Studienprotokoll Offene, prospektive, multizentrische Untersuchung zur klinischen Signifikanz der kombinierten serologischen (Galaktomannan (GM)-ELISA, (1 3)-β-D-Glukan-Assay (BDG)) und molekularbiologischen (nested-Aspergillus-Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR-) -Assay) Diagnostik in Pleuraerguss-Proben bei immunsupprimierten Patienten mit vermuteter invasiver pulmonaler Aspergillus-Infektion (EFFU-ASP-Studie) Studienleitung: Prof. Dr. med. Dieter Buchheidt (Leiter der klinischen Prüfung) Dr. med. Mark Reinwald Dr. sc. hum. Birgit Spiess Institution: III. Medizinische Klinik (Direktor: Prof. Dr. W.-K. Hofmann) Universitätsmedizin Mannheim Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg Theodor-Kutzer-Ufer 1-3 68167 Mannheim Tel.: 0621-383-4115, Fax: 0621-383-4201 [email protected] Probeneinsendung: Wissenschaftliches Labor / AG Buchheidt 3. Medizinische Klinik Universitätsmedizin Mannheim Pettenkoferstr. 22 68169 Mannheim Protokoll-Version 1.0 / 31-JAN-2014 Votum der Ethik-Kommission II, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg (20.2.2014) Die Studie wird durch Forschungsmittel von Pfizer (Projektnummer: WI 186518) gefördert. Zusammenfassende Darstellung der Studie Das Hauptproblem beim Management lebensbedrohlicher Pilzinfektionen bei immunsupprimierten Patienten ist die oft unzureichende Frühdiagnostik; dies gilt in erster Linie bei Infektionen durch Fadenpilze. Da sich diese Infektionen in der Gruppe der Hochrisiko-Patienten überwiegend zunächst pulmonal manifestieren, nimmt die Diagnostik aus respiratorischem Material, bisher in erster Linie bronchoalveolärer Lavageflüssigkeit (BAL), einen entscheidenden Stellenwert ein; die Sensitivität klinisch eingesetzter kulturell-diagnostischer Verfahren aus Blutproben ist sehr niedrig. Bei immunsupprimierten Patienten, insbesondere bei hämatologischen Hochrisikopatienten mit tiefer Neutropenie und Thrombopenie, sind invasive diagnostische Verfahren im prognostisch entscheidenden frühen Krankheitsverlauf nicht durchführbar, so dass, im Hinblick auf eine Sicherung der Diagnose, neben der kulturellen Erregerdiagnostik indirekte Verfahren zum Erregernachweis („Biomarker“) deutlich an Bedeutung gewonnen haben. Während der Nachweis der Surrogatmarker Galaktomannan (GM) und (1 3)-β-D-Glukan (BDG) für die Diagnostik von Infektionen aus Blutproben von Hochrisikopatienten inzwischen einen in Studien validierten, wenngleich nicht unumstrittenen klinischen Stellenwert hat, ist bislang die diagnostische Signifikanz für beide Methoden -für die Diagnostik aus anderen klinischen Proben- nicht hinreichend validiert (BDG) oder wird hinsichtlich des cut-off-Wertes uneinheitlich beurteilt (GM). Pathophysiologisch wird bei der invasiven pulmonalen Aspergillus-Infektion (IPA) der Erreger nach der Invasion des Alveolarraumes und einer konsekutiven Angioinvasion hämatogen propagiert und verursacht häufig subpleural gelegene hämorrhagische Lungeninfarkte, gefolgt von einer pleuritischen Manifestation der Infektion. Zusätzlich bestehen klinische Daten, dass Pleuraergüsse bei nahezu der Hälfte der Patienten mit IPA auftreten und Patienten mit Pleuraergüssen bei IPA eine signifikant höhere Mortalität aufweisen. Darüber hinaus konnte unsere Arbeitsgruppe in einer kürzlich publizierten Untersuchung zur diagnostischen Wertigkeit des von uns etablierten und mehrfach validierten sensitiven und spezifischen diagnostischen nested-Aspergillus-Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR-) -Assays zeigen, dass die molekularbiologische Diagnostik von Pleuraerguss-Aliquots bei Patienten mit einer „proven“ oder „probable“ IPA (nach EORTC-/MSG-2008-Konsensus-Kriterien) einen hohen diagnostischen Stellenwert bei Hochrisikopatienten aufweist. Ziel dieser aktuellen, offenen prospektiven, multizentrischen Diagnostik-Studie ist es somit, die diagnostische Wertigkeit der serologischen und molekularbiologischen BiomarkerDiagnostik aus Pleuraerguss-Proben von immunsupprimierten Patienten mit hohem Risiko für eine IPA zu überprüfen. Dazu werden Pleuraerguss-Aliquots von Patienten mit definierter Risikokonstellation, für die ein hohes Risiko besteht, an einer pulmonalen Aspergillus-Infektion zu erkranken, quantitativ auf (1 3)-β-D-Glukan und Galaktomannan untersucht, um valide Detektionsgrenzen für diese Marker in Pleuraerguss-Proben an einer strikt definierten Patientengruppe zu etablieren. Zusätzlich erfolgt die molekularbiologische Infektionsdiagnostik mittels des nestedAspergillus-PCR-Assays unserer Arbeitsgruppe. Die diagnostische Wertigkeit wird durch Berechnung der „Operating Characteristics“, speziell der Sensitivität, der Spezifität, des positiv- und des negativ-prädiktiven Werts sowie der „diagnostischen Odds Ratio“ für die jeweiligen Biomarker einzeln sowie in Kombination bestimmt. Es soll damit überprüft werden, ob die Analyse von Biomarkern aus Pleuraergüssen die Sicherheit der Diagnose beim Verdacht auf das Vorliegen einer IPA verbessern kann. Über zusätzlich durchgeführte „Receiver-Operating-Characteristics-“ (ROC-) Analysen sollen ferner die für die Pleuraerguss-Diagnostik bislang nicht bekannten Cut-Off-Werte für die ordinal skalierten Biomarker (BDG, GM) bestimmt werden. Mit diesem Ansatz soll der Stellenwert von BDG und GM in Kombination mit dem molekularbiologischen Assay (nested Aspergillus-PCR) und den diagnostischen Standardmethoden (Computertomografie der Lunge und, soweit verfügbar, Kultur und Histologie) in der Diagnostik invasiver pulmonaler Infektionen durch Aspergillus-Spezies multizentrisch und prospektiv evaluiert werden. Darüber hinaus sollen Daten zum klinischen Verlauf der Erkrankung erhoben werden, um einen potenziellen Einfluss der untersuchten Diagnostikparameter auf die antimykotische Therapie und die Prognose der erkrankten Patienten abschätzen zu können.