zurück 27 arznei-telegramm® 2010; Jg. 41, Nr. 3 ALLOPURINOL ABZ, monatlich 4,30 € bei einer Tagesdosis von 300 mg). 11111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111 FEBUXOSTAT IM KOSTENVERGLEICH (&) Febuxostat ADENURIC Berlin-Chemie Allopurinol ZYLORIC ALLOPURINOL ABZ mibe AbZ Pharma OP Monat* 84 Tbl. zu 80 mg 118,77 42,42 100 Tbl. zu 300 mg 100 Tbl. zu 300 mg 15,48 14,35 4,64 4,31 11111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111 * Bei einer Tagesdosis von 80 mg Febuxostat bzw. 300 mg Allopurinol. Der Xanthinoxidasehemmer WFebuxostat (ADENURIC) senkt in den zugelassenen Dosierungen die Harnsäure bei Gichtpatienten stärker als Allopurinol (ZYLORIC, Generika) in fixer Dosierung von täglich 300 mg. Ob Febuxostat langfristig besser vor Gichtanfällen oder anderen Manifestationen der Gicht schützt, ist nicht bekannt. In den ersten Einnahmemonaten geht die stärkere Harnsäuresenkung unter Febuxostat mit häufigeren Gichtanfällen einher. Das Störwirkungsprofil von Febuxostat ähnelt dem von Allopurinol. Häufigere Leberschäden fallen auf. Ein Verträglichkeitsvorteil ist nicht belegt. Ob Febuxostat im Hinblick auf seltene schwere Unverträglichkeitsreaktionen einen Vorteil gegenüber Allopurinol bietet, lässt sich derzeit nicht beurteilen. Aus zwei Phase-III-Studien ergibt sich für Febuxostat der Verdacht auf vermehrte kardiovaskuläre Ereignisse, der in einer dritten größeren Phase-III-Studie nicht bestätigt, aber auch nicht hinreichend ausgeräumt wird. Derzeit sehen wir für das teure Febuxostat strikten Reservestatus für Patienten mit sicherer Behandlungsindikation (manifeste Gicht), bei denen Allopurinol abgesetzt werden muss oder nicht ausreichend aufdosiert werden kann und bei denen die älteren Reservemittel nicht in Betracht kommen. Um den Kenntnisstand zu erweitern, sollte der Verlauf bei Patienten, die nach schwerer Allopurinolunverträglichkeit auf Febuxostat umgestellt werden, dokumentiert werden. Diese Fragestellung wäre endlich einmal ein sinnvolles Thema für eine Anwendungsbeobachtung. (R = randomisierte Studie) 1 2 3 4 R 5 R 6 7 8 9 10 11 12 13 Scrip 2008; Nr. 3339: 24 Berlin-Chemie: Fachinformation ADENURIC, Stand Dez. 2009 ZHANG, W. et al.: Ann. Rheum. Dis. 2006; 65: 1312-24 UNDERWOOD, M.: Clin. Evid. 2008; 11: 1120 BECKER, M.A. et al.: N. Engl. J. Med. 2005; 353: 2450-61 SCHUMACHER, H.R. et al.: Arthritis Rheum. 2008; 59: 1540-8 FDA/CDER: Med. Review Febuxostat, Stand Dez. 2008 http://www.accessdata.fda.gov/drugsatfda_docs/nda/2009/021856s000_ MedR_P1.pdf bis … P5.pdf EMA: Europ. Bewertungsbericht (EPAR) ADENURIC, Stand Mai 2008; http://www.ema.europa.eu/humandocs/PDFs/EPAR/adenuric/H-777en6.pdf JOSEPH-RIDGE, N.: Diavortrag, Advisory Committee Meeting 24. Nov. 2008; http://www.fda.gov/ohrms/dockets/ac/08/slides/2008-4387s1-02Takeda.pdf FDA/CDER: Transcript, Advisory Committee Meeting 24. Nov. 2008; http://www.fda.gov/ohrms/dockets/ac/08/transcripts/2008-4387t-01part1.pdf bis ...part3.pdf Takeda: US-amerikanische Produktinformation ULORIC (Febuxostat), Stand Febr. 2009 Berlin-Chemie: Schreiben vom 1. März 2010 National Institute for Health and Clinical Excellence: Febuxostat for the management of hyperuricaemia in people with gout, Dez. 2008; http://www.nice.org.uk/nicemedia/pdf/TA164Guidance.pdf WPRUCALOPRID (RESOLOR) BEI CHRONISCHER OBSTIPATION Seit Januar 2010 ist mit WPrucaloprid (RESOLOR) ein Prokinetikum für Frauen mit chronischer Verstopfung, bei denen Laxanzien nicht ausreichend wirken, auf dem deutschen Markt.1 Die zulassungsrelevanten Phase-III-Studien2-4 wurden bereits vor elf Jahren abgeschlossen. In der Zwischenzeit sind mit Cisaprid (PROPULSIN, außer Handel) und Tegaserod (USA: ZELNORM, außer Handel) ähnliche Prokinetika, die ebenfalls an serotonergen 5-HT4-Rezeptoren wirken, wegen kardialer Störwirkungen vom Markt genommen worden (a-t 2000; 31: 40 und 2007; 38: 55-6). Die im Tierversuch beobachtete Kanzerogenität von Prucaloprid bremste die Entwicklung zusätzlich.5,6 EIGENSCHAFTEN: Im Gegensatz zu Cisaprid und Tegaserod ist Prucaloprid ein Benzofuran-Abkömmling. Der Serotoninrezeptoragonist soll selektiver als diese an 5-HT4-Rezeptoren binden und durch Freisetzung von Azetylcholin Darmbewegungen fördern und die Passage im Kolon beschleunigen. Im Tierversuch wirkt Prucaloprid in hoher Dosierung außerdem an Dopamin D2-Rezeptoren antagonistisch und erhöht Prolaktinspiegel.7 Wie Cisaprid hemmt Prucaloprid die Untereinheit eines Kalium-Ionenkanals am Herzen, wenn auch offenbar schwächer.8,9 Bei Schweinen, deren 5-HT4-Rezeptorfunktion im Vorhof der menschlichen gleicht,10 erhöht Prucaloprid den Blutdruck und verlängert die QTZeit.7 Tagesdosis 2 mg einmal täglich, über 65-Jährige: Anfangsdosis 1 mg, bei Bedarf bis 2 mg täglich Halbwertszeit etwa ein Tag Verstoffwechselung schwaches P-Glykoproteinsubstrat, soll humane CYP-Enzyme nicht wesentlich hemmen, konkrete Angaben fehlen Ausscheidung zu 65% unverändert renal Wechselwirkungen um 30% erhöhte Plasmakonzentration von Erythromycin ist beschrieben, Wirksamkeit oraler Verhütungsmittel eventuell vermindert7 KLINISCHE WIRKSAMKEIT: Drei zwölfwöchige, von der europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) als zulassungsrelevant eingestufte Untersuchungen sind publiziert.2-4 Weitere Phase-III-Studien werden im Beurteilungsbericht der EMA (EPAR)7 allenfalls kursorisch dargestellt, konkrete Daten fehlen überwiegend. In den drei relevanten Studien werden Tagesdosierungen von 2 mg bzw. 4 mg Prucaloprid bei knapp 2.000 Studienteilnehmern, hauptsächlich Frauen (88%), mit Plazebo verglichen. Sie leiden durchschnittlich seit 20 Jahren an Verstopfung. In den sechs Monaten vor Studienbeginn hatten sie höchstens zwei spontane vollständige Darmentleerungen pro Woche und dadurch bedingte Beschwerden. Ausgeschlossen sind Patienten, deren Obstipation auf Stoffwechselstörungen, neurologische Erkrankungen, Operationen, Medikamenteneinnahme oder organische Darmerkrankungen zurückzuführen ist oder die nicht stabilisierte kardiovaskuläre Erkrankungen haben.7 Primärer Endpunkt ist der Anteil der Anwender mit durchschnittlich wenigstens drei spontanen vollständigen Defäkationen pro Woche. Dieser fällt unter täglich 2 mg Prucaloprid im Vergleich zu Plazebo signifikant größer aus (gepoolt: 24% versus 11%, p < 0,001). Die höhere Dosis bringt keinen Vorteil (25%). In allen drei Studien werden in den ersten vier Wochen numerisch bessere Ergebnisse erzielt als über die gesamte Studiendauer. In Nachbeobachtungen soll sich jedoch keine Toleranz entwickelt haben. Für das vom Markt genommene Cisaprid ist eine Abnahme der Wirkung bei längerer Einnahme beschrieben.11 Der Hersteller verpflichtet sich, Daten zur Langzeitwirksamkeit und Sicherheit von Prucaloprid nachzureichen. Für Männer fallen die Ergebnisse bei geringer Teilnehmerzahl (n = 220) nicht signifikant aus. Die 2-mg-Dosis scheint für sie zu gering zu sein.7 STÖRWIRKUNGEN: Die vier häufigsten Störwirkungen Kopfschmerz, Bauchschmerz, Übelkeit und Durchfall kommen jeweils bei ca. 20% der Prucaloprid-Anwender vor. Ungefähr die Hälfte dieser Ereignisse tritt am ersten Behandlungstag auf.7 Da der EPAR,7 ebenso wie eine Zulassungsstudie,4 die meisten anderen Störwirkungen erst ab Tag 2 angibt, fehlen verlässliche Risikodaten, beispielsweise zu Palpitationen, das vor allem in den ersten beiden Behandlungstagen beschrieben ist.7 Bei Gesunden wurde in Phase-I-Studien eine Zunahme der Herzfrequenz beobachtet.7 Kardiale Ischämien sind unter Prucaloprid bei 0,2% der Anwender aufgetreten, unter Plazebo bei 0,1%. Ein kausaler Zusammenhang mit Prucaloprid ist nicht auszuschließen. In der Gesamtwertung hält die EMA das vor