Aus der Abteilung Allgemein- und Viszeralchirurgie der Chirurgischen Universitätsklinik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. Einfluss einer Chemotherapie auf das Lebergewebe und die postoperative Komplikationsrate bei Leberresektion kolorektaler Metastasen INAUGURAL-DISSERTATION zur Erlangung des Medizinischen Doktorgrades der Medizinischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. Vorgelegt im Jahre 2010 von Simone Möhrle geboren in Bad Krozingen Dekan: Prof. Dr. Dr. hc. mult. Hubert Erich Blum 1. Gutachter: PD Dr. med. Frank Makowiec 2. Gutachter: Prof. Dr. med. Axel zur Hausen Jahr der Promotion: 2010 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung................................................................................................. 1 1.1 Das kolorektale Karzinom ......................................................................... 1 1.1.1 Epidemiologie ................................................................................... 1 1.1.2 Ätiologie und Risikofaktoren ............................................................. 2 1.1.3 Klinik ................................................................................................. 2 1.1.4 Diagnostik ......................................................................................... 3 1.1.5 Pathologische Grundlagen ............................................................... 4 1.1.6 Metastasierung ................................................................................. 5 1.1.7 Stadieneinteilung/ Prognosefaktoren ................................................ 6 1.1.8 Therapie ........................................................................................... 9 1.2 Lebermetastasen bei kolorektalem Karzinom ......................................... 12 1.2.1 Epidemiologie ................................................................................. 12 1.2.2 Klinik ............................................................................................... 12 1.2.3 Diagnostik ....................................................................................... 13 1.2.4 Prognosefaktoren bei Lebermetastasen ......................................... 14 1.2.5 Therapie ......................................................................................... 14 1.2.6 Problematik der präoperativen Chemotherapie .............................. 17 1.3 Fragestellung und Zielsetzung ................................................................ 18 2 Patienten und Methode......................................................................... 19 2.1 Patientenauswahl .................................................................................... 19 2.2 Datenerhebung ....................................................................................... 19 2.2.1 Datenerhebung in der Chirurgischen Klinik .................................... 19 2.2.2 Datenerhebung in der Pathologie ................................................... 20 2.3 Auswertung und Datenspeicherung ........................................................ 28 3 Ergebnisse............................................................................................. 29 3.1 Präoperative Daten ................................................................................. 29 3.1.1 Demographische Daten .................................................................. 29 3.1.2 Chemotherapie ............................................................................... 30 3.2 Der operative Eingriff .............................................................................. 31 3.3 Postoperative Daten................................................................................ 32 3.3.1 Histologische Untersuchung ........................................................... 32 3.3.1.1 Steatose ..................................................................................... 40 3.3.1.2 Sinusoidale Dilatation ................................................................. 42 3.3.1.3 Steatohepatitis ........................................................................... 44 3.3.1.4 Fibrose ....................................................................................... 46 3.3.2 Morbidität ........................................................................................ 48 3.3.3 Postoperative Mortalität .................................................................. 55 4 Diskussion ............................................................................................. 56 4.1 Chemotherapie und histologische Veränderungen des Lebergewebes .. 56 4.1.1 Chemotherapie und Steatosis hepatis ............................................ 56 4.1.2 Chemotherapie und sinusoidale Dilatation ..................................... 58 4.1.3 Chemotherapie und Steatohepatitis ............................................... 60 4.1.4 Chemotherapie und Fibrose ........................................................... 62 4.2 Chemotherapie und perioperative Morbidität .......................................... 63 4.2.1 Chemotherapie und allgemeine Komplikationen ............................ 63 4.2.2 Chemotherapie und leberbezogene Komplikationen ...................... 65 4.3 Histologische Veränderungen und perioperative Morbidität .................... 66 4.3.1 Steatose und perioperative Morbidität ............................................ 66 4.3.2 Sinusoidale Dilatation / Fibrose und perioperative Morbidität ......... 67 4.3.3 Steatohepatitis und perioperative Morbidität................................... 67 4.4 Mortalität ................................................................................................. 69 5 Zusammenfassung ............................................................................... 70 6 Literaturverzeichnis .............................................................................. 71 7 Abkürzungsverzeichnis ........................................................................ 79 8 Abbildungsverzeichnis ......................................................................... 81 9 Tabellenverzeichnis .............................................................................. 83 Einleitung 1. Einleitung 1.1 Das kolorektale Karzinom 1.1.1 Epidemiologie Das kolorektale Karzinom (CRC) ist bei Männern nach dem Bronchialkarzinom und bei Frauen nach dem Mammakarzinom die zweithäufigste Krebserkrankung in Deutschland (Herold G. und Mitarbeiter). Die Inzidenz in Europa liegt bei 15-25 Neuerkrankungen pro 100 000 Einwohner pro Jahr (Ruf G. et al.), sie weist jedoch eine große geographische Varianz auf: in Industrieländern ist die Erkrankungsrate deutlich höher als in Entwicklungsländern (Hamilton SR. et al.). Bei Männern ist das CRC die vierthäufigste tumorbedingte Todesursache nach Lungen-, Magen- und Prostatakarzinom; bei der Frau rangiert das CRC nach dem Mammakarzinom auf Rang zwei der tumorbedingten Mortalitätsstatistik (Ruf G. et al.). Die Inzidenz des CRC steigt mit dem Alter; 90 % der Karzinome finden sich erst nach dem 50. Lebensjahr (Herold G. und Mitarbeiter). Tritt es vor dem 40. Lebensjahr auf, liegen meist genetische Prädispositionen wie die familiäre adenomatöse Polyposis coli (FAP) oder das hereditäre nicht-polypöse Kolonkarzinom (HNPCC), oder prädisponierende Faktoren wie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen zugrunde (Hamilton SR et al.). Während ältere Studien von einer höheren Inzidenz bei Männern als bei Frauen berichten (Schmiegel W. et al.), zeigen neuere Untersuchungen, dass Männer und Frauen in etwa gleich häufig betroffen sind (Ruf G. et al.). Etwa zwei Drittel der Karzinome finden sich im Kolon, ca. ein Drittel ist im Rektum lokalisiert. (Ruf G. et al.). 1 Einleitung 1.1.2 Ätiologie und Risikofaktoren Die Ursachen für das CRC liegen nach heutigem Wissensstand sowohl in Ernährungsfaktoren als auch in einer genetischen Disposition begründet. Zu den Ernährungsfaktoren, die für die Entstehung eines CRC verantwortlich gemacht werden, zählen ballaststoffarme, fett- und fleischreiche sowie hochkalorische Nahrung. Genetische Faktoren, die zu einem CRC führen können, sind FAP, HNPCC und eine positive Familienanamnese für kolorektale Karzinome (Herold G. und Mitarbeiter). Nicht nur als Risikoerkrankungen, sondern als gesicherte Vorstufen gelten kolorektale Adenome, aus denen ca. 90 % aller CRC entstehen, die Adenomatosis coli und (eingeschränkt) die chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn (Ruf G. et al.). Weitere Risikofaktoren sind Alter über 40 Jahre, Rauchen und Alkoholkonsum. Um das Risiko, an einem CRC zu erkranken, zu senken, sollten regelmäßige körperliche Bewegung, ein BMI < 25 kg/m2, ballaststoffarme, vitaminreiche Ernährung und Verzicht auf Nikotin und Alkohol angestrebt werden (Schmiegel W. et al). 1.1.3 Klinik Die Symptomatik des CRC ist häufig uncharakteristisch, und es gibt keine zuverlässigen Frühsymptome (Herold G. und Mitarbeiter). Manche Patienten zeigen keinerlei Symptomatik (Schmiegel W. et al). Generell werden Karzinome im proximalen Kolon erst relativ spät symptomatisch, da einerseits das Darmlumen im Vergleich zur linken Kolonseite groß und die Faeces noch flüssiger sind und es somit nur in seltenen Fällen zu einer Obstruktion kommt (Henne-Bruns et al.). Blutbeimengungen zum Stuhl (Hämatochezie) treten beim Rektumkarzinom häufig auf, bei rechtsseitigen Kolonkarzinomen jedoch eher selten. 2 Einleitung Außerdem ist eine Blutbeimengung/Blutung ein Symptom bei den häufig vorkommenden Hämorrhoiden und führt hier gelegentlich zu einer Diagnoseverzögerung. Das Symptom Hämatochezie bedarf in jedem Fall einer Abklärung, weist aber nicht zwingend auf ein Karzinom hin. Andererseits spricht es nicht gegen ein CRC, wenn dem Stuhlgang kein Blut beigemengt ist (Herold G. und Mitarbeiter). Änderungen der Stuhlgewohnheiten können Symptome eines CRC sein. Vor allem Karzinome im linken Kolon und im Rektum können zu einer Stenosierung führen, so dass es zunächst zu einer passageren Obstipation mit anschließenden Durchfällen (sog. Überlaufsymptomatik) kommen kann. Begleitsymptome können Abdominalschmerzen, Krämpfe oder Tenesmen sein. Als Symptom des Rektumkarzinoms werden gelegentlich Bleistiftstühle beschrieben (Henne-Bruns et al.). Unspezifische Symptome, die im Zusammenhang mit dem CRC erwähnt werden, sind zum einen die typischen Merkmale konsumierender Erkrankungen wie Leistungsminderung, Müdigkeit, Gewichtsverlust und Fieber. Ferner können eine Anämie durch chronische Blutung, ein tastbarer Tumor, v.a. bei rechtsseitigen Karzinomen und eine Ileussymptomatik als Spätsymptom auftreten (Hamilton SR et al.). 1.1.4 Diagnostik Neben einer sorgfältigen Anamnese, welche die Familienanamnese, die Frage nach Risikofaktoren und nach den häufig auftretenden Symptomen beim CRC beinhalten muss, ist die digital-rektale Untersuchung ein unerlässlicher Be- standteil der klinischen Untersuchung. Ein Test auf okkultes Blut im Stuhl kann für die Diagnose hilfreich sein. An erster Stelle der apparativen Untersuchungen steht die Koloskopie (HenneBruns et al.), bei der im Verdachtsfall mehrfach Biopsien entnommen werden. 3 Einleitung Ist die Koloskopie nicht komplett durchführbar, kommen als Alternativuntersuchung radiologische Verfahren wie die sog. virtuelle Kolonographie in Frage (Schmiegel W. et al.). Um die lokale Tumorausdehnung eines Rektumkarzinoms beurteilen zu können, stellen eine transrektale Sonographie oder ein MRT des Beckens, das weiterführende Aussagen über Lagebeziehungen des Tumors und den Lymphknoten-Status zulässt, geeignete Untersuchungsmaßnahmen dar (Ruf G. et al). Ist die Diagnose CRC gesichert, sind präoperativ als Staging eine Sonographie des Abdomens und ein Röntgen-Thorax durchzuführen, um Leber- und Lungenmetastasen auszuschließen bzw. zu diagnostizieren. Ein CT von Abdomen und/oder Thorax ist bei Metastasenverdacht oder speziellen Risikosituationen zu empfehlen. Ein PET-CT erhöht die Sensitivität des Nachweises von Fernmetastasen (Ruf G. et al.), ist derzeit aber nur in Sonderfällen oder bei Tumorrezidiven indiziert. Einen geeigneten Tumormarker für das CRC stellt das CEA dar, es sollte bei Erstdiagnose des CRC bestimmt werden (Ruf G. et al.). Eine CEA-Erhöhung ist allerdings nicht tumorspezifisch und eignet sich damit nicht als Screeninguntersuchung. Vielmehr dient es als Verlaufsparameter: sind die CEA-Werte präoperativ erhöht, sollten sie nach einer kompletten Tumorentfernung abfallen und im Falle eines Rezidivs wieder ansteigen (Herold G. und Mitarbeiter). 1.1.5 Pathologische Grundlagen Makroskopisch können die Wachstumsmuster exophytisch, endophytisch, diffus infiltrativ und annulär unterschieden werden. Das Karzinom des proximalen Kolons tendiert zum exophytischen Wachstum, das des distalen Kolons wächst eher endophytisch oder annulär, bisweilen kann die komplette Zirkumferenz betroffen sein und es kann zur Konstriktion des Lumens kommen (Schmiegel W.et al). 4 Einleitung Mikroskopisch werden gemäß der WHO-Klassifikation (2000) acht Karzinomtypen unterschieden. Das Adenokarzinom ist mit einem Vorkommen von über 80% das häufigste, gefolgt vom muzinösen Adenokarzinom, das auch Gallertkarzinom genannt wird, und vom Siegelringkarzinom, das mit einer schlechten Prognose einhergeht. Kleinzellige, plattenepitheliale, adeno-squamöse, medulläre und undifferenzierte Karzinome treten selten auf. 1.1.6 Metastasierung Beim CRC kann die Metastasierung lymphogen, hämatogen, per continuitatem oder kavitär erfolgen (Riede UN., Schäfer HE. et al). Die lymphogene Metastasierung des Kolonkarzinoms erfolgt in die perikolischen Lymphknoten sowie in die Lymphknoten entlang der A. ileocolica, der A. colica dextra, der A. colica media, der A. colica sinistra sowie der A. mesenterica inferior (Henne-Bruns et al.). Die lymphogene Metastasierung des Rektumkarzinoms verläuft über drei sog. Metastasenstraßen, abhängig von der Lokalisation des Tumors: Hoch sitzende Rektumkarzinome, d.h. 8-16 cm von der Anokutanlinie ab gemessen, metastasieren in die paraaortalen Lymphknoten, Tumoren der mittleren Etage können zusätzlich in die Beckenwand streuen; tief sitzende Tumoren, d.h. etwa 0-4 cm von der Anokutanlinie ab gemessen, können sich zusätzlich in die inguinalen Lk ausbreiten (Buehling KJ. et al). Auch die hämatogene Metastasierung ist von der Lage des Tumors abhängig: Tief sitzende Rektumkarzinome breiten sich, entsprechend dem Cavatyp, vorwiegend in die Lunge aus (Riede UN., Schäfer HE et al.). Cavatyp bedeutet, dass der Primärtumor im Abflussgebiet der V. cava inferior liegt, die Tumorzellen also über das rechte Herz direkt in die Lunge gelangen können (Buehling KJ. et al.). Die hoch sitzenden Rektum- und die Kolonkarzinome können kaskadenartig zunächst via Pfortader in die Leber metastasieren, von dort aus in die Lunge 5 Einleitung und von der Lunge aus evtl. in andere Organe des großen Kreislaufs (Riede UN., Schäfer HE. et al.). Das CRC kann per continuitatem das angrenzende perikolische oder perirektale Gewebe und evtl. sogar Nachbarorgane infiltrieren (Schmiegel W. et al). Kavitäre Metastasierung ins Peritoneum kann vorkommen; tritt sie auf, dann meist im Bereich des Douglas´schen Raumes bei der Frau bzw. im Bereich der Excavatio rectovesicalis beim Mann (Riede UN., Schäfer HE. et al.). 1.1.7 Stadieneinteilung/ Prognosefaktoren Die Tumorausbreitung wird nach den Regeln der UICC (2002) für Kolon-und Rektumkarzinome einheitlich klassifiziert. Sie erfolgt zunächst nach dem TNMSystem und wird dann in Stadien von I-IV eingeteilt (aus Ruf G. et al.). Die TNM-Klassifikation (UICC 2002) T steht für Tumor und beschreibt die Infiltration des Karzinoms im die Darmwand bzw. seine Ausdehnung in benachbarte Strukturen. Die genaue Einteilung lautet wie folgt: TX Primärtumor kann nicht beurteilt werden T0 Kein Anhalt für Primärtumor Tis Carcinoma in situ T1 Tumor infiltriert Submucosa T2 Tumor infiltriert Muscularis propria T3 Tumor infiltriert durch die Muscularis propria in die Subserosa oder oder in nicht peritonealisiertes perikolisches oder perirektales Gewebe T4 Tumor perforiert das viszerale Peritoneum oder infiltriert direkt in andere Organe oder Strukturen 6 Einleitung N steht für Nodulus und beschreibt den Befall der regionären Lymphknoten: NX Regionäre Lk können nicht beurteilt werden N0 keine regionären Lk-Metastasen nach regionärer Lymphadenektomie, üblicherweise von mind. 12 Lk N1 Metastasen in 1-3 perikolischen bzw. perirektalen Lk N2 Metastasen in 4 oder mehr perikolischen bzw. perirektalen Lk M steht für Metastase und beschreibt das Auftreten von Fernmetastasen: MX das Vorliegen von Metastasen kann nicht beurteilt werden M0 keine Fernmetastasen vorhanden M1 Fernmetastasen vorhanden Die Stadieneinteilung des kolorektalen Karzinoms (UICC 2002) T N M Stadium 0 Tis N0 M0 Stadium I T1/T2 N0 M0 Stadium II A T3 N0 M0 Stadium II B T4 N0 M0 Stadium III A T1/T2 N1 M0 Stadium III B T3/T4 N1 M0 Stadium III C Jedes T N2 M0 Stadium IV Jedes T Jedes N M1 Stadium II Stadium III Tab. 1: Stadieneinteilung des kolorektalen Karzinoms (UICC 2002) 7 Einleitung Die Tumorklassifikation des CRC nach Dukes aus dem Jahre 1932 darf als obsolet betrachtet werden. Obwohl sie in der Literatur teilweise noch berücksichtigt wird, darf man sagen, dass sie durch die TNM-Klassifikation ersetzt wurde (Schmiegel W. et al.). Tumor-Grading Generell werden vier Differenzierungsgrade entsprechend den zytologischen Kriterien wie Kernatypien, Zellpolymorphien oder Mitosezahl unterschieden. GX Differenzierungsgrad kann nicht bestimmt werden G1 Gut differenziert G2 Mäßig differenziert G3 Schlecht differenziert G4 Undifferenziert Die Prognose ist umso schlechter, je weniger die Zellen differenziert sind (Riede UN., Schäfer HE. et al). Operationsradikalität Die Operationsradikalität wird gemäß der R-Klassifikation der UICC 2002 eingeteilt. R0 kein Residualtumor R1 Histologisch Residualtumor am Resektionsrand R2 Makroskopisch Residualtumor 8 Einleitung Die Prognose des kolorektalen Karzinoms wird im Wesentlichen durch das Stadium der Erkrankung gemäß der TNM-Klassifikation, dem Differenzierungsgrad und der Möglichkeit zur kurativen Entfernung des Tumors bestimmt. Die 5-Jahres- Überlebensraten sinken in Abhängigkeit des Tumorstadiums (Ruf G. et al): Abb. 1: 5-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit in Abhängigkeit des Tumorstadiums 1.1.8 Therapie Bei kurativem Therapieansatz ist die Operation das Verfahren der Wahl (Henne-Bruns et al.). Ziel der Operation ist die en-bloc-Resektion des Primärtumors mit dem entsprechenden Lymphabflussgebiet. Das Ausmaß der Darmresektion wird durch die Resektion der versorgenden Gefäße und das damit definierte Lymphabflussgebiet bestimmt (Schmiegel W. et al). Je nach Lokalisation des Primärtumors stehen beim Kolonkarzinom verschiedene Standardverfahren zur Verfügung (Schmiegel W. et al.): 9 Einleitung Hemikolektomie rechts bei Karzinomen des Zökums und Colon ascendens erweiterte Hemikolektomie rechts bei Karzinomen der rechten Flexur und des proximalen Colon transversum Colon-transversum-Resektion bei Karzinomen des mittleren Transversumdrittels erweiterte Hemikolektomie links bei Karzinomen des distalen Transversumdrittels und der linken Kolonflexur Hemikolektomie links bei Karzinomen des Colon descendens und des proximalen Sigmas Sigmaresektion bei Tumoren des mittleren und distalen Sigmas Beim Rektumkarzinom stehen, abhängig von Lokalisation, Größe des Tumors, Wachstum und Malignitätsgrad folgende Standardverfahren zur Verfügung: die (tiefe) anteriore Rektumresektion (kontinenzerhaltend) die abdomino-perineale Rektumexstirpation die intersphinktäre (abdomino-peranale) Rektumresektion Die operative Therapie des Rektumkarzinoms sollte die totale mesorektale Exzision (TME), d.h. die komplette Entfernung des Mesorektums bei Karzinomen im oberen und mittleren Rektumdrittel bzw. die partielle Mesorektumexzision beim Karzinom im unteren Rektumdrittel beinhalten (Schmiegel W.et al). Unter bestimmten Voraussetzungen ist eine transanale endoskopische mikrochirurgische Exzision eines Rektumkarzinoms möglich. Das Tumorstadium muss hier prognostisch günstig sein, d.h. T1 bei guter bis mäßiger Differenzierung (G1-G2), außerdem dürfen keine Lk-Metastasen bestehen (Schmiegel W. et al). Der Einsatz einer adjuvanten oder neoadjuvanten Radio- bzw. Chemotherapie ist in einigen Fällen des kolorektalen Karzinoms indiziert. 10 Einleitung Beim Kolonkarzinom im UICC-Stadium I wird eine adjuvante Chemotherapie nicht empfohlen, im Stadium II nur in Ausnahmefällen. Beim Kolonkarzinom im Stadium III kann eine 5-FU basierte adjuvante Chemotherapie die Mortalität um ca. 25% senken (Ruf G. et al.). Die Chemotherapie wird über einen Zeitraum von sechs Monaten nach erfolgter R0-Resektion verabreicht. Eine adjuvante Strahlentherapie ist beim Kolonkarzinom nur in Ausnahmefällen indiziert. Beim Rektumkarzinom ist eine adjuvante kombinierte Radio-Chemotherapie in Stadium II und III empfohlen, da die Lokalrezidivrate so halbiert werden kann. Eine neoadjuvante Radio-Chemo-Therapie kann beim lokal fortgeschrittenen Rektumkarzinom (d.h. mind. T3 und/oder LK pos.) eine R0-Resektion ermöglichen. 11 Einleitung 1.2 Lebermetastasen bei kolorektalem Karzinom 1.2.1 Epidemiologie Etwa jeder zweite Patient mit kolorektalem Karzinom entwickelt im Verlauf der Krankheit Fernmetastasen. Bei der einen Hälfte der Patienten werden die Metastasen bereits zusammen mit dem Primärtumor diagnostiziert, man spricht hier von synchronen Metastasen. Bei der anderen Hälfte treten die Metastasen im weiteren Verlauf der Krankheit auf; diese werden als metachrone Metastasen bezeichnet (Helbling et al.). Synchrone Lebermetastasen bei Patienten mit kolorektalem Karzinom treten in ca. 20% der Fälle auf (Grundmann RT. et al). Das Auftreten von metachronen Lebermetastasen ist abhängig vom TNMStadium des Primärtumors. In Stadium I treten sie in 3,7% der Fälle, in Stadium III in 30,4% der Fälle auf. Im Durchschnitt kommen in 14,5% der Fälle metachrone Lebermetastasen vor (Manfredi S. et al.). 1.2.2 Klinik Nur in Ausnahmefällen führen Symptome von Lebermetastasen zu deren Diagnostik. Meist ist primär das kolorektale Karzinom symptomführend, so dass synchrone Lebermetastasen im Rahmen des Tumorstagings und metachrone Lebermetastasen im Rahmen der Tumornachsorge diagnostiziert werden (Henne-Bruns et al.). Mögliche Symptome sind Druckgefühl und Schmerzen im rechten Oberbauch, Hepatomegalie, Aszites, Ikterus und Gewichtsverlust. Sehr selten manifestieren sich Lebermetastasen mit fulminantem Leberversagen oder intraperitonealer Hämorrhagie (Schmiegel W.et al.). 12 Einleitung 1.2.3 Diagnostik Die meisten Lebermetastasen bei CRC werden im Rahmen des Stagings bzw. der Tumornachsorge sonographisch oder computertomographisch diagnostiziert. Da die Sensitivität der perkutanen Abdomensonographie für den Nachweis von Lebermetastasen relativ gering ist, wird heute oft primär eine Spiral-CT oder MRT eingesetzt (Grundmann RT. et al.). Diese Art der Bildgebung ist vor allem dann sinnvoll, wenn ein Patient für einen operativen Eingriff zur Resektion der Metastasen in Frage kommt. In Kombination mit einer intravenösen Kontrastmittelapplikation kann das Ausmaß und die Resektabilität von Metastasen beurteilt werden (Charnsangavej et al.). Die Positronenemissionstomographie (FDG-PET) in Kombination mit einer CT (sog. PET-CT) hat die höchste Sensitivität zur Detektion intra- und extrahepatischer Tumorherde (Grundmann RT. et al.). Während ein FDG-PET in den USA zur routinemäßigen präoperativen Diagnostik vor Leberresektion kolorektaler Metastasen empfohlen wird (Charnsangavej et al.), wird in Deutschland die Empfehlung ausgesprochen, sie nur bei Verdacht auf extrahepatische Tumorherde und für Hochrisikopatienten einzusetzen (Grundmann RT et al.). Grund hierfür sind vor allem die noch hohen Kosten. Wird bei primärer Irresektabilität der Lebermetastasen zunächst eine neoadjuvante Chemotherapie verabreicht, sollte deren Erfolg alle 2-3 Monate mittels MRT oder CT überprüft werden (Grundmann RT. et al.). 13 Einleitung 1.2.4 Prognosefaktoren bei Lebermetastasen In der Vergangenheit gab es einige Vorschläge für Bewertungssysteme, um die Patienten zu selektieren, die von einer Leberresektion aufgrund kolorektaler Metastasen profitieren würden. Ein Scoring System, das sich in der Praxis als anwendbar und verlässlich gezeigt hat, ist der Clinical Risk Score (CRS), der von Fong et al. etabliert wurde (Grundmann RT et al.). Er berücksichtigt fünf präoperative Risikofaktoren (Fong Y. et al.): Lymphknotenmetastasen des Primärtumors Krankheitsfreies Intervall zwischen Primärtumor und Diagnose der Lebermetastase < 12 Monate Zahl der Lebermetastasen > 1 Durchmesser der größten Lebermetastase > 5cm präoperativer CEA-Spiegel > 200 ng/ml Jeder Risikofaktor wird mit einem Punkt bewertet. Die Punkte werden, soweit der jeweilige Risikofaktor vorhanden ist, addiert. Die 5-Jahres-Überlebensrate für Patienten mit 0 Punkten lag bei 60%, während nur 14% der Patienten mit 5 Punkten nach fünf Jahren noch lebten. Das Langzeitüberleben der Patienten, die sich aufgrund von kolorektalen Lebermetastasen einer Leberresektion unterziehen, kann also anhand der o.g. fünf klinischen Parameter vorhergesagt werden. 1.2.5 Therapie Für Patienten mit isolierten Lebermetastasen ist die R0-Resektion des Tumors die einzige Therapieoption, die mit einem erwiesenen Langzeitüberleben einhergehen kann. 14 Einleitung Größe, Anzahl und Ausdehnung der Metastasen sowie vorbestehende Lebererkrankungen und verbleibendes funktionsfähiges Lebergewebe bestimmen das chirurgische Vorgehen (Grundmann RT et al.). Grundsätzlich werden bei den operativen Therapieverfahren zunächst die nicht anatomische (sog. atypische oder Wedge-Resektion) und die anatomische Resektion unterschieden. Die anatomische Resektion orientiert sich am segmentalen Aufbau der Leber und stellt das Verfahren der Wahl dar. Abb. 2: Lebersegmenteinteilung nach Couinaud (aus Bechstein et al.) Hier unterscheidet man weiter die Segmentresektion: Resektion eines oder mehrerer Segmente Hemihepatektomie rechts: Resektion rechts der Cava-Gallenblasen-Linie Hemihepatektomie links: Resektion links der Cava-Gallenblasen-Linie erweiterte Hemihepatektomie rechts: Erweiterung auf die Segmente I u./o. IV erweiterte Hemihepatektomie links: Erweiterung auf die Segmente V und VIII 15 Einleitung Um die Indikation zur Resektion von Lebermetastasen zu stellen, müssen die folgenden Faktoren gegeben sein: Generelle Operabilität des Patienten Erreichbarkeit einer R0-Situation, evtl. in Kombination mit ablativen Verfahren, z.B. der Radiofrequenzablation, einer neoadjuvanten Chemotherapie zur Tumorregression bei initial zu großer Tumormasse und der Möglichkeit zur Resektion bzw. Sanierung extrahepatischer Tumormanifestationen ausreichende funktionelle Leberreserve nach der Resektion, ggf. in Kombination mit einer Pfortaderembolisation; Mindestanforderungen an die Größe der Restleber sind 25% gesunden Lebergewebes bei Lebergesunden bzw. 50-60% bei Zirrhotikern Erhalt zweier benachbarter Lebersegmente mit kompletter vaskulärer und biliärer Versorgung Die Anzahl der Lebermetastasen ist nicht das entscheidende Kriterium für die Entscheidung, eine Leberresektion durchzuführen oder nicht. Vielmehr kommt es darauf an, ob eine R0-Situation erreicht werden kann. Bei einseitigem Befall liegt die 5-JÜR bei ca. 50%. Selbst bei bilateralem Leberbefall und beim Vorliegen von fünf oder mehr Knoten wird noch eine 5-JÜR von ca. 40% erreicht (Grundmann et al.). Das zusätzliche Vorliegen von extrahepatischen Metastasen ist keine generelle Kontraindikation für eine Leberresektion, wenn die Möglichkeit besteht, diese Tumoren ohne Residuen zu entfernen (Carpizo et al.). Die 5-JÜR liegt in diesem Fall bei bis zu 25%. Wesentliche Kontraindikationen zur Durchführung einer Leberresektion bei isolierten Lebermetastasen sind der Befall des kontralateralen Gefäss- Gallengangbündels und Progress der Erkrankung unter neoadjuvanter Chemotherapie. 16 Einleitung Unter Berücksichtigung der Indikation und der Kontraindikationen können derzeit etwa 20% der Patienten mit Lebermetastasen nach CRC primär operiert werden. Der Anteil der zu operierenden Patienten erhöht sich nach der Applikation einer neoadjuvanten Chemotherapie, deren Ziel die Verkleinerung der Metastase (sog. Downsizing) und damit die Ermöglichung einer kurativen Resektion ist, um ca. ein Viertel (Grundmann RT et al.). 1.2.6 Problematik der präoperativen Chemotherapie In einer Vielzahl von Studien konnte gezeigt werden, dass durch ein aggressives chirurgisches und chemotherapeutisches Vorgehen bei Auftreten von Lebermetastasen nach kolorektalem Karzinom ein Langzeitüberleben erreicht werden kann (Helbling D et al., Nordlinger B et al., Adam R., Wicherts DA. et al., Leonard GD. et al.). Zum einen kann eine Chemotherapie in einer nicht operablen Situation eine spätere kurative Leberresektion ermöglichen (DownsizingStrategie), zum anderen zeigen erste Untersuchungen, dass auch Patienten mit primär resektablen Lebermetastasen von einer perioperativen Chemotherapie profitieren können (Nordlinger B. et al., Benoist S. et al.). Der Enthusiasmus einer präoperativen Chemotherapie wurde jedoch durch die Entdeckung von chemotherapie-induzierten Leberschädigungen gedämpft. Grundsätzlich treten zwei Arten der Leberschädigung auf. Zum einen werden vaskuläre Veränderungen beobachtet. Diese zeigen sich in einer Dilatation der Lebersinusoide, die mit einem sinusoidalen Obstruktionssyndrom (SOS) einhergehen können (Bayraktar DU. et al.). Dies wird vor allem nach der Applikation von Oxaliplatin beschrieben (Rubbia-Brandt L. et al). Zum anderen kann eine Verfettung der Hepatozyten (Steatosis hepatis), evtl. sogar mit einer entzündlichen Komponente (Steatohepatitis) beobachtet werden. Diese histologische Veränderung des Lebergewebes wird vor allem mit der Applikation von Irinotecan in Verbindung gebracht (Fong Y. et al., Abdalla EK. et al., Fernandez FG. et al.). 17 Einleitung Die klinische Bedeutung dieser histologischen Leberschäden ist jedoch unklar. Sie können zwar beobachtet werden, dennoch ist es fraglich, ob sie einen Einfluss auf die postoperative Morbidität und Mortalität haben. 1.3 Fragestellung und Zielsetzung In der vorliegenden Untersuchung soll analysiert werden, ob eine Chemotherapie, die einem Patienten aufgrund des Primärtumors und/oder kolorektaler Lebermetastasen im präoperativen Zeitraum verabreicht wird, typische histologische Veränderungen des Lebergewebes mit sich bringt und ob diese histologischen Veränderungen bzw. die Chemotherapie an sich mit einer erhöhten postoperativen Morbidität und Mortalität einhergehen. Dafür wurden folgende Fragestellungen bearbeitet: Welches Patientenkollektiv lag vor? Wurde präoperativ eine Chemotherapie verabreicht? Falls dies der Fall war, nach welchem Protokoll, und wie lange war das Zeitintervall zwischen der letzten Chemotherapie und der Leberteilresektion? Wie wurde die Lebermetastase entfernt? Welche histologischen Veränderungen des metastasenfernen Lebergewebes waren zu erkennen? Welche Komplikationen traten postoperativ auf? Welche Aussage kann zur Mortalität getroffen werden? 18 Patienten und Methode 2 Patienten und Methode 2.1 Patientenauswahl Im Zeitraum von Februar 2000 bis November 2007 wurde in der Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie der Universitätsklinik Freiburg im Breisgau bei 206 Patienten eine erstmalige Leberresektion aufgrund kolorektaler Lebermetastasen durchgeführt. Voraussetzung, um in diese Untersuchung eingeschlossen zu werden, war zum einen eine ausreichende Datenlage vor allem in Bezug auf die verabreichte Chemotherapie, zum anderen musste adäquates metastasenfernes Lebergewebe der Patienten im Pathologischen Institut der Universitätsklinik Freiburg im Breisgau vorhanden sein. Ausgeschlossen wurden einige Patienten, deren Chemotherapie-Protokoll monoklonale Antikörper (Bevacizumab, Cetuximab) enthielt. Insgesamt konnten somit die Daten von 102 Patienten evaluiert werden. 2.2 Datenerhebung 2.2.1 Datenerhebung in der Chirurgischen Klinik Für die vorliegende Arbeit wurde eine retrospektive Analyse der prospektiven Leber-Datenbank der Abteilung Allgemein- und Viszeralchirurgie durchgeführt. Dort sind sowohl die demographischen Daten der Patienten wie auch die Daten bzgl. der Vorerkrankungen, der diagnostischen Parameter, des Primärtumors, dem Auftreten der Lebermetastasen, der Applikation einer Chemotherapie, des operativen Eingriffs, der peri- und postoperativen Komplikationen sowie der Mortalität gespeichert. Die Ergebnisse der histopathologischen Untersuchung des metastasenfernen Lebergewebes wurden nach meinen Auswertungen hinzugefügt. 19 Patienten und Methode 2.2.2 Datenerhebung in der Pathologie Die Untersuchung des metastasenfernen Lebergewebes auf Zeichen eines Leberschadens war wesentlicher analytischer Bestandteil der vorliegenden Dissertationsarbeit. Begutachtet wurde das metastasenferne Lebergewebe, das im Rahmen der Leberresektion gewonnen wurde. Die Schnittpräparate, die in den Färbungen Hämatoxylin-Eosin (HE) und van Gieson-Elastica (EvG) vorlagen bzw. angefertigt wurden, wurden unter dem Mikroskop in den Vergrößerungen 10x, 40x und 100x betrachtet. Beurteilt wurden der Grad, die Art und die Lokalisation einer Steatosis hepatis (Karoui et al, Kleiner et al.), die Dilatation der Lebersinusoide (Rubbia-Brandt et al.), die lobuläre neutrophile Granulozyten- Infiltration (Karoui et al.), die periportale Lymphozyten-Infiltration und die Fibrose (Metavir-Score aus Karoui et al.) entsprechend dem folgenden Schema: Grad der Steatosis hepatis Hier wird beurteilt, wie hoch der Anteil der Hepatozyten ist, die von einer Verfettung betroffen sind. 0: keine Steatose 1: <20% der Hepatozyten betroffen 2: 20-50% der Hepatozyten betroffen 3: >50% der Hepatozyten betroffen Abb.3: Steatose Grad 1 (HE) Abb.4: Steatose Grad 3 (HE) 20 Patienten und Methode Art der Steatosis hepatis Es wird beurteilt, ob es sich um eine klein- oder großtropfige (mikro- oder makrovesikuläre) Verfettung handelt oder ob sich ein gemischtes Bild zeigt. Bei der kleintropfigen Verfettung finden sich mehrere kleine lipidhaltige Vesikel im hepatozellulären Plasma, bei der großtropfigen Steatose ist die Leberzelle mit einer einzelnen großen Lipidvakuole angefüllt. Bei der gemischten Steatosis hepatis können diese beiden Phänomene nebeneinander gesehen werden. 1 = mikrovesikulär 2 = makrovesikulär 3 = gemischt makrovesikulär mikrovesikulär Abb.5: Bild einer gemischten Steatose (HE) 21 Patienten und Methode Lokalisation der Steatosis hepatis Um die Lokalisation der Steatosis hepatis zu beschreiben, möchte ich zunächst auf den mikroskopischen Aufbau der Leber eingehen. Die strukturelle Baueinheit der Leber stellt das klassische Leberläppchen dar (A). Es handelt sich um ein Sechseck, in dessen Zentrum die Vena centralis (Zentralvene) liegt. Radiär dazu sind die Hepatozyten ausgerichtet. Zwischen den Hepatozyten befinden sich die Lebersinusoide. An den Ecken des Leberläppchens liegen die Periportalfelder, in denen drei Gefäße, die sog. Glisson´sche Trias zu finden sind. Es handelt sich um die A. interlobularis, einen Ast der A. hepatica propria, die V. interlobularis, einen Ast der Portalvene und um den Ductus interlobularis (Gallengang). Abb.6: Klassisches Leberläppchen (strukturelle Baueinheit der Leber) aus Graumann W./ Sasse D. et al. Die funktionelle Baueinheit der Leber bildet der Leberazinus (B), an dem zwei benachbarte klassische Leberläppchen beteiligt sind. Er hat die Form eines Rhombus, dessen Eckpunkte jeweils zwei Zentralvenen und zwei Periportalfelder bilden. Diese Einteilung nimmt Bezug auf den Blutfluss: das Blut fließt von der A. und V. interlobularis über die Sinusoide in die Zentralvene. 22 Patienten und Methode Dementsprechend lässt sich ein Leberazinus in drei Zonen aufteilen. Zone 1 liegt in der Peripherie des klassischen Leberläppchens (= periportal). Die Hepatozyten in dieser Zone kommen als erste mit dem zugeführten Blut in Berührung, somit ist dies die sauer- und nährstoffreiche Zone, in der die energieverbrauchenden Stoffwechselprozesse wie z.B. die Gluconeogenese stattfinden. Eine Steatose in diesem Bereich hat überwiegend nutritive Ursachen; sie wird häufig bei Adipositas beobachtet. Die Zone 3 liegt um die Zentralvene herum (= perivenulär/ zentrolobulär/ läppchenzentral). Sie ist die sauer- und nährstoffarme Zone, in der z.B. die anaerobe Glycolyse abläuft. Die Zellen in Zone 3 sind vulnerabel gegenüber ischämischen Schäden und Nährstoffmangel. Eine Steatose in diesem Bereich wird häufig bei einer Hypoxie gesehen. Die Zone 2 bildet die Übergangszone zwischen Zone 1 und Zone 3. Abb.7: Leberazinus (aus Graumann W./ Sasse D. et al.) 1 = Zone 1: periportal 2 = Zone 2: Übergangszone 3 = Zone 3: perivenulär/ zentrolobulär/ läppchenzentral 23 Patienten und Methode Sinusoidale Dilatation Vaskuläre Läsionen des Lebergewebes zeigen sich unter anderem in einer Dilatation der Lebersinusoide. Hier wird beurteilt, wie hoch der Anteil der dilatierten Sinusoide ist. 0 = keine 1 = mild (<1/3 der Sinusoide dilatiert) 2 = moderat (1/3 – 2/3 der Sinusoide dilatiert) 3 = schwer (>2/3 der Sinusoide dilatiert) Abb.8: Sinusdilatation Grad 3 (HE, 2,5x) Abb.9: Sinusdilatation Grad 3 (HE, 10x) 24 Patienten und Methode Lobuläre neutrophile Granulozyten-Infiltration Der Schweregrad einer Entzündungsreaktion geht unter anderem mit Maß der Infiltration des Gewebes durch Granulozyten einher. Die neutrophilen Granulozyten sind dabei kennzeichnend für bakterielle Infektionen. 0 = absent 1 = moderat 2 = schwer Abb.10: Neutrophile Granulozyten (HE-Färbung) 25 Patienten und Methode Periportale Lymphozyten-Infiltration Auch die Infiltration des Gewebes durch Lymphozyten stellt ein Maß zur Beurteilung des Schweregrades einer Entzündung dar. Lymphozyten sind dabei charakteristisch für virale Infektionen. 0 = keine 1 = gering 2 = mittelgradig 3 = stark, d.h. in das Leberparenchym übergehend Abb.11: periportale Lymphozyten (HE-Färbung) 26 Patienten und Methode Fibrose Die Fibrosierung, d.h. der Ersatz des Parenchyms durch Bindegewebe, stellt einen möglichen Reaktionsweg des Lebergewebes auf Schädigung jeglicher Art dar. Die Maximalvariante des bindegewebigen Umbaus ist die Leberzirrhose. Sie ist gekennzeichnet durch Parenchymuntergang mit reaktiver Bindegewebsvermehrung. Es kommt zu einem knotigen Umbau des Leberparenchyms, der sowohl mit einer Störung der Organdurchblutung als auch mit einem Funktionsverlust des Lebergewebes einhergeht. F0 = absent F1 = portale Fibrose ohne Septen F2 = portale Fibrose mit wenigen Septen F3 = viele Septen ohne Zirrhose F4 = Zirrhose Abb.12: Leberzirrhose (HE-Färbung) 27 Patienten und Methode Für die Klassifikation einer Steatohepatitis verwendeten wir in dieser Untersuchung ein modifiziertes Schema der ursprünglichen Klassifikation nach Kleiner et al.: die Summe aus Steatose (0-3) und der lobulären neutrophilen Granulozyten-Infiltration (0-2) ergibt ein Maximum von fünf Punkten. Wir definieren das Vorliegen einer Summe von vier und fünf Punkten als Manifestation einer Steatohepatitis. Im Vergleich zur Klassifikation nach Kleiner et al. wurde in unserer Arbeit das Ballooning der Hepatozyten nicht berücksichtigt. 2.3 Auswertung und Datenspeicherung Die von mir erhobenen histologischen Daten wurden zunächst in Microsoft Excel eingegeben und danach in SPSS überführt. Die komplette Datenanalyse wurde unter Zuhilfenahme von SPSSTM (SPSS für WindowsTM, Version 15.0, SPSS Inc., Chicago III., USA) durchgeführt. Der Vergleich zwischen Gruppen wurde gemäß der orientierenden Datenanalyse durch das Chi-Quadrat nach Pearson und dem Exakten Test nach Fisher ausgeführt. Die multivariate Risikofaktorenanalyse wurde durch die binäre logistische Regression ermittelt (Likelihood-Quotient). Diese Arbeit wurde mit dem Textverarbeitungsprogramm Microsoft Office Word 2002 verfasst. Die Tabellen wurden mit Microsoft Office Word 2002 und Microsoft Office Excel 2002, die Diagramme mit Microsoft Office Power Point 2002 erstellt. 28 Ergebnisse 3 Ergebnisse 3.1 Präoperative Daten 3.1.1 Demographische Daten Die Daten von 102 Patienten, die sich einer Leberresektion aufgrund kolorektaler Lebermetastasen unterziehen mussten, konnten ausgewertet werden. A Alter in Jahren (Mittelwert, Spanne) 61 (35 – 80) Geschlecht weiblich (n, %) 35 (34%) männlich (n, %) 67 (66%) Body mass index (Mittelwert, Spanne) 25.7 (17 – 39) Pat. mit IDDM 8 (8%) Primärtumor Lokalisation (n, %) Kolon 64 (63%) Rektum 38 (37%) positiv 68 (67%) negativ 27 (27%) Nodalstatus Primärtumor (n, %) unbekannt Anzahl Lebermetastasen (Mittelwert, Spanne) Metastasengrösse (mm, Mittelwert, Spanne) 7 (7%) 2 (1 – 11) 35 ( 3 – 155) Tab. 2: Demographische und onkologische Grunddaten (n=102) 29 Ergebnisse 3.1.2 Chemotherapie Von 102 Patienten haben 34 (33%) keine Chemotherapie erhalten, bei 68 Patienten (67%) wurde eine Chemotherapie appliziert. Es kamen vier verschiedene Chemotherapie-Protokolle zum Einsatz: Flourouracil-basiert, Oxaliplatinbasiert, Irinotecan-basiert und Oxaliplatin plus Irinotecan. Abb.13: Überblick über die angewandten Chemotherapie-Protokolle und die Häufigkeit deren Applikation Es ist uns nicht immer möglich, eine konkrete Aussage darüber zu machen, ob eine Chemotherapie primär als adjuvante Chemotherapie des kolorektalen Karzinoms, als initial palliative Chemotherapie oder tatsächlich als neoadjuvante Chemotherapie aufgrund der Lebermetastasen geplant war. Dies liegt zum einen daran, dass die Dokumentation zumindest teilweise retrospektiv stattfand, zum anderen wurde die Durchführung der Chemotherapie in den meisten Fällen von Onkologen außerhalb der Uniklinik Freiburg geregelt. Das Zeitintervall zwischen der letzten Chemotherapie und dem operativen Eingriff aufgrund der Lebermetastasen ist jedoch genau dokumentiert und ermöglicht uns einen Verglich zwischen den Gruppen, deren Chemotherapie mehr oder weniger als sechs Monate vor der Leberresektion beendet wurde. Das Zeitintervall zwischen Chemotherapie und Leberresektion war bei 33 Patienten (32%) kürzer als sechs Monate, bei 35 Patienten (34%) lagen mehr als 30 Ergebnisse sechs Monate zwischen Chemotherapie und OP. Bei 74% der 34 Patienten, die eine Oxaliplatin und/oder Irinotecan-basierte Chemotherapie erhalten haben, wurde die Applikation der Chemotherapie innerhalb der letzten sechs Monate vor der Leberresektion beendet. Aufgrund des oben beschriebenen Problems war es nicht bei allen Patienten möglich, die genaue Anzahl an verabreichten Chemotherapie-Zyklen in Erfahrung zu bringen. 3.2 Der operative Eingriff Die folgende Tabelle bietet einen Überblick darüber, welche Methode der Leberteilresektion bei den einzelnen Patienten angewendet wurde. Art der Leberresektion n (%) Atypische Resektion 10 (10%) Segmentresektion 33 (32%) Hemihepatektomie li. 7 (7%) Erw. Hemihepatetomie li. 13 (13%) Hemihepatektomie re. 24 (24%) Erw. Hemihepatektomie re. 15 (15%) Tab. 3: Überblick über die Arten der Leberresektionen und die Häufigkeit deren Anwendung (n=102) Bei 31 Patienten (30%) war eine Blutsubstitution während der OP von Nöten. In 91% der Fälle, also bei 93 Patienten, war der Resektionsrand tumorfrei. 31 Ergebnisse 3.3 Postoperative Daten 3.3.1 Histologische Untersuchung Die folgende Tabelle zeigt einen Überblick über die Ergebnisse der histologischen Untersuchung. Art der Leberschädigung n (%) keine 12 12 % < 20% 53 52 % 20-50% 20 20 % > 50% 17 17 % Mikrovesikulär 6 6% Makrovesikulär 5 5% Gemischt 79 77 % Keine Aussage möglich 12 12 % Zone 1 1 1% Zone 2 0 0% Zone 3 85 83 % Keine Aussage möglich 16 16 % keine 19 19 % Grad 1 43 42 % Grad 2 25 24 % Grad 3 15 15 % 18 18 % 55 53 % 29 29 % Grad der Steatose Art der Steatose Lokalisation der Steatose Sinusoidale Dilatation Lobuläre Infiltration Granulozyten mit neutrophilen Keine Moderat schwer 32 Ergebnisse Periportale Lymphozyten-Infiltration Keine 8 8% Gering 59 58 % Mittel 23 22 % stark 12 12 % keine 44 43 % Grad 1 47 46 % Grad 2 9 9% Grad 3 0 0% Zirrhose 2 2% keine 5 5% score 1-3 74 73 % score 4-5 23 23 % Fibrose Steatohepatitis (Score 0 – 5) Tab. 4: Überblick über die Ergebnisse der histologischen Untersuchung 33 Ergebnisse Es folgen einige Bilder zur Illustration der pathologischen Veränderungen des Lebergewebes. Abb.14: Steatose Grad 3 (HE, 2,5x) Dieser histologische Schnitt zeigt eine überwiegend makrovesikuläre Steatose dritten Grades hauptsächlich in Zone 3. Eine sinusoidale Dilatation sowie eine periportale Lymphozyten-Infiltration sind nicht zu sehen. Eine moderate lobuläre Infiltration durch Granulozyten ist zu erkennen, ebenso eine Fibrose ersten Grades. 34 Ergebnisse Abb.15: Sinusdilatation Grad 3 (HE, 10x) Die Klassifikation dieses Schnittes lautet wie folgt: gemischte Steatose ersten Grades überwiegend in Zone 3. Eine sinusoidale Dilatation dritten Grades ist zu erkennen. Es handelt sich sowohl um eine lobuläre neutrophile GranulozytenInfiltration als auch um eine periportale Lymphozyten-Infiltration ersten Grades. Eine Fibrose ist nicht zu sehen. 35 Ergebnisse Abb.16: Fibrose Grad 4 (EvG, 2,5x) Dieses Bild bzw. die dazugehörige HE-Färbung dieses Schnittes zeigt eine gemischtzellige Steatose ersten Grades, deren Lokalisation nicht eindeutig zuzuordnen ist. Eine Sinusdilatation ist nicht zu erkennen. Es zeigen sich eine lobuläre Granulozyten-Infiltration zweiten Grades und eine periportale Lymphozyten-Infiltration dritten Grades. Eine Fibrose vierten Grades (Zirrhose) ist zu erkennen. 36 Ergebnisse Abb.17: Periportale Lymphozyten-Infiltration Grad 3 (HE, 10x) Dieser Schnitt wurde wie folgt klassifiziert: zentrolobuläre gemischtzellige Steatose ersten Grades, milde sinusoidale Dilatation, lobuläre neutrophile Granulozyten-Infiltration ersten Grades, periportale lymphozyteninfiltration dritten Grades, keine Fibrose 37 Ergebnisse Abb.18: Steatohepatitis Score 5 (HE, 20x) Auf diesem Schnitt ist eine gemischtzellige Steatose dritten Grades zu sehen, die überwiegend in Zone 3 lokalisiert ist. Eine Sinusdilatation ist nicht zu erkennen. Es handelt sich um eine lobuläre Granulozyten-Infiltration zweiten Grades und um eine periportale Lymphozyten-Infiltration dritten Grades. Erkennbar ist außerdem eine portale Fibrose mit wenig Septen (F2). Somit ergibt sich nach unserer Klassifikation eine Steatohepatitis mit einem Score von 5 (Steatose Grad 3 und lobuläre Granulozyten-Infiltration Grad 2). 38 Ergebnisse Die folgende Tabelle bietet einen Überblick über die Risikofaktorenanalyse die Leberschädigung betreffend: n Steatosis > 20 % n (%) p Steatosis > 50% n (%) p SD Grad 2 or 3 n (%) p 68 34 46% 18% 0.006 19% 12% 0.35 34% 50% 0.12 34 34 19 12 3 18% 41% 53% 50% 33% keine = 6 Monate < 6 Monate 34 35 33 18% 51% 40% ja nein 8 94 38% 36% 0.94 25% 16% 0.51 38% 39% 0.92 weiblich männlich 35 67 31% 39% 0.46 14% 18% 0.64 34% 42% 0.46 = 25 > 25 46 56 24% 46% 0.019 11% 21% 0.15 50% 30% 0.043 = 30 > 30 88 14 35% 46% 0.43 14% 39% 0.024 43% 15% 0.06 = 60 Jahre > 60 Jahre 42 60 45% 30% 0.12 19% 15% 0.59 41% 38% 0.83 Chemotherapie ja nein Chemotherapie Art keine FU-basiert Oxaliplatin-basiert Irinotecan-basiert Irinotecan + Oxaliplatin 0.07 12% 15% 26% 25% 0% 0.01 12% 20% 18% 0.53 50% 44% 11% 50% 0% 0.026 0.63 50% 34% 33% 0.29 Chemotherapie IDDM Geschlecht BMI 1 BMI 2 Alter Tab. 5: Risikofaktorenanalyse für das Auftreten einer Leberschädigung (n = Anzahl, p=p-Wert) 39 Ergebnisse 3.3.1.1 Steatose Eine hepatische Steatose ist in 88% der Fälle zu sehen, in 17% der Fälle sind über 50% der Hepatozyten von der Steatose betroffen. Patienten, denen eine Chemotherapie verabreicht wurde, hatten ein höheres Risiko, eine Steatose >20% zu entwickeln, als die Patienten, die sich keiner Chemotherapie unterziehen mussten (p<0,001). Eine Chemotherapie zeigte jedoch keinen signifikanten Einfluss auf die Entwicklung einer Steatose >50%. Die Art der Chemotherapie hatte dabei keine Auswirkungen auf das Auftreten einer Steatose. Die nachstehende Abbildung zeigt die Korrelation einer Chemotherapie mit dem Auftreten einer Steatose. Abb.19: Häufigkeit des Auftretens und Ausmaß einer Steatose in Abhängigkeit der verabreichten Chemotherapie 40 Ergebnisse Ein Faktor, der einen relevanten Einfluss auf die Entwicklung einer hepatischen Steatose zeigte, war der Body Mass Index. Patienten, die einen BMI >25 kg/m2 aufwiesen, also gut die Hälfte der Patienten, hatten ein erhöhtes Risiko, eine Steatose >20% zu entwickeln (p<0,02). Patienten mit einem BMI >30 kg/m2 (etwa ein Siebtel der Studiengruppe) zeigten ein signifikant höheres Risiko für eine Steatose >50% (p<0,03). In der folgenden Abbildung wird der Zusammenhang zwischen einem hohen BMI und dem Auftreten einer Steatose deutlich. Abb.20: Häufigkeit des Auftretens und Ausmaß einer Steatose in Abhängigkeit vom BMI Die Applikation einer Chemotherapie und ein BMI >25 kg/m2 sind mit dem Auftreten einer Steatosis hepatis assoziiert: beide zeigen sich sowohl in der univariaten (Chemotherapie: p<0,001; BMI >25 kg/m2 : p<0,02) als auch in der multivariaten Analyse (Chemotherapie: p<0,01; BMI >25 kg/m2 : p<0,03) als signifikante Risikofaktoren für die Entstehung einer Steatose. Geschlecht, Alter und das Vorliegen eines insulinpflichtigen Diabetes mellitus zeigten keinen signifikanten Einfluss auf die Entwicklung einer hepatischen Steatose. 41 Ergebnisse 3.3.1.2 Sinusoidale Dilatation Eine Sinusdilatation jeglicher Ausprägung konnte bei 84% aller Patienten nachgewiesen werden. In 44% der Fälle handelt es sich um eine Läsion ersten Grades, 15% zeigten eine Dilatation Grad drei (stärkste Ausprägung). Die folgende Grafik zeigt den Zusammenhang zwischen dem Auftreten einer sinusoidalen Dilatation und der Applikation einer Chemotherapie. Abb.21: Häufigkeit des Auftretens und Ausmaß einer Sinusdilatation in Abhängigkeit der verabreichten Chemotherapie Von den Patienten, die mit Oxaliplatin behandelt wurden, zeigten 73% eine Sinusdilatation ersten Grades, bei jeweils 5% konnte eine Dilatation zweiten bzw. dritten Grades gezeigt werden. 42 Ergebnisse Die nachstehende Abbildung macht den Einfluss des BMI auf das Ausmaß einer sinusoidalen Dilatation deutlich. Abb.22: Häufigkeit des Auftretens und Ausmaß einer Sinusdilatation in Abhängigkeit des BMI Der Abbildung ist zu entnehmen, dass ein hoher BMI mit dem verminderten Auftreten einer sinusoidalen Dilatation einhergeht. In dieser Analyse konnte kein statistisch signifikanter Risikofaktor für das Auftreten einer Sinusdilatation gefunden werden. 43 Ergebnisse 3.3.1.3 Steatohepatitis Eine Steatohepatitis nach dem modifizierten Kleiner-Schema konnte bei 23% der Patienten gezeigt werden. 15 Patienten erreichten einen Score von vier Punkten, acht Patienten wiesen eine schwere Steatohepatitis mit einem Score von fünf Punkten auf. Die folgende Abbildung zeigt die Korrelation von Steatohepatitis und der Höhe des BMI. Abb.23: Häufigkeit des Auftretens einer Steatohepatitis in Abhängigkeit des BMI Es kann ein Zusammenhang zwischen der Höhe des BMI und dem Auftreten einer Steatpohepatitis gezeigt werden. Patienten mit einem BMI <25 kg/m2 zeigten in 13% der Fälle eine Steatohepatitis, Patienten mit einem BMI >25 kg/m2 in 30% der Fälle (p<0,04). Der BMI ist auch in der multivariaten Analyse ein unabhängiger prognostischer Faktor für das Auftreten einer Steatohepatitis (p=0,05). 44 Ergebnisse Die Applikation einer Chemotherapie ist tendenziell mit der Entwicklung einer Steatohepatitis (Grad 4 oder 5) assoziiert. 28% der Patienten, denen eine Chemotherapie verabreicht wurde, entwickelten eine Steatohepatitis, hingegen nur 12% der Patienten ohne Chemotherapie (p=0,065). Abb.24: Häufigkeit des Auftretens einer Steatohepatitis in Abhängigkeit der Applikation einer Chemotherapie In der multivariaten Analyse zeigt sich die Applikation einer Chemotherapie nicht als unabhängiger prognostischer Faktor für das Auftreten einer Steatohepatitis. 45 Ergebnisse 3.3.1.4 Fibrose Bei unserem Patientengut lag in 57% der Fälle eine Fibrose vor, bei 11% handelte es sich um Stadium zwei oder höher. Bei 20% der Patienten mit einem BMI >25kg/m2 lag eine Fibrose > Grad eins vor, hingegen zeigte keiner der Patienten mit einem BMI < 25kg/m2 eine Fibrose > Grad eins (p <0,001). Das folgende Schaubild verdeutlicht diese Aussage. Abb.25: Häufigkeit des Auftretens einer Fibrose in Abhängigkeit des BMI Ein hoher BMI stellt in der univariaten Analyse einen signifikanten Risikofaktor für das Auftreten einer Fibrose dar (p<0,001). 46 Ergebnisse Den Zusammenhang zwischen Chemotherapie und Fibrose macht die folgende Abbildung deutlich. Abb.26: Häufigkeit des Auftretens einer Fibrose in Abhängigkeit der verabreichten Chemotherapie Die Gabe von Oxaliplatin und 5-Fluorouracil ist mit dem Auftreten einer Fibrose assoziiert. 47 Ergebnisse 3.3.2 Morbidität In unserer Studie traten bei 49 von 102 Patienten (48%) Komplikationen auf. Wir unterscheiden für vorliegende Analysen zwischen allen Komplikationen (entspricht der Gesamtkomplikationsrate) und leberspezifischen Komplikationen. Zu den allgemeinen Komplikationen zählen abdominale Infektion, Blutung, Wundinfektion, Pneumonie, urogenitale Infektionen und alle anderen. Zu den leberspezifischen Komplikationen rechnen wir die Leberinsuffizienz, das symptomatische Biliom und symptomatischen Aszites. Einen Überblick über die Komplikationen und die Häufigkeit deren Auftreten bietet die folgende Tabelle. Tab. 6: Überblick über die Komplikationen 48 Ergebnisse Für unsere Analysen ist eine Leberinsuffizienz definiert als Auftreten von mind. einem der vier folgenden Parameter: Prothrombinzeit (ohne Substitution) < 50% Gesamtbilirubin > 6 mg/dl hepatische Enzephalopathie Transfusionsbedarf von mehr als 4 Einheiten FFP in der postoperativen Phase (Substitution aufgrund von Blutung nicht mitgerechnet) Unter Biliom verstehen wir die symptomatische perihepatische Ansammlung von Galleflüssigkeit. Es spielt hierbei keine Rolle, ob die Flüssigkeitsansammlung drainiert wurde oder nicht. Symptomatischen Aszites zählen wir dann zu den leberspezifischen Komplikationen, wenn er eine medikamentöse oder interventionelle Behandlung erfordert. 49 Ergebnisse Die folgende Abbildung zeigt die Risikofaktorenanalyse für postoperative Komplikationen bei den 102 Patienten nach Leberresektion. Steatosis ≥ 20 % nein ja Steatosis ≥ 50 % nein ja Sinusoidale Dilatation Grad 0 / 1 Grad 2 / 3 Steatohepatitis score 0 - 3 score 4 or 5 Fibrose Grade 0-1 Grade 2-4 Chemotherapie ja nein Chemotherapie Art keine FU-basiert Oxaliplatin-basiert Irinotecan-basiert Irinotecan + Oxaliplatin Chemotherapie * keine ≥ 6 Monate < 6 Monate Diabetes ja nein Geschlecht weiblich männlich BMI 1 ≤ 25 > 25 BMI 2 ≤ 30 > 30 Art der Leberresektion limitiert erweitert Alter ≤ 60 Jahre > 60 Jahre Intraop. Transfusion ja nein n Komplikationen gesamt n (%) p Komplikationen leberbezogen n (%) p 65 37 42% 60% 0.08 22% 27% 0.53 85 17 46% 59% 0.33 24% 24% 1.0 62 40 47% 50% 0.75 23% 25% 0.78 79 23 44% 61% 0.16 24% 22% 0.82 91 11 47% 55% 0.65 22% 36% 0.29 68 34 50% 44% 0.58 24% 24% 1.0 34 34 19 12 3 44% 53% 37% 58% 67% 34 35 33 44% 55% 46% 8 94 75% 46% 0.11 50% 21% 0.06 35 67 49% 48% 0.94 17% 27% 0.27 46 56 46% 50% 0.66 24% 23% 0.93 88 14 47% 54% 0.65 26% 8% 0.15 43 59 30% 61% 0.002 14% 31% 0.05 42 60 57% 42% 0.12 17% 28% 0.17 31 71 55% 45% 0.36 23% 24% 0.88 0.66 24% 18% 26% 42% 0% 0.43 0.66 24% 29% 18% 0.60 Tab. 7: Risikofaktorenanalyse für postoperative Komplikationen 50 Ergebnisse Wie aus Tabelle 7 hervorgeht, neigen Patienten, die eine Steatosis hepatis >20% aufweisen, zu einem postoperativen Krankheitsverlauf mit mehr Komplikationen (allerdings nicht signifikant; p=0,08). Es besteht jedoch keine Assoziation zwischen einer Steatose >50% und einer postoperativ erhöhten Komplikationsrate (p=0,33). Eine Steatohepatitis zeigt weder einen Einfluss auf die allgemeine noch auf die leberspezifische Komplikationsrate. Weder die sinusoidale Dilatation noch die Fibrose des Lebergewebes sind mit dem Auftreten postoperativer Komplikationen assoziiert. Eine präoperative Chemotherapie zeigt keinen relevanten Einfluss auf die Entwicklung postoperativer Komplikationen. Es spielt hierbei auch keine Rolle, ob das Zeitintervall zwischen Chemotherapie und Operation mehr oder weniger als sechs Monate beträgt. Geschlecht, Alter, BMI und intraoperativer Transfusionsbedarf sind nicht mit einer erhöhten postoperativen Komplikationsrate assoziiert. In unserer Studie zeigten 24 Patienten (23,5%) leberbezogene Komplikationen, sechs Patienten (5,9%) entwickelten eine Leberinsuffizienz. Patienten ohne Chemotherapie (n=34) hatten ein signifikant höheres Risiko für die Entwicklung eines Leberinsuffizienz (p<0,01) als die Patienten mit präoperativer Chemotherapie (n=68): von den sechs Patienten, die nach der Operation ein Leberversagen entwickelten, erhielten fünf (15%) keine Chemotherapie. Der eine Patient aus der Chemotherapie-Gruppe, der postoperativ eine Leberinsuffizienz entwickelte, erhielt eine 5-FU-basierte Chemotherapie und litt an IDDM. Keiner der 34 Patienten mit einer Oxaliplatin und/oder Irinotecan-basierten Chemotherapie entwickelte nach der Operation ein Leberversagen. Das Vorhandensein eines IDDM (insulinabhängigen Diabetes mellitus) zeigte sich in der univariaten Analyse als ein Risikofaktor für das Auftreten eines postoperativen Leberversagens (p<0,02). Auch zeigten Patienten mit IDDM ein mehr als zweifach erhöhtes Risiko gegenüber den Nicht-Diabetikern, leberspezifische Komplikationen zu entwickeln (50% vs. 21%, p=0,06). 51 Ergebnisse Einen Überblick über den Zusammenhang zwischen der Präsenz eines IDDM (insulinabhängigen Diabetes mellitus) und der erhöhten Morbidität und Mortalität zeigt die folgende Grafik. Abb.27: Einfluss eines IDDM (insulinabhängigen Diabetes mellitus) auf die Morbidität (allg. = allgemeine Komplikationen, Leber = leberspezifische Komplikationen, LV = Leberversagen) und die Mortalität Leberspezifische Komplikationen, allen voran die Lebreinsuffizienz, traten in dieser Studie vornehmlich bei den Patienten auf, die sich einer erweiterten Resektion unterziehen mussten. Die erweiterte Resektion brachte in 31% der Fälle leberspezifische Komplikationen mit sich, die limitierte Resektion nur in 14% der Fälle (p=0,05). Lediglich einer von 43 Patienten (2%), bei denen eine limitierte Resektion durchgeführt wurden, entwickelte postoperativ ein Leberversagen, hingegen fünf von 59 Patienten (8,5%) aus der Gruppe der erweiterten Resektionen (p=0,19). Daher entschieden wir uns für eine Evaluation der potentiellen 52 Ergebnisse Risikofaktoren für Komplikationen in der Gruppe der Patienten, bei denen eine Hemihepatektomie oder erw. Hemihepatektomie durchgeführt wurde (n=59). n p Komplikationen leberbezogen n (%) 31% p 59 Komplikationen gesamt n (%) 61% nein ja 39 20 56% 70% 0.31 31% 30% 0.95 nein ja 52 7 60% 71% 0.55 31% 29% 0.92 Grad 0 / 1 Grad 2 / 3 Steatohepatitis score 0 - 3 score 4 or 5 Fibrose Grad 0-1 Grad 2-4 Chemotherapie ja nein Chemotherapie Art keine FU-basiert Oxaliplatin-basiert Irinotecan-basiert Irinotecan + Oxaliplatin 30 29 63% 59% 0.71 27% 35% 0.51 46 13 59% 69% 0.49 33% 23% 0.51 55 4 60% 75% 0.55 29% 50% 0.38 37 22 62% 59% 0.82 30% 32% 0.87 22 16 7 11 3 59% 63% 71% 55% 67% keine = 6 Monate < 6 Monate 22 17 20 59% 59% 65% ja nein 5 54 100% 57% 0.06 80% 26% 0.01 weiblich männlich 25 34 60% 62% 0.89 24% 35% 0.35 = 25 > 25 32 27 50% 74% 0.06 28% 33% 0.67 = 30 > 30 53 6 60% 67% 0.77 34% 0% 0.08 = 60 Jahre > 60 Jahre 27 32 67% 56% 0.41 22% 37% 0.20 alle Steatosis = 20 % Steatosis = 50 % Sinusoidale Dilatation 0.96 32% 19% 43% 46% 0% 0.40 0.90 32% 29% 30% 0.98 Chemotherapie Diabetes Geschlecht BMI 1 BMI 2 Alter Tab. 8: Risikofaktorenanalyse für postoperative Komplikationen bei 59 Patienten nach (erweiterter) Hemihepatektomie 53 Ergebnisse Subanalyse bei 59 Patienten mit erweiterter Leberresektion Bei diesen 59 Patienten traten bei 61% allgemeine und bei 31% leberbezogene Komplikationen auf (Tabelle 8). Als einziger relevanter Risikofaktor für das Auftreten von Komplikationen stellte sich das Vorhandensein eines IDDM heraus (p=0,06 für allgemeine, p=0,01 für leberspezifische Komplikationen). Weder eine Chemotherapie, noch eine (chemotherapie-assoziierte) Leberschädigung, noch ein hoher BMI zeigten einen Einfluss auf die Komplikationsrate nach einer erweiterten Resektion. Keiner der sechs Patienten mit einem BMI >30kg/m2 zeigte hier leberbezogene Komplikationen. Die wenigen Patienten, die eine Fibrose > Grad eins aufwiesen, hatten eine erhöhte Rate an leberspezifische Komplikationen; da es sich jedoch um eine sehr kleine Untergruppe handelt, zeigte sich hier kein statistischer Einfluss. 54 Ergebnisse 3.3.3 Postoperative Mortalität Die Mortalität ist hier definiert als Rate der postoperativen Todesfälle im Krankenhaus. Da jedoch auch nach der Entlassung stetig Informationen über alle Patienten zusammengetragen wurden, ist davon auszugehen, dass keine frühen Todesfälle nach der Entlassung übersehen wurden. In unserer Studie sind drei von 102 Pat. verstorben, die Mortalität beträgt somit 2,9%. Alle drei Patienten verstarben nach erweiterter Resektion noch im Krankenhaus. Der erste Patient erlitt eine Blutung nach erweiterter Hemihepatektomie rechts, gefolgt von Leberinsuffizienz, Kolonperforation und septischem Multiorganversagen. Der zweite Patient entwickelte eine schwere Pneumonie und Leberversagen. Der dritte Patient hatte ein septisches Leberversagen und eine nicht-okklusive mesenteriale Ischämie nach einer erweiterten Hemihepatektomie rechts. Nur einer der drei Patienten hatte eine präoperative Chemotherapie (5-FU-basiert), zwei waren Diabetiker. Keiner der Patienten hatte einen BMI >30 kg/m2, schwere hepatische Steatose, Sinusdilatation dritten Grades, schwere Steatohepatitis oder Fibrose > Grad eins. Diese Untersuchung zeigt einen Zusammenhang zwischen der Präsenz eines insulinpflichtigen Diabetes mellitus und einer erhöhten postoperativen Mortalität: 25% der Diabetiker starben postoperativ, hingegen nur 1% der Nicht-Diabetiker (p<0,02). Das Vorhandensein eines IDDM war der einzige Risikofaktor für postoperative Mortalität. 55 Diskussion 4 Diskussion In dem folgenden Teil dieser soll Arbeit diskutiert werden, inwiefern eine Chemotherapie, die im Rahmen der Therapie von Lebermetastasen bei kolorektalem Karzinom appliziert wurde, Einfluss hat sowohl auf die histologischen Veränderungen des metastasenfernen Lebergewebes als auch auf die perioperative Morbiditäts- und Mortalitätsrate. Hierzu werden schrittweise die wesentlichen Ergebnisse der vorliegenden Studie zusammengefasst, interpretiert und mit den Daten anderer Untersuchungen verglichen. Es gab keine Unterschiede zwischen den Gruppen der Patienten mit und ohne Chemotherapie bezüglich dem Alter (61,5 vs. 63 Jahre), dem BMI (26 vs. 25 kg/m2), dem Geschlecht (66% vs. 65% Männer) und der Anzahl an erweiterten Resektionen (55 vs. 65%). 4.1 Chemotherapie und histologische Veränderungen des Lebergewebes 4.1.1 Chemotherapie und Steatosis hepatis In der vorliegenden Studie wurde in 88% der Fälle eine (zumindest geringgradige) Steatosis hepatis nachgewiesen, in 17% betraf diese über 50% der Hepatozyten. Patienten, denen vor einer Leberresektion eine Chemotherapie appliziert worden war, wiesen eine signifikant höhere Rate an Steatose >20% (p<0,001), jedoch nicht signifikant an Steatose >50% auf. Die Art der Chemotherapie hatte dabei keine Auswirkungen auf das Auftreten einer Steatose. Dieses Ergebnis wird durch die Literatur weitgehend bestätigt. Abdalla et al. kommen zu dem Schluss, dass eine Steatosis hepatis nach einer Chemotherapie auftreten kann, eine Leberresektion könne aber trotzdem problemlos durchgeführt werden, auch bei Steatose >30%. Aloysius et al. berichten von einer hepatischen Steatose bei 68% der Patienten nach einer neoadjuvanten Chemotherapie nach dem FOLFOX-Schema (p=0,001). Benoist et al. ge56 Diskussion ben ein erhöhtes Risiko für eine Steatose nach Irinotecan-Gabe an. Auch Pawlik et al. berichten von einem erhöhten Risiko, nach der Applikation von Irinotecan eine Steatosis hepatis zu entwickeln: eine Steatose >30% war signifikant assoziiert mit Irinotecan im Vergleich mit 5-FU/ Oxaliplatin/keine Chemotherapie (p<0,05). Sahajpal et al. beschrieben, dass eine hepatische Steatose signifikant häufiger in der Chemotherapie-Gruppe vorkam als in der Kontrollgruppe (p=0,045), außerdem sei eine Steatose mit der Gabe von 5-FU assoziiert. Auch Zorzi et al. berichten, dass eine hepatische Steatose nach der Gabe von 5Flourouracil gehäuft auftreten kann. Chun et al. geben an, dass der radiologische Nachweis einer Steatose bei 30 - 47% der Patienten nach 5-FUApplikation erbracht werden kann, die kausale Beziehung von Flourouracil und Steatosis hepatis sei jedoch nicht belegt, und mögliche Mechanismen, wie 5-FU eine Steatose verursachen kann, seien kaum verstanden. Es sind nur wenige Berichte zu finden, die eine Korrelation von Chemotherapie und hepatischer Steatose verneinen. Aloia et al. berichten, dass eine moderate bis schwere Steatose in der Studien- und der Kontrollgruppe gleich häufig auftraten. Zu diesem Ergebnis kamen auch Karoui et al.: es gab keinen Unterschied zwischen den beiden Gruppen, was das Merkmal Steatose betraf. In unserer Untersuchung konnte eine Korrelation von hepatischer Steatose und BMI gezeigt werden. Patienten mit einem BMI >25 kg/m2 zeigten ein signifikant erhöhtes Risiko, eine Steatose >20% zu entwickeln. Patienten mit einem BMI >30 kg/m2 hatten sogar ein höheres Risiko für eine Steatose >50% (p<0,03). Alter, Geschlecht und ein insulinpflichtiger Diabetes mellitus zeigten in unserer Studie keinen Einfluss auf die Entwicklung einer hepatischen Steatose. In der Studie von Brouquet et al. wird diese Aussage bestätigt: in der multivariaten Analyse war ein BMI >27 kg/m2 der einzige Risikofaktor für die Entwicklung einer Steatose (p=0,026). Kooby et al. berichten, dass die Patienten mit Steatose überwiegend Männer (p=0,01) mit höherem BMI (p<0,01) und präoperativer Chemotherapie (p<0,01) waren. 57 Diskussion In der vorliegenden Studie konnte gezeigt werden, dass eine Steatosis hepatis mit der Applikation einer Chemotherapie und einem erhöhten BMI assoziiert ist: sowohl in der univariaten als auch in der multivariaten Analyse sind die Gabe einer Chemotherapie und ein erhöhter BMI signifikante Risikofaktoren für die Entwicklung einer hepatischen Steatose. 4.1.2 Chemotherapie und sinusoidale Dilatation In der vorliegenden Untersuchung wurde in 81% der Fälle eine sinusoidale Dilatation zumindest geringgradigen Ausmaßes gefunden. In den meisten Fällen handelte es sich um Grad 1 (42%), 15 % der Patienten zeigten eine sinusoidale Dilatation dritten Grades. Überraschenderweise zeigten sich nach einer Chemotherapie mit Oxaliplatin wenig Sinusdilatationen der Schweregrade 2 und 3, hingegen wiesen 73% der Patienten, denen Oxaliplatin appliziert wurde, eine sinusoidale Dilatation ersten Grades auf. Bezüglich der Frage, ob eine sinusoidale Dilatation und eine Oxaliplatin-haltige Chemotherapie miteinander assoziiert sind, werden in der Literatur ansonsten übereinstimmende Ergebnisse berichtet. Aloysius et al. berichten von einer ausgeprägteren sinusoidalen Dilatation in der Studiengruppe gegenüber der Kontrollgruppe nach Applikation von FOLFOX-4 (p<0,001). Pawlik et al. fanden ein signifikant gehäuftes Auftreten von Sinusdilatation Grad 3 nach Oxaliplatin - Gabe. Zorzi et al. geben an, dass ein sinusoidales Obstruktionssyndrom nach Gabe von Oxaliplatin auftreten kann. Vauthey et al. fanden heraus, dass Oxaliplatin mit einer sinusoidalen Dilatation assoziiert ist (p<0,001). Rubbia-Brandt et al. berichten ebenfalls von einer starken Korrelation zwischen dem Auftreten von sinusoidalen Läsionen und dem Einsatz einer Chemotherapie mit Oxaliplatin, dies geht ebenso aus den Arbeiten von Benoist et al., Nakano et. al. und Morris-Stiff et al. hervor. Bei Karoui et al. war eine Sinusdilatation nach Chemotherapie aufgefallen (p=0,005). Abdalla et al. kamen zu dem Schluss, dass Oxaliplatin eine sinusoidale Obstruktion 58 Diskussion verursachen kann, außerdem verschlimmere sich der Befund bei einer verlängerten Applikation (>6 Zyklen). In unseren Untersuchungen konnte kein eindeutiger Risikofaktor für das Auftreten einer sinusoidalen Dilatation gefunden werden. Auffällig war eine Korrelation von einem erhöhten BMI und dem verminderten Auftreten einer Sinusdilatation Grad zwei und drei. Brouquet et al. konnten in ihrer Studie einige weitere Risikofaktoren für das Auftreten einer Sinusdilatation identifizieren. So waren dort das Vorliegen von synchronen Metastasen (p=0,015), zur Zeitpunkt der Diagnose irresektable Lebermetastasen (p=0,034), eine erhöhte γ−GT von >1,5 der Norm (p=0,028) und eine Oxaliplatin-basierte Chemotherapie (p<0,01) in der multivariaten Analyse unabhängige Risikofaktoren für das Vorkommen einer sinusoidalen Dilatation. Hingegen ist die Einnahme von Acetylsalicylsäure mit einem verminderten Risiko für das Auftreten sinusoidaler Läsionen assoziiert gewesen (p=0,026). Auch Nakano et al. berichten über präoperative Faktoren, die in der multivariaten Analyse signifikant mit einer sinusoidalen Schädigung einhergingen. Hierbei handelt es sich um weibliches Geschlecht, Applikation von sechs oder mehr Zyklen einer Oxaliplatin-basierten Chemotherapie sowie eine präoperativ erhöhte Aspartataminotransferase >36 IU/l. Wie gezeigt wurde, sind sich die meisten Autoren über einen Zusammenhang zwischen einer Oxaliplatin-basierten Chemotherapie und dem Auftreten sinusoidaler Läsionen einig. Eine mögliche Ursache, warum diese Korrelation in unserer Untersuchung nicht gezeigt werden konnte, könnte der Tatsache geschuldet sein, dass es sich vor allem die unterschiedlichen ChemotherapieSchemata betreffend jeweils um relativ kleine Untergruppen handelte. Überraschend erschien die Tatsache, dass ein erhöhter BMI mit dem verminderten Auftreten einer sinusoidalen Dilatation einherging. Allerdings wird auch in anderen Untersuchungen, die sich zu anderen Risikofaktoren für eine Sinusdilatation außer einer Oxaliplatin-basierten Chemotherapie äußerten, nicht von einem Zusammenhang zwischen BMI und sinusoidalen Dilataion berichtet. 59 Diskussion 4.1.3 Chemotherapie und Steatohepatitis Insgesamt wiesen 23% der Patienten eine Steatohepatitis nach dem modifizierten Kleiner-Schema auf, bei 8% lag eine schwere Steatohepatitis mit einem Score von fünf Punkten vor. Unsere Untersuchung zeigte einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten einer Steatohepatitis und der Höhe des BMI. Bei Patienten mit einem BMI <25 kg/m2 zeigte sich in 13 % der Fälle eine Steatohepatitis, Patienten mit einem BMI >25 kg/m2 litten in 30 % der Fälle an einer Steatohepatitis (p<0,04). Bei einem BMI >30 kg/m2 trat sogar in 46 % der Fälle eine Steatohepatitis auf. Diese Aussage wird von Brouquet et al. bestätigt: sie fanden heraus, dass ein BMI >27 kg/m2 in der multivariaten Analyse der einzige Risikofaktor für das Auftreten sowohl einer Steatose als auch einer Steatohepatitis ist. Fernandez et al. kamen zu dem Schluss, dass eine schwere Steatohepatitis mit einer präoperativen Chemotherapie mit Oxaliplatin oder Irinotecan assoziiert sein kann, vor allem bei adipösen Patienten. Auch hier zeigte sich in der multivariaten Analyse, dass der BMI ein unabhängiger Risikofaktor für die Entwicklung einer Steatohepatitis ist. Zorzi et al. berichten vom Auftreten einer Steatohepatitis nach Irinotecan-Gabe, vor allem bei adipösen Patienten. Chun et al. dokumentierten, dass Irinotecan mit der Entwicklung einer Steatohepatitis in 12% der Fälle bei Patienten mit BMI <25 kg/m2, jedoch in 25% der Fälle bei Patienten mit einem BMI >25 kg/m2 assoziiert sei. In unserer Studie konnten wir zeigen, dass die Applikation einer Chemotherapie mit der Entwicklung einer Steatohepatitis assoziiert ist. 28% der Patienten, die eine Chemotherapie erhielten, entwickelten eine Steatohepatitis, hingegen nur 12% der Patienten ohne Chemotherapie (p=0,065). Dieses Ergebnis spiegelt die gängige Meinung in der Literatur wider. Abdalla et al. berichten über eine Assoziation von Irinotecan-Gabe und Steatohepatitis, Benoist et al. fanden einen Zusammenhang zwischen der Entwicklung einer Steatose und Steatohepatitis nach Chemotherapie mit Irinotecan. Im Vergleich keine Chemotherapie/ 5-Flourouracil/ Oxaliplatin-Irinotecan zeigten 60 Diskussion Fernandez et al., dass die Gabe von Oxaliplatin und Irinotecan in der multivariaten Analyse ein unabhängiger Risikofaktor für die Entwicklung einer Steatohepatitis darstellte. Pawlik et al. fanden eine Assoziation von Irinotecan und Steatohepatitis: zwei von drei Patienten mit Steatohepatitis haben präoperativ eine Chemotherapie mit Irinotecan erhalten. Sowohl Vauthey et al. als auch Zorzi et al. berichten über eine Assoziation von Irinotecan und Steatohepatitis (Vauthey: p< 0,001). Obwohl in vielen Studien eine Korrelation zwischen einer Chemotherapie mit Irinotecan und der Entwicklung einer Steatohepatitis beschrieben wird, ist der pathogenetische Zusammenhang auf molekularer Ebene weitgehend ungeklärt (Chun et al.). Diesen Fakt greifen Y. Fong und David J. Bentrem in einem Artikel im „Annals of Surgery“ auf. Sie legen dar, dass der Leberschaden ein Produkt einer potentiell lebensrettenden Therapie sei. Die Leberschädigung bezeichnen sie in Anlehnung an die Abkürzung NASH für nichtalkoholische Steatohepatitis als CASH, Chemotherapie-assoziierte Steatohepatitis. Wichtig sei nun, so Fong und Bentrem, die Pathogenese von CASH zu erforschen, um geeignete Maßnahmen ergreifen zu können, die Toxizität der Chemotherapie zu modulieren. Bis dahin müsse genau entschieden werden, für wen eine neoadjuvante Chemotherapie in Frage komme. Auch Tannapfel et al. sind der Meinung, dass die Vorteile einer Chemotherapie gegenüber den möglichen Nebenwirkungen abgewogen werden müssen, insbesondere bei Patienten mit einer vorgeschädigten Leber. Sie schlagen in Analogie zum NASH-Score von Kleiner et al. ein CASH-Klassifikationssystem vor, um die klinische Bedeutung der Chemotherapie-assoziierten Leberveränderungen besser einschätzen zu können. Fazit der vorliegenden Untersuchung in Bezug auf Risikofaktoren für die Entwicklung einer Steatohepatitis: sowohl ein erhöhter BMI als auch die Applikation einer Chemotherapie korrelieren mit dem Risiko für das Auftreten einer Steatohepatitis. In der multivariaten Analyse bleibt jedoch nur der BMI ein unabhängiger prognostischer Faktor für die Entwicklung einer Steatohepatitis (p=0,05). 61 Diskussion 4.1.4 Chemotherapie und Fibrose Eine Fibrose konnte bei 57% der Patienten nachgewiesen werden, bei 11% der Fälle handelte es sich um eine Fibrose im Stadium zwei oder höher. In dieser Untersuchung lässt sich in Bezug auf die Ausbildung einer Fibrose die Aussage treffen, dass ein hoher BMI in der univariaten Analyse einen signifikanten Risikofaktor für das Auftreten einer Fibrose darstellt. Außerdem sind die Gabe von Oxaliplatin und 5-Flourouracil mit dem Auftreten einer Fibrose assoziiert. Die Angaben in der Literatur die Zusammenhänge zwischen diversen Parametern wie Chemotherapie oder BMI und dem Ausbilden einer Fibrose betreffend sind spärlich. Aloysius et al. berichten von einem gehäuften Auftreten einer Fibrose nach Gabe von FOLFOX-4 in der Studiengruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe (p<0,001). Hingegen fanden Karoui et al. keinen Unterschied zwischen der Kontroll- und der Studiengruppe, was das Auftreten einer Fibrose angeht. Brouquet et al. definierten in ihrer Studie allgemeine Risikofaktoren für das Auftreten Chemotherapie-assoziierter Leberschädigungen (sog. CALI: chemotherapy-associated liver injuries), die Steatose >30%, Steatohepatitis und sinusoidale Läsionen beinhalten. In der multivariaten Analyse waren ein BMI >27kg/m2 (p=0,002), eine Hyperglykämie > 7 mmol/l (p=0,006) und ein Intervall zwischen Chemotherapie und OP < 4 Wochen (p=0,011) unabhängige Risikofaktoren für das Auftreten von CALI. Protektiv wirkte die Einnahme von Aspirin (p=0,002). Einen studienlimitierenden Faktor stellt die relativ geringe Anzahl an Patienten innerhalb der verschiedenen Chemotherapie-Regime-Gruppen dar. Es ist daher fraglich, ob allgemeingültige Aussagen über regimenspezifische Leberschädigungen gemacht werden können. 62 Diskussion 4.2 Chemotherapie und perioperative Morbidität In unserer Studie traten bei 49 von 102 Patienten (48%) postoperative Komplikationen auf. Wir unterschieden zwischen allen (Gesamtkomplikationsrate) und leberspezifischen Komplikationen. 4.2.1 Chemotherapie und allgemeine Komplikationen Eine präoperative Chemotherapie zeigte in unserer Studie keinen signifikanten Zusammenhang mit der Gesamtkomplikationsrate. In der Literatur wird dies gegensätzlich diskutiert. Benoist et al. berichten von einem erhöhten Risiko an postoperativen reversiblen Komplikationen nach präoperativer Gabe von Chemotherapie nach dem FOLFOX-Schema. Allerdings kommen sie zu dem Schluss, dass die Therapie von Lebermetastasen nach CRC mit einer Chemotherapie beginnen sollte. Der Benefit einer Chemotherapie sei größer als die möglichen Nachteile. Aloia et al. fanden heraus, dass die perioperative Morbidität in der Chemotherapie-Gruppe und der Nicht-Chemotherapie-Gruppe gleich waren, dass jedoch das Risiko postoperativer Komplikationen mit der Dauern der Chemotherapie steige. Mehr als zwölf Zyklen prädisponiere zu Reoperationen (p=0,04) und führe zu einer verlängerten Hospitalisation (p=0,02). Falcone et al. verglichen das FOLFIRISchema mit dem FOLFOXIRI-Schema und kamen zu dem Ergebnis, dass eine Chemotherapie mit FOLFOXIRI zwar mit einer erhöhten Neurotoxizität (p<0,001) und Neutropenie (p<0,001) einhergehen, jedoch sowohl die Response-Rate (p=0,0002) als auch das progressionsfreie (p=0,0006) und das Gesamtüberleben (p=0,032) erhöhe. Die Toxizität sei zwar höher, aber handhabbar. Dieser Meinung schließen sich Masi et al. an. Eine Chemotherapie nach dem FOLFOXIRI-Schema ermögliche bei einem von fünf Patienten, die primär irresektable Metastasen aufwiesen, eine R0-Resektion. Neoadjuvante Therapie mit FOLFOXIRI für drei bis sechs Monate sei sicher. Karoui et al. berichten über erhöhte postoperative Morbidität in der Chemotherapie-Gruppe (p=0,03). Die 63 Diskussion postoperative Morbidität korreliere mit der Anzahl der Chemotherapie-Zyklen, nicht mit der Art der Chemotherapie. Die beiden Gruppen zeigten keinen Unterschied bezüglich der Leberfunktionstests nach der Operation. Nordlinger et al. verglichen eine Gruppe von Patienten mit perioperativer Chemotherapie nach dem FOLFOX4-Schema und OP mit einer Gruppe von Patienten, die nur operiert wurden. In der Gruppe mit Patienten, die zusätzlich zur OP eine Chemotherapie erhielten, traten mehr reversible postoperative Komplikationen auf (p=0,04). Trotzdem ziehen Nordlinger et al. das Fazit, dass eine perioperative Chemotherapie mit FOLFOX4 mit einer erweiterten Leberresektion vereinbar sei. Pawlik et al. kamen zu dem Ergebnis, dass die perioperative Komplikationsrate in beiden Gruppen gleich war (p=0,79). Sahajpal et al. fanden heraus, dass es keinen Unterschied zwischen den beiden Gruppen bzgl. Komplikationen und Dauer des Krankenhausaufenthaltes gab. Scoggins et al. schließen sich dieser Meinung an: auch sie berichten von einer ähnlichen Morbiditätsrate zwischen der Chemotherapie- und der Keine-Chemotherapie-Gruppe (p=0,81). Obwohl man in der Literatur unterschiedliche Meinungen zu der Morbiditätsrate nach einer perioperativen Chemotherapie findet, so sind sich die meisten Autoren doch einig darüber, dass die Applikation einer Chemotherapie vor oder nach der Leberresektion kolorektaler Lebermetastasen sicher und sinnvoll ist. Durch die Tatsache, dass die Chemotherapien bei unseren Patienten häufig außerhalb der Uniklinik Freiburg durchgeführt wurde und die Daten bzgl. der Chemotherapien retrospektiv erhoben wurden, ist eine Klassifikation in adjuvant oder neoadjuvant nicht immer möglich. Das Zeitintervall zwischen der letzten Chemotherapie und der Operation ist jedoch genau dokumentiert. Es war prognostisch nicht relevant, ob die Chemotherapie mehr oder weniger als sechs Monate vor der Operation beendet wurde. Es war uns nicht immer möglich, die kompletten Daten bzgl. der Anzahl an Chemotherapie-Zyklen zu bekommen. Daher können wir keine Aussage über eine evtl. schädigende Wirkung einer prolongierten Chemotherapie machen. 64 Diskussion 4.2.2 Chemotherapie und leberbezogene Komplikationen In unserer Studie zeigten 24% der Patienten leberbezogene Komplikationen, 6% entwickelten eine Leberinsuffizienz. Überraschenderweise hatten Patienten ohne Chemotherapie ein signifikant höheres Risiko für die Entwicklung eines Leberinsuffizienz (p<0,01) als Patienten mit präoperativer Chemotherapie. Keiner der 34 Patienten mit einer Oxaliplatin und/oder Irinotecan-basierten Chemotherapie entwickelte nach der Operation ein Leberversagen. Dies widerspricht der Aussage von Abdalla et al., die zu dem Schluss kommen, dass die Gabe von Irinotecan das Risiko für die Entwicklung einer Steatohepatitis erhöht, die Steatohepatitis ihrerseits mit einem erhöhten Risiko für postoperative Leberinsuffizienz und Tod einhergeht. In unserer Untersuchung zeigte sich das Vorhandensein eines IDDM in der univariaten Analyse als ein Risikofaktor für das Auftreten eines postoperativen Leberversagens (p<0,02). Patienten mit IDDM hatten ein mehr als zweifach erhöhtes Risiko gegenüber den Nicht-Diabetikern, leberspezifische Komplikationen zu entwickeln (50% vs. 21%, p=0,06). An dieser Stelle muss jedoch erwähnt werden, dass sieben der acht Diabetiker eine präoperative Chemotherapie erhalten haben. Außerdem könnte die signifikant höhere Morbidität in der Gruppe der Diabetiker auch durch die geringe Anzahl erklärt werden: von insgesamt 102 Patienten litten nur acht an einem IDDM. Es kann also nicht ausgeschlossen werden, dass andere Faktoren als der Diabetes zu dem schlechten Outcome dieser Gruppe beitragen. Leberspezifische Komplikationen zeigten sich in dieser Untersuchung vornehmlich bei den Patienten, bei denen eine erweiterte Resektion vorgenommen werden musste. Dies ist allerdings selbsterklärend (und ohne weitere klinische Konsequenz), da in diesen Fällen weniger funktionierendes Restlebergewebe postoperativ verbleibt. 65 Diskussion 4.3 Histologische Veränderungen und perioperative Morbidität 4.3.1 Steatose und perioperative Morbidität In unserer Studie zeigten Patienten, die eine Steatosis hepatis >20% aufwiesen, eine Tendenz zu vermehrtem Auftreten von Komplikationen (p=0,08). Eine Steatose >50% zeigte jedoch keine Korrelation zu einer erhöhten Komplikationsrate (p=0,33). Zu einer möglichen Assoziation von Steatose und Komplikationsrate finden sich in der Literatur widersprüchliche Aussagen. Kooby et al. berichten über eine Korrelation zwischen der allgemeinen Komplikationsrate (p<0,01) sowie der infektiösen Komplikationen (p<0,01) und dem Grad der Steatose. In der multivariaten Analyse war die Steatose ein unabhängiger Prädiktor für das Auftreten von Komplikationen nach Leberresektion (p<0,01). Ähnliche Ergebnisse zeigen sich bei Zorzi et al.: sie fanden einen Zusammenhang zwischen der Applikation von 5-FU, der Entwicklung einer Steatose und dem gehäuften Auftreten postoperativer Komplikationen. McCormack et al. untersuchten ein Patientenkollektiv, welches sich einer erweiterten Hemihepatektomie unterziehen musste und fanden hier einen Zusammenhang zwischen Steatose einerseits und erhöhtem Blutverlust, verlängertem Aufenthalt auf Intensivstation und erhöhter postoperativer Komplikationsrate andererseits. Chun et al. geben hierzu zu bedenken, dass Patienten mit einer Steatose häufig Komorbiditäten wie Adipositas und Diabetes aufweisen, die ebenfalls das Risiko postoperativer Komplikationen erhöhen: 26% der Patienten mit Steatose hatten einen BMI >30kg/m2, und auch dies könnte einen Teil zum schlechteren Outcome beigetragen haben. Parikh et al., Pawlik et al. und Vauthey et al. sind sich in ihren Untersuchungen einig, dass eine Steatose und eine erhöhte Morbiditätsrate nicht signifikant assoziiert sind. 66 Diskussion 4.3.2 Sinusoidale Dilatation / Fibrose und perioperative Morbidität Die vorliegende Untersuchung zeigte keine signifikante Korrelation zwischen einer Leberschädigung wie Sinusdilatation oder Fibrose und dem Auftreten allgemeiner Komplikationen. Zu dem gleichen Ergebnis kamen Aloia et al., Vauthey et al. und Pawlik et al. In keiner dieser Untersuchungen konnte ein signifikanter Zusammenhang zwischen einer sinusoidalen Läsion und einer erhöhten postoperativen Komplikationsrate gezeigt werden. Karoui et al. berichten hingegen von einer signifikanten Korrelation zwischen präoperativer Chemotherapie und Sinusdilatation (p=0,005) und einem damit verbundenen gehäuften Auftreten postoperativer Morbidität. Nakano et al. fanden einen signifikanten Zusammenhang zwischen sinusoidaler Läsion, längerem Krankenhausaufenthalt und höherer postoperativer Morbidität. Chun et al. merken zu der Untersuchung von Nakano et al. an, dass in dieser Studie im Durchschnitt neun Zyklen Chemotherapie appliziert wurden, somit könne die erhöhte Komplikationsrate bei sinusoidaler Läsion auch dieser Tatsache geschuldet sein. 4.3.3 Steatohepatitis und perioperative Morbidität In unserer Studie konnte kein signifikanter Zusammenhang zwischen einer Steatohepatitis und einem erhöhten Risiko für postoperative Komplikationen gezeigt werden. Auch hierzu finden sich in der Literatur Untersuchungen, die dieses Ergebnis untermauern, und welche, deren Aussage gegensätzlich zu unseren Ergebnissen ist. Vauthey et al. fanden keinen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Vorliegen einer Steatohepatitis und einer erhöhten postoperativen Morbidität. Dieser Meinung schließen sich auch Pawlik et al. an. Abdalla et al. berichten von einem erhöhten Risiko für postoperatives Leberversagen und Tod bei Vorliegen einer Steatohepatitis. Zorzi et al. kamen zu dem Schluss, dass eine Irinotecan-assoziierte Steatohepatitis die Morbidität nach Leberresektion beeinflussen kann. Chun et al. geben zu bedenken, dass eine Steatohepatitis für gewöhnlich eine Kontraindikation für eine erweiterte Leberresektion darstellt. 67 Diskussion Ito et al. gingen der interessanten Frage nach, ob die postoperative Morbidität nach Leberresektion kolorektaler Metastasen Einfluss auf das Langzeitüberleben hat. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass Patienten mit einem niedrigen Clinical Risk Score nach Fong et al. ohne postoperative Morbidität ein signifikant höheres 5-Jahres-krankheitsspezifisches Überleben (p=0,043) und krankheitsfreies Überleben (p=0,0049) zeigten als die Patienten mit niedrigem CRS und postoperativer Morbidität. Hingegen hatten postoperative Komplikationen bei Patienten mit hohem CRS keinen Einfluss auf das Überleben. 68 Diskussion 4.4 Mortalität In unserem Patientenkollektiv starben drei von 102 Patienten, die Mortalität beträgt somit 2,9%. Alle drei Patienten verstarben nach erweiterter Resektion noch im Krankenhaus. Nur einer der drei Patienten hatte eine präoperative Chemotherapie (5-FU-basiert), zwei waren Diabetiker. Keiner der Patienten hatte einen BMI >30 kg/m2, schwere hepatische Steatose, Sinusdilatation dritten Grades, schwere Steatohepatitis oder Fibrose > Grad eins. Somit kann in unserer Untersuchung nur ein insulinabhängiger Diabetes mellitus als Risikofaktor für postoperative Mortalität identifiziert werden (p<0,02). Abdalla et al. beschreiben die Steatohepatitis als Risikofaktor für eine erhöhte Mortalität nach Leberresektion. Dieser Meinung schließen sich auch Vauthey et al. an, sie fanden eine erhöhte 90-Tages-Mortalität bei Patienten mit Steatohepatitis im Vergleich zu den Patienten, die keine Steatohepatitis aufwiesen (p=0,001). In den meisten Untersuchungen wird jedoch kein signifikanter Zusammenhang zwischen einer Chemotherapie-induzierten Leberschädigung und einer erhöhten postoperativen Mortalitätsrate gefunden. Kooby et al., Parikh et al. und Pawlik et al. berichten übereinstimmend, dass keine signifikante Assoziation zwischen dem Vorliegen einer Steatose und einer erhöhten postoperativen Mortalitätsrate besteht. Pawlik et al. verneinen diesen Zusammenhang ebenso für sinusoidale Läsionen und für eine präoperative Chemotherapie: sie fanden keine erhöhte 60-Tages-Mortalität nach der Applikation einer präoperativen Chemotherapie. Auch Zorzi et al. fanden keine Assoziation zwischen einem hepatischen sinusoidalen Obstruktionssyndrom und einem erhöhten Risiko für perioperative Mortalität. Scoggins et al. fanden keinen Unterschied zwischen den beiden Gruppen bezüglich der Mortalitätsrate (p=0,29). Benoist el al. beschreiben eine Mortalitätsrate nach Applikation einer Chemotherapie nach dem FOLFOX-Schema von unter einem Prozent, diese war damit nicht erhöht. Aloia et al. berichten von gleichen Mortalitätsraten in beiden Gruppen. 69 Zusammenfassung 5 Zusammenfassung Etwa jeder zweite Patient mit einem kolorektalen Karzinom entwickelt Lebermetastasen. Die Resektion der Metastasen ist die einzige Therapieoption, die mit einem erwiesenen Langzeitüberleben einhergeht. Die Applikation einer Chemotherapie spielt eine zunehmende Rolle, sei es als adjuvante Therapie des CRC oder als neoadjuvante Therapie vor Resektion der Lebermetastasen. In dieser Untersuchung soll gezeigt werden, ob eine Chemotherapie Einfluss auf das metastasenferne Lebergewebe hat und ob evtl. auftretende histologische Veränderungen des Leberparenchyms bzw. die Chemotherapie an sich mit einer erhöhten postoperativen Morbidität und Mortalität einhergehen. Hierzu wurden die Daten von 102 Patienten ausgewertet, die sich zwischen 2000 und 2007 in der Chirurgischen Universitätsklinik Freiburg einer Leberresektion aufgrund kolorektaler Lebermetastasen unterzogen. Das metastasenferne Lebergewebe wurde in der HE- und EvG- Färbung beurteilt. Es konnte gezeigt werden, dass ein hoher BMI und eine Chemotherapie mit der Entwicklung einer hepatischen Steatose assoziiert sind. Für das Auftreten sinusoidaler Läsionen konnte kein Risikofaktor identifiziert werden. Ein hoher BMI stellte sich als unabhängiger prognostischer Faktor für die Entstehung einer Steatohepatitis heraus. Chemotherapie-Protokolle, die 5-FU und Oxaliplatin enthalten, sowie ein erhöhter BMI korrelieren mit dem Auftreten einer Leberfibrose. Ein insulinabhängiger Diabetes mellitus (IDDM) sowie die erweiterte Hemihepatektomie sind Risikofaktoren für eine erhöhte postoperative Morbidität, ein IDDM auch für eine erhöhte Mortalitätsrate. Die Applikation einer Chemotherapie und das Auftreten einer Leberschädigung sind nicht mit postoperativen Komplikationen assoziiert. Obwohl ein erhöhter BMI mit der Entstehung einer Steatohepatitis in Verbindung gebracht werden kann, stellt er keinen Risikofaktor für Komplikationen dar. Die Applikation einer Chemotherapie ist in unseren Analysen zwar teilweise mit histologischen Veränderungen des Lebergewebes assoziiert, aber weder die Chemotherapie an sich noch die histologischen Veränderungen zeigen einen relevanten Einfluss auf die postoperative Komplikationsrate. 70 Literaturverzeichnis 6 Literaturverzeichnis Abdalla EK., Vauthey J-N. (2008) Chemotherapy prior to Hepatic Resection for Colorectal Liver Metastases: Helpful until Harmful?, Dig Surg 25: 421-429 Adam R., Delvart V., Pascal G., Valeanu A., Castaing D., Azoulay D., Giacchette S., Paule B., Kunstlinger F., Ghémard O., Levi F., Bismuth H. (2004) Rescue Surgery for Unresectable Colorectal Liver Metastases Downstaged by Chemotherapy, Ann Surg 240: 644-658 Aloia T., Sebagh M., Plasse M., Karam V., Lévi F., Giacchetti S., Azoulay D., Bismuth H., Castaing D., Adam R. 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(2007) Chemotherapy-associated hepatotoxicity and surgery for colorectal liver metastases, Br J Surg 94: 274-286 78 Abkürzungsverzeichnis 7 Abkürzungsverzeichnis A. Arteria Abb. Abbildung allg. allgemein BMI Body mass Index bzgl. bezüglich bzw. beziehungsweise CASH Chemotherapie-assoziierte Steatohepatitis CEA carcino-embryonales Antigen CRC kolorektales Karzinom CRP C-reaktives Protein CRS Clinical Risk Score CT Computertomographie d.h. das heißt et al. und andere EvG van Gieson-Elastica evtl. eventuell FAP familiäre adenomatöse Polyposis coli FDG Fluordeoxyglucose FFP Fresh frozen plasma FOLFIRI Flourouracil, Leucovorin, Irinotecan FOLFOXIRI Flourouracil, Leucovorin, Oxaliplatin, Irinotecan FU Flourouracil 79 Abkürzungsverzeichnis HE Hämatoxylin-Eosin-Färbung HNPCC hereditäres nichtpolypöses Kolonkarzinom IDDM insulinabhängiger Diabetes mellitus IFL Irinotecan/Flourouracil/Leucovorin inf. inferior JÜR Jahres-Überlebensrate Lk Lymphknoten LV Leberversagen mind. mindestens MRT Magnetresonanztomographie NASH Nichtalkoholische Steatohepatitis o.g. oben genannte Pat. Patienten PET Positronen-Emissions-Tomographie sog. sogenannte V. Vena WHO World Health Organization z.B. zum Beispiel 5-JÜR 5-Jahres-Überlebensrate 80 Abbildungsverzeichnis 8 Abbildungsverzeichnis Abb. 1: 5-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit des CRC in Abhängigkeit des Tumorstadiums Abb. 2: Lebersegmenteinteilung nach Couinaud (aus Bechstein et al.) Abb. 3: Steatose Grad 1 (HE) Abb. 4: Steatose Grad 3 (HE) Abb. 5: Bild einer gemischten Steatose (HE) Abb. 6: Klassisches Leberläppchen (strukturelle Baueinheit der Leber) aus Graumann W./ Sasse D. et al. Abb. 7: Leberazinus (aus Graumann W./ Sasse D. et al.) Abb. 8: Sinusdilatation Grad 3 (HE, 2,5x) Abb. 9: Sinusdilatation Grad 3 (HE, 10x) Abb. 10: Neutrophile Granulozyten (HE-Färbung) Abb. 11: periportale Lymphozyten (HE-Färbung) Abb. 12: Leberzirrhose (HE-Färbung) Abb. 13: Überblick über die angewandten Chemotherapie-Protokolle und die Häufigkeit deren Applikation Abb. 14: Steatose Grad 3 (HE-Färbung, 2,5x) Abb. 15: Sinusdilatation Grad 3 (HE-Färbung, 10x) Abb. 16: Fibrose Grad 4 (EvG-Färbung, 2,5x) Abb. 17: Periportale Lymphozyten-Infiltration Grad 3(HE, 10x) Abb. 18: Steatohepatitis Score 5 (HE-Färbung, 20x) 81 Abbildungsverzeichnis Abb. 19: Häufigkeit des Auftretens und Ausmaß einer Steatose in Abhängigkeit der verabreichten Chemotherapie Abb. 20: Häufigkeit des Auftretens und Ausmaß einer Steatose in Abhängigkeit des BMI Abb. 21: Häufigkeit des Auftretens und Ausmaß einer Sinusdilatation in Abhängigkeit der verabreichten Chemotherapie Abb. 22: Häufigkeit des Auftretens und Ausmaß einer Sinusdilatation in Abhängigkeit des BMI Abb. 23: Häufigkeit des Auftretens einer Steatohepatitis in Abhängigkeit des BMI Abb. 24: Häufigkeit des Auftretens einer Steatohepatitis in Abhängigkeit der Applikation einer Chemotherapie Abb. 25: Häufigkeit des Auftretens einer Fibrose in Abhängigkeit des BMI Abb. 26: Häufigkeit des Auftretens einer Fibrose in Abhängigkeit der verabreichten Chemotherapie Abb. 27: Einfluss eines IDDM (insulinabhängigen Diabetes mellitus) auf die Morbidität (allg. = allgemeine Komplikationen, Leber = leberspezifische Komplikationen, LV = Leberversagen) und die Mortalität 82 Tabellenverzeichnis 9 Tabellenverzeichnis Tab. 1 Stadieneinteilung des kolorektalen Karzinoms (UICC 2002) Tab. 2 Demographische und onkologische Grunddaten (n=102) Tab. 3 Überblick über die Arten der Leberresektionen und die Häufigkeit deren Anwendung (n=102) Tab. 4 Überblick über die Ergebnisse der histologischen Untersuchung Tab. 5 Risikofaktorenanalyse für das Auftreten einer Leberschädigung (n= Anzahl, p=p-Wert) Tab. 6 Überblick über die Komplikationen Tab. 7 Risikofaktorenanalyse für postoperative Komplikationen Tab. 8 Risikofaktorenanalyse für postoperative Komplikationen bei 59 Patienten nach (erweiterter) Hemihepatektomie 83