Innovative Tracer in der onkologischen Diagnostik

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Übersichtsarbeit
© Schattauer 2010
Innovative Tracer in der
onkologischen Diagnostik
Präklinische und klinische Evaluierung
B. J. Krause, S. Schwarzenböck, M. Schwaiger
Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München
Keywords
PET/CT, PET, hypoxia, FMISO, proliferation, FLT,
choline, prostate cancer
Summary
In oncology, PET and PET/CT with tracers
beyond FDG target more specific biological
processes, such as proliferation (18F-3´-fluoro3´-deoxy-L-thymidine; 18F-FLT), tumour hypoxia (18F-fluoromisonidazol; 18F-FMISO) and
phospholipid metabolism (radioactively labelled choline derivates).
FLT is a thymidine analogue which can be labelled with 18F. PET with 18F-FLT enables to
non-invasively image and to quantify the proliferation fraction of tumours. Proliferation
dependent accumulation of FLT has been
demonstrated for a variety of solid and haematologic neoplasms including lung cancer,
breast cancer, gastric cancer, colorectal cancer
and malignant lymphoma. Furthermore, FLT
has been suggested as surrogate marker for
the assessment of response to treatment, especially when targeted drugs are utilized.
PET imaging in particular has emerged as a
promising non-invasive tool to accurately
characterize tumour oxygenation. The great
promise of PET/CT is its potential as a single
imaging modality for whole body staging that
provides anatomical and biological information on the disease as a whole. It allows a
more precise estimation of the hypoxic tumour volume as well as comparisons on a
voxel-by-voxel basis (parametric mapping).
PET and PET/CT with hypoxia tracers thus
Korrespondenzadresse:
Prof. Dr. med. Bernd Joachim Krause
Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin
Klinikum rechts der Isar
Technische Universität München
Ismaninger Str, 22, 81675 München
Tel. 089/41 40 29 61, Fax 089/41 40 49 50
E-Mail: [email protected]
offer the potential to optimize and individualize therapy for patients suffering from cancer.
PET- and PET/CT-studies using 11C- or 18Flabeled choline derivates recently have shown
promising results for re-staging prostate
cancer in patients with biochemical recurrence
and advanced prostate cancer. In patients with
biochemical recurrence of prostate cancer after
primary therapy the detection rate of 11C-choline-PET/CT shows a positive relationship with
serum PSA-levels. In these patients 11C-choline
PET/CT allows not only to diagnose but also to
localize recurrent disease with implications on
disease management (localised vs. systemic
therapy). Conclusion: The clinical success of
multimodal imaging with PET/CT is expected to
promote the combination of MRI and PET in the
future.
Schlüsselwörter
PET/CT, PET, Hypoxie, FMISO, Proliferation, FLT,
Cholin, Prostatakarzinom
Zusammenfassung
In der onkologischen Diagnostik mit PET und
PET/CT können mit Tracern jenseits der FDG
spezifischere biologische Prozesse wie z. B. die
Proliferation (18F-3´-Fluor-3´-deoxy-L-thymidin;
18
F-FLT), Tumorhypoxie (18F-Fluormisonidazol;
18
F-FMISO) und Phospholipidstoffwechsel
(radioaktiv markierte Cholinderivate) abgebildet und quantifiziert werden.
FLT ist ein Analogon des Thymidins, das mit 18F
markiert werden kann. PET mit 18F-FLT erlaubt
Tracers in oncology – Preclinical and clinical
evaluation
Nuklearmedizin 2010; 49 (Suppl 1): S41–S45
Eingegangen: 31. August 2010
angenommen in revidierter Form: 15. September 2010
die nicht invasive Bildgebung und Quantifizierung der Proliferationsrate von Tumoren. Die
18
F-FLT-Anreicheproliferationsabhängige
rung wurde für einige solide Tumore und hämatologische Erkrankungen gezeigt, z. B. für
Lungen-, Brust- und Magenkarzinom, kolorektales Karzinom und malignes Lymphom.
Weiterhin wurden für 18F-FLT vielversprechende Ergebnisse zum Therapiemonitoring publiziert, besonders bei gerichteten Therapien.
Die PET und PET/CT mit Hypoxietracern
werden zunehmend als nicht invasive Verfahren zur Bildgebung der Tumoroxygenierung
eingesetzt. Die PET/CT-Hypoxiebildgebung
erlaubt die Darstellung und Abgrenzung
hypoxischer Tumorsubvolumen. Auch eine
Voxel-basierte parametrische Auswertung ist
möglich. PET und PET/CT mit Hypoxietracern
können zum Staging, zur Prognoseabschätzung, Therapiekontrolle und Strahlentherapieplanung eingesetzt werden und somit zur
Optimierung und Individualisierung von Therapien beitragen.
PET und PET/CT mit 11C- und 18F-markierten
Cholinderivaten werden zunehmend zur Prostatakarzinombildgebung eingesetzt und zeigen besonders vielversprechende Ergebnisse
für das Re-Staging von Patienten mit biochemischem Rezidiv nach primär kurativer Therapie. Bei Prostatakarzinom-Patienten mit einem biochemischen Rezidiv nach Primärtherapie wurde eine lineare Beziehung zwischen
der Cholin-PET/CT-Nachweisrate des Rezidivs
und dem Serum-PSA-Wert nachgewiesen. Bei
dieser Patientengruppe erlaubt die Cholin
PET/CT nicht nur die Diagnose des Rezidivs
sondern auch dessen Lokalisation mit Implikationen für das therapeutische Vorgehen (lokale versus systemische Therapie). Schlussfolgerung: Der klinische Erfolg der multimodalen
PET/CT-Bildgebung in der Onkologie wird die
weitere Entwicklung von Hybridbildgebungsverfahren, insbesondere der MR/PET-Tomographie, beflügeln.
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B. J. Krause, S. Schwarzenböck, M. Schwaiger: Tracer für die Onkologie
Die bildgebende Diagnostik nimmt bei onkologischen Erkrankungen – besonders
beim Staging und Re-Staging – eine wichtige Stellung ein. Im Gegensatz zu morphologischen bildgebenden Verfahren kommen in der modernen Diagnostik zunehmend funktionell bildgebende Verfahren
zum Einsatz, wie PET bzw. PET/CT oder
funktionelle kernspintomografische Verfahren (z. B. Spektroskopie, Perfusionsbildgebung und Diffusionsbildgebung). Die
PET/CT-Technik basiert auf der Bildgebung molekularer Prozesse, die physiologischen Vorgängen zugrunde liegen. In vivo
können mit spezifischen Radiotracern
bildgebend dargestellt und quantifiziert
werden:
● Stoffwechselvorgänge,
● regionaler Blutfluss,
● Rezeptorsysteme.
Für onkologische Untersuchungen ist
18F-markierte 2’-Fluor-2’-deoxy-D-glukose (FDG) als Tracer am weitesten verbreitet
(5). FDG erlaubt eine Darstellung von Tumorgewebe mit hoher Sensitivität und
Kontrast. Da FDG aber nicht spezifisch für
malignes Gewebe ist, sind auch falsch positive Befunde möglich, z. B. bei
● Entzündungen,
● braunem Fett,
●
●
Darmaktivität und
zyklusbedingter FDG-Anreicherung im
Ovar.
Die PET/CT ist ein molekulares Bildgebungsverfahren mit großem Potenzial,
das es erlaubt, Tumorbiologie in vivo immer spezifischer zu charakterisieren dank
der Entwicklung, Evaluierung und Einführung neuer Tracer, z. B.
● 18F-FLT als Proliferationsmarker,
● 18F-FMISO/18F-FAZA als Hypoxietracer
und
● radioaktiv markierte Cholinderivate zur
Phospholipidstoffwechsel-Bildgebung.
Der Schwerpunkt dieses Beitrages liegt auf
der Darstellung präklinischer aber vor allem klinischer Ergebnisse innovativer Tracer in der onkologischen PET- und PET/
CT-Bildgebung, unter besonderer Berücksichtigung von 18F-FLT, 18F-FMISO/
18F-FAZA und radioaktiv markierten
Cholinderivaten.
18
F-FLT-PET/CTProliferationsbildgebung
Ein vielversprechender Ansatz für eine
spezifische Charakterisierung der Tumor-
Abb. 1
a)
b)
Fallbeispiel Magenkarzinom (Linitis
plastica), modifiziert
nach (8)
a) koronare und
transaxiale 18F-FLTPET (roter Pfeil);
b) koronare und
transaxiale CT
biologie ist, die Bildgebung von Tumorwachstum und DNA-Synthese als Parameter für die Proliferation maligner Tumoren
zu nutzen. Als wesentliches Charakteristikum maligne transformierter Zellen ist die
gesteigerte Proliferation für die Darstellung
bösartiger Tumoren potenziell spezifischer
als die des Glukosestoffwechsels. Da therapeutische Ansätze in der Onkologie ebenfalls überwiegend auf Regulierung einer gesteigerten Proliferation zielen, ist die nichtinvasive Bestimmung der proliferativen
Aktivität auch zur Beurteilung des Therapieansprechens und zur frühzeitigen Erkennung einer Therapieresistenz von besonderem Interesse.
Als gut geeignet für die Proliferationsbildgebung erweist sich das ThymidinAnalogon 3’-Deoxy-3’-[18F-]fluorthymidin (18F-FLT). Über Nukleosidtransporter
wird es in die Tumorzelle aufgenommen, in
Abhängigkeit der Aktivität der Thymidinkinase-1 phosphoryliert und angereichert
(15, 17). In klinischen Studien konnte eine
spezifische 18F-FLT-Anreicherung in zahlreichen malignen Tumoren, so in Lymphomen, Brust-, Lungen-, Ösophagus-, Magenkarzinom (씰Abb. 1) sowie kolorektalem Karzinom gezeigt werden (3).
In vergleichenden Studien mit 18F-FDG
konnte für 18F-FLT z. B. beim Magenkarzinom eine höhere Sensitivität als für die
18F-FDG nachgeweisen (8) bzw. relevante
prognostische Informationen abgeleitet
werden (14). Der direkte Vergleich mit dem
Standardradiopharmakon 18F-FDG ergab,
dass 18F-FLT die histologisch bestimmte
Proliferationsrate von Tumoren exakter
widerspiegelt. Allerdings wurde für einige
Tumorentitäten eine im Vergleich zu
18F-FDG reduzierte Sensitivität beschrieben.
Eine vielversprechende zukünftige Anwendung der 18F-FLT-PET und -PET/CT
könnte das Therapie-Monitoring sein. Da
Chemo- und Strahlentherapie eine Schädigung der zum Zeitpunkt der Therapie den
Zellzyklus durchlaufenden Zellen verursachen, könnte die 18F-FLT-PET und -PET/
CT eine einfache und frühzeitige Beurteilung des Therapieerfolges ermöglichen.
● In einem Lymphom-Maus-XenograftModell konnte mit 18F-FLT früh eine antiproliferative Aktivität im Rahmen einer Therapie nachgewiesen werden, die
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●
●
vor der Größenänderung der Lymphome nachweisbar war (4).
In einer weiteren präklinischen Studie
konnte im Rahmen einer DoxorubicinTherapie innerhalb von 24 h eine signifikante Abnahme des 18F-FLT-Signals
– ohne Größenänderungen der Lymphome – gezeigt werden (7).
Bei 22 Patienten mit Non-HodgkinLymphom konnten Herrmann et al. (9)
zeigen, dass die Gabe von R-CHOP/
CHOP zu einer frühen Abnahme des
18F-FLT-Signals führte. Sie schlossen daraus, dass 18F-FLT-PET prinzipiell zur
Ermittlung des Therapieansprechens
bei Lymphomen geeignet ist.
Hypoxie-Bildgebung
Tumor-Hypoxie ist ein therapeutisches
Problem. Es kommt zur Dysbalance zwischen O2-Versorgung und -Verbrauch
durch
● vergrößerte Diffusionsdistanzen zwischen Blutgefäßen und Tumorzellen,
● veränderte Funktion und Struktur der
Tumormikrogefäße sowie eine
● reduzierte O2-Transportkapazität des
Blutes.
Tumorzellen weisen unter Hypoxie häufig
ein höheres malignes Potenzial auf und
sind widerstandsfähiger gegen Chemooder Radiotherapie. Daher repräsentiert
die Hypoxie-Bildgebung ein vielversprechendes Verfahren in der Onkologie (6).
Im Tumorgewebe ist die Sauerstoffversorgung meist inhomogen: hypoxische und
normoxische Regionen sind häufig sehr
klein (100 μm). Zur Erfassung der Tumorhypoxie ist die direkte Messung der Sauerstoffkonzentration mit einer Nadelelektrode Goldstandard. Mit diesem Verfahren
kann jedoch nur ein geringer Anteil des gesamten Tumorvolumens stichprobenartig
erfasst werden; wiederholte Messungen in
einem Tumorareal sind schwierig. Durch
PET und PET/CT mit Hypoxiespezifischen
Tracern können diese Nachteile umgangen
werden.
18F-Fluormisonidazol (18F-FMISO) ist
ein Nitroimidazol. Es repräsentiert den am
besten evaluierten Hypoxietracer. 18FFMISO akkumuliert spezifisch in hypoxi-
schem Gewebe. Als weiterer Hypoxietracer
wurde u. a. 18F-Fluorazomycin-Arabinosid
(18F-FAZA) entwickelt, dessen Lipophilie
reduziert wurde, um über eine schnellere
Clearance einen besseren Kontrast der
Bildgebung zu erzielen.
Eine vergleichende Studie mit 18FFMISO und 18F-FAZA in einem MausXenograft-Modell zeigte für 18F-FAZA eine
günstigere Biokinetik, die mit einem höheren Tumor-zu-Muskel-Quotienten und
besserer Visualisierbarkeit einherging (16).
Beck et al. untersuchten den prädiktiven
Wert der 18F-FAZA-PET für die Vorhersage
des Ansprechens auf eine Radiotherapie in
Kombination mit Tirapazamin, einem Zytotoxin für hypoxische Zellen (1).
Klinische Studien zum Einsatz der PET
und PET/CT mit Hypoxietracern deuten
auf eine Wertigkeit und prognostische Aussagekraft hin bei
● Rektumkarzinom,
● nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom,
● Hirntumor,
● Zervixtumor und
● Kopf/Hals-Tumoren (씰Abb. 2).
Allerdings zeigen die Hypoxietracer einen
im Vergleich zu 18F-FDG relativ geringen
Kontrast zum Hintergrundgewebe, so dass
die Bildanalyse erschwert ist. Ein Einsatzgebiet der Hypoxiebildgebung in der Onkologie ist die Risikostratifizierung von Patienten mit neu diagnostizierten malignen
Tumoren.
Ein weiteres potenzielles Anwendungsgebiet ist die gezielte lokal intensivierte (dosiseskalierte) Bestrahlung in hypoxischen Tumoranteilen (dose painting). Die Realisierbarkeit dieses therapeutischen Ansatzes in
klinischen Studien ist noch in großen Studi-
en zu evaluieren und validieren. Die Hypoxie-gestützte intensitäts-modulierte Radiotherapie (IMRT) ist ein attraktives Konzept
der Radioonkologie. Lee et al. konnten bei
Patienten mit Kopf- und Halstumoren die
Machbarkeit einer 18F-FMISO bildgebungsgestützten Bestrahlungsplanung belegen
(12). Lin et al. demonstrierten, dass eine
18F-FMISO-gestützte IMRT prinzipiell reproduzierbar ist. Sie zeigten dies an sieben
Patienten. Allerdings waren signifikante intraindividuelle Unterschiede zu beobachten
(13).
Prostatakarzinomdiagnostik
Im europäischen Raum hat das Prostatakarzinom eine hohe Prävalenz und ist die
dritthöchste krebsverursachte Todesursache bei Männern. Neben der klinischen
Untersuchung, transrektalem Ultraschall
und dem prostataspezifischen Antigen
(PSA) als Tumormarker spielt die Bildgebung (CT, MRT, PET und PET/CT) eine
zentrale Rolle in der Diagnostik des Prostatakarzinoms. Für den Nachweis differenzierter Prostatakarzinome besitzt 18F-FDG
nur eine eingeschränkte Sensitivität.
18F-FDG reichert sich regelhaft nur in entdifferenzierten aggressiven oder metastasierten Prostatakarzinomen an. Deshalb
wurden für die PET- und PET/CT-Diagnostik des Prostatakarzinoms neue Tracer
entwickelt, die in präklinischen und klinischen Studien evaluiert worden waren,
u. a.
● 11C-Azetat,
● 11C-Methionin sowie
● 11C- und 18F-markierte Cholinderivate.
Abb. 2
Hypoxie-PET/CT-Bildgebung mit 18FFMISO (koronare
Schicht): Tracerakkumulation in
einem Lymphknoten
links zervikal (roter
Pfeil) in hypoxischen
Tumoranteilen
a) 18F-FMISO-PET
2 h p. i.; b) Fusion
mit Low-dose-CT
a)
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b)
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a)
b)
c)
Abb. 3 Rezidivdiagnostik bei einem Prostatakarzinom-Patienten mit 11C-Cholin-PET/CT: Lymphknotenmetastase eines Prostatakarzinoms mit pathologischer 11C-Cholin-Aufnahme (rote Pfeile): a) transaxiale Schicht der CT; b) 11C-Cholin-PET; c) PET/CT-Fusion
PET und PET/CT mit 11C- und 18Fmarkierten Cholinderivaten wird zunehmend in der Diagnostik bei Patienten, bei
denen nach einer primären Therapie der Tumormarker PSA ansteigt – dem so genannten biochemischen Rezidiv – eingesetzt. Da
18F-markierte Cholinderivate eine höhere
Urinauscheidung als 11C-Cholin zeigen,
werden für die 18F-Cholin-PET/CT teilweise
mehrphasige Bildgebungsprotokolle eingesetzt (18). Für die Detektion des primären
Prostatakarzinoms mit radioaktiv-markierten Cholinderivaten sind die Ergebnisse
nicht einheitlich und werden diskutiert.
Für das biochemische Rezidiv haben
mehrere Studien mit 18F- und 11C-markierten Cholinderivaten eine Wertigkeit für die
Detektion von Lokalrezidiven, Lymphknotenmetastasen (씰Abb. 3) und Fernmetastasen gezeigt (11).
Die Detektionsrate eines lokalen oder
distanten Rezidivs zeigt eine lineare Abhängigkeit vom PSA-Wert zum Zeitpunkt der
Untersuchung. Bei PSA-Werten > 3 μg/ml
wird bei ca. drei Vierteln der Patienten das
Rezidiv diagnostiziert. Die PET und PET/
CT mit radioaktiv markierten Cholinderivaten könnte im Rahmen des diagnostischen
und therapeutischen Managements bei
Patienten mit einem Rezidiv eines Prostatakarzinoms in folgenden Fällen eingesetzt
werden:
a)
b)
●
●
●
●
Bei Vorliegen einer lokal detektierbaren
Läsion kann eine Fernmetastase vorhanden sein. Deswegen ist der Ausschluss distanter Metastasen wichtig,
um die richtige Therapie wählen zu
können, z. B. eine Salvage-Strahlentherapie oder eine systemische Therapie.
Auch für den Fall einer regionalen
Lymphknotenmetastase kann die Cholin-PET/CT wichtige Informationen liefern, indem durch die Lokalisierungsdiagnostik das Bestrahlungsfeld ggfs.
modifiziert werden kann.
Bei niedrigen PSA-Werten (< 1 μg/ml)
ermöglicht die Cholin-PET/CT bei ca.
jedem dritten Patienten, das Rezidiv
nachzuweisen, was von großer Bedeutung ist, da bei diesen Patienten die
Therapie individualisiert und optimiert
werden kann.
Bei Patienten mit fortgeschrittenem
Prostatakarzinom erlaubt die PET/CT
mit 11C- und 18F-markierten Cholinderivaten die exakte Bestimmung des
lokalen, regionalen und systemischen
Krankheitsausmaßes bei primärer
Krankheitsmanifestation und in der
Rezidivsituation (19).
Die PET/CT mit radioaktiv markierten
Cholinderivaten ist von potenzieller Bedeutung für die Ermittlung des Therapie-
ansprechens und für das Monitoring bei
Patienten mit Prostatakarzinom. Dazu
wurden präklinische Studien in MausXenograft-Prostatakarzinom-Modellen
mit der Kleintier-11C-Cholin-PET/CT
durchgeführt. Die Machbarkeit der
11C-Cholin-Kleintier-PET-Bildgebung
bei Maus-Xenograft-Modellen mit verschiedenen Prostatakarzinomzelllinien
hatten Zheng et al. gezeigt (20). In einer
Therapie-Monitoring-Studie mit Docetaxel und einem PC-3-ProstatakarzinomMaus-Xenograft-Modell konnte mittels
Kleintier-PET/CT nachgewiesen werden,
dass 11C-Cholin als früher Marker für das
Ansprechen auf diese Therapie geeignet
ist (씰Abb. 4) (10). Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass die PET/CT mit radioaktiv markierten Cholinderivaten zum
Therapie-Monitoring bei Patienten mit
fortgeschrittenem Prostatakarzinom genutzt werden kann.
In Zukunft wird die Bildgebung des
Prostatakarzinoms möglicherweise durch
MR/PET-Hybridbildgebungstechnik bereichert. Die Kombination beider funktioneller bildgebenden Verfahren birgt Synergien aufgrund der sensitiven molekularen
Information der PET und dem exzellenten
Weichteilkontrast der MRT in Verbindung
mit der Möglichkeit der MRT für funktionelle und morphologische Bildgebung (2).
c)
Abb. 4 Transaxiale Kleintier-Cholin-PET/CT-Schichtbilder eines Maus-Prostatakarzinom-Xenograft-Modells (LNCaP-Prostatakarzinomzelllinie)
a) CT; b) 11C-Cholin-PET; c) 11C-Cholin-PET/CT-Fusionsbild
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Ausblick
Für die Optimierung von Diagnostik und
therapeutischen Interventionen, die eine
Individualisierung der Therapie zum Wohl
der Patienten zum Ziel hat, werden neben
18F-FDG zunehmend neue spezifischere
Imaging Probes wichtig. Ein interdiziplinärer Verbund universitärer Einrichtungen
Münchens konstituiert den Sonderforschungsbereich 824 „Bildgebung zur Selektion, Überwachung und Individualisierung
der Krebstherapie“.
Der SFB-824 hat sich zum Ziel gesetzt, die
molekulare multimodale Bildgebung instrumentell und methodisch weiterzuentwickeln und in fokussierter Weise diese Methodik zur Überprüfung und Optimierung
von therapeutischen Interventionen bei
onkologischen Erkrankungen einzusetzen.
Die Therapieindividualisierung bei onkologischen Erkrankungen mittels bildgebender Verfahren ist das zentrale Thema
dieses Sonderforschungsbereiches. Zum
SFB-824 gehören Projekte, die entweder
● auf methodische Aspekte der Bildgebung zur verbesserten Quantifizierung biologischer Prozesse im Tierexperiment und in der Klinik oder
● auf Optimierung des Konzeptes der
multimodalen Bildgebung zielen.
Außerdem sind Projekte enthalten, die in
interdisziplinären Gruppen multimodale
Konzepte realisieren, die eine Untersuchung, Charakterisierung und Visuali-
sierung des Phänotyps einer Erkrankung
translational – im Tiermodell und am
Menschen – mit bildgebenden Verfahren
ermöglichen. Der SFB-824 integriert
Arbeitsgruppen der Technischen Universität München, der LMU München und des
Helmholtz-Zentrums München.
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