top Ackerbau Immer mehr Unkraut-Exoten im Mais Die zunehmend höheren Temperaturen sind für Wärme liebende Pflanzen ideal. Und die hier vorgestellten „Exoten“ lieben die Wärme. Peter Klug, Landwirtschaftskammer Steiermark, Österreich, berichtet. D ie Verbreitung der bei uns einwanderndern Pflanzen ist vielfältig. Meist beginnt es als Saatgutverunreinigung in Feinsämereien oder im Vogelfutter. An der Grenze zu Gebieten, in denen die Exoten bereits verbreitet sind, ist die Ausbreitung als „Straßenbegleitgrün“ – wie bei Ambrosia – eine ernstzunehmende Variante. Von Acker zu Acker bieten die Erntemaschinen ihre Transportdienste durch fehlende Zwischenreinigung gratis an. Meist wird das Auftreten im Feld nicht rechtzeitig erkannt. Werden darüber hinaus wenig wirksame Herbizide gewählt, oder erfolgt keine mechanische Bekämpfung, kann sich das Problem im wahrsten Sinne des Wortes „vermehren“. Im Folgenden werden nun einige zwischenzeitlich unfreiwillig, „integrierte“ Neuankömmlinge näher vorgestellt und Bekämpfungsmöglichkeiten aufgezeigt. Die Wärme liebende Giftbeere breitet sich an einigen Standorten immer mehr aus, ist mit den richtigen Mitteln aber leicht bekämpfbar. Giftbeere D Der Einsatz der Hacke verursacht einen Lichtreiz und führt zum erneutem Auflaufen der Pflanzen. 66 top agrar 5/2008 iese aus Peru stammende, blau blühende Zierpflanze tritt an einzelnen Standorten durchaus stark auf. Auch in Deutschland gibt es einige Fundstellen. In der Steiermark erreichte ein Einzelexemplar in Mais über vier Meter Wuchshöhe. Das Auftreten war meist die Folge einer Herbizidwahl, bei der Nachtschattengewächse nicht erfasst werden. Geschieht dies über mehrere Jahre, ist die gewaltige Samenvermehrung ein ernstes Problem. Durch Einsatz von Terbuthylazin oder Triketonen ist die Schadpflanze einfach bekämpfbar. im Frühjahr bis Juni und erreicht je nach Bodenqualität, Feuchtigkeit und Licht eine Wuchshöhe von 30 bis 150 cm. Bei idealen Bedingungen und in Maisfeldern wird sie auch über zwei Meter hoch. Die Blätter sind doppelt bis dreifach gefiedert und gestielt, der robuste Stängel ist meist rötlich. Pro Pflanze können 3 000 bis 60 000 Samen gebildet werden, die bis zu 40 Jahre keimfähig bleiben. Die Pollen gehören zu den stärksten Allergieauslösern. Sie verursachen Heuschnupfen, Bindehautentzündungen und führen häufig auch zu asthmatischen Anfällen. Kleinere Pflanzenbestände sollten noch vor der Blüte ausgerissen werden. Achtung! Die Pflanze nur mit Handschuhen berühren, weil sogar eine Berührung mit der Haut allergieauslösend sein kann. Mähen vor der Blüte schützt nicht 100%ig, weil die abgeschnittenen Pflanzen rasch neue, blütentragende Zweige bilden können. Wiederholtes Mulchen von Weg- und Feldrändern ist deshalb sehr wichtig, um eine weitere Vermehrung einzudämmen. Ambrosia ist ein Unkraut in Sommerungen! In Wintergetreide hat sie durch die Kulturkonkurrenz zunächst keine Chance. Nach der Ernte entwickeln sich die unterständigen Pflanzen jedoch prächtig. Eine Bearbeitung kann den Aufwuchs zwar beseitigen, führt aber zu neuer Keimstimmung, so dass ein Totalherbizid sinnvoller ist. Im Mais sollte eine Bekämpfung nicht vor dem 4. bis 5. Blattstadium des Maises erfolgen, um möglichst viele aufgelaufene Pflanzen direkt zu treffen. Der Einsatz von Triketonen (Callisto, Clio, Laudis, Mikado) in Verbindung mit Kontaktmitteln wie Bromoxynil oder Terbuthylazin (auch Bodenwirkung!) ist am besten. Auch Arrat wirkt gut. Von den Sulfonylharnstoffen ist nur MaisTer gut wirksam. Auch Terano wirkt im Nachauflauf meist ausreichend. Im Vorauflauf kann bei ausreichender Feuchte nur von Merlin und Terbuthylazin (solange nicht resistent) mit einer guten Wirkung gerechnet werden. nierenförmige, dunkelbraune Samen enthalten. Alle Teile der Pflanzen sind giftig, vor allem Blüten, Samen und Blätter. Bei Einzelpflanzen sollten Sie die Samen abreißen und vernichten. Bei chemischer Bekämpfung sind Kontaktmittel mit Bodenwirkung vorteilhaft (Terbuthylazin), weil dadurch später keimende Pflanzen auch erfasst werden. Sehr gut wirken Triketone (Mikado, Callisto, Clio) sowie Terbuthylazin (Click, Zeagran, Bromoterb) und Bromoxynil (nur Kontaktwirkung). Als Sulfonylharnstoff wirkt MaisTer am besten. Mittel mit schlechter Wirkung gegen Nachtschattengewächse brauchen entsprechende Partner. Peak wirkt gut. Mit Arrat sind größere Nachtschattengewächse eher mäßig bekämpfbar. Beim Zerreiben der Stechapfelblätter entsteht unangenehmer Geruch. Foto: Bohren Ambrosia Ambrosia ist an den Feldrändern vieler Kulturen zunehmend zu finden. D ie Beifußblättrige Ambrosie ist auch unter dem Namen Ragweed, Aufrechtes Traubenkraut und Wilder Hanf bekannt. Die Pflanze wurde aus den USA nach Europa verschleppt und breitet sich zunehmend aus. Durch verunreinigtes Vogelfutter tritt die Pflanze immer öfter auch in Haus- und Familiengärten auf. Die Verbreitung entlang von Verkehrswegen ist augenscheinlich. Die geringen Standort- und Feuchtigkeitsansprüche fördern die rasche Verbreitung. Die Beifußblättrige Ambrosie keimt D ie Pflanze ist auch als Stachelnuss, Teufelsapfel und Asthmakraut bekannt. Sie wurde aus Nordamerika eingeschleppt. In Mitteleuropa kommt der Stechapfel (Nachtschattengewächs) als Unkraut auf Äckern, in Hausgärten (Komposthaufen), auf Ödland sowie an Wegrändern vor. Die einjährige Pflanze wird 30 bis 250 cm groß. Der Stängel ist kahl, die Blätter eiförmig, unregelmäßig spitz gelappt bis doppelt gezähnt und dunkelgrün an der Oberfläche sowie graugrün an der Unterseite. Beim Zerreiben der Blätter entsteht übel riechender Gestank. Aus den trompetenförmigen Blüten entstehen etwa 5 bis 7 cm große, stachelige Früchte (Stechäpfel), die zahlreiche Foto: Dr. Osmers Weißer Stechapfel top agrar 5/2008 67 top Ackerbau Samtpappel D as Malvengewächs (auch bekannt als Lindenblättrige Schönmalve, ChinaJute, Indischer Hanf) ist ursprünglich eine mittel- oder südasiatische Heil- und Faserpflanze, die inzwischen aber in weite Teile Asiens, Europas und Nordamerikas verschleppt wurde. Die Ausbreitung kann auf verunreinigtes, importiertes Ölrettich- und Gelbsenf-Saatgut zurückgeführt werden. Nachgewiesen wurde aber auch, dass die Samen die Verdauung der Tiere sowie die Lagerung in Stallmist, Gülle und Silage überstehen, so dass sie auch in Tierfuttermitteln fremder Herkunft vorhanden sein können. Die Pflanzen sollten – soweit dies möglich ist – herausgezogen und unbedingt vom Acker entfernt werden. Abgeblühte, herausgezogene Pflanzen können trotzdem noch keimfähige Samen bilden. Chemische Bekämpfung erfolgt sinngemäß wie bei Ambrosia. Da mit langer Keimdauer zu rechnen ist, sollte die Bekämpfungsdauer möglichst spät un- Erdmandelgras Erdmandelgras ist sowohl mechanisch als auch chemisch sehr schwierig zu beseitigen. D ieses Riedgras mit dreikantigen Stängeln und verzweigtem Blütenstand (Ähren) ist in 68 top agrar 5/2008 Samtpappel kann flächendeckend auftreten. Die Pflanze keimt über einen langen Zeitraum. ter Ausnutzung der Blattwirkung erfolgen. Im Vorauflauf hat Merlin bei ausreichender Feuchte eine recht gute Wirkung. Auch Stomp SC wirkt, bei Trockenheit ist den Subtropen weit verbreitet. Auf feuchteren, sauren Standorten hat es beste Entwicklungsmöglichkeiten in Mais. Die bis 1 m hohe Pflanze ist schwer bekämpfbar. Versuche zeigten eine gute Abbrennwirkung nur mit Calaris und Artett (von Basagran!) bei ca. 5 bis 10 cm Wuchshöhe. Eine nachhaltige Wirkung ist nur bei geringem Befallsdruck zu erwarten. allerdings mit Nachkeimern zu rechnen. Der Nachauflauf im 4. bis 5. Blattstadium des Maises ist besser, um möglichst viele Pflanzen direkt treffen zu können. Triketone in Verbindung mit Terbuthylazin (auch Bodenwirkung!) eignen sich am besten (zum Beispiel Zintan Gold, Platin Pack, Clio Super Pack, Mikado Profi). Von den Sulfonylharnstoffen sind Monsoon und MaisTer gut wirksam. Bei Terano muss die Behandlung vor dem Vierblattstadium des Maises erfolgen. Bromoxynil ist praktisch unwirksam. Japanischer Staudenknöterich D er Japanische Staudenknöterich, auch als Japanischer Buchweizen oder Japanischer Rhabarber bezeichnet, stammt aus Ostasien. Die Pflanze wurde 1825 als Zier- und Futterpflanze nach Europa gebracht, aber auch gezielt als Bienenweide bzw. in der Forstwirtschaft zur Böschungssicherung genutzt. Ähnlich ist der Sachalinknöterich, der 40 Jahre später importiert wurde. Das europäische Kreuzungsprodukt wird Böhmischer Knöterich genannt. Die Staudenknöteriche sind sehr schnellwüchsige, mehrjährige Pflanzen, die meist dichte Bestände bilden. Der Japanische Staudenknöterich vermehrt sich hauptsächlich vegetativ. Schon aus kleinen verschleppten Wurzelteilen können sich neue Bestände entwickeln. Achtung! Wer dieses Unkraut nicht rechtzeitig bekämpft, wird es nicht mehr los! Wiederholtes Mähen bei etwa 40 cm Höhe kann die Pflanze nur an der Aus- top Ackerbau breitung hindern und ist je nach Dichte des Wurzelsystems wirksam. Chemisch ist eine Bekämpfung der Pflanzen, die an Bächen und Gräben die heimischen Pflanzen immer mehr verdrängen, auch wegen der Abstandsregelungen fast nicht mehr möglich. In Maisfeldern werden hauptsächlich Samen keimen, die mit Triketon-Kombinationen einigermaßen stark abgebrannt werden können. Gründliche Bodenbearbeitung zerstört einwachsende Rhizome und schwächt sie derart, dass eine chemische Behandlung noch erfolgreich ist. Verstärkt am Rand auftretende Pflanzen werden durch Glyphosat-Produkte als Punktbekämpfung zumindest in der Entwicklung gebremst. In Sommergetreide sind Wuchsstoffpräparate auch ein Lösungsansatz. Jungpflanzen der Staudenknöteriche sind einigermaßen zu bekämpfen, bereits etablierte Pflanzen fast nicht mehr. Drüsiges Springkraut Das Springkraut wird bis zu drei Meter hoch. Die Pflanze liebt halbschattige, feuchte Standorte, bevorzugt an Flussund Bachläufen. Fotos: Klug (13) N amensgebend für diese aus dem Himalayagebiet stammende Zierpflanze sind Drüsen, die sich an Blattstiel und Blattgrund befinden. Andere Bezeichnungen sind Indisches Springkraut oder Emscher Orchidee. Die Pflanze wurde als Zierpflanze und beliebte Bienenweide 1938 nach England eingeführt. Sie liebt halbschattige, feuchte Standorte und ist deshalb meist neben Flussläufen zu 70 top agrar 5/2008 finden. Da sie bis zu 3 m hoch wird, verdrängt sie die heimische Flora zunehmend, wird aber selbst vom Staudenknöterich stark bedrängt. Durch die Festlegung von Mindestabständen zu Oberflächengewässern wird der Randstreifen zur Einwanderungszone, da die Samen bis 7 m weit geschleudert werden. In Mais ist der Besatz noch kein ernstes Thema. Getreide kann leicht überwachsen werden. Zur Bekämpfung sind Kontaktmittel geeignet. Johnsongras D as ausdauernde, lange Ausläufer bildende Gras (andere Bezeichnungen: Wilde Mohrenhirse, Aleppohirse) stammt vermutlich aus Asien oder Afrika. Die Pflanze sollte durch queckenwirksame Sulfonylharnstoffe normalerweise mitkontrolliert werden. In letzter Zeit wird das Verbreitungsgebiet aber immer größer. Höhere Aufwandmengen oder der Wechsel zu Focus Ultra-resistentem Mais können Lösungsansätze sein. In Soja oder Zuckerrübe sind Gräsermittel (Fops, Dims) wirksam. Von den Triketonen darf keine ausreichende Wirkung erwartet werden. Bekämpfung auch nach Getreide mit Glyphosaten. Johnsongras ist wegen der ausdauernden, langen Ausläufer schwierig zu bekämpfen.