Fluoride und Fluorosäuren, VIII [1] Über eine fehlgeordnete feste

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Fluoride und Fluorosäuren, VIII [1]
Über eine fehlgeordnete feste Phase des SF4 sowie die Kristallstrukturen
von Produkten seiner unbeabsichtigten Hydrolyse in Glasapparaturen,
SiF4 (Neubestimmung) und SOF2
Fluorides and Fluoro Acids, VIII [1]
On a D isordered Solid Phase of SF4 and the Crystal Structures of Products of its
U nintentional Hydrolysis in Glass A pparatus, SiF4 (R edeterm ination) and SOF2
Dietrich Mootz* und Lutz Korte**
Institut für Anorganische C hem ie und Strukturchemie der U niversität D üsseldorf,
U niversitätsstraße 1, D-4000 D üsseldorf
Z. Naturforsch.
39b, 1295 -1 2 9 9 (1984); eingegangen am 3. April 1984
Sulfur H alides, Silicon Fluoride, Crystal Structures
A structural investigation on single crystals o f SF 4 yielded the cubic space group F m 3m with a
— 676.1(5) pm and Z = 4 and from this cubic close packing and at least sixfold disorder o f isolated
m olecules. In one o f the experim ents of manipulating SF 4 unintentional hydrolysis o f the com ­
pound in a Duran-glass vacuum line occurred. The products SiF 4 and SO F 2 could be characterized
by structure analysis after a miniature zone-m elting separation and crystal growth in one and the
sam e thin-w alled capillary. The results for SiF 4 [143m, a = 547.6(1) pm , Z = 2 at —117 °C]
confirm earlier work with a higher numerical accuracy. SO F 2 crystallizes in the m onoclinic space
group P 2j/c with a = 524.7(1), b = 704.9(2), c = 1449.3(4) pm , ß = 97.20(2)° at - 1 3 7 °C and
Z = 8 . Isolated molecules o f pyramidal geom etry are arranged in strongly folded layers with
interm olecular S ---0 contacts.
Nach Bestim m ung der Kristallstrukturen von SeF4
[2], SeCl4 [3] und SeBr4 [4] sowie dem kürzlich aus
Röntgen-Pulveruntersuchungen abgeleiteten V or­
schlag zur Struktur von SC14 [5] w ar von allen Selenund Schwefeltetrahalogeniden nur die Kristallstruk­
tur von SF4 noch unbekannt. Lediglich in einer spek­
troskopischen U ntersuchung w urde auf einen auch
hier höherm olekularen Aufbau geschlossen [6]. U n ­
sere strukturanalytischen Bemühungen um diese
tiefschm elzende Verbindung führten nur zu einer
stark fehlgeordneten Kristallform, über die im fol­
genden unter anderem berichtet wird.
Die extrem e Aggressivität und Hydrolyseempfind­
lichkeit des SF4, die seine H andhabung insbesondere
in G lasapparaturen problematisch machen, brachten
uns zur unbeabsichtigten Einkristallzucht auch der
entsprechenden H ydrolyseprodukte SiF4 und SO F2,
die wir daraufhin ebenfalls Röntgenstrukturanalysen
unterzogen. Im Falle des SiF4 handelt es sich um eine
erneute Bestim m ung der bereits bekannten Struktur
[7]. Dagegen war die Kristallstruktur des SOF2 wie
* Sonderdruckanforderungen an Prof. Dr. D ietrich
M ootz.
** A us der D issertation von L. K orte, Universität D ü ssel­
dorf 1983.
0 3 4 0 -5 0 8 7 /8 4 /1 0 0 0 -1 2 9 5 /$ 01.00/0
die des SF4 bislang unbekannt und soll deshalb und
auf G rund ihrer O rdnung im folgenden am ausführ­
lichsten behandelt w erden. Das ternäre Dichalkogendifluorid SOF2 leitet über zu den binären V erbin­
dungen dieser A rt und insbesondere zu SSF2 [8] und
SeSeF2 [9]. Von diesen liegen jedoch noch keine Kri­
stallstrukturanalysen vor im U nterschied zu den sehr
umfassend charakterisierten Isom eren X A A X (A =
S, Se; X = CI, Br) [10].
Experimenteller Teil
Präparation: Schwefeltetrafluorid kann von seinen
als H auptverunreinigungen auftretenden Hydrolyse­
produkten über die Bildung des bei R aum tem pera­
tur stabilen BF3-A dduktes und eine erneute Freiset­
zung durch Umsatz mit einem stärkeren Fluoriddo­
nator, wie NaF, bei erhöhter T em peratur abgetrennt
und gereinigt werden [11]. A usgehend von kom m er­
ziell erhältlichem SF4 (Baker, Lecture Bottle) und
BF3 (M erck, 96,5% ) erfolgte die Darstellung des
A ddukts in einer sorgfältig getrockneten und mit
SF4-Gas vorbehandelten V akuum apparatur aus Duranglas, indem definierte Volumina der Ausgangs­
verbindungen in einer Vorlage kondensiert und
durch langsames A ufwärm en auf R aum tem peratur
zur R eaktion gebracht wurden. Die gasförmigen
Verunreinigungen konnten anschließend durch kurz­
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D . M o o tz -L . K örte • Kristallstrukturen von SF4, SiF4 und SO F2
1296
zeitiges Evakuieren abgezogen werden. Das A ddukt
wurde gasförmig durch ein mit trockenem NaF ge­
fülltes 300 °C heißes Edelstahlrohr geleitet und das
dabei wieder freigesetzte SF4 kondensiert. Dieses
konnte dann in Lindem ann-K apillaren und DTAAm pullen um kondensiert und thermisch und mit
Röntgen-Beugungsm ethoden untersucht werden.
Bei einem von m ehreren derartigen Experim enten
ist es offensichtlich zu einem Feuchtigkeitseinbruch
in die V akuum apparatur und nach folgendem für
H 20 cyclischen Reaktionsschem a
SF4 + H 20 -> SO F2 + 2 H F
4 H F + S i0 2
SiF4 + 2 H .O
zu einem vollständigen Umsatz des SF4 gekommen.
Die nachfolgenden U ntersuchungen der erhaltenen
Proben zeigten dem entsprechend das A uftreten von
SiF4 und SO F2 nebeneinander.
Kristallzucht: Die Präparation geeigneter E inkri­
stalle gelang auf einem autom atischen Vierkreisdiffraktom eter P2] mit einer modifizierten Tieftemperatureinrichtung LT-1 der Firma Syntex. Die in G las­
kapillaren eingeschlossenen tiefschmelzenden Sub­
stanzen wurden dabei zunächst durch Abschrecken
im Kaltgasstrom in einen polykristallinen Zustand
überführt und anschließend in geeigneter Weise ei­
nem M iniatur-Zonenschm elzverfahren unterw orfen.
Das feste SF4 wurde bei —135 °C in einem schma­
len Bereich der Kapillare mit Hilfe fokussierter W är­
m estrahlung [12] aufgeschmolzen und dieser mit
langsamer Geschwindigkeit mehrfach durch die Pro­
be geführt.
In einer Probe, welche die Hydrolyseprodukte des
SF4 enthielt, zeigte sich beim A bkühlen bereits ober­
halb von —100 °C eine feste Phase. Durch Aufheizen
des Kaltgasstromes mit einer externen H eizdrahtwendel um ca. 40 °C und langsames Absenken der
Heizzone wurde eine Stofftrennung innerhalb der
Kapillare erreicht. In der Kapillarenspitze konden­
sierte der höher schmelzende Feststoff m onokristal­
lin und konnte anschließend röntgenographisch als
SiF4 charakterisiert werden.
Die verbleibende flüssige Phase verfestigte sich
beim A bsenken der T em peratur auf —137 °C und
wurde ebenfalls durch Zonenschm elzen, bei dem der
mit SiF4 gefüllte Bereich auszuklam mern war, in ei­
nen Einkristall befriedigender Q ualität überführt.
Die Ü berprüfung des gew onnenen kristallinen
M aterials erfolgte in allen Fällen mikroskopisch mit
polarisiertem Licht und röntgenographisch durch
Dreh- und Schwenkaufnahmen.
Strukturbestimmung: Die Bestimmung der G itter­
konstanten und der Kristallsysteme erfolgte jeweils
durch Z entrierung von 15 hochindizierten Reflexen.
Die zur Strukturlösung herangezogenen Reflexinten­
sitäten wurden mit M oKa-Strahlung und G raphit­
m onochrom ator im Omega-Scan mit variabler G e­
schwindigkeit vermessen. Alle Berechnungen erfolg­
ten auf einem M inicomputer Eclipse S/200 (Fa. D ata
General) im Programmsystem E-XTL (Syntex). In
Tab. I sind die M eßtem peraturen und kristallographischen D aten sowie einige weitere A ngaben zur
Intensitätsmessung und Strukturverfeinerung zusam ­
mengestellt.
Im Falle des SF4 zeigte bereits ein deutlicher In­
tensitätsabfall zu hohen Beugungsordnungen, daß ei­
ne stark fehlgeordnete Struktur vorliegen mußte.
U nter der Annahme von vier Molekülen pro E le­
mentarzelle gelang eine relativ sinnvolle Beschrei­
bung lediglich in der Raumgruppe Fm 3 m mit B eset­
zung der Punktlage 4 a mit dem Schwefelatom und
der Punktlage 96 j mit einem Sechstel eines Fluor­
atoms. Letztere resultierte aus der Patterson-Funktion. Die Verfeinerung des Modells konvergierte bei
anisotroper Behandlung der Fluoratome unter V er­
nachlässigung eines Reflexes mit verfälschter In ten ­
sität bei R = 0,010.
Die Strukturverfeinerung des SiF4 bestätigte das
schon bekannte Strukturmodell [7] und führte zu ei­
ner Verbesserung der Strukturparam eter.
Die Atom lagen der Kristallstruktur von SO F2
konnten mit Hilfe von D irektm ethoden (Program m
M ULTAN) bestimmt werden. Die Zuordnung der
Tab. I. Kristallographische D aten der untersuchten V er­
bindungen sow ie Angaben zur Intensitätsm essung und
Strukturverfeinerung (Standardabweichungen bezogen auf
die letzte Ziffer in Klammern).
Substanz
sf4
Schm elzpunkt [°C]* - 121,0
SiF 4
-9 0 .2
(extrapol.)
M eßtem peratur [°C] -1 3 5
-1 1 7
Kristallsystem
kubisch
kubisch
Raumgruppe; Z
Fm 3m ; 4 I43m ; 2
547.6(1)
a [pm]
676.1(5)
b
c
ß [°\
309,1(4)
164.21(7)
V [10 6 pm 3]
dx [mg/mm']
2.32
2.11
Lin. A bsorp.-K oeff.
0.64
0.95
u [m irT1] (M oK a)
40
70
2 dmdX H (M oK a)
unabhängige R eflexe 21
52
davon beobachtet
17
52
(I > 1,96 ct,)
g in 1/w = ctf ; + ( 2F )2: 0.00
0.01
R
0.010
0.029
0.041
0.012
Kw
so f2
- 1 2 9 ,5
-1 3 7
m onoklin
P 2 ,/c; 8
524,7(1)
704.9(2)
1449,3(4)
97,20(2)
531.8(3)
2,15
0.99
50
928
820
0.01
0.030
0,040
* Angaben nach [13].
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D . M ootz—L. Körte • Kristallstrukturen von SF4, SiF4 und SO F2
Sauerstoffatome war nach einer isotropen V erfeine­
rung des Modells, bei dem zunächst nur die Atom form faktoren für Schwefel und Fluor eingesetzt w ur­
den, durch den Vergleich der Bindungslängen und
thermischen Param eter eindeutig möglich. Die V er­
feinerung der Struktur unter anisotroper Behand­
lung aller Atom e und Vernachlässigung von sechs
durch Extinktion verfälschten Reflexen konvergierte
bei R = 0,030.
Die erhaltenen A tom koordinaten und therm i­
schen Param eter für alle drei Strukturen sind in
Tab. II aufgelistet. Tabellen der Strukturam plituden
können von den A utoren (D .M .) angefordert
werden.
Ergebnisse und Diskussion
In der Struktur des SF4 besetzen die Moleküle mit
ihren Schwerpunkten die Ecken und die Flächenm it­
ten der kubischen Elem entarzelle. Das vorliegende
Modell beinhaltet eine mindestens sechsfache O rien­
tierungs-Fehlordnung, bei der die angegebenen
Fluorpositionen diese speziellen Lagen in der A rt
eines an den Ecken abgestumpfen O ktaeders umge­
ben. Die extremen thermischen Param eter legen je ­
doch nahe, daß die Verteilung der Halogenatom e
nahezu kugelschalenförmig ist. Ferner fällt der
Schwerpunkt des ^-trigonal-bipyram idalen Moleküls
nicht mit dem Zentralatom zusammen. Die resultie­
renden leichten Verschiebungen des Schwefelatoms
aus der speziellen Lage lassen sich jedoch in den
Verfeinerungsläufen
nicht behandeln.
Dieser
1297
zwangsläufige Fehler führt zu den ebenfalls großen
thermischen Param etern des Schwefels. Da aus der
Fehlordnung die A tom lagen eines sinnvoll zusam­
m enhängenden Einzelmoleküls nicht rekonstru­
ierbar und damit relevante Bindungslängen und Bin­
dungswinkel nicht bestimmbar sind, ist kein V er­
gleich mit den M oleküldaten des gasförmigen SF4
[14] möglich. Interm olekulare S---F-Kontakte von
Bedeutung für höherm olekulare Bauzusam m enhän­
ge sind jedoch in dieser fehlgeordneten Phase sehr
unwahrscheinlich. B etrachtet man in diesem Zusam ­
m enhang die Kristallstrukturen der Tetrafluoride
von Selen und Tellur [2], so beobachtet man zum
jeweils leichteren G ruppenhom ologen hin einen ver­
änderten Einfluß des freien Elektronenpaares am
Chalkogenatom und einen Übergang von einem stär­
ker polymeren Bauzusammenhang in Richtung auf
isolierte M oleküle. Im bisher von uns untersuchten
Tem peraturbereich oberhalb von —170 °C konnte
röntgenographisch eine geordnete Phase des SF4
nicht nachgewiesen werden. Die Bestätigung einer
nach A nlaßexperim enten über die Schmelze erhalte­
nen Phase und ihrer nach schwingungsspektroskopi­
schen U ntersuchungen bei —167 °C postulierten Kri­
stallstruktur [6] ist dam it zur Zeit nicht möglich.
D er früheren Bestimmung der Si—F-Bindungslänge im SiF4 zu 156(1) pm (bei —145 °C und einer G it­
terkonstanten von a = 546(3) pm in [7]) steht der
hier neubestim m te W ert von 154,01(6) pm gegen­
über.
Tab. II. Atom parameter der Kristallstrukturen von SF4, SiF 4 und SO F2; Standardabweichungen in Klammern. Für die
Temperaturfaktoren gilt ft = exp [( —l/4 ) ( B u/z2a *2 + . . . + 2 B 23klb*c*)] mit den
als Vielfache von 10 4 pm2. D er
äquivalente isotrope thermische Parameter errechnet sich nach B eq = ( l/3 ) ( B ua 2a *2 + . . . + B 23bcb*c* cos a ).
Atom
X
y
2
SF 4
S
F
0,0
0,0
0,0
0,0
0,079(1)
0,186(1)
SiF 4
Si
F
so f2
S (l)
S(2)
0 ( 1)
0 ( 2)
F ( ll )
F(12)
F ( 21)
F(22)
15,5(2)
24,7(9)
0,0
0,0
0,0
0,1624(2)
X
X
2,13(4)
3,44(5)
0,3395(1)
0,2772(1)
0,5298(3)
0,3028(3)
0,3242(3)
0,3331(3)
0,4090(3)
0,4105(3)
0,36333(4)
0,14903(5)
0,3324(1)
0,2468(1)
0,4411(1)
0,4358(1)
0,1133(1)
0,1089(1)
2,05(3)
1,93(3)
2,68(9)
2,97(9)
2,89(8)
2,49(8)
2 ,68 ( 8 )
3,22(9)
0,0472(1)
0,4649(1)
0,0273(4)
0,5061(4)
-0 ,1 3 5 0 (3 )
0,2972(3)
0,2324(3)
0,6639(4)
b 22
b 33
b 12
B,3
b 23
Beq
B„
Bi ,
18,1(4)
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
17,2(9)
- 2 ,8 ( 5 )
15,5(2)
20,0(7)
B„
B„
B„
B„
0,0
0,0
0,0
B12
B12
2,32(3)
2,21(3)
2,64(9)
4,03(11)
4,35(9)
4,25(9)
3,77(9)
3,99(10)
1,97(3)
2,37(3)
3,43(10)
2,26(8)
2,91(8)
2,69(7)
4,18(9)
4,54(9)
-0 ,6 3 ( 5 )
-0 ,0 3 ( 2 )
0,25(2)
0,04(2)
0 , 22 ( 2 )
0,05(8)
0,18(8)
- 0 ,02 ( 8 )
0,21(7)
-0 ,6 0 ( 7 )
1,22(7)
0,26(7) -0 ,3 1 ( 6 )
0,88(7) -0 ,2 0 ( 7 )
-0 ,5 3 ( 7 )
1,55(7)
- 0 ,3 0 ( 2 )
- 0 ,3 8 ( 2 )
0,51(7)
- 0 ,6 1 ( 8 )
-0 ,2 3 (7 )
0,19(6)
- 0 ,0 2 ( 7 )
0,43(7)
2,13(4)
3,44(5)
2 , 11( 2 )
2,17(2)
2,94(5)
3,10(6)
3,31(5)
3,20(5)
5,59(5)
3,83(5)
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1298
D . M ootz—L. Körte • Kristallstrukturen von SF4, SiF4 und SO F2
In der Kristallstruktur des SOF2 besteht die asym­
metrische Einheit aus zwei M olekülen in allgemeiner
Lage. Die maximale Eigensymmetrie der Moleküle
m (Cs) besitzt also kristallographisch keine Be­
deutung. Die Bindungslängen und Bindungswinkel
der pyramidalen Moleküle gehen aus Abb. 1 und
Tab. III hervor. Im gasförmigen SO F2 sind nach
M ikrowellen- und Elektronenbeugungsuntersuchun­
gen die S—F-A bstände und OSF-W inkel mit
158,68(4) pm bzw. 106,66(6)° geringfügig größer
[15]. Beim gasförmigen Thioderivat SSF2 sind die
entsprechenden W erte mit 160(1) pm bzw. 108(1)°
noch etwas vergrößert [16].
Die Anordnung der Moleküle in der E lem entar­
zelle gibt A bb. 2 als Stereobild wieder, in der dieje­
nigen interm olekularen Abstände zwischen Schwe­
fel- und Sauerstoffatom en, die als einzige die Summe
der entsprechenden van der W aals-Radien (325 pm)
unterschreiten, als dünne Linien gekennzeichnet
sind. Mit diesen wird eine Anordnung der Moleküle
in stark gefalteten Schichten parallel zur ab-Ebene
deutlich. Für die Schwefelatome resultiert in dieser
Packung eine verzerrt quadratisch-pyram idale U m ­
gebung mit dem kovalent gebundenen Sauer­
stoffatom in der Pyramidenspitze und dem Schwefel­
atom in etwa in der Basisfläche. Die A bb. 1 zeigt zur
Vervollständigung weitere Fluoratom e von N achbar­
molekülen, deren A bstände zu den Schwefelatomen
der Summe der van der W aals-Radien (320 pm) en t­
sprechen oder diese überschreiten.
In diesem Zusamm enhang besteht eine interessan­
te K orrelation zu SeOF2, dessen K ristallstruktur in
einer älteren A rbeit beschrieben ist [18]. Obwohl
keine Isotypie besteht, sind die M oleküle im Kristall­
verband in vergleichbaren Schichten angeordnet, die
jedoch in sich nicht so stark gefaltet erscheinen. Für
F ( 12' )
Tab. III. Interatomare W inkel [°] zu Abb. 1 (Standardab­
w eichungen maximal 0 , 1°).
W inkel am Schw efelatom S (l)
0 ( 1 ) —S ( l ) —F ( l l )
0 ( 1 ) —S ( l ) —F (12)
F (ll) - S ( l) - F ( 1 2 )
105,4
105,1
92,9
0 ( 1 ) —S ( l ) —0 ( 2 ' )
0 ( 1 ) —S ( l) —0(2" )
0 ( 1 ) —S ( l) —F(21')
0 ( 1 ) —S ( l) —F(22')
F (ll)-S (l)-0 (2 ')
F ( ll)-S (l)-0 (2 " )
F (ll)-S (l)-F (2 1 ')
F (ll)-S (l)-F (2 2 ')
F(12) —S ( l) —0 ( 2 ' )
F(12) —S ( l) —0(2" )
F (1 2 )-S (l)-F (2 1 ')
F (1 2 )-S (l)-F (2 2 ')
83,2
86,5
149,4
154,1
77,8
164,4
63,8
99,1
169,0
74,0
104,0
64,7
0 ( 2 ' ) —S ( l ) — 0(2" )
0 (2 ')-S (l)-F (2 1 ')
0 ( 2 ' ) —S ( l ) —F (22')
0 (2 " )—S ( l ) —F (21')
0 ( 2 ")—S ( l ) —F ( 22 ')
F (2 1 ')—S ( l ) —F (22')
114,3
66,8
110,7
110,6
68,0
52,0
W inkel am Schw efelatom S(2)
0 ( 2 ) —S (2 )—F(21)
0 ( 2 ) —S(2) —F(22)
F ( 2 1 ) -S ( 2 ) - F ( 2 2 )
105,6
105,6
92,8
0 ( 2 ) - S ( 2 ) —0 ( l ')
0 ( 2 ) - S ( 2 ) — 0(1")
0 ( 2 ) - S ( 2 ) —F(12')
F ( 2 1 ) -S ( 2 ) —O ( l')
F ( 2 1 ) -S ( 2 ) —0(1" )
F (2 1 )-S (2 )-F (1 2 ')
F ( 2 2 )-S (2 )-0 (l')
F ( 2 2 ) -S (2 ) -0 ( l" )
F (2 2 )-S (2 )-F (1 2 ')
90,5
87,9
167,0
75,2
164,8
73,5
162,2
76,7
84,5
0 (1 ')—S(2)—0(1")
112,2
0 ( 1 ' ) —S (2 )—F (12')
0 (1 " )—S ( 2 ) - F ( 1 2 ')
79,6
94,3
A bb. 1. D ie beiden kristallographisch unabhängi­
gen SO F2-M oleküle und ihre nähere Um gebung im
Kristallverband mit interatomaren Abständen in
pm; Standardabweichungen 0,2 pm. D ie interato­
maren W inkel stehen in Tab. III; auf A ufschlüsse­
lung der Sym m etrieoperationen für gestrichene
A tom e wurde verzichtet.
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D. M ootz—L. Körte • Kristallstrukturen von SF4, SiF4 und SO F2
1299
A bb. 2. Stereoskopische Darstellung [17]
der M olekülanordnung in der Kristall­
struktur von SO F 2; dünne Verbindungsli­
nien kennzeichnen interm olekulare A b ­
stände zwischen Schwefel- und Sauer­
stoffatom en, wie sie ebenfalls in A bb. 1
angegeben sind.
die Selenatom e resultiert darin eine verzerrt okta­
edrische Um gebung, ähnlich der des Schwefelatoms
S(2) im SOF2 (Abb. 1). Die entsprechenden inter­
m olekularen K ontakte im SeOF2 unterschreiten aber
die Summen der van der W aals-Radien zum Teil
sehr deutlich und erlangen hier die Bedeutung von
eher koordinativen Wechselwirkungen. Die M olekül­
param eter zeigen gegenüber dem SOF2 die zu erw ar­
tende V ergrößerung der Bindungslängen und V er­
kleinerung der Bindungswinkel (S e = 0 : 162(3) pm;
S e - F : 168(2) pm und 172(2) pm; FSeF: 88(2)°;
OSeF: 102(1)° und 97(1)° in [18]). Es ist bem erkens­
w ert, daß im Vergleich dieser beiden K ristallstruktu­
ren (SO F2—SeOF2) mit den Doppelbindungsanteilen
des Sauerstoffs und der hohen Elektronegativität des
Fluors die U nterschiede von Schwefel- und Selen­
atom en im koordinativen V erhalten deutlicher sind
als bei den binären Chloriden oder Bromiden jeweils
gleichen Formeltyps dieser Elem ente (SC14—SeCl4,
XSSX—XSeSeX).
Die N ahordnung, wie sie in der A bb. 1 für das
Schwefelatom S(2) dargestellt ist und auch für das
SeO F2 gilt (s.o .), scheint bei dieser V erbindungs­
klasse eine bevorzugte zu sein. Sie wird auch in der
nicht isotpyen K ristallstruktur des Thionylchlorids
SOCl2 aufgebaut, die kürzlich bestimmt werden
konnte [19] und in der analoge Bindungsverhältnisse
und interm olekulare Param eter wie in dem hier be­
schriebenen SO F2 gefunden wurden.
[1] M itteilung VII: D . M ootz und D . B oenigk, Z. Natur­
forsch. 39 b, 298 (1984).
[2] R. K niep, L. K örte, R. Kryschi und W. Poll, A ngew .
C hem . 96, 351 (1984).
[3] P. B orn, R. K niep, D . M ootz, M. H ein und B. Krebs,
Z. Naturforsch. 36b, 1516 (1981); R. K niep, L. Körte
und D . M ootz, Z. Naturforsch. 36b, 1660 (1981).
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