.7: Querschnitt durch ein Viertel des Detektors. Zu sehen sind die verschiedenen Bereiche der Kalorimeter (EB = Ecal-Barrel, EE = Ecal-Endkappe, HB = Hcal-Barrel(1.2.3, HE = Hcal-Endkappe) und ihre Abdeckung in η [14]. Das elektromagnetische Kalorimeter des CMS-Detektors erreicht eine Auflösung, die sich folgendermaßen parametrisieren lässt: ∆E σn a ⊕ c (E in GeV) =√ ⊕ E E E 6 Kapitel 1. Das CMS-Experiment am LHC 1.2. Der CMS-Detektor Dabei ist a ein stochastischer Parameter, der vom Schauerprofil abhängt und zwischen 0.027 im Barrelbereich und 0.057 in den Endkappen variiert. σn ergibt sich aus dem elektronischen Rauschen und dem Pile-up5 und wird für eine rekonstruierte Energie in einem 5×5-Kristallbereich mit 155 MeV im Barrelbereich und 205 MeV in den Endkappen angenommen. Die Konstante c ist mit 0.55% recht klein und entsteht unter anderem aus Kalibrationsfehlern. Die endgültige Kalibration soll mittels physikalischer Ereignisse z. B. über die bekannte Masse des Z-Bosons bei Zerfall in e+ e− mit einer Präzision von 0.3% bereits nach einigen Wochen der Datennahme mit niedriger Luminosität erfolgen. 1.2.3 Das hadronische Kalorimeter Das hadronische Kalorimeter (Hcal ) [15] ist die letzte Komponente innerhalb des Solenoiden und kann in zwei Bereiche unterteilt werden: Das zentrale Kalorimeter, das einen Bereich bis |η| = 3.0 abdeckt, soll bei mäßiger Einzelteilchen- und Jet-Auflösung eine exzellente JetIdentifikation liefern. Im Vorwärtsbereich, der sich bis zu |η| = 5.0 erstreckt, sind eine moderate Hadron-Energie-Auflösung aber eine sehr gute Jet-Identifikation gefordert. Zusammen mit dem elektromagnetischen dient das hadronische Kalorimeter somit der Identifikation, Energieund Richtungsmessung von Leptonen und Jets. Der zentrale Bereich setzt sich zusammen aus Barrel (HB) und Endkappen(HE), wobei der zylindrische Barrelbereich in Samplingtechnik aus 50 mm dicken Kupferabsorbern und 4 mm dicken Szintillatorschichten aufgebaut ist. Er ist in 36 Keile unterteilt, von denen einer im Querschnitt in Abb. 1.8 zu sehen ist. Insgesamt erreicht das hadronische Kalorimeter eine Dicke von etwa 79 cm, eine Erweiterung durch zusätzliche Lagen ist in Überlegung. Um auch hochenergetische hadronische Schauer vollständig messen zu können, gibt es weitere Szintillatorlagen ausserhalb des Magneten. Die Endkappen bestehen aus Plastik-Szintillatoren zwischen Kupfer-Absorbern. Abbildung 1.8: Schnitt durch einen der 36 Keile des Hadronischen Kalorimeters [9]. Zu erkennen sind die abwechselnden Schichten von Kupfer und Szintillatormaterial. Das Vorwärtskalorimeter befindet sich 6 m hinter den Endkappen außerhalb des Myonsystems und bietet eine sehr lokale Reaktion auf Hadron-Schauer. Es ist wichtig für die Messung fehlender transversaler Energie und zur Unterdrückung von Untergründen vieler Analysen. Die Granularität von ∆η × ∆φ = 0.087 × 0.087 passt zu einer Gruppierung von 5 × 5 Kristallen des elektromagnetischen Kalorimeters und ist ausreichend für die Separation und Massenauflösung von Dijets. Zusammen mit dem elektromagnetischen Kalorimeter erreicht das hadronische Kalorimeter 5 Ereignisse aus Kollisionen weiterer Protonen innerhalb eines Pakets 7 1.2. Der CMS-Detektor Kapitel 1. Das CMS-Experiment am LHC eine Auflösung von ∆E 1 = √ ⊕ 0.045 (E in GeV) E E für Energien zwischen 30 GeV und 1 TeV. Zur Kalibration gibt es verschiedene Methoden, mit denen die Unsicherheit in der absoluten Energieskala letztendlich auf unter 3%, mit Optimierungen sogar bis auf 1% möglich sein soll. 1.2.4 Das Myonsystem Das Myonsystem ist die äußerste Detektorkomponente von CMS. Es liegt zwar außerhalb des Solenoiden, ist aber in das Rückflussjoch integriert, so dass auch hier ein Magnetfeld vorhanden ist. Die Aufgabe der Myon-Detektoren wird die Identifikation und Impulsmessung von Myonen sein. Zusätzlich gibt es eine Elektronik unmittelbar an einem Teil der Myondetektoren, die schnelle Triggerinformationen liefert [16]. Um eine gute Identifikation von Myonen zu ermöglichen, sind im zentralen Bereich 16 Absorptionslängen gefordert, weiterhin gehören eine gute Impulsauflösung und eine richtige Ladungsmessung zu den Anforderungen. In Abb. 1.9 sind die drei verschiedenen verwendeteten Technologien und ihre Positionen im Detektor zu sehen. Im Barrelbereich ist aufgrund der geringen Rate und des geringen Magnetfeldes der Einsatz von Driftkammern aus so genannten Drift Tubes (DT) möglich, von denen vier Stationen in das Eisenjoch eingelassen sind. Dabei werden je drei Lagen DTs, um je eine halbe Röhre versetzt, zu einer Kammer zusammengefasst. Die DTs werden mit einem Ar/CO2 -Gas-Gemisch bei Atmosphärendruck betrieben, vier Elektroden formen das benötigte Feld. Das Ziel einer Auflösung von 250 µm pro DT bzw. 100 µm pro Kammer wurde in Teststrahlexperimenten erreicht. Abbildung 1.9: Das Myonsystem im Querschnitt eines Viertels des Detektors. Die verschiedenen Technologien sind gekennzeichnet und farbig markiert [32]. In den Endkappen werden Cathode Strip Chambers (CSC) verwendet, die in der Lage sind, eine genaue Raum-Zeit-Information bei starkem Magnetfeld und hoher Teilchenrate zu liefern. Die sechs Lagen sind gut geeignet zur Unterdrückung von Nicht-Myon-Untergrund und bieten eine effiziente Zuordnung zu den inneren Spuren aus dem Tracker. Im gesamten Bereich |η| < 2.4, den das Myonsystem abdeckt, werden zusätzlich Resistive Plate Chambers (RPC) wegen ihrer schnellen Reaktion eingesetzt, die eine Zuordnung zu einer 8 Kapitel 1. Das CMS-Experiment am LHC 1.2. Der CMS-Detektor Strahlkreuzung, auch Bunch-Crossing genannt, erleichtert. Aufgrund ihrer einfachen Auslese ist eine feine Segmentierung möglich, was eine gute Impulsauflösung innerhalb der Triggerzeit liefert. Da die Endkappen nicht mehr innerhalb des Solenoiden liegen und somit dort ein anderes Magnetfeld besteht, ist auch die Auflösung stark von η abhängig. So verschlechtert sich die Auflösung δpT /pT eines Myons mit einem Impuls von 10 GeV von 7% bei η = 0 auf 24% bei |η| = 2.4. Werden die Informationen aus dem Tracker hinzugenommen, verbessert sich die gesamte Auflösung des Myonsystems auf etwa 1.5% mit nur noch geringer η-Abhängigkeit. Eine Parametrisierung der Impulsauflösung von Myonsystem und Tracker lautet δpT √ = 0.04 pT pT (pT in TeV). Die Auflösung ist limitiert durch Vielfachstreuung der Myonen in den Kalorimetern und im Eisenjoch sowie durch die Genauigkeit der Ausrichtung verschiedener Detektorkomponenten zueinander und Unsicherheiten im Magnetfeld. 1.2.5 Das Triggersystem Bei der geplanten LHC-Luminosität von 1034 cm−2 s−1 werden bei jeder der alle 25 ns stattfindenden Kollisionen etwa 25 Ereignisse erwartet, deren Anzahl zur Weiterverarbeitung durch das Triggersystem auf rund 100 Ereignisse pro Sekunde reduziert werden muss. Das ergibt eine Reduktion der Ereignisrate von 1 GHz auf 100 Hz, also sieben Größenordnungen. Die Entscheidung, welche Ereignisse zur späteren Analyse gespeichert werden, fällt bei CMS in zwei Stufen: Die erste Entscheidung liefert der Level-1-Trigger (L1), eine genauere Klassifizierung der High-Level-Trigger (HLT). Der Hardware-nahe L1-Trigger besteht aus speziell angefertigter Elektronik. Er nutzt die Informationen aus dem Myonsystem und den Kalorimetern, teils auch einfache Korrelationen, wie das Vorhandensein verschiedener Teilchen oder fehlender Energie, zusätzlich einige Schnitte auf Impulse und Energien. Die Daten, die diesen Trigger passieren, können für 3.2 µs, entsprechend 128 Bunchcrossings, im so genannten Pipeline Memory gespeichert werden. In diesem ersten Schritt erfolgt damit eine Reduktion auf eine gefilterte Ereignisrate von etwa 75 kHz. Einige Triggerparameter für den L1-Trigger sind beispielhaft in Tab. 1.1 aufgeführt. Angegeben ist jeweils der geforderte Schwellenwert sowie die Rate an Ereignissen, die diesen Schnitt passieren. Die angegebenen Raten beziehen sich auf die erste Luminositätsphase. Nach einer Erhöhung der Luminosität um etwa einen Faktor fünf steigt auch die Ereignisrate nach dem L1-Trigger entsprechend. Der HLT wird aus kommerziellen PCs aufgebaut sein und arbeitet Software-basiert. In diesem zweiten Schritt wird die volle Detektorinformation aus rekonstruierten Spuren, Ereignisidentifikationen usw. genutzt, die über ein Netzwerk aus den Auslese-Elementen der Subdetektoren in die Filtereinheiten gelangt. Eine Serie verschiedener Filter reduziert die Datenmenge um eine Größenordnung, bevor alle Algorithmen auf die Ereignisse angewendet werden. Zuletzt werden etwa 100 Ereignisse pro Sekunde in den Speicher geschrieben, um dann die Rekonstruktion und Filterung nach verschiedenen Signaturen zu durchlaufen und zur weiteren Analyse zu gelangen. Die vorgesehenen Schwellenwerte für den HLT sowie die zugehörige Ereignisrate für die anfängliche Luminosität sind ebenfalls in Tab. 1.1 angegeben. In Abb. 1.10 ist der Weg von der Kollision im Detektor (oben) bis zu den gefilterten Ereignissen, die dann zur Analyse über ein Netzwerk in verschiedene Speicher gelangen (unten), schematisch dargestellt: Die Informationen über eine Kollision gelangen vom Detektor (ganz oben) nach Passieren des L1-Triggers in die Auslese (Readout). Dort werden verschiedene Eigenschaften der Kollision untersucht und möglichen Signaturen zugeordnet. Über ein Netzwerk 9 1.2. Der CMS-Detektor Kapitel 1. Das CMS-Experiment am LHC und den HLT werden die Ereignisse nach Signaturen unterschieden, um anschließend in die Analysen zu gelangen (unten, Service Lan). Abbildung 1.10: Das Triggersystem in schematischer Darstellung [9]. L1 Trigger Schwelle [GeV] isoliertes Elektron 29 zwei Elektronen 17 HLT Photon zwei HLT Photonen isoliertes Myon 14 zwei Myonen 3 einzelner τ -Jet 86 zwei τ -Jets 59 1 Jet, 3 Jets, 4 Jets 177, 86, 70 Jet & MET 88 & 46 Jet & Elektron 45 & 21 HLT B-Jet Summe HLT Rate [kHz] Schwelle [GeV] 3.3 29 1.3 17 80 40, 25 2.7 19 0.9 7 2.2 86 1.0 59 3.0 657, 247, 113 2.3 180 & 123 0.8 45 & 19 237 ≈ 16 Rate [Hz] 33 1 4 5 25 4 3 1 9 5 2 5 97 Tabelle 1.1: Triggerwerte für L1- und HLT-Trigger für die erste Luminositätsphase [17]. Im L1-Trigger können Photonen noch nicht von Elektronen unterschieden werden, da noch keine Spurinformationen zur Verfügung stehen. Gleiches gilt für B-Jets. Für die Phase höherer Luminosität werden die HLT-Schwellen angepasst, so dass weiterhin nur etwa 100 Hz getriggert werden. 10 Kapitel 2 Theoretische Grundlagen 2.1 Das Standardmodell der Teilchenphysik Das Standardmodell der Teilchenphysik beschreibt die Bausteine der Materie und ihre Wechselwirkungen [18]. Eine sehr wichtige Erkenntnis der letzten Jahre ist, dass diese Wechselwirkungen auf lokalen Eichsymmetrien beruhen. Das Standardmodell hat als mathematisches Fundament die kombinierte Eichsymmetriegruppe SU (3)C ×SU (2)L ×U (1)Y . Im Folgenden soll eine kurze Beschreibung der Teilchen sowie der elektroschwachen und starken Wechselwirkung gegeben werden. Da es noch keine quantenfeldtheoretische Beschreibung für die Gravitation gibt, ist diese nicht ins Standardmodell eingebunden und wird deshalb, und auch weil ihr Einfluss bei den betrachteten Größen- und Energieskalen zu vernachlässigen ist, hier nicht weiter behandelt. 1 Quarks u 2 ! c 0 d L uR νe L − e L νµ µ b 0 L tR sR ! ! t 0 cR dR Leptonen s 3 ! bR ! − L ντ τ − ! Q[e] T3 Y Farbe 2/3 1/2 1/3 rgb −1/3 −1/2 1/3 rgb 2/3 0 4/3 rgb −1/3 0 −2/3 rgb 0 1/2 −1 − −1 −1/2 −1 − νe,R νµ,R ντ,R 0 0 0 – e− R µ− R τR− −1 0 −2 – Tabelle 2.1: Die drei Teilchenfamilien von Quarks und Leptonen des Standardmodells mit ihren Quantenzahlen. Q gibt die elektrische Ladung in Elementarladungen an, T3 die dritte Komponente des schwachen Isospins, Y die Hyperladung. Die uns umgebende Materie setzt sich aus Fermionen, also Spin- 12 -Teilchen, zusammen. Dabei wird unterschieden zwischen Leptonen (Elektron e, Myon µ und Tau τ und deren Neutrinos) und Quarks (up, down, charm, strange, top, bottom). Alle Fermionen wechselwirken elektroschwach, an der starken Wechselwirkung nehmen hingegen nur die Quarks teil. Die Fermionen lassen sich in drei Familien (oder Generationen) anordnen, die sich lediglich durch ihre Masse unterscheiden (Tabelle 2.1). 11 2.1. Das Standardmodell der Teilchenphysik Kapitel 2. Theoretische Grundlagen Bei den Quarks handelt es sich um Masseneigenzustände, die sich mithilfe der CabbiboKobayashi-Maskawa(CKM)-Matrix [19] in Eigenzustände der schwachen Wechselwirkung überführen lassen: 0 d Vud Vus Vub d s0 = Vcd Vcs Vcb s (2.1) 0 b Vtd Vts Vtb b Aufgrund der beobachteten Neutrinooszillationen [21] muss es eine ähnliche Matrix auch im Neutrinosektor geben und auch die Annahme von masselosen Neutrinos, wie sie im Standardmodell besteht, wird damit widerlegt und ist nur noch als Näherung gültig. Zu jedem dieser Teilchen existiert ein Antiteilchen, das sich im Vorzeichen der additiven Quantenzahlen (elektrische Ladung Q, schwache Hyperladung Y . . . ) unterscheidet. Das Antiteilchen des Elektrons, das Positron e+ , trägt z. B. die elektrische Ladung Q = +1, das Anti-topQuark t̄ hat Q = −2/3. Eine weitere Teilchensorte sind die Eichbosonen, die Austauschteilchen der Wechselwirkungen, die in Tabelle 2.2 zusammengestellt sind. Eichboson Wechselwirkung Ladung Masse γ (Photon) elektromagnetisch keine masselos Z0 schwach keine 91.2 GeV schwach +1e, −1e 80.4 GeV stark Farbladung (r,g,b) masselos + W ,W − gi (8 Gluonen) Tabelle 2.2: Die Eichbosonen der Wechselwirkungen im Standardmodell. Die elektroschwache Wechselwirkung Die Darstellung der elektroschwachen Wechselwirkung durch eine lokale Eichsymmetrie wird auch nach ihren Begründern als Glashow-Salam-Weinberg-Modell bezeichnet und bildet zusammen mit der Quantenchromodynamik das Standardmodell der Teilchenphysik [20]. Ausgangspunkt ist die Lagrangedichte für (masselose) Fermionen L = iχ̄γ µ ∂µ χ. (2.2) Die schwach wechselwirkenden linkshändigen Leptonen und Quarks lassen sich in IsospinDubletts anordnen χL = νe , e L u , d0 L νµ , µ L c , s0 L ντ τ L t b0 L Leptonen Quarks . Dabei ist die dritte Komponente des Isospins T3 = + 12 für die oberen Einträge und T3 = − 12 für die unteren. Der Index L deutet an, dass es sich um die linkshändigen Fermionen handelt, da die rechtshändigen als Isospin-Singletts (T3 = 0) nicht an der schwachen Wechselwirkung teilnehmen. Zusätzlich tragen alle Teilchen eine Hyperladung, die mit dem Isospin T über die Gell-Mann-Nishijma-Formel Q = T3 + Y /2 zusammenhängt. Um eine Lagrangedichte zu erhalten, die invariant unter lokalen Transformationen des Isospins 12 Kapitel 2. Theoretische Grundlagen 2.1. Das Standardmodell der Teilchenphysik (SU (2)) und der Hyperladung (U (1)) ist, wird folgende eichinvariante Ersetzung vorgenommen: g0 Dµ = ∂µ + igJa Wµa + i Y Bµ (2.3) 2 Wie an dieser kovarianten Ableitung zu erkennen ist, koppeln die Fermionen über den Isospin mit g an die Wµa , für rechtshändige Fermionen ist dabei g = 0. Die Kopplung an Bµ geschieht mit der Stärke g 0 /2 über die Hyperladung. Die Ja sind die Generatoren der SU (2), die den mit einem Faktor 12 versehenen Paulimatrizen τa entsprechen und folgende Vertauschungsrelation erfüllen: [Ja , Jb ] = iεabc Jc . (2.4) Damit ergibt sich die Lagrangedichte der elektroschwachen Wechselwirkung für masselose Fermionen und Eichbosonen zu g0 1 LEW =χ̄L γ µ (i∂µ − gτa Wµa − Y Bµ )χL 2 2 1 0 1 a µν 1 µ Wa − Bµν B µν . + χ̄R γ (i∂µ − g Y Bµ )χR − Wµν 2 4 4 (2.5) Die beobachtbaren Eichfelder lassen sich aus den Feldern in der Lagrangedichte durch Überlagerung und Rotation um den schwachen Mischungswinkel θW bilden. Es gilt: 1 Wµ± = √ (Wµ1 ∓ iWµ2 ) 2 µ A = cos θW Bµ + sin θW Wµ3 Zµ0 = − sin θW Bµ + cos θW Wµ3 (2.6) (2.7) (2.8) Da ein einfacher Massenterm die Eichinvarianz der Lagrangedichte verletzt, wird der Higgsmechanismus verwendet, damit die Eichbosonen ihrebeobachteten Massen erhalten. Dabei Φ + iΦ 1 2 wird ein komplexes skalares Feld Φ = √12 mit reellen Feldern Φi , Isospin T = 12 Φ3 + iΦ4 und Hyperladung Y = 1 eingeführt. Die spontane Symmetriebrechung durch das in Abb. 2.1 dargestellte Higgspotential V (Φ) = µ2 Φ† Φ + λ(Φ† Φ)2 (2.9) mit µ2 < 0 und λ > 0 (Abb. 2.1) und dem Vakuumerwartungswert r −µ2 1 0 √ mit v = λ 2 v (2.10) erzeugt ein reelles Higgsfeld, woraus auch die Existenz eines Higgs-Bosons folgt. Durch Einsetzen dieses Potentials in die Lagrangedichte lassen sich die Massen der Eichbosonen (Higgs-Boson, W-Bosonen, Z-Boson und Photon) berechnen: mH = mW mZ mγ √ 2µ 1 = gv 2 1 p 2 = v g + g 02 2 = 0 (2.11) (2.12) (2.13) (2.14) Das Photon bleibt somit masselos. Mit Hilfe der Relation e = g sin θW = g 0 cos θW ergibt sich die Massenrelation der schweren Eichbosonen: mW = cos θW (2.15) mZ 13 2.1. Das Standardmodell der Teilchenphysik Kapitel 2. Theoretische Grundlagen Abbildung 2.1: Higgspotential für µ2 < 0 und λ > 0 [20]. Auch die Fermionmassen lassen sich nicht direkt sondern nur über den Higgsmechanismus erzeugen, indem eine Yukawa-Kopplung Gf der Fermionen an das Higgsfeld eingeführt wird. Damit ergeben sich Ausdrücke der Form Gf mf = √ v , 2 (2.16) in denen die Kopplungen als freie Parameter verbleiben. Die Fermionmassen sind also weiterhin experimentell zu bestimmen. Die starke Wechselwirkung Ebenso wie die elektroschwache Wechselwirkung lässt sich auch die starke Wechselwirkung also lokale Eichsymmetrie formulieren. Die Quantenchromodynamik (QCD) basiert demnach auf der lokalen, nicht-abelschen SU (3)-Eichgruppe und beruht auf der Invarianz gegenüber Transformationen der Phasen der drei Quarkfelder. Die Quarks tragen eine weitere Ladung, die Farbladung, deren drei verschiedene Zustände üblicherweise als rot, grün und blau bezeichnet werden. Somit transformieren sich Quarks als Farbtripletts, die nicht stark wechselwirkenden Leptonen als Farbsingletts. In der Natur sind nur farbneutrale Zustände in Form von Mesonen (q q̄) oder Baryonen (qqq bzw. q̄ q̄ q̄) realisiert. Die acht Farbmatrizen Ta , die Generatoren der Gruppe, erfüllen die SU (3)-Algebra mit der Strukturkonstanten fabc : [Ta , Tb ] = ifabc Tc 1 mit Ta = λa 2 (2.17) Ausgehend von der Lagrangedichte eines freien Fermions wird auch hier eine eichinvariante Ableitung eingesetzt, die bewirken soll, dass die Lagrangedichte invariant unter Phasentransformationen im Farbraum wird: Dµ = ∂µ + igs Ta Gaµ (2.18) Dabei gibt gs die Stärke der Kopplung der Quarks an die Gluonen an, Gaµ entspricht den Gluonfeldern. Das alleine reicht allerdings noch nicht aus, um die Eichinvarianz der Lagrangedichte herzustellen. Mit einer Transformation der Gluon-Felder ergibt sich schließlich für die invariante Lagrangedichte der QCD: 1 LQCD = q̄(iγ µ ∂µ − m)q − g q̄γ µ Ta qGaµ − Gaµν Gµν a 4 14 (2.19) Kapitel 2. Theoretische Grundlagen 2.2. Physik an einem Hadron-Collider mit dem Gluon-Feldstärke-Tensor Gaµν = ∂µ Gaν − ∂ν Gaµ − gs fabc Gbµ Gcν (2.20) Wie zu sehen ist, enthält diese Lagrangedichte keinen Massenterm für die Gluonen, der die Eichinvarianz verletzen wuerde, Gluonen sind also masselos. Im Gegensatz zum Photon enthält hier der letzte Term eine Kopplung der Gluonen an sich selbst, ebenfalls mit der Stärke gs . Gluonen tragen also die Ladung, an die sie koppeln. 2.2 Physik an einem Hadron-Collider Am LHC werden, wie der Name schon sagt, Hadronen, genauer Protonen zur Kollision gebracht. Diese sind jedoch keine punktförmigen Teilchen, sondern sie haben eine Substruktur bestehend aus Valenz- und Seequarks sowie Gluonen. Damit muss das einfache Bild eines Protons aus drei Quarks ersetzt werden durch den komplizierteren Formalismus des Protons mit der Strukturfunktion X X F2 = x e2i fi (x, Q2 ) + x qj2 gj (x, Q2 ). (2.21) i j Dabei gibt das Bjorken-x den Anteil eines Partons am Protonimpuls an, Q2 ist der Impulsübertrag der Reaktion, ei bezeichnet die elektrische Ladung der Quarks, qj die Farbladung der Gluonen. Die Funktionen fi (x, Q2 ) sind die Partondichtfunktionen der Quarks, das heißt die Dichte der Quarks mit Flavour i und einem Impulsanteil zwischen x und x + dx, gj (x, Q2 ) die Partondichtefunktionen der Gluonen. Eine Parametrisierung dieser Partondichtefunktionen ist in Abb. 2.2 zu sehen. Die Abhängigkeit der Funktionen von Q2 führt dazu, dass bei hohen Energien die Valenzquarks nicht mehr den Hauptanteil am Proton ausmachen, sondern dass es dominiert wird von Gluonen und Seequarks. Abbildung 2.2: Partondichtefunktionen: Vergleich von ZEUS-Daten mit den Parametrisierungen CTEQ und MRST; Valenzquark(uv , dv )-, Seequark(S)- und Gluonen(g)-Dichte sind gezeigt als Funktion des Impulsanteils x [22]. 15 2.3. Das Top-Quark Kapitel 2. Theoretische Grundlagen Da jedes Parton nur einen Teil des Protonimpulses trägt, im allgemeinen aber nur zwei Partonen inelastisch streuen, steht nicht die gesamte Schwerpunktsenergie der Protonen zur Verfügung. Aus diesem Grund ist das Laborsystem meist nicht das Ruhesystem der kollidierenden Teilchen, und somit sind die meisten Ereignisse entlang der Strahlachse geboostet. 2.3 Das Top-Quark Als letztes der sechs Quarks wurde im Jahr 1995 das Top-Quark mit dem CDF-Detektor am Tevatron entdeckt [23] und vervollständigte die drei Quark-Generationen des Standardmodells. Es ist mit Abstand das schwerste Elementarteilchen. Es hat eine 35 mal größere Masse als das zweitschwerste Quark und ist trotz seiner Punktförmigkeit etwa so schwer wie ein Goldatom. Die letzten Ergebnisse von CDF und DØ kombiniert ergeben eine Topmasse von Mtop = 172.7 ± 1.7(stat) ± 2.4(syst) GeV, wobei sich der Gesamtfehler aus dem statistischen (1.7 GeV) und systematischen (2.4 GeV) Anteil zusammensetzt [24]. Eine Untersuchung der Eigenschaften des Top-Quarks ist am Tevatron durch die recht geringe Statistik limitiert. Im Gegensatz dazu kann der LHC mit einer Produktion von etwa einem tt̄-Paar pro Sekunde (bei niedriger Luminosität) als Top-Fabrik bezeichnet werden und wird somit den statistischen Fehler stark verringern können und nur von systematischen (experimentellen und theoretischen) Fehlern dominiert sein [25]. Wie in Abb. 2.3 zu sehen, haben einige Prozesse, wie die W- oder Z-Produktion, einen deutlichen höheren Wirkungsquerschnitt als die Top-Paar-Produktion, was eine gute Selektion gegen Untergründe nötig macht. Aufgrund seiner großen Masse ist das Top jedoch interessant für viele Berechnungen oder Vorhersagen des Standardmodells, über Strahlungskorrekturen hat es Einfluss auf viele Observablen und Ausschlussgrenzen. 2.3.1 Top-Paar-Produktion am LHC Bei Proton-Proton-Kollisionen, wie sie am LHC stattfinden werden, gibt es in führender Ordnung zwei Prozesse zur Top-Paar-Produktion [26]. Zum einen ist es möglich, dass aus der Fusion zweier Gluonen ein tt̄-Paar entsteht g(p1 ) + g(p2 ) → t(p3 ) + t̄(p4 ) (2.22) oder über Quark-Antiquark-Annihilation q(p1 ) + q̄(p2 ) → t(p3 ) + t̄(p4 ). (2.23) Dabei bezeichnen p1 und p2 die Viererimpulse der einlaufenden Partonen, p3 und p4 die Impulse des auslaufenden Top-Quarks bzw. Antitop-Quarks. Bei der für den LHC vorgesehenen Schwerpunktsenergie benötigen die Partonen zur Top-Paar-Produktion nur einen geringen Impulsanteil x. Da in diesem Bereich die Gluonendichte im Proton überwiegt, (s. Abschnitt 2.2) werden etwa 87% der Top-Paare mittels Gluonfusion erzeugt, die restlichen 13% mittels QuarkAntiquark-Annihilation. Die Feynman-Graphen der einzelnen Prozesse sind in den Abb. 2.4 und 2.5 zu sehen. 16 Kapitel 2. Theoretische Grundlagen 2.3. Das Top-Quark proton - (anti)proton cross sections 109 109 108 σtot 107 Tevatron LHC 6 10 106 105 105 σb 4 10 104 103 103 jet σjet(ET 102 σ (nb) 107 > √s/20) 102 σW 101 101 σZ 0 10 jet σjet(ET 100 > 100 GeV) 10-1 10-1 10-2 10-2 10-3 jet 10-4 10-5 10-6 10-7 σjet(ET σt 10-3 > √s/4) 10-4 σHiggs(MH = 150 GeV) 10-5 10-6 σHiggs(MH = 500 GeV) 0.1 events/sec for L = 1033 cm-2 s-1 108 1 10 10-7 √s (TeV) 2.3: Wirkungsquerschnitte verschiedener Prozesse am Tevatron und LHC [25].are: oss sections forAbbildung hard scattering versus . The cross section values at TeV nb, nb, b, alculated using the latest MRST pdf’s [10]. nb, pb, nb, fb. A 17 2.3. Das Top-Quark Kapitel 2. Theoretische Grundlagen 2.3 T T̄ PRODUCTION q(p1) – q(p2) x1 t(p3) x2 – t(p4) Figure 2.3: Feynman graph for the production of a tt̄ pair via quark antiquark annihilation in lowest order. About 13 % of the tt̄ pairs are expected to be produced by this process at LHC energies. Abbildung 2.4: Drei Möglicheiten zur Produktion eines tt̄-Paares über gg-Fusion (87%): in a) ist der t-Kanal zu sehen, in b) der u-Kanal und in c) die Produktion über einen drei-Gluon! " 4 2.3 T T̄ PRODUCTION (p + p ) 3 1 2 Vertex. 2 3.2. |M| DAS TOP-QUARK 19 (gg → tt̄) = (4παs )2 − 24(p1 · p3 )(p2 · p3 ) 8 " ! (p1 · p3 )2 + (p2 · p3 )2 4m2t m4t (p1 + p2 )4 (2.7) × 4q(p1) + t(p −) x1p2 )4 (p1 + (p1 + p2 )2 3 (p1 · p3 )2 (p2 · p3 )2 with the four vector product defined as (pa · pb ) = Ea Eb − p#a p#b . The differential partonic cross section – – q(p23) x2 t(p ) 4 d p3 d 3 p4 1 4 4 2 dσ̂ = (2π) δ (p + p 1 2 − p3 − p4 )|M| 2(p1 + p2 )2 (2π)3 2E3 (2π)3 2E4 (2.8) Figure 2.3: Feynman graph for the production of a tt̄ pair via quark antiquark annihilation Abbildung 2.5: Feynman-Graph zur Produktion eines tt̄-Paares über q q̄-Annihilation in niedAbbildung 3.2: Feynman-Graph tt̄-Paarproduktion mittels Quarkin lowest order. About 13 % of the tt̄ pairszur are expected to be produced by −2 this process isAntiquarkannihilation obtained by (13%). including theinflux factor for the incoming partons and theSchwerterms 1 +p2 ) rigster Ordnung niedrigster Ordnung. Bei der2(pvorgesehenen at LHC energies. arising from the phase space of the 2 → 2 scattering process. The differential hadronic punktenergie des LHC-Experimentes werden etwa 13% der Top-Paare auf diese cross section ! " Weise produziert. (p1 + p2 )4 3 2 2 |M|Graphen (gg → tt̄)ergeben = (4πα − s ) die über die Anfangszustände Aus diesen sich gemittelten und über End24(p1 · p3 )(p2 · p3 ) 8 g(p1) g(p ) 1 " ! zustände summierten, quadrierten Matrixelemente für die2 Gluonfusion: (p1 · p3 )2 +x(p2 · p3 )2 4mt g(p ) m4t (p1 + p2 )4 x1 1 (2.7) × 4 + − 4 4 2 1 (p · p )2 (p · p )2 t(p3) (p + p ) (p + p ) 1 2 1 2 1 3 2 3 (p + p ) 3 1 2 x1 − t(p3) |M|2 (gg → tt̄) =(4παst(p )2 3) 24(p1 · p3 )(p2 · p3 ) 8 with the four vector product defined as (pa · pb ) = Ea Eb2− p#a p#b . The4 differential partonic (2.24) (p1 · p3 )2 + (p2 · p3 )2 4mt mt (p1 + p2 )4 cross section · 4 + − (p1 + p2 )4 (p1 + p2 )2 (p1 · p3 )2 (p2 · p3 )2 –4 d 3 p3 d 3 p4 1 – 2 x2 ) t(p dσ̂ = (2π)4 δt(p (p –(2.8) 4 4)1 + p2 − p3 − p4 )|M| 2 3 3 und für die Quark-Antiquark-Annihilation: 2(p1 + p2 ) (2π) 2E3 (2π) 2E4 t(p4) ) g(p x2 x2 2 2 2 2 (p p3 )the +incoming (p2 · p3 )2 partons +c)(p2 · p2(p 3 ) 1 +p2 )−2m is obtained factor and the terms(2.25) t 2 ) by including the flux 2 8 g(p g(p ) 1 ·for 2 2 |M| + (q q̄ → t t̄) = (4πα ) 2 s b) a) 4 (p1 + p2 )process. The differential (p1 + p2 )2hadronic arising from the phase space 9of the 2 → 2 scattering Figure 2.4: Feynman graphs for the production of a tt̄ pair via the gluon fusion in lowest cross section Der differentielle Wirkungsquerschnitt auf Partonniveau indem order. The 3.3: t channel amplitude (a),lässt the u channel amplitude (b)bestimmen, and the Gluon-Gluonthree gluondas MaAbbildung Feynman-Graphen zursich tt̄-Paarproduktion mittels −2 vertex (c). The bulk of the t t̄ pairs, about 87 %, is expected to be produced by these trixelement mit dem Flussfaktor 2(p + p ) und dem Phasenraumelement für einen Fusion des2t-→ 2g(p1)in niedrigster Ordnung. g(p1)1 Der2 Graph a) stellt dabei die Amplitude processes at the LHC. Prozess multipliziert wird: Kanals und der Produktion dar. Der Graph c) zeigt die x1 Graph b) die des u-Kanals x1 g(p1) dritte Möglichkeit der Paarproduktion ohne durchgehende Quarklinie zwischen t(p3) 1 t(p3) d3 p3 d3 p4 t(p 4 34) 2 x den Gluonen, Drei-Gluon-Vertex. dσ̂ = sondern mittels (2π) δ (p + p − p − p )|M| (2.26) 1 1 2 3 4 23 2(p1 + p2 )2 (2π)3 2E3 (2π)3 2E4 2 Der differentielle Wirkungsquerschnitt auf mitder dem FlussfaktorWirDurch Faltung mit den Partondichtefunktionen fi (xPartonniveau differentielle i , Q ) ergibt sich −2 kungsquerschnitt zu 2(p1 + p2 ) auf undProtonniveau den–Phasenraumelementen für einen 2 → 2 Prozess ist – x2 t(p4) t(p4) – Z 3 1Z 1 3 t(p4) d p d p 1 ) g(p 3 4 4 24 x2 2 2− p − p )|M̄ |2 δ (p + p (3.6) (2π) dσ̂ = x2 2 )dσ̂3 4 dσ dx13dx (2.27) 2 f1 (x1 , Q )f21(x2 , Q 2 = 3 2E (2π) 2E 4 c) g(p2) 2(p1 + p2 ) (2π) g(p 0 2)30 a) b) Berücksichtigung der Partondichtefunktionen f (xi , Q2 ) für die beiden wechselwir18 Figure 2.4: Feynman graphs for the production of a tt̄i pair via the gluon fusion in lowest kenden Protonen liefert dann den differentiellen Wirkungsquerschnitt auf Protonorder. The t channel amplitude (a), the u channel amplitude (b) and the three gluon niveau folgendes Integral vertex (c). The bulk of the tt̄ pairs, about 87 %, is expected to be produced by these Kapitel 2. Theoretische Grundlagen 2.3. Das Top-Quark d2σ / dMtdMt [pb] Wie an dieser Formel zu erkennen, hängt der Wirkungsquerschnitt von der Schwerpunktsenergie und der Top-Masse sowie den Partondichtefunktionen ab. Der partiell ausintegrierte differentielle Wirkungsquerschnitt d2 σ/dMt̄ dMt hat die typische Doppel-Breit-Wigner-Struktur wie in Abb. 2.6 zu sehen. 350 300 250 200 150 100 50 0 220 M210 200 190 t 180 220 170 200210 M 190 160 t 180 150 160170 140 150 130 130140 Abbildung 2.6: Zweifach-differentieller Wirkungsquerschnitt d2 σ/dMt̄ dMt für Mt = 175 GeV. √ Mit der LHC-Schwerpunktsenergie von s = 14 TeV und einer angenommenen Topmasse von mt = 175 GeV ergibt sich in führender Ordnung ein Wirkungsquerschnitt für die TopPaar-Produktion von etwa 560 pb, mit NLO1 -Korrekturen etwa 800 pb. Ein Maximum der Produktion von Top-Paaren auf der Massenschale liegt bei einer Energie gerade oberhalb der zweifachen Topmasse, wozu die Partonen am LHC nur einen Impulsanteil von x ≈ 0.3 benötigen. 2.3.2 Top-Zerfälle Der Zerfall des Top-Quarks erfolgt über die schwache Wechselwirkung in ein W -Boson und ein Quark mit Ladung −1/3. Mit Hilfe der Elemente der CKM-Matrix lassen sich die Verhältnisse zwischen den verschiedenen Quarks ermitteln, so z. B. das Verzweigungsverhältnis für den Zerfall in ein b-Quark: Bb = Γ(t → bW ) |Vtb |2 = Γ(t → qW ) |Vtb |2 + |Vts |2 + |Vtd |2 (2.28) Der Nenner wird dabei exakt Eins, wenn man drei Quark-Generationen und damit Unitarität annimmt. Somit wird Bb nur von dem Matrixelement |Vtb | bestimmt, welches innnerhalb eines Vertrauensbereichs von 90% in dem Intervall (0.9990, 0.9992) liegt [27], und somit nahezu 1 Next to Leading Order 19 2.3. Das Top-Quark Kapitel 2. Theoretische Grundlagen W+ → tt̄ → (W + b)(W − b̄) e− , ν̄e W → µ+ , νµ τ + , ντ u,d¯ c,s̄ 1/9 1/9 1/9 3/9 3/9 1/9 1/81 1/81 1/81 3/81 3/81 − 1/9 1/81 1/81 1/81 3/81 3/81 − τ , ν̄τ 1/9 1/81 1/81 1/81 3/81 3/81 ū,d 3/9 3/81 3/81 3/81 9/81 9/81 c̄,s 3/9 3/81 3/81 3/81 9/81 9/81 µ , ν̄µ − e+ , νe Tabelle 2.3: Mögliche Zerfälle der W -Bosonen des tt̄-Systems und ihre Anteile. gleich Eins ist. Dabei lautet die Zerfallsbreite für den Zerfall in W -b-Paare in niedrigster Ordnung und mit vernachlässigbarer b-Quark-Masse GF m3t √ Γ(t → bW ) = 8π 2 m2W 1− 2 mt 2 m2W 1+2 2 mt (2.29) Eine numerische Auswertung dieser Form ergibt eine Breite von 1.54 GeV, was zu einer mittleren Lebensdauer von τt = 1/Γt ≈ 4.23 · 10−25 s führt. Da diese Zeit deutlich kleiner ist als die typische Hadronisationszeit, zerfällt das Top bevor es Hadronen mit anderen Quarks oder gar gebundene tt̄-Zustände bilden kann. Der Zerfall in ein W -Boson und ein b-Quark ergibt verschiedene Signaturen. Allen gemeinsam sind die beiden b-Jets, die sich unter anderem durch einen Sekundärvertex auszeichnen, der durch die relativ lange Lebensdauer des B-Hadrons entsteht. Dieses hadronisiert erst nach einer messbaren Strecke und ist danach als Teilchen-Jet detektierbar. Das W -Boson hingegen zerfällt in ein Fermion-Antifermion-Paar, das entweder aus einem Lepton und dem passenden Neutrino oder aus zwei Quarks eines Isospindubletts bestehen kann. Für ein tt̄-Paar ergeben sich damit drei Zerfallsmöglichkeiten: Beide W -Bosonen zerfallen hadronisch (hadronischer Kanal), eines zerfällt hadronisch und das andere leptonisch (semileptonischer Kanal), oder beide Bosonen zerfallen in Leptonen (dileptonischer Kanal). Die Anteile der verschiedenen Zerfälle eines W-Bosons sowie der Anteil für die möglichen Kombinationen von zwei W-Bosonen sind in Tab. 2.3 aufgeführt. Semi- und Dileptonische Top-Paar-Ereignisse Der semi- und der dileptonische Kanal zeichnen sich durch ein bzw. zwei (hochenergetische) Leptonen und fehlende transversale Energie aus. Unter Berücksichtigung der drei LeptonGenerationen zerfallen etwa 33% aller W -Bosonen in ein Lepton-Neutrino-Paar, die restlichen 67% in ein Quark und ein Antiquark, vornehmlich aus den ersten beiden Generationen. Somit sind rund 11% aller Top-Paar-Zerfälle dileptonisch und etwa 45% semileptonisch. Werden schwieriger zu identifizierende Tau-Leptonen nicht mitgezählt, so bleiben nur etwa 4% (di-) bzw. 30% (semileptonisch) übrig. Die typische Signatur des semileptonschen Zerfalls besteht aus zwei b-Jets, zwei nicht-b-Jets, 20 Kapitel 2. Theoretische Grundlagen 2.3. Das Top-Quark einem hochenergetischen Lepton und fehlender Energie. Ganz analog entsteht bei einem dileptonischen Zerfall sowohl aus dem Top als auch aus dem Antitop jeweils ein b-Jet, je ein hochenergetisches Lepton und fehlende Energie, die auf die beiden Neutrinos verteilt ist. Hadronische Top-Paar-Ereignisse Der hadronische Zerfallskanal hat mit etwa 45% den größten Anteil an den Top-Paar-Zerfällen. Da in diesem Kanal nur hadronische Zerfälle auftreten, ist es möglich, das gesamte Ereignis im Detektor zu messen. Abbildung 2.7: Schematische Darstellung von Top-Produktion und hadronischem Zerfall. In Abb. 2.7 ist eine schematische Darstellung eines solchen Top-Paar-Zerfalls zu sehen: Zwei Gluonen mit Impulsanteilen x1 des Protons P und x2 des Protons P 0 fusionieren zu einem tt̄-Paar. Sowohl aus dem Top als auch aus dem Antitop enstehen je ein b-Jet und ein W -Boson, das in zwei Quarkjets zerfällt. Die Signatur besteht also aus insgesamt sechs Jets, von denen zwei als b-Jets identifiziert werden können. Eine solche Multijet-Signatur ist allerdings auch bei QCD-Ereignissen recht häufig zu finden, was es sehr schwierig macht, hadronische Top-Ereignisse zu identifizieren und noch zusätzlich zu triggern. Ein Unterschied zu QCD-Untergrund sind die beiden b-Jets, deren Identifikation somit eine große Bedeutung für die Untersuchung hadronischer Top-Ereignisse gewinnt. 21 2.3. Das Top-Quark 22 Kapitel 2. Theoretische Grundlagen Kapitel 3 Simulation und Rekonstruktion Um beim Start des LHC-Beschleunigers schnell erste Ergebnisse in Form einer Entdeckung neuer Physik oder verbesserter Messungen bekannter Größen zu erzielen, werden zur Vorbereitung Analysen mit simulierten Ereignissen durchgeführt. Dieses Kapitel gibt eine Übersicht über die Programme, die zur Simulation von Ereignissen, des Detektors und zur Rekonstruktion verwendet werden. 3.1 Ereignisgeneratoren Zur Erzeugung von Ereignissen gibt es je nach Anforderung unterschiedliche Monte-CarloGeneratoren, die einen Satz von ausgehenden Teilchen generieren, die bei der Kollision zweier Partonen entstehen [28]. Alle Reaktionen lassen sich in erster Näherung als Prozesse zwischen fundamentalen Teilchen mit recht einfacher Struktur darstellen. Zusätzlich tragen Effekte höherer Ordnungen zum Prozess bei, was die Berechnung verkompliziert. Der Endzustand ist meist auch kein reiner 2-Teilchen-Zustand, sondern es kommt zur Hadronisation der Teilchen, was Schauer und Jets bewirkt, die aus hunderten Teilchen bestehen können. Das alles macht einen Vergleich zwischen Experiment und Theorie mittels analytischer Rechnungen schwierig bis unmöglich. An dieser Stelle setzen Ereignisgeneratoren an, indem sie eine Reaktion in verschiedene Teile zerlegen, die einzeln hinreichend genau behandelt werden können. Der Generator erzeugt also Ereignisse, wie sie nach der bekannten Theorie erwartet werden, mit demselben Verhalten wie bei realen Ereignissen. Die ausgegebenen Ereignisse beinhalten im Wesentlichen die Vierervektoren der bei der untersuchten Reaktion entstehenden Teilchen. Eine Untersuchung auf diesem Niveau entspricht einem Detektor, der alle Teilchen, z. B. auch Neutrinos, mit perfekter Auflösung und vollständiger Abdeckung detektieren würde. Diese Vierervektoren werden an die Detektorsimulation übergeben. Einer der derzeit am weitesten verbreiteten Monte-Carlo-Generatoren ist das Programm PYTHIA. Mit der Version PYTHIA 6.215 wurden die Ereignisse generiert, die in dieser Arbeit studiert werden. 3.2 Detektorsimulation Die Detektorsimulation hat die Aufgabe, die Wechselwirkungen der Teilchen mit der im Detektor vorhandenen Materie und die so erzeugten Signale zu simulieren. Ein in der Hochenergiephysik weit verbreitetes Simulations-Programm ist GEANT. Das bei CMS verwendete Software-Paket OSCAR1 [29] basiert auf der aktuellen Version GEANT4. Es benutzt die Geometrie des Detektors und das Magnetfeld, um das Verhalten der Teilchen zu simulieren. So 1 Object Oriented Simulation for CMS Analysis and Reconstruction 23 3.3. Ereignis-Rekonstruktion Kapitel 3. Simulation und Rekonstruktion kann der Weg des Teilchens rekonstruiert werden. Auch alle weiteren elektromagnetischen oder hadronischen Wechselwirkungen mit Detektormaterial, wie Schauer in den Kalorimetern, werden simuliert. Trifft ein Teilchen auf aktives Detektormaterial, erzeugt die Simulation ein elektrisches Signal, wie es auch im späteren Experiment erwartet wird. Das Format der ausgegebenen Daten ist ebenfalls dasselbe wie im späteren Experiment, so dass die Ereignisse dieselbe Rekonstruktion durchlaufen können. Volle Detektorsimulation Myonkammern Rekonstruierte Myon-Spur Ecal Eintrag Getroffene Tracker-Module Simulierte Spuren im Trackerbereich Daiske Tornier DPG Berlin, 04.03.05 7 Abbildung 3.1: Detektoransicht in der Simulation: Im inneren Bereich sind Module in gelb gekennzeichnet, die von geladenen Teilchen getroffen wurden. Die aus diesen Informationen rekonstruierten Spuren sind ebenfalls eingezeichnet. In halb-durchsichtiger Form ist das elektromagnetische Kalorimeter (Ecal) mit einigen Energiedepositionen zu sehen. Ganz außen ist noch ein Teil der Myonkammern erkennbar. [30] 3.3 Ereignis-Rekonstruktion Bei ihrer Wechselwirkung mit dem Detektormaterial deponieren Teilchen Energie. Diese Energiedepositionen, vorwiegend in den Kalorimetern, werden zu möglichst gut getrennten Strukturen, so genannten Clustern zusammengefasst. Zusätzlich hinterlassen geladene Teilchen Messpunkte in den Systemen zur Spurmessung. Diese beiden Informationen dienen der Identifikation und Rekonstruktion der Ereignisse, die mit dem speziell für CMS entworfenen Programm ORCA2 [31] durchgeführt werden. In den folgenden Abschnitten wird erläutert, wie die Rekonstruktion verschiedener Objekte wie Leptonen oder Jets implementiert ist. 3.3.1 Myonen Die Identifikation von Myonen erfolgt mit einem Algorithmus, der von innen nach außen arbeitet [32]. Alle rekonstruierten Spuren aus dem Tracker-Bereich werden darauf untersucht, wie gut sie zu der Hypothese passen, dass sie von einem Myon stammen. Einen zusätzlichen Beitrag zur Überprüfung dieser Hypothese liefern die Einträge in den Kalorimetern. Weiterhin können Informationen aus den inneren Lagen des Myon-Systems genutzt werden, auch wenn sie nicht in eine rekonstruierte Myon-Spur einbezogen sind. So können Myonen mit niedrigerem pT 2 24 Object Oriented Reconstruction for CMS Analysis Kapitel 3. Simulation und Rekonstruktion 3.3. Ereignis-Rekonstruktion erkannt werden, die nicht bis in die letzte Myon-Detektor-Lage gelangen. Jedem so ermittelten Myon-Kandidaten wird eine Wahrscheinlichkeit zugeordnet, dass es sich um ein Myon handelt. Je nach Analyse kann auf diese Größe geschnitten werden. Die Rekonstruktion von Myonen geschieht in drei Schritten: Zunächst ist es möglich, Myonen lokal in einer Myon-Kammer zu rekonstruieren, zum anderen können sie aus den Informationen im kompletten Myon-System rekonstruiert werden (stand-alone reconstruction), und drittens global mit weiteren Informationen aus dem Spurdetektor. 1 Efficiency Efficiency 1 0.98 0.98 0.96 0.96 0.94 0.94 0.92 0.92 0.9 0.9 0.88 0.88 PT = 10 GeV PT = 50 GeV PT = 100 GeV PT = 500 GeV PT = 1000 GeV 0.86 0.84 0.82 0.8 a) 0 0.5 1.5 0.84 0.82 2 2.5 Pseudorapidity |η| 10 der Stand-alone- PT = 10 GeV PT = 50 GeV PT = 100 GeV PT = 500 GeV PT = 1000 GeV 1 b) 0 0.5 1 1.5 2 2.5 Pseudorapidity |η| (b) Effizienz der globalen Rekonstruktion PT = 10 GeV PT = 50 GeV PT = 100 GeV PT = 500 GeV PT = 1000 GeV 1 10-1 10-1 a) 0.8 Resolution σ(q/pT) (a) Effizienz Rekonstruktion Resolution σ(q/pT) 1 PT = 10 GeV PT = 50 GeV PT = 100 GeV PT = 500 GeV PT = 1000 GeV 0.86 10-2 0 0.5 (c) Auflösung Rekonstruktion 1 1.5 2 2.5 Pseudorapidity |η| der Stand-alon- b) 0 0.5 1 1.5 2 2.5 Pseudorapidity |η| (d) Auflösung der globalen Rekonstruktion Abbildung 3.2: Effizienz und pT -Aufösung für Stand-alone-Rekonstruktion (links) und globale Rekonstruktion (rechts) in Abhängigkeit von η. [33], Kapitel 9.1.3. Die stand-alone-Rekonstruktion nutzt Informationen aus den Driftkammern, CSCs und RPCs (s. Kapitel 1.2.4) [33]. Startpunkt ist eine lokal rekonstruierte Spur, die unter Berücksichtigung von Energieverlust, Vielfachstreuung und des Magnetfeldes von einer Kammer in die nächste fortgesetzt wird. Dies geschieht, indem Spurpunkte, Impulse und Richtungen von der innersten Lage auf die nächste extrapoliert, dort mit den vorhandenen Messpunkten verglichen und aktualisiert werden. Schließlich wird die Spur von den Myon-Kammern bis zum nominalen Vertex extrapoliert. Bei der globalen Rekonstruktion wird auf die stand-alone-Rekonstruktion zurückgegriffen. Hier 25 3.3. Ereignis-Rekonstruktion Kapitel 3. Simulation und Rekonstruktion wird ebenfalls die Spur unter Berücksichtigung verschiedener Effekte wie Energieverlust und Vielfachstreuung nach innen fortgesetzt, allerdings zunächst nur bis zum äußeren Rand des Trackers. Anschließend werden Spuren bestimmt, die mit einem rekonstruierten Myon übereinstimmen. Basierend auf den Unsicherheiten der Spur-Parameter wird ein Bereich bestimmt, in dem Kandidaten für eine Myonspur, bestehend aus zwei Treffern in verschiedenen Lagen, definiert werden. Eine Spurrekonstruktion wird zunächst auf diese Kandidaten und anschließend auf die gesamte Spur inklusive Myon-System angewendet. Die Effizienzen beider Methoden in Abhängigkeit von η sind in den Abb. 3.2(a) und (b) dargestellt. Während die Effizienz der globalen Rekonstruktion vergleichbar ist mit der Standalone-Rekonstruktion, verbessert sich die Impulsauflösung um fast eine Größenordnung, wie Abb. 3.2(c) und (d) zeigen. Zur Unterscheidung von Myonen aus Jets und einzelnen Myonen aus dem Zerfall schwerer Teilchen (wie W - oder Z-Bosonen) dient ein Isolationskriterium (s. Abb. 3.3): Die Myonrichtung am Vertex definiert eine Achse, um die ein Kegel gelegt wird. Die Energiedeposition in diesem Kegel wird berechnet, wobei ein schmaler Bereich um das Myon selber ausgenommen ist (Veto value). Ein Vergleich dieser Energie mit einem zuvor definierten Schwellenwert bestimmt die Isolation des Myons. Abbildung 3.3: Graphische Darstellung der Myon-Isolation [33]. Leider existiert eine standardisierte Implementation dieses Myon-Isolations-Algorithmus erst in der neuesten Version der CMS-Rekonstruktionssoftware ORCA, die in der vorgestellten Analyse noch nicht eingesetzt werden konnten. 3.3.2 Elektronen Die Identifikation von Elektronen und Photonen [31] erfolgt im High-Level-Trigger in drei Stufen: Zunächst werden nur die Informationen aus den Kalorimetern verwendet, danach sind auch Treffer im Pixeldetektor, passend zu einem Elektronkandidaten im elektromagnetischen Kalorimeter, gefordert. Durch diesen zweiten Schritt werden Elektronen und Photonen unterschieden. Die dritte Stufe nutzt die volle Spurrekonstruktion. Der erste Schritt zur Rekonstruktion von Elektronen ist das Bilden von (so genannten) Clustern im elektromagnetischen Kalorimeter und eine Abschätzung der Energie und Position des Elektrons aus diesen Informationen. Zur Bestimmung der Energie eines Elektrons werden als erstes die Energiedepositionen in den Zellen eines Clusters addiert, wobei im Barrelbereich nur die Kristalle, in den Endkappen zusätzlich die Preshower-Detektoren zu beachten sind. Bei diesem Vorgehen fehlt allerdings die Energie, die das Elektron in Form von Bremsstrahlung abgibt. Je nach Charakteristik der Bremsstrahlung werden bei CMS vier Elektron-Klassen unterschieden, deren genaue Definition in [34] gegeben ist. Da Elektronen auf ihrer im Magnetfeld gekrümmten Bahn vorwiegend in φ-Richtung abstrahlen, werden zur genaueren Bestimmung der Energie Super-Cluster aus mehreren Clustern entlang einer η-Linie gebildet und weitere Kalibrationen vorgenommen. Die Auflösung der Energiemessung ist in Abb. 3.4 dargestellt. 26 Kapitel 3. Simulation und Rekonstruktion 3.3. Ereignis-Rekonstruktion (a) Barrelbereich ohne Korrektur (b) Endkappen ohne Korrektur (c) Barrelbereich mit Korrektur (d) Endkappen mit Korrektur Abbildung 3.4: Verteilung der Super-Cluster-Energie, normiert auf die Elektron-Energie für die verschiedenen Elektron-Klassen [34]. Die beiden oberen Darstellungen in Abb. 3.4 zeigen die Verteilung der Super-Cluster-Energie, normiert auf die Elektron-Energie für Elektronen zwischen 5 GeV und 100 GeV, unterteilt in die vier Klassen, für Barrelbereich (a) und die Endkappen (b). In den Abb. 3.4(c) und (d) sind diese Verteilungen nach Korrekturen dargestellt. CHAPTER 11. ELECTRON AND PHOTON RECONSTRUCTIO 146 crystal axis tmax corrected position nominal pos @ front face Figure 11.6: Illustration of the crystal offpointing Abbildung 3.5: Abweichung der Kristall-Achse von der Flugrichtung 1 Electrons 0.8 des Elektrons [31]. 10 < p < 50 GeV !(meas-true) x103 Um die Position des Elektrons zu rekonstruieren, wird die Energieverteilung auf mehrere Kristalle betrachtet und ihr gewichteter Mittelpunkt bestimmt. Dabei ist zu beachten, dass die Achse der Kristalle nicht exakt auf den Kollisionspunkt gerichtet ist (s. Abb. 3.5), die Richtung des Elektron-Schauers im Allgemeinen also nicht mit der Achse des Kristalls übereinstimmt. Zudem muss eine Korrektur an der Gewichtung vorgenommen werden, da die Energiedichte exponentiell mit dem Abstand zur Schauerachse abfällt. T 0.6 0.4 0.2 Z>0 Z<0 0 -0.2 -0.4 -0.6 27 -0.8 -1 3.5 4.5 5.5 6.5 7.5 8.5 T0 Figure 11.7: Mean of difference between measured and true position (in ) versus the parameter B, shown for ea 3.3. Ereignis-Rekonstruktion 3.3.3 Kapitel 3. Simulation und Rekonstruktion Jets Jets sind für die Selektion interessanter Ereignisse, wie in der Higgssuche oder der Untersuchung hadronischen Top-Paar-Zerfälle, von enormer Bedeutung. Jets sind Bündel von Teilchen, die aus der Hadronisation von Quarks oder Gluonen entstehen. Dabei wird Energie vorwiegend im hadronischen Kalorimeter näherungsweise innerhalb eines Kegels mit kleinem Öffnungswinkel deponiert. Eine gute Rekonstruktion und Energiekalibration der Jets ist sehr wichtig zur Abtrennung von Untergrund-Ereignissen und zur Messung von Eigenschaften des Signals, wie z. B. der Top-Quark-Masse. Für Untersuchungen der Jets auf Generatorniveau kann auf so genannte Generator-Jets zurückgegriffen werden. Diese unterscheiden sich von den rekonstruierten Jets dadurch, dass ein JetAlgorithmus auf die Partonen angewendet wird, während die eigentliche Jet-Rekonstruktion auf Energie-Clustern aus den Kalorimetern beruht. Für die Rekonstruktion von Jets stehen verschiedene Algorithmen zur Verfügung, wie der Iterative-Cone-Algorithmus oder der Midpoint-Cone-Algorithmus [35]. Der Iterative-Cone-Algorithmus sucht aus einer Liste das Objekt mit der größten transversalen Energie ET oberhalb einer gewissen Schwelle und legt einen Kegel mit einstellbarem Radius R in η-φ um den Richtungs-Vektor dieses Objekts. Alle Objekte innerhalb dieses Kegels bilden einen Proto-Jet, dessen Energie und Richtung sich aus den Einzelenergien und den mit der Energie gewichteten Einzelrichtungen der Konstituenten ergibt: X ET = ET,i i 1 X η = ET,i · ηi ET i 1 X φ = ET,i · φi ET i Um diese Richtung wird erneut ein Kegel mit demselben Radius gelegt und daraus ein neuer Proto-Jet gebildet. Dieses Verfahren wird solange wiederholt, bis sich der Proto-Jet nicht mehr signifikantpändert, d. h. die Änderungen in der Energie betragen weniger als 1%, die Änderungen in ∆η 2 + ∆φ2 weniger als 0.01. Die Konstituenten dieses Jets werden aus der Liste der Objekte entfernt, und der Algorithmus beginnt von vorne. Der Algorithmus wird solange fortgesetzt, bis keine Objekte mit einem ET größer als die gewählte Schwelle mehr vorhanden sind. Die Jets werden nach ihrer transversalen Energie sortiert und Jets mit einer transversalen Energie unter 10 GeV verworfen. Der Iterative-Cone-Algorithmus nutzt somit drei Parameter: • Startpunkt-Energie-Schwelle ET,seed , • Kegelradius R, • ET -Cut auf die rekonstruierten Objekte. Der Midpoint-Cone-Algorithmus nutzt auch ein iteratives Verfahren, bei dem zunächst ProtoJets aus einem Kegel um Objekte mit einem ET oberhalb einer festgesetzten Schwelle gebildet werden. Im Gegensatz zum Iterative-Cone-Algorithmus werden allerdings keine Objekte aus der Liste entfernt, was zu überlappenden Jets führen kann. Für Proto-Jets, deren Abstand kleiner ist als der Durchmesser des Kegels, wird ein midpoint als Richtung der kombinierten Impulse berechnet. Diese midpoints dienen als weiterer Startpunkt zum Bilden neuer ProtoJets. Wenn alle Proto-Jets gefunden sind, beginnt die Zuteilungsprozedur bei dem Proto-Jet mit größtem ET . Hat der Proto-Jet keine Konstituenten mit anderen Proto-Jets gemeinsam, wird er als Jet deklariert und aus der Liste der Proto-Jets gestrichen. Andernfalls wird die 28 Kapitel 3. Simulation und Rekonstruktion 3.3. Ereignis-Rekonstruktion transversale Energie, die mit dem Nachbar mit dem größten ET geteilt wird, mit dem gesamten ET dieses Nachbarn verglichen. Wenn dieser Anteil größer ist als ein Parameter f (typischerweise 50%), werden die beiden Proto-Jets zusammengefasst. Ist der Anteil kleiner, werden die einzelnen Objekte dem Jet zugeordnet, der in η und φ am nächsten liegt. Dieses Verfahren wird solange beim nächsthöchsten ET beginnend wiederholt, bis kein Proto-Jet übrig ist. Dieser Jet-Algorithmus beinhaltet also folgende Parameter: • • • • Startwert-Energie-Schwelle ET,seed , Kegelradius R, Anteil f der geteilten Energie, maximale Anzahl an Proto-Jets, die zu einem midpoint beitragen. Die rekonstruierte Energie eines Jets in Übereinstimmung mit der Energie des Jet-erzeugenden Partons zu bringen, birgt zwei Arten von Problemen: Zum einen beeinflussen Fragmentation, Abstrahlungen und Teilchen aus Pile-up die Rekonstruktion des Jets. Auch Energiedefizite durch nicht detektierbare Teilchen erschweren die Rekonstruktion. Zum anderen können Fehler entstehen durch Eigenschaften des Detektors wie elektronisches Rauschen, unterschiedliche Reaktion von elektromagnetischem und hadronischem Kalorimeter, totes Material oder das Magnetfeld, welches Teilchen aus dem Jet-Kegel ablenkt. Erstere sind abhängig von den untersuchten Ereignissen, für zweitere hingegen lassen sich allgemeine Korrekturfaktoren bestimmen. Für diese Energie-Kalibration gibt es wiederum verschiedene Möglichkeiten. Eine davon ist eine Kalibration mit Hilfe von γ+Jet-Ereignissen. Unter Vernachlässigung von Effekten höherer Ordnung erhält das aus einem Compton-Prozess (qg → q + γ) oder Quark-AntiquarkAnnihilation (q q̄ → g + γ) entstehende Photon einen Transversalimpuls, der den gleichen Betrag wie der entstehende Jet hat. Aufgrund der guten Auflösung des elektromagnetischen Kalorimeters, wird der Photonimpuls präzise gemessen und dient als Basis für die Jet-Kalibration. Aus dem Verhältnis des gemessenen Jet-Impulses zum gemessenen Photonimpuls lässt sich true für den Jet-Impuls abschätzen zu eine Kalibrationskonstante kjet δkjet (%) true kjet = pjet T,meas pparton T . (3.1) 15 10 5 0 -5 0.5 cone jet -10 -15 0.7 cone jet KT jet ET scheme -20 a) 50 100 150 QCD jets quark jets b) 200 ETparton (GeV) 50 100 150 c) 200 ETparton (GeV) 50 100 150 200 ETparton (GeV) Abbildung 3.6: Korrekturfaktoren zur Kalibration von verschiedenen Jets: Durchgezogene Linien entsprechen Quark-Jets, unterbrochene QCD-Jets. Die Faktoren gelten für den IterativeCone-Algorithmus mit einem Radius von R = 0.5 (Kreise) und R = 0.7 (Dreiecke) [36]. 29 3.3. Ereignis-Rekonstruktion Kapitel 3. Simulation und Rekonstruktion Das Inverse dieser Konstante gibt den Korrekturfaktor kjet , der den gemessenen Impuls des Jets pjet T,meas (oder seine Energie) in den Impuls (die Energie) des Partons umwandelt. Die relative Genauigkeit dieses Korrekturfaktors ist in Abb. 3.6 zu sehen. Aufgrund von Abstrahlungen im Anfangszustand kann die eingegangene Annahme verletzt sein, was kompliziertere Korrekturen nötig macht. Genaue Informationen sind Kapitel 11.6.3 in [33] zu entnehmen. 3.3.4 B-Tag Eine für viele Analysen wichtige Art von Jet ist der B-Jet, der bei dem Zerfall eines B-Hadrons entsteht und von den Jets leichter Quarks unterschieden werden kann. Die Identifikation solcher Jets, das sogennante B-Tagging, wird im Folgenden beschrieben. Da B-Hadronen eine relativ lange Lebensdauer haben, zerfallen sie nicht unmittelbar am Vertex, sondern erst nach einer messbaren Flugstrecke. Dadurch entsteht ein Sekundärvertex im Abstand d zum primären Vertex, der typisch für B-Jets ist. Weiterhin enthalten Jets aus BHadronen eine große Anzahl an geladenen Teilchen, und in einigen Fällen auch ein Elektron oder Myon aus semileptonischen Zerfällen des B-Hadrons. Somit ist eine sehr gute Vertexund Spurrekonstruktion in der Nähe des Wechselwirkungspunktes eine Voraussetzung für fast alle B-Tag-Algorithmen. Zudem sind die Algorithmen auf eine gute Rekonstruktion von Jets angewiesen. Der Algorithmus, der für diese Arbeit benutzt wurde und hier näher erläutert werden soll, ist der in ORCA implementierte Combined B-Tag. Dieser basiert auf der Rekonstruktion von Sekundärvertizes [33]. Weiterhin werden verschiedene topologische und kinematische Vertex-Variablen mit der so genannten impact parameter significance kombiniert. Diese Größe entsteht durch Gewichtung des Abstandes d mit seiner räumlichen Abweichung δ(d). Die Kombination der verschiedenen Variablen ergibt einen Diskriminatorwert [37]. Die Größen, die in diesen Diskriminator eingehen, sind: • die invariante Masse geladener Teilchen aus dem Sekundärvertex, • die Multiplizität geladener Teichen am Sekundärvertex, • das Verhältnis zwischen dem transversalen Abstand dt von Primärund Sekundärvertex und seinem Fehler, • der Energieanteil der geladenen Teilchen aus dem Sekundärvertex an der Energie aller geladenen Teilchen des Jets, • die Rapidität der geladenen Teilchen aus dem Sekundärvertex in Bezug auf die Jet-Richtung, • die impact parameter significance der Spuren und • die impact parameter significance der ersten Spur, die die invariante Masse über die des c-Quarks hebt. Die Verteilung des Diskriminatorwertes ist im linken Teil von Abb. 3.7 dargestellt, in den beiden rechten Kurven sind verschiedene Effizienzen zu sehen. Die Effizienz q , mit der ein Quark q als b-Quark identifiziert bzw. missidentifiziert wird, ist definiert als q = 30 Anzahl der als b (fehl)identifizierten Jets mit Flavour q Anzahl der Jets mit Flavour q Kapitel 3. Simulation und Rekonstruktion 3.3. Ereignis-Rekonstruktion 13.4. THE ALGORITHMS 193 discrDUSG Discriminator Entries Mean RMS 3491 Efficiency vs. Cut Misid. vs. Efficiency 1 -0.6569 0.3847 10-1 10-1 10-1 10-2 10-2 -2 10 -3 10 10-3 10-3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 -2 -1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1 Figure 13.1: 3.7: Left: Links: the spectrum of thedes discriminator for b (red), c (magenta) andcudsg (blue) jets; middle: the Abbildung Spektrum Diskriminatorwertes für b (rot), (magenta) und Gluonen tagging efficiencies for b (red), c (magenta), gluon and uds (blue/green) jets versus a cut on the discriminator; und uds (blau). Mitte: Tag-Effizienz für b (rot), c (magenta) Gluonen (blau) und uds (grün) right: misidentification efficiency versus b-efficiency for c (magenta), gluon and uds (blue/green) jets. All plots gegen[24]) denare Schnitt den Diskriminator. Rechts: gegen B-Tag-Effizienz für (from for jetsauf in the barrel region of the detector ( Missidentifikation ). c (rot), Gluonen (blau) und uds (grün). Alle Plots sind für Jets im Barrelbereich [37]. vector<double> getFlightDistance3D() (flight distance in 3D) vector<double> getFlightDistanceSignificance3D() (flight distance significance in 3D) For track impact parameter related variables one can get STL vectors of track impact parameter significances for different sets of tracks. They are sorted in decreasing order of the impact parameter significance: bool getIp2DVariablesDefined () (variables defined?) vector<double> getSortedIP2DAll () (all accepted tracks in the jet) vector<double> getSortedIP2DAtRecoSV () (tracks at secondary vertex) vector<double> getSortedIP2DNotAtRecoSV() (tracks not at secondary vertex) vector<double> getSortedIP2DAboveCharm () (tracks above charm related mass) These are for the 2-dimensional impact parameter significances defined in the plane. This information can also be retrieved for the same quantities in three dimensions: bool getIp3DVariablesDefined () vector<double> getSortedIP3DAll () vector<double> getSortedIP3DAtRecoSV () vector<double> getSortedIP3DNotAtRecoSV() vector<double> getSortedIP3DAboveCharm () The computation of the combined tagging variable (the discriminator which is returned by the discriminator() method) is based on the BTagMultiVariate object only. This means, that there is no need to rerun the reconstruction algorithm if one wants to get the combined b-tagging output, e.g. when using a tuned, channel specific file for the parametrization of the probability density functions for the variables entering in the computation (currently done using a Likelihood ratio method). It’s sufficient to instantiate an object of a class inheriting from the base 31 class CombinedTaggingVariableBuilder (several concrete implementations are currently provided) and to call the method combinedTaggingVariable() to get the recomputed discriminator. Here is an Example 3.3. Ereignis-Rekonstruktion 32 Kapitel 3. Simulation und Rekonstruktion Kapitel 4 Selektion hadronischer tt̄-Ereignisse In diesem Kapitel wird beschrieben, wie mit Hilfe einer schnittbasierten Selektion die rein hadronischen Top-Paar-Zerfälle von Ereignissen mit ähnlicher Signatur abgetrennt werden können. Wie in Abschnitt 2.3.2 gezeigt, besteht die Signatur hadronischer Top-Zerfälle aus sechs Quark-Jets und dem Fehlen hochenergetischer isolierter Leptonen. Untergrund-Ereignisse, die fälschlicherweise als das gesuchte Signal interpretiert werden können, sind Zerfälle von einem oder zwei W- bzw. Z-Bosonen sowie andere Multijet(QCD)-Ereignisse. Zur Entwicklung der Selektion wurden die in Tabelle 4.1 aufgeführten offiziellen CMS-Monte-Carlo-Datensätze mit den entsprechenden Wirkungsquerschnitten σ nach [38] verwendet. Für die unterschiedlichen tt̄-Zerfallskanäle erfolgt die Angabe in der Form Verzweigungsverhältnis × Gesamtwirkungsquerschnitt. Datensatz Signal: hadronische tt̄-Ereignisse Untergrund: nicht-had. tt̄-Ereignisse Untergrund: Bosonische Ereignisse Untergrund: Dibosonische Ereignisse jm3b TTbar inclusive jm03b jm03b jm03b jm03b jm03b jm03b jm03b jm03b jm03b jm03b jm03b jm03b jm03b jm03b jm03b jm03b jm03b Wjets 000 020 Wjets 020 050 Wjets 050 085 Wjets 085 150 Wjets 150 250 Wjets 250 400 Wjets 400 700 Zjets 000 020 Zjets 020 050 Zjets 050 085 Zjets 085 150 Zjets 150 250 Zjets 250 400 Zjets 400 700 WWjets inclusive ZWjets inclusive ZZjets inclusive σ [nb] Bezeichnung 0.45 · 0.83 tt̄ → had. 0.55 · 0.83 tt̄ → non-had. 313.7 31.9 6.93 2.20 0.37 0.054 0.008 boson 96.7 10.4 2.46 0.841 0.152 0.037 0.007 0.070 diboson 0.027 0.015 Tabelle 4.1: Die zur Bestimmung der Selektionsschnitte verwendeten Datensätze (offizielle Bezeichnung) und ihr Wirkungsquerschnitt nach [38]. Der größte Untergrund, die QCDEreignisse, wird nicht betrachtet, da dieser Datensatz noch nicht reprozessiert war. 33 4.1. Selektionsgrößen Kapitel 4. Selektion hadronischer tt̄-Ereignisse Aus dieser Tabelle wie auch aus Abb. 2.3 ist zu entnehmen, dass die Produktion von Bosonen einen Wirkungsquerschnitt hat, der zwei Größenordnungen über dem für Top-Produktion liegt. Die in den folgenden Abschnitten gezeigten Verteilungen sind meist auf diese Wirkungsquerschnitte normiert. Passend zur rechten Skala in Abb. 2.3 ist eine Umrechnung in eine Ereigniszahl durch Multiplikation mit der Luminosität möglich. Den wichtigsten Untergrund bilden die QCD-Ereignisse, da ihr Wirkungsquerschnitt einige Größenordnungen mehr beträgt als die gesuchten Signalereignisse. Für diese Ereignisse stand jedoch kein mit einer passenden ORCA-Version (8.7.4) reprozessierter Datensatz zur Verfügung. In den nächsten Abschnitten werden die Schnittgrößen einzeln erläutert, die Schnittwerte begründet und ihre Effizienz untersucht. 4.1 4.1.1 Selektionsgrößen Jet-Definition Die allgemeine Definition und Rekonstruktion von Jets wurde bereits in Abschnitt 3.3.3 beschrieben. Die Rekonstruktion beinhaltet nur sehr geringe Qualitätsansprüche. Deshalb können nicht alle Jets gleich gut zu einer Ereignisrekonstruktion und einer Massenmessung herangezogen werden. Wie bei der Detektorbeschreibung (Kapitel 1.2.2) bereits genannt, ist eine präzise Energiemessung von Jets nur bis |η| = 2.5 möglich. Weiterhin wird die Energiekalibration der Jets mit steigendem Transversalimpuls besser, wie in Abb. 3.6 zu sehen war. Aus diesen Gründen werden nur Jets in die weitere Analyse einbezogen, die im Bereich |η| ≤ 2.5 liegen und deren Transversalimpuls größer als 30 GeV ist. pb M tt̄ → had. M tt̄ → non-had. M boson M diboson Mean RMS Integral 4.619 1.34 373.5 Mean RMS Integral 3.565 1.306 456.5 1 Mean 0.4545 -1 RMS 0.6899 5 10 104 103 2 10 10 10 Integral 4.658e+05 10-2 -3 10 Mean RMS Integral 10-4 0 2 4 6 8 10 12 2.172 1.341 97.24 14 #Jets Abbildung 4.1: Anzahl der Qualitätsjets. Wie in Abb. 4.1 zu sehen, enthalten die tt̄-Ereignisse deutlich mehr Qualitätsjets als die bosonischen und dibosonischen Untergründe. Ein Schnitt auf die Jet-Anzahl reduziert somit 34 Kapitel 4. Selektion hadronischer tt̄-Ereignisse 4.1. Selektionsgrößen in erster Linie letztere. Um die nicht-hadronischen Top-Zerfälle abzutrennen, sind weitere Schnitte notwendig. 4.1.2 B-Tag Eine spezielle Art von Jets sind die B-Jets, die aus der Hadronisation von b-Quarks entstehen. Da Top-Quarks zu fast 100% in ein W-Boson und ein b-Quark zerfallen, liefert ein Top-Paar zwei solcher B-Jets (Kapitel 2.3.2). Die Identifikation von B-Jets geschieht mittels des in Kapitel 3.3.4 beschriebenen Combined B-Tags, welcher einen Diskriminatorwert liefert. Je größer dieser Diskriminatorwert ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um einen B-Jet handelt. tt̄ → had. pb M M tt̄ → non-had. M boson 5 10 104 3 10 2 10 M Mean RMS Integral 2.597 2.516 373.5 Mean RMS Integral 2.522 2.55 456.5 10 1 10-1 diboson Mean -0.08009 RMS 0.3441 Integral 4.658e+05 10-2 -3 Mean -4 RMS Integral 10 10 -2 0 2 4 6 8 10 12 -0.0396 0.9138 97.24 14 Diskriminatorwert Abbildung 4.2: Verteilung des höchsten Diskriminatorwertes. Abb. 4.2 zeigt deutlich, dass in den Top-Zerfällen der größte Diskriminatorwert in einem Ereignis bei höheren Werten liegt als es in den Untergrund-Ereignissen der Fall ist. Um bosonische und dibosonische Untergründe abzutrennen, werden nur solche Ereignisse selektiert, die einen Jet mit hohem Diskriminatorwert enthalten. Aufgrund der Effizienz von etwa 60% für die Identifikation eines B-Jets bei einem Schnitt auf den Diskriminatorwert von 1.0 (Abb. 3.7 Mitte), eliminiert die Forderung nach zwei als B-Jets identifizierten Jets zu viele der Signalereignisse und wird somit nicht verwendet. Da die nicht-hadronischen Top-Zerfälle ebenso wie das gesuchte Signal zwei B-Jets enthalten, dient auch dieser Schnitt hauptsächlich der Abtrennung bosonischer Untergründe. 4.1.3 Definition isolierter Myonen Ein weiteres Merkmal des untersuchten Signals ist die Abwesenheit von hochenergetischen Myonen. Diese werden mit der in Kapitel 3.3.1 beschriebenen Methode identifiziert. Da Myonen aber auch innerhalb von Jets, vor allem in B-Jets, auftreten können, wäre ein Schnitt allein auf die Energie der Myonen nicht sinnvoll. Um sicher zu gehen, dass nicht Myonen aus 35 4.1. Selektionsgrößen Kapitel 4. Selektion hadronischer tt̄-Ereignisse Jets ein Ereignis verwerfen, wird die Energie isolierter Myonen untersucht und als Schnittgröße ausgewählt. Ein Myon gilt p dabei als isoliert, wenn sein Abstand zur Jetachse in der lorentzinvarianten Variablen R = (∆η)2 + (∆φ)2 größer als 0.25 ist. tt̄ → had. M tt̄ → had. boson M M Untergrund pb / 2.0 GeV E [GeV] M 100 80 60 tt̄ → non-had. diboson M M 5 10 2.512 7.036 373.1 Mean RMS Integral 15.71 25.88 406.3 104 103 102 10 40 1 Mean 8.884 RMS 19.62 Integral 4.451e+05 -1 10 20 10-2 Mean RMS Integral -3 0 0.0 Mean RMS Integral 10 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 3.5 4.0 R(Myon,Jet) (a) 0 20 40 60 80 6.981 18.05 92.43 100 E [GeV] (b) Abbildung 4.3: (a) Darstellung der Isolation von Myonen gegen ihre Energie (in rot: alle Untergründe); (b) Energie-Verteilung des höchstenergetischen isolierten Myons. Wie Abb. 4.3(a) zu entnehmen ist, liegen bei hadronischen Top-Zerfällen hochenergetische Myonen meist nah an einer Jetachse, das Myon ist also zu diesem Jet zu zählen. Isolierte Myonen haben bei den untersuchten Signalereignissen meist nur eine recht geringe Energie. Zur besseren Übersicht wurden die Untergründe zusammengefasst und komplett in Rot dargestellt. Die Fläche ist proportional zum Logarithmus der Anzahl der Einträge innerhalb eines Bereichs. In Abb. 4.3(b) ist die Verteilung der höchsten Energie isolierter Myonen für Signal und Untergrund dargestellt. Myonen, die das Isolationskriterium nicht erfüllen, sind nicht in die Bestimmung der größten Energie einbezogen. Der enorm starke Abfall in der Myon-Anzahl bei etwa 5 GeV ist bedingt durch die Rekonstruktion der Myonen, die nur bis zu einem unteren Schwellenwert erfolgt (Abschnitt 3.3.1). Um vor allem Untergrund aus nicht-hadronischen Top-Zerfällen zu unterdrücken, werden solche Ereignisse verworfen, bei denen ein hochenergetisches isoliertes Myon rekonstruiert wird. 4.1.4 Definition isolierter Elektronen Ähnliches wie für die Myonen gilt auch für Elektronen. Sie bilden kein Zerfallsprodukt hadronisch-zerfallender tt̄-Paare, können aber innerhalb von Jets aus Sekundärzerfällen durchaus entstehen. Somit kann auch hier nur auf die Energie isolierter Elektronen geschnitten werden. Ebenso wie Myonen werden auch Elektronen nur oberhalb einer 4 GeV-Schwelle rekonstruiert, wodurch sich der starke Abfall in der Energieverteilung bei niedrigen Werten erklärt. Die Identifikation und Rekonstruktion nach Kapitel 3.3.2 liefert Elektronkandidaten, die mit Hilfe einer Wahrscheinlichkeits-Dichte-Funktion (sog. Likelihood ) untersucht werden. Genaueres zur Methode einer solchen Likelihood-Funktion folgt bei der Beschreibung der Ereignisrekonstruktion im nächsten Kapitel, wo diese Technik auch eingesetzt wird. Die benutzte Funktion, beschrieben in [39], gibt für einen Elektron-Kandidaten die Wahrscheinlichkeit an, mit der es sich um ein Elektron handelt. In die Bestimmung dieser Wahrscheinlichkeit, deren 36 Kapitel 4. Selektion hadronischer tt̄-Ereignisse 4.1. Selektionsgrößen Verteilung in Abb. 4.5(f) aufgetragen ist, gehen die in Abb. 4.5(a)-(e) dargestellten Variablen ein. Die so identifizierten Elektronen sind in den meisten Fällen isoliert. Daher erfolgt keine weitere Untersuchung auf Isolation. tt̄ → had. M 100 80 60 tt̄ → had. boson M M Untergrund pb / 2.0 GeV E [GeV] M M M tt̄ → non-had. diboson 5 10 104 3 10 3.327 8.996 372.6 Mean RMS Integral 15.1 24.81 420.8 102 10 40 0 20 40 60 Wahrscheinlichkeit (a) 7.574 RMS 17.73 Mean RMS Integral 10-1 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1.0 Mean Integral 4.536e+05 1 20 0 0.0 Mean RMS Integral 80 6.868 17.4 93.87 100 E [GeV] (b) Abbildung 4.4: Verteilung der Wahrscheinlichkeits-Dichte gegen die höchste Elektron-Energie (a) und Verteilung der größten Energie von Elektronen mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 0.5 (b). Die Verteilung der Wahrscheinlichkeits-Dichte ist in Abb. 4.4(a) gegen die Energie des Elektrons aufgetragen. In die Selektion gehen nur Elektronen ein, die mit mindestens 50% Wahrscheinlichkeit als Elektron identifiziert werden. Es ist zu erkennen, dass diese für das untersuchte Signal weniger Energie tragen als es bei Untergrundereignissen der Fall ist. Ein Verwerfen der Ereignisse, die ein hochenergetisches isoliertes Elektron enthalten, verringert vorwiegend den Untergrund aus semi- und dileptonischen Top-Zerfällen. 37 Kapitel 4. Selektion hadronischer tt̄-Ereignisse norm / 0.001 norm / 0.05 4.1. Selektionsgrößen 0.25 0.20 0.30 0.25 0.20 0.15 0.15 0.10 0.10 0.05 0.00 0.0 0.05 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 3.5 4.0 4.5 0.00 0.000 0.005 0.010 0.015 0.020 0.025 0.030 0.035 0.040 0.045 0.050 5.0 |η -η ESC/pTrack SC | (b) norm / 0.01 norm / 0.01 (a) Track 0.25 0.20 1 10-1 10-2 0.15 10-3 0.10 10-4 0.05 10-5 0.00 0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1.0 0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 E3x3/E5x5 0.6 0.7 0.8 0.9 1.0 EHcal/E (d) norm / 0.01 (c) norm / 0.001 0.5 0.20 0.18 0.16 0.14 0.25 0.20 0.15 0.12 0.10 0.10 0.08 0.06 0.05 0.04 0.02 0.00 0.000 0.005 0.010 0.015 0.020 0.025 0.030 0.035 0.040 0.045 0.050 0.00 0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1.0 Eηη (e) Wahrscheinlichkeit (f) Abbildung 4.5: Größen, die in die Elektron-Identifikations-Likelihood (f) eingehen für echte Elektronen (schwarz) und falsche Elektronkandidaten (rot): (a) Verhältnis der Energie eines Superclusters zum Impuls der Spur; (b) Differenz zwischen dem η des Superclusters und dem der Spur; (c) Verhältnis der Energie eines 3×3-Clusters zu der eines 5×5-Clusters; (d) Energie im hadronischen Kalorimeter im Verhältnis zur Gesamtenergie; (e) 2. Moment der η-Projektion des transversalen Schauerprofils; (f) Verteilung der durch die Likelihood-Funktion berechneten Wahrscheinlichkeit. 38 Kapitel 4. Selektion hadronischer tt̄-Ereignisse 4.2 4.2. Selektionsschnitte Selektionsschnitte Die im vorherigen Abschnitt dargestellten Verteilungen der Selektionsgrößen beinhalten alle generierten Ereignisse. Für eine Analyse stehen später allerdings nur Daten zur Verfügung, die abgespeichert wurden. Das bedeutet, dass die Ereignisse mindestens den L1-Trigger (Kap. 1.2.5) passieren müssen. Dabei verschlechtert sich das Verhältnis von Signal zu Untergrund, wie in Tab. 4.2 quantifiziert, da hadronische Ereignisse seltener getriggert werden als z. B. solche, die ein hochenergetisches Lepton enthalten. Dies erschwert zusätzlich zu den höheren Wirkungsquerschnitten der Untergründe die Selektion. Die folgenden Untersuchungen berücksichtigen nur Ereignisse, die den simulierten L1-Trigger passiert haben. Der Einfluss des HLT-Triggers konnte aus technischen Gründen mit den vorhandenen Datensätzen nicht untersucht werden [40]. pb tt̄ → non-had. M 5 10 4 10 Mean RMS Integral 4.83 1.295 213.4 Mean RMS Integral 3.635 1.293 385 Mean 0.7477 RMS 0.7931 pb tt̄ → had. M M boson M 105 4 10 3 Mean RMS Integral 2.719 2.492 213.4 Mean RMS Integral 2.583 2.549 385 Mean -0.1892 RMS 0.3607 3 10 2 10 10 1 -1 10 10 102 10 1 10-1 Integral 1.443e+05 -2 10 Integral 1.443e+05 10-2 -3 10 Mean RMS Integral -4 10 0 2 4 6 8 10 12 -3 2.413 1.339 41.5 14 10 Mean 0.0004829 10-4 -2 RMS 0.9418 Integral 0 2 4 #Jets Mean RMS Integral 3.367 8.622 213.1 Mean RMS Integral 18.25 27.24 337.9 3 10 102 10 1 -1 10 Mean 23.5 RMS 28.09 Integral 1.324e+05 10-2 Mean RMS Integral -3 10 40 60 80 100 14.64 25.42 37.5 pb / 2.0 GeV 104 20 8 12 41.5 14 5 10 104 3 10 102 10 10-1 10-20 Mean RMS Integral 3.796 10.18 212.6 Mean RMS Integral 16.97 26.17 349.8 Mean 17.24 RMS 26.27 Integral 1.335e+05 1 Mean RMS Integral 20 40 60 E [GeV] (c) 10 (b) 105 0 6 Diskriminatorwert (a) pb / 2.0 GeV diboson 80 13.21 24.3 38.29 100 E [GeV] (d) Abbildung 4.6: Verteilungen der Schnittgrößen nach L1-Trigger: Anzahl der Qualitätsjets (a), höchster B-Diskriminator-Wert (b), größte Energie isolierter Myonen (c) und Elektronen(d). Die Verteilungen der vier in den vorherigen Abschnitten beschriebenen Schnittgrößen nach Anwendung des L1-Trigger sind in Abb. 4.6 noch einmal zusammengefasst. Deutlich zu erkennen ist der relative Anstieg nicht-hadronischer tt̄-Ereignisse. Da der Effekt eines Schnittes nicht unabhängig von anderen, bereits durchgeführten Schnitten ist, sind in Abb. 4.7 noch einmal alle Schnitte als so genannte (N−1)-Plots zu sehen. Das bedeutet, die einzelnen Verteilungen enthalten die zu untersuchende Schnittgröße nach An39 4.2. Selektionsschnitte Kapitel 4. Selektion hadronischer tt̄-Ereignisse 102 Mean RMS Integral 4.979 1.247 132.6 Mean RMS Integral 3.961 1.217 77.95 10 1 pb pb wendung aller anderen Schnitte. So ist eine bessere Beurteilung der Effizienz eines Schnittes möglich. 1 10-1 Mean 1.979 RMS 0.9039 Integral 194.3 10-2 Mean RMS Integral 10-3 0 Mean RMS Integral 3.108 2.49 10.03 2 4 6 8 10 12 Mean RMS Integral -3 10 3.402 1.188 2.367 14 -2 0 2 4 10-1 10-2 Mean RMS Integral 2.101 5.597 42.51 Mean RMS Integral 13.1 24 9.731 Mean 3.714 pb / 2.0 GeV 1 RMS 11.44 Integral 0.09526 -3 10 Mean 10-4 1.136 RMS 1.348 Integral 0.09614 60 1.26 6 8 10 12 14 (b) 10 40 0.9847 Diskriminatorwert (a) 20 0.06676 Mean 0.4698 RMS 1.106 Integral 0.459 10-4 #Jets pb / 2.0 GeV 3.109 2.47 55.06 10-2 10-1 0 Mean RMS Integral 80 100 10 1 10-1 Mean RMS Integral 4.192 10.65 44.57 Mean RMS Integral 27.26 29.88 14.62 Mean 33.84 RMS 31.67 Integral 0.2306 10-2 -3 10 Mean 3.037 RMS 8.366 Integral 0.1006 10-4 0 20 40 60 E [GeV] (c) 80 100 E [GeV] (d) Abbildung 4.7: Verteilungen der Schnittgrößen nach L1-Trigger als (N−1)-Plots: Anzahl der Qualitätsjets (a), höchster B-Diskriminator-Wert (b), größte Energie isolierter Myonen (c) und Elektronen (d). Es ist deutlich zu sehen, dass der Schnitt auf die Jetanzahl sowie auf den B-Tag-Diskriminator bereits große Teile des bosonischen und dibosonischen Untergrundes abtrennt, aber noch relativ viele nicht-hadronische tt̄-Zerfälle diesen Schnitt passieren. Die beiden Schnitte auf die Leptonen hingegen verbessern die Abtrennung der bosonischen Untergründe nur noch wenig, trennen aber sehr gut semi- und dileptonische tt̄-Ereignisse ab. Die Schnittwerte sind in den Verteilungen durch einen senkrechten Strich markiert und die verworfenen Bereiche sind grau unterlegt. Die Selektion beinhaltet somit folgende Schnitte: ≥ 6 Jets mit mindestens 30 GeV und innerhalb von |η| ≤ 2.5 höchster B-Tag-Diskriminator ≥ 1.0 kein isoliertes Myon mit mehr als 20 GeV kein isoliertes Elektron mit mehr als 20 GeV Die Effizienzen, die sich daraus ergeben, sind in Tabelle 4.2 aufgeführt. Die Selektion unterdrückt den bosonischen und den dibosonischen Untergrund nahezu vollständig, so dass sie 40 Kapitel 4. Selektion hadronischer tt̄-Ereignisse 4.2. Selektionsschnitte Datensatz σ [pb] tt̄ → had. 373.5 213.4 41.72 11.2 tt̄ → non-had. 456.5 385.0 7.62 1.7 3 3 0.09 0.0 41.5 0.09 0.1 boson diboson 465.8 ·10 97.24 σL1 [pb] σSel [pb] Effizienz [%] 144.3 ·10 Tabelle 4.2: Wirkungsquerschnitte: σ rein physikalisch, σL1 nach dem L1-Trigger, σSel nach der Selektion. In der letzten Spalte ist die Effizienz der Selektion angeben. im Folgenden vernachlässigt werden können. Der andere verbleibende Untergrund, die nichthadronischen tt̄-Ereignisse, hat dasselbe Skalierungsverhalten wie die hadronischen Signalereignisse, wodurch theoretische Unsicherheiten im tt̄-Wirkungsquerschnitt keine Veränderung der Effizienz bewirken. Es ist zu bedenken, dass der größte Untergrund, die QCD-Ereignisse, aus genanntem Grunde im Rahmen dieser Arbeit nicht berücksichtigt werden konnte. 41 4.2. Selektionsschnitte 42 Kapitel 4. Selektion hadronischer tt̄-Ereignisse Kapitel 5 Bestimmung der Top-Masse Nach der in Kapitel 4 beschriebenen Selektion verbleiben fast nur noch Top-Paar-Zerfälle. Der einzige Untergrund besteht damit aus nicht-hadronischen Zerfällen, die von der Selektion allerdings auch schon zu großen Teilen eliminiert wurden. In diesem Kapitel wird beschrieben, wie aus den einzelnen Jets der selektierten Ereignisse ein Top-Quark rekonstruiert und seine Masse bestimmt werden kann. 5.1 Jet-Parton-Matching Um die Qualität eines rekonstruierten Top-Paares oder eines einzelnen Top-Quarks beurteilen zu können, soll zunächst untersucht werden, wie gut es möglich ist, die selektierten Ereignisse zu rekonstruieren. Dazu wird auf Generatorniveau die Abweichung der Jets von den sechs beim Top-Zerfall entstehenden Partonen (zwei b-Quarks, vier Quarks aus den hadronischen W-Zerfällen) untersucht, indem jeweils sechs Jets aus allen Qualitätsjets ausgewählt werden. Für jeden Jet wird der Abstand als Winkel im Raum zu einem der sechs Partonen ausgerechnet und alle Winkel addiert. Dies geschieht für alle möglichen Sechser-Gruppen und alle Permutationen innerhalb dieser Gruppen. Die Kombination, die die kleinste Winkelsumme ergibt, gilt als bestmögliche Rekonstruktion und wird später zur Klassifizierung der physikalischen Rekonstruktion verwendet. Abb. 5.1 zeigt die Verteilung der kleinsten Winkelsumme, die wie beschrieben das globale Minimum der Raumwinkelsumme der sechs Partonen und Jets ist. Anhand dieser Abweichungen der Jets zu den Partonen erfolgt eine Einteilung des so genannten Jet-Parton-Matchings (JPM) in drei Klassen: gut: Eine Rekonstruktion gilt als gut, wenn keiner der Jets mehr als 15 Grad Abstand zum zugehörigen Parton hat. Weiterhin muss die Richtung des rekonstruierten Top-Vektors ebenfalls bis auf maximal 15 Grad mit der Richtung des Generator-Top-Quarks übereinstimmen. halbgut: Bei halbgut rekonstruierten Ereignissen sind auf einer Seite des Top-Paares die Bedingungen für eine gute Rekonstruktion erfüllt, auf der anderen Seite gibt es mindestens eine zu große Richtungsabweichung, da sie sonst der ersten Klasse angehören würden. schlecht: Erfüllt keine der Seiten alle Kriterien für eine gute Rekonstruktion, so wird die Rekonstruktion als schlecht klassifiziert. Es ist zu beachten, dass sich diese Klassen auf die bestmögliche Rekonstruktion beziehen, da zur Bestimmung der Klasse Generatorinformationen benötigt werden. Die physikalische Rekonstruktion, die in Abschnitt 5.3 beschrieben ist, nutzt hingegen nur Detektorobservablen. Die Anteile der Klassen an allen Signalereignissen hängt dabei von der genauen Definition des Winkelabweichungsschnittes ab und ist in Tab. 5.1 zusammengestellt. 43 5.1. Jet-Parton-Matching pb / 2.0 Grad M Kapitel 5. Bestimmung der Top-Masse gutes JPM M halbgutes JPM M schlechtes JPM Mean 18.68 RMS Integral 7.559 0.8 Mean 86.35 47.69 0.6 RMS Integral Mean 138.3 RMS Integral 54.29 1.2 10.91 1.0 19.52 0.4 0.2 0.0 0 50 100 150 200 250 11.13 300 Winkelsumme [Grad] Abbildung 5.1: Winkelsumme für den Abstand zwischen allen sechs Partonen und den im Ganzen am besten übereinstimmenden Jets. Abweichung [Grad] gut [%] halbgut [%] schlecht [%] 10 16.1 43.6 40.3 12 20.1 45.5 34.4 14 23.5 46.4 30.1 15 26.3 46.9 26.8 16 26.6 46.5 26.9 18 29.1 46.6 24.3 20 31.3 46.5 22.2 Tabelle 5.1: Anteile der einzelnen Klassen für verschiedene Abweichungskriterien. Es ist recht deutlich zu erkennen, dass die Hinzunahme der gut rekonstruierten Seite der halbguten Ereignisse eine deutliche Verbesserung des brauchbaren Anteils gegenüber dem schlecht rekonstruierbaren und damit unbrauchbaren Anteil bedeutet. Die Summe der Winkelabweichungen nur für die besser rekonstruierte Seite ist in Abb. 5.2 dargestellt. Dabei bedeutet besser rekonstruiert, dass bei den halbguten Rekonstruktionen die gut rekonstruierte Seite gewählt wird, bei den anderen beiden Klassen wird jeweils die kleinere Winkelsumme eingetragen. Ist es möglich, die gut rekonstruierten Top-Quarks mit Hilfe physikalischer Eigenschaften von den schlecht rekonstruierten zu unterscheiden, so können alle halbgut rekonstruierten Ereignisse sinnvoll zu einer Massenbestimmung beitragen. Eine Untersuchung dieser Vorgehensweise folgt in Kapitel 5.3. Eine weitere Möglichkeit, die Übereinstimmung zwischen Partonen und gewählten Jets zu verbessern, besteht darin, die Forderung für Qualitätsjets abzuschwächen. Werden alle Jets mit 44 Kapitel 5. Bestimmung der Top-Masse pb / 1.0 Grad M gutes JPM M 5.2. Eigenschaften des tt̄-Systems halbgutes JPM M schlechtes JPM 3.0 Mean 6.523 RMS Integral 3.459 Mean 9.652 RMS Integral 5.346 Mean 44.07 RMS Integral 26.11 10.91 2.5 2.0 1.5 19.54 1.0 0.5 0.0 0 20 40 60 80 11.24 100 120 140 Winkelsumme [Grad] Abbildung 5.2: Winkelsumme für den Abstand zwischen den drei Partonen aus dem Zerfall einer Seite des Top-Paares und den im Ganzen (für alle sechs Partonen) am besten übereinstimmenden Jets. mindestens 20 GeV Transversalimpuls in den Vergleich mit den sechs Partonen einbezogen, so ändert sich die Verteilung der Winkelsumme, wie Abb. 5.3(d) veranschaulicht. Die Rekonstruktion nur einer Seite ändert sich hingegen nicht wesentlich (Abb. 5.3(f)). Ein Problem dieser Änderung ist die steigende Anzahl an Jets (Abb. 5.3(a) und (b)), die schnell die Zahl zu berechnender Permutationen von #Jets · 6! vergrößert. Weiterhin bedeutete eine Lockerung 6 der Qualitätsanforderungen eine deutlich schlechtere Unterdrückung des Untergrundes. Aus diesen Gründen wird in den folgenden Analysen der Schnitt auf Jets mit mehr als 30 GeV Transversalimpuls beibehalten. Eine Frage, die sich aus der Untersuchung der Übereinstimmung zwischen Partonen und Jets ergibt, ist die, wodurch schlecht rekonstruierte Ereignisse entstehen, obwohl die Selektion gerade die zur Rekonstruktion notwendigen Jets in ausreichender Anzahl und guter Qualität fordert. Mögliche Erklärungen liegen in dem erzeugten tt̄-System selber, dessen Eigenschaften im Folgenden genauer betrachtet werden. 5.2 Eigenschaften des tt̄-Systems Die in der Selektion vorgenommenen Schnitte berücksichtigen zwar die Ereigniskinematik, enthalten aber auch Forderungen, die nötig sind, um zunächst eine gute Rekonstruktion eines Jets zu gewährleisten. Dabei kann nicht garantiert werden, dass diese Bedingungen auch für die zu rekonstruierenden Partonen erfüllt sind. Aus diesem Grunde werden in diesem Abschnitt die Eigenschaften des tt̄-Systems sowie der entstehenden Partonen auf Generatorniveau untersucht. Das Top-Paar entsteht, wie in Kapitel 2.3.1 beschrieben, aus dem Zusammentreffen von Quarks 45 5.2. Eigenschaften des tt̄-Systems gutes JPM M halbgutes JPM Mean 6 6.414 pb pb M Kapitel 5. Bestimmung der Top-Masse RMS 0.6958 Integral 8.69 3.0 4 2.0 3 1.5 2 1.0 1 0.5 0 2 4 6 8 10 12 schlechtes JPM Mean RMS Integral 2.5 5 0 M 0.0 14 0 2 4 6 8 10 # Jets Mean 18.68 RMS Integral 7.559 10.91 0.8 Mean 86.35 47.69 0.6 RMS Integral pb / 2.0 Grad pb / 2.0 Grad 14 (b) Anzahl Jets mit pT ≥ 20 Gev 1.0 19.52 0.35 Mean 19.39 0.30 RMS Integral 7.688 2.817 0.25 0.20 Mean RMS Integral 0.15 0.4 66.7 39.69 4.03 0.10 0.2 0.0 0 8.689 # Jets (a) Anzahl Jets mit pT ≥ 30 Gev 1.2 12 7.49 1.321 50 100 150 200 250 Mean 138.3 RMS Integral 54.29 Mean 0.05 11.13 0.00 0 300 RMS Integral 50 100 200 250 1.818 300 (c) Winkelsumme für beide Seiten für 30 GeV-Jets (d) Winkelsumme für beide Seiten für 20 GeV-Jets pb / 1.0 Grad Winkelsumme [Grad] pb / 1.0 Grad Winkelsumme [Grad] 150 108 49.45 3.0 Mean 6.523 RMS Integral 3.459 10.91 2.5 2.0 1.5 Mean 9.652 RMS Integral 5.346 19.54 1.0 0.6 Mean 6.861 RMS Integral 2.817 Mean 10.07 RMS Integral 5.418 Mean 34.79 RMS Integral 1.825 3.57 0.5 0.4 0.3 4.03 0.2 0.5 0.0 0 0.7 20 40 60 80 100 120 140 Winkelsumme [Grad] Mean 44.07 RMS Integral 26.11 11.24 0.1 0.0 0 20 40 60 80 21.51 100 120 140 Winkelsumme [Grad] (e) Winkelsumme für die besser rekonstruierte Seite (f) Winkelsumme für die besser rekonstruierte Seite für 30 GeV-Jets für 20 GeV-Jets Abbildung 5.3: Vergleich zwischen Rekonstruktion aus Jets mit pT ≥ 30 GeV (links) und pT ≥ 20 GeV (rechts). oder Gluonen, die einen unbekannten Teil des Protonimpulses tragen. Dies führt dazu, dass es nicht in Ruhe erzeugt wird (Kapitel 2.2). Abb. 5.4 zeigt die Komponente in transversaler Richtung für alle generierten tt̄-Ereignisse in (a) und für die drei Klassen der selektierten Ereignisse in (b). In den Abb. 5.4(c) und (d) ist jeweils die Komponente in z-Richtung des tt̄46 Kapitel 5. Bestimmung der Top-Masse M gutes JPM 50 Mean 36.49 RMS Integral 37.54 373.5 40 M pb / 5.0 GeV pb / 5.0 GeV M unselektiert, ohne L1 5.2. Eigenschaften des tt̄-Systems halbgutes JPM M schlechtes JPM 1.2 0.8 0.6 0.2 0 0 100 200 300 400 0.0 0 500 pT Mean 63.66 RMS Integral 49.24 Mean 70.76 RMS Integral 51.74 10.91 19.53 12 100 200 300 400 11.27 500 pT [GeV] (b) Transversalimpuls des tt̄-Systems Mean 4.296 RMS Integral 721.6 357.1 10 8 pb / 50.0 GeV (a) Transversalimpuls des tt̄-Systems pb / 50.0 GeV 43.46 0.4 10 0.8 0.7 Mean 7.096 RMS Integral 10.87 Mean 2.994 RMS Integral 602.3 603.1 0.6 0.5 0.4 6 19.39 0.3 4 0.2 2 0.1 0 -2000-1500-1000-500 0 0.0 -2000-1500-1000-500 500 100015002000 pz 1.981 RMS Integral 592.2 11.15 500 100015002000 (d) Impuls des tt̄-Systems in z-Richtung Mean 85.41 RMS Integral 54.09 8 6 373.5 pb / 3.00 Grad 10 0 Mean pz [GeV] (c) Impuls des tt̄-Systems in z-Richtung pb / 3.00 Grad 45.08 RMS Integral 1.0 30 20 Mean 0.45 0.40 104.3 RMS Integral 46.61 Mean 101.1 RMS Integral 19.54 Mean 98.68 RMS Integral 46.16 10.91 0.35 0.30 0.25 0.20 4 Mean 46.51 0.15 0.10 2 0.05 0 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 Winkel [Grad] (e) Winkel zwischen Top und Antitop 0.00 0 20 40 60 11.28 80 100 120 140 160 180 Winkel [Grad] (f) Winkel zwischen Top und Antitop Abbildung 5.4: Eigenschaften des tt̄-Systems. Links: Verteilung für alle Ereignisse; rechts: selektierte Ereignisse, unterteilt in die drei Klassen. Systems für die gleichen Ereignisse dargestellt.Die verwendeten Koordinaten beziehen sich auf das kanonische Detektor-Koordinatensystem, bei dem die Strahlachse in z-Richtung verläuft. Wie diese Verteilungen deutlich zeigen, trägt das tt̄-System sowohl in z-Richtung als auch in der Transversalen einen Impuls. Dadurch lässt sich erklären, dass der Winkel zwischen Topund Antitop-Quark im Detektorsystem meist nicht bei 180 Grad liegt, wie es bei einem in Ruhe erzeugten Top-Paar der Fall wäre. Die Verteilung des Winkels für alle Ereignisse bzw. die selektierten Ereignisse ist den Abb. 5.4(e) bzw. (f) zu entnehmen. Ein weiteres Problem für die Rekonstruktion des Top-Paares aus den sechs Partonen ist die Möglichkeit, dass eines der Partonen zu wenig Energie besitzt oder zu sehr in Vorwärtsrich47 5.2. Eigenschaften des tt̄-Systems M gutes JPM 60 50 Mean 61.59 RMS Integral 39.45 2233 40 M pb / 2.0 GeV pb / 2.0 GeV M unselektiert, ohne L1 Kapitel 5. Bestimmung der Top-Masse 20 10 0.5 150 200 0.0 0 250 pT 25 Mean 21.26 RMS Integral 10.57 373.4 20 50 100 150 200 10 73.05 RMS Integral 44.94 Mean 69.63 RMS Integral 46.44 116.3 66.98 1.4 1.2 Mean 36.14 RMS Integral 11.27 Mean 25.31 RMS Integral 19.53 Mean 21.05 RMS Integral 10.75 10.91 1.0 11.81 0.4 5 0.2 40 60 80 0.0 0 100 pT, min Mean 18 2.285 RMS 0.8318 Integral 371.9 16 14 20 40 60 80 pT, min [GeV] Mean 1.2 10 1.0 Mean 1.836 RMS 0.6512 Integral 19.52 0.6 8 1.723 RMS 0.5213 Integral 10.91 0.8 12 11.27 100 (d) minimaler Transversalimpuls der Partonen pb / 0.1 20 (c) minimaler Transversalimpuls der Partonen pb / 0.1 Mean 65.13 pT [GeV] 0.6 0.4 6 4 Mean 0.2 2 0 0 41.08 250 0.8 15 0 0 76.5 RMS Integral (b) Transversalimpuls der Partonen pb / 2.0 GeV pb / 2.0 GeV (a) Transversalimpuls der Partonen 30 Mean 2.0 1.0 100 schlechtes JPM 2.5 1.5 50 M 3.0 30 0 0 halbgutes JPM 1 2 3 4 5 ηmax (e) maximales |η| der Partonen 0.0 0 1.911 RMS 0.7402 Integral 11.26 1 2 3 4 5 ηmax (f) maximales |η| der Partonen Abbildung 5.5: Eigenschaften der Partonen aus dem Top-Paar-Zerfall. Links: Verteilung für alle Ereignisse; rechts: selektierte Ereignisse, unterteilt in die drei Klassen. tung zeigt, um einen Jet zu erzeugen, der die in der Selektion geforderten Kriterien erfüllt (Abschnitt 4.1.1). Eine Untersuchung der Verteilung des Transversalimpulses aller Partonen in einem Ereignis (Abb. 5.5(a) und (b)) stellt noch keine Erklärung dar, sondern zeigt nur eine Tendenz der Partonen in gut rekonstruierbaren Ereignissen zu höheren Transversalimpulsen. Die Verteilung des minimalen Transversalimpulses pro Ereignis hingegen lässt deutlich erkennen, was die Rekonstruktion verschlechtert: Ereignisse, die als schlecht rekonstruierbar klassifiziert wurden, enthalten in vielen Fällen mindestens ein Parton mit einem Impuls unterhalb des für Qualitätsjets geforderten Schnittes von 30 GeV (Abb. 5.5(d)). Ebenso führen Partonen außerhalb des erlaubten η-Bereichs für Qualitätsjets von |η| ≤ 2.5 häufig dazu, dass das Ereignis nur schlecht rekonstruiert werden kann. Die Verteilung des maximalen Wertes 48 Kapitel 5. Bestimmung der Top-Masse 5.2. Eigenschaften des tt̄-Systems von |η| in Abb. 5.5(f) veranschaulicht diese Tatsache sehr deutlich. Bei Ereignissen, die ein Parton außerhalb der Detektorakzeptanz beinhalten, gelangt ein Jet in die Rekonstruktion des Top-Paares, der nicht aus einem der Partonen entstanden ist. In den meisten Fällen handelt es sich um einen Jet aus Gluonen, abgestrahlt von einem der kollidierenden Protonen, in einigen Fällen auch um Abstrahlung aus dem eigentlichen Signal-Ereignis. Letztere kann auch zu einem anderen Effekt führen: Strahlt ein Parton ein hochenergetisches Gluon ab, so ändert sich seine Richtung, und es entsteht ein zusätzlicher Gluon-Jet. Diese Richtungsänderung ist nicht in den Generator-Partonen berücksichtigt, die zum Vergleich mit den Jets herangezogen wurden. Die Verteilungen in Abb. 5.6(a) und (b) verdeutlichen dies: Dargestellt ist die Energie ER innerhalb eines Kegels mit Radius R = 0.2 um die Flugrichtung des Partons, normiert auf die Energie des zugehörigen Partons. Zur Berechnung der Energie wird der Abstand jedes stabilen Teilchens zum untersuchten Parton, das selber nicht stabil ist, berechnet. Die Energien aller Teilchen, deren Abstand kleiner ist als R, werden addiert und die Summe durch die Energie des Partons Eparton geteilt. Strahlt ein Parton nicht ab, so sollte alle seine Energie innerhalb eines sehr kleinen Kegels konzentriert sein. Bei einer hochenergetischen Abstrahlung, die nicht in Flugrichtung erfolgt, liegt dagegen nur ein geringer Anteil innerhalb eines kleinen Kegels. Die Anhäufung bei sehr kleinen Werten von E0.2 /Eparton in Abb. 5.6(a) zeigt, dass in diesen Ereignissen mindestens ein Parton ein hochenergetisches Gluon abgestrahlt hat. Wie Abb. 5.6(b) verdeutlicht, tritt dieser Effekt fast nur bei schlecht oder halbgut zu rekonstruierenden Ereignissen auf. Somit ist zu vermuten, dass Abstrahlungen ein Grund für eine schlechte Rekonstruktion sind, da die Energie des zusätzlichen Gluon-Jets nicht in die Rekonstruktion des Top-Paares eingeht. Die Verteilungen in den Abb. 5.6(c) bis (h) dienen der Bestätigung der verwendeten Kegelradien bei der Rekonstruktion von Jets. Es ist gut zu erkennen, dass die Verteilung von ER /Eparton für einen Radius von R = 0.5 symmetrisch um 1.0 verteilt ist, wohingegen sie bei einem kleineren Kegelradius von R = 0.4 zu niedrigeren Werten, bei einem größeren Radius von R = 0.6 zu höheren Werten tendiert. Dieser Vergleich der Energien ist auch nach einem Übergang von den Partonen auf Generatorniveau zu Jets, also rekonstruierten Objekten, möglich. Abb. 5.7 zeigt den Zusammenhang zwischen Energie und Richtung eines Jets und dem nach Jet-Parton-Matching passenden Parton. Dargestellt ist die Energiedifferenz zwischen Parton und Jet, normiert auf die Partonenergie. Falls es gelingt, diese Zuordnung zwischen Partonen und Jets mit Hilfe physikalischer Größen vorzunehmen, so ist die in Abb. 5.7(a) dargestellte Energieauflösung erreichbar. Die Korrelation zwischen Rekonstruktion der Energie und Rekonstruktion der Richtung eines Partons ist in Abb. 5.7(b) zu sehen. Gut zu rekonstruierende Ereignisse haben aufgrund der Definition der Rekonstruktionsklassen eine maximale Winkelabweichung von 15 Grad. Für schlecht rekonstruierte Ereignisse ist zu erkennen, dass keine Korrelation zwischen Energie- und Richtungsrekonstruktion besteht. Die Tatsache, dass auch für diese Ereignisse häufig eine zum Parton passende Energie rekonstruiert wird, lässt sich zum Teil dadurch erklären, dass Forderungen an die Jets gestellt wurden, die sich aus der Kinematik eines Top-Paar-Zerfalls ergeben. Ein Vergleich zwischen Generator-Größen und denselben Größen nach Detektorsimulation ist auch für das gesamte tt̄-System interessant. Zur Rekonstruktion des Top-Paares werden dazu die nach Jet-Parton-Matching passenden Jets entsprechend zu zwei Top-Vektoren zusammengefasst. Die Größen, die zu einem Vergleich herangezogen werden, sind der Transversalimpuls, der Impuls in z-Richtung sowie der Winkel zwischen den beiden Top-Vektoren (Abb. 5.8). Dargestellt ist jeweils die Verteilung des Impulses bzw. Winkels für das rekonstruierte System auf der linken Seite ((a), (c) und (e)). Daneben ist dieser rekonstruierte Wert gegen den entsprechenden generierten Wert aufgetragen ((b), (d) und (f)). Die zweidimensionale Darstellung des Transversalimpulses in Abb. 5.8(b) zeigt, dass bei nied49 5.2. Eigenschaften des tt̄-Systems M gutes JPM Mean 0.6827 RMS 0.3302 Integral 2233 100 80 M pb / 0.01 pb / 0.01 M unselektiert, ohne L1 Kapitel 5. Bestimmung der Top-Masse M schlechtes JPM 5 60 3 40 2 20 1 0.223 65.43 Mean pb / 0.01 0.8939 120 100 10 Mean 8 6 Mean 40 2 20 0.9298 RMS 0.2366 Integral 115 4 60 0.9705 RMS 0.1325 Integral 65.23 80 Mean 0.8965 RMS 0.2894 Integral 65.43 0 0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 1.2 1.4 1.6 1.8 2.0 0 0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 1.2 1.4 1.6 1.8 2.0 E0.4/Eparton E0.4/Eparton (d) Kegelradius R = 0.4 Mean 0.9709 RMS 0.2608 Integral 2152 pb / 0.01 (c) Kegelradius R = 0.4 120 0.6792 (b) Kegelradius R = 0.2 RMS 0.2737 Integral 2191 140 0.7408 RMS 0.3046 Integral 116.8 E0.2/Eparton Mean 140 Mean 0 0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 1.2 1.4 1.6 1.8 2.0 (a) Kegelradius R = 0.2 pb / 0.01 0.815 RMS Integral RMS 0.3451 Integral 67.27 E0.2/Eparton 9 Mean 8 RMS 0.1355 Integral 64.93 1.022 7 100 6 80 5 Mean 1.001 RMS 0.2264 Integral 113.1 4 60 3 40 2 20 Mean 1 0 0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 1.2 1.4 1.6 1.8 2.0 E0.5/Eparton (f) Kegelradius R = 0.5 Mean 1.043 RMS 0.2579 Integral 2096 100 pb / 0.01 (e) Kegelradius R = 0.5 120 0.9829 RMS 0.2766 Integral 63.71 0 0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 1.2 1.4 1.6 1.8 2.0 E0.5/Eparton pb / 0.01 Mean 4 0 0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 1.2 1.4 1.6 1.8 2.0 pb / 0.01 halbgutes JPM 7 Mean 1.078 0.162 6 RMS Integral Mean 1.071 63.83 5 80 4 60 RMS 0.2318 Integral 109.8 3 40 2 20 1 0 0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 1.2 1.4 1.6 1.8 2.0 E0.6/Eparton (g) Kegelradius R = 0.6 Mean 1.064 RMS 0.2734 Integral 61.29 0 0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 1.2 1.4 1.6 1.8 2.0 E0.6/Eparton (h) Kegelradius R = 0.6 Abbildung 5.6: Energie inneralb des Kegelradius R um die Parton-Richtung. Links: Verteilung für alle Ereignisse; rechts: selektierte Ereignisse, unterteilt in die drei Klassen. 50 Kapitel 5. Bestimmung der Top-Masse gutes JPM M Mean 2.2 2.0 1.8 1.6 1.4 1.2 1.0 0.8 0.6 0.4 0.2 0.0 -2.0 RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral -1.5 -1.0 -0.5 0.0 0.5 1.0 halbgutes JPM -0.06766 0.2494 65.3 -0.08043 0.3789 110.6 -0.08379 0.4862 61.01 Winkel(Parton, Jet) [Grad] pb / 0.01 M 5.2. Eigenschaften des tt̄-Systems M schlechtes JPM 60 50 40 30 20 10 0 -2.0 -1.5 -1.0 EParton-EJet/EParton (a) Energie-Auflösung -0.5 0.0 0.5 1.0 EParton-EJet/EParton (b) Korrelation lauflösung zwischen Energie- und Winke- Abbildung 5.7: Vergleich zwischen Energie und Richtung der Jets und Partonen. rigeren Werten von pT bis etwa 100 GeV auch bei gutem Jet-Parton-Matching oft ein zu großer Transversalimpuls rekonstruiert wird. Für höhere pT -Werte wird die Übereinstimmung zwischen generiertem und rekonstruiertem Impuls besser. Dies zeigt, dass die Rekonstruktion kleiner Transversalimpulse schwierig ist. Der Transversalimpuls von halbgut und schlecht rekonstruierten Ereignissen kann sich, vor allem bei niedrigen rekonstruierten Werten, in allen generierten pT -Bereichen deutlich vom generierten Wert unterscheiden. In z-Richtung hingegen wird der Impuls des generierten tt̄-Systems für kleine Winkelabstände zwischen Jets und Partonen auch sehr gut rekonstruiert, wie Abb. 5.8(b) zu entnehmen ist. Große Abweichungen gibt es hauptsächlich bei halbgut oder schlecht rekonstruierten Ereignissen. Der Vergleich des Winkels zwischen den Top-Vektoren auf Generatorniveau und nach Detektorsimulation (Abb. 5.8(f)) zeigt deutlich, dass in Ereignissen mit gutem Jet-Parton-Matching die Lage der Top-Vektoren zueinander ebenfalls richtig rekonstruiert werden kann. Ein großer Unterschied zwischen rekonstruiertem und generiertem Winkel entsteht nur bei halbgut oder schlecht rekonstruierten Ereignissen. Alle drei zweidimensionalen Darstellungen zeigen, dass nur bei gut rekonstruierbaren Ereignissen die Möglichkeit besteht, das gesamte tt̄-System nach der Rekonstruktion richtig zu beschreiben. Sobald zu mindestens einem Parton kein Jet gefunden wird, dessen Richtung weniger als 15 Grad von der des Partons abweicht (das entspricht halbgutem oder sogar schlechtem Jet-Parton-Matching), kann das tt̄-System nur noch schlecht rekonstruiert werden. Die bisherigen Untersuchungen benutzten tt̄-Systeme, die mit einem Jet-Parton-Matching aus Generator-Informationen rekonstruiert wurden. Da diese Möglichkeit im laufenden Experiment nicht gegeben ist, muss eine Methode entwickelt werden, mit der die Zuordnung von Jets zu den Partonen nur mit physikalischen, messbaren Größen erfolgen kann. 51 5.2. Eigenschaften des tt̄-Systems gutes JPM M 1.2 halbgutes JPM Mean 45.08 RMS Integral 43.46 Mean 63.66 RMS Integral 49.24 10.91 T 1.0 pgen (tt) [GeV] pb / 5.0 GeV M Kapitel 5. Bestimmung der Top-Masse 0.8 0.6 300 250 200 100 0.2 100 200 300 400 Mean 70.76 RMS Integral 51.74 50 11.27 0 0 500 pT [GeV] 0.7 Mean 7.096 RMS Integral 603.1 10.87 0.6 0.5 0.4 100 150 Mean 2.994 RMS Integral 602.3 300 500 400 300 200 100 -100 -200 0.2 0.1 0.0 -2000-1500-1000-500 0 Mean 1.981 -300 RMS Integral 592.2 -400 11.15 -500 -500 -400 -300 -200 -100 0 500 100015002000 pz [GeV] 0.40 (d) Impuls des tt̄-Systems in z-Richtung Mean 104.3 RMS Integral 46.61 10.91 0.30 0.25 0.20 Mean 101.1 RMS Integral 46.51 19.54 Winkel gen 0.35 (t,t) [Grad] 0.45 100 200 300 400 500 prec (tt) [GeV] z (c) Impuls des tt̄-Systems in z-Richtung pb / 3.00 Grad 250 prec (tt) [GeV] 0 19.39 0.3 180 160 140 120 100 80 60 0.15 0.10 0.05 0.00 0 200 (b) Transversalimpuls des tt̄-Systems pzgen (tt) [GeV] 0.8 50 T (a) Transversalimpuls des tt̄-Systems pb / 50.0 GeV schlechtes JPM 150 19.53 0.4 0.0 0 M Mean 98.68 RMS Integral 46.16 20 40 60 80 100 120 140 160 180 Winkel [Grad] (e) Winkel zwischen Top und Antitop 11.28 40 20 0 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 Winkelrec (t,t) [Grad] (f) Winkel zwischen Top und Antitop Abbildung 5.8: Vergleich zwischen generiertem und rekonstruiertem tt̄-System. Links: Verteilung für alle generierten Ereignisse; rechts: Auftragung der generierten gegen die rekonstruierte Größe. 52 Combinatorics Kapitel 5. Bestimmung der Top-Masse 5.3 b1 q1 q3 b2 Markus Duda 5.3. Rekonstruktion des Top-Paares Rekonstruktion des Top-Paares with two b-tags Es ist möglich, fast den gesamten nicht-hadronischen tt̄-Untergrund zu unterdrücken. Aber selbst wenn sich nur die gut rekonstruierten hadronischen Top-Paar-Zerfälle isolieren lassen, b1 b b1 b1 gibt es einen kombinatorischen Untergrund, der nicht durch Selektionsschnitte 1eliminiert werden kann. Unter der Annahme, dass genau sechs Jets gefunden wurden, die zur Rekonstrukq2 mögliche q1 q2 q1 q2 des q1 Top-Paares zur q2 Verfügung q1 q q1 tion stehen,2 verbleiben noch zehn Kombinationen bzw. sechs Kombinationen bei perfektem B-Tag. Abb. 5.9 stellt diese Kombinationen graphisch dar: Jeweils drei gleich (rot oder blau) eingefärbte Jets gehören zum Zerfall eines Top-Quarks. Nicht dargestellt ist die Tatsache, dass innerhalb einer als Top betrachteten Dreiergruppe von Jets weitere drei Permutationen betrachtet werden müssen, da die Reihenfolge (bzw. Zuordnung zu einem Parton) nicht berücksichtig ist. Da dies für beide Seiten gilt, müssen die zehn q q4 q3 q4 q3 q4 q3 q q3 q4 Kombinationen mit 3 4· 3 multipliziert werden, so3 dass sich letztendlich 90 zu untersuchende Kombinationen sechs Qualitätsjets, b2 die zur Topb2 ergeben. Enthält b2 ein Ereignis mehr bals 2 Rekonstruktion herangezogen werden können, so erhöht sich die Anzahl an Kombinationen noch um den Faktor n6 . b1 b2 with less than two b-tags q2 q2 q2 q2 q2 q1 q3 q1 q3 q1 q3 q1 q3 q1 q3 q6 q4 q6 q4 q6 q4 q6 q4 q6 q4 q5 q2 q5 q2 q5 q2 q5 q2 q5 q2 q1 q3 q1 q3 q1 q3 q1 q3 q1 q3 q6 q4 q6 q4 q6 q4 q6 q4 q6 q4 q5 q5 q5 8 q5 q5 PRS SM meeting, CERN, 2005 Abbildung 5.9: Zehn Möglichkeiten, sechs Jets in zwei Dreier-Gruppen (dargestellt in rot und blau) aufzuteilen. Innerhalb einer Gruppe gibt es weitere drei Möglichkeiten, die Jets einem Parton zuzuordnen. 5.3.1 Pairing-Funktion Aus dieser Anzahl an Kombinationen soll mit Hilfe physikalischer Eigenschaften die richtige Dreierkombination zur Rekonstruktion eines Top-Quarks gefunden werden. Das Zusammenfassen der Jets zu solchen Gruppen, hier einem Top-Vektor, wird auch (Jet-)Pairing genannt. Eine zufällige Wahl eines Pairings wäre mit einer Wahrscheinlichkeit von 10 % (bei genau sechs Jets) oder weniger (bei mehr als sechs Jets) richtig. Eine sehr effiziente Methode, um richtiges von falschem Pairing zu unterscheiden, ist eine Likelihood-Funktion; diese Methode wurde bereits in Kapitel 4.1.4 benutzt. Diese berechnet S (S = Signal, B = Untergrund), mit der es sich eine Wahrscheinlichkeit Ptt̄ der Form S+B bei einer Kombination um die nach Jet-Parton-Matching richtige Top-Paar-Rekonstruktion handelt. In die Berechnungen gehen die Wahrscheinlichkeitsdichten Pi ausgewählter Größen i ein. Die Pi werden aus den Verteilungen der gewählten Größen gewonnen, indem das Integral normiert wird und die Verteilung somit als Wahrscheinlichkeitsdichte angesehen werden kann. Das Produkt aller verwendeten Pi ergibt ein Maß für die Wahrscheinlichkeit, mit der es sich um 53 5.3. Rekonstruktion des Top-Paares Kapitel 5. Bestimmung der Top-Masse ein Signal- oder Untergrund-Ereignis handelt. Die Berechnung der Gesamtwahrscheinlichkeit P lautet: Q S Pi P =Q Si Q , (5.1) B i Pi + i Pi wobei PiS die Wahrscheinlichkeitsdichte der Größe i für das Signal (richtiges Pairing) bedeutet, PiB die für den Untergrund (falsches Pairing). Die hier erzeugte Likelihood-Funktion verwendet die in den Abb. 5.10(a)-(f) dargestellten Verteilungen als Eingangsgrößen. Ausgenutzt wird die Kenntnis, dass insgesamt vier Jets aus W-Zerfällen stammen, sowie weitere Ereigniskinematiken. Die folgenden Größen haben sich als gut diskriminierend erwiesen: (a) Mittelwert der invarianten Massen der zwei W-Kandidaten (b) Winkel zwischen den zwei Jets aus dem Zerfall eines W-Kandidaten, addiert für beide Seiten (c) Differenz der invarianten Massen der W-Kandidaten (d) Summe der Winkel zwischen den drei Jets aus dem Zerfall eines Top-Kandidaten, addiert für beide Seiten (e) Differenz zwischen den invarianten Massen der Top-Kandidaten (f) Winkel zwischen den beiden rekonstruierten Top-Vektoren Wie die Kurve in Abb. 5.10(a) zeigt, bildet die invariante Masse von Zwei-Jet-Kombinationen, die Kandidaten für ein rekonstruiertes W-Boson sind, für das richtige Pairing einen deutlichen Peak, allerdings oberhalb von 80 GeV aufgrund der für Jets aus tt̄-Zerfälle nicht optimalen Energie-Kalibration. Bei Ereignissen mit einem falschen Pairing hingegen ist die Verteilung sehr breit und zeigt keine Peak-Struktur. Die Differenz in Abb. 5.10(c) bestätigt, dass die invariante Masse beider W-Kandidaten für richtiges Pairing bei nahezu gleichen Werten liegt. Eine Untersuchung des Winkels zwischen den beiden Jets, die einen W-Kandidaten bilden, zeigt, dass der Winkel für einen richtigen Kandidaten kleiner ist als bei einem falschen. Abb. 5.10(b) zeigt die Summe der Winkel aus beiden W-Kandidaten. Klar zu erkennen ist die Tendenz zu kleineren Werten für richtiges Pairing, während die Summe für ein falsches Pairing groß werden kann. Eine weitere Größe, die gut zwischen Signal und Untergrund trennt, ist die in Abb. 5.10(d) dargestellte Kurve. Hierbei handelt es sich um die Summe der jeweiligen Jetzwischenwinkel aus beiden Top-Zerfällen. Die Signalkurve für das richtige Pairing zeigt, dass die Winkel zwischen den Jets, die aus einem Top-Zerfall stammen kleiner sind als dies der Fall ist, wenn Jets aus beiden Zerfällen fälschlicherweise zusammengefasst werden (Untergrund). Der starke Abfall der Untergrund-Verteilung ergibt sich aus geometrischen Gründen: Der maximale Abstand für drei Jets liegt bei jeweils 120 Grad. Vergrößert sich einer der Winkel, wird ein anderer kleiner. Die Summe aus den drei Winkeln zwischen den Jets kann also maximal 360 Grad betragen, für zwei Seiten dementsprechend 720 Grad. Da in dieser Analyse zur Bestimmung der hadronischen Top-Masse keine Annahme über deren Betrag gemacht werden darf, kann nur die Differenz der invarianten Massen der beiden Top-Kandidaten untersucht werden. Es ist davon auszugehen, dass das Top und das Antitop dieselbe Masse besitzen. Somit erklärt sich, dass die Differenz in Abb. 5.10(e) für das Signal um Null herum verteilt ist, während sie für den Untergrund sehr groß werden kann. 54 Kapitel 5. Bestimmung der Top-Masse richtiges Pairing M norm / 10.0 Grad norm / 10.0 GeV M 5.3. Rekonstruktion des Top-Paares 0.30 0.25 0.20 0.15 falsches Pairing 0.10 0.08 0.06 0.04 0.10 0.02 0.05 0.00 0 50 100 150 200 250 (MW,1 + MW,2)/2 [GeV] 0.16 0.14 0.12 0.10 0.08 200 250 300 350 0.035 0.030 0.025 0.020 0.010 0.005 0.02 -400 -200 0 200 0.000 0 400 (MW,1 - MW,2) [GeV] (c) Differenz der invarianten Massen der WKandidaten 0.12 0.10 0.08 0.06 100 200 300 400 500 600 700 Winkelsumme (b q1q’1+b2q2q’2) [Grad] 1 (d) Summe der Winkel zwischen den Quarks aus TopZerfällen norm / 5.0 Grad norm / 10.0 GeV 150 0.015 0.04 0.045 0.040 0.035 0.030 0.025 0.020 0.04 0.015 0.010 0.02 0.00 100 Winkelsumme (q q’1 + q2q’2) [Grad] (b) Summe der Winkel zwischen den Quarks aus WZerfällen 0.06 0.00 50 1 norm / 10.0 Grad (a) Mittelwert der invarianten Masse der WKandidaten norm / 10.0 GeV 0.00 0 300 0.005 -400 -200 0 200 400 (Mt,1 - Mt,2) [GeV] (e) Differenz der invarianten Massen der TopKandidaten 0.000 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 Winkel(t , t2) [Grad] 1 (f) Winkel zwischen Kandidaten den Vektoren der Top- Abbildung 5.10: Darstellung der Eingangsgrößen für die Likelihood zur Bestimmung des Pairings. Signal bedeutet richtiges Pairing, Untergrund sind alle falschen Pairings.Da pro Ereignis nur ein richtiges Pairing aber mindestens neun falsche auftreten, ist die genutzte Statistik für den Untergrund deutlich größer als für das Signal. 55 5.3. Rekonstruktion des Top-Paares Kapitel 5. Bestimmung der Top-Masse Der Winkel zwischen Top und Antitop ist, wie in Abschnitt 5.2 beschrieben, nicht vorhersagbar. Allerdings zeigt die Verteilung in Abb. 5.10(f), dass dieser Winkel bei richtigem Pairing zu höheren Werten tendiert als bei einem falschen Pairing. Werden all diese Eigenschaften der Pairing-Möglichkeiten berücksichtigt und mit Hilfe der Formel (5.1) zusammengefasst, so ergibt sich die in Abb. 5.11 dargestellte Verteilung der Wahrscheinlichkeit Ptt̄ . Sie zeigt deutlich die Trennung zwischen falschen Pairings (Untergrund) und dem richtigen Pairing (Signal), das jeden Jet dem nach Generatorinformation richtigen Parton zuordnet. norm / 0.01 M richtiges Pairing M falsches Pairing 1 10-1 10-2 -3 10 0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1.0 Wahrscheinlichkeit Ptt Abbildung 5.11: Ergebnis der Likelihood: Ptt̄ für das richtige Pairing (Signal) und alle Werte für falsches Pairing (Untergrund) In Abb. 5.12(a) ist im Gegensatz dazu für jedes Ereignis nur das Pairing mit dem höchsten Ptt̄ -Wert ausgewählt, seine Rekonstruktion sowie sein Pairing klassifiziert und Ptt̄ entsprechend eingetragen worden. Die Verteilung der unterschiedlichen Rekonstruktionsklassen lässt deutlich erkennen, dass Ereignisse, die gut rekonstruiert sind, bei höheren Wahrscheinlichkeiten liegen. Die hohen Ptt̄ -Werte für Ereignisse mit falschem Pairing entsteht durch die Auswahl des Pairings mit der größten Wahrscheinlichkeit, das zur weiteren Rekonstruktion herangezogen wird. Diese Wahl ist nur für einen Teil der Ereignisse richtig. Die Anteile der einzelnen Rekonstruktions- und Pairing-Klassen sind in Tab. 5.2 aufgeführt. Es ergibt sich ein Verhältnis von Signal zu intrinsischem Untergrund, d. h. gut rekonstruierte mit richtigem Pairing zu falschem Pairing, halbgut und schlecht rekonstruierten hadronischen tt̄-Zerfällen, von S/Bint ≈ 1/6.1. Unter Berücksichtigung des Untergrundes aus nicht-hadronischen tt̄-Zerfällen ergibt sich sogar S/Bges ≈ 1/7.4. Eine genauere Betrachtung der höheren Ptt̄ -Werte zeigt, dass der Anteil der gut rekonstruierten und richtig zusammengefassten Ereignisse mit steigendem Ptt̄ größer wird. Ein entsprechender Schnitt auf diese Größe, wie in Abb. 5.12(b) gezeigt, verbessert zum einen das Verhältnis von gut zu schlecht rekonstruierten Ereignissen deutlich auf S/Bint ≈ 1/3.9, zum anderen steigt die Effizienz der Pairing-Funktion. Diese ist mit 55 % fünfmal so gut wie eine zufällige Wahl eines Pairings, die nur in maximal 10 % der Fälle das richtige Ergebnis liefert. Die genauen 56 Kapitel 5. Bestimmung der Top-Masse JPM gut, Pairing gut JPM halbgut, Pairing gut pb / 0.01 M M 5.3. Rekonstruktion des Top-Paares M M M JPM gut, Pairing falsch JPM halbgut, Pairing falsch JPM schlecht, Pairing falsch 10 1 10-1 Mean RMS Integral 0.9916 0.03428 5.837 Mean RMS Integral 0.9885 0.04442 5.045 Mean 0.9604 RMS 0.124 Integral 7.176 10-2 Mean 0.9095 RMS 0.2026 Integral 12.31 -3 10 Mean 0.8818 RMS 0.2264 Integral 11.24 10-4 0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1.0 Wahrscheinlichkeit Ptt pb / 0.001 (a) Der größte Wert von Ptt̄ , unterteilt in Klassen. Mean RMS Integral 1.8 1.6 0.9953 0.007525 5.689 Mean 0.9944 RMS 0.008281 Integral 4.844 1.4 1.2 Mean RMS Integral 1.0 0.8 0.9922 0.01019 6.291 Mean 0.9892 RMS 0.0119 Integral 9.174 0.6 0.4 0.2 0.0 0.95 Mean RMS Integral 0.96 0.97 0.98 0.99 1.00 0.9871 0.01278 7.496 Wahrscheinlichkeit Ptt (b) Schnitt auf den größten Wert von Ptt̄ . Abbildung 5.12: Ergebnis der Likelihood. Anteile und Effizienzen nach einem Schnitt von Ptt̄ ≥ 0.99 sind Tab. 5.3 zu entnehmen. Das Verhältnis zum Gesamtuntergrund steigt auf S/Bges ≈ 1/4.5. Die Zahlen in Tabelle 5.3 zeigen auch, dass der Anteil der halbgut rekonstruierten Ereignisse ähnlich groß ist wie der Anteil der gut rekonstruierten. Aus diesem Grund ist es wichtig, eine Möglichkeit zu finden, bei den halbguten Ereignissen die gute Hälfte von der schlechten zu unterscheiden, um sie für die Massenbestimmung zu gewinnen. Für gut oder schlecht rekon57 5.3. Rekonstruktion des Top-Paares Rekonstruktion gut Kapitel 5. Bestimmung der Top-Masse [pb] Pairing 10.88 tt̄ → had. halbgut tt̄ → non-had. 19.49 [pb] Pairing-Effizienz richtig 5.84 falsch 5.05 richtig 7.18 falsch 12.31 53.6 % 36.8 % schlecht 11.24 - - - - 7.33 - - - Tabelle 5.2: Verteilung von selektiertem Signal und Untergrund in die verschiedenen Klassen sowie die Effizienz der Pairing-Likelihood. Rekonstruktion gut [pb] Pairing 9.06 tt̄ → had. halbgut tt̄ → non-had. 10.65 [pb] Pairing-Effizienz richtig 4.98 falsch 4.07 richtig 4.76 falsch 5.89 55.0 % 44.7 % schlecht 4.25 - - - - 3.14 - - - Tabelle 5.3: Verteilung von selektiertem Signal und Untergrund in die verschiedenen Klassen sowie die Pairing-Effizienz nach Schnitt auf den Likelihood-Wert Ptt̄ ≥ 0.99. struierte Ereignisse ändert sich durch die Wahl einer Seite nichts an der Rekonstruktionsklasse. 58 Kapitel 5. Bestimmung der Top-Masse 5.3.2 5.3. Rekonstruktion des Top-Paares Top-Wahl Die Wahl des rekonstruierten Top-Quarks, das später zur Massenbestimmung herangezogen wird, geschieht ebenfalls mit einer Likelihood-Funktion, wie sie bereits in 5.3.1 beschrieben ist. Als Eingangsgrößen werden die in den Abb. 5.13(a)-(c) dargestellten Verteilungen genutzt. Die Verteilung in (a) enthält den minimalen Transversalimpuls der drei Jets, die das untersuchte Top bilden. Aufgrund der Anforderungen an die Jets in der Selektion kann kein pT unterhalb von 30 GeV auftreten. Es ist deutlich erkennbar, dass Jets mit niedrigem Transversalimpuls häufiger zu einer schlechten Rekonstruktion führen. Abb. 5.13(b) zeigt die invariante Masse der zum W-Kandidaten zusammengefassten Jets. Die in Abb. 5.13(c) dargestellte Kurze zeigt die Summe der Jetzwischenwinkel innerhalb eines rekonstruierten Top-Quarks. Wie bereits beschrieben liegt die maximale Summe der Zwischenwinkel dreier Jets bei 360 Grad. Das nach Formel (5.1) berechnete Ergebnis der Likelihood-Funktion ist in Abb. 5.13(d) zu sehen. gut rekonstruiertes Top M schlecht rekonstruiertes Top norm / 2.0 GeV norm / 2.0 GeV M 0.16 0.14 0.12 0.10 0.06 0.05 0.04 0.08 0.03 0.06 0.02 0.04 0.01 0.02 0.00 0 10 20 30 40 50 60 70 80 p T,min 90 0.00 0 100 40 60 80 100 120 140 160 180 200 Minv,W [GeV] (b) norm / 0.02 (a) norm / 10.0 Grad 20 [GeV] 0.06 0.05 0.04 0.040 0.035 0.030 0.025 0.020 0.03 0.015 0.02 0.010 0.01 0.00 0 0.005 50 100 150 200 250 300 350 400 0.000 0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1.0 Wahrscheinlichkeit Pt Winkelsumme (bqq’) [Grad] (c) (d) Abbildung 5.13: Eingangsgrößen für die Likelihood zur Top-Wahl: (a) minimales pT der Jets innerhalb eines rekonstruierten Top-Quarks; (b) invariante Masse des rekonstruierten W-Bosons; (c) Summe der Winkel zwischen den drei Jets eines rekonstruierten Top-Quarks. Ergebnis der Likelihood in (d). Die Verteilung des Likelihood-Wertes alleine reicht allerdings nicht aus, um eine Aussage zu treffen, welches Top gewählt wird. Die Differenz zwischen den Likelihood-Werten der richtigen und der falschen Wahl zeigt, dass es sinnvoll ist, das Top zu wählen, das den größeren Likelihood-Wert hat (Abb. 5.14). Die Effizienz dieser Wahl liegt bei gut 71 % (Tab. 5.4) und 59 5.3. Rekonstruktion des Top-Paares Kapitel 5. Bestimmung der Top-Masse norm / 0.05 ist somit deutlich besser als eine zufällige Wahl einer Seite. 0.07 0.06 0.05 0.04 0.03 0.02 0.01 0.00 -1.0 -0.8 -0.6 -0.4 -0.2 -0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 Pt,richtig - Pt,falsch Abbildung 5.14: Differenz zwischen dem Likelihood-Wert der gut rekonstruierten Seite (richtige Wahl) und der schlecht rekonstruierten Seite (falsche Wahl). Rekonstruktion Pairing gut [pb] Top-Wahl [pb] Wahl-Effizienz richtig 4.98 richtig 4.98 falsch 4.07 - richtig 4.76 tt̄ → had. halbgut tt̄ → non-had. - richtig 3.40 falsch 1.36 100 % 71.4 % falsch 5.89 - - - schlecht - 4.25 - - - - - 3.14 - - - Tabelle 5.4: Verteilung von Signal und Untergrund in die verschiedenen Gruppen und Effizienzen nach Schnitt auf Likelihood-Wert ≥ 0.99. Für Ereignisse, bei denen die richtige Top-Wahl getroffen wird, kann die als halbgut klassifierte Rekonstruktion zu den gut rekonstruierten gezählt werden, da die gute Seite ausgewählt wurde. Bei falscher Top-Wahl wird das Ereignis zu den schlecht rekonstruierten Ereignissen gezählt. Die richtige Wahl eines Top-Vektors bei Ereignissen mit halbguter Rekonstruktion bringt somit eine deutliche Verbesserung des Signal-zu-Untergrund-Verhältnisses auf S/Bint ≈ 1/1.9 bzw. S/Bges ≈ 1/2.3. 60 Kapitel 5. Bestimmung der Top-Masse 5.4 5.4. Massenbestimmung des Top-Quarks Massenbestimmung des Top-Quarks Nach der Selektion, dem Jet-Pairing und schließlich der Wahl eines der rekonstruierten TopQuarks ist es möglich, eine erste Bestimmung der Masse des Top-Quarks vorzunehmen. Die Verteilung der invarianten Masse der gewählten Drei-Jet-Kombination ist in Abb. 5.15 zu sehen. Dabei zeigt Teil (a) die Aufteilung in die verschiedenen Rekonstruktions- und PairingKategorien. Weiterhin ist für halbgute Rekonstruktion und richtiges Pairing zwischen richtiger und falscher Top-Wahl unterschieden, für die anderen Klassen ist diese Unterscheidung nicht nötig. In Abb. 5.15(b) sind in grün nur Top-Kandidaten mit guter Rekonstruktion (bzw. halbguter Rekonstruktion und richtiger Top-Wahl) und richtigem Pairing eingetragen, in rot sind alle weiteren Klassen zusammengefasst. In Abb. 5.16 ist nur der Teil der rekonstruierten TopQuarks mit guter Rekonstruktion und richtigem Pairing eingetragen. Zusätzlich wurde eine Breit-Wigner-Verteilung (Kapitel 2.3.1) im Bereich, in dem die Anzahl der Einträge mindestens 30 % der Maximalanzahl beträgt, angepasst. Bei allen Massenverteilungen erfolgt eine in-situ-Kalibration der Masse der W-Kandidaten auf den Literaturwert, um die Ereignisrekonstruktion zu verbessern. Dies ist möglich, da diese Masse durch die Ereigniskinematik vorgegeben ist. Zusätzlich wird dadurch die teilweise zu hoch rekonstruierte W-Masse korrigiert. JPM gut, Pairing gut JPM halbgut, Pairing gut, Topwahl gut JPM halbgut, Pairing gut, Topwahl falsch Untergrund (kein tt̄ → had.) Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral 0.40 0.35 0.30 0.25 0.20 0.15 0.10 0.05 0.00 0 50 100 150 200 250 300 350 174.7 20.24 4.975 167.1 35.97 4.057 176.2 23.17 3.398 170.6 34.34 1.361 174.8 47.35 5.821 175.7 46.17 4.2 174.1 43.17 3.114 pb / 1.0 GeV pb / 1.0 GeV M M M M M M M JPM gut, Pairing falsch JPM halbgut, Pairing falsch JPM schlecht, Pairing falsch 0.40 0.35 0.30 0.25 0.20 0.15 0.10 0.05 0.00 0 50 100 150 Minv [GeV] (a) 200 250 300 350 Minv [GeV] (b) Abbildung 5.15: Masse des rekonstruierten und gewählten Top-Quarks nach Schnitt auf das Likelihood-Ergebnis. In (a) unterteilt in alle Klassen, in (b) nur nach richtigem und falschem Pairing unterschieden. Aus dem Breit-Wigner-Fit an die Massenverteilung (Abb. 5.16) ergibt sich eine Top-Masse von (173.8 ± 0.1) GeV. Da das Signal-zu-Untergrund-Verhältnis offensichtlich noch recht schlecht ist, wäre es von Vorteil, den hauptsächlich intrinsischen Untergrund weiter zu reduzieren. Um geeignete Schnittgrößen und -werte zu finden, werden die in Abb. 5.17 aufgeführten Größen betrachtet: Abb. 5.17(a) zeigt die Verteilung des höchsten Transversalimpulses der sechs Jets. Es ist zu erkennen, dass bei schlecht rekonstruierten Ereignissen die Jets meist eine niedrigere Energie haben. Deutlicher wird dies noch in Abb. 5.17(b), die den zweithöchsten Transversalimpuls der sechs zur Rekonstruktion benutzten Jets zeigt. Ein Schnitt auf diese Größe beeinflusst 61 pb / 1.0 GeV 5.4. Massenbestimmung des Top-Quarks Kapitel 5. Bestimmung der Top-Masse Mean RMS Integral Constant Mt Γt 0.18 0.16 0.14 175.3 21.49 7.853 10.6 ± 0.1 173.8 ± 0.1 37.94 ± 0.49 0.12 0.10 0.08 0.06 0.04 0.02 0.00 0 50 100 150 200 250 300 350 Minv [GeV] Abbildung 5.16: Fit an die Massenverteilung der Top-Kandidaten mit guter Rekonstruktion und richtigem Pairing. auch die Verteilung des höchsten Transversalimpulses. Aus diesem Grund bietet es sich an, eine Forderung an den zweitgrößten pT -Wert zu stellen. Die Abb. 5.17(c) und (d) enthalten die Verteilungen des größten und zweitgrößten B-JetDiskriminatorwertes. Die scharfe Kante bei 1.0 in Teil (c) entsteht aus der Forderung nach mindestens einem Jet mit einem Diskriminatorwert über 1.0. Ein Wert unter diesem Schnitt kann somit nur zustande kommen, wenn mindestens sieben Jets die Qualitätsanforderungen erfüllen, und der Jet mit dem größten Diskriminatorwert nicht in die endgültige Rekonstruktion des Top-Paares eingeht. Dies ist offensichtlich bei einer guten Rekonstruktion nie der Fall. Auch die Verteilung des zweithöchsten Diskriminatorwertes zeigt, dass dieser bei gut rekonstruierten Ereignissen höher ist als bei schlechten. Eine gute Rekonstruktion beinhaltet also zwei Jets, die mit größerer Wahrscheinlichkeit B-Jets sind als dies bei einer schlechten der Fall ist. Da auch hier ein Schnitt auf den zweithöchsten B-Diskriminator Auswirkungen auf die Verteilung des höchsten Wertes hat, kann ein solcher Schnitt sehr gut trennend wirken. Die letzten beiden Kurven zeigen Eigenschaften der rekonstruierten Top-Quarks. Abb. 5.17(f) stellt den Transversalimpuls des gewählten rekonstruierten Top-Quarks dar. Es ist zu sehen, dass dieser Wert für eine gute Rekonstruktion größer ist als für eine schlechte. Eine mögliche Begründung für die bessere Rekonstruktion von Top-Quarks mit hohem Transversalimpuls liegt darin, dass die Zerfallsprodukte aufgrund des Boostes kleinere Winkel zueinander haben. Weiterhin kann so eine deutliche Trennung zwischen den Jets aus den unterschiedlichen TopZerfällen entstehen. Durch beide Effekte wird das Jet-Pairing erleichtert. Der Transversalimpuls des gesamten rekonstruierten tt̄-Systems ist hingegen für die verschiedenen Klassen nahezu gleich (Abb. 5.17(e)). Auch eine gute Rekonstruktion erzeugt, wie sich bereits in Abschnitt 5.2 andeutete, kein ausbalanciertes tt̄-System. Dies liegt daran, dass das Top-Paar mit teilweise starkem Transversalimpuls erzeugt wird (Abb. 5.4(a)). Durch die Verschmierung der Parton-Impulse bei der Jet-Rekonstruktion kann dieser Transversalimpuls nicht exakt rekonstruiert werden (vgl. 5.8(b)), und seine Verteilung wird zusätzlich breiter. Diese Größe ist somit leider nicht als Schnittgröße zu nutzen. 62 Kapitel 5. Bestimmung der Top-Masse JPM gut, Pairing gut JPM halbgut, Pairing gut, Topwahl gut JPM halbgut, Pairing gut, Topwahl falsch Untergrund (kein tt̄ → had.) 0.7 Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral 0.6 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0.0 0 100 200 300 400 500 154.6 55.8 4.975 126.1 48.14 4.064 156.3 59.88 3.397 150.4 57.23 1.36 126.5 51.71 5.888 134.3 57.19 4.238 131.4 55.06 3.135 pb / 10.0 GeV pb / 10.0 GeV M M M M 5.4. Massenbestimmung des Top-Quarks M M M 1.0 0.8 0.6 0.2 0.0 0 Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral 0.4 0.3 0.2 0.1 0.0 -2 0 2 4 6 8 50 100 10 12 14 4.153 2.111 4.975 3.67 2.272 4.065 3.972 2.16 3.399 3.927 2.129 1.361 3.628 2.253 5.891 3.68 2.21 4.247 3.796 2.21 3.138 2.2 2.0 1.8 1.6 1.4 1.2 1.0 0.8 0.6 0.4 0.2 0.0 -2 Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral 0.7 0.6 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 300 400 300 0 2 4 6 8 10 1.239 1.526 4.976 0.8355 1.418 4.065 0.9713 1.451 3.399 0.9602 1.448 1.361 0.7404 1.345 5.891 0.71 1.331 4.247 0.8913 1.414 3.138 (d) Zweitgrößter B-Tag-Diskriminator 500 p (tt) [GeV] (e) pT des rekonstruierten tt̄-Systems 55.2 43.84 4.976 77.79 57.06 4.064 70.67 59.38 3.395 66.21 53.06 1.359 78.72 61.13 5.888 76.81 59.64 4.241 104.5 67.64 3.135 pb / 10.0 GeV pb / 10.0 GeV 0.8 200 250 pT,2 [GeV] Diskriminatorwert (c) Größter B-Tag-Diskriminator 100 200 Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Diskriminatorwert 0.0 0 150 117.9 39.78 4.962 94.71 33.36 4.063 116.7 41.55 3.384 112.2 39.75 1.357 93.72 34.63 5.881 98.63 38.27 4.227 93.96 35.35 3.133 (b) Zweithöchstes pT der sechs Jets pb / 0.5 pb / 0.5 (a) Höchstes pT der sechs Jets 0.5 Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral 0.4 pT,max [GeV] 0.6 JPM gut, Pairing falsch JPM halbgut, Pairing falsch JPM schlecht, Pairing falsch Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral 0.45 0.40 0.35 0.30 0.25 0.20 0.15 0.10 0.05 0.00 0 100 200 300 400 500 219.6 79.98 4.968 172.2 70.11 4.062 218.4 83.17 3.386 197.2 75.2 1.359 160.5 65.41 5.887 169.5 73.04 4.233 170.3 79.84 3.132 pT [GeV] (f) pT des gewählten rekonstruierten Top-Quarks Abbildung 5.17: Mögliche Schnittgrößen zur Verringerung des Untergrundes aus schlecht rekonstruierten Ereignissen. 63 5.4. Massenbestimmung des Top-Quarks Kapitel 5. Bestimmung der Top-Masse Abb. 5.18 zeigt die Verteilungen der beschriebenen Größen, nachdem für den zweitgrößten Transversalimpuls pT,2 ≥ 100 GeV, für den zweithöchsten Diskriminator-Wert mindestens 1.0 und für den Transversalimpuls des gewählten Tops mindestens 200 GeV gefordert wurden. Die Verteilung der invarianten Masse des rekonstruierten Top-Quarks nach diesen Schnitten ist in Abb. 5.19 dargestellt. Dabei ist in (a) die Einteilung in alle sieben Klassen (sechs aus Signal und intrinsischem Untergrund, eine weitere aus den übrigen Untergründen) zu sehen. In Teil (b) sind in grün gut rekonstruierte Top-Quarks mit richtigem Pairing (entspricht dem gesuchten Signal) und in rot alle weiteren Fälle (Untergrund) aufgetragen. Die Anpassung einer Breit-Wigner-Funktion an dieses Signal zeigt Abb. 5.20. Die so bestimmte Top-Masse beträgt (176.1 ± 0.3) GeV bei einer Generatormasse von 175,0GeV (Mittelwert). Die Analyse ergibt somit eine recht gute Übereinstimmung zwischen generierter und rekonstruierter Masse. Die geringe Abweichung ist auf Selektion, Rekonstruktion und Schnitte zurückzuführen. Das Signal-zu-Untergrund-Verhältnis hat sich durch die letzten Schnitte auf S/Bges ≈ 1.3/1 verbessert. Der einzige nicht-intrinsische Untergrund, der nicht eliminiert ist, besteht aus semi- und dileptonischen tt̄-Zerfällen, aus denen sich mit geeigneter Analyse ebenso eine Top-Masse bestimmen lässt. Die hier angewendete Methode zur Bestimmung der Top-Masse basiert auf jeweils einem ausgewählten, rekonstruierten Top-Quark mit guter Rekonstruktion und richtigem Pairing pro hadronischem Top-Paar-Zerfall. Ein analoges Vorgehen ist auch bei semileptonischen Top-Paar-Zerfällen möglich: Das Lepton wird vorwiegend zur Selektion verwendet, die Massenbestimmung erfolgt im Wesentlichen über die hadronisch zerfallende Seite. Obwohl die Signatur der semileptonischen tt̄-Ereignisse aus einem hochenergetischen Lepton und nur vier Jets besteht, können in einigen dieser Ereignisse mehr Jets auftreten. Die Anwendung der Pairing-Funktion ist in diesen Fällen möglich, kann jedoch kein richtiges Pairing liefern. Allerdings besteht die Möglichkeit, dass die drei Jets, die der hadronisch zerfallenden Seite entsprechen, zu einem Top-Vektor zusammengefasst werden. Wird dieser Top-Vektor zur Massenbestimmung ausgewählt, so wird daraus eine reale Top-Masse bestimmt. Das Ereignis kann somit vom Untergrund zu einem Signal-Ereignis werden. Die Verteilung der mit dieser Analyse rekonstruierten invarianten Masse aus nicht-hadronischen tt̄-Zerfällen ist in Abb. 5.21 vor und nach Schnitten auf das rekonstruierte Ereignis dargestellt. Ergibt die Rekonstruktion einen Top-Vektor, der weniger als 15 Grad von der Richtung des generierten, hadronisch zerfallenden Top-Quarks abweicht, so wird das Ereignis als signalartig bewertet. Da die Bestimmung der Top-Masse in dieser Arbeit aus hadronischen Top-PaarZerfällen erfolgt, sollen diese Ereignisse weiterhin als Untergrund betrachtet werden. Wie die letzten Darstellungen der Massenverteilung in Abb. 5.19 zeigen, bieten die 3.5 · 106 Top-Paar-Ereignisse, die als Monte-Carlo-Datensatz vorliegen, im Vergleich zu einer Anzahl von etwa 8 · 106 pro Jahr am LHC erzeugten Top-Quark-Paaren eine recht geringe Statistik. Eine mögliche Lösung ist die Monte-Carlo-Generation zusätzlicher Ereignisse. Da die volle Detektorsimulation dieser Ereignisse mit OSCAR (Kapitel 3.2) und die Rekonstruktion mit ORCA (Kapitel 3.3) zu viel Zeit in Anspruch nähme, wird untersucht, ob die CMS-FastSimulation-Software FAMOS1 [41] diese ersetzen kann. Ein Problem der aktuellen Version FAMOS 1.4.0 ist der noch nicht implementierte L1-Trigger. Dadurch ist ein direkter Vergleich zwischen ORCA und FAMOS im Rahmen der zuletzt gezeigten Verteilungen nicht möglich. Aus diesem Grund wird zunächst eine leicht abgeänderte Selektion vorgenommen: Der L1-Trigger wird nicht mehr berücksichtig, alle anderen Schnitte bleiben unverändert. Dadurch vergrößert sich die Statistik von 41.72 pb auf 62.7 pb hadronische tt̄-Zerfälle, die die Selektion passieren. Die Zahlenwerte für Signal und Untergrund sind in 1 64 Fast Monte-Carlo Simulation Kapitel 5. Bestimmung der Top-Masse JPM gut, Pairing gut JPM halbgut, Pairing gut, Topwahl gut JPM halbgut, Pairing gut, Topwahl falsch Untergrund (kein tt̄ → had.) Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral 0.12 0.10 0.08 0.06 0.04 0.02 0.00 0 100 200 300 400 500 186.8 53.74 1.227 179.8 49.21 0.3108 192.9 58.16 0.6614 189.6 59.29 0.2138 190.3 58.86 0.3256 195.5 62.95 0.3122 188 59.18 0.2674 pb / 10.0 GeV pb / 10.0 GeV M M M M 5.4. Massenbestimmung des Top-Quarks M M M 0.16 0.14 0.12 0.08 0.06 0.04 0.02 0.00 0 Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral 0.08 0.06 0.04 0.02 0.00 -2 0 2 4 6 8 50 100 10 12 14 4.745 2.043 1.227 4.749 2.098 0.311 4.683 2.048 0.6618 4.627 2.108 0.214 4.444 2.019 0.3263 4.633 2.069 0.3155 4.641 2.057 0.2686 0.20 0.15 0.10 0.05 0.00 -2 0 2 0.14 0.12 0.10 0.08 0.06 0.04 0.02 400 4 6 8 10 2.595 1.274 1.227 2.47 1.257 0.311 2.543 1.291 0.6618 2.515 1.232 0.214 2.376 1.167 0.3263 2.432 1.165 0.3155 2.518 1.241 0.2686 (d) Zweitgrößter B-Tag-Diskriminator 500 p (tt) [GeV] (e) pT des rekonstruierten tt̄-Systems 60.21 49.04 1.227 88.7 62.13 0.311 71.02 57.24 0.6611 65.09 49.11 0.2138 85.09 68.08 0.3263 72.75 58.15 0.3148 115.6 73.03 0.2686 pb / 10.0 GeV pb / 10.0 GeV 0.16 300 300 Diskriminatorwert Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral 0.18 200 250 pT,2 [GeV] 0.25 (c) Größter B-Tag-Diskriminator 100 200 Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Diskriminatorwert 0.00 0 150 145.1 35.41 1.222 139.1 33 0.3108 147.7 37.31 0.6561 145.4 35.63 0.2121 144.2 36.55 0.3239 148.3 37.48 0.3067 140.6 34.55 0.2662 (b) Zweithöchstes pT der sechs Jets pb / 0.5 pb / 0.5 (a) Höchstes pT der sechs Jets 0.10 Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral 0.18 0.10 pT,max [GeV] 0.12 JPM gut, Pairing falsch JPM halbgut, Pairing falsch JPM schlecht, Pairing falsch Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral 0.10 0.08 0.06 0.04 0.02 0.00 0 100 200 300 400 500 279.2 56.78 1.223 266.6 55.79 0.3103 282.5 58.71 0.6573 267.2 53.62 0.2131 257.4 51.97 0.3253 266.6 55.48 0.3103 276.9 60.77 0.2667 pT [GeV] (f) pT des gewählten rekonstruierten Top-Quarks Abbildung 5.18: Die möglichen Schnittgrößen nach einer Forderung von pT,2 ≥ 100 GeV, zweithöchster Diskriminator ≥ 1.0 und für das gewählte Top pT ≥ 200 GeV. 65 5.4. Massenbestimmung des Top-Quarks JPM gut, Pairing gut JPM halbgut, Pairing gut, Topwahl gut JPM halbgut, Pairing gut, Topwahl falsch Untergrund (kein tt̄ → had.) Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral 0.07 0.06 0.05 0.04 0.03 0.02 0.01 0.00 0 50 100 150 200 250 300 350 177.6 19.78 1.227 179.3 36.1 0.3103 179.9 22.93 0.6614 175 34.76 0.214 196.6 50.02 0.3167 193.3 47.08 0.3089 190 39.57 0.2648 pb / 1.0 GeV pb / 1.0 GeV M M M M Kapitel 5. Bestimmung der Top-Masse M M M JPM gut, Pairing falsch JPM halbgut, Pairing falsch JPM schlecht, Pairing falsch 0.07 0.06 0.05 0.04 0.03 0.02 0.01 0.00 0 50 100 150 200 250 Minv [GeV] 300 350 Minv [GeV] (a) (b) pb / 1.0 GeV Abbildung 5.19: Masse des rekonstruierten und gewählten Top-Quarks nach Schnitten. Mean RMS Integral Constant Mt Γt 0.045 0.040 0.035 178.4 20.97 1.771 2.331 ± 0.045 176.1 ± 0.3 34.37 ± 1.00 0.030 0.025 0.020 0.015 0.010 0.005 0.000 0 50 100 150 200 250 300 350 Minv [GeV] Abbildung 5.20: Fit an die Massenverteilung der Top-Kandidaten mit guter Rekonstruktion und richtigem Pairing. Tab. 5.5 aufgeführt. Das Verhältnis von hadronischen Top-Paar-Zerfällen zum Untergrund aus nicht-hadronischen Top-Paar-Zerfällen, bosonischen und dibosonischen Untergründen verbessert sich leicht von S/B ≈ 5.3/1 auf S/B ≈ 6.3/1. Noch nicht berücksichtigt ist der intrinsische Untergrund. Wird auf diese Ereignisse die Pairing-Funktion und die Top-Wahl angewendet, so lässt sich auch daraus eine Top-Masse bestimmen. Im Vergleich zu den mit L1-Trigger selektierten Er66 Kapitel 5. Bestimmung der Top-Masse richtige Rekonstruktion aus semileptonischem tt̄-Zerfall falsche Rekonstruktion aus semileptonischem tt̄-Zerfall 0.20 0.18 0.16 0.14 0.12 0.10 0.08 0.06 0.04 0.02 0.00 0 50 pb / 5.0 GeV pb / 5.0 GeV M M 5.4. Massenbestimmung des Top-Quarks 0.022 Mean RMS Integral 173.5 34.52 1.26 Mean RMS Integral 0 0 0 Mean RMS Integral 0 0 0 Mean RMS Integral 0 0 0 0.010 Mean RMS Integral 0 0 0 0.006 Mean RMS Integral 174.7 48.46 1.856 0.002 100 150 200 250 300 350 Mean 182.2 RMS 28.97 Integral 0.1735 0.020 0.018 0.016 0.014 0.012 0.008 0.004 0.000 0 Mean RMS Integral 0 0 0 Mean RMS Integral 0 0 0 Mean RMS Integral 0 0 0 Mean RMS Integral 0 0 0 Mean RMS Integral 50 100 150 200 250 300 350 Minv [GeV] 205.3 51.73 0.09152 Minv [GeV] (a) Massenverteilung vor Schnitten (b) Massenverteilung nach Schnitten Abbildung 5.21: Masse des rekonstruierten und gewählten Top-Quarks aus semileptonischen tt̄-Zerfällen. Datensatz σ [pb] tt̄ → had. 373.5 41.72 62.7 tt̄ → non-had. 456.5 7.62 9.0 465.8 ·103 0.09 0.57 210.2 0.09 0.37 boson diboson σL1,Sel [pb] σSel [pb] Tabelle 5.5: Wirkungsquerschnitte: σ rein physikalisch, σL1,Sel nach der Selektion mit L1Trigger, σSel nach der Selektion ohne L1-Trigger. eignissen ergibt sich das in Abb. 5.22 gezeigte Bild. Die linke Spalte enthält die bereits beschriebenen Darstellungen der Massenverteilung, die Teile (b), (d) und (f) zeigen dieselben Varianten der Darstellung für die Statistik ohne Berücksichtigung des L1-Trigger. Eine weitere Vergößerung der Statistik ist wie beschrieben mit FAMOS möglich. Um zu überprüfen, ob die schnelle Simulation und Rekonstruktion ein vergleichbares Ergebnis liefert, werden vier Eigenschaften des rekonstruierten und gewählten Top-Quarks untersucht, die eine vollständige Beschreibung seines Vierervektors ergeben.Diese Eigenschaften sind die Energie, der Transversalimpuls, die Lage in η und in φ. Ein Vergleich dieser Größen zwischen der vollen Detektorsimulation und Rekonstruktion mit OSCAR und ORCA und der schnellen Simulation und Rekonstruktion mit FAMOS ist in Abb. 5.23 dargestellt. Wie die Verteilungen zeigen, ist die Übereinstimmung insgesamt gut, kleinere Abweichungen sind allerdings in der Energieund Impulsverteilung zu erkennen ((a) und (b)). Die Verteilung des Transversalimpulses zeigt noch einmal deutlich den Schnitt auf das pT des gewählten rekonstruierten Top-Quarks. Die Richtung hingegen, gegeben durch η und φ, wird von FAMOS ebenso gut wiedergegeben wie von der vollen Rekonstruktion, wie (c) und (d) bestätigen. Zusätzlich zum Vierervektor des gewählten rekonstruierten Top-Quarks ist auch seine Massenverteilung verglichen worden: Abb. 5.23(e) zeigt den Vergleich für alle rekonstruierten und gewählten Top-Quarks. Es ist zu erkennen, dass der Unterschied in Energie und Impuls sich auch auf die invariante Masse auswirkt. Eine Beschränkung auf die reinen Signal-Top-Quarks 67 5.4. Massenbestimmung des Top-Quarks Kapitel 5. Bestimmung der Top-Masse (gute Rekonstruktion, richtiges Pairing) verbessert das Bild, wie Teil (f) bestätigt. Diese Untersuchungen zeigen, dass mit nur sehr kleinen Abweichungen eine Massenbestimmung des Top-Quarks auch mit schneller Simulation möglich ist. Das Ergebnis der vollen Simulation und Rekonstruktion ist in Abb. 5.24 vergleichend neben dem Ergebnis aus schneller Simulation und Rekonstruktion dargestellt. Die Teile (c) und (d) zeigen auch hier die Einteilung in Signal und Untergrund, in (e) und (f) wurde ein Breit-Wigner-Fit an das reine Signal gelegt. Die so bestimmten Top-Massen von (176.7±0.3) GeV aus voller Simulation und (176.1±0.3) GeV aus der FAMOS-Simulation stimmen sehr gut überein. 68 Kapitel 5. Bestimmung der Top-Masse JPM gut, Pairing gut JPM halbgut, Pairing gut, Topwahl gut JPM halbgut, Pairing gut, Topwahl falsch Untergrund (kein tt̄ → had.) Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral 0.07 0.06 0.05 0.04 0.03 0.02 0.01 0.00 0 50 100 150 200 250 300 350 177.6 19.78 1.227 179.3 36.1 0.3103 179.9 22.93 0.6614 175 34.76 0.214 196.6 50.02 0.3167 193.3 47.08 0.3089 190 39.57 0.2648 pb / 1.0 GeV pb / 1.0 GeV M M M M 5.4. Massenbestimmung des Top-Quarks M M M JPM gut, Pairing falsch JPM halbgut, Pairing falsch JPM schlecht, Pairing falsch 0.08 Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral 0.07 0.06 0.05 0.04 0.03 0.02 0.01 0.00 0 50 100 150 200 250 300 350 Minv [GeV] Minv [GeV] (b) Aufteilung in alle sieben Klassen pb / 1.0 GeV pb / 1.0 GeV (a) Aufteilung in alle sieben Klassen 0.07 0.06 0.05 0.04 0.08 0.07 0.06 0.05 0.04 0.03 0.03 0.02 0.02 0.01 0.00 0 0.01 50 100 150 200 250 300 0.00 0 350 50 100 150 200 250 Minv [GeV] 0.040 0.035 350 (d) Aufteilung in Signal und Untergrund 178.4 20.97 1.771 2.331 ± 0.045 176.1 ± 0.3 34.37 ± 1.00 0.030 pb / 1.0 GeV Mean RMS Integral Constant Mt Γt 0.045 300 Minv [GeV] (c) Aufteilung in Signal und Untergrund pb / 1.0 GeV 178.6 19.97 1.351 178.1 36.06 0.3488 180.5 22.8 0.7258 176.3 35.41 0.2616 193.8 48.87 0.3543 191.1 46.89 0.3488 189.5 38.81 0.2729 Mean RMS Integral Constant Mt Γt 0.05 0.04 179.3 21.02 2.089 2.754 ± 0.051 176.7 ± 0.3 34.45 ± 0.98 0.03 0.025 0.020 0.02 0.015 0.010 0.01 0.005 0.000 0 50 100 150 200 250 300 350 0.00 0 50 100 150 200 Minv [GeV] (e) Fit an das Signal 250 300 350 Minv [GeV] (f) Fit an das Signal Abbildung 5.22: Masse des rekonstruierten und gewählten Top-Quarks nach Schnitten mit (links) und ohne (rechts) L1-Trigger. Als Signal gelten Top-Quarks mit guter Rekonstruktion und richtigem Pairing, zum Untergrund zählen alle übrigen Fälle. 69 5.4. Massenbestimmung des Top-Quarks FAMOS M OSCAR & ORCA norm / 10.0 [GeV] norm / 10.0 [GeV] M Kapitel 5. Bestimmung der Top-Masse 0.035 0.030 0.025 0.020 0.015 0.07 0.06 0.05 0.03 0.02 0.005 0.01 0.00 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 E (trec) [GeV] 100 200 300 400 500 pT (trec) [GeV] (a) Energie des rekonstruierten Top-Quarks (b) Transversalimpuls des rekonstruierten TopQuarks 0.06 norm / 0.2 [rad] norm / 0.2 0.08 0.04 0.010 0.000 0 0.09 0.05 0.04 0.03 0.035 0.030 0.025 0.020 0.015 0.02 0.010 0.01 0.00 0.005 -4 -2 0 2 0.000 -4 4 η (trec) 0.09 0.08 0.07 0.06 0.05 0.04 -1 0 1 2 3 4 φ (trec) 0.12 0.10 0.08 0.06 0.04 0.03 0.02 0.02 0.01 0.00 0 -2 (d) φ des rekonstruierten Top-Vektors norm / 5.0 [GeV] norm / 5.0 [GeV] (c) η des rekonstruierten Top-Vektors -3 50 100 150 200 250 300 350 Minv [GeV] 0.00 0 50 100 150 200 250 300 350 Minv [GeV] (e) Invariante Masse aller rekonstruierten Top-Quarks (f) Invariante Masse der gut rekonstruierten TopQuarks mit richtigem Pairing Abbildung 5.23: Vergleich zwischen voller Detektorsimulation und Rekonstruktion (OSCAR & ORCA) und FAMOS. 70 Kapitel 5. Bestimmung der Top-Masse JPM gut, Pairing gut JPM halbgut, Pairing gut, Topwahl gut JPM halbgut, Pairing gut, Topwahl falsch Untergrund (kein tt̄ → had.) 0.08 Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral Mean RMS Integral 0.07 0.06 0.05 0.04 0.03 0.02 0.01 0.00 0 50 100 150 200 250 300 350 178.6 19.97 1.351 178.1 36.06 0.3488 180.5 22.8 0.7258 176.3 35.41 0.2616 193.8 48.87 0.3543 191.1 46.89 0.3488 189.5 38.81 0.2729 pb / 1.0 GeV pb / 1.0 GeV M M M M 5.4. Massenbestimmung des Top-Quarks M M M JPM gut, Pairing falsch JPM halbgut, Pairing falsch JPM schlecht, Pairing falsch Mean 178.4 RMS 21.08 Integral 1.402 Mean 182.4 RMS 37.7 Integral 0.396 Mean 180.5 RMS 23.62 Integral 0.7706 Mean 179.1 RMS 36.7 Integral 0.2995 Mean 203.9 RMS 51.11 Integral 0.6104 Mean 196.9 RMS 48.18 Integral 0.5581 Mean 196.1 RMS 44.58 Integral 0.407 0.08 0.07 0.06 0.05 0.04 0.03 0.02 0.01 0.00 0 50 100 150 200 250 300 350 Minv [GeV] Minv [GeV] (b) 0.08 pb / 1.0 GeV pb / 1.0 GeV (a) 0.07 0.06 0.05 0.08 0.07 0.06 0.05 0.04 0.04 0.03 0.03 0.02 0.02 0.01 0.01 0.00 0 50 100 150 200 250 300 0.00 0 350 50 100 150 200 250 Minv [GeV] Mean RMS Integral Constant Mt Γt 0.04 179.3 21.02 2.089 2.754 ± 0.051 176.7 ± 0.3 34.45 ± 0.98 0.03 0.06 Mean RMS Integral Constant Mt Γt 0.05 179.1 22.04 2.172 2.807 ± 0.052 176.1 ± 0.3 34.7 ± 1.0 0.04 0.03 0.02 0.02 0.01 0.01 0.00 0 350 (d) Aufteilung in Signal und Untergrund pb / 1.0 GeV pb / 1.0 GeV (c) Aufteilung in Signal und Untergrund 0.05 300 Minv [GeV] 50 100 150 200 250 300 350 0.00 0 50 100 150 200 Minv [GeV] (e) Fit an das Signal 250 300 350 Minv [GeV] (f) Fit an das Signal Abbildung 5.24: Masse des rekonstruierten und gewählten Top-Quarks nach Schnitten. Die linke Spalte zeigt das Ergebnis aus der vollen Simulation und Rekonstruktion, die rechte Spalte enthält die Massenverteilung nach Simulation und Rekonstruktion mit FAMOS. Als Signal gelten Top-Quarks mit guter Rekonstruktion und richtigem Pairing, zum Untergrund zählen alle übrigen Fälle. 71 5.4. Massenbestimmung des Top-Quarks 72 Kapitel 5. Bestimmung der Top-Masse Kapitel 6 Zusammenfassung und Ausblick Diese Arbeit beschäftigt sich damit, wie hadronsiche tt̄-Zerfälle mit dem CMS-Detektor am LHC untersucht werden können, insbesondere im Hinblick auf die Massenbestimmung des Top-Quarks aus dem hadronischen Zerfallskanal. Da die Masse des Top-Quarks ein wichtiger Parameter im Standardmodell ist, der nur experimentell bestimmt werden kann, ist ihre genaue Kenntnis von enormer Bedeutung. Am LHC wird aufgrund der großen Anzahl an produzierten Top-Paaren eine Bestimmung dieser Masse mit bisher nicht erreichter Präzision möglich sein. Diese Arbeit lässt erste Schlüsse auf die zu erwartenden Möglichkeiten des CMS-Detektors zu. Grundlage für die in dieser Arbeit vorgestellte Analyse sind simulierte Proton-Proton-Kollisionen. Zur Erzeugung dieser Ereignisse wird der Monte-Carlo-Generator PYTHIA verwendet. Die Reaktionen der entstehenden Teilchen im Detektor werden mit Hilfe einer auf GEANT beruhenden CMS-spezifischen Software simuliert. Die Rekonstruktion der Ereignisse erfolgt mit derselben Software, die auch im laufenden Experiment Verwendung finden soll. Der Zerfall eines Top-Paares ist über zwei W-Bosonen und zwei b-Quarks in drei verschiedene Kanäle möglich: Im dileptonischen Kanal zerfallen beide W-Bosonen leptonisch. Semileptonische tt̄-Ereignisse entstehen durch einen leptonischen W-Zerfall und einen hadronischen. Wenn beide W-Bosonen hadronisch zefallen, handelt es sich um ein hadronisches tt̄-Ereignis. In dieser Arbeit wird der in etwa 45 % der Fälle vorkommende hadronische Endzustand untersucht. Die zu suchende Signatur besteht somit aus vier leichten Quark-Jets (W-Zerfälle) und zwei BJets. Damit ist es nicht einfach, hadronische tt̄-Ereignisse zu selektieren. Ein Vorteil gegenüber den anderen beiden Zerfallskanälen ist, dass der gesamte Endzustand im Detektor messbar ist. Eine weitere Schwierigkeit neben der Selektion ist die Rekonstruktion zweier Top-Quarks aus den sechs einzelnen Jets. Das Ziel dieser Arbeit ist es, eine Methode zu entwickeln, mit der hadronische Ereignisse selektiert und anschließend ein Top-Paar rekonstruiert werden kann. Dazu werden zunächst mit einer schnittbasierten Selektion hadronische tt̄-Zerfälle von einem Untergrund von nichthadronischen tt̄-Zerfällen sowie vorwiegend bosonischen und dibosonischen Ereignissen getrennt. Anschließend sollen die selektierten Ereignisse vollständig rekonstruiert werden. Eine Likelihood-Funktion dient dazu, die richtigen Jets zu finden und zu zwei rekonstruierten Top-Vektoren zusammenzufassen. Ist dies geschehen, wird eine der beiden Seiten mit Hilfe einer weiteren Likelihood-Funktion ausgewählt und ihre invariante Masse bestimmt. Die benutzte Statistik von 3.5 · 106 tt̄-Ereignissen entspricht etwa einem halben Jahr LHCBetrieb bei geplanter niedriger Luminosität von 1033 cm−2 s−1 . Um den statistischen Fehler der bestimmenten Top-Masse zu verbessern wird untersucht, ob weitere, mit der Fast-SimulationSoftware FAMOS erzeugte Ereignisse als Ersatz für zusätzliche voll simulierte Ereignisse dienen können. Da in FAMOS noch kein L1-Trigger implementiert ist, wird im Vergleich auch bei der 73 Kapitel 6. Zusammenfassung und Ausblick vollen Rekonstruktion der L1-Trigger vernachlässigt, was die Statistik bereits deutlich erhöht. Die hier vorgenommene Analyse ergeben sich für die Masse des Top-Quarks folgende Werte: had. Mt,L1 = 171.7 ± 0.7(stat) GeV had. Mt,ohneL1 = 176.7 ± 0.3(stat) GeV had. Mt,FAMOS = 176.1 ± 0.3(stat) GeV Die Ergebnisse aus der vollen Rekonstruktion ohne L1-Trigger und FAMOS stimmen im Rahmen der Fehler sehr gut überein. Es gibt einige Aspekte, die in dieser Arbeit nicht untersucht werden konnten: Bei der Selektion der hadronischen tt̄-Ereignisse ist der Untergrund mit dem größten Wirkungsquerschnitt, die QCD-Ereignisse, nicht berücksichtigt. Diese Einschränkung wurde dadurch bedingt, dass bisher die QCD-Ereignisse noch nicht reprozessiert sind. Mit dem QCD-Untergrund fehlt eine wichtige systematische Fehlerquelle. Weitere Quellen für systematische Fehler, die in dieser Arbeit nicht untersucht werden konnten, sind: Abstrahlungen im Anfangs- oder Endzustand, Unsicherheiten in den Parton-Dichte-Funktionen, die Energiekalibration der Jets und die B-Tag-Effizienz. Nach der Generation zusätzlicher QCD-Ereignisse (evtl. mit FAMOS) kann eine daran angepasste Selektion erfolgen. Weiterhin sind die aufgezählten systematischen Fehler zu untersuchen. Schließlich können (mit FAMOS oder voller Simulation) weitere Massenpunkte erzeugt werden, um zu prüfen, ob die Methode unabhängig von der generierten Top-Masse ist. Diese Arbeit konnte jedoch bereits zeigen, dass die knematische Rekonstruktion eines TopPaares auch im hadronsichen Zerfallskanal möglich ist und zur Massenbestimmung herangezogen werden kann. 74 Literaturverzeichnis [1] LHC Design Report http://ab-div.web.cern.ch/ab-div/Publications/LHC-DesignReport.html . [2] CMS Collaboration, CMS Posters for Point 5 http://cmsinfo.cern.ch/Welcome.html/CMSdocuments/Point5Posters/CMSp5posters index.html [3] ALICE, Technical Proposal, CERN/LHCC 95-71, CERN 1995. [4] ATLAS, Technical Proposal, CERN/LHCC/94-43, LHCC/P2, CERN 1994. [5] CMS Collaboration, The Compact Muon Solenoid, Technical Proposal, CERN/LHCC 94-38, LHCC/P1, CERN 1994. [6] LHCb, Technical Proposal, CERN/LHCC 98-4, CERN 1998. [7] G. Jarlskog, D. Rein, Large Hadron Collider Workshop, Proceedings Vol. I-III, Aachen 1990. 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Seiner Betreuung ist es zu verdanken, dass diese Arbeit trotz einiger Problemen diese Form erreicht hat. Auch die anderen Top-Gruppen-Mitglieder Stefan Kasselmann und Daiske Tornier haben nicht nur während der Analyse-Meetings mit Diskussionen und Ratschlägen weitergeholfen. Danke. Für das Korrekturlesen dieser Arbeit geht mein Dank besonders an Dr. Oliver Pooth, Dr. Stefan Roth und Dr. Marc Zöller. Bei allen Kollegen bedanke ich mich für die tolle Atmosphäre, nicht nur während der Arbeitszeiten... Bei meinem Freund Dirk möchte ich mich dafür bedanken, dass er immer für mich da war und diese nicht immer leichte Zeit so angenehm wie möglich gemacht hat. Last but not least: Ein ganz großes Dankeschön an meine Eltern, die mich während des gesamten Studiums unterstützt haben. Sie haben immer an mich geglaubt und mich aufgebaut, wenn es mal nicht so klappte wie gewünscht. Ohne sie wäre ich nicht so weit gekommen. 79