P r e s s e m i t t e i l u n g Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde gegr. 1859 MIH – A never ending story? Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Norbert Krämer In Zusammenhang mit einem auch in Deutschland stetig rückläufigen Kariesbefall wird offensichtlich ein gehäuftes Auftreten der Molaren-InzisivenHypomineralisationen (MIH) beobachtet. Inwieweit das Phänomen der MIH in der Vergangenheit durch den Kariesbefall überlagert wurde oder ob es sich tatsächlich um eine Häufigkeitszunahme handelt, ist bislang ungeklärt. Aus praktischer Sicht stellt die MIH ein relevantes klinisches Problem dar, welches gelegentlich eine diagnostische Herausforderung für den Zahnarzt darstellt. Die Zunahme von Patienten mit Fehlstrukturierungen vom Typ der Molar-InzisorHypomineralisation (MIH) verlangt auch vom Generalisten Kenntnisse und Erfahrungen für die kompetente Behandlung dieser Kinder im Praxisalltag (Alaluusua, 2010). Die betroffenen Patienten leiden häufig an Schmelzfrakturen, Füllungsverlust, Sekundärkaries aber vor allem unter starken Überempfindlichkeiten dieser Zähne. Die hypomineralisierten Zähne weisen, im Vergleich zu nicht erkrankten Zähnen, strukturelle Defizite auf, welche für den Kliniker von Bedeutung sind, vor allem in Anbetracht der ihm zur Verfügung stehenden Behandlungsmöglichkeiten. In unserer Fachklinik haben wir vermehrt Anfragen von niedergelassenen Kollegen zur Beratung oder Weiterbehandlung der oben genannten Erkrankung. Die Versorgung der Anomalie verlangt neben der konservierend restaurativen und prothetischen Fachkenntnis auch oralchirurgisches und kieferorthopädisches Wissen für beide Dentitionen. Die strukturellen Besonderheiten von Zähnen mit MIH führen jedoch immer wieder zu Misserfolgen insbesondere bei der adhäsiven restaurativen Versorgung der Zähne. Diverse Forschergruppen konnten auf die schwächeren mechanischen Eigenschaften der MIH-Zähne hinweisen. Vor diesem Hintergrund ist die Frage noch weitgehend ungeklärt, inwieweit eine Adhäsion an die veränderte Zahnhartsubstanz der Zähne mit Molar-Inzisiven-Hypomineralisation überhaupt möglich ist. Neuere Studien weisen jedoch darauf hin, dass durch eine adäquate Vorbehandlung die Haftwerte verbessert werden kann. Es ist eine generelle Erfahrung, dass trotz desaströser Erstansicht solcher Molaren, die vertikale Ausdehnung der Dentinkaries in Richtung Pulpa meist erheblich geringer ausgeprägt ist, als zuerst vermutet, daher macht der direkte restaurative Ansatz sehr oft Sinn, nicht zuletzt um Hypersensitivitäten zu reduzieren und auch, um Zeit zu gewinnen. Später kann man immer noch indirekt restaurieren wie im Beitrag von Feierabend dargestellt. Bei Ausdehnung der Karies bis in die Pulpa jedoch sollte eine frühzeitige Extraktion und kieferorthopädische Einstellung der 12-Jahres-Molaren ernsthaft erwogen werden.