Positionspapier des BV FeSt e.V. Der Bundesfachverband feministische Selbstbehauptung und Selbstverteidigung BV FeSt e.V. wurde 2002 als Zusammenschluss von Einzelpersonen, lokalen Initiativen, Regionalgruppen und Vereinen gegründet. Der BV FeSt e. V. verfolgt das Ziel einer tatsächlichen Gleichberechtigung von Frauen und Männern sowie aller gesellschaftlich benachteiligten Gruppierungen. Die feministische Organisation sieht das gesellschaftliche Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern als ursächlich für die Entstehung von (sexualisierter) Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Die Aktivitäten des Verbandes richten sich in parteilicher Grundhaltung für Frauen und Mädchen auf gesellschaftlichen Wandel und Abbau von Ungleichheit durch Entwicklung und Förderung gewaltpräventiver Konzepte. Mit Information und Aufklärung über jegliche Formen und Ursachen von Diskriminierung, Bevormundung und (sexualisierter) Gewalt will BV FeSt e. V. dazu beitragen, ein Bewusstsein für das Recht und die Selbstverständlichkeit eines selbstbestimmten, gewaltfreien Lebens zu schaffen, (sexualisierter) Gewalt entgegen zu wirken und sie zu verhindern. Hierzu werden Präventionskonzepte gefördert und entwickelt, die dazu beitragen, Frauen und Mädchen in ihren individuellen Fähigkeiten und Widerstandsformen zu stärken, sie aber auch ermutigen, durch solidarisches Handeln verändernd auf persönliche und gesellschaftliche Bedingungen zu wirken. Übliche Rollenbilder werden hierbei in Frage gestellt zugunsten der Entwicklung vielfältiger Alternativen – für alle Geschlechter. Im Zusammenleben und Arbeiten mit Kindern stehen Erwachsene in der Verantwortung, Mädchen und Jungen zu schützen und ihnen ein gewaltfreies Leben zu ermöglichen. Ziel ist, dafür zu sensibilisieren, wie eigenes Verhalten als Vorbild auf Kinder wirkt und deren Verhalten beeinflusst. Veröffentlichungen, Vorträge und Fortbildungen richten sich an eine breite Fach- /Öffentlichkeit und tragen zur Professionalisierung von in der Prävention Tätigen bei. Der Verband verfügt über ein Netz von Fachfrauen, die ihr Wissen und ihre Erfahrungen weitergeben. Der BV FeSt e. V. fördert im Rahmen der Gewaltprävention speziell die Verbreitung von feministischen Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungskursen (z.B. WenDo und „Jede kann sich wehren!“), die den stets weiter entwickelten Qualitätsstandards inhaltlich und methodisch-didaktisch entsprechen: Genannte Konzepte verbreiteten sich in den siebziger Jahren innerhalb der europäischen Frauenbewegungen und werden kontinuierlich weiterentwickelt. Sie stehen so in der Tradition des Erstreitens von Gleichberechtigung für Frauen. Frauen und Mädchen werden in ihrer Individualität wahrgenommen und entsprechend ihrer Stärken und Fähigkeiten unterstützt. Diese jeweiligen Ressourcen sind Grundlage, neue Handlungsstrategien für unterschiedlichste Situationen von Ungleichbehandlung, Übergriffen bis zu (sexualisierter) Gewalt zu entwickeln und auszuprobieren. Dabei wird ein frühzeitiges aktives (nicht reaktives) Handeln in den Vordergrund gerückt, das ein Ausbrechen von offener Gewalt verhindern kann. In wechselseitigem Prozess mit den anderen Frauen oder Mädchen sowie der Trainerin wird die Wirkungsweise der alternativen Handlungen erlebt. Die Erfahrung von Selbstwirksamkeit stärkt das Selbstwertgefühl von Frauen und Mädchen. Sie werden dadurch ermutigt, selbstbestimmt Lebenspläne zu entwickeln, zu behaupten oder auch zu verteidigen – ihre Rechte in diesem Sinne wahrzunehmen. Diese persönlichen und gruppendynamischen Prozesse müssen von dafür qualifiziert ausgebildeten Trainerinnen begleitet werden. In feministischen Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungskursen gesammelte Erfahrungen sind übertragbar auf andere Lebensbereiche. Durch selbstverständliches Einfordern, Behaupten und Verteidigen eigener und solidarischer Lebensgestaltung ohne Einschränkung aufgrund des Geschlechtes nehmen Frauen und Mädchen Einfluss auf die Gesellschaft. Der BV FeSt e.V. fördert und verbreitet „Übungen zur Stärkung des Selbstbewusstseins behinderter und von Behinderung bedrohter Frauen und Mädchen“ im Sinne des § 44 SGB IX. Diskriminierungen, wie beispielsweise durch Behindertenfeindlichkeit, Rassismus oder Homophobie, basieren ebenso auf ungleichberechtigter gesellschaftlicher Teilhabe und werden offen thematisiert. Der BV FeSt e.V. sieht in diesem Sinne Prävention von Diskriminierung und (sexualisierter) Gewalt gegen Frauen und Mädchen als wesentlichen Faktor zur Gleichstellung von Frauen und Männern sowie respekt- und würdevollem Miteinander aller gesellschaftlichen Gruppierungen.