1304reProjekt1

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Paketantrag zur Themengruppe 2 "Thermische Konvektion bei großen
Rayleigh-Zahlen''
Teilprojekt 1
Experimentelle Untersuchung turbulenter Rayleigh-BénardKonvektion in Luft
eingereicht
an die
Deutsche Forschungsgemeinschaft
von
Prof. Dr. André Thess
Dr. Christian Resagk
Technische Universität Ilmenau
Fakultät für Maschinenbau
Fachgebiet Thermo- und Fluiddynamik
98684 Ilmenau
und
Prof. Dr. Friedrich H. Busse
Dr. Andreas Tilgner
Universität Bayreuth
Physikalisches Institut
Lehrstuhl für Theoretische Physik V
95440 Bayreuth
1.
Allgemeine Angaben
Antrag auf Gewährung einer Sachbeihilfe durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, Neuantrag
1.1
Antragsteller
Name:
Dienststellung:
Geburtsdatum:
Staatsbürgerschaft:
Geschäftszeichen:
Institution:
Fachbereich:
Telefon:
Fax:
E-Mail:
Privatadresse:
Privattelefon:
André Thess, Prof. Dr. rer. nat. habil.
Universitätsprofessor
22.02.1964
deutsch
Th 497
TU Ilmenau, Fak. f. Maschinenbau, PF 100565, 98684 Ilmenau
Thermo- und Fluiddynamik
03677 69 2445
03677 69 1281
[email protected]
Bergmannstr. 13, 01309 Dresden
0351 3118874
Name:
Dienststellung:
Geburtsdatum:
Staatsbürgerschaft:
Geschäftszeichen:
Institution:
Fachbereich:
Telefon:
Fax:
E-Mail:
Privatadresse:
Privattelefon:
Christian Resagk, Dr. rer. nat.
wissenschaftlicher Mitarbeiter
22.04.1955
deutsch
Re 1066
TU Ilmenau, Fak. f. Maschinenbau, PF 100565, 98684 Ilmenau
Thermo- und Fluiddynamik
03677 69 2444
03677 69 2441
[email protected]
Am Wümberg 7, 98704 Wümbach
036785 50189
Name:
Dienststellung:
Geburtsdatum:
Staatsbürgerschaft:
Geschäftszeichen:
Institution:
Fachbereich:
Telefon:
Fax:
E-Mail:
Privatadresse:
Privattelefon:
Friedrich H. Busse, Prof. Dr. rer. nat. habil.
Universitätsprofessor
?????????
deutsch
??????????
Universität Bayreuth, Physikalisches Institut, 95440 Bayreuth
Lehrstuhl Theoretische Physik IV
0921 553329
0921 555820
[email protected]
??????????
???????????
Name:
Dienststellung:
Geburtsdatum:
Staatsbürgerschaft:
Geschäftszeichen:
Institution:
Fachbereich:
Telefon:
Fax:
E-Mail:
Privatadresse:
Privattelefon:
Andreas Tilgner, Dr. rer. nat. habil.
wissenschaftlicher Assistent
????????????
deutsch
Ti 243
Universität Bayreuth, Physikalisches Institut, 95440 Bayreuth
Lehrstuhl Theoretische Physik IV
0921 553329
0921 555820
[email protected]
Robert-Koch-Str. 7, 95447 Bayreuth
0921 57756
2
1.2
Thema
Experimentelle Untersuchung turbulenter Rayleigh-Bénard-Konvektion in Luft
1.3
Kennwort
Ilmenauer Fass,
Stichwort: Interdisziplinäre Turbulenzinitiative
1.4
Fachgebiet
Turbulenzforschung, thermische Konvektion, Strömungsmesstechnik
1.5
Voraussichtliche Gesamtdauer
6 Jahre
1.6
Antragszeitraum
3 Jahre
1.7
Gewünschter Beginn der Förderung
01.10.2000
1.8
Zusammenfassung
Thermische Konvektionsströmungen in Natur und Technik sind in der Regel stark turbulent. Das
mangelhafte Verständnis solcher Strömungen spiegelt sich in einer ungenauen Vorhersage von
Wetter, Klima sowie turbulenter Luftzirkulation in großen Gebäuden wieder. Mit dem vorliegenden
Projekt soll es erstmalig möglich werden, das Geschwindigkeitsfeld einer stark turbulenten
Konvektionsströmung von der Makroskala bis hinunter zur Mikroskala (Kolmogorov-Skala) zu
vermessen. Dies soll durch Präzisionsexperimente in einem zylindrischen, von unten beheizten und
von oben gekühlten Behälter mit einem Durchmesser von ca. 7 Metern und variabler Höhe erfolgen.
Durch eine Kombination aus globaler Strömungsvisualisierung mittels Lichtschnitttechnik und
hochauflösender lokaler Strömungs- sowie Temperaturfeldmessung mittels 2d Laser-DopplerAmenometrie (LDA), Partikel-Image-Velocimetrie (PIV), Mikrotemperatur- und
Geschwindigkeitssonden sollen zwei Ziele erreicht werden. Einerseits sind durch Experimente bei
einer maximalen Höhe von ca. 7 Metern die statistischen Eigenschaften der turbulenten
Geschwindigkeits- und Temperaturgrenzschichten in der Nähe von Heiz- und Kühlplatte umfassend zu
charakterisieren. Andererseits soll durch Experimente mit einem großen Aspektverhältnis von 10 die
Frage nach den Gemeinsamkeiten von laminarer und turbulenter Strukturbildung bei thermischer
Konvektion geklärt werden. Die in Ilmenau durchgeführten Experimente werden durch Datenanalyse
und numerische Direktsimulation an der Universität Bayreuth begleitet.
3
2. Stand der Forschung, eigene Vorarbeiten
2.1
Stand der Forschung
2.1.1
Turbulente thermische Konvektion
Gegenstand des vorliegenden Projektes ist die in Abbildung 1 dargestellte Klasse von
Konvektionsströmungen in einem zylindrischen, von unten beheizten und von oben gekühlten
Behälter. Diese, als Rayleigh-Bénard-Konvektion bezeichnete Strömung stellt aufgrund ihrer
konzeptionellen Einfachheit den Prototyp für zahlreiche komplexe Strömungen in der Erdatmosphäre
sowie in technischen Apparaten dar. Auch aus grundsätzlichen physikalischen Gründen ist die
Wandkonvektion von fundamentalen Interesse. Die thermische Wandkonvektion bei hohen RayleighZahlen in einer Fluidschicht stellt die Möglichkeit dar, ein turbulentes System im Labor zu realisieren.
Kühlung To
Turbulente
Auftriebsströmung
Heizung To + T

Wärmestrom Q
Abb.1: Rayleigh-Bénard-Konvektion in einem zylindrischen Behälter. Die Seitenwände werden als
vollständig wärmeisoliert betrachtet.
Im Fall einer ausgedehnten Schicht sind horizontal isotrope Verhältnisse annähernd realisiert und
keine mittlere Strömung advektiert die turbulenten Wirbel innerhalb kurzer Zeit aus dem
Beobachtungsbereich. Daher hat sich die Konvektion bei hohen Rayleigh-Zahlen als bevorzugtes
Beispiel zur Untersuchung der Turbulenzstrukturen und der voll entwickelten Turbulenz herausgestellt.
Sowohl
theoretische
Untersuchungen
als
auch
experimentelle
Messungen
sind
diesem
fundamentalen System in zunehmenden Maße gewidmet worden.
Der Zustand eines Rayleigh-Bénard-Systems in einem zylindrischen Behälter der Höhe H und des
Durchmessers D bei einer aufgeprägten Temperaturdifferenz T wird durch die drei dimensionslosen
Parameter
Rayleigh-Zahl
Ra 
gH3 T

Prandtl-Zahl
Pr 


4
A
Aspektverhältnis
D
H
gekennzeichnet. Dabei bezeichnen ,   und  die kinematische Viskosität, die thermische
Diffusivität,
den Ausdehnungskoeffizienten und die Wärmeleitfähigkeit des Fluids, g ist die
Erdbeschleunigung. Die Herausforderung liegt in einer möglichst akkuraten Vorhersage der
Nusselt-Zahl
Nu 
H
4Q
D 2 T
Reynolds-Zahl
Re 
vH

und der
für gegebene Werte von Ra, A und Pr bei Ra > 108.
Der Wärmetransport bei turbulenter Konvektion in einer von unten erhitzten Fluidschicht gilt in der
Meteorologie, in den Ingenieurwissenschaften und in der Astrophysik schon lange als ein
fundamentales Problem dessen Beantwortung für viele Anwendungen von großer Bedeutung ist.
Frühe experimentelle Untersuchungen der turbulenten thermischen Konvektion wie die von Malkus
(1954), Silverton (1958), Deardorff und Willis (1967) wurden durch die Wichtigkeit des turbulenten
Wärmetransport für geo- und astrophysikalische sowie ingenieurmäßige Anwendungen motiviert. In
neuerer Zeit hat die Konvektion in der von unten geheizten Fluidschicht als grundlegendes Beispiel für
turbulente Prozesse zunehmendes Interesse bei Physikern gefunden. Im Unterschied zur Turbulenz in
Kanal- oder Rohrströmungen werden die turbulenten Wirbel nicht durch die mittlere Strömung in
kurzer Zeit aus dem Bereich der experimentellen Beobachtung hinweg advektiert, sonder sie können
über lange Zeiten hinweg verfolgt werden. Zudem repräsentiert die Konvektion in einer ausgedehnten
horizontalen Fluidschicht den einfachsten turbulenten Transportprozess, der im Unterschied zu allen
anderen bezüglich zweier Dimensionen isotrop ist. Damit weist die turbulente Konvektion die minimale
Abhängigkeit von einer (nämlich der vertikalen) Richtung auf, die für einen stationären
Nichtgleichgewichtszustand erforderlich ist. Diese Gründe haben zu intensiven Aktivitäten von
Libchaber und Mitarbeitern (Castaing et al., 1989) und anderen Gruppen geführt mit dem Ziel,
turbulente Konvektion bei möglichst hohen Rayleigh-Zahlen zu untersuchen. Obwohl die in Frankreich
und in den USA (Chavanne et al 1997, Donnelly et al 1999) durchgeführten Heliumexperimente die
genauesten
je
unter
Laborbedingungen
vorgenommenen
Messungen
des
turbulenten
Wärmetransports verkörpern, sind sie aufgrund des Fehlens von Strömungsmess und –
visualisierungsverfahren für nichtisothermes kryogenes Helium nur sehr beschränkt in der Lage,
Strukturinformationen über die Geschwindigkeits- und Temperaturfelder zu vermitteln.
Aus diesem Grund sind Experimente mit transparenten Fluiden (Wasser, Gase) sehr wichtig
geworden, da sie detaillierte Messungen von Geschwindigkeitsverteilungen erlauben. Die in den
vergangenen Jahren durchgeführten Experimente (Belmonte et al 1993, Belmonte et al 1994, Tilgner
et al 1993, Xin et al 1995, Shen et al 1995) waren zumeist auf die Temperaturmessungen beschränkt.
Wenn Geschwindigkeiten gemessen wurden, konnte sie nicht mit Temperaturmessungen kombiniert
werden. Zusammenfassend lässt sich daher ein Fehlen von kombinierten Geschwindigkeits- und
5
Temperaturmessungen der turbulenten thermischen Konvektion bei hohen Rayleigh-Zahlen
konstatieren.
Hohe Rayleigh-Zahlen lassen sich prinzipiell auf zwei Wegen erreichen: entweder durch Verwendung
von Fluiden mit ausserordentlich niedriger kinematischer Viskosität wie Helium oder durch
Experimente in sehr großen Behältern. Letztere Variante ist besonders effektiv, weil die Rayleigh-Zahl
mit der dritten Potenz der Fluidhöhe wächst. Die Grundidee des vorliegenden Projekts besteht in der
Realisierung eines Rayleigh-Benard-Experiments in einem Behälter mit 7 Meter Durchmesser und 7
Metern Höhe zunächst mit dem Arbeitsfluid Luft, langfristig jedoch mit Wasser. Dieser Zugang hat
gegenüber Helium-Experimenten folgende Vorteile:

Durch Verwendung des transparenten, einfach handhabbaren und kostenlosen Arbeitsmediums
Luft kann bei der
Strömungsmessung-
und Visualisierung auf
die gut
entwickelten
berührungslosen optischen Messverfahren Laser-Doppler-Anemometrie (LDA) und ParticleImage-Velocimetrie (PIV) zurückgegriffen werden. Diese Methoden sind im Helium derzeit nicht
anwendbar.

Aufgrund der großen Abmessungen des Experiments sind selbst die kleinsten Wirbelstrukturen
im Bereich von Millimetern – die sogenannte Kolmogorov-Skala – und auch die thermischen
Grenzschichten einer Messung zugänglich. In Heliumexperimenten liegt die Kolmogorovskala
hingegen im Mikrometerbereich und entzieht sich gegenwärtig einer messtechnischen Analyse.
Gleichzeitig darf jedoch ein entscheidender Nachteil von Luft- gegenüber Heliumexperimenten nicht
unerwähnt bleiben:

Die mit Luft erreichbaren Rayleigh-Zahlen liegen um ca. 5 Größenordnungen unter dem
"Weltrekordwert" von Ra=1017 mit Helium. Dieser Abstand soll in einem nächsten Schritt durch
Übergang zu Wasser bis auf eine Größenordnung verringert werden.
2.1.2
Strömungsvisualisierung und Geschwindigkeitsfeldmessung
Das zentrale Ziel des vorliegenden Projektes besteht in der Gewinnung von Geschwindigkeits- und
Temperaturmessdaten, dessen räumliche und zeitliche Auflösung weit über das in bisherigen
Konvektionsexperimenten erzielte Maß hinausgeht. Aus diesem Grunde kommt der Messtechnik im
diesem Projekt eine besonders wichtige Rolle zu.
Zur Visualisierung von Luftströmungen verwendet man optische Streulichtverfahren. Diese
nichtinvasive Methode nutzt die Lichtstreuung von kleinen Partikeln in einem Lichtschnitt aus. Der
Lichtschnitt kann sowohl mit einer Weisslichtquelle als auch mit einem Laserstrahl in Verbindung einer
Zylinderoptik oder einem Polygonspiegel-Scanner erzeugt werden. Die Aufnahme der Partikelbahnen
mit Videotechnik oder konventioneller Filmaufnahmetechnik liefert bei langer Beleuchtungs- bzw.
Belichtungszeit qualitative Aussagen über das globale Geschwindigkeitsfeld der Strömung in der
Lichtschnittebene. Werden mit der gleichen Lichtschnittanordnung zwei kurz hintereinanderfolgende
Bilder aufgenommen, kann daraus mit Hilfe der Korrelation der Einzelbilder das momentane
Geschwindigkeitsfeld in der Lichtschnittebene berechnet werden (Partikel Image Velocimetrie, PIV)
(Adrian 1996). Diese Doppelaufnahme ist auch mit einem gepulsten Lichtschnitt über einen
Festkörperlaser möglich.
6
Im Gegensatz zur Ganzfeldmessung mittels PIV misst man mit dem Laser-Doppler-Anemometer
(LDA) nur die Strömungsgeschwindigkeit an einem Punkt. Die Ortsauflösung des Verfahrens wird
durch die Größe des optischen Messvolumen bestimmt, die Zeitauflösung und der Messbereich sind
von Signalverarbeitung abhängig. Gemessen wird hier die Frequenz der Intensitätsmodulation des
Streulichtes von Partikeln, welche sich durch den Fokus zweier sich schneidender Laserstrahlen
(Messvolumen) bewegen. Mit einem üblichen Messvolumen von 1000 m x 100 m x 100 m bei
einer Sendeobjektiv-Brennweite von ca. 150 mm und einem Frequenzfehler im Promill-Bereich ist das
LDA-Verfahren das genaueste Geschwindigkeitsmessverfahren in strömenden Fluiden (Tropea 1996).
Sind jedoch längere Sondenbrennweiten erforderlich, wie bei LDA-Fernmessungen in der Atmosphäre
über Meßlängen von mehreren hundert Metern (Durst et al 1989), verschlechtert sich die räumliche
Auflösung und die Größe des Messvolumens liegt im Zentimeterbereich.
Mit der PIV- und LDA-Technik stehen derzeit zwei ausgereifte, hochauflösende GeschwindigkeitsMessverfahren für Konvektionsströmungen in Luft zur Verfügung. Damit sind die Voraussetzungen
geschaffen, die grundlegenden theoretischen Arbeiten zur Konvektion bei hohen Rayleigh-Zahlen der
siebziger und achtziger Jahre (Chandraasekhar 1961, Busse 1981, Castaign et al 1989) experimentell
zu überprüfen. Auch neuere Arbeiten (Siggia 1994, Donelly et al 1998) beinhalten keine
Geschwindigkeitsdaten aus LDA- und PIV Messungen. Aufgrund der Erfahrungen auf dem Gebiet der
optischen Strömungsmesstechnik und der apparativen Ausstattung sehen die Antragsteller sehr gute
Erfolgschancen bei der Schließung dieser Wissenslücke.
Bei Messungen über eine Distanz von 3,5 m (Dimension des "Ilmenauer Fass") liegt die erreichbare
räumliche Auflösung im Millimeterbereich und ist somit etwas zu gering, um kleinskalige
Turbulenzstrukturen im Volumen zu untersuchen. Das an der TU Ilmenau vorhandenen 2d-LDA mit
einer Brennweite von 300 mm ist für Geschwindigkeitsmessungen in Wandnähe optimal. In
turbulenten Strömungsvorgängen liefern LDA-Zeitreihen an einem Meßpunkt Informationen über
Schwankungsgeschwindigkeiten und Schubspannungen. Die LDA-Messtechnik wird deshalb auch zur
Validierung von Turbulenzmodellen z.B. in der Grenzschichtströmung benutzt. Bei Verwendung einer
Sonde mit 160 mm Brennweite (siehe 4.2. Wissenschaftliche Geräte) werden wir in der Lage sein, ein
Meßvolumen aufzuspannen, welches kleiner ist das Kolmogorov-Längenmass. Im vorliegenden
Projekt ist vorgesehen, mittels 2d-LDA-Messungen neue Informationen über die GrenzschichtSchubspannungen zu gewinnen. Voraussetzung dafür sind allerdings hohe LDA-Burstraten, damit
eine quasi äquidistante Signalabtastung angenommen werden kann.
Die hohe Genauigkeit des LDA-Verfahrens ist physikalisch bedingt nur in optisch transparenten und
homogenen Medien erreichbar. Bei thermisch angetriebenen Konvektionsströmungen ändern sich die
optischen Konstanten des Fluids (Brechzahl und Absorptionskoeffizient) in Abhängigkeit von der
Temperatur. Bei großen Temperaturgradienten kann dieser Einfluß durch Verkürzung der optischen
Weglängen
und
Verkleinerung
des
LDA-Meßvolumens
minimiert
werden.
Die
praktische
Realisierbarkeit wurde durch LDA-Messungen an Luftströmungen mit großem Temperaturgradienten
in einem Brennermodell dokumentiert (Wardana et al 1999).
7
Geschwindigkeitsfelder in isothermen Gasen werden traditionell auch mit Hitzdrahttechnik gemessen.
In Hinblick auf später geplante Konvektionexperimente in Wasser soll diese Technik zunächst nicht
angewendet werden. Problematisch erscheint auch die Anwendbarkeit der Hitzdrahtsonden in
Strömungen mit großen Temperaturgradienten.
2.1.3
Temperaturfeldmessung
Klassisch werden Temperaturfelder in Gasen mit Thermoelementen, Halbleitersensoren (PT 100) und
Widerstandsthermometern mit Traversierungen oder Arrays gemessen. Wandtemperaturen lassen
sich darüberhinaus berührungslos mit optischen Pyrometern bestimmen.
2.2
Eigene Vorarbeiten
2.2.1
Ilmenauer Fass
Die relativ preisgünstige technische Realisierbarkeit des vorliegenden Vorhabens beruht auf dem
Vorhandensein des mit einem Finanzvolumen von über 1 Mio DM errichteten "Ilmenauer Fasses"
(Abb. 2). Der Behälter wurde im Rahmen des Forschungsverbundprojekts "WärmelangzeitSpeicherung" (BMBF, TMWFK) als Pilot -Wärmespeicher entwickelt und verwendet. Seit 1998 wird die
weitere Optimierung und wissenschaftliche Auswertung zum Langzeitspeicherkonzept im Rahmen des
Projektes "Solarthermie 2000", Teilprogramm 3 "Solare Nahwärme" (BMWi) fortgeführt. Die
dazugehörigen Messungen am Pilotspeicher wurden im Jahr 1999 beendet und der Behälter steht nun
für neue experimentelle Fragestellungen zur Verfügung.
Der prinzipielle Aufbau des Pilotspeichers ist aus der Abbildung 3 ersichtlich. Er hat einen
Durchmesser von ca. 7 m, die Höhe beträgt ebenfalls 7 m. In der Abbildung ist schon der geplante
Umbau mit variabler Höhe und beheizter/gekühlter Boden- und Deckplatte skizziert Das DeckenKühlsystem wird dabei an einem Tragegestell höhenverstellbar aufgehängt. Die Auslegung der
ringförmigen Wandsegmente und der statische Nachweis wurden Hilfe der Finite Elemente Methode
erbracht. Zur
Gewährleistung guter Wärmespeichereigenschaften
und der
Ausbildung der
Temperaturschichtung im ehemaligen Trägermedium Wasser wurde die Speicherwände mit einer 30
cm starken Isolation versehen und mit Temperatursensoren bestückt. Die interessierenden Messwerte
können automatisch erfaßt. In der Auswertung wird u.a. der direkte Vergleich der Ist-Werte mit den
theoretischen Werten aus dem Simulationsprogramm TRNSYS (Transient System Simulation
Program, University of Wisconsin) vorgenommen.
Der vom FG Thermo- und Fluiddynamik konzipierte und errichtete Pilotspeicher am Standort Ilmenau,
dessen Eignung über nunmehr drei Jahre nachgewiesen wurde, ist für eine Gesamtnutzungsdauer >
25 Jahre ausgelegt und bildet eine solide Grundlage für die Realisierung der Experimente „Ilmenauer
Fass“. Nach gemeinsamer Einschätzung der Antragsteller ist der vorhandene Pilotspeicher als Basis
für die Durchführung der beantragten Turbulenzexperimente besonders geeignet.
8
Abb.2: 300 m3 Pilotspeicher
Wartungsöffnung
8000
Verstellbare Aufhängung
Meßsysteme
Höhe des Meßvolumens variabel
von ca. 0,5 m bis 6,2 m
Kühlplatte begehbar
Meßmedium Luft
Heizplatte
Isolierschicht
Abb. 3: Abmaße und geplante Einbauten für das Projekt "Ilmenauer Fass"
9
Die Antragsteller verfügen über langjährige Erfahrungen zur Temperaturmesstechnik, einschließlich
der zugehörigen Sensortechnik, Datenfernübertragung und Auswertung mittels spezieller Programme.
Als Anschubfinanzierung des Projektes erfolgte vorab eine Mittelbereitstellung durch das Thüringer
Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur (TMWFK) in Höhe von 95.000 DM. Diese Mittel
ermöglichen die Ergänzung der Grundausstattung des Experimentes mit modernen Strömungs- und
Temperaturmesstechnik-Komponenten.
2.2.2
Parameterabschätzung
In den Tabellen 1 und 2 sind für die Arbeitsmedien Luft und Wasser die in einem Rayleigh-BénardExperiment erreichbaren Parameter dargestellt. Alle Zahlen wurden für den Durchmesser D = 7.20 m
des Ilmenauer Fasses berechnet. Gegenwärtig ist eine Fluidhöhe bis ca. 7.20 m realisierbar. In einer
späteren Ausbauphase kann das Ilmenauer Fass durch Aufbau weiterer Ringelemente erhöht werden.
Die Nusselt-Zahl von Luft wurde durch Extrapolation experimenteller Daten von Belmonte, Tilgner &
Libchaber 1994 berechnet. Die Nusselt-Zahl von Wasser wurde aus Messungen von Cioni, Sommeria
& Ciliberto 1997 extrapoliert. Die angegebenen Reynoldszahlen und Geschwindigkeiten wurden auf
der Grundlage der "free fall velocity" v  gTH ermittelt und stellen somit eine obere Schranke für
die zu erwartenden Werte dar.
Die erreichbaren Rayleigh-Zahlen zeigen, dass das Ilmenauer Fass erstmalig die Möglichkeit eröffnet,
turbulente Rayleigh-Benard-Konvektion bei großem Aspektverhältnis und gleichzeitiger Messbarkeit
der Geschwindigkeitsfelder zu realisieren. Ein Vergleich der für die Aufrechterhaltung einer
Temperaturdifferenz von 20K erforderlichen Heizleistungen verdeutlicht einerseits, dass in Luft bereits
mit weniger als 2kW Heizleistung Rayleigh-Zahlen von 1012 erreichbar sind. Andererseits macht er
deutlich, dass langfristig nur durch Wasserexperimente mit einer Heizleistung von rund 250KW der
Bereich ultra-hoher Rayleigh Zahlen von über 1015 zugänglich wird. Da der finanzielle Aufwand zur
Durchführung eines Wasserexperiments um mindestens eine Größenordnung höher ist als für ein
Luftexperiment, wird im vorliegenden Projekt ausschliesslich Luft als Arbeitsmedium verwendet.
Die in Tabelle 1 berechneten Strömungsgeschwindigkeiten bewegen sich in einem Bereich, der durch
LDA-Messtechnik gut abgedeckt wird. Jedoch sind Voruntersuchungen zur Anwendbarkeit dieser
Methode auf nichtisotherme Strömungen erforderlich.
H
A
T
Ra
Nu

Q
Re
v
0.72 m
10
20 K
5.57x108
61.9
1.82 KW
2.8x104
0.67 ms-1
7.20 m
1
20 K
5.57x1011
459
1.35 kW
8.9x105
2.12 ms-1
14.40 m
0,5
20 K
4.46x1012
838
1.23 kW
2.5x106
2.98 ms-1
Tab. 1:
Strömungsmechanische Parameter eines Rayleigh-Benard-Experiments mit Luft im
Ilmenauer Fass. Stoffwerte für die Referenztemperatur von 40°C.
10
H
A
T
Ra
Nu

Q
Re
v
0.72 m
10
20 K
7.39x1011
401
278 KW
5.5x105
0.28 ms-1
7.20 m
1
20 K
7.39x1014
2970
206 kW
1.78x107
0.91 ms-1
14.40 m
0,5
20 K
6.91x1015
5430
189 kW
4.84x107
1.29 ms-1
Tab. 2:
Strömungsmechanische Parameter eines Rayleigh-Benard-Experiments mit Warmwasser
im Ilmenauer Fass. Stoffwerte für die Referenztemperatur von 70°C.
2.2.3
Strömungs- und Temperaturmesstechnik
Im Rahmen des DFG-Projektes “Anwendung von integriert-optischen Schaltelementen in der
modernen Strömungsmesstechnik” (Re 1066/1-1) und im Forschungsprojekt des Thüringer
Ministeriums für Wissenschaft und Kultur (TMWK) “Intergriert-optische Laser-Doppler-Anemometrie”
(W6-908/7-79) wurden von den Antragstellern Möglichkeiten der Miniaturisierung von 2D-LDASystemen durch Anwendung von Wellerleiterstrukturen der integrierten Optik für die FreqenzshiftErzeugung und für ein optisches Multiplex-Verfahren erfolgreich untersucht und Labormuster dieser
neuen LDA-Systeme aufgebaut und erprobt wurden (Resagk et al 1995). In einer bilateralen
Forschungskooperation zwischen der TU Ilmenau und der Universität Nottingham sind mit PIV- und
LDA-Technik Konvektionsströmungen in Wohngebäuden am Luft- und Wassermodell gemessen und
mit numerischen Simulationen verglichen worden (Aroussi et al 1996). Somit verfügt das Fachgebiet
Thermo- und Fluiddynamik über mehrjährige Erfahrungen auf dem Gebiet der optischen
Strömungsmesstechnik.
Die Antragsteller besitzen aus dem HBFG-Programm ein 2d-Halbleiter-LDA mit Richtungserkennung,
3d-Traversiersystem und Signalprozessorsoftware. Gegenwärtig wird im Rahmen einer studentischen
Projektarbeit der Einfluss von lokalen Temperaturschwankungen auf die Auflösung und den
Messfehler des LDA systematisch untersucht.
Für Ganzfeldmessungen steht ein 2d-PIV-System mit Kreuzkorrelationskamera und Auswertesoftware
für Messungen in Wasser zur Verfügung. Im Rahmen einer vom Land Thüringen (TMWFK) gewährten
Anschubfinanzierung für das vorliegende Projekt konnte im Dezember 1999 ein leistungsstarker
Impulslaser für PIV-Untersuchungen in Luft angeschafft werden. Mit Hilfe dieses Systems und mit
einem weiteren, leistungsstarken Nd-YAG-Laser (50 W cw mit Q-Switch) wurden im Rahmen von
Studienarbeiten
Lichtschittoptiken,
Partikelzugabe
und
Aufnahmetechniken
für
Strömungsvisualisierungen und PIV-Messungen bei großen Messflächen erprobt.
Mit
Aerosol-
und
Nebelgeneratoren
können
abhängig
vom
Fluid
und
von
der
Strömungsgeschwindigkeit entsprechende Partikelkonzentrationen für die PIV- und LDA-Messungen
eingestellt werden. Für den Einsatz im “Ilmenauer Fass” sind Ergänzungsbaugruppen (z.B.
Nebelsonde) erforderlich.
Im Rahmen des TMWFK-Projektes "Solarthermische Systeme" (VakuSol) wurden umfangreiche
Meßsysteme zur Temperatur- und Volumenstrommessung für solarthermische Komponenten
(Kollektoren und Speicher) aufgebaut, getestet und zur Bestimmung von Energieströmen verwendet.
11
Es liegen umfangreiche Erfahrungen mit Temperaturmessungen bei Konvektionsuntersuchungen an
Solarkollektoren zur Messung der Verlustwärmeströme vor. In diesem Projekt wurden auch
Temperatur-
und
Wärmestrommessungen
an
porösen
Isolierwerkstoffen
durchgeführt
und
Wärmeleitfähigkeiten bestimmt. Für zukünftige Temperaturmessungen stehen für die Vorarbeiten
Temperaturmeßsysteme
mit
Thermofühlern
und
Meßwiderständen
zur
Verfügung.
Die
Meßwerterfassungsysteme erfordern eine Anpassung an die Größe des Experimentes (z.B. Länge der
Datenleitungen, Anzahl der Meßpunkte, Traversierung).
3.
Ziele und Arbeitsprogramm
3.1
Ziele
Im vorliegenden Projekt soll der an der TU Ilmenau vorhandene Warmwasserspeicher "Ilmenauer
Fass" durch Einbau einer Heiz-, einer Kühlplatte sowie Strömungs- und Temperaturmesstechnik zu
einem Rayleigh-Bénard-Experiment umgebaut und mit dem Arbeitsmedium Luft betrieben werden.
Bei systematischer Variation von Rayleigh-Zahl und Aspektverhältnis im Bereich 3 x 108< Ra < 2 x
1012 und 1 < A < 10 sollen folgende Größen in Ilmenau gemessen und mit den Simulationen in
Bayreuth, an der DLR Göttingen und im FZ Karlsruhe verglichen werden:

der Wärmestrom und die daraus abgeleitete Nusselt-Zahl als Maß für den globalen
Wärmetransport,

das Geschwindigkeitsfeld entlang eines zweidimensionalen Lichtschnittes als
Informationsquelle über die großräumige Strömungsstruktur,

das lokale zeitabhängige Geschwindigkeits- und Temperaturfeld in verschiedenen Abständen
von der Kühlplatte als Spiegelbild der kleinskaligen Turbulenzstruktur.
Anhand der experimentellen Daten sind folgende grundlegenden Fragen zur thermischen Turbulenz
zu beantworten:

Welche Art kohärenter Strömungsstrukturen mit mehr oder weniger regelmäßiger
Anordnungen von "plumes" und/oder Netzwerke von "sheet"-artigen Auf- und Ab-Strömungen
bildet sich in turbulenter Rayleigh-Bénard-Konvektion bei großem Aspektverhältnis heraus
und welchen Einfluß haben diese Strukturen auf den Wärmetransport?

Welche statistischen Eigenschaften besitzen die Strömungs- und Temperaturfelder in der
Nähe der Heiz- und Kühlplatten sowie in Zentrum der Konvektionsbox?

Mit welcher mittleren Frequenz finden Eruptionen der thermischen Grenzschicht (plume
formation) statt? Wie ist die räumliche Verteilung dieser Ereignisse bezüglich der
großräumigen Zirkulation organisiert?
Für die Gewinnung der experimentellen Daten kommen folgende Messmethoden zum Einsatz (siehe
auch Anhang 2):

Visualisierung des globalen Strömungsfeldes im Weisslicht-Lichtschnitt, Aufnahme der
Partikelspuren mit CCD- und Videokamera.
12

Ganzfeld-Geschwindigkeitsmessung mit dem 2d-PIV-System, gepulster Lichtschnitt mit NdYAG-Laser (SHG), Aufnahme der Streupartikel mit Kreuzkorrelationskamera, Berechnung des
2D-Vektorplot
des
Geschwindigkeitsfeldes
mittels
PIV-Software
für
verschiedene
Lichtschnittpositionen.

Ortsaufgelöste Messung von Strömungsgeschwindigkeiten in Wandnähe (Grenzschicht) mit
2D-LDA,
Bestimmung
von
Geschwindigkeitsprofile,
Zeitreihen
von
Schwankungs-
Geschwindigkeiten an festen Orten, Vektorplots.

Gleichzeitige Messung von Strömungsgeschwindigkeit und Temperatur in der Grenzschicht
mittels eines mikromechanischen Sensorsystems aus Teilprojekt 4 "Sensorentwicklung".

Temperaturmessung im Volumen mit traversierten Thermoelementen und faseroptischen
Sonden zur Ermittlung der zeitabhängigen Temperaturfelder.

Messung der Heiz- und Kühlleistung, Berechnung des Wärmestroms.
3.2
Arbeitsprogramme
3.2.1
Ilmenau
Die Durchführung der Messungen erfolgt nach folgenden Arbeitsschritten:
I-1 Umbau des Warmwasserspeichers

Umbau des GFK-Speichers: Dach, Stützsäule und Einbauten entfernen, Vermessung,

Isolierung des Bodens, Einbau der Bodenheizung,

Montage
der
Kühlplatte
aus
einzelnen
Sandwichelementen
im
Speicher
mit
Stabilisierungsgerüst (siehe Abb.3),

Errichtung von Speicherstützkonstruktion und Dachkonstruktion, Aufhängung der Kühlplatte,

Schaffung der Infrastruktur (Meßcontainer und Meßraum, Medienversorgung, Kühlgerät)
I-2 Installation und Erprobung der Strömungs- und Temperaturmesstechnik

Einbau der optischen Fenster in die Behälterwand und in die Deckplatte,

Aufbau der inneren Messbühne

Erprobung der Höhenverstellung der oberen Kühlplatte, Test der Temperaturregelung

Aufbau des Traversiersystems für Temperatur- und LDA-Sonden,

Installation der Lichtquellen für den Weisslicht-Lichtschnitt,

Montage des Laserlichtschnitt-Systems,

Erprobung der Video- und CCD-Kameratechnik,

Auswahl geeigneter Partikelarten und –Konzentrationen für LDA- und PIV-Messungen

Erprobung der Messdatenerfassung
I-3 Bestimmung der Nusselt-Zahlen

Messung des Gesamtwärmestromes über die elektrische Heizleistung, Ermittlung der
Wärmeverluste,
13

Berechnung
der
Nusselt-Zahlen
für
verschiedene
Höhen
(Aspektverhältnisse)
und
Temperaturunterschiede (Rayleigh-Zahlen),

Übergabe der Nu(Ra, A) - Daten an die Projektpartner
I-4 Strömungsvisualisierung, Geschwindigkeits- und Temperaturfeldmessungen bei kleinem
Aspektverhältnis

Optische Visualisierung von großskaligen Konvektionstrukturen mit Hilfe von WeisslichtLichtschnitt über die gesamte Querschnittsfläche parallel und senkrecht zu Kühl- und
Heizplatte
für
verschiedene
Behälterhöhen
(Aspektverhältnis
1
bis
2)
und
Temperaturdifferenzen (10 K, 20 K, 30 K und 40 K),

Aufnahme
der
Deckenfenster,
Partikelspuren
qualitative
mittels
Darstellung
Videovon
und
Fotokamera
Wirbelstrukturen
in
durch
Wand-
Abhängigkeit
und
vom
Temperaturgradienten zwischen Boden- und Deckplatte mit Falschfarbentechnik,

2d Geschwindigkeitsfeldmessungen mit niedriger Ortsauflösung ( x = 10 mm, gesamter
Querschnitt) mittels PIV mit Laser-Lichtschnitt in drei Ebenen parallel und in einer Ebene
senkrecht zur Kühlplatte (Mitte, unterschiedliche Winkel),

Temperaturprofilmessungen in axialer und radialer Richtung mit Mikrothermosensoren,

Lokale Messung der zeitgemittelten Geschwindigkeitsprofile der Komponenten u und v mit
hoher Ortsauflösung in der thermischen Grenzschicht (Messvolumen: 1 mm x 0.1 mm,  z =
0.5 mm, Zugang über Fenster), Aufnahme von zeitgemittelten 2d Geschwindigkeitsfeldern (u,
w) in Ebenen senkrecht zur Kühl- und Heizplatte (Zugang über innere Messbühne) mit 2d LDA
und 3d Traversierung,

Lokale Messung von Geschwindigkeitszeitreihen für zwei Komponenten an festen Orten mit
Berechnung der Schwankungsgeschwindigkeiten und Frequenzspektren mit der LDASoftware,

Messung des Temperaturgradienten  (z) in der Wandgrenzschicht mittels traversierbarer
Mikrothermoelemente in Abhängigkeit vom Abstand von der Behälterachse,

gleichzeitige Messung der zeitlichen Geschwindigkeits- und Temperaturschwankungen in der
thermischen
Grenzschicht
mit
Hilfe
hochauflösender
kombinierter
Sensoren
(in
Zusammenarbeit mit Teilprojekt 4 "Sensorentwicklung"),

Bestimmung räumlicher Korrelationen der Geschwindigkeits- und Temperaturfluktuationen
durch gleichzeitige Messung mit zwei hochauflösenden, kombinierten Sensoren (Applikation
von Teilprojekt 4) an unterschiedlichen Orten in der thermischen Grenzschicht,

Weitergabe von experimentellen Temperaturfelddaten, von Nusselt-Zahlen und von
Grenzschichtgrößen an die Bayreuther Wissenschaftler (Teilprojekt 2 "Simulation") zur
Datenaufbereitung und Erstellung der Datenbasis.
I-5 Geschwindigkeits- und Temperaturfeldmessungen bei großem Aspektverhältnis

2d Ganzfeldmessung der Geschwindigkeitskomponenten in 10 Ebenen parallel (u, v) und
senkrecht zur Kühlplatte bzw. Heizplatte (u, w) mit dem PIV-Verfahren (Zugang über Fenster),
14

Variation des Aspektverhältnisses (3 bis 10) durch Änderung der Behälterhöhe, Messungen
bei unterschiedlichen Temperaturdifferenzen (10 K, 20 K, 30 K, und 40 K),

Messung des Temperaturfeldes im gesamten Volumen mit Thermoelementen,

Vergleich der Messwerte des hochauflösenden Geschwindigkeits- und Temperatursensors in
der thermischen Grenzschicht mit Ergebnissen der LDA- und MikrothermoelementMessungen (Teilprojekt 4 „Sensorentwicklung“), Vorschläge zur konstruktiven Verbesserung,
Vorbereitung des Einsatzes in Wasser.
3.2.2
Bayreuth
B-1 Auswertung
Im Vergleich zu früheren Experimenten wie denen in Princeton wird die Ortsauflösung der Messungen
kleiner als die dissipative Längenskala und die Zeitserien länger sein (106 Messwerte). Mit Hilfe der
direkt gemessenen Geschwindigkeiten sollen Fragen zur Dynamik der thermischen Grenzschicht
entschieden werden können, die vorher nur unter Annahme einiger Hypothesen zu beantworten
waren.

Detaillierte Analyse der Dynamik auch im Inneren der Konvektionsbox. Wie breit ist die vGrenzschicht? Werden plumes beim Aufsteigen dicker? Verhält sich die Temperatur wie ein
passiver Skalar?

Analyse von längeren Zeitserien mit verbesserten Computertechnologien (schnelle FourierTransformation bis zu 106 Messwerten) zur Bestimmung von Größen, deren Auswertung
zuvor
unmöglich
oder
langwierig
war.
Dazu
gehören
die
Bestimmung
bedingter
Wahrscheinlichkeiten sowie Wavelet-Analysen der Zeitserien.

Einsatz fortgeschrittener Bildverarbeitung zur Bestimmung der mittleren Größe der Wirbel und
der Korrelationslänge im Geschwindigkeitsfeld.
B-2 Simulation
Zum besseren Verständnis der dynamischen Prozesse sollen die Experimente mit direkten
numerischen Simulationen verglichen werden. Spektrale Verfahren sind für diesen Zweck besonders
geeignet (Werne et al 1995, Christie et al 1993, Kerr 1993) und werden in Bayreuth seit längerer Zeit
verwendet.

Simulationen der vollen dreidimensionalen Geschwindigkeits- und Temperaturfelder im
Vergleich zu den punktweise Messungen und 2d Schnitten aus den Experimenten,

Ermittlung von numerische Größen, die experimentell nur geschätzt werden können, wie etwa
die Dissipationsrate. Diese Größe spielt eine zentrale Rolle in einer kürzlich vorgeschlagenen
Theorie (Grossmann & Lohse 2000), die numerisch getestet werden könnte.

Simulation kohärenter Strukturen mit 3d Visualisierung der numerischen Daten und der 2d
Bilder aus den Experimenten,

Untersuchung der großräumigen Rollenstruktur als Funktion der Rayleigh-Zahl und des
Aspektverhältnisses.
15
Literatur:
Adrian, R., J. 1996, Bibliography of particle velocimetry using imaging methods: 1917-1995
TAM Report, TSI Inc., St. Paul, MI
Aroussi, A., A. Khamis, C. Resagk 1996, Proc. 41th Int. Scient. Coll. TU Ilmenau, Vol. 1, 688-94
Belmonte, A.; Tilgner, A.; Libchaber, A. 1993, Phys. Rev. Lett., vol. 70, 4067
Belmonte, A.; Tilgner, A.; Libchaber, A. 1994, Phys. Rev. E, vol. 50 269
Busse, F. H. 1981, Transition to turbulence in Rayleigh-Bénard-Convection, In: Topics in Applied
Physics, Hrsg: H. L. Swinney, J. P. Gollub, Springer Verlag.
Castaign B., G. Gunaratne, F. Heslot, L. Kadanoff, A. Libchaber, S. Thomae, X. Wu, S. Zaleski, G.
Zanetti 1989, J. Fluid Mech., vol. 204, 1-30.
Chandrasekhar, S. 1961, Hydrodynamic and Hydromagnetic Stability, Clarendon Press, Oxford
Chavanne, X.; Chillá, F.; Castaing, B.; Hebral, B.; Chabaud, B.; Chaussy, I., 1997, Phys. Rev. Lett.,
vol. 79, 3648 – 3651
Cioni, S., Sommeria, J., Ciliberto, S., 1997, J. Fluid Mech., vol. 335, 111
Christie S.L. , J.A. Domaradski, 1993, Phys. Fluids A 5, 412
Deardorff, J.W., Willis, G.E., 1967, J. Fluid Mech., vol. 28, 675-704
Donnelly, R. I., Sreenivasan, K. R. 1998, Flow at ultra-high Reynolds and Rayleigh number. SpringerVerlag New York
Donnelly, Sreenivasan 1999, Persönliche Mitteilung
Durst, F., J. Volkein 1989, Wind Engineering, Vol. 13, No. 2, 99
Fitzjarrald, D., E., 1976, J. Fluid Mech., vol. 73, 693-719
Grossmann S., D. Lohse, 2000, A unifying theory, J. Fluid Mech., in press
Kerr R.M., 1993, J. Fluid Mech., vol. 310, 139
Malkus, W.V.R., 1954, Proc. Roy. Soc. London A 225, 185-195
16
Resagk, C., U. Schellenberger, J. Grabow, C. Tropea, M. Stieglmeier 1995, Meas. Sci. Technol., vol.
6, 674-81
Shen, Y.; Xia, K. Q.; Tong, P. 1995, Phys. Rev. Lett., vol. 75, 437
Siggia, E. D., Annu. Rev. Fluid Mech., vo. 26, 137-168
Silveston, P.L., 1958, Forsch. Ing. Wes. 24, 29-32
Tilgner, A.; Belmonte, A.; Libchaber, A. 1993, Phys. Rev. E, vol. 47, R 2253
Tropea, C. 1996, Meas. Sci. Technol., vol. 6, 605-619
Wardana, I., N., G., T. Kurihara, M. Mizomoto 1999, Experiments in Fluids, vol. 27, 137-144
Werne J., E.E. DeLuca, R. Rosner, F. Cattaneo 1991, Phys. Rev. Lett., vol. 67, 3519
Xin, Y. B., Xia, K. Q., Tong, P. 1995, Phys. Rev. Lett., vol. 75, 437
3.3
Untersuchungen am Menschen
entfällt
3.4
Tierversuche
entfällt
3.5
Gentechnologische Experimente
entfällt
4.
Beantragte Mittel
Zusätzlich zu den folgenden Mittel wird eine Ergänzungsfinanzierung beim Thüringer Ministerium für
Wissenschaft, Forschung und Kultur (TMWFK) beantragt (siehe 5.6 und Anhang 4).
4.1
Personalbedarf
Die vorgeschlagenen experimentellen Untersuchungen sollen der Inhalt einer von den Herren A.
Thess und C. Resagk betreuten Doktorarbeit oder einer Post-doc-Stelle an der Technischen
Universität Ilmenau werden. Dafür wird eine Stelle BAT-O II a für 3 Jahre beantragt. Für den Umbau
des vorhandenen Warmwasserspeichers zu einem Rayleigh-Bénard-Experiment, für die Installation
17
und Erprobung der Meßtechnik, für die Konstruktion der Messplattformen sowie für die technische
Betreuung der Betriebs- und Versorgungstechnik während der Experimente wird für die ersten zwei
Jahre des Projektes die Stelle eines technischen Mitarbeiters beantragt (BAT-O IV b).
Die Gruppe in Bayreuth wird sich sowohl mit Datenauswertung als auch numerischen Simulationen
befassen. Die vorgeschlagenen Forschungsarbeiten sollen der Inhalt einer von den Herren F. H.
Busse und A. Tilgner betreuten Doktorarbeit an der Universität Bayreuth werden. Dafür wird eine
Stelle BAT IIa/2 für 3 Jahre beantragt.
1 Wissenschaftlicher Mitarbeiter BAT-O II a für 3 Jahre (TU Ilmenau)
1 Wissenschaftlicher Mitarbeiter BAT II a / 2 für 3 Jahre (Uni Bayreuth)
1 Technischer Mitarbeiter BAT-O IV a für 2 Jahre (TU Ilmenau)
Studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte für 3 Jahre (TU Ilmenau)
(im 1. u. 2. Jahr 40 h / Monat, im 3. Jahr 80 h / Monat, insgesamt 1920 h)
4.2
Wissenschaftliche Geräte (nur Ilmenau)
LDA-Sondenobjektive 160 mm und 1000mm Brennweite
4.000 DM
Nebelsonde NS 2
12.000 DM
Lichtschnitt-Effektstrahler
4.000 DM
Videokamera, Monitor mit Videorecorder
4.000 DM
3D Traversiersystem
8.000 DM
Prozessmessrechner
6.000 DM
MAC-MUX Analogmultiplexer
5.000
Summe der Anschaffungskosten 4.2 unter 20.000 DM
43.000 DM
DM
Wissenschaftliche Geräte über 100.000 DM:
Die hohen Kosten des Kühlsystem rühren einmal von der Größe, der Oberflächengüte
und von der selbsttragenden Konstruktion her, andererseits verlangt die geforderte
Genauigkeit der Temperaturverteilung ein aufwendiges Kühlregime (siehe Anhang 3).
Kühlsystem
207.000 DM
Angebot der Fa. ELKOM-Elektroheizplattentechnik GmbH Bad Oeynhausen
(siehe Anhang 3)
4.3
Verbrauchsmaterial
Ilmenau:
Partikelöle und Feststoffpartikel
1.000 DM
Gasentladungs- und Halogenlampen
1.000 DM
optische Bauelemente und Lichtwellenleiter
2.500 DM
Thermosensoren
5.000 DM
18
elektrische Meßkabel
500 DM
mechanische Kleinteile
500 DM
mechanische Bauelemente und Konstruktionsmaterial
4.000 DM
Schläuche mit Kupplungen
500 DM
Treibgas für Partikelgeneratoren
500 DM
Isoliermaterial
500 DM
Geschäftsbedarf
2.000 DM
Bayreuth:
Computerverbrauchsmaterial
3.000 DM
Summe 4.3
21.000 DM
4.4
Reisen
Ilmenau:
Reisen zum Kooperationspartner Uni Bayreuth und zu internationalen Fachtagungen
7.000 DM
Bayreuth:
Reisen zum Kooperationspartner TU Ilmenau und für den Besuch einer Tagung in
Deutschland oder in Europa (z.B. European Turbulence Conference)
4.5
7.000 DM
Sonstige Kosten
entfällt
5.
Voraussetzungen für die Durchführung des Vorhabens
5.1
Zusammensetzung der Arbeitsgruppe
Ilmenau (Haushaltsstellen):
Prof. Dr. rer. nat. habil. André Thess,
Universitätsprofessor, Leiter des Fachgebietes Thermo- und Fluiddynamik an der Fakultät für
Maschinenbau.
Dr. rer. nat. Christian Resagk,
wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachgebiet Thermo- und Fluiddynamik, Leiter der Arbeitsgruppe
Experimentelle Strömungsmechanik
Dr. rer. nat. Ulrich Schellenberger,
wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachgebiet Thermo- und Fluiddynamik, Leiter der Arbeitsgruppe
Wärme- und Stoffaustausch
19
1 Techniker
Ilmenau (Drittmittelstellen):
Dipl.-Ing. Jürgen Bühl,
wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachgebiet Thermo- und Fluiddynamik, Leiter der Arbeitsgruppe
Regenerative Energien und Umweltmeßtechnik
Dipl.-Ing. Andreas Nilius,
wissenschaftlicher Mitarbeiter in Fachgebiet Thermo- und Fluiddynamik
Bayreuth (Haushaltsstellen):
Prof. Dr. rer. nat. habil. F. H. Busse,
Universitätsprofessor, Leiter des Physikalischen Instituts und Inhaber des Lehrstuhls für Theoretische
Physik V an der Universität Bayreuth
Dr. rer. nat. habil. Andreas Tilgner,
wissenschaftlicher Assistent am Physikalischen Institut der Universität Bayreuth
5.2
Zusammenarbeit mit anderen Wissenschaftlern
Das Forschungsprojekt ist Teil der interdisziplinären Initiative Turbulenzforschung zwischen Ingenieurund Naturwissenschaften. Neben der Zusammenarbeit der Bayreuther und Ilmenauer Wissenschaftler
im Rahmen dieses Projektes soll eine Weitergabe von experimentellen Daten an die Bearbeiter der
Projektes "Simulation" (DLR Göttingen, Uni Bayreuth), und "Methodenentwicklung" (Uni Oldenburg,
FZ Karlsruhe), erfolgen. Darüber hinaus werden in vorliegenden Projekt die im Projekt
"Sensorentwicklung" (Uni Oldenburg) entwickelten hochauflösenden Geschwindigkeits- und
Temperatursensoren im "Ilmenauer Fass" getestet.
5.3
Auslandsbezug
entfällt
5.4
Apparative Nutzung
Folgende am Ort vorhandene größeren Geräte stehen für das Projekt zur Verfügung:

ehemaliger GFK-Warmwasserspeicher „Ilmenauer Fass“,

2d LDA-System (POLYTEC)

3d Traversiersystem (ISEL)

2d PIV-System (ILA)

Partikelgenerator (PALAS)

Mischgasionenlaser (ZEISS)
20
5.5
Laufende Mittel für Sachausgaben
Die Finanzierung der laufenden Sachausgaben wird durch Haushaltsmittel abgesichert.
5.6
Sonstige Voraussetzungen
Das Thüringer Ministerium für Wissenschaft , Forschung und Kultur (TMWFK) ist im Falle einer
Bewilligung des vorliegenden Projektes durch die DFG bereit, die Schaffung der für das Experiment
notwendigen Infrastruktur zu finanzieren. Dazu gehören auch die Positionen Speicherumbau komplett,
Heizplatte, Tragekonstruktion und Medienversorgung. Der Gesamtfinanzierungsplan für das Vorhaben
ist im Anhang 4 angefügt. Das TMWFK bittet die DFG um eine kurze gutachterliche Stellungnahme
zur Notwendigkeit dieser Mittel.
6.
Wirtschaftliche Verwertung
entfällt
7.
Erklärungen
Ein Antrag auf Finanzierung dieses Vorhabens wurde bei keiner anderen stelle eingereicht. Wenn wir
einen solchen Antrag stellen, werden wir die Deutsche Forschungsgemeinschaft unverzüglich
benachrichtigen.
8.
Unterschriften
(Prof. Dr. rer. nat. habil. A. Thess)
(Prof. Dr. rer. nat. habil. F. H. Busse)
(Dr. rer. nat. C. Resagk)
(Dr. rer. nat. A. Tilgner)
Anlagen:
Anhang 1:
Lebensläufe und Publikationslisten der Antragsteller
Anhang 2:
Schematische Darstellung der Messprinzipien
Anhang 3:
Präzisionskühlsystem, Beschreibung und Lieferangebot
Anhang 4:
Finanzierungsplan für das Projekt
21
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