Kongressjournal

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Band 9 / Heft 11
www.springer.at/wmw-skriptum
ISSN Print 1613-3803
P. b. b. Verlagspostamt 1201 Wien / Plus.Zeitung 07Z037513P
11/12
SpringerMedizin.at/schwerpunkt/oedg-2012
SpringerMedizin.at/schwerpunkt/hno-2012
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Kongressjournal
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inhalt
11/12
Inhalt
40. Jahrestagung
der Österreichischen
Diabetes Gesellschaft
brief des herausgebers
4Editorial
H. Drexel und C. H. Säly, Feldkirch
beiträge
6 Zellverkapselung in der Diabetologie
E. M. Brandtner, A. Mündlein, B. Salmons und H. Drexel, Feldkirch – Singapore
15. – 17. November 2012,
Salzburg Congress Center
8 Neurokognitive Entwicklung bei Kindern mit Diabetes
S. Hofer, Innsbruck
9Possible Mechanisms underlying the increased risk of
diabetes mellitus associated with statin treatment
A. v. Eckardstein, Zürich
12 Diabetes und Koronare Herzkrankheit
C. H. Säly und H. Drexel, Feldkirch
13 Hypertonierisiko bei Diabetes
M. Lechleitner, Hochzirl
© Photographer Luigi Caputo
14 Aktuelle Therapieschemata 2012
M. Clodi, Wien
15 Diabetesrisiko bei Frauen und Männern
H. Brath, Wien
16 Sport bei Diabetes mellitus Typ 1
J. Niebauer, Salzburg
11Impressum
wmw skriptum
© Springer-Verlag
11/2012
3
brief des herausgebers
Willkommen in Salzburg!
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte KongressteilnehmerInnen,
Die Diabetologie entwickelt sich in raschem Tempo, vor allem in Epidemiologie und Therapie.
Die neuesten Entwicklungen werden im Rahmen der Jahrestagung der ÖDG besprochen. Wir haben
daher das übergreifende Thema „Langzeitperspektiven in der Diabetologie“ gewählt.
Prim. o. Univ.-Prof. Dr.
Dr. h.c. Heinz Drexel
Präsident der ÖDG
In der Epidemiologie sehen wir wesentliche neue Erkenntnisse für kardiovaskuläre Erkrankungen.
Das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen ist längst nicht mehr so groß wie dies vor 15 Jahren
geschätzt wurde. Es gibt also gute Nachrichten für Menschen mit Diabetes. Allerdings müssen die
modernen Therapiemöglichkeiten herangezogen werden. Hier ist besonders wichtig, dass wir das
glukozentrische Weltbild verlassen und nicht nur den Glukosestoffwechsel, sondern auch die
Hypertonie und den Lipidstoffwechsel effizient behandeln. Die österreichische Diabetes Gesellschaft
gibt im Rahmen des Kongresses neu überarbeitete Richtlinien zur Bekämpfung dieser Risiken aus.
Diabetes ist keine einzelne distinkte Erkrankung, sowohl Typ-1, aber besonders Typ-2 Diabetes sind
heterogen. Daher ist gut verständlich, dass eine maßgeschneiderte Therapie von großem Wert ist.
Obwohl die „personalised medicine“ noch nicht bewiesen hat, dass sie für den Patienten eine
beweisbare Besserung ergibt, können wir heute Patienten mit unterschiedlichen Wirkmechanismen
behandeln. Daher wird beim Kongress auch ein Schwerpunkt auf GLP-1-Analoga und DPP-4Hemmer gelegt.
Priv.-Doz. Dr.
Christoph H. Säly
Erster Sekretär der ÖDG
Die Österreichische Diabetes Gesellschaft hat international einen ausgezeichneten Ruf. Es war
daher möglich, internationale Experten für Key Note Lectures zu gewinnen. Amerikanische und
europäische Spitzenforscher werden die Phalanx der österreichischen Experten bereichern. Viele
interessante Aspekte aus der österreichischen Forschung konnten aus Abstracts ausgewählt
werden und werden sowohl in Sitzungen mit freien Vorträgen als auch in Postersitzungen präsentiert.
Was in der österreichischen Diabetologie derzeit fehlt, ist ein nationales Diabetesregister. Außerdem
entwickeln sich in der Erstattung von Medikamenten deutliche Nachteile für Österreich. Neue
Medikamente, die in fast allen europäischen Ländern erstattet werden, werden in Österreich vorent­
halten. Auch diese Problemkreise werden im Kongress angesprochen und müssen über die
nächsten Jahre aktiv angegangen werden.
Nunmehr hoffen wir auf einen reibungslosen Ablauf des interessanten Kongressprogrammes.
Prim. o. Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Heinz Drexel
Präsident der ÖDG
Priv.-Doz. Dr. Christoph H. Säly
Erster Sekretär der ÖDG
4
11/2012
© Springer-Verlag
wmw skriptum
40. jahrestagung der österreichischen diabetes gesellschaft
Eva Maria Brandtner1*, Axel Mündlein1, Brian Salmons2, Heinz Drexel1
Zellverkapselung in der Diabetologie
Inselzellen vor dem Immunangriff schützen
Über 18 Millionen Menschen leiden an Typ1-Diabetes (T1D) und sind auf regelmäßige
Insulininjektionen angewiesen, um zu überleben. Selbst trotz genauer Befolgung aller
Dosierungsrichtlinien sind T1D Patienten
ständig in Gefahr, lebensbedrohliche Attacken von Unterzucker zu erleiden und langfristig Organschäden zu entwickeln.
Das T1D zugrundeliegende Absterben
der Betazellen ist irreversibel. Die derzeit
einzige Chance für T1D Patienten, zu einem beschwerdefreien und unbeschwerten Lebensalltag zurückzukehren, ist eine
Pankreas- oder Betazelltransplantation.
Aber wie mit allen Organtransplantationen erfordert auch eine Pankreas- oder
Betazelltransplantation die Anwendung
von Immunsuppressiva, die aufgrund ihrer
schwerwiegenden Nebenwirkungen den
Preis für ein solches Transplantat sehr
hoch erscheinen lassen.
Schutz vor Immunzellen
Deshalb gibt es intensive Bestrebungen,
die transplantierten Betazellen auf mechanischem Wege vor einem Immunangriff zu schützen und so die Risiko/Nutzen
Rechnung zu Gunsten der Betazelltransplantation zu beeinflussen. Dies kann
durch eine Verkapselung von Betazellen
mit semipermeablen Membranen erzielt
werden. Deren Poren sind zwar groß genug, um Nährstoffe, Sauerstoff und Glukose zu den Zellen vordringen zu lassen
und Insulin sowie Stoffwechselprodukte
auszuschleusen, aber doch klein genug,
um Zellen des Immunsystems den Zugang
zu verwehren (Abb. 1A). Es gibt verschiedene Konzepte von sogenannten bioarti­
fiziellen Pankreaten. Je nach Form und
Größe unterscheidet man intra- und extra­
vaskuläre Systeme, und letztere unterteilen sich in Mikro- und Makrokapseln.
Nach ursprünglichen Erfolgen im Tiermodell [1, 2] stellte sich heraus, dass intra­
vaskuläre Systeme gravierende Sicherheitsmängel aufweisen, die sie für den
­klinischen Gebrauch ungeeignet machen.
Extravaskuläre Makrokapseln gibt es als
röhrenförmige und flache Diffusionskammern, die den Vorteil haben, dass sie leicht
wiederauffindbar sind. Röhrenförmige Dif­
fu­sionskammern zeichnen sich durch gute
Biokompatibilität und Langlebigkeit der
Transplantate aus [3]. Allerdings sind sie
­fragil und benötigen große Mengen von
Beta- bzw. Inselzellen [4]. Flache Diffusionskammern sind stabiler, rufen aber starke
Fremdkörperreaktionen hervor, die ein Absterben des Transplantates zur Folge haben
[5]. Eine Technologie namens TheraCyteTM
zeigte vielversprechende Ergebnisse in
Tierstudien [6], wird sich aber in klinischen
Versuchen erst beweisen müssen.
Die meist beforschte und wohl vielversprechendste Strategie zur Immunprotektion von Betazelltransplantaten sind Mikrokapseln (Abb. 1B, C). Die Gründe dafür
liegen unter anderem in ihrer mechanischen Stabilität, ihrem vorteilhaften Verhältnis von Oberfläche zu Masse, der relativ unkomplizierten Herstellung und in
der Tatsache, dass sie ohne großen operativen Eingriff in den Körper implantiert
werden können.
Zur Person
Dr. Eva Maria Brandtner
Vorarlberg Institute for Vascular Investigation and Treatment
(VIVIT)
Akademisches Lehrkrankenhaus Feldkirch
Carinagasse 47
6807 Feldkirch
[email protected]
Erste Schlagzeilen 1994
Mikroverkapselte Inselzellen haben 1994
erstmals Schlagzeilen gemacht, als der
erste T1D Patient für 9 Monate nach der
Transplantation Insulin unabhängig blieb
[7]. Dieser Patient hatte zuvor eine Spenderniere erhalten und war deshalb unter
Immunsuppression.
18 Jahre und zahlreiche klinische Studien später gibt es bis heute keine Berichte
von Langzeit-Insulinabhängigkeit in nichtimmunsupprimierten Patienten. Klinische
Studien von verschiedenen Forschungsgruppen führten zu ähnlichen Ergeb­
nissen [8 – 10]: In den ersten Tagen nach
Transplantation von Alginat-verkapselten
Insel­zellen konnte C-Peptid nachgewiesen werden, aber die Verbesserung des
­Patientenzustandes war bescheiden, und
die Insulintherapie musste fortgesetzt
werden. Die Tatsache, dass derselbe Ansatz, der bei immunsupprimierten Patienten so ausgezeichnet funktioniert hatte, in
immunkompetenten Patienten versagte,
war ein erster Hinweis, dass die Alginatverkapselten Inselzellen eine Immunreaktion hervorrufen.
Alginat-verkapselte Inselzellen
Trotzdem wurde und wird auch heute
noch für die überwiegende Zahl von Studien Alginat als Material für Betazell­
verkapselung benutzt, weil es gut etabliert,
leicht zugänglich und nicht als solches
durch ein weitreichendes Patent geschützt
ist. Die mangelnde Biokompatibilität von
Alginat führt zu heftigen Fremdkörper­
reaktion und dem Überwachsen der Kapseln mit Bindegewebe (pericapsular fibrotic overgrowth) [11]. Diese Bindegewebsablagerungen sind arm an Blutgefäßen und führen zu einem Absterben der
verkapselten Zellen. Trotz vieler Bemühungen, die Zusammensetzung und Reinheit von Alginat und dadurch seine Bio-
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Vorarlberg
Institute for Vascular Investigation and
Treatment (VIVIT), LKH Feldkirch
Singapore
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11/2012
© Springer-Verlag
wmw skriptum
40. jahrestagung der österreichischen diabetes gesellschaft
Abb. 1: (A) Schematische Darstellung von verkapselten Zellen und dem Transit von Molekülen durch die Kapselmembran. (B) Elektronenmikroskopische
Aufnahme von der Oberfläche einer Cellulose Sulphat Kapsel. (C) Elektronenmikroskopische Aufnahme des Kapselquerschnittes mit einzelnen Zel­len (roter
Pfeil); Referenzbalken = 100 µm
kompatibilität zu verbessern [12 – 15], bleibt
das Problem bis heute bestehen [16, 17].
Klinische Studien mit Alginat-verkapselten porcinen Inselzellen zeigten, dass
zwar eine Reduktion der Insulindosis sowie
eine Verringerung der Häufigkeit von Unterzucker-Attacken erreicht werden konnte,
nicht aber die Möglichkeit, auf Insulininjektionen gänzlich zu verzichten [18].
Einkapselung in Zellulose Sulphat
Die Anzeichen häufen sich, dass das Feld
zu voreilig war, sich auf Alginat als Verkap-
selungsmaterial festzulegen. Eine interessante Alternative stellt die Verwendung von
Zellulose Sulphat für die Verkapselung von
Betazellen dar [19]. Zellulose Sulphat wurde
als Material zur Zellverkapselung bereits in
klinischen Studien an Krebspatienten erprobt und hat neben hervorragenden Therapieerfolgen auch ausgezeichnete Biokompatibilität und Unbedenklichkeit bewiesen [20, 21]. Weiters wurde gezeigt, das
die GLP-Produktion von in Zellulose Sulphat verkapselten Zellen durchführbar ist
[22] und dass die so verkapselten Zellen im
gefrorenen Zustand gelagert und transpor-
tiert werden können, was für die Entwicklung eines klinischen Produktes einen
wesent­
lichen Vorteil gegenüber Alginat
darstellt [22].
In Kombination mit einem geeigneten
Typ von Insulin produzierenden Zellen
stellt die Zellulose Sulphat Verkapselung
eine vielversprechende Strategie dar, um
das bioartifizielle Pankreas einen wesentlichen Schritt näher zur lang erwarteten
klinischen Anwendung zu bringen. ■
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40. jahrestagung der österreichischen diabetes gesellschaft
Sabine Hofer, Innsbruck
Neurokognitive Entwicklung bei Kindern mit Diabetes
Hypo- und Hyperglykämie treffen das sich entwickelnde Gehirn
Epidemiologische Untersuchungen zeigen
für Zentraleuropa weiterhin steigende Inzidenzzahlen von Diabetes mellitus Typ 1
(DM1) bei Kindern und Jugendlichen. Die
aktuelle Inzidenz für Österreich liegt bei
17,5/100.000, dies bedeutet einen Anstieg
von DM1 in Österreich um ca. 5 – 6 %/Jahr.
Bemerkenswerter Weise nimmt das Manifestationsalter ab, die Anzahl der unter
5-jährigen mit DM1 steigt rapide. Die zerebrale Entwicklung gerade in dieser Altersgruppe unterliegt einer regen Dynamik, die
konstante und regelmäßige Bereitstellung
von Glukose als Energiequelle ist für das
menschliche Gehirn unerlässlich. Daher ist
es nicht weiter verwunderlich, dass bei Kindern mit DM1 funktionelle und strukturelle
zerebrale Veränderungen beobachtet und
beschrieben werden.
Je jünger desto höher das Risiko
Einen wesentlichen Risikofaktor für die
Entwicklung kognitiver Defizite stellt das
Manifestationsalter dar. Je jünger die Pa­
tienten bei Erstmanifestation und je unreifer das Gehirn bei Diagnosestellung, desto
höher das Risiko für kognitive Dysfunktionen. Erklärt wird dieses Risiko durch die
Unreife des kindlichen Gehirns einerseits
mit der Notwendigkeit der Ausbildung
weiterer Synapsen sowie voranschreitender Myelinisierungsvorgänge, welche durch
chronische Hyperglykämie gestört werden
können. Andererseits liegt eine größere
Vulnerabilität des noch unreifen Gehirns
vor, sodass insbesondere bei schweren
oder prolongierten Hypoglykämien mit
Krampfanfall strukturelle Hirnschädi­
gungen auftreten bzw. provoziert werden
können.
­ esamtperformanz, dies wurde in mehreG
ren Studien unterschiedlichen Designs
gefunden.
Nachteile im Bereich
Lernfähigkeit/-kapazität
Exekutive Funktionen
Milde Defizite der kognitiven Scores sind
bei Kindern mit Diabetes hinsichtlich aller
kognitiven Funktionen beschreiben. Kinder mit jungem Manifestationsalter unter
4 Jahren zeigten negative Beeinflussung
insbesondere hinsichtlich Aufmerksamkeit, Verarbeitungsgeschwindigkeit und
exekutiven Funktionen. In einer rezenten
Metaanalyse weisen Autoren aus Italien
daraufhin, dass Kinder mit schweren Hypoglykämien im Vergleich zu Kindern mit
Diabetes ohne Hypoglykämien vor allem
hinsichtlich Merk- und Lernfähigkeit/-kapazität Unterschiede zeigten.
Schlechtere Performance nach
6 Jahren
Nach einer Beobachtungsdauer von 6 Jahren zeigten Kinder mit Diabetes (trotz initialer Vergleichbarkeit ihrer kognitiven
Leistungen mit der gesunden Kontrollgruppe) eine schlechtere Performanz hinsichtlich Intelligenz, Langzeitgedächtnis,
Aufmerksamkeit, Verarbeitungsgeschwindigkeit und exekutiven Funktionen. Wobei
Kinder mit früher Diabetesmanifestation
vor dem 4. Lebensjahr besonders für die 3
letztgenannten Parameter Defizite zeigten. Verbaler IQ scheint stärker durch
­Diabetes beeinträchtigt zu sein, als die
Zur Person
Priv.-Doz. Dr. Sabine Hofer
Department Kinder- und Jugendheilkunde
Universitätsklinik für Pädiatrie I
Medizinische Universität Innsbruck
Anichstraße 35
6020 Innsbruck
Fax: ++43/512/504-25450
E-Mail: [email protected]
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Insbesondere exekutive Funktionen spielen bei Diabetes mellitus Typ 1 eine
­wichtige Rolle. Die effektive Erfüllung der
täglichen therapeutischen Arbeit (Blut­
zuckermessung, Insulinberechnung und
-injek­tion, Dokumentation der Diabetes­
parameter, Planung der Dosis für sport­
liche Aktivitäten etc.) sind einige kognitive
Fähigkeiten notwendig. Darunter fallen
die Organisationsfähigkeit, Problemlösung,
Planung sowie Aspekte des Arbeitsgedächtnisses und der Inhibitionskontrolle –
zusammenfassend als exekutive Funk­
tionen bezeichnet. Diese exekutiven Funktionen können bei der Bewertung des
klinischen Diabetesmanagements hilfreich sein. Höhere Werte bei Prüfung der
exekutiven Funktionen und bessere metabolische Kontrolle im Sinne niedriger
HbA1c Werte gehen mit einer besseren
Compliance einher. Exekutive Funktionen
können also die Einhaltung von Behandlungsschemata positiv beeinflussen.
Vermeidung von Hypoglykämien
Ob die genannten Veränderungen und
Defizite auf schwere Hypoglykämien mit
Krampfanfällen zurückzuführen sind oder
die mit Diabetes assoziierte chronische
Hyperglykämie verantwortlich zeichnet,
ist schwierig zu differenzieren, aus der bisher vorliegenden Studienlage schwer abzuleiten.
Beiden, sowohl der chronischen Hyper­
glykämie als auch akuten Hypoglykämie,
sind Kinder im Laufe ihrer Diabeteserkrankung ausgesetzt, wobei die Vermeidung von Hypoglykämien – prolongierte,
nächtliche, unbemerkte, ohne und mit
Krampfanfällen – als oberstes Therapieziel
der pädiatrischen Diabetologie gilt. Die
chronische Hyperglykämie dürfte in den
Phasen der aktiven Hirnreifung die Mye­
linisierung und Regulation der Neurotransmitter beeinflussen und über diese
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40. jahrestagung der österreichischen diabetes gesellschaft
Mechanismen zu Störungen der Hirnentwicklung und der neurokognitiven Entwicklung führen, sodass eine strikte meta­
bolische Kontrolle mit niedrigen HbA1c
Werten (kleiner 7,0 %) auch in jungen
­Altersgruppen anzustreben ist.
Zusammenfassend
Eine frühe Diabetesmanifestation in jungen Lebensjahren scheint per se – unab-
hängig vom Auftreten hypoglykämer
Krampfanfälle – ein Risikofaktor für neuro­
psychologische Komplikationen zu sein.
Diese Erkenntnis, gepaart mit dem Wissen
um die Gefahr schwerer Hypoglykämien
und chronischer Hyperglykämien, ist in
der Therapie von Klein- und Schulkindern
mit Diabetes wichtig. Das Therapieziel für
diese Altersgruppe definiert sich im Er­
reichen der niedrigst möglichen HbA1cWerte unter Vermeidung schwerer Hypo-
glykämien – eine Gratwanderung, welche
im klinisch therapeutischen Alltag pädiatrische Diabetologen und Eltern gleichermaßen fordert.
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Arnold von Eckardstein, Zürich
Possible mechanisms underlying the increased risk of
diabetes mellitus associated with statin treatment
The pathogenic role of dyslipidemias in DM
Epidemiological, pathophysiological and
clinical evidence suggest that dyslipidemias play an important pathogenic role in
the development of both atherosclerosis
and diabetes mellitus type 2 (T2DM).
LDL-cholesterol lowering by the use of
statins has become one of the most successful developments in preventive medicine since they help to reduce coronary
heart disease (CHD) event rates by up to
50 % in the highest dosage [1]. However as
the flip-side of the coin, at least 50 % of
CHD events are not prevented despite
state of the art treatment. Moreover, patients receiving statins show a significant
increase in the incidence of T2DM [2]. The
diabetogenic effect of statins is dose-­
dependent [3] and most strongly exerted
in pre-diabetic patients with components
of metabolic syndrome, that is overweight
or obesity, glucose intolerance, elevated
blood pressure, hypertriglyceridemia and
low high density lipoprotein cholesterol
(HDL-C) [4]. Despite these findings opinion leaders continue advocating current
guidelines to lower LDL-C as much as possible in patients with MetS or T2DM [5]
primarily because the benefit of CHD reduction outweighs the risk of T2DM development, but also because of lacking therapeutic alternatives. Nevertheless it is
important to understand the mechanisms
by which statins increase the risk of T2DM,
also because novel strongly LDL-C lowering drugs such as PCSK9 inhibitors are in
clinical development. In principle, statins
may increase the risk of diabetes mellitus
either by inhibiting cholesterol synthesis
Correspondence
Arnold von Eckardstein, MD
University Hospital Zurich
Institute of Clinical Chemistry
Raemistrasse 100
8091 Zurich
Switzerland
E-mail: [email protected]
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or by increasing LDL uptake into betacells. Probably both mechanisms are operative.
LDL and beta cell function
In isolated human and murine islets LDL
decreased maximal glucose-stimulated
insulin secretion (GSIS) already in the
normocholesterolemic range. LDL appe­
ared to affect the secretory machinery
rather than the production of insulin [6].
Moreover and interestingly maximal GSIS
from islets of LDL-receptor (LDLR) knockout mice was not impaired so that the LDL
receptor appears to play a central role in
mediating the adverse effects of LDL on
insulin secretion [6]. These ex vivo observations were confirmed and extended by
in vivo studies of Kruit and colleagues [7]:
They induced or aggravated hypercholesterolemia in wild type-, apoE- or LDLRknock-out mice by feeding a cholesterolrich Western type. ApoE-/- mice but not
LDLR-/- mice showed increased cholesterol content in β-cells, reduced GSIS and
the occurrence of hyperglycemia. In
agreement with an important role of the
LDLR for mediating the deleterious effects of LDL on β-cell function, patients
with heterozygous familial hypercholesterolemia were reported to be at reduced
risk for developing diabetes mellitus
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9
40. jahrestagung der österreichischen diabetes gesellschaft
[8, 9]. Statins may enhance increase risk of
diabetes by increasing the uptake of LDL
into beta-cells via the LDL receptor. The
resulting changes in cellular cholesterol
homeostasis may impair the secretion of
insulin.
In addition to its anti-secretory effects,
LDL decreased the proliferation of β-cells
[6, 10, 11] in an LDL-receptor independent
way. High concentrations but not normal
concentrations of LDL were also found to
induce apoptosis of β-cells. [6, 11]. Possibly it is also oxidized rather than native
LDL induces apoptosis of β-cells [10].
Effects of cholesterol homeostasis
on insulin secretion
Several interferences with the cholesterol
metabolism of β-cells were found to modulate the formation, intracellular trafficking and exocytosis of insulin secreting
granules (ISGs) [12 – 14]. However, the underlying mechanisms are as yet little understood, also because several interventions in the cholesterol homeostasis of
β-cells produced at first sight controversial
results, so that the functionality of β-cells
in insulin secretion does not simply depend on too little or too much of cholesterol:
On the one hand over-expression of
SREBP2, which increases both cholesterol
biosynthesis and LDL-receptor mediated
uptake of cholesterol, caused a diabetic
phenotype by compromising the development of β-cells and inhibiting both basal
and glucose induced insulin secretion
[15]. Likewise, islets of apoE-/- mice,
which are exposed to high cholesterol levels, secrete less insulin than islets of wild
type mice [16]. Also in agreement with an
inhibitory effect of cholesterol, insulin secretion is impaired by the knock-out of
ABCA1 or ABCG1 from β-cells which interferes with cholesterol efflux from the
plasma membrane [7, 17 – 19]. On the other
hand, however, both basal insulin secretion and GSIS were improved by the ad­
dition of cholesterol biosynthesis inter­
mediates to β-cells [20] but impaired by
interference with cholesterol biosynthesis
with inhibitors of HMG CoA reductase or
squalene epoxidase [20, 21].
These at first sight controversial findings on the regulatory role of cholesterol in
β-cells may be explained by different proor anti-secretory effects depending on
their subcellular localization. In fact
β-cells distinguish themselves from other
cells by a relatively high intracellular concentration of unesterified cholesterol
10
11/2012
since the large number of about 9’000
granules in a single β-cell generates a surface area which is 4 to 5 times larger than
that of its plasma membrane [19]. Finely
tuned cholesterol concentrations in both
the membranes of ISGs and the plasma
membrane appear to be crucial for regular
insulin secretion. In general a relatively
high concentration of cholesterol appears
to be needed in the ISGs so that they are
regularly formed and transported from the
Golgi apparatus to the plasma membrane
[22]. Also the docking of the ISGs to the
plasma membrane requires the presence
of cholesterol [23]. However, the final
events preceeding the exocytosis of ISG’s,
appear to be facilitated by low concen­
trations of cholesterol in the plasma
­membrane, such as the occurrence of
­glucokinase, which is the key sensor of
glucose levels in β-cells and hence major
regulator of insulin secretion, glucose-induced F-actin reorganisation, and membrane depolarization are inhibited in the
presence of increased cholesterol levels in
the plasma membrane [22].
Interpretation
Initially, in the WOSCOP study treatment
of severely hypercholesterolemic patients
with pravastatin was found to reduce the
incidence of diabetes mellitus [24]. Later
statin trials, most of which included patients with either moderate hypercholesterolemia or even normocholesterolemia
did not prove this anti-diabetic effect of
statins but rather found a moderately increased incidence of diabetes mellitus­
[2 – 4]. One explanation for these partially
controversial findings may be different
uptake of the various statins by β-cells.
The hydrophilic pravastatin may be little
efficiently taken up by β-cells and hence
exert little effect on cholesterol biosynthesis in β-cells, whereas lipophilic statins
are internalized and inhibit HMG-CoA reductase [21]. In the latter case, the decreased availability of biosynthetic cholesterol may interfere with the formation
and trafficking of ISGs. It may also up-regulate LDL receptor expression and hence
uptake of exogenous cholesterol which
interferes with the exocytosis of maturated ISGs located at the plasma membrane. This pro-diabetic effect of lipophilic statins may become especially
relevant in the treatment of normocholesterolemic patients for example enrolled
into the JUPITER trial [25]. In this situation the extracellular lowering of the antiproliferative or even pro-apoptotic LDL
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has little anti-diabetic effect compared to
the anti-secretory and hence pro-diabetic
effect of inhibited cholesterol biosynthesis and enhanced LDL uptake. By contrast, in the severely hypercholesterolemic WOSCOP population [24] the
lowering of anti-proliferative and perhaps
also pro-apoptotic LDL may have been of
bigger importance, also because the hydrophilic pravastatin is little or not taken
up by β-cells.
Outlook: anti-diabetogenicity
of HDL
Several epidemiological studies have
shown that low plasma concentrations of
HDL-C are associated with increased risk
of T2DM [26]. Traditionally, the low HDLC level in pre-diabetic patients has been
interpreted to be the result of insulin resistance and hence an innocent bystander
of T2DM. However, several more recent
clinical studies as well as in vitro and in
vivo experiments suggest that HDL is important for maintaining glucose homeostasis via both insulin-dependent and -independent pathways in type 2 diabetes
mellitus [12, 13]. The infusion of artificially
reconstituted HDL was found to improve
glycaemia in patients with T2DM [27]. In a
post hoc analysis of data from diabetic
participants in the ILLUMINATE trial, the
addition of the CETP inhibitor torcetrapib
to atorvastatin was found to increase
HDL-C and to improve glycemic control
[28]. Moreover, several studies suggest that
HDL is important for maintaining glucose
homeostasis via both insulin-dependent
and -independent pathways in type 2 diabetes mellitus [12, 13]. It is known that
HDL enhances glucose-stimulated-in­
sulin secretion [12, 13, 29], reverses the
detrimental effects of oxidized LDL- on
beta cells, and inhibits LDL- as well as
­IL1beta- or tapsigargin-stimulated beta
cell apoptosis [6, 30]. In addition, HDL and
apoA-I are known to promote glucose
­uptake and activate AMPK in primary
­human skeletal muscle cells and differentiated adipocytes by an insulin-independent way [27, 31, 32]. In addition, oxidative
metabolism is increased through phosphorylation of acyl-CoA-carboxylase skeletal muscle following the treatment of
HDL [27]. These observations make HDL
an interesting ­target not only for prevention of cardiovascular disease in diabetic
patients but also for prevention of diabetes
manifestation in pre-diabetic patients
with increased risk of diabetes, that is
­metabolic syndrome.
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IMPRESSUM
Herausgeber und Verleger: Springer-Verlag GmbH, Professional Media, Sachsenplatz 4-6, P.O.Box 89, 1201 Wien, Austria, Tel.: 01/ 330 24 15, Fax: 01/330 24 26-260; Internet: www.springer.at, www.SpringerMedizin.at; Geschäftsführung: Peter Hendriks, Harm van Maanen, Dr. Alios Sillaber; Leitung: Mag. Margarete Zupan; Redaktion: Prim. Dr. Herbert Kurz; Redaktionssekretariat: Mag. (FH) Dorothea
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9, Heft 10/2012; Inhalte des „Wiener Medizinischen Wochenschrift Skriptums“ sind ab Oktober 2010 auch über die Zeitungsdatenbank der APA (http://www.defacto.at) abrufbar. Design: Wojtek Grzymala;
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wmw skriptum
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11/2012
11
40. jahrestagung der österreichischen diabetes gesellschaft
Christoph H. Säly und Heinz Drexel, Feldkirch
Diabetes und Koronare Herzkrankheit
Die Größenordnung des Problems
Die koronare Herzkrankheit (KHK) ist die
häufigste Todesursache in der westlichen
Welt. Das Risiko eines heute gesunden
40-jährigen Mannes, im weiteren Verlauf
seines Lebens eine KHK zu entwickeln,
liegt bei fast 50 %. Diabetes mellitus ist ein
Hauptrisikofaktor für KHK; das ohnehin
bereits in der Gesamtbevölkerung hohe
KHK-Risiko ist bei Patienten mit Diabetes
um den Faktor 2-3 erhöht. Zwei Drittel der
Patienten mit Diabetes sterben letztlich an
einem kardiovaskulären Ereignis.
Diabetes: Risikoäquivalent einer
koronaren Herzkrankheit?
Das hohe kardiovaskuläre Risiko von Patienten mit Diabetes wird in den aktuellen
Leitlinien berücksichtigt. Diabetes mellitus
wird hier als Risikoäquivalent einer KHK
betrachtet; das heißt, es wird davon ausgegangen, dass ein Patient mit Diabetes, der
keine KHK hat, ein gleich hohes Risiko für
zukünftige kardiovaskuläre Ereignisse hat
wie ein Patient mit bereits etablierter KHK.
In der Tat gibt es epidemiologische Studien
(unter anderem eine sehr berühmte, von
S. Haffner 1998 im N Engl J Med veröffentlichte Arbeit), die ein ähnlich hohes kardiovaskuläres Risiko für Patienten mit Diabetes ohne etablierte KHK zeigen wie für
Patienten mit KHK, die keinen Diabetes
­haben. Die Mehrzahl der veröffentlichten
Studien unterstützt das Konzept der Risikoäquivalenz von Diabetes und KHK aber
nicht, sondern legt nahe, dass das Risiko
bei Diabetes doch nicht so stark erhöht ist
wie bei bereits etablierter KHK.
Unsere Arbeitsgruppe am VIVIT Ins­
titut am Akademischen Lehrkrankenhaus
in Feldkirch konnte dazu eine Beobachtung machen, die helfen kann, die scheinbaren Diskrepanzen in der Literatur zu
verstehen. Da Diabetes häufig ein Zustand
der sich entwickelnden Atherosklerose ist,
gingen wir von der Annahme aus, dass
viele der in den epidemiologischen Studien als Diabetes-Patienten ohne KHK
eingestuften Patienten in Wirklichkeit bereits eine KHK hatten, die nur noch nicht
klinisch evident war. Die prospektive Untersuchung einer großen Kohorte von koronarangiographierten Patienten machte
es uns möglich, das Risiko, das eine bereits
bestehende KHK und das Diabetes per se
bedingt auseinanderhalten. Wir fanden,
dass jene Patienten mit Diabetes, die in
der Koronarangiographie keine signifikante KHK haben, eine gute Prognose
­haben, die signifikant besser ist jene von
Patienten mit KHK, die keinen Diabetes
haben. Diabetes war in unserer Studie also
nicht Risikoäquivalent einer KHK. Exorbitant hoch war das Risiko schwerer kardiovaskulärer Ereignisse aber bei Patienten
mit der Kombination von Diabetes und
KHK zu Studienbeginn. Diese Arbeit zeigt
also, dass das kardiovaskuläre Risiko von
Patienten mit Diabetes dann hoch ist,
wenn bereits eine KHK besteht, dass es
aber moderat gehalten werden kann,
wenn es nur gelingt, die Entwicklung einer
KHK überhaupt erst zu verhindern.
Ein strenges kardiovaskuläres Risikomanagement ist also bei Patienten mit Diabetes
bereits in der Primärprävention indiziert.
Der Grund dafür ist aber nicht, dass Diabetes per se Risikoäquivalent einer KHK ist,
sondern dass verhindert werden muss, dass
Diabetes-Patienten in die Höchstrisikositua-
Zur Person
Univ.-Doz. Dr. Christoph H. Säly
Abteilung für Innere Medizin und Kardiologie/VIVIT Institut
Akademisches Lehrkrankenhaus Feldkirch
Carinagasse 47
6800 Feldkirch
Fax: + 43/5522/303 7533
E-Mail: [email protected]
12
11/2012
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tion der fatalen Kombination von KHK plus
Diabetes überhaupt erst gelangen.
Was können wir tun?
Diabetes wird über die Blutglukosewerte
definiert. Eine Senkung der Blutglukose als
Maßnahme der kardiovaskulären Prävention erscheint deshalb naheliegend. Leider
haben die diesbezüglichen Studien insgesamt eher enttäuschende Ergebnisse gezeigt. Erst über sehr lange Zeiträume
scheint sich eine konsequente Glukosesenkung günstig auf das kardiovaskuläre
Risiko auszuwirken. Sehr viel größer sind
die Erfolge der Lipidtherapie. Eine sehr
breite Evidenzbasis aus klinischen Studien
zeigt, dass durch eine Senkung des LDL
Cholesterins eine Senkung des kardiovaskulären Risikos bei Patienten mit Diabetes
sowohl in der Primär- als auch in der
­Sekundärprävention möglich ist. Pro Senkung des LDL-Cholesterins um 1 mmol/l
(also um etwa 40 mg/dl) mit Statinen wird
das Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse um etwa 20 % gesenkt. Deshalb
fordern die aktuellen Leitlinien der Österreichischen Diabetesgesellschaft ein LDL
Cholesterin von < 70 mg/dl für alle Patienten mit Typ-2-Diabetes.
Leider kann auch eine konsequente
Senkung des LDL Cholesterins mit Statinen
einen großen Teil der kardiovaskulären Ereignisse nicht verhindern. Auch unter Behandlung mit hochpotenten Statinen bleibt
das Risiko bei Diabetes hoch. Das typische
Dyslipidämiemuster bei Typ-2-Diabetes
sind hohe Trigyzeride, niedriges HDL Cholesterin und kleine, dichte LDL Partikel.
Arbeiten unserer Arbeitsgruppe zeigen,
­
dass dieses Dyslipidämiemuster bei Patienten mit Diabetes ein viel stärkerer Prädiktor
für vaskuläre Ereignisse ist als das LDL Cholesterin, im Besonderen bei Diabetes-Patienten, die bereits ein Statin einnehmen. Mit
der Nikotinsäure ist ein Medikament verfügbar, welches diese Dyslipidämie effizient
behandeln kann. Die große laufende HPS2-THRIVE Studie untersucht, ob durch die
zusätzliche Gabe von Nikotinsäure zu einer
Statintherapie eine weitere Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse erreicht werden
kann.
■
wmw skriptum
40. jahrestagung der österreichischen diabetes gesellschaft
Monika Lechleitner, Hochzirl
Hypertonierisiko bei Diabetes
Organoprotektive Therapie bevorzugt
Diabetiker weisen häufiger als Nicht-Diabetiker hypertone Blutdruckwerte auf. Die
Prävalenz der Hypertonie bei Typ-2-Diabetes beträgt bis zu 60 % und zeigt eine
Korrelation zum kardiovaskulären Risiko
und zur Entwicklung mikrovaskulärer
Spätkomplikationen [1]. Subanalysen der
Framingham Studie belegen, dass das
Vorliegen einer Hypertonie bei Diabe­
tikern mit einer Zunahme des kardiovaskulären Risikos um 57 % und der Gesamtmortalität um 72 % assoziiert ist.
Als pathophysiologische Mechanismen,
die zum Hypertonierisiko bei Typ-2-Dia­
betes beitragen, werden die Insulinresistenz, die Hyperinsulinämie, der erhöhte
Sympathikotonus, eine Stimulation des
intrarenalen Renin-Angiotensin Systems
­
und die h
­ ämodynamischen Veränderungen
bei Adi­positas angeführt.
Männer (n = 4.265)
44
Frauen (n = 4.549)
44
43
40
34
n = 8,814, Angaben in %
33
24
20
15
12
8
6
20 – 29
30 – 39
40 – 49
50 – 59
60 – 69
≥ 70
Ford et al., JAMA 2002; 287:356-359
Abb. 1: Metabolisches Syndrom, Alter und Geschlecht
Therapie nach Leitlinien
Die antihypertensive Therapie erfolgt entsprechend den Leitlinien der nationalen
und internationalen Fachgesellschaften [2].
Als Initialtherapie werden für den Diabe­
tiker im Hinblick auf organoprotektive Effekte Therapieregime, die ACE-Hemmer
oder Angiotensin-Rezeptor-Blocker enthal­
ten, empfohlen [2, 3]. Als Ziel gelten Blutdruckwerte < 140/90 mm Hg, bei Vorliegen
einer Albuminurie <130/80 mm Hg. Klinische Studien, wie die ACCORD Studie, und
Meta-Analysen zeigten für die intensivere
Blutdrucksenkung mit systolischen Werten
unter 120 mmHg Vorteile hinsichtlich eines
reduzierten Schlaganfallrisikos und einer
geringeren Progression der Nephropathie.
Die intensivere Blutdrucksenkung war da-
bei jedoch mit einer Zunahme kardiovaskulärer Komplikationen und der Gesamtmortalität assoziiert [4].
Oft 2- und 3-fach Kombinationen
nötig
Für die klinische Praxis stellt häufig die Effektivität der antihypertensiven Therapie
eine Herausforderung dar, denn nur rund
50 % der Diabetiker erreichen die empfohlenen Blutdruckzielwerte. Unter Bezugnahme auf die großen Interventionsstudien benötigen Diabetiker meist 2-und
3-fach Kombinationen antihypertensiver
Substanzklassen, um eine adäquate Blutdrucksenkung zu erreichen.
Zur Person
Dir. Prim. Ao.Univ.-Prof. Dr. Monika Lechleitner
Innere Medizin
Landeskrankenhaus Hochzirl
Anna-Dengel-Haus
6170 Hochzirl
Fax: ++43/5238/501-45054
E-Mail: [email protected]
wmw skriptum
© Springer-Verlag
Bei Frauen bereits Prähypertonie
gefährlich
Frauen weisen – vor allem aufgrund der
vaskulären Östrogeneffekte – niedrigere
Blutdruckwerte als Männer auf. Die Manifestation eines Diabetes, die Diabetesdauer,
Übergewicht und Adipositas, eine positive
Familienanamnese, die Menopause und
Rauchen korrelieren bei Frauen mit einem
Anstieg der Blutdruckwerte. Aus der
Literatur
10Ferrannini E, Cushman WC (2012) Diabetes
and hypertension. Lancet 380:601-610
20Schernthaner G, Drexel H, Rosenkranz AR,
Schernthaner GH, Watschinger B (2012) Antihypertensive Therapie bei Diabetes mellitus –
Leitlinie der österreichischen Diabetesgesellschaft American Diabetes Association.
Standards of Medical Care in Diabetes 2012. Diabetes Care 2012,35:S11-163
30Cooper-DeHoff RM, Gong Y, Handberg EM,
Bavry AA, Denardo SJ, Bakris GL et al. (2010)
Tight blood pressure control and cardiovascular
­outcomes among hypertensive patients with
­diabetes and coronary artery disease. JAMA
304:61-68
40Novak M; Björck L, Welin C, Manhem K,
Rosengren A. Gender (2011) differences in the
­prevalence of metabolic syndrome in 50-yearold Swedish men and women with hypertension
born in 1953. J Hum Hypertens
5 Fu M (2012) Hypertension in the elderly:
Where are we? International J of Cardiol 155:6-8
11/2012
13
40. jahrestagung der österreichischen diabetes gesellschaft
Women’s Health Initiative ist bekannt, dass
bereits bei einer Prähypertonie ein erhöhtes
Risiko für Myokardinfarkt, Schlaganfall, und
Hospitalisierung aufgrund von Herzinsuffizienz, sowie eine erhöhte kardiovaskuläre
Mortalität besteht. Entsprechend epidemiologischer Untersuchungen ist das metabolische Syndrom bei Männern häufiger als
bei Frauen zu beobachten (Abb. 1). Eine
rezente schwedische Studie beschreibt
­
­unter Einbeziehung von 667 über 50-jäh­
rigen Probanden eine Prävalenz des meta-
bolischen Syndroms bei 16 % der Männer
und bei 10 % der Frauen. Frauen mit einer
systolischen Hypertonie wiesen jedoch ein
7-fach erhöhtes Risiko für ein metabolisches Syndrom auf, Männer hingegen nur
eine Zunahme um das 3-Fache [5].
Höhere Werte im Alter
mendem Lebensalter an [6]. Im höheren
Lebensalter korrelieren die systolischen
Blutdruckwerte mit der kardiovaskulären
Morbi­dität und Mortalität. Die Bludruckzielwerte erfordern vor ­allem beim älteren
Pa­tienten eine Anpassung an die indivi­
duelle Situation und eine Berücksichtigung der potenziellen Nebenwirkungen
der antihypertensiven Therapie.
■
Aufgrund der altersassoziierten degene­­ra­
tiven Gefäßveränderungen steigen die
­sys­to­li­­schen Blutdruckwerte mit zuneh-
Martin Clodi, Wien
Aktuelle Therapieschemata 2012
Breite Individualisierung der Zielwerte
Aufgrund der Entwicklungen der letzten
Jahre war es notwendig, die gültigen Leit­
linien zu überarbeiten und generell eine Individualisierung der Diabetestherapie zu
empfehlen.
Die große Heterogenität der Erkrankung macht einerseits unterschiedliche
Therapieziele, aber auch unterschiedliche
therapeutische Ansätze erforderlich. Dieser Tatsache wird durch unterschiedlichste
HbA1c-Zielwerte Rechnung getragen.
Entsprechend der aktuell verfügbaren
Datenlage sollten die HbA1c-Zielwerte
möglichst individuell an den jeweiligen
Patienten in einem Bereich zwischen 6,5 %
– 8,0 % angepasst werden.
Bei Patienten mit kurzer Diabetesdauer, langer Lebenserwartung und keiner relevanten kardiovaskulären Komorbidität ist ein HbA1c-Wert zwischen 6,0 %
und 6,5 % anzustreben.
Kann dieses Therapieziel nicht kompli-
kationslos und ohne große Gefahr für Hypoglykämien erreicht werden, so ist auch
ein HbA1c-Zielwert von 7 % zumindest für
die Reduktion mikrovaskulärer Spätkomplikationen als ausreichend zu betrachten.
HbA1c-Werte nötigenfalls bis 9,0 %
PatientInnen mit mehreren schweren Hypoglykämien, eingeschränkter Lebenserwartung, multiplen Spätkomplikationen
oder anderen Komorbiditäten profitieren
entsprechend der verfügbaren Datenlage
kaum von einer strikten Blutzuckerkon­
trolle. In diesem Patientenkollektiv sind
HbA1c-Zielwerte bis zu 8 % als ausreichend
zu bewerten, nötigenfalls bis 9,0 %.
Neben dem HbA1c stellen die Nüchtern- und die prandiale Glukose sekundäre Richtgrößen dar. Dementsprechend
sollte die Nüchternglukose unter 130 mg/
dl (ideal < 110 mg/dl) liegen bzw. die post-
Zur Person
Univ.-Prof. Dr. Martin Clodi
Klinische Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel
Universitätsklinik für Innere Medizin III
Medizinische Universität Wien
Währinger Gürtel 18 – 20
1090 Wien
Fax: ++43/1/40593234-4306
E-Mail: [email protected]
14
11/2012
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prandiale Glukose (2 Stunden nach einer
Mahlzeit) < 180 mg/dl sein.
Nach wie vor stellt die Lebensstilmodifikation im Sinne von körperlicher Bewegung (zumindest 150 min/Woche) und
dem Einhalten einer Diät eine der wichtigsten Therapiesäulen dar.
Metformin stellt aufgrund der Reduktion makrovaskulärer Komplikationen auch
in der überarbeiteten Leitlinie das Mittel
der ersten Wahl dar.
Verschiedene
Kombinationstherapien
Sollten innerhalb von 3 Monaten die mit
dem Patienten definierten Therapieziele
nicht erreicht werden, so ist eine Eskalation
der Therapie in Erwägung zu ziehen. Da
diese so individuell wie möglich erfolgen
muss, werden prinzipiell unterschiedlichste Kombinationsmöglichkeiten empfohlen (Metformin + Sulfonylharnstoff, Met­
formin + Pioglitazon, Metformin + DPP IV
Hemmer, Metformin + GLP-1 Agonist, bzw.
Metformin + Basalinsulin).
Im Sinne der zunehmenden Individualisierung der therapeutischen Ansätze
sollten Faktoren wie Alter, Gewicht, Geschlecht, kardiovaskuläre Erkrankungen,
Herzinsuffizienz, chronische Niereninsuffizienz, Leberfunktionsstörungen und Hypoglykämien bei der Auswahl der blut­
zuckersenkenden Substanzen unbedingt
in Erwägung gezogen werden.
wmw skriptum
40. jahrestagung der österreichischen diabetes gesellschaft
Bei Versagen einer Kombinationstherapie ist ein Therapieversuch mittels Tripeltherapie zwar möglich, prinzipiell
sollte aber auch ab diesem Zeitpunkt an
den Beginn einer Insulintherapie gedacht
werden.
ler Parameter für den erfolgreichen Einsatz
von Insulin ist die Verwendung von zielgerichteten Behandlungsalgorithmen. Unabdingbare Basis dafür sind die strukturierte
Blutzuckerselbstkontrolle des Patienten sowie Zielvereinbarungen und Schulung.
Insulintherapie
Substanzabhängig sind einige
Wirkstoffe bei Nierenfunktionsstörung anzupassen
Generell stellt die Basalinsulintherapie eine
einfache und gleichzeitig auch sichere Möglichkeit für den Einstieg in eine Insulintherapie dar. Kann unter dieser Therapie das
individuell festgelegte Therapieziel nicht erreicht werden, so sollte je nach Wünschen
und Bedürfnissen des Patienten eine Intensivierung der Therapie mit Hilfe eines zusätzlich verabreichten, prandialen Insulins
oder mittels Mischinsulin erfolgen. Zentra-
Neben der blutzuckersenkenden Therapie
wird die hohe Wertigkeit eines multifaktoriellen Therapieansatzes (antihypertensive
Therapie + lipostatische Therapie + Hemmung der Thrombozytenfunktion) durch die
aktualisierte Leitlinie erneut hervorgehoben.
Rezente Beobachtungsdaten bringen
die medikamentöse Diabetestherapie in
Zusammenhang mit Malignomen. Diese
sind mit aller Vorsicht zu betrachten, da
sie großteils nicht aus randomisierten,
prospektiven Studien stammen. So zeigte
sich im Gegensatz zu früheren Beobachtungen in der Origin Studie kein erhöhtes
Karzinomrisiko für Insulin Glargin. Theoretische Risiken müssen in jedem Fall gegen den Nutzen einer adäquaten Stoffwechseleinstellung abgewogen werden.
Metformin scheint möglicherweise sogar
protektiv zu wirken.
Die wesentlichste Neuerung der vorliegenden Leitlinie ist eine breite Individualisierung der Zielwerte bzw. der blutzuckersenkenden Therapie. Weiters geht die
Leitlinie detailliert auf die immer komplexer werdende Auswahl des richtigen Therapeutikums ein. ■
Helmuth Brath, Wien
Diabetesrisiko bei Frauen und Männern
Unterschiedliche Gewichtung
Zunehmende Häufigkeit von Übergewicht
und Adipositas sowie niedriger kardiovaskulärer Fitness führt bereits bei Kindern
zu höheren Raten von Diabetes. Interessant ist, dass es schon in diesem Alter
zu Geschlechtsdifferenzen zu kommen
scheint: weibliches Geschlecht war in einer Untersuchung an 203 gesunden Kindern (mittleres Alter: 12,3 Jahre) unabhängig mit Insulinresistenz assoziiert [1]. Als
spekulative Begründung nennen die Autoren, dass auf dem männlichen Geschlecht
der phylogenetische Selektionsdruck
e­ iner hohen körperlichen Fitness lag
und eine niedrige Fitness entsprechend
schlecht toleriert wird. Beim weiblichen
Geschlecht wird der Selektionsdruck genannt, auch unter Nahrungsmittelknappheit reproduktiv sein zu können, dies
könnte eine besondere Suszeptibilität auf
chronische Übernutrition bedingen. Bestätigt wird diese Meinung z. B. durch die
Beobachtung, dass Fitness bei übergewichtigen männlichen Schulkindern ein
stärkerer Prädiktor von Nüchtern-Insulinspiegeln ist als bei weiblichen [2].
© WGKK
Zur Person
wmw skriptum
Dr. Helmut Brath
Interne - Diabetes
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Adaptation in der
Schwangerschaft
Die physiologische endokrine Situation
der Frau hat Einfluss auf den Energiehaushalt, aber auch auf die eventuelle Entstehung eines Diabetes mellitus [3]. Physiologischer Weise steigt in der Schwangerschaft die periphere Insulinresistenz, um
die Ernährung des Föten auch bei schlechter Ernährungssituation zu gewährleisten.
Diese maternale Insulinresistenz wird
durch eine Adaption der Langerhans’schen
Inseln, insbesondere der Betazellen, abgefangen. Charakteristisch ist ein Anstieg
der Insulinbiosynthese, eine gesteigerte
Glukose stimulierte Insulinsekretion und
eine Zunahme der Betazellmasse. Bei
­fehlender oder insuffizienter Adaptation
kann sich ein Gestationsdiabetes entwickeln [4]. Diese reduzierten Adaptationsmechanismen sind aber auch ein ausgeprägter Risikofaktor für die Entwicklung
eines späteren Typ-2-Diabetes. Die Ur­
sache der reduzierten Adaptation ist nicht
vollständig geklärt, eine verminderte Reaktion der Betazellen auf Hormone, insbe11/2012
15
40. jahrestagung der österreichischen diabetes gesellschaft
sondere auf 17beta-Östradiol (E2) könnte
aber eine entscheidende Rolle spielen. E2
erhöht in den Betazellen die Insulinbiosynthese, erhöht die Glukose stimulierte
Insulinsekretion und spielt im Betazellüberleben eine Rolle [4]. Bei postmenopausalen Frauen kann Hormonersatztherapie die Diabetesinzidenz reduzieren [5].
Wie komplex die Zusammenhänge sind,
zeigt anderseits, dass supraphysiologische
Östrogendosierung die Glukosehomöostase negativ beeinflusst [6].
Risikofaktor frühe Menarche
Weitere interessante Zusammenhänge zeigen z. B., dass eine frühe Menarche ein Risikofaktor für ein Metabolisches Syndrom
ist. Dies kann nur teilweise von erhöhtem
Body Mass Index (BMI) und schnellerer
Gewichtszunahme erklärt werden. Die
Anamnese einer frühen Menarche könnte
somit helfen, Frauen mit erhöhtem Risiko
leichter zu identifizieren [7]. Der Einfluss
einer frühen Pubertät auf die Inzidenz des
Metabolischen Syndroms ist allerdings
auch bei Burschen/Männern nachgewiesen [8]. Die Existenz eines polyzystischen
Ovarsyndroms (PCO) sollte unbedingt
auch an Diabetes denken lassen [9].
Bei Männern ist niedriges
Testosteron ein Risikofaktor
Bei Männern zeigt sich ein epidemiolo­
gischer Zusammenhang zwischen nie­dri­
gen Testosteronspiegeln und der Häufig­keit
von Typ-2-Diabetes. Niedrige Test­oste­ron­
spiegel haben eine prädiktive Aussagekraft
eines Typ-2-Diabetes. Symptome können
reduzierte Libido, aber auch reduzierte
Knochendichte und v. a. reduzierte Mus­kel­masse sein. Die Sinnhaftigkeit e­iner
­An­drogensubstitution zur Diabe­tes­prä­ven­
tion und Unterstützung der antidiabetischen Therapie wird bei entsprechendem
Androgenmangel diskutiert [10].
prädiktiv [11, 12]. Zumindest bezüglich
Zigarettenrauchens steht diese Unter­
­
suchung ­allerdings im Widerspruch zu einer frü­heren Studie in einer japanischen
Population, bei der Zigarettenrauchen für
Frauen ein stärkerer Risikofaktor war als
bei Männern [13].
Fazit
Es sind aber nicht nur humorale Faktoren,
die das Diabetesrisiko bei Frauen und
Männern unterschiedlich werden lassen.
In der in Deutschland durchgeführten
KORA-Studie waren Alter, Diabetes-Familienanamnese, BMI, Nüchternglukose
und Rauchen bei Männern stärkere Prädiktoren des Diabetesrisikos, bei Frauen
waren hingegen insbesondere der Zweistundenblutzucker im oralen Glukosetoleranztest und erhöhte Harnsäurewerte
Zusammenfassend kann man sagen, dass
das Diabetesrisiko bei Frauen und Männern zwar durch dieselben Risikofaktoren
getriggert wird, die Gewichtungen aber
unterschiedlich sind. Unterschiede sind
auch durch die physiologisch differente
endokrine Situation zu erklären, wobei
Frauen prä- und postmenopausal unterschiedlich reagieren. Die wissenschaft­
liche Literatur zu diesem Thema nimmt
zwar deutlich zu, ist aber in manchen Bereichen noch nicht konklusiv und noch
weit davon entfernt, in prospektiver Art
und Weise in die Gestaltung großer Studien systematisch ein­gebunden zu werden. Gesicherte Daten zum unterschied­
lichen Diabetesrisiko von Frauen und
Männern sind bzw. wären für eine ziel­
gerichtete Diabetesprävention sehr wertvoll.
■
progestin on the incidence of diabetes in post­
menopausal women: results from the Women’s
Health Initiative Hormone Trial. Diabetologia. 2004
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wmw skriptum
40. jahrestagung der österreichischen diabetes gesellschaft
Josef Niebauer, Salzburg
Sport bei Diabetes mellitus Typ 1
Körperliche Aktivität und/oder strukturiertes Training
Körperliche Aktivität und Sport sind Bestandteil eines gesunden und erfüllten
Lebensstils. Tatsächlich ist eine gute
­
körper­liche Fitness der beste Schutz vor
zahlreichen Erkrankungen und auch der
stärkste prognostische Faktor für die Reduktion von Morbidität und Mortalität.
Möglichst normale Jugend
Gerade für Kinder und Jugendliche ist es
wichtig trotz des DMT1 eine möglichst normale Jugend zu haben. So sollte das „Team“,
welches aus dem Patient, dessen Eltern und
den behandelnden Ärzten besteht, alles daran setzen, dem Kind die Möglichkeit zu geben am Schulsport, gerne aber auch am
Vereins- und bei Wunsch auch Wettkampfsport teilzunehmen. Gerade Kinder
treiben nicht etwa Sport aus gesundheit­
lichen Gründen, sondern werden motiviert
durch Spaß, Spannung, Leistung, Erfolg,
Können, Freundschaft, Kameradschaft und
auch sportliches Aussehen. Getrübt wird
beim Diabetiker die Freude auf den Sport
durch einen Alltag, der von einer großen
Planung geprägt ist, da die Nahrungszufuhr
vor, während und nach dem Sport gut
durchdacht und adäquat in Umfang und
Zusammensetzung sein muss. Auch muss
zu diesen Zeitpunkten mehrfach der Blutzucker kontrolliert werden, damit in Abhängigkeit vom angestrebten Trainingsumfang
und der gewählten Intensität die Stoffwechsellage analysiert und darauf rechtzeitig reagiert werden kann. Je inten­siver der Sport
wird, desto mehr muss auf einen Ernährungsplan, geeignete Sport­getränke und
Snacks, aber auch auf eine intelligente Verabreichung von Insulin geachtet werden.
Tabelle 1
Empfehlungen für die körperliche Aktivität
• 3 – 7 Tagen pro Woche
• 30 – 60 min/Tag
• mindestens 2,5 h körperlich
•
submaximale Intensität (ca. 70 % der in einer maximalen Ergometrie ermittelten maximalen
Herzfrequenz)
• kontinuierliches Ausdauertraining, gerne aber auch Intervalltraining
• Ausdauersport bevorzugen
• prinzipiell ist jeder Sport besser als keiner!
• Krafttraining 3 x 30 min/Woche
Wenngleich es hierzu Studien und Empfehlungen gibt, so wird jeder Sportler auch
durch Ausprobieren herausfinden müssen,
wie er sich optimal auf das bevorstehende
Training bzw. den Wettkampf einstellen
kann. Gelingt dies, so steht auch einer
Sportkarriere nichts im Wege. Tatsächlich
gibt es zahlreiche Weltmeister und Olympiasieger, die einen DMT1 haben.
Körperliche Aktivität und/oder Sport
Körperliches Training und idealerweise
Sport zählen zu den Säulen der nicht-medikamentösen Therapie des Diabetes mellitus Typ 1 (DMT1). Dabei bezeichnet „körperliche Aktivität“ jegliche Form der
körperlichen Bewegung, die den Energiegrundumsatz durch einen zusätzlichen
Energieverbrauch erhöht. Sport hingegen
ist das gezielte, strukturierte Training.
Trainingsempfehlungen
Die Empfehlungen zum Trainieren (Tab. 1)
basieren auf zahlreichen Studien, die wie-
Zur Person
Prim. Univ.-Prof. MBA DDr. Josef Niebauer
Sportmedizin des Olympiazentrums Salzburg-Rif
Institut für präventive und rehabilitative Sportmedizin
Paracelsus Medizinische Privatuniversität
Lindhofstraße 20
5020 Salzburg
Fax: ++43/662/4482-4214
E-Mail: [email protected]
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derholt und überzeugend gezeigt haben,
dass es durch körperliches Training zu einer Verbesserung der Stoffwechsellage,
einer Steigerung der Insulinsensitivität,
­
Verringerung von kardiovaskulären Risikofaktoren, sowie geringerer Morbidität und
Mortalität kommt. Darüber hinaus ist eine
gute körperliche Fitness mit einem bes­
seren Wohlbefinden und einer besseren
Lebensqualität assoziiert.
Sport-induzierte Komplikationen
Patienten mit DMT1 können prinzipiell jedem Sport nachgehen, wobei das Hauptaugenmerk auf einer möglichst hohen Sicherheit für den Patienten gerichtet wird.
Wenngleich bei Sportarten wie z. B. Drachenfliegen bzw. Fliegen, Extrem-Klettern,
Fallschirmspringen, Tauchen u. a. ein deutlich erhöhtes Risiko besteht, so werden
auch diese Sportarten von Patienten mit
DMT1 ausgeübt. Da es hier durch Hypo­
glykämien zu einer Eigen- und Fremdgefährdung kommen kann, müssen gerade diese
Patienten besonders gut geschult werden
und auf mögliche Komplikationen vorbereitet sein. Dabei sollte der Schwerpunkt auf
einer Vermeidung von Stoffwechselentgleisungen (Hypoglykämien, Ketoazidosen)
liegen. Es muss gelernt werden, dass Hypoglykämien am wirkungsvollsten dadurch
vermieden werden können, dass vor dem
Sport weniger Insulin als sonst üblich gespritzt wird. Dies setzt jedoch voraus, dass
schon im Vorhinein bekannt ist wann und
in welchem Umfang trainiert wird. Ist dies
nicht möglich, so kann eine Hypoglykämie
durch Kohlen­hydratzufuhr ggf. vor, wäh11/2012
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rend oder nach dem Training vermieden
werden. Regelmäßige Blutzuckerkontrollen
sind unerlässlich. Auch darf nicht übersehen werden, dass es auch Stunden nach
dem Sport durch eine Umverteilung der zirkulierenden Glukose in die Muskulatur zu
Hypoglykämien kommen kann. Auch die
nächtliche Hypoglykämie kann durch eine
intelligente Zufuhr von geeigneten Kohlenhydraten vermieden werden.
Herrscht eine Hyperglykämie mit Glukosespiegeln von >13,9 mmol/l (> 250 mg/
dl) so darf nicht trainiert werden, da es zu
einer Ketoazidose kommen kann. Erst
wenn durch zusätzliches Insulinspritzen
eine deutliche Verbesserung der Glukosespiegel erzielt wurde, kann mit dem Sport
begonnen werden.
Eine lediglich nach dem Sport auftretende Mikroalbuminurie wird im Wesentlichen als physiologisch angesehen. Diese
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kann selbst bei Gesunden durch einen
Marathon bis auf das 8-fache erhöht sein,
normalisiert sich aber in den folgenden
Tagen. Das Ausmaß der Mikroalbumin­
urie lässt beim DMT1 durchaus auf die
Qualität der Diabeteseinstellung rückschließen.
Ein Nachweis von Ketonkörpern im
Blut oder Urin findet sich bei vermehrter
Fettoxidation in Folge eines absoluten Insulinmangels, Hungerzustands und v. a.
mehrstündigen Ausdauerbelastungen.
Findet sich ein positiver Ketontest nach
Ausdauersport, so kann dies auch ein Hinweis auf eine normale Adaptation an die
Ausdauerbelastung darstellen.
Schlussfolgerung
nur Unsicherheiten auf Seite der Lehrer
und Trainer, sondern auch bei den Eltern
und beim Diabetiker selbst. Durch eine gezielte Diabetikerschulung, die alle Beteiligten mit einschließt, sicher aber die Eltern
und den Patienten im Fokus haben muss,
wird der Umgang mit und das Vermeiden
von Hypo- und Hyperglykämien gelernt.
Bleiben in Folge dessen solche Episoden
aus bzw. werden diese erfolgreich gemeistert, so führt dies nicht nur zu einer Steigerung des Selbstvertrauens, sondern auch
der Selbstständigkeit und Autonomie des
Patienten, was ihn in die Nähe eines „normalen“ Lebens bringt und die Lebensqualität bedeutend verbessert. Gesundes und
lebenslanges Sporteln leistet hierzu einen
bedeutenden Beitrag.
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Möchte ein motivierter Diabetiker möglichst sportlich bleiben, so findet man nicht
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