Feuerbrand (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Feuerbrand) Feuerbrand ist eine gefährliche, durch das Bakterium Erwinia amylovora verursachte Pflanzenkrankheit. Sie befällt vor allem Kernobstgewächse und kann sich seuchenartig schnell ausbreiten. Der Feuerbrand wurde vor etwa 200 Jahren zum ersten Mal in Amerika beobachtet. 1957 erreichte die Krankheit Europa, wo sie sich von England aus über den gesamten europäischen Kontinent verbreitete. Der Erreger Der Erreger des Feuerbrands ist ein Bakterium mit dem Namen Erwinia amylovora [(Burrill 1882) Winslow et al. 1920] aus der Familie der Enterobacteriaceae. Er ist morphologisch ein peritrich begeißeltes (also teilweise bewegliches), gramnegatives und fakultativ anaerobes Stäbchenbakterium, dessen optimale Wachstumstemperatur zwischen 21 und 28 °C liegt. Die minimale und maximale Temperatur für eine Entwicklung dieses Bakteriums liegt aber immerhin noch zwischen 3 bis 12 °C und 32 bis 42 °C. Der Wirtspflanzenkreis Der Wirtspflanzenkreis des Feuerbranderregers umfasst etwa 174 Arten aus 40 Gattungen in der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Besonders anfällig ist die Unterfamilie der Kernobstgewächse (Maloideae); sie gilt als Hauptwirtspflanzengruppe, denn nur auf diesen Arten kann der Erreger überwintern. Die anfälligsten Wirte sind: Obstgehölze * * * * Quitte Birnen Äpfel Mispel 1/5 Zier- und Wildgehölze * * * * * * * * * * * * * Felsenbirne Apfelbeere Schein- und Zierquitte Cotoneaster Weißdorne und Rotdorn Wollmispel Feuerdorn Speierling Vogelbeere Elsbeere Mehlbeere (außer schwedische Mehlbeere) Lorbeermispel Eberesche Verbreitung Der Feuerbrand wurde in Österreich erstmals 1993 in Vorarlberg nachgewiesen. In den letzten vier Jahren (Stand 2006) hat er sich meist als Folge des Transportes von infizierten Pflanzen auf ganz Österreich und auch in Deutschland, der Schweiz und Norditalien ausgebreitet. Die gefährliche Infektionszeit ist das Frühjahr und der Sommer. In der Schweiz wie auch in Deutschland sind im Jahr 2007 besonders stark die Ost- und Zentralschweizer Kantone sowie die Bodenseeregion betroffen. Man geht davon aus, dass mehrere Obstplantagen gerodet werden müssen. Im Kanton Thurgau sowie im südlichen Lindauerkreis sind mindestens 2/3 aller Obstplantagen betroffen. Infektionswege Aufgrund des hohen Infektionspotentials ist grundsätzlich alles und jeder, der mit dem Bakterium in Berührung kommt, ein potenzieller Vektor für die Verbreitung. Über größere Entfernungen spielen vor allem die Ausfuhr von kontaminiertem Pflanzenmaterial, aber auch der Transport von kontaminierten Gegenständen (Verpackungsmaterial, Schnittwerkzeug) eine entscheidende Rolle. Auch Großwetterereignisse und Zugvögel können für die Verbreitung des Erregers über größere Distanzen in Frage kommen. Im Nahbereich erfolgt die Verbreitung des Bakterienschleims durch Wind, Regen, Insekten (Fliegen, Bienen, Wespen, Hummeln), Kleinsäugetiere, Vögel und den Menschen. 2/5 Ein Eindringen der Bakterien in das Pflanzengewebe erfolgt während des aktiven Wachstums der Pflanze über natürliche Eintrittspforten wie Stomata, Lentizellen, und Nektarien oder über Wunden an Blättern, Trieben oder Zweigen. Man unterscheidet folglich drei Infektionsarten: * Blüteninfektion („Blossom blight“) (häufigste Variante) * Triebinfektion („Shoot blight“) * Infektion aus wieder aktiv werdenden Befallsstellen („Canker blight“) Zur Vorbeugung wird in fast allen EU-Ländern ausnahmslos das Antibiotikum Streptomycin verwendet. Dies reduziert nachweislich den Feuerbrand um über 95%. Trotzdem ist der Einsatz umstritten, weil man Resistenzen befürchtet. In der Schweiz ist der Einsatz verboten, in den übrigen Ländern innerhalb und außerhalb der EU ist er Usus. Auch in Österreich wird Streptomycin vor allem in Vorarlberg eingesetzt. Daher bleibt nur die Rodung der betroffenen Bäume. In der Schweiz wird eine kleine Entschädigung ausbezahlt. Krankheitsbild Das Krankheitsbild des Feuerbrands äußert sich dadurch, dass Blätter und Blüten befallener Pflanzen plötzlich vom Blattstiel welken und sich braun oder schwarz verfärben. Die Triebspitzen krümmen sich aufgrund des Wasserverlustes hakenförmig nach unten. Die Pflanze sieht dann wie verbrannt aus (daher der Name „Feuerbrand“). Innerhalb von zwei bis drei Wochen sterben junge Pflanzen ab. Bei älteren Pflanzen breitet sich die Erkrankung innerhalb eines oder mehrerer Jahre aus und führt zu deren Absterben. Zur eindeutigen Diagnose ist eine Laboruntersuchung notwendig. Außerdem tritt an den Infektionsstellen ein Bakterienschleimaustritt auf, im Winter kann es zu einem Einsinken der Rinde kommen (Canker-Stellen). Die am meisten gefährdeten Pflanzen sind Apfel- und Birnbäume sowie die Quitte und der Weißdorn. Die Befallstärke der Pflanze hängt von unterschiedlichen Faktoren und deren Wechselwirkung ab. Diese sind: Klima3/5 und Standortverhältnisse, Pflanzenart und deren Vitalitätszustand, Bakteriendichte auf der Pflanze und Umgebung, Kulturmaßnahmen. Meldepflicht und Gegenmaßnahmen Da der Feuerbrand von einem hochinfektiösen Bakterium ausgeht, müssen befallene Pflanzen sofort gefällt beziehungsweise gerodet und an Ort und Stelle verbrannt werden, um ein Ausbreiten des Feuerbrands zu unterbinden. Da es sich um einen Quarantäneschaderreger handelt, muss der jeweilige Pflanzenschutzdienst darüber informiert werden (meldepflichtig in der ganzen EU und in der Schweiz). Für die Gesundheit des Menschen besteht durch diese Pflanzenkrankheit keine Gefahr. Sonstiges In Australien ist diese Krankheit noch nie aufgetreten. Um zu verhindern, dass die Krankheit in das Land eingeführt wird hat das Land seit 1921 ein Einfuhrverbot für Äpfel verhängt. Neuseeland reichte dagegen am 20. August 2007 Klage beim Schiedsgericht der Welthandelsorganisation gegen Australien ein.[1] Literatur * BBA Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft [Hrsg.] (2003): Eine Gefährdung für den Streuobstbau: Der Feuerbrand/ Eine Untersuchung im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau. Berlin/Braunschweig. * MAYR, J. (2004): Der Beflug von Feuerbrandwirtspflanzen durch Bienen. Dipl. Arb., Universität für Bodenkultur, Wien. * PFATTNER, M. (2005): Feuerbrand in Südtirol. Eine Untersuchung über Gefahr und Gefährdung autochthoner Feuerbrandwirtspflanzen im Wald. Dipl. Arb., Universität für Bodenkultur, Wien. * WINSLOW, C.E.A./ BROADHURST, J:/ BUCHANAN, R.E./ KRUMWIEDE, Jr.C./ ROGERS, L.A./ SMITH, G.H. (1920): The families and the genera of the bacteria. Final report of the Committee of the Society of American Bacteriologists 4/5 on characterization and classification of bacterial types. Journal of Bacteriology 5; S.191-229. 5/5