Prof. Frank Nager: Verleihung des Innerschweizer Kulturpreises 1996 Tischrede von Dr. Hansruedi Stadler-Ineichen vom 7. September 1996 Sehr geehrter Herr Professor Frank Nager, Preisträger des Kulturpreises der Innerschweiz Geschätzte Gäste Das „Herz als Symbol“ so lautet der Titel des wunderbaren, vom Herz-Mediziner Professor Frank Nager verfassten Buch. In Anlehnung an dieses Symbol muss ich eingestehen, mein Herz schlägt schon etwas Schneller, wenn ich vor so einer hochkarätigen Gesellschaft eine Tischrede halten darf. Aber dies ist nach einem so herzlichen Willkommensgruss, nach einer so herzerfrischenden Übergabefeier, hier in einer so herzenswarmen Atmosphäre und in einer Gesellschaft in der man herzhaft Lachen und sogar das Herz ausschütten kann, nicht schlimm. Und dies noch erst im Kreise der Innerschweizer Erziehungsdirektorinnen und Erziehungsdirektoren, die durch eine enge Zusammenarbeit sich gegenseitig schon ein wenig ans Herz gewachsen sind, ohne dass man immer ein Herz und eine Seele sein muss. Bis zu diesem Zeitpunkt der Feier konnten wir alle Schritt halten, auch ohne Herzschrittmacher. Mein Herz stockte, als man mich zu dieser Tischrede aufrief, aber mein Herz frohlockte, als ich das Dessert auf der Speisekarte sah. Fügt man vor dem „z“ den Buchstaben „t“ ein, so sind wir bei den Schwingungen. Dabei entspricht ein Herz einer Schwingung pro Sekunde. 10 6 sind ein Megaherz. Heute feiern wir einen mega Preisträger. Geschätzter Herr Professor Frank Nager Preisverleihungen sind im kulturellen Leben einer Region freudige Ereignisse. Heute können wir auch von einer geteilten Freude sprechen. Nicht nur die Innerschweiz, sonder auch mehrere Kantone freuen sich, dass Sie für Ihre grossen kulturellen und wissenschaftlichen Verdienste ausgezeichnet wurden. Besonders freut sich auch der Kanton Uri über die Auszeichnung seines Bürgers aus der Gemeinde Realp. Herzliche Gratulation aus Uri! Auch wir sind stolz auf Sie. Realp am Fusse des Gotthards, zu dem Eduard Renner gesagt hat: „Gotthard, Wiege der Wasser, nach Norden, Süden, Osten und Westen stürzen sie dahin, die Reuss, der Rhein, die Rhone und der Tessin.“ Gleich dem Element Wasser, war und ist Ihre Tätigkeit die lebenswichtige Flüssigkeit im kulturellen und wissenschaftlichen Leben der Innerschweiz. In Zeiten der partiellen Betrachtungsweise braucht es Menschen wie Sie, die im Sinne eines umfassenden und humanistischen Menschenbildes den notwendigen Brückenschlag zwischen der Naturwissenschaft und der Geisteswissenschaft fördern. -1- Hansruedi Stadler Die Kultur und Wissenschaft braucht ein Klima, um zu gedeihen und fruchtbar zu werden. Und dieses Klima entsteht nicht einfach von sich selbst. Der Boden muss beackert und vorbereitet werden, wenn künstlerische und wissenschaftliche Ideen aufgehen, wachsen und Frucht tragen sollen. Die Erfahrung zeigt, dass es dazu immer wieder Menschen wie Sie, Herr Professor Frank Nager, braucht, die aus innerster Überzeugung für ihre Ideen in der Öffentlichkeit einstehen und dadurch den Weg für das Neue ebnen. Nochmals herzliche Gratulation! Jetzt möchte ich schliessen, bevor jemand denkt „Halte die Klappe“. Und damit natürlich nicht die Herzklappe, sonder eine andere Öffnung meint. Hand aufs Herz! Sie freuen sich sicher auch auf den nächsten Gang dieses wunderbaren Menüs. Hat mein Herz am Anfang meiner Tischrede schneller geschlagen, so fällt mir nun am Schluss ein Stein vom Herz. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Saint-Exupéry sagte einmal: „Man sieht nur mit dem Herzen gut.) -2- Hansruedi Stadler