A UFBAU EINES R EFERENZSYSTEMS FÜR DEN L ICHTPULSER DES PANDA-K ALORIMETERS Bachelorarbeit im Studiengang „Bachelor of Science“ im Fach Physik an der Fakultät für Physik und Astronomie R UHR -U NIVERSITÄT B OCHUM von Gerrit Kuhl aus Coesfeld Bochum, Sommersemester 2011 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1 2 Grundlagen 2 2.1 Das PANDA-Experiment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2.2 Das elektromagnetische Kalorimeter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 2.3 Wechselwirkung von Teilchen/Photonen mit Materie . . . . . . . . . 5 2.3.1 Wechselwirkung von Teilchen mit Materie . . . . . . . . . . . 5 2.3.2 Wechselwirkung von Photonen mit Materie . . . . . . . . . . 5 Szintillatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2.4.1 Anorganische Szintillatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2.4.2 Organische Szintillatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 2.4.3 Tabellarische Übersicht einiger Szintillatormaterialien . . . . . 8 2.4.4 Eigenschaften von PbWO4 und LaBr3 . . . . . . . . . . . . . . 8 Photodetektoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 2.5.1 Photomultiplier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 2.5.2 APDs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 2.6 Das Monitorierungssystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2.7 Radioaktive Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2.4 2.5 3 Messaufbau 13 4 Lanthanbromid als Szintillatormaterial 16 5 Aufbau des Referenzsystems 20 5.1 Montage der Aluminiumbox . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 5.2 Reproduzierbarkeit der Spektren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 5.3 Messung mit dem Lichtpulser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 5.4 Temperaturstabilität des Referenzsystems . . . . . . . . . . . . . . . . 23 6 Fazit und Ausblick 25 Literatur 26 Abbildungsverzeichnis 28 Tabellenverzeichnis 29 Danksagung 30 1 Einleitung 1 1 Einleitung Die moderne Teilchenphysik versucht durch aufwendige Experimente an Teilchenbeschleunigern und komplexe Theorien wie die der Quantenchromodynamik Rückschlüsse auf die innerste Struktur der Materie zu ziehen. Als eine der anspruchsvollsten Aufgaben der Physik weltweit gestaltet sich die Suche nach einer vereinheitlichten Theorie, also der Theorie, die alle vier Grundkräfte (die Gravitation, die elektromagnetische Kraft, die starke und die schwache Kernkraft) miteinander vereint und korrekt beschreibt. Jede der vier Grundkräfte kann, für sich alleine betrachtet, korrekt beschrieben werden. Beim Versuch diese Theorien zu vereinen liefern sie aber widersprüchliche Ergebnisse. So ist die Gravitation heutzutage nur sehr wenig verstanden und scheinbar nicht mit anderen Wechselwirkungen in Verbindung zu bringen. Anders sieht es mit der elektromagnetischen, der schwachen- und starken Kernkraft aus. Diese können feldtheoretisch einheitlich mit dem Standardmodell der Elementarteilchenphysik (SM) beschrieben werden. Allerdings kann auch das Standardmodell nicht alle experimentellen Befunde, wie z.B. die von Null verschiedene Ruhemasse des Neutrinis, erklären. Um die Prozesse der starken Wechselwirkung näher zu untersuchen, wird am FAIR1 in Darmstadt das PANDA2 -Experiment aufgebaut, für welches der Lehrstuhl Experimentalphysik I der Ruhr-Universität Bochum die Vorwärtsendkappe des elektromagnetischen Kalorimeters (EMC) entwickelt. Diese Bachelorarbeit beschäftigt sich mit dem Aufbau eines Referenzsystems für das Lichtpulsersystem, das außerhalb des Kalorimeters montiert sein wird. Seine Aufgabe wird es sein, eine Referenz zu den Kristallen und deren Lichtausbeute im EMC darzustellen, da die Kristalle durch Strahlenschäden ihre Transmissionsfähigkeit verringern und weniger Licht emittieren. 1 2 Facility for Antiproton and Ion Research AntiProton Annihilation at Darmstadt 2 Grundlagen 2 2 Grundlagen 2.1 Das PANDA-Experiment Abb. 1: Aufbau des PANDA-Detektors [TDR] Das PANDA-Experiment wird ein Detektor der zukünftigen Beschleunigeranlage FAIR bei der GSI3 in Darmstadt sein. Mittels des Hochenergiespeicherrings HESR4 wird ein gekühlter Antiprotonenstrahl auf ein Proton Target gelenkt. Die Antiprotonen können auf einen Impuls von 1,5-15 GeV/c gebracht und im HESR gespeichert werden, womit eine maximale Schwerpunktsenergie von 5,5 GeV zur Verfügung steht. Durch stochastische Kühlung lässt sich die relative Impulsbreite der im Strahl befindlichen Teilchen auf δp p ≈ 10−4 verkleinern. Die Strahlbreite lässt sich bei geringen Strahlimpulsen durch zusätzliche Elektronenkühlung weiter verringern, womit letztendlich eine Luminosität von 2 · 1032 cm−2 s−1 erreicht werden soll. Innerhalb des PANDA-Detektors wird der Antiprotonenstrahl mit dem Proton-Target zur Kollision gebracht. Das Proton-Target besteht entweder aus einem Cluster-JetTarget oder aus gefrorenen Wasserstoffkugeln, den sogenannten Pellets. Bei der Kollision des Strahls mit dem Target kommt es zur Materie/Antimaterie-Annihilation. Die hierbei entstehenden Teilchen werden daraufhin spektroskopiert. Der eigentliche PANDA-Detektor besteht aus zwei Spektrometern: zum einen aus dem Target3 4 GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung High Energy Storage Ring 2 Grundlagen 3 Spektrometer, das den Wechselwirkungspunkt umgibt, und zum anderen aus dem Vorwärtsspektrometer, welches Teilchen in Vorwärtsrichtung nahe der Strahlachse detektiert. Die in Bochum entwickelte Vorwärtsendkappe des elektromagnetischen Kalorimeters (EMC) ist Teil des Targetspektrometers. Dieses ist in Abbildung 1 auf der linken Seite zu erkennen. Zusammen werden beide Spektrometer einen Raumwinkelbereich von fast 4π abdecken. Um den Impuls der Teilchen messen zu können, befindet sich ein Großteil des Kalorimeters in einem Magnetfeld. Im TargetSpektrometer wird durch eine supraleitende Solenoidspule ein Magnetfeld von zwei Tesla erzeugt, wohingegen das Magnetfeld im Vorwärtsspektrometer von einem Permanentdipolmagneten erzeugt wird. 2.2 Das elektromagnetische Kalorimeter Abb. 2: Aufbau des EMC; rechts die Vorwärtsendkappe in grün; links das Fass in blau [TDR] Mit Hilfe eines elektromagnetischen Kalorimeters lässt sich die Gesamtenergie eines Teilchens bestimmen, wenn dieses vollständig vom Kalorimeter absorbiert wird. Das EMC im PANDA-Experiment wird hauptsächlich für den Nachweis von Elektronen, Positronen und Photonen verantwortlich sein. Es ist Teil des Target-Spektrometers und besteht zum einem aus dem Fass, das den Wechselwirkungspunkt umgibt und zum anderen aus den beiden Endkappen. Die Vorwärtsendkappe, die in Abbildung 2 auf der rechten Seite in grün erkennbar ist, schließt ringförmig an 2 Grundlagen 4 das Fass an. Die Rückwärtsendkappe ist in dieser Abbildung nicht dargestellt. Da sich das Target-Spektrometer und somit auch das EMC vollständig im Magnetfeld befindet, sollte es so kompakt wie möglich gefertigt werden, um die Ausmaße des Magneten gering zu halten. In der Vorwärtsendkappe befinden sich insgesamt 3600 der rund 16000 im gesamten EMC verbauten Szintillatorkristalle. Zum Einsatz kommt Bleiwolframat (auch PbWO4 oder PWO genannt). Da dieser Szintillator bei Raumtemperatur eine geringe Lichtausbeute hat, wird der gesamte Aufbau auf -25 ◦ C heruntergekühlt, was die Lichtausbeute um den Faktor 4 erhöht. PbWO4 wird bereits am CERN5 , nämlich am ALICE6 - und CMS7 -Detektor erfolgreich verwendet. Es hat eine kurze Strahlungslänge, eine kurze Abklingzeit und eine gute Energieauflösung (siehe Tabelle 2 in Kapitel 2.2.4 „Eigenschaften von PbWO4 und LaBr3 “). Um das Licht der Szintillatoren zu detektieren, werden magnetfeldunabhängige Detektoren benötigt, weshalb Photomultiplier nicht in Frage kommen (näheres im Kapitel 2.5 „Photomultiplier“). Eine weitere Anforderung an die Photodetektoren ist die Unempfindlichkeit gegenüber ionisierender Strahlung, wie sie beim Experiment entsteht und die Fähigkeit, auch bei einer Temperatur von -25 ◦C verwertbare und korrekte Ergebnisse zu liefern. Aus diesem Grund werden als Photodetektoren Vakuum-Phototrioden (VPTs) und -tetroden (VPTTs) verwendet. Da im Zentrum der Endkappe sehr hohe Teilchenraten auftreten, werden dort VPTs und VPTTs zur Auslese verwendet. Weiter außen, wo die Teilchenrate geringer ist, werden Avalanche Photo Dioden (APDs) verwendet. Die Szintillatorkristalle der Endkappe sind nicht genau auf den Interaction Point ausgerichtet, sondern wenige Zentimeter dahinter. Somit wird vermieden, dass Teilchen undetektiert zwischen den Kristallen entkommen. 5 Conseil Européen pour la Recherche Nucléaire A Large Ion Collider Experiment 7 Compact Muon Solenoid 6 2 Grundlagen 5 2.3 Wechselwirkung von Teilchen/Photonen mit Materie In allen Detektoren werden Teilchen nicht direkt, sondern über ihre Wechselwirkung mit Materie nachgewiesen. Durchfliegt ein Teilchen Materie, so wird es durch verschiedene Prozesse wie inelastische Stöße, Streuung am Kernpotential oder Ionisation in seiner Trajektorie beeinflusst. Die bei diesen Prozessen entstehenden Sekundärteilchen bzw. Photonen werden daraufhin detektiert. 2.3.1 Wechselwirkung von Teilchen mit Materie Geladene Teilchen regen, beim Durchdringen von Materie Atome an oder ionisieren diese, woraus ein Energieverlust der Teilchen resultiert. Dieser Energieverlust kann durch die Bethe-Bloch-Formel beschrieben werden. Für einen Ionisationsvorgang gilt [AMS]: dE − dx ! =K I δ Z γme 2 ln − β − 2I 2 Aβ2 Hierbei ist A das Atomgewicht und Z die Ordnungszahl des Atoms. Die Elektronenmasse me beträgt 511 keV/c2 , die zusammengefasste Konstante K ergibt sich wie folgt: K= 4πNa α2 ≈ 0, 3071MeV · g−1 · cm2 me Der Parameter I beschreibt das Ionisationspotential des Atoms, was der mittleren Energie zur Ionisation entspricht. Der Faktor δ beschreibt die durch Polarisation mögliche Abschirmung des Feldes, wodurch der Energieverlust reduziert wird. Der Faktor γ ist der Lorentzfaktor γ = √ 1 , wobei β = vc die Geschwindigkeit 1−β2 des Teilchens in Einheiten der Lichtgeschwindigkeit angibt. Des Weiteren ist das Auftreten von Bremsstrahlung ab ca. 10 MeV dominierend und für das EMC von großer Bedeutung. Es ist zu beachten, dass die Bethe-Bloch-Formel nicht für Elektronen gilt. 2.3.2 Wechselwirkung von Photonen mit Materie Für den Nachweis von Photonen in einem Detektor müssen diese zunächst sekundäre, geladene Teilchen erzeugen, die dann ein Detektorsignal liefern. Das Photon wechselwirkt grundlegend anders in Materie als geladene Teilchen. Es wird entweder vollständig absorbiert (Paarbildung, Photoeffekt) oder es wird an gebundenen Elektronen gestreut (Compton-Effekt). Photoeffekt: Der Photoeffekt lässt sich in einen inneren und einen äußeren Photoeffekt unterteilen. Da der innere Photoeffekt bei Halbleitern wie Photodioden auftritt, 2 Grundlagen 6 wird dieser hier nicht behandelt. Der äußere Photoeffekt dominiert bei Energien Eγ < 1 MeV. Das einfallende Photon löst hierbei ein Elektron aus dem Atom, wenn die Photonenenergie größer ist als die Austrittsarbeit ΦA des jeweiligen Metalls. E γ = h · ν ≥ ΦA Es gibt also eine Mindestfrequenz bzw. Maximalwellenlänge, ab welcher der Effekt auftritt. Unterhalb dieser Grenze besitzt das Photon nicht genügend Energie, um das Elektron aus dem Coulombfeld des Kerns zu bringen. Bei einer Photonenenergie Eγ > ΦA besitzt das Elektron nach der Ionisation die kinetische Energie: Ekin = h · ν − ΦA Aus Impulserhaltungsgründen findet der Photoeffekt immer in kernnahen Schalen wie der K-Schale statt. Hierbei nimmt der Kern den Rückstoß, den das Elektron beim Verlassen des Atoms erzeugt, auf. Compton-Effekt: Bei Photonenenergien von Eγ ≈ 1 MeV tritt häufig der Compton-Effekt auf. Hierbei streut ein Photon an einem gebundenen Elektron elastisch und läuft danach unter einem anderem Wellenvektor ~k und größerer Wellenlänge λ weiter. Sein Wirkungsquerschnitt σc ist proportional zur Kernladungszahl Z, da bei höherem Z auch mehr potentielle Stoßpartner zur Verfügung stehen. 0 Das Verhältnis von gestreuter Photonenenergie Eγ zur einfallenden Photonenenergie Eγ ist gegeben zu: 0 Eγ Eγ = 1 1+ Eγ (1 me c2 − cos θ) Der Winkel θ kann hier Werte zwischen 0, was keinem Energieübertrag entspricht, bis π (maximaler Energieübertrag) annehmen. Paarbildung: Besitzt das Photon die Energie Eγ ≥ 1, 022 MeV, so kann es gemäß E = me c2 seine Energie in Masse umwandeln und ein Elektron-Positron-Paar erzeugen. Aus Impulserhaltungsgründen findet dieser Prozess häufig in Kernnähe statt, da dieser den Rückstoß aufnehmen kann. Somit ergibt sich für die Schwellenenergie des Photons: Eγ ≥ 2me c2 + 2 m2e m k c2 Dieser Effekt dominiert ab einer Energie von 5 MeV [GRU] 2 Grundlagen 7 2.4 Szintillatoren Szintillatoren sind Materialien, die beim Durchgang von Photonen oder geladenen Teilchen angeregt werden und sich unter Emission von Licht (sichtbares Licht, UV oder Röntgenstrahlen) wieder abregen. Dieses Licht kann von Photomultipliern oder Halbleiterdetektoren gemessen werden. Als Szintillatormaterialien können anorganische Kristalle, organische Stoffe oder Gase verwendet werden. Der Mechanismus, der die Szintillationen in den jeweiligen Materialien erzeugt, ist grundlegend verschieden. 2.4.1 Anorganische Szintillatoren Anorganische Szintillatoren wie Caesiumiodid (CsI) oder Natriumiodid (CsI) werden meist mit Fremdatomen, den sogenannten Farbzentren oder Aktivatorzentren, dotiert. Diese gezielt eingebrachten Verunreinigungen rekombinieren unter Emission von Licht mit schwach gebundenen Elektronen-Loch-Paaren, den sogenannten Exzitonen (Abbildung 3). Bei anorganischen Szintillatoren findet man häufig eine Angabe der Dotieratome in Klammern, beispielsweise NaI(Tl) oder CsI(Tl), was auf die Verwendung von Thallium als Aktivatoratom hindeutet. Bei dem für diese Bachelorarbeit verwendeten Szintillator Lanthanbromid (LaBr3 ) wird eine Konzentration von 5% Cerium als Dotierung verwendet[SGB2]. Die Abklingzeit eines solchen Szintillators wird durch die Lebensdauer der in ihm angeregten Zustände bestimmt. Sie ist im Vergleich zu organischen Szintillatoren wesentlich größer und liegt im Bereich von wenigen Mikrosekunden. Des Weiteren sind diese Kristalle häufig hygroskopisch, weshalb direkter Kontakt mit Wasser oder feuchter Luft zu vermeiden ist. Abb. 3: Schematischer Aufbau eines anorganischen Szintillators [KLE] 2 Grundlagen 8 2.4.2 Organische Szintillatoren Die Funktionsweise eines organischen Szintillators beruht im Wesentlichen auf einer dreikomponentigen Mischung aus einem Fluoreszenzstoff, einem Wellenlängenschieber und einem organischen Material, welches die Materialien zu einer polymerisierenden Substanz verbindet. Da es sich um keinen Kristall handelt, können diese Szintillatoren in allen geometrischen Formen hergestellt werden. Durch den Energieverlust von Teilchen in Materie werden Vibrationsmoden im Fluoreszenzstoff angeregt. Diese zerfallen darauf unter Emission von UV-Licht. Das UV-Licht wird von einem Wellenlängenschieber absorbiert und als langwelligeres Licht reemittiert und kann schließlich mit einem geeigneten Detektor gemessen werden. Die Verschiebung der Wellenlänge ist besonders wichtig, wenn Photomultiplier verwendet werden, da ihr Eintrittsfenster UV-Licht stärker absorbiert als Licht von größerer Wellenlänge. 2.4.3 Tabellarische Übersicht einiger Szintillatormaterialien Szintillator NaI(Tl) CsI(Tl) LiI(Eu) CeF3 Dichte ρ [g/cm3 ] 3,67 4,51 4,06 6,16 Abklingzeit [µs] 0,23 1,0 1,3 0,03 Strahlungslänge X0 [cm] 2,59 1,86 2,2 1,7 Tab. 1: Tabellarische Übersicht einiger Szintillatormaterialien 2.4.4 Eigenschaften von PbWO4 und LaBr3 Parameter Dichte ρ [g/cm3 ] Abklingzeit [µs] Strahlungslänge X0 [cm] Schmelztemperatur [◦ C] λmax [nm] relative Lichtausbeute [ % von NaI] LaBr3 5,08 0,016 1,8 843 380 165 Tab. 2: Eigenschaften von PbWO4 und LaBr3 PbWO4 8,82 0,006 0,89 1123 420 1,2 2 Grundlagen 9 2.5 Photodetektoren 2.5.1 Photomultiplier Mit Hilfe eines Photomultipliers lässt sich das sichtbare bzw. das UV-Licht beispielsweise von Szintillatorkristallen in einen Strompuls, der proportional zur Energie der beobachteten Teilchen ist, umwandeln. Hierzu werden die Elektronen, die mittels Photoeffekt durch die einfallenden Photonen aus einer Metall-Photokathode herausgelöst werden, lawinenartig über mehrere Dynodenstufen verstärkt (siehe Abbildung 4). Zunächst werden die Photoelektronen mit einem elektrischen Feld auf die erste Dynode fokussiert. Die negative Spannung, welche an der Kathode anliegt, wird über einen Spannungsteiler linear über die Dynodenstufen zur Anode hin heruntergeteilt. Eine wichtige Kenngröße des Photomultipliers ist die Quantenausbeute η(λ). Sie beschreibt das Verhältnis zwischen den Photoelektronen und der Zahl der eingefallenen Photonen: η(λ) = NPh Nγ (λ) Abb. 4: Schematischer Aufbau eines Photomultipliers [DEM] Für einen Photomultiplier mit n Stufen und somit n-1 Dynoden und einem Sekundäremissionskoeffizienten p beträgt die Stromverstärkung: A = pn−1 Für realistische Werte von p = 4 und n = 14 erhält man A = 7 · 107 . Somit ist die Gesamtladung Q, die an der Anode ankommt, gegeben mit: Q = e · A = 1.1 · 10−11C 2 Grundlagen 10 Die für die Sammlung einer solchen Ladung benötigte Zeit beträgt ca. 5 ns, woraus sich ein Anodenstrom von I= dQ = 2.2 mA dt ergibt. Über einen Widerstand von R=50 Ω ergibt sich nach dem Ohmschen Gesetz somit ein Spannungssignal von ∆U = R · dQ = 110 mV. dt Ein Spannungspuls dieser Größe lässt sich leicht erfassen. [GRU] Da die Vervielfachung der Elektronen über elektrische Felder zwischen den Dynodenstufen realisiert ist, würde ein externes Magnetfeld die Elektronen gemäß der Lorentzkraft ablenken. Aus diesem Grund werden Photomultiplier nicht in Magnetfeldern, wie sie beispielsweise in Teilchendetektoren herrschen, verwendet. Für den Aufbau des Referenzsystems kann jedoch ein Photomultiplier verwendet werden, da sich dieses außerhalb des EMCs und somit außerhalb des Magnetfeldes befindet. 2.5.2 APDs Da Photomultiplier für die Verwendung in Magnetfeldern nicht geeignet sind, werden innerhalb des EMCs alternative Detektoren verbaut. Die Avalanche-Photodioden sind das Halbleiter-Analogon zum Photomultiplier, da auch sie über ein elektrisches Feld verfügen und so Ladungsträger beschleunigen und vervielfachen können. Hierfür bestehen sie aus verschiedenen Schichten. Die einfallenden Photonen erzeugen in der p+ -Schicht Elektronen-Loch-Paare. Durch das elektrische Feld werden die Elektronen auf die p-n-Sperrschicht beschleunigt und erzeugen dabei weitere Elektronen-Loch-Paare, von denen wiederum die dabei erzeugten Elektronen auf die Sperrschicht zudriften. Diese passieren dann die n+ - und n++ Schicht, bevor sie über die n++ -Elektrode abfließen. Die sehr kompakte Bauweise (alle Schichten zusammen haben eine Dicke von ca. 400 µm) erlaubt den Einsatz in Magnetfeldern. Des Weiteren werden auch VPTs (Vakuum-Phototrioden) und VPTTs (Vakuum-Phototetroden) im EMC verbaut, auf welche in dieser Arbeit nicht eingegangen wird. 2 Grundlagen 11 2.6 Das Monitorierungssystem Die bereits angesprochene ionisierende Strahlung beschädigt die Bleiwolframatkristalle, sodass diese einen Teil des emittierten Lichts wieder reabsorbieren. Diese Strahlenschäden sollen von einem Lichtpulsersystem überwacht werden. Allgemein ist das System zur Diagnostik einzelner Kanäle äußerst nützlich. Um das Ausmaß der Schäden bestimmen zu können, kann der Lichtpulser Licht von 455 nm, 530 nm und 660 nm Wellenlänge über Lichtwellenleiter auf die Kristalle geben. Das blaue Licht (455 nm) des Lichtpulsers soll für die Strahlenschäden der PbWO4 -Kristalle verwendet werden, wohingegen die 530 nm und 660 nm Lichtpulse für die Photodioden und die Ausleselektronik Verwendung finden werden. Im Rahmen einer Diplomarbeit ist ein Lichtpulser für den Proto192 in dieser Form entwickelt worden. Anforderungen an den Pulser sind die Ähnlichkeit der Pulse in Bezug auf das Szintillationslicht von PbWO4 in Zeit- und Intensitätsverhalten. Der Lichtpulser besteht aus einer LUXEON REBEL LED pro Farbe, welche durch geeignete Beschaltung die Pulse erzeugt. Des Weiteren sind LCDs, bei denen die Transmission über die angelegte Spannung eingestellt werden kann, als Abschwächer verbaut. Der quaderförmige Lichtmischer sorgt für eine homogene Intensitätsverteilung des Pulserlichtes. Der endgültige Aufbau des Lichtpulsers ist in Abbildung 5 zu erkennen. Auf der rechten Seite befindet sich die Elektronik des Lichtpulsers. Auf die LCDs, die links von den Platinen zu erkennen sind, folgt der Lichtmischer. Zur Auskopplung des Lichts, um es z. B. dem Referenzsystem zur Verfügung zu stellen, sind auf der linken Seite die gelben Lichtwellenleiter angebracht. Über sie erreicht es die Systeme, für dessen Überwachung der Lichtpulser verantwortlich sein wird. [MOT] Lichtwellenleiter Lichtmischer Abb. 5: Lichtpulser LCD LED 2 Grundlagen 12 2.7 Radioaktive Quellen Mit Hilfe radioaktiver Quellen, die Strahlung bekannter Energie emittieren, können aufgenommene Spektren geeicht werden. Hierzu werden meist Laborquellen wie Natrium 22 (Na22), Kobalt 60 (Co60) oder Caesium 137 (Cs137) verwendet. Der radioaktive Zerfall von Elementen stellt nur einen Oberbegriff für verschiedene Zerfallsarten, die auf verschiedenen physikalischen Effekten beruhen, dar. So ist es beispielsweise für isobare Elemente (Elemente mit konstanter Nukleonenzahl) bei Neutronenüberschuss energetisch günstig, ein Neutron in ein Proton umzuwandeln. Dabei wird ein Elektron (e− ) und ein Elektron-Antineutrino (νe ) freigesetzt. Dies nennt man den β− -Zerfall. Es gibt auch den β+ -Zerfall, bei dem sich ein Proton unter Emission eines Positrons (e+ ) und eines Elektron-Neutrinos (νe ) in ein Neutron umwandelt. Der β+ -Zerfall tritt z. B. bei Na22 auf. Der sogenannte α-Zerfall soll hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt werden. Bei ihm wird aus dem zerfallenden Atom ein Heliumkern emittiert. Da diese Zerfallsart allerdings bei den oben genannten Isotopen nicht auftritt, ist sie bei dieser Arbeit nicht von Bedeutung. Beim γ-Zerfall handelt es sich, anders als beim α- oder β-Zerfall nicht um Teilchen, sondern um elektromagnetische Strahlung. Diese sogenannte γ-Strahlung entsteht, wenn sich ein Kern im angeregten Zustand abregt. Häufig tritt dies bei Spaltprodukten auf, welche nach der Fission noch teils stark angeregt sind und sich unter Emission eines γ-Quants abregen. Die γ-Strahlung ist nicht zu verwechseln mit der Röntgenstrahlung, die durch Elektronenübergänge in der Atomhülle ensteht. Sie kommt aus dem Kern selbst und ist meist energiereicher als die γ-Quanten der Röntgenstrahlung. Abb. 6: Verschiedene Strahlungsarten und ihre Abschirmung 3 Messaufbau 13 3 Messaufbau Abb. 7: Messaufbau Alle Messungen in dieser Arbeit werden in einer lichtundurchlässigen Metallkiste (Abbildung 7) durchgeführt. Der Szintillatorkristall wird über ein optisches Gel, welches den Brechungsindex zwischen Szintillator und Eintrittsfenster des Photomultipliers anpasst, gekoppelt. Auf diese Weise werden Reflexion an der Grenzübergangsschicht zwischen Szintillator und Photomultiplier vermindert. Über eine speziell angefertigte Kappe, in der sich der Szintillator befindet, können des Weiteren noch Lichtwellenleiter eingekoppelt werden. Auf diese Weise wird das Licht des Lichtpulsers direkt auf den Photomultiplier geleitet. Das Photomultipliermodul der Marke Hamamatsu H7415 beeinhaltet die Röhre R6427, welche insgesamt 10 Dynodenstufen enthält. Das erzeugte Signal wird auf einen Verstärker (Tennelec 205A) gegeben und dann mittels ADC8 in logische Signale verwandelt. Über eine DAQ-Software werden dann diese Signale am Computer aufgenommen und ausgewertet. Mit diesem Aufbau kann bereits ein Gammaspektrum und die Intensitätsverteilung des Lichtpulsers in einem Histogramm dargestellt werden. Für das Referenzsystem werden zwei Verstärker des Typs Tennelec 205A mit unterschiedlicher Verstärkung eingesetzt. Hierzu wird zunächst das Anodensignal vom Pho8 Analog to Digital Converter 3 Messaufbau 14 tomultiplier mittels eines selbst hergestellten Teilers impedanzkorrigiert gesplittet. Bei der Verwendung eines T-Stückes von einer auf zwei BNC-Buchsen kam es aufgrund der unterschiedlichen Impedanzen zu starken Schwingungen des Anodensignals. Der Teiler besteht aus insgesamt sechs 33 Ω Widerständen, von denen jeweils zwei parallel zusammengelötet wurden. Damit ergeben sich drei 16 Ω Widerstände, wovon zwei parallel und einer in Reihe geschaltet das Signal von Input in zwei Outputsignale aufteilt (Abbildung 8). Diese werden dann an die zwei Verstärker angeschlossen und das verstärkte Signal wird den beiden ADCs übergeben. Abb. 8: Schaltplan des Anodensignalteilers Abb. 9: Rack mit Verstärkern, Hochspannung und Split 3 Messaufbau 15 In Abbildung 10 ist die Innenansicht der Metallkiste zu erkennen. Ein Bündel bestehend aus 16 Lichtwellenleitern wurde in das Innere der Kiste verlegt. Von diesen vier als Kapsel zusammengefassten Lichtleitern wurde jeweils einer über eine speziell an den Szintillator angepassten Kappe auf den Photomultiplier gegeben. Diese Kappe ermöglicht es, gleichzeitig einen Lichtwellenleiter und einen Szintillator (Maße der Szintillatorkapsel in Kapitel 4) auszulesen und sorgt für eine stabile Halterung der empfindlichen Lichtwellenleiter. Des Weiteren schützt die Kappe auch vor Licht im Aufbau. Abb. 10: Innenansicht der Metallkiste 4 Lanthanbromid als Szintillatormaterial 16 4 Lanthanbromid als Szintillatormaterial Da Szintillatoren auch in der heutigen Zeit eine Vielzahl von Anwendungen in verschiedenen Bereichen wie Medizintechnik, mobiler Strahlungsmessung oder Hochenergiephysik besitzen, werden sie ständig weiterentwickelt und verbessert. Ein Ergebnis der Forschung nach neuen Szintillatormaterialien war das 2001 entdeckte Lanthanbromid (kurz: LaBr3 ). Es ist ein anorganischer Szintillator und stark hygroskopisch, weshalb der Kristall nicht in direkten Kontakt mit normaler Raumluft gelangen sollte. Um dies zu vermeiden, werden solch anfällige Materialien meist gekapselt eingesetzt. Abbildung 11 zeigt die Skizze der Kapsel des Kristalls, mit dem sämtliche Messungen dieser Arbeit angefertigt wurden. Die Maße der Kapsel sind: Durchmesser ∅ Höhe h 16mm ± 0,5mm 20mm ± 0,5mm Tab. 3: Abmessungen der Kapsel Abb. 11: Maße der Kapsel Abb. 12: Bild der Kapsel Die Herstellerfirma des genutzten Kristalls Saint-Gobain Crystals vertreibt LaBr3 unter dem Namen „BrilLanCe 380“, welcher nach kurzer Justage sehr gute Ergebnisse (siehe Abbildungen 13, 14, 15) liefert. Die „380“ im Namen „BrilLanCe 380“ steht für das Strahlungsmaximum λmax , das bei LaBr3 bei 380 nm liegt (siehe Tabelle 2). Mit Hilfe des in Kapitel 3 beschriebenen Messaufbaus sind folgende drei Spektren von Natrium 22, Cobalt 60 und Caesium 137 aufgenommen worden: 4 Lanthanbromid als Szintillatormaterial Abb. 13: Na22 Spektrum mit LaBr3 Abb. 14: Co60 Spektrum mit LaBr3 Abb. 15: Cs137 Spektrum mit LaBr3 17 4 Lanthanbromid als Szintillatormaterial 18 Der zum Vergleich verwendete CsI-Szintillator wurde aus einem alten BaBar-Kristall zurechtgeschnitten und per Hand geschliffen und poliert (siehe Abbildung 18). Die Aufnahme der Spektren mit dem CsI-Kristall erwies sich als aufwendig, da die Oberfläche nicht exakt plan war. Daraus resultierte trotz der Verwendung eines optischen Gels eine schlechte Kopplung zwischen Photomultiplier und Kristall. Hier sei zum Vergleich das mit dem selben Aufbau, aber CsI-Szintillator gemessene Na22-Spektrum dargestellt. Abb. 16: Na22-Spektrum mit CsI Abb. 17: Logarithmisches Na22-Spektrum mit CsI Es ist zu erkennen, dass der Peak der 511 keV Linie im Na22-Spektrum deutlich breiter ist als in Abbildung 13. Auch der Photopeak ist deutlich flacher und breiter. Des Weiteren ist die Comptonkante nur wenig ausgeprägt. Aufgrund der geringeren Lichtausbeute des CsI im Vergleich zu LaBr3 wurde die Spannung am Photomultiplier hochgeregelt (U PMT ≈ 1500V) und auch der Verstärker auf eine höhere Verstärkung eingestellt. Aus diesem Grund unterscheiden sich die jeweiligen Kanalnummern für eine bestimmte Energie in den verschiedenen Spektren. Dennoch ist die Form und Güte des Spektrums qualitativ sichtbar. Es lassen sich mit CsI auch bessere und schärfere Spektren aufnehmen als in Abbildung 16 zu sehen ist. Allerdings ist in dem Fall mehr Aufwand zu betreiben, da der Kristall passgenau in Spiegelfolie verpackt und exakt mit dem Photomultiplier gekoppelt werden muss. 4 Lanthanbromid als Szintillatormaterial 19 Abschließend bleibt hervorzuheben, das LaBr3 ein sehr guter, auch bei Raumtemperatur lichtstarker Szintillator ist, mit dem Messungen ohne großen Aufwand durchzuführen sind. Allerdings handelt es sich bei LaBr3 um einen teuren Szinzillator. Die Kapsel mit Szintillator, die für die Anfertigung dieser Bachelorarbeit verwendet wurde, kostet zur Zeit bei der Firma Saint-Gobain Crystals ca. 2600 Euro netto (Stand 9.06.2011). Somit scheidet LaBr3 als Szintillator in großen Experimenten, bei denen eine Vielzahl an Kristallen benötigt wird, bereits aus finanziellen Gründen aus. Abb. 18: Der verwendete CsI-Szintillator 5 Aufbau des Referenzsystems 20 5 Aufbau des Referenzsystems Nachdem mit dem Aufbau, wie in Kapitel 3 beschrieben, erfolgreich radioaktive Spektren aufgenommen worden waren, konnte mit dem Bau des Referenzsystems begonnen werden. 5.1 Montage der Aluminiumbox Da die exakte Position des Referenzsystems am Prototypen noch nicht feststeht, sollte es sich möglichst in alle Richtungen montieren lassen und platzsparend sein. Hierzu wurde eine passgenaue Alubox verwendet, welche sich an den Maßen des Photomultipliers orientiert. Die Box hat die Maße: Höhe 6,5 cm, Tiefe 23 cm, Breite 10 cm. Die Halterung des Photomultipliers wurde an den Boden der Box geschraubt, um größtmögliche Stabilität auch bei waagerechter Montage zu gewährleisten. Zuletzt wurde noch eine Halterung für radioaktive Quellen auf dem Boden der Box montiert und verschraubt. In Abbildung 20 ist zu erkennen, dass die Kap- Abb. 19: Montiertes Referenzsystem Abb. 20: Referenzsystem mit Blick auf Quellenhalterung pe exakt mit dem Gehäuse abschließt. Die Einkopplung der Lichtwellenleiter kann somit ohne Öffnen des Referenzsystems vorgenommen werden. 5 Aufbau des Referenzsystems 21 5.2 Reproduzierbarkeit der Spektren Eine wichtige Anforderung an das Referenzsystem ist die Reproduzierbarkeit der Spektren. So sollte sich beispielsweise die Lage eines Peaks in einem Spektrum zwischen verschiedenen Messungen nicht unterscheiden, da über die Peaks den Kanälen des ADCs eine bestimmte Energie zugeordnet wird. Um zu überprüfen, ob sich Peaks im Spektrum bei erneuter Messung wieder an der gleichen Position ausbilden, wurden vier Messungen über einen Zeitraum von je fünf Minuten durchgeführt. Als γ-Quelle wurde Natrium 22 verwandt. Dann wurde ein Gaußfit am 511 keV Peak vorgenommen, der Wert des Maximums abgelesen und mit dem der anderen Messungen verglichen. Wie in Abbildung 21 zu erkennen, ist der Untergrund links vom Peak größer als auf der rechten Seite. Aus diesem Grund wurde neben der Gaußfunktion zusätzlich ein Polynom angefittet, um diesen Effekt mit einzubeziehen. Alle vier Messungen wurden in kurzen Abständen zueinander durchgeführt, um mögliche Temperaturschwankungen zu minimieren. Diese werden im Kapitel 5.4 „Temperaturstabilität des Referenzsystems“ weiter untersucht. Die Ergebnisse der Messung sind in Tabelle zu sehen: Messung [Nr.] 1 2 3 4 Mean [Channel] 204,1 204,1 204,2 204,1 Tab. 4: Lage des 511 keV Peaks Abb. 21: Fit des 511 keV Peaks von Natrium 22 5 Aufbau des Referenzsystems 22 Es ist zu erkennen, dass bei Messung 3 die Kanalnummer um den Wert 0,1 abweicht. Dies entspricht einer Abweichung von etwa 0,05 %. Diese geringe Abweichung ist tolerierbar. Von daher kann das Referenzsystem bei konstanter Temperatur als stabil angesehen werden. Die Meanwerte des 511 keV Peaks unterscheiden sich von denen, die bei der Messung zur Temperaturstabilität (Kapitel 5.4) angegeben sind. Da zwischen den Messungen des Öfteren der Gain der beiden Verstärker variiert wurde, ist dies auch nicht anders zu erwarten. 5.3 Messung mit dem Lichtpulser Für die Überwachung der Strahlenschäden mit dem Lichtpulsersystem wird eine Referenz benötigt. Durch die radioaktive Quelle ergibt sich eine Zuordnung zwischen der Kanalnummer des ADC und der entsprechenden Energie. Das Licht des Lichtpulsers wird zusätzlich über eine Faser auf den Photomultiplier geleitet, wodurch ein Schwanken seiner Intensität relativ zu den Quellenpeaks feststellbar ist. Mittels zweier Verstärker, welche bei unterschiedlicher Verstärkung betrieben werden, wird das Signal des Photomultipliers so verstärkt, dass der komplette Intensitätsbereich des Lichtpulsers abgedeckt ist. Hierzu wird die Transmission der LCDs zunächst auf den minimalen Wert eingestellt. Der Peak des Lichtpulsers sollte sich dann im γ-Spektrum des Verstärkerkanals mit hohem Gain befinden. Aus Gründen der Übersichtlichkeit sollte er sich bei Na22 irgendwo zwischen dem 511 keV Peak und dem 1275 keV Photopeak befinden. Für maximale Transmission der LCDs soll sich der Peak des Lichtpulsers am rechten Rand des Verstärkerkanals mit niedrigem Gain ausbilden. Das Mittel der Intensitäten wird dann in beiden Auslesekanälen zu sehen sein. Mit der radioaktiven Quelle als Referenz kann auf diese Weise eine Verschiebung des Lichtpulserpeaks (bzw. seines Mittelwertes), beispielsweise hervorgerufen durch die vermindete Transmissionfähigkeit der PbWO4 -Kristalle, beobachtet werden. Für diese Messung standen noch keine geeigneten Filter bzw. Montagevorrichtungen für bereits vorhandene Neutralglasfilter zur Verfügung, weshalb keine Messung wie sie oben beschrieben wurde, durchgeführt werden konnte. Zu Beginn der Messungen trat das Problem auf, dass der Lichtpulser einen nicht gaußförmigen Peak im Histogramm erzeugte. Durch eine andere, stabilere Spannungsversorgung wurde das Signal besser, sodass sich ein gaußförmiger Peak wie in Abbildung 22 zu erkennen ist, ergab. Dieser Peak wurde mit einer Transmission von „1300“ als mittlere Intensität aus einem Bereich von 0-2000 (willkürliche Einheit), die in EPICS eingestellt werden kann, aufgenommen. In EPICS ist auch eine Auswahl der LEDs möglich. Für diese Aufnahme wurde die blaue LED verwendet. Bei der Justage der Lichtwellenleiter ist darauf zu achten, dass diese bis zum Ende in die Kappe eingeschoben werden, sodass sie direkten Kontakt zum Eintrittsfenster des Photomultipliers haben. Ist dies nicht der Fall, so 5 Aufbau des Referenzsystems 23 verschiebt sich der Peak des Lichtpulsers aufgrund des Intensitätsverlustes. Abb. 22: Gaußfit des Lichtpulserpeaks 5.4 Temperaturstabilität des Referenzsystems Da das Referenzsystems außerhalb des Prototypen und später auch außerhalb des EMCs betrieben wird, ist es Schwankungen der Umgebungstemperatur ausgesetzt. Deshalb ist zu überprüfen, ob es eine signifikante Temperaturabhängigkeit aufweist. Photomultiplier sind bauartbedingt unempfindlich gegenüber kleineren Temperaturschwankungen, wie sie in Laboren oder Experimentierhallen auftreten. Aus diesem Grund wird keine signifikante Abweichung erwartet. Da der Experimentieraufbau für diese Arbeit in einem nicht klimatisiertem Labor aufgebaut war, musste die Temperatur auf andere Weise variiert werden. Es wurde ein Heißluftfön in ein Stativ, das über dem Referenzsystem positioniert war, eingehängt. Zunächst wurde getestet, ob durch diesen Aufbau konstante Temperaturen erreicht werden konnten. Dies wurde mit Hilfe eines Multimeters, welches auf Temperaturmessung eingestellt wurde, und eines Temperaturfühlers realisiert. Dieser Temperaturfühler wurde ins Innere des Referenzsystems geführt, um dort die Temperaturen zu messen. Nachdem der Fön eingeschaltet worden war, wurde gewartet, bis sich eine konstante Temperatur eingestellt hatte. Daraufhin wurde überprüft, ob diese auch über einen messrelevanten Zeitraum von 5 Minuten konstant blieb. Nach einigen Minuten hatte sich die Aluminiumbox aufgeheizt und befand sich im thermischen Gleichgewicht mit ihrer Umgebung. Die Temperatur schwankte in einem Zeitraum von 5 Minuten weniger als 0,5 ◦ C. Mit diesem vergleichsweise einfach realisierten -und dennoch aktzeptabelen- Messaufbau ließen sich quantitative Messungen durchführen. Über die Höhe des Föns über dem Referenzsystem 5 Aufbau des Referenzsystems 24 wurde die Temperatur variiert; insgesamt wurde bei 23 ◦ C (Raumtemperatur), 40 ◦C und 53 ◦ C gemessen. Bedingt durch den Aufbau war es nicht möglich, signi- fikant andere Temperaturen zu vermessen. Mit einem ∆T von 30 ◦ C ist jedoch zu erkennen, wie sich das Referenzsystem bei Temperaturschwankungen verhält. Vermessen wurde der 511 keV Peak der Na22-Quelle. Es wurde eine Gaußfunktion an das gemessene Spektrum angepasst und der Wert des Maximums abgelesen. Bei einer Temperaturabhängigkeit des Referenzsystems würde sich die Lage des Peaks für verschiedene Temperaturen verschieben. Für die drei Messungen haben sich folgende Werte ergeben: Temperatur [◦ C] 23 40 53 Mean [Channel] 243,6 241,5 243,3 Tab. 5: Abweichung der Mittelwerte bei variabler Temperatur Es fällt auf, dass der Mittelpunkt des Gaußfits für die 40 ◦ C Messung um ca. zwei Kanalnummern von den anderen beiden abweicht, was einer Änderung von fast einem Prozent entspricht. Handelt es sich hierbei nicht um eine Messungenauigkeit, so ist dies nicht zu tolerieren und es muss eine Temperaturstabilisierung für das Referenzsystem entwickelt werden. Die Messung ist z. B anfällig gegenüber sich öffnender Türen, Fenster oder vorbeigehender Personen. Durch den Luftzug wird die Wärmeübertragung auf das Referenzsystem vermindert und so können Temperaturschwankungen auftreten. Hinzu kommt, dass die Temperaturmessfunktion des Multimeters nicht exakt und vor allem träge ist. So kann ein Luftzug das System abkühlen, ohne dass es detektiert wird. Daher sollte die Messung zur Temperaturstabilität nur als Anhaltspunkt dienen und unter besser geeigneten Bedingungen wiederholt werden. 6 Fazit und Ausblick 25 6 Fazit und Ausblick Im Rahmen dieser Bachelorarbeit ist ein Referenzsystem für den Lichtpulser des PANDA-Kalorimeters entwickelt und aufgebaut worden. Nachdem sich zunächst Messungen mit einem vom BaBar-Experiment stammenden CsI-Szintillator als wenig erfolgversprechend herausstellten, wurde als Szintillationsmaterial LaBr3 verwendet. Bei dem verwendeten Kristall handelt es sich um eine Leihgabe der Universität Stockholm in Schweden. Die Anschaffung eines neuen, baugleichen Szintillators ist geplant. Vorraussichtlich wird als radioaktive Quelle Natrium 22 zum Einsatz kommen. In den Messungen erwies sich Na22, ein β+ - und ein Gammastrahler als nützlich. Aufgrund der Güte von LaBr3 lässt sich allerdings auch jede andere Quelle verwenden. Es ist zu beachten, dass Aufgrund der geringen Halbwertszeit von Natrium 22 (T1/2 ≈ 2,6 Jahre) die Zeit, welche benötigt wird, um genug Einträge für die Aufnahme eines verwertbaren Spektrums zu sammeln, bei höherem Alter der Quelle ansteigt. Aus diesem Grund sollte die Quelle in bestimmten Zeitabständen erneuert werden. Des Weiteren wird empfohlen, erneut genauere Messungen zur Temperaturstabilität des Referenzsystems durchzuführen. Sollte sich hierbei herausstellen, dass das Referenzsystem sensibel auf Temperaturschwankungen reagiert, so muss eine Temperaturstabilisierung entwickelt werden. Nur so kann die Funktionalität des Referenzsystems sichergestellt werden. Die spätere Position des Referenzsystems am Prototypen ist noch nicht bestimmt, jedoch sollte es sich nach Möglichkeit auf einer Achse mit dem Lichtpulsersystem befinden. Hierdurch wird gewährleistet, dass bei einer Drehung des Prototypen die empfindlichen Lichtwellenleiter nicht beschädigt werden. Außerdem können diese dann passgenau auf den Abstand von Referenzsystem zu Lichtpulsersystem angefertigt werden, sodass unnötig lange Lichtwellenleiter vermieden werden. Literatur 26 Literatur [TDR] T HE PANDA C OLLABORATION: Technical Design Report for: PANDA Electromagnetic Calorimeter (EMC) Strong Interaction Studies with Antiprotons. PANDA Collaboration, 2008. [TPR] T HE PANDA C OLLABORATION: Technical Progress Report for: PANDA Strong Interaction Studies with Antiprotons. PANDA Collaboration, 2005. [MOT] C HRISTOF M OTZKO: Diplomarbeit: Prototypmessungen für das PANDA elektromagnetische Kalorimeter Bochum, 2008. [GRU] C LAUS G RUPEN: Teilchendetektoren B.I Wissenschaftsverlag, 1. Auflage, 1993 [AMS] C LAUDE A MSLER: Kern- und Teilchenphysik. vdf Hochschulverlag AG Zürich, 2007. [KLE] K. K LEINKNECHT: Detektoren für Teilchenstrahlung Teubner Studienbücher: Physik, 4te, überarbeitete Auflage, 2005. 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ORG: Abbildung „Verschiedene Strahlungsarten und ihre Abschirmung“ http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei: Alfa_beta_gamma_radiation.svg&filetimestamp=20091227215834 Stand 18.07.2011 Abbildungsverzeichnis 28 Abbildungsverzeichnis 1 Aufbau des PANDA-Detektors [TDR] . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Aufbau des EMC; rechts die Vorwärtsendkappe in grün; links das 2 Fass in blau [TDR] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 3 Schematischer Aufbau eines anorganischen Szintillators [KLE] . . . . 7 4 Schematischer Aufbau eines Photomultipliers [DEM] . . . . . . . . . 9 5 Lichtpulser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 6 Verschiedene Strahlungsarten und ihre Abschirmung . . . . . . . . . 12 7 Messaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 8 Schaltplan des Anodensignalteilers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 9 Rack mit Verstärkern, Hochspannung und Split . . . . . . . . . . . . 14 10 Innenansicht der Metallkiste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 11 Maße der Kapsel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 12 Bild der Kapsel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 13 Na22 Spektrum mit LaBr3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 14 Co60 Spektrum mit LaBr3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 15 Cs137 Spektrum mit LaBr3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 16 Na22-Spektrum mit CsI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 17 Logarithmisches Na22-Spektrum mit CsI . . . . . . . . . . . . . . . . 18 18 Der verwendete CsI-Szintillator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 19 Montiertes Referenzsystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 20 Referenzsystem mit Blick auf Quellenhalterung . . . . . . . . . . . . . 20 21 Fit des 511 keV Peaks von Natrium 22 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 22 Gaußfit des Lichtpulserpeaks . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Tabellenverzeichnis 29 Tabellenverzeichnis 1 Tabellarische Übersicht einiger Szintillatormaterialien . . . . . . . . . 8 2 Eigenschaften von PbWO4 und LaBr3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 3 Abmessungen der Kapsel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 4 Lage des 511 keV Peaks . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 5 Abweichung der Mittelwerte bei variabler Temperatur . . . . . . . . 24 Danksagung Danksagung Hiermit möchte ich mich bei allen Menschen bedanken, die mich bei der Erstellung dieser Arbeit unterstützt haben. Zunächst einmal danke ich Herrn Prof. Dr. Ulrich Wiedner für die Möglichkeit, diese Bachelorarbeit an seinem Lehrstuhl anzufertigen. Des Weiteren bedanke ich mich für die Übernahme der Erst- bzw. Zweitkorrektur bei PD Dr. Fritz-Herbert Heinsius und Prof. Dr. Ulrich Wiedner. Für die fachliche Unterstützung während der Anfertigung dieser Arbeit möchte ich mich besonders bei Dr. Thomas Held, Dr. Matthias Steinke und Dipl.Phys. Christof Motzko bedanken wie auch für die handwerkliche Unterstützung bei Petra Meyer. Auch die Lehrer, die mich durch spannende Experimente und anschauliche Erklärungen während meiner Schulzeit zum Physikstudium motiviert haben, sollen nicht unerwähnt bleiben. Zuletzt gilt der Dank meiner Familie, die mich in allen Belängen stets unterstützt hat und ohne die ein Studium sicher nicht möglich gewesen wäre. Für die grammatikalischen Korrekturen danke ich meiner Freundin Maren Steinhorst, Mario Fink und seiner Frau.