Die Sonnenaktivität im Jahre 1972 - Naturforschende Gesellschaft in

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Die Sonnenaktivität im Jahre 1972
Von
M. WALDMEIER (Zürich)
(Mit 3 Abbitdungen im Text)
The present paper gives the frequency numbers of sunspots, photospheric faculae and prominences
as well as the intensity of the coronal llne 5303 Ä and of the solar radio emission at the wavelength
of 10.7 cm, all characterizing the solar activity in the year 1972.
Die vorliegende Veröffentlichung gibt die die Sonnenaktivität charakterisierenden Häufigkeitszahlen der Sonnenflecken, der photosphärischen Fackeln, der Protuberanzen, die Intensität der
Koronallnie 5303 A und diejenlge der solaren radiofrequenten Strahlung auf der Wellenlänge 10,7 cm.
Mean daily sunspot relative-number
Mittlere tägliche Sonnenflecken-Relatlvzahl
Lowest sunspot relatlve-number
Niedrlgste Sonnenflecken-Relativzahl
Highest sunspot relatlve-number
Höchste Sonnenflecken-Relativzahl
Mean daily group-number
Mittlere tägliche Gruppenzahl
Total number of the northern spot-groups
Gesamtzahl der nördlichen Fleckengruppen
I
Total number of the southern spot-groups I
Gesamtzahl der südlichen Fleckengruppen
Mean equatorial distance of the northern sunspots
Mittlerer Äquatorabstand der nördlichen Flecken
Mean equatorial distance of the southern sunspots I
Mlttlerer Äquatorabstand der südlichen Flecken
Surface covered by fields of faculae on the N-hemisphere
Bedeckung der N-Halbkugel durch Fackelfelder
Surface covered by fields of faculae on the S-hemisphere
Bedeckung der S-Halbkugel durch Fackelfelder
Mean equatorlal distance of the northern faculae
Mittlerer Äquatorabstand der nördlichen Fackeln
Mean equatorial distance of the southern faculae
Mittlerer Äquatorabstand der südlichen Fackeln
Mean daily profile-surface of prominences 1
Mittlere tägliche Protuberanzenprofilfläche
68,9
(66,6)
7
(16)
158
(131)
6,0
(5,8)
171
(217)
253
(220)
11.7°
(l2,8')
11,3'
(ll,2`)
2 ,0%
(3,0 %)
3.2%
(2,7 %)
13,0'
(l3,4')
12,2`
(11.7')
3306
(2921)
202
Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich
Mean daily value of the total emission of the coronal line 5303
Mittlere tägliche Gesamtemission der Koronalinie 5303 A
A 1
j
Mean daily value of the radio emission at the wavelength of 10.7 cm 1
Mittlere tägliche Radioemission auf Wellenlänge 10,7 cm
1973
581,9
(498,l)
120.9
(118,2)
The values put in brackets are concerning the year 1971.
Die ln Klammern gesetzten Werte beziehen sich auf das Jahr 1971.
The tables 1, 4 and 11 give the daily values of the relative-numbers, of the group-numbers and of
the radio emission, the tables 5, 7, 9 and 10 contain the distribution in latitude of the spots, faculae,
prominences and of the coronal intensity. Fig. 1 and 3 show the course of the relative-numbers and
of the radio emission, and by fig. 2 the distribution in latitude of the spots, faculae, prominences
and of the coronal intensity is demonstrated.
Die Tabellen l, 4 und 11 enthalten die Tageswerte der Relativzahlen, der Gruppenzahlen und der
Radioemission, die Tabellen 5, 7, 9 und 10 die Breitenverteilung der Flecken, Fackeln, Protuberanzen und der Koronahelligkeit. In Abb. 1 und 3 ist der Verlauf der Relativzahlen und der Radioemission dargestellt, in Abb. 2 die Breitenverteilung der Flecken, Fackeln, Protuberanzen und der
Koronahelligkeit.
1. Sonnenflecken - Relativzahlen
Die von R. WOLF 1848 ein geführten Sonnenflecken-Relativzahlen beruhen auf der
täglichen Auszählun g der Fleckengruppen, g, und der individuellen Flecken, f. Die
Flecken treten gruppenweise auf, wobei die einzelnen Aktivitätsherde so weit voneinander entfernt sind, dass die Unterteilung in Gruppen eindeutig ist. In Zweifelsfällen können Untersuchungen über die Eigenbewegungen und die magnetischen
Polaritäten über die Zusammen gehöri gkeit der Flecken zu einzelnen Gruppen Aufschluss geben. Die Relativzahl wird aus der Zahl der Gruppen und der Flecken zusammengesetzt, wobei WOLF der Gruppenzahl das zehnfache Gewicht der Fleckenzahl erteilt hat. Wenn beispielsweise an einem Tag drei Gruppen gezählt werden mit
beziehungsweise einem, sieben und dreissi g Einzelflecken, so beträgt die Wolfsche
Relativzahl 68. Da das Resultat der Zählun gen vom Beobachter, vom verwendeten
Instrument, von der Vergrösserung beziehungsweise vom Sonnenbilddurchmesser bei
Verwendun g der Projektionsmethode, und von der Bildqualität abhän gt, erhält man
die auf die Wolfsche Skala bezogene Relativzahl R erst nach Anwendun g eines individuellen Reduktionsfaktors k:
R =k (10g-f).
Dieser Faktor kann nur aus einer län geren Beobachtungsreihe durch Vergleichung
mit den Zürcher Standard-Relativzahlen bestimmt werden.
Für die Sonnenfleckenstatistik sind Homo genität und Vollständi gkeit von erstran giger Bedeutung. Zur Wahrung der Homogenität wird in Zürich für die tägliche
Bestimmun g der Sonnenflecken-Relativzahl noch immer das zu diesem Zweck schon
von WOLF benutzte Instrument verwendet. Es ist ein parallaktisch montierter Zweilinser von 8 Öffnun
cm g und 110 cm Brennweite, der mit einer 64fachen Vergrösserung benutzt wird. Durch ein Polarisationshelioskop wird die Intensität des
Sonnenlichtes in veränderbarem Betra g ab geschwächt, so dass die Beobachtung
unabhängig vom Sonnenstand und von der Transparenz der Atmosphäre stets bei
gleicher Helligkeit des Sonnenbildes erfolgen kann.
203
M. W.ALDMEIER. Die Sonnenaktivität im Jahre 1972
Jahrgang 118
Vollständi gkeit der Beobachtun gen ist von einer einzelnen Station nicht erreichbar.
In Zürich kann die Sonnenflecken-Relativzahl pro Jahr durchschnittlich an 290 Tagen
bestimmt werden, auf unserer Station in Locarno-Monti an 310 Ta gen. Wichtig ist
jedoch, dass das Wetter in Zürich und Locarno vielfach komplementär ist, so dass
die Lückentage an den beiden Stationen nicht zusammenfallen. Zusätzliche Beobachtungen liefert die, allerdings nicht dauernd in Betrieb stehende Station Arosa, die zufol ge ihrer Höhenla ge häufi g, besonders in den Wintermonaten, über dem das
schweizerische Mittelland bedeckenden Nebel liegt.
Die Beobachtungen auf den drei genannten Stationen haben im Berichtsjahr 335
Tabelle 1. Tägliche Sonnenflecken-Relativzahlen R für das Jahr 1972
Monat
Tag I
H
!,
III
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
50
47
49
50
54
55
53
50
39
29
53
49
42 !
44
45
40
45
54
50
52
77
83
86
79
69
64
69
81
79
79
11
l2
13
14
15
16
17
18
19
20
22
27
28
37
40
37
45
54
61
69
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
Mittel
57
60
71
85
104
129
135
144
158
157
IV
V
VI
40
43
43
38
42
56
71 !
73
79
82
28
39
32
34
49
68
79
78
97
94
85
96
105
121
139
115
99
90
79
68
VHI
IX
X
XI
XII
68
74
82
91
104
95
91
82 %
75
64
103
93
89
85
93
85 !
65
60
59
47
127
99
79
78
80
81 !
73
71
59
46
70
65
73
73
67
57 !
54
52
34
30
75
67
49
30
23
19
8
7
14
12
40
31
28
24
21
18
24
29
42
53
62
74
84
80 (I
61
53
59
55
66
56
31
50
55 !
40
42
57
59
57
57
60
43
36
32
37
45
53
44
38
33
47
34
23
15
S
14
34
30
28
44
60
30
33
30
27
21
25
32
28
42
58
61
64
67
69
71
66
71
58
49
54
67
59
57
48
43
39
34
26
25
29
37
! VH
72 !
73
85
98
110
104
109
104
103
107
74
80
74
63
67
60
55
59
58
65
88
92
106
133
123
125
140
133
127
115
63
52
48
62
88
98
105
95
88
92
78
89
105
121
102
91
92 !
101
102
72
56
107
154
157
102
136 ! 114
112
109 !
93
98
88
55
79
34
85
29
87
30
38
37
77
81
83
82
88
83
63
58
38
22
96
79
65
58
56
52
44
44
5S
79
85
100
97
92
88
83
77
79
81
78
78
66
69
65
62
62
77
82
86
102
108
115
62
85
79
82
71
79
93
118
147
141
137
60
69
65
77
82
78
77
67
70
75
69
78
S5
94
105
III
110
104
89
98
93
65
69
79
77
65
57
55
61
47
43
61.5
88.4
63.2
80.5
88.0
76.5
76.8 ! 64.0
61.3
41,6
80.l
!
45.3
204
Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich
1973
Tage gedeckt. Sie bilden die Grundlage der Sonnenfleckenstatistik, indem aus ihnen
die jeweils am Ende jedes Monats publizierten provisorischen Relativzahlen abgeleitet werden. Diese enthalten interpolierte Werte für die Tage ohne Beobachtungen
und unsichere für Ta ge mit schlechter Bildqualität. Die definitiven Relativzahlen
werden unter Mitbenutzung der Beobachtun gen von etwa 30 ausländischen Observatorien jeweils am Ende jedes Jahres bestimmt. Eine Liste der Mitarbeiter, welche
im Jahre 1972 zu unserer Sonnenfleckenstatistik beigetragen haben, enthaltend die
Anzahl der Beobachtun gen und die Reduktionsfaktoren, ist in Nr. 319 unserer
«Astronomischen Mitteilungen» erschienen. Durch diese internationale Zusammenarbeit sind alle Tage durch vielfache Beobachtun gen gedeckt.
Die Sonnenflecken-Relativzahlen für das Jahr 1972 sind in Tabelle 1 mitgeteilt.
Diese werden tä glich nur einmal bestimmt und wenn immer mö glich in den frühen
Vormittagsstunden, beziehen sich somit im a ll gemeinen auf 6 bis 9 Uhr Weltzeit.
Dies gilt auch für die meisten europäischen Stationen, welche in erster Linie für die
Ergänzung unserer eigenen Beobachtungen herangezogen werden.
Der Mittelwert der tä glichen Sonnenflecken-Relativzahlen für 1972 beträgt 68,9,
gegenüber 66,6 im Vorjahr. Die, wenn auch nur geringe Zunahme kam unerwartet,
indem sich die Sonnenaktivität im elfjährigen Zyklus etwa in der Mitte des absteigenden Astes befindet zwischen dem letzten Maximum (1968,9) und dem kommenden
Minimum. Das Maximum war ungewöhnlich flach, indem die Fleckentätigkeit in
drei aufeinanderfol genden Jahren nahezu auf demselben Niveau lag (1968 105,9,
1969 105,5, 1970 104.5). Nach einer hohen Aktivität im ersten Halbjahr 1970 (114),
gin g diese im zweiten auf 95 zurück, 1971 im ersten Halbjahr auf 68 und im zweiten
auf den nur weni g tiefer liegenden Wert 65. Die Zunahme der Relativzahl von 1971
auf 1972 geht ganz auf das erste Halbjahr, in welchem diese nochmals auf 77 stieg.
worauf im zweiten ein Rück gan g auf 61 folgte. Die Abnahme der Sonnenaktivität
ist somit im ersten Halbjahr 1972 durch ein sekundäres Maximum unterbrochen worden. Dieses tritt deutlicher in Erscheinung wenn die Fluktuationen von Monat zu
Monat eliminiert werden. Dies geschieht durch die Bildung der sogenannten ausgeglichenen Monatsmittel. Es handelt sich dabei um Mittelwerte über 12 aufeinanderfol g ende Monate. Ein solcher bezieht sich auf das Ende des sechsten Monats. Der
nächst fol g ende Mittelwert umfasst die Monate 2 bis 13 und bezieht sich auf das
Ende des siebten Monats. Das Mittel aus diesen beiden Werten ist die ausgeglichene
Relativzahl für den siebten Monat. In Tabelle 2 sind die aus ge glichenen Monatsmittel
Tabelle 2. Die ausgegtichenen monatlichen Relativzahlen für 1968-1972
Jahr
I
1968
1969
1970
1971
1972-
102,6
110,0
105,6
80,4 ,
70,8
II
III
IV
102,9 104,7 107,2'
109,6 108,0 ' 106,4
106,0 106,2' 106,l
77,8 74,4 70,9
71,2 72,4 73,4',
V
VI
107,6 106,6
106,2 106.l
105.8 105.3
68,l
66,7
72,9 70,5
VII
105,2
105,6
103,8
65,4
(68,l),
VIH
IX
XII
104,8 107,0 109,9' 110,6 ! 110,l
106,5 105,4 104,l 104,6 104,9
101,0
97,2
93,9 89,4' 84,l
64,6 ' 65,8
66,2 ', 66,8 69.4
(65,4), (62,0) (60,3)'; (58,5)', (54.8) I
Jahr.-'
mittel'
106,6
106,4
100,4
69.7
(66,7)I
205
M. WALDMETER. Die Sonnenaktivität im Jahre 1972
Jahrgang 118
seit dem letzten Fleckenmaximum mitgeteilt. In die eingeklammerten Werte gehen
auch die Relativzahlen für 1973 ein, von denen erst provisorische Werte vorliegen.
In den Zahlen dieser Tabelle tritt das sekundäre Maximum deutlich in Erscheinung.
Die ausgeglichenen Relativzahlen nehmen seit 1970 regelmässig ab, erreichen im
August 1971 mit 64,6 ein Minimum, stei gen dann wieder an zu dem Nebenmaximum von 73,4 im April 1972, worauf der definitive Abfall zum kommenden
Minimum beginnt. Sekundäre Maxima auf dem absteigenden Ast der Sonnenfleckenkurve sind zwar keine allgemeine Erscheinung, sind jedoch bei vielen früheren
Sonnenfleckenzyklen beobachtet worden. Sie treten meistens etwa zwei bis drei Jahre
nach dem Hauptmaximum auf.
Tabelle 3.
Tägliche Sonnenflecken-Relativzahlen Rc der Zentralzone für das Jahr 1972
Monat
Tag
IV !
V
VI
VII
VIII
IX
X
XI
! XII
35
19
39 .I
32
21
52
57
45
43
9
14
36
36
30
24
21
28
28
20
48
0
0
0
0
7
23
79
78
76
71
42
21
51
96
89
94
75
50
21
14
44
48
43
25
12
43
35
50
43
26
33
18
57
65
71
51
0
0
0
0
63
52
41
45
41
31
23
9
22
13
29
26
17
41
35
33
32
19
0
0
26
31
21
0
10
0
0
0
8
0
8
10
11
12
11
0
0
0
0
53
20
21
41
42
62
39
62
56
65
64
9
18
53
58
65
48
58
45
58
47
18
38
7
42 !
35
60
40
36
44
15
71
31
83
15
60
25
22
109
81
36
0
7
7
35
51
43
36
24
25
57
28
14
20
14
8
S
28
47
53
36
0
7
21
24
15
26
18
15
20
15
18
12
13
9
28
31
24
10
8
10
0
0
7
8
0
0
0
0
13
35
0
0
0
0
8
25
25
17
22
27
91
77
73 :
53 !
32
21
35
22
25
51
3S
50
46
46
22
7
0
7
12
8
48
41
37
34
27
43 !
20
27
11
7 !
55
56
30
17
35
26
26
25
26
44
7
7
7
7
24
34
45
68
47
52
56
0
34
34
37
46
28
36
60
21
58
55
10
S
S
28
39
37
40
31
26
23
44
46
5S
11
24
32
26
94
59
68
72
26
30
52
32
28
31
25
32
31
25
27
52
36
33
23
0
7
0
13
0
39,3
31,6
28.2
25,
26.7
17,7
21,8
I
II
HI
I
2
3
4
5
6
7
8
9
10
31
22
25
17
17
7
22
8
7
18
24
31
7
11
20
18
15 "
17
7
7
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
22
27
15
9
0 !
0
7
16
52
69
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
66
47
20
31
41
36
30
33
42
47 !
16
Mittel
25,8
36,5
,i:
35.4
30.3
57
56 !
8
0 !
0
0
0
0
3S
47
46
36,6
!
!
!
!
!
!
!
52
38
36
47
39
39
41
21
37
30
206
Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich
1973
Der Verlauf der tä glichen Relativzahlen ist in Abb. 1 dar gestellt. Die starken
Fluktuationen zei gen eine aus geprägte 27 tägige Periode, sind somit durch die Rotation
der Sonne und die ungleichförmige Verteilung der Fleckenherde in heliographischer
Länge verursacht. Die Maxima vom 24. Januar, 20. Februar und 18. März gehören zu
derselben 27tä gigen Sequenz. Zu einer weiteren Sequenz gehören die Maxima vom
5. Juli, 31. Juli, 29. August und 25. September. Auf die Persistenz der Aktivität in
einzelnen Längenzonen werden wir in Abschnitt 6 anhand der Intensität der Radioemission zurückkommen.
Die terrestrischen Wirkungen der Sonnenaktivität sind, zwar nicht ausschliesslich,
aber doch vorwiegend durch die Aktivität im Zentrum der Sonnenscheibe bedingt.
Deshalb sind in Tabelle 3 die tä glichen Sonnenflecken-Relativzahlen Re für die Zentralzone mit geteilt. Als Zentralzone wird der zentrale kreisförmige Bereich der Sonnenscheibe bezeichnet, dessen Radius gleich ist dem halben Radius der Sonnenscheibe. Dabei ist Rc die Summe der Beiträge zu R, welche von Gruppen stammen,
die sich um 8 Uhr Weltzeit innerhalb der Zentralzone befinden. Gruppen, die sich zu
der genannten Zeit z.T. innerhalb und z.T. ausserhalb der Zentralzone befinden,
werden mit ihrem ganzen Beitrag der Zentralzone zugerechnet, wenn ihr geometrischer Mittelpunkt innerhalb dieser Zone liegt, und bleiben für Re unberücksichtigt,
wenn dieser Mittelpunkt ausserhalb liegt.
Der Mittelwert von Re beträgt für das Berichtsjahr 29,6 gegenüber 28,1 im Vorjahr. Auch hier ist somit eine kleine Zunahme ein getreten. Sie beträgt bei Rc 5%
und bei R 3.5%.
2. Statistik der Sonnenfleckengruppen
Die Zahl g der an jedem Tag beobachteten Fleckengruppen ist in Tabelle 4 mitgeteilt. Da an jedem Tag nur eine Beobachtung gemacht wird, im allgemeinen zwischen 6 und 9 Uhr Weltzeit, werden nur diejenigen Gruppen mit Sicherheit erfasst,
welche während mindestens einem Tag existiert haben. Kleine Gruppen, meistens
nur einzelne Flecken, entgehen der Statistik wenn sie erst nach der Beobachtung
entstehen und vor derjenigen des folgenden Tages wieder verschwinden.
Der Mittelwert der tä glichen Gruppenzahl beträ gt 6,0 gegenüber 5,8 im Jahre
1971. Auch in der g-Zahl ist somit gegenüber dem Vorjahr eine kleine Zunahme
eingetreten; sie beträ gt 3,5%, genau gleich viel wie bei den Relativzahlen. Der
Quotient Rig. der im langjährigen Durchschnitt 12 beträgt, ergibt sich für 1972 zu
11,4 (1971 11.5). Der Verlauf der tä glichen Gruppenzahlen ist demjenigen der Relativzahlen sehr ähnlich. Was über die 27tä gige Wiederholungstendenz bei den Relativzahlen gesagt worden ist, gilt auch für die Gruppenzahlen. Das sekundäre
Maximum, das sich von Dezember 1971 bis Juli 1972 erstreckt, tritt auch in den
g-Zahlen auf. Für das erste Halbjahr beträ gt die mittlere Gruppenzahl 6,6, für das
zweite 5,5.
Die Tabellen 5 und 6 geben die Zahl der Fleckengruppen, deren Breitenverteilung
und mittlere heliographische Breiten. Diese Statistik basiert auf den Entwicklun gstabellen und den ^ helio graphischen Karten der Photosphäre (Publikationen der
Eid gen. Sternwarte Zürich, Bd. XIV, Heft 2, 1973). Darin zählt jede Fleckengruppe
207
M. WALDMEIER. Die Sonnenaktivität im Jahre 1972
Jahrgang 118
Tabelle 4. Tägliche Anzahl der Fleckengruppen g im JahIe 1972
Tag
Monat
H
I
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
5
5
5
6
6
7
7
5
4
3
11
12
1
14
15
16
17
18
19
20
2
2
2
4
3
3
3
4
3
3
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
5
6
8
11
9
8
8
8
11
7
4
Mittel
5,4
i
5
5
g
9
8
12
11
11
11
10
j
1
1
1
.!
10
12
10
7
6
6
6
9
8
VI
VII
VIII
IX
X
XI
XH
5
5
5
4
4
6
7
6
7
7
2
5
4
2
4
4
7
5
7
6
8
9
10
9
10
8
8
7
7
7
6
7
8
8
9
9
9
8
7
7
8
7
6
5
7
6
4
4
5
4
12
9
7
7
8
9
9
6
6
4
8
7
6
6
8
9
8
7
7
7
4
3
4
2
2
2
1
1
4
3
3
3
2
5
6
g!
100
10
9
10
11
11
9
6
7
7
6
7
9
12
8
7
9
9
9
6
6
4
3
5
7
8
6
5
6
8
6
7
10
10
6
4
6
5
7
5
2
6
7
5
5
6
6
5
4
4
5
3
3
4
5
6
4
4
4
5
3
2
2
1
2
4
3
2
4
4
10
9
9
10
10
6
4
3
4
5
9
9
9
7
5
4
5
4
4
3
3
5
7
8
9
8
8
8
7
8
7
7
7
6
6
7
8
8
7
8
8
7
10
10
10
6
7
6
8
6
8
9
11
13
13
13
6
6
4
5
6
5
7
6
7
7
5
6
7
7
7
7
7
6
4
6
7
6
6
8
7
6
6
6
7
5
4
6
5
5
3
3
3
3
5,9
7,2
7,5
6,6
6,0
5,3
3,9
3,5
7
7
8
7
5
4
5
6
6
7
6
6
4
4
5
5!
5
7
5
6
,
V
IV !
III
!
1
6
7
7
5
6
5
6
!,
8
9
9
6
7
4
3
4
!,
7,5
7,3 ! 6,4
L
2
1
3
3
3
4
4
5
i
2
1
3
4
4
4
4
6
5
5
5
3
5
3
4
einfach, gleichgülti g ob es sich um eine kleine kurzlebige oder um eine grosse Gruppe
handelt, welche während ihrer ganzen Passage über die Sonnenscheibe sichtbar
bleibt. Typus und Grösse jeder Fleckengruppe können für jeden Tag den erwähnten
Entwicklun g stabellen entnommen werden. Jede am Ostrand sichtbar werdende
Gruppe wird als neue Gruppe behandelt, auch wenn sie schon in der vorangegangenen
Rotation beobachtet worden ist; in vielen derartigen Fällen ist es nämlich schwierig
oder unmöglich, mit Sicherheit festzustellen, ob es sich um eine Wiederkehr oder um
eine Neubildung handelt. Es kommt nicht selten vor, dass eine Fleckengruppe an
einer Stelle erscheint, an welcher einige Tage zuvor eine andere Gruppe verschwunden
worn=
180
160
140
120
100
80
60
40
20
0
1
m2m
1
10 20
1
1 10 20
mm
1
V
IV
m
10
20
1
liRti
10 20
1
VI
10 20
ppgrippm
OPP=
mm
1
m20
VII
' 1111111101111
1
mm
IX
1
m20
1
10 20
XI
x
Abb. I. Die tüglic h en Sonnenllecken-Rclativzahlen im Jahrc 1972.
nib,&'5. 8,6mnmn6mo»ond Zahl der Fleckengruppen
m
Zahl der
südlichen
Fleckengruppen
Zahl oo
nördlichen
Fleckengruppen
0-5
5-10
4
13
7
4
74
73
59
47
45
5?
46
28
4
3
3
n
23
n
6
16
16
15
8
9
7
12
10
28
253
171
12
59
55
38
Aquatorabstand
25-30 20-25 15-20 I0-15
^
16
6
4
^
^
^
|
|o
18
25
/3
20
14
o
38
m
82
4
n
/»
Jahr
1972
24
Äquatorabstand
10-15 15-20 20-25 25-30
2
6
XII
Jahrgang 118
M. WALDM€IER. Die Sonnenaktivität im JahIe 1972 209
Tabelle 6. Anzahl und mittlere heliographische Breite der Fleckengruppen
I
H
HI
IV
f Jahr 1972
Anzahl
45
52
46
28
171
mittlere
hel. Breite
12,5°
10,7°
±11,7°
+12,7°
Anzahl
74
73
59
47
—12.l'
—10,5°
—11,2'
—11,2°
Quartal
N-Halbkugel
S-Halbkugel
mittlere
hel. Breite
11,7°
253
—11,3°
war. Zwei an derselben Stelle aufgetretene Gruppen sind als zwei Gruppen behandelt
worden, sofern sie durch ein Intervall von mindestens zwei aufeinanderfolgenden
Tagen, an denen die betreffende Stelle keine Flecken zeigte, voneinander getrennt
waren.
Im Berichtsjahr sind 424 Fleckengruppen aufgetreten, gegenüber 437 im Vorjahr.
Das ergibt eine Abnahme von 2%, während die mittlere tä gliche Gruppenzahl um
3,5% zu genommen hat. Aufschlussreicher ist die Unterteilun g nach den beiden Hemisphären. Während die Zahl der nördlichen Fleckengruppen von 217 im Jahre 1971 auf
171, also auf 79% abgenommen hat, ist diejenige der südlichen Gruppen um 15%
von 220 auf 253 gestie gen. Im laufenden Zyklus war bis zum Jahre 1970 stets die
nördliche Hemisphäre die aktivere. Im Jahre 1971 war die Aktivität mit 217 nördlichen und 220 südlichen Fleckengruppen praktisch gleich stark auf beiden Halbkugeln, während im Berichtsjahr die Zahl der südlichen Fleckengruppen diejenige der
nördlichen um 48% übertrifft. Das schon erwähnte sekundäre Maximum der Fleckentäti gkeit im ersten Quartal 1972 stammt ausschliesslich von der Aktivität der Südhalbku gel. Seit Mitte 1970 hat die Fleckentätigkeit auf der N-Halbkugel bei nur
unbedeutenden Schwankun gen dauernd ab genommen. Auf der S-Halbku gel dagegen
war sie von Juli 1970 bis September 1971 fast konstant geblieben, stieg dann im
vierten Quartal 1971 und in den beiden ersten Quartalen 1972 zu dem sekundären Maximum an, blieb aber auch in den beiden letzten Quartalen noch bedeutend
über derjenigen der N-Halbkugel. Im vierten Quartal 1971 übertraf die Zahl der südlichen Fleckengruppen diejenige der nördlichen um 24%, im ersten Quartal 1972 um
64% und im zweiten um 40%. Seit 1958 bestand eine Asymmetrie. indem die nördliche Aktivität überwo g. Nachdem diese 1971 verschwunden war, hat sie sich 1972
in eine Asymmetrie mit vorherrschender südlicher Aktivität verwandelt.
Die Breitenverteilung der Fleckengruppen ist nach Tabelle 5 in Abb. 2 dargestellt. Der mittlere Äquatorabstand der Fleckengruppen hat gegenüber dem Vorjahr auf der nördlichen Halbkugel von 12.8° auf 11.7' ab-. auf der südlichen dagegen von 11,2° auf 11.3° zugenommen. Die Abnahme der Breite der nördlichen
Zone ist regulär. Das Konstantbleiben der Breite der südlichen Zone bedeutet bezü glich der re gulären Wanderun g der Fleckenzone eine polwärtige Verschiebun g von
etwa l'. Dieser Breitensprung könnte mit der Reaktivierun g der südlichen Hemi-
210
Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich
1973
sphäre in Zusammenhan g stehen. Trotz der gegenläufi gen Verschiebung der beiden
Zonen ist noch immer der Äquatorabstand der nördlichen Zone, wie schon 1970 und
1971, grösser als derjenige der südlichen, nachdem im laufenden Zyklus bis 1969
die südliche Zone weiter vom Äquator entfernt war als die nördliche.
3. Fackeln
Die Fackelfelder sind in den schon erwähnten heliographischen Karten der
Photosphäre durch ihre Umrandung dar gestellt. Das Jahr 1972umfasst die Rotationen 1583 bis 1595. Auf jenen Karten sind die Fackelfelder in Zonen, welche in
heliographischer Breite eine Ausdehnung von 5 0 besitzen, planimetriert worden. Als
S
30
N
Korona
I
25
20
I
15
I
I
10
i
l
^
iI
1
5
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1
I(
(
1I
0
■ ...4g1
200
(III
I
l
i
l
Iil
Protuberanzen
allalliMariak
150
100
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I
50
j
^
0
l
l
l
I
i
l
I
I!
I
I
Fackeln
5
0
80
1
I
1
70
I
60
50
40
I I
i 1 i
'
!
l
1
1
I
i
i
!
I
30
20
10
09
( (
Flecken
j
I
I
1
i
l
j!
I
I
I
i
1
0°80 70 60 50 40 30 20-10 0 ° +10 20 30
40
50
60
70 60+91 °
Abb. 2. Die Verteilung der Sonnenfleckengruppen. der photosphärischen Fackeln, der Protuberanzen
und der Intensität der Koronalinie 5303 A nach heliographischer Breite im Jahre 1972.
Tabelle 7. Breitenverteilung der Fackeln in Fackelflücheneinheiten für die Rotationen des Jahres 1972
Rot.
Nr.
1583
1584
1585
1586
1587
1588
1589
1590
1591
1592
1593
1594
1595
Mittel
Mittlere heliogr. Breite
Nördliche Breite
Südliche Breite
r-
35-40 30-35 25-30 20-25 15-20 10-15
0,2
0,2
0,3
0,1
0,1
0,1
11,4
0,3
0,4
1,6
1,3
0,4
0,3
0,8
1,8
2,4
5,2
2,4
1,7
1,5
2,6
0,4
2,3
2,1
2,2
1,4
3,2
4,8
6,2
7,7
7,7
4,5
5,4
1,1
3,8
2,5
5,8
6,3
6,9
5,1
4,7
3,0
8,7
7,3
0,6
2,2
5,3
8,5
0,3
1,6
1,2
0,1
5,6
10,2
9,3
10,7
7,6
9,2
10,3
12,8
5-10
0-5
0-5
5-10
5,7
7,4
10,1
10,3
11,0
10,8
8,5
7,7
3,6
0,2
1,6
0,9
0,8
1,4
0,4
2,1
0,2
0,1
7,6
1,5
1,2
0,7
2,2
2,9
4,8
6,1
2,0
1,2
2,6
3,3
4,3
3,3
0,6
2,5
1,0
2,5
4,8
6,7
5,3
4,8
8,6
9,6
4,8
2,9
1,7
1,4
2,0
1,6
8,1
2,8
0,9
4,4
5,1
10,3
7,4
10-15 15-20 20-25 25-30 30-35 S-Halbkugel
6,5
13,0
7,1
4,3
4,2
2,6
6,4
3,6
3,4
2,8
1,6
6,9
6,5
1,8
4,5
l,8
1,4
1,3
0,9
0,4
1,3
2,3
0,6
0,5
0,4
0,8
2,8
0,8
1,5
6,0
4,4
1,2
7,7
11,6
6,4
3,2
6,3
3,1
4,3
6,l
3,7
6,6
0,7
0,8
0,1
0,2
0,1
0,3
0,2
0,3
0,4
(1,1
N-Ialbkugel
12,4°
12,9°
14,3°
12,9°
11,2°
10,6°
10,2"
11,4°
14,8"
12,6"
11,4°
11,5°
12,8°
14,3°
13,l"
12,4"
11,8°
12,9°
12,4"
10,9°
13,0°
13,1°
15,2"
16,1°
10,4°
13,7"
12,2°
13,0°
m
0
0
0
S'
w
Pt"
ro
i
212
Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich
1973
Flächeneinheit wurde eine Fläche g ewählt, welche auf den heliographischen Karten
sowohl in Länge als auch in Breite je 5° Ausdehnung besitzt. Diese Flächeneinheit
nimmt auf der Kugel mit zunehmender heliographischer Breite ab, entsprechend der
Verkürzung der Breitenkreise. Für die Rotationen des Jahres 1972 sind die Fackelflächen nach 5°-Breitenzonen in Tabelle 7 mitgeteilt, ebenso die Jahresmittelwerte.
Die Breitenverteilung der Fackeln ist in Abb. 2 dargestellt.
Die mittlere Bedeckung der Sonne durch Fackelfelder beträ gt 2,6%, gegenüber
2,9% im Vorjahr. Auf der nördlichen Halbkugel ist die Fackelfläche von 3,0% auf
2.0% zurückgegangen, auf der südlichen hat sie von 2,7% auf 3,2% zugenommen.
Wie bei den Flecken g ruppen besteht nun auch bei den Fackelflächen ein S-Überschuss. Bei der Berechnung dieser Zahlen aus den Werten der Tabelle 7 ist berücksichtigt worden, dass die Flächeneinheitmit dem Cosinus der heliographischen
Breite abnimmt.
Tabelle 7 g ibt auch die mittlere helio g raphische Breite der Fackeln für jede Rotation und für das g anze Jahr. Bei der Berechnung dieser Werte wurde der Verkleinerung der benutzten Flächeneinheit mit zunehmender Breite nicht Rechnung
getragen. Dies ist sinnvoll, weil auch die Länge der 5°-Breitenzonen im gleichen
Masse mit zunehmender helio g raphischer Breite abnimmt. Die Flächeneinheit beträgt
in jeder 5°-Breitenzone 1 ,/79 der Gesamt fl äche der Zone. Gegenüber dem Vorjahr hat
der Äquatorabstand der Fackelzone auf der nördlichen Hemisphäre von 13.4° auf
13,0° ab-, auf der südlichen dagegen von 11,7° auf 12.2° zugenommen. Trotzdem ist
der Äquatorabstand der südlichen Zone, wie seit 1970, kleiner als derjenige der
nördlichen. Die anomale Zunahme der Breite der südlichen Fackelzone dürfte durch
das sekundäre Maximum bedin g t sein, von welchem nur die südliche Halbkugel
betroffen worden ist. Auch im Berichtsjahr ist die mittlere Breite der Fackeln auf
beiden Hemisphären um je I ° grösser als diejenige der Flecken.
4. Protuberanzen
Die ProtuberanzeHstatistik beruht auf photographischen Aufnahmen im monochromatischen Licht der Linie H,, welche in Zürich, Arosa und Locarno gewonnen
und für die verbleibenden Lückentage durch ausländische Beobachtungen ergänzt
werden. Die Einheit der Protuberanzenprofilflächen beträgt ein Millionstel der
Fläche der photosphärischen Sonnenscheibe.
Tabelle 8 enthält die Monatsmittel der tä g lichen Protuberanzenprofilflächen. Abgesehen von den Schwankungen von Monat zu Monat zeigen diese eine allmähliche
Abnahme von etwa 3600 in den ersten Monaten auf etwa 2700 am Ende des Jahres.
Trotzdem liegt das Jahresmittel mit 3306 um 13% höher als dasjenige für 1971
(2921). Die Zunahme stammt hauptsächlich aus dem ersten Halbjahr, in welchem
das sekundäre Aktivitätsmaximum aufgetreten ist. Das Tagesmittel der Protuberanzenprofilfläche betru g im zweiten Halbjahr 1971 2408, im ersten Halbjahr 1972 dag egen 3653. Aber auch im zweiten Halbjahr lag die Profilfläche mit 2963 noch bedeutend höher als im gleichen Zeitabschnitt des Vorjahres. Auch bei den Protuberanzen resultiert die Zunahme g änzlich von der Aktivitätssteigerung auf der südlichen Halbkugel. Auf dieser hat die Profilfläche von 1481 auf 1929 zugenommen,
Tahelle B. Monatsmittel der täglichen Protuberanzenprofilflächen für das Jahr 1972
1
11
3300
4002
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X
XI
XII
3705
3394
3907
3076
3168
3375
2621
2968
2569
II
3610
Jahres-
mittel
3306
Tube Nc 9. Breitenverteilnng der ProtuberanzenproliI lichen für das :later 1972
1-Ieliogr.
Brcite
0-5
5-10
Nord
Süd
96
115
107
15I
151
227
127
233
142
198
190
179
147
169
105
167
93
146
110
171
90
133
15
31
I
3
}
211
258
378
360
340
369
316
272
239
281
223
46
4
10-I5 15-20 20-25 25-30 30-35 35-40 40-45 45-50 50-55 55-60 60-65 65-70 70-75 75-80 80-85 85-90 0-90
0
1
1
1
0
1
1
1377
1929
1
2
3306
Tatelle 10. Die Intensität der Koronalinie 5303 A in Abhängigkeit von der heliographischen Breite für das Jahr 1972
l-Ieliogr.
0°
5°
10°
15°
20°
25°
30°
35°
40°
45°
50°
55°
60°
65°
70°
75°
80°
85°
90°
Nord
Süd
17,58
17,58
17,29
22,15
21,21
26,10
21,46
25,00
19,35
22,87
12,62
18,52
7,85
13,79
5,23
9,69
3,77
6,23
2,69
4,06
2,63
2,46
2,75
1,02
2,33
0,23
l,19
0,00
0,67
0,00
0,21
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
Mittel
17,58
19,72
23,65
23,23
21,11
15,57
10,82
7,45
5,00
3,37
2,55
1,88
1,28
0,60
0,34
0,11
0,00
0,00
0,00
Breite
IJ
W
214
Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich
1973
während sie auf der nördlichen von 1440 im Vorjahr auf 1377 zurück gegan gen ist.
Damit ist, wie bei den Flecken und Fackeln, ein starker S-Überschuss entstanden,
nachdem die Protuberanzentäti gkeit im Vorjahr auf beiden Hemisphären praktisch
gleich stark gewesen war.
Die Breitenverteilun g der Protuberanzen ist in Tabe ll e 9 mit geteilt und in Abb. 2
dargestellt. Die nördliche Halbku gel weist ein reguläres Verhalten auf mit drei
Maxima: das erste liegt im Intervall 10° bis 15° (Fleckenzone) und stammt von den
mit den Flecken verbundenen Protuberanzen (Eruptionen, Auswürfe, Fleckenprotuberanzen); das zweite im Intervall 25° bis 30° ist das Hauptmaximum, herrührend von den Filamenten und das dritte im Intervall 45° bis 50° die neue Polarzone, die bereits im Vorjahr im Intervall 40° bis 45° erstmals aufgetreten war. Die
südliche Halbkugel hat das Hauptmaximum im Bereich von —10° bis —20°, zeigt eine
Andeutung von einer «Filamentzone» im Bereich —30° bis —40° und – wie auf der
Nordhalbkugel – die neue Polarzone im Intervall —45° bis —50°. Die Polarregionen
mit helio graphischen Breiten grösser als 60° sind auf beiden Hemisphären frei von
Protuberanzen.
5. Korona
Die Intensitätsverteilun g der Koronalinie 5303 A län gs des Sonnenrandes konnte
an 26 von den 63 Tagen, an welchen der Korona graphydes Aroser Observatoriums
in Betrieb war, aufgenommen werden, nämlich:
März
30., 31.
April
4., 7., 9.
August
11., 12., 13., 15., 24., 25., 26., 29.
September 5., 6., 7., 8., 9., 11., 12.
Oktober
14., 15., 16., 17., 18., 19.
Der Mittelwert dieser 26 Beobachtun gen, welche die Intensität der Linie 5303 A.
aus gedrückt in willkürlichen Einheiten und beobachtet bei einem Abstand von etwa
30" vom Sonnenrand geben, sind in Tabelle 10 in Intervallen von 5° der heliographischen Breite mitgeteilt, wobei bereits zwischen Ost- und Westrand gemittelt
worden ist. Die Breitenverteilun g der Intensität der Linie 5303 ist überdies in Abb. 2
dar g estellt. Wie die Fleckentätigkeit und die Protuberanzenhäufigkeit hat auch die
Koronaintensität gegenüber dem Vorjahr zugenommen. Allerdings muss beachtet
werden, dass bei der gerin gen Zahl von Beobachtungstagen das Resultat möglicherweise nicht repräsentativ ist für das ganze Jahr. Die mittlere tägliche Summe der von
5° zu 5° heliographischer Breite gemessenen Intensitäten beträ gt 581,9 gegenüber
498,1 im Jahre 1971. Die Zunahme, die mit 17% noch etwas grösser ist als diejenige der Protuberanzen, resultiert auch hier ausschliesslich von der Reaktivierung
der S-Halbkugel. Für diese beträgt die Intensitätssumme 321,8 gegenüber 240,4 im
Vorjahr, während die Intensitätssumme der nördlichen Hemisphäre mit 260,1 gegen
257,7 im Jahre 1971 praktisch unverändert geblieben ist.
Die Breitenverteilung (Abb. 2) zeigt das Intensitätsmaximum auf beiden Hemisphären bei etwa 12°. Durch das bedeutend stärkere S-Maximum wird – wie auch
bei den Flecken, Fackeln und Protuberanzen – das Äquatorminimum in das Inter-
200
180
160
140
120
100
8O
Jan .
Febr.
März
l
April
Mai
Juni
Juli
Aug.
Sept.
Okt.
Nov.
Abb. 3. I)ie täg ichen Werte dci solaren Radiocmission auf der Wellenlänge 10,7 cm im Jahre 1972.
Dez.
216
Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürlch
1973
vall 0° bis 5 0 der N-Halbku gel verschoben. Im letztjährigen Bericht über die Sonnenaktivität ist erwähnt worden, dass die neuen Polarzonen der Koronaintensität für
1972 zu erwarten seien. In der Breitenverteilun g zeigt sich tatsächlich – vorerst allerdings nur auf der N-Halbkugel – ein sekundäres Maximum bei 55°. An einzelnen
Tagen war diese polare Zone stark in Erscheinung getreten, an andern dagegen
fehlte sie, weshalb sie im Jahresmittel nur schwach zum Ausdruck kommt. Dass
dieses sekundäre Maximum reel ist, fol gt auch daraus, dass es bei Unterteilung der
Beobachtun gen in drei Gruppen (Frühjahr, Sommer, Herbst) in jeder dieser Gruppen
erkennbar ist. Wie in früheren Zyklen fällt das Minimum der Koronaintensität
zwischen der Haupt- und der Polarzone der nördlichen Halbkugel mit der polaren
Protuberanzenzone zusammen.
Aus dem Umstand, dass auf der nördlichen Hemisphäre die polare Protuberanzenzone schon 1971. die polare Koronazone 1972 aufgetreten ist, auf der südlichen
dagegen die Protuberanzenzone erst 1972 und die Koronazone überhaupt noch nicht ,
darf erwartet werden, dass auch im kommenden Zyklus Nr. 21 wie in dem jetzt zu
Ende gehenden Zyklus eine Phasendifferenz bestehen wird, wobei die nördliche Aktivität der südlichen vorausgeht. Diese Erwartun g basiert auf der Beobachtun g, dass
nach jeweils 4 Zyklen die Phasendifferenz ihr Vorzeichen wechselt und der letzte
Wechsel zwischen den Zyklen 19 und 20 stattgefunden hat.
6. Radioemission der Sonne
Abschliessend er gänzen wir die optischen Beobachtun gen der Sonnenaktiv it ä
durch die Tageswerte der solaren Radioemission. Die en gste Korrelation zwischen
den Sonnenflecken-Relativzahlen und der solaren Radioemission besteht für die
10-cm-Strahlung. Wir beschränken uns deshalb hier auf die Messun gen des National
Research Council Ottawa auf der Wellenlän ge von 10,7 cm. Die im Jahre 1972
erhaltenen Messwerte sind in Tabelle 11 mitgeteilt: die verwendete Einheit beträgt
10-22 W/m2 und 1 Hz Bandbreite. Die Messwerte sind auf die mittlere Entfernung
Erde-Sonne reduziert.
Ge genüber dem Vorjahr hat die Radioemission um 2% zugenommen, oder, falls
wir nur den variablen Anteil betrachten, um 5%, also um einen ähnlichen Betrag
wie die Sonnenflecken-Relativzahlen und die Gruppenzahlen. Der Jahresmittelwert
beträ gt 120,9 ge genüber 118,2 im Jahre 1971. Die tä glichen Werte sind in Abb. 3
dargestellt. Eine Vergleichung mit Abb. 1 zeigt, wie en g die Radioemission mit der
Sonnenflecken-Relativzahl korreliert ist. Die Zunahme der Radioemission ist ebenfalls durch das sekundäre Aktivitätsmaximum in der ersten Jahreshälfte bedingt.
indem der Mittelwert der Radioemission im ersten Halbjahr 127 beträ gt, im zweiten
115, also noch etwas mehr als im zweiten Halbjahr 1971 (114). Die Radioemission
ist ein Inte gralwert über die ganze Sonne und enthält deshalb keine Aussa ge über
die Verteilung der Radioquellen auf der Scheibe. Trotzdem ist es bei der engen Beziehung zwischen Radioemission und Sonnenflecken nicht zweifelhaft, dass die zusätzliche Strahlun g in der ersten Jahreshälfte von der südlichen Hemisphäre stammt.
In Abb. 3 tritt die 27 Y tä gi ge Rotationsperiode deutlich in Erscheinung. besonders in der zweiten Jahreshälfte. Vom 5. Juni bis 15. Dezember fol gen sich die Inten-
M. WALDMEIER.
Jahrgang 118
217
Die Sonnenaktivität im Jahre 1972
Tabelle 11. Die Intensität der solaren Radioemission bei A =10,7 cm für das Jahr 1972.
Die Messwerte sind reduziert auf die mittlere Entfernung Sonne-Erde
Monat
XI
XII
VH
VIII
IX
95,0
94,9
97,7
102,7
108,7
117,6
120,9
128,8
133,0
138,3
128.2
130,0
137,5
149,5
164,8
159,l
152,7
150,2
149,l
139,5
133,0
137,0
139,9
146,7
150,2
146,l
143,2
136,7
127,1
121,7
156.3
150,4
147.l
146,0
146,5
143,4
139,0
125,3
123,8
118,6
144,3
139,7
129,4
122,0
117,0
119,2
110,4
115,9
112,9
107,2
114,7 129,9
108,4 121,8
107,3 113,9
103,3 ! 115,8
100,6 102.6
93,2
98,4
85,7
96,l
82,5
97,2
82,3
100,5
84,7
94,7
91,l
89,4
85,2
82,3
80.4
77.8
87,l
91,6
94,7
97,2
129,8
128,3
128,4
125,0
126,0
124,3
120,3
115,7
115,4
111,3
140,8
148,6
161,6
162,8
164,6
161,8
169,3
165,5
156,7
152.3
143,2 123,6
149,7 119,3
138,9 ! 119,9
136,5 119,5
139.5 117,6
142,7 115,l
149,6 114,6
149,0 108.9
143.2 108,9
142.5 110.9 !
102,7
100,6
94,5
99.5
103,4
103.l
100.3
102.6
106.2
113.2
93,5
94,7
94.5
97.0
102,l
106.2
112,1
111,0
117,l
122.2
88,3
88,7
86,7
85.l
86.5
89,6
91,5
94.6
99,7
1094
105,l
108.9
111,2
114,8
116,l
110,2
111,9
112,4
113.2
111.4
135.8
131,2
140,0
126,6
116.4
1105
104.l
101.l
96,5
98.3
95,7
106,9
109.4
108.4
110,2
111,6
109,9
109,0
103.2
98,6
97,0
1482
143,3
135,2
135.5
127.3
116.3
114,3
110,8
116,2
116.8
122,5
139.0
135,1
130.7
128.5
125,5
120.8 ;
121.9
127,3
132.4 '
134,5
138,4 127,1
113.7
132,5
139,7
II
HI
IV
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
104,7
103,1
99,6
97,9
99,l
103,l
99,5
98,8
94,3
92,3
106,7
106,5
104,8
103,6
102,6
98,6
102,2
104,3
106,3
113,6
125,5
129,7
131,l
137,l
140,8
143,7
143,3
141,6
137,4
132,5
96,0
97,3
98,l
101,0
105,3
118,l
121,3
123,8
130,5
130,3
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
95,8
99,6
99,0
105,8
115,4
113,5
113,9
110,9
115,9
123,0
118,4
123,9
125,3
136,7
145,8
153,2
168,2
184,4
190,6
202,5
134,9
128,5
129,3
129,7
135,3
133,0
133,8
131,9
131,0
135.2
21
22
23
24
25
26
28
29
30
31
127.9'
123.2
136.3
137,2
131.8
123,8
118,9
119.5
116.1
112.9
111,9
189.6
180,4
175.6
164,2
151,9
149.3
140,3
133,2
130.5
Mittel
1111
27
X
VI
I
=
113,3
107.6
101.7
97.9
97,6
100,6
106.4
109,6
116.2
117.9
j
111,7 119.5
111.6 127.3 !
109.6 122.9
109,5 122,6
112.4 , 127,8
120,6 ! 137,4
127.2 144.l
133,3 147,2
139,1 163,3 '
141,2 163.3
150,2 154,2
113,4 132.8
119.4 141.7
125,2 151.2
126.8 156,5
126,3 ! 171,8
122.5 170,0
118.3 167.6
116.4 159,l
115,2
118,5 144,6
140,l
109.3
110,9
115.3
115.4
112,7
108.6
102.3
97.5
92.7
95,1
113.4
107.9
106.2
101.1
103,3
97,7
97.6
91,9
92,8
92,0
94.3
126,0 i 128.9
114,9
120.2
99,7
99,7
sitätsspitzen in einem mittleren Abstand von 27.6 Ta gen. Eine noch längere Sequenz,
die sich über das ganze Jahr erstreckt, ist in den Intensitätsminima erkennbar. Die
13 Minima vom 10. Januar bis 6. Dezember folgen sich im Durchschnitt in einem
Intervall von 27,6 Ta g en, was der Rotationsdauer bei der heliographischen Breite
von etwa 20' entspricht.
7. Zusammenfassung
Im Jahre 1972 befand sich die Sonnenaktivität auf dem abstei genden Ast des
elfjähri g en Zyklus, etwa in der Mitte zwischen dem letzten Maximum und dem be-
2I S
Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich
1973
vorstehenden Minimum. Trotzdem weisen die integralen Indizes der Sonnenaktivität
gegenüber dem Vorjahr eine Zunahme auf: die Relativzahlen und die Gruppenzahlen
um 4%, die Protuberanzen um 13%, die Koronaintensität um 17% und die variable
Komponente der Radioemission um 5%. Nur die Fackeln zei gen eine Abnahme um
10%. Die Zunahme resultiert aus der normalen Abnahme der Aktivität der nördlichen Hemisphäre und einer unerwarteten Zunahme derjenigen der südlichen Hemisphäre, welche im ersten Halbjahr ein sekundäres Maximum aufweist. Auf der
N-Halbkugel haben die Fleckengruppen um 21% ab genommen.. die Fackeln um 33%,
die Protuberanzen um 4%, während die Koronaintensität (zufolge des Auftretens
der neuen Polarzone) konstant geblieben ist. Auf der S-Halbku gel dagegen haben die
Flecken g ruppen um 15% zu genommen, die Fackeln um 19%, die Protuberanzen um
30% und die Koronaintensität um 34%. Dadurch ist eine Asymmetrie mit starkem
S-Überschuss entstanden. Der N/S-Quotient beträgt für die Felckengruppen 0,68, für
die Fackeln 0.62. für die Protuberanzen 0.71 und für die Koronaintensität 0,81. Mit
dem erwähnten sekundären Maximum der S-Halbku gel hän gt auch die Anomalie in
der Breitenvariation zusammen. Während die Breite der nördlichen Flecken und
Fackeln in normaler Weise ge genüber dem Vorjahr um 1.1° beziehungsweise 0.4'
abgeno mm en hat, haben die entsprechenden Werte der S-Halbku gel unerwarteterweise um 0.1' beziehun gsweise 0.5' zu genommen. Trotz dieser gegenläufi gen Verschiebung hat die nördliche Hauptzone, wie in den Jahren 1970 und 1971, noch
immer einen grösseren Äquatorabstand als die südliche.
Eidgenössische Sternwarte Zürich, April 1973.
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