65 © 2008 Degenerative Erkrankungen der Lendenwirbelsäule D as vorliegende Heft mit dem Schwerpunkt „degenerative Lendenwirbelsäule“ demonstriert in eindrücklicher Weise die Komplexität dieses Themas. Im Zeitalter der hoch spezialisierten Medizin ist es kaum mehr vertretbar, dass eine einzelne Disziplin alle diagnostischen und therapeutischen Aspekte einer anatomischen Region abdecken kann, auch wenn lediglich ein spezifisches Thema – im vorliegenden Fall degenerative Veränderungen – besprochen werden soll. Die Schmerzen der degenerativ veränderten Wirbelsäule sind das Leitsymptom und die häufigste Ursache der Konsultation beim Arzt. Eine besondere Beachtung findet dieses Thema deshalb im Kapitel Schmerz und Symptomausweitung. Es gibt uns Gelegenheit, Grundlagen der Anatomie, Neues aus der Forschung über die Schmerzfindung und die Fixierung und Ausweitung dieses komplexen Symptoms zu beleuchten. Die verschiedenen diagnostischen Maßnahmen werden häufig irrtümlicherweise als einzelne Daten isoliert betrachtet. Die vorliegenden Ausführungen zeigen aber, dass die Diagnostik als solche einen Entwicklungsprozess und eine Synthese verschiedener Informationen darstellt. Erst die fachgerechte und kompetente Interpretation kann die Stichhaltigkeit und die Einheitlichkeit der verschiedenen Daten interpretieren und damit eine möglichst anatomisch präzisierte Diagnosestellung erlauben. Bei Unstimmigkeiten sind eine kritische Revision und eine nochmalige Durchsicht der verschiedenen Diagnoseschritte erforderlich. Die nicht operative Therapie nimmt einen wichtigen Platz in der Behandlung von degenerativen Veränderungen der Lendenwirbelsäule ein. Auch hier sind Indikationen mit entsprechenden „caveats“ zu beachten. Es ist leicht erkennbar, dass dieser Therapiezweig in den Händen des geübten Spezialisten die besten Ergebnisse zu bringen ver- Schattauer GmbH Editorial mag. Anhand der Bandscheibenproblematik können Grenzen und Möglichkeiten der nicht operativen Therapie eindrücklich dargestellt werden. Die vorliegende Übersicht zu den häufigsten Interventionen zeigt, dass hier bedeutende Fortschritte gemacht werden konnten. Der Leistungsausweis mit zunehmend guten Resultaten lässt sich durchaus sehen. Die häufigsten Eingriffe in entsprechenden Zentren sind auf die Problematik der Bandscheibe, auf Stenosen und Deformitäten zurückzuführen. Richtige Indikationsstellung, Operationstechnik und Gesamtbetreuung führen zu guten Resultaten in jeder einzelnen dieser Pathologien. Die Sicherheit während der operativen Eingriffe mit intraoperativer Überwachung der Rückenmarks- und Nervenfunktionen erlebte einen signifikanten Aufschwung und trägt zweifellos nicht nur zur Verbreitung, sondern auch zur Risikoverminderung dieser Art von Chirurgie bei. Während früher die Physiotherapie/Rehabilitation ein isoliertes Leben fristete und wenig Evidenz nachweisen konnte, hat sich auch diese Disziplin in die Gemeinschaft der Spezialitäten eingereiht, die mit Effektivität zur Verbesserung der Lebenssituation der Patienten beiträgt. Auch hier gilt jedoch: Fachkompetenz mit korrekten Indikationen und professionelle Durchführung sind für den Erfolg entscheidend. Das vorliegende Heft behandelt eines der häufigsten Krankheitsbilder in der täglichen Praxis. Die Komplexität erfordert eine enge Zusammenarbeit verschiedenster Disziplinen. Bei entsprechender Professionalität der einzelnen Äste kann mit den modernen Behandlungsmethoden eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität der betroffenen Patienten erzielt werden. Zürich, im März 2008 Prof. Dr. med. Dieter Grob Gastschriftleiter Downloaded from www.arthritis-und-rheuma-online.de on 2017-11-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. Prof. Dr. med. Dieter Grob arthritis + rheuma 2/2008