MLAN3 2 TRAPEZMETHODE 1 1 Fehlerabschätzung für die Numerische Integration Zu bestimmen ist eine Näherung für das bestimmte Integral Zb I= f (x) dx wobei b>a a Der dabei gemachte Fehler hängt von der verwendeten numerischen Methode ab. 2 Trapezmethode Satz 1 Trapezregel Sei ∆x = h = b−a n , Stützstellen xk = a + k · ∆x, k = 0, 1, 2, . . . , n (äqudistante Zerlegung des Intervalls [a, b]) mit den Stützwerten yk = f (xk ). Die Trapezregel liefert die Approximation ³y yn ´ 0 T (h) = h · + y1 + y2 + . . . + yn−1 + 2 2 Für den dabei gemachten Fehler gilt: (1) |I − T (h)| = b − a 2 00 h |f (ξ)| 12 a≤ξ≤b Bemerkung 1 Abschätzung Da ξ unbekannt, kann für eine gewisse Genauigkeit die erforderliche Schrittweite h nur bestimmt werden, falls |f 00 (x)| in [a, b] nach oben abgeschätzt wird, d.h. |I − T (h)| ≤ b−a 2 h M 12 wobei M := max |f 00 (x)| a≤x≤b Bemerkung 2 praktisches Vorgehen Häufig wird diese Abschätzung nicht durchgeführt, sondern es wird eine Folge von Näherungen {T (hi )} berechnet, indem hi+1 = h2i (fortgesetzte Halbierung i = 0, 1, 2, . . .). Abbruch dieses Vorgehens, falls zwei aufeinanderfolgende Näherungen bis auf eine vorgegebene Genauigkeit übereinstimmen. 2.1 Beweis von (1) Betrachte das Teilintervall [xk , xk+1 ] f (x) ..... .......... .... ... ... .............. ... ..................... .... ... ........ ........... .................. .... ... ............. ... ... ... ... .... ... ... ... ... k+1 ... ... ... ... ... ... ... ... k .... ... ... ... .. ... ... ... ... ... ... ... .. ... ... ... ... .. .................................................................................................................................................................................................................................................................................................................. .. .. .. .. .. ... ... k+1 k ... ... .... D(h) y y x m x 0 Tk (h) := h 2 x · (yk + yk+1 ) Der absolute Fehler D(h) auf diesem Intervall ist xZk+1 (2) D(h) := f (x) dx − xk zhaw h · (f (xk ) + f (xk+1 )) 2 ungr/trapez_begr.tex MLAN3 2 mit h = xk+1 − xk , m = xk +xk+1 , 2 m+ h 2 Z D(h) (3) = TRAPEZMETHODE xk = m − h 2 2 und xk+1 = m + h2 . µ µ ¶ µ ¶¶ h h h f (x) dx − · f m − +f m+ 2 2 2 m− h 2 (4) = F µ ¶ µ ¶ µ µ ¶ µ ¶¶ h h h h h −F m− − · f m− +f m+ m+ 2 2 2 2 2 wobei F eine Stammfunktion von f . Erste Ableitung von D(h): Mit der Kettenregel erhalten wir (5) d D(h) = dh D0 (h) µ µ µ µ ¶ ¶ ¶ µ ¶¶ 1 h 1 h 1 h h = f m+ + f m− − · f m− +f m+ 2 2 2 2 2 2 2 µ µ ¶ µ ¶¶ h 1 0 h 1 0 h + f m+ − · (− ) f m − 2 2 2 2 2 µ µ ¶ µ ¶¶ h h h = (− ) · f 0 m + − f0 m − 4 2 2 (6) (7) (8) Nach dem Mittelwertsatz der Differentialrechnung gibt es ein ξh so, dass µ ¶ µ ¶ h h h h f0 m + − f0 m − = h · f 00 (m + ξh ) − ≤ ξh ≤ 2 2 2 2 ³ 2´ also D0 (h) = − h4 · f 00 (m + ξh ). Aus (3) folgt: D(0) = 0 und daher kann D(h) wie folgt dargestellt werden: Zh 1 D (t) dt = (− ) 4 Zh 0 D(h) = 0 t2 · f 00 (m + ξt ) dt − 0 h h ≤ ξt ≤ 2 2 Mit dem erweiterten Mittelwertsatz (9) der Integralrechnung bekommen wir 1 D(h) = (− ) f 00 (ξk ) · 4 Zh 0 1 h3 h3 t2 dt = (− ) f 00 (ξk ) · = − f 00 (ξk ) 4 3 12 xk ≤ ξk ≤ xk+1 Für den Gesamtfehler müssen alle Beiträge D(h) der einzelnen Teilintervalle addiert werden: xk+1 n−1 n−1 X Z h3 X 00 f (x) dx − Tk (h) = − f (ξk ) 12 k=0 Betrachte den Mittelwert M := 1 n k=0 xk n−1 P f 00 (ξk ). Falls f 00 stetig in [a, b], muss es wiederum ein ξ ∈ [a, b] geben, k=0 so dass M = f 00 (ξ) (wegen dem Mittelwertsatz der Integralrechnung). Zb =⇒ f (x) dx − T (h) = − a b − a 2 00 h3 n f 00 (ξ) = − h f (ξ) 12 12 da n·h=b−a ¤ zhaw ungr/trapez_begr.tex MLAN3 3 METHODE VON SIMPSON 3 2.2 Erweiterter Mittelwertsatz der Integralrechung Sind f und g im Intervall [a, b] stetig und gilt g(x) ≥ 0 für alle x ∈ [a, b], dann existiert ein ξ ∈ (a, b) so dass gilt: Zb (9) Zb f (x)g(x) dx = f (ξ) a g(x) dx a < ξ < b, ξ∈R a Beweis: Sei k = Minimum und K = Maximum von f auf [a, b]. So folgt aus k ≤ f (x) ≤ K und der Monotonie und Linearität des Integrals Zb k Zb g(x) dx ≤ a Zb f (x)g(x) dx ≤ K a g(x) dx a Es gibt also ein η ∈ [k, K] mit Zb Zb f (x)g(x) dx = η a g(x) dx a und aus dem Zwischenwertsatz folgt, dass es ein ξ ∈ (a, b) mit f (ξ) = η gibt. ¤ 3 Methode von Simpson Auch hier betrachten wir der Einfachheit halber eine äquidistante Zerlegung von [a, b]. Für diese Methode ist allerdings immer eine gerade Anzahl Teilintervalle erforderlich. Satz 2 Simpson Sei ∆x = h = b−a 2n , Stützstellen xk = a + k · ∆x, k = 0, 1, 2, . . . , 2n mit den Stützwerten yk = f (xk ). Die Methode von Simpson liefert den Näherungswert S(h) = h · (y0 + 4 y1 + 2 y2 + . . . + 2 y2n−2 + 4 y2n−1 + y2n ) 3 Für den dabei gemachten Integrationsfehler gilt: (10) |I − S(h)| = b − a 4 (4) h |f (ξ)| 180 wobei a≤ξ≤b Bemerkung 3 Abschätzung Da ξ unbekannt, kann für eine gewisse Genauigkeit die erforderliche Schrittweite h nur bestimmt werden, falls |f (4) (x)| in [a, b] nach oben abgeschätzt wird, d.h. |I − S(h)| ≤ b−a 4 h M 180 wobei M := max |f (4) (x)| a≤x≤b Bemerkung 4 Für Polynome vom Grad n = 3 gilt: Integrationsfehler ist identisch Null, da die vierte Ableitung verschwindet. Bemerkung 5 Die Methode von Simpson ist auch unter dem Namen „Fassregel von Kepler“ bekannt: für das Volumen eines Körpers gilt: V = h6 (G + 4 · M + D), wobei h = Höhe des Körpers, G = Flächeninhalt der Grundfläche, D = Flächeninhalt der Deckfläche und M = Flächeninhalt des Körperquerschnitts auf halber Höhe. zhaw ungr/trapez_begr.tex MLAN3 3 METHODE VON SIMPSON 4 Aufgabe 1 I= R2 (x3 + 2x2 + 1) dx 0 a) Analytisch. b) Mit der Methode von Simpson für h = 1. c) Wie gross ist bei b) der Integrationsfehler? (mit Begründung) Aufgabe 2 Wie gross muss h sein, damit das Integral Z100 I= 0 dx 1 + x2 mit der Methode von Simpson bis auf einen Fehler ε < 10−6 berechnet werden kann? a) Bestimmung von h. b) Verifikation durch Integration mit h aus a) nach Simpson. 3.1 Beweis von (10) Der Beweis läuft analog zu demjenigen für die Trapezmethode. Mit denselben Bezeichnungen haben wir m+ h 2 Z (11) D(h) = f (x) dx − h 3 µ µ ¶ µ ¶¶ h h f m− + 4 f (m) + f m + 2 2 m− h 2 zhaw ungr/trapez_begr.tex