kinderkrankheiten schutz gegen rotaviren Für Kleinkinder kann eine Infektion lebensbedrohlich sein. Deshalb wird die Rotaviren-Impfung zur Pflichtleistung der Krankenkassen. R otaviren sind hoch ansteckend und mehrere hunderttausend Säuglinge an dem ckend ist die Infektion noch einige Tage lang können durch die Rotaviren ausgelösten Flüssig- nach der akuten Erkrankung. Hygiene im keitsverlust. Sanitärbereich und häufiges Händewa- schwere Magen-Darm- krankheiten auslösen. Sie sind die häufigste Ursache für fieberhaften Brechdurchfall bei schen kann die Verbreitung bremsen. Trotz- Kindern. Auch Erwachsene werden Opfer antibiotika helfen nicht dem erkranken nach den Erfahrungen der des Virus, aber bei Säuglingen und Kleinkin- Auf den ersten Blick lässt sich eine Infek- Kinderärzte die meisten Kinder mindestens dern kann die Infektion besonders heftig tion mit Rotaviren kaum von anderen einmal in den ersten Lebensjahren an einer und durch den Flüssigkeitsverlust sogar le- Durchfallerkrankungen unterscheiden. Die Variante der Rotaviren und erwerben damit bensgefährlich werden. Im Frühjahr tritt der Beschwerden sind deutlich heftiger, gera- auch eine Immunität dagegen. Die Viren Virus gehäuft auf und verbreitet sich de bei Kleinkindern, meint der Berufsver- treten ähnlich wie die Grippe weltweit in schnell. Jährlich werden in Deutschland et- band der Kinder- und Jugendärzte. »Starke unterschiedlichen Varianten auf. wa 20.000 Kinder nach Angaben des Robert Bauchschmerzen, plötzlich auftretendes Auch wenn die Erkrankungen in den Koch-Instituts (RKI) wegen einer Rotaviren- Erbrechen und heftige Durchfälle« sind ty- meisten Fällen glimpflich ablaufen, hat die Infektion ins Krankenhaus eingewiesen. Da- pische Anzeichen. Oft kommt noch Fieber Ständige Impfkommission (STIKO) im Au- von müssen etwa 50 auf einer Intensivsta- hinzu. Wenn ein Kind sich angesteckt hat, gust eine offizielle Empfehlung für die Ro- tion behandelt werden. Todesfälle sind zum helfen keine Antibiotika. tavirus-Impfung ausgesprochen. Damit Glück in Deutschland äußerst selten, aber in Wichtig ist ausreichendes Trinken und ge- wird die Impfung in Kürze zu einer generel- Entwicklungsländern sterben jedes Jahr gebenenfalls Flüssigkeitsinfusionen. Anste- len Leistung der gesetzlichen Krankenkas- Rotavirus in millionenfacher Vergrößerung. 26 securvital - das magazin 4 | 13 sen. Sie soll nach dem neuen Impfkalender des RKI die früheste Impfung für Säuglinge sein, noch bevor die weiteren Impfungen für Kleinkinder beginnen. Schon im Alter von sechs Wochen soll die erste Rotaviren-Schluckimpfung erfolgen, zwei bzw. drei folgen im Abstand von jeweils einem Monat. Älter als zwölf Wochen sollen die Kinder bei der Erstimpfung nicht sein. Die Impfstoffe sind nur für die ersten Lebensmonate zugelassen, weil die Gefahr von Nebenwirkungen danach deutlich zunimmt. Die STIKO empfiehlt weitere Impfungen für Säuglinge ab dem dritten Monat: gegen Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, Kinderlähmung, Hepatitis B, Hib-Bakterien und Pneumokokken. weitere impfungen Ab Ende des ersten Lebensjahres sollen Impfungen gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken sowie Meningokokken folgen. Der Impfschutz gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten soll ab fünf Jahren und nochmals im Alter von 9 bis 17 Jahren und im Erwachsenenalter alle zehn Jahre aufgefrischt werden. Amtlich empfohlen: Schluckimpfung für Babys ab 6 Wochen. Eine Impfpflicht oder gar Zwangsmaß- können einen Schutz vor bedrohlichen Er- griffe in die körperliche Unversehrtheit nahmen wie etwa ein Kindergartenverbot krankungen vermitteln, ihr Einsatz hat handle, müssten Impfungen besonders für ungeimpfte Kinder, wie in der jüngsten weltweit zu einem besseren Gesundheits- hohe Sicherheitsansprüche erfüllen. Vergangenheit am Beispiel der Masern öf- status vieler Menschen beigetragen«, fentlich diskutiert, gibt es nicht. Die Ent- heißt es in einer Stellungnahme der Ärzte- nutzen und risiken scheidung für oder gegen eine Impfung vereinigung. »Impfstoffe können jedoch – Dr. Steffen Rabe, Arzt für Kinderheilkunde und Jugendmedizin im Homöopathischen weitere informationen ■ Rotaviren-Empfehlung der STIKO und Impfkalender des Robert Koch-Instituts: www.rki.de ■ Impf-Informationen des Bundesgesundheitsministeriums: www.bmg-gp.de ■ Ärztehaus in München und einer der Initiatoren der »Ärzte für eine individuelle Impfentscheidung«, hat kein uneingeschränktes Vertrauen in die Unabhängigkeit der STIKO-Empfehlungen: »Mit Sorge beobachten wir, dass die Mehrzahl der wissen- Ärzte für individuelle Impfentscheidung: schaftlichen Studien über die Impfstoff- www.individuelle-impfentscheidung.de sicherheit von Impfstoffherstellern mitveröffentlicht werden.« von Kindern liegt in der Verantwortung der wie alle Arzneimittel – auch schwere uner- Nach seiner Ansicht fehlt es an »um- Eltern, betonen Kinderärzte, die der STIKO wünschte Wirkungen hervorrufen, im Ein- fassenden und unabhängigen Untersu- kritisch gegenüberstehen. So rät die Verei- zelfall mit bleibender Beeinträchtigung chungen zu Sicherheit, Auswirkungen und nigung der »Ärzte für eine individuelle der Gesundheit.« Zudem sei unklar, welche Nachhaltigkeit von Schutzimpfungen und Impfentscheidung« den Eltern, in Bera- Langzeitwirkungen die Impfungen auf die Impfprogrammen«. Erst dadurch könne die tungsgesprächen mit einem Arzt ihres Entwicklung der menschlichen Gesund- notwendige Grundlage für eine Diskussion Vertrauens die Vor- und Nachteile dieser heit haben. Da es sich um präventive Maß- über Nutzen und Risiken von Impfungen ge- Immunisierung abzuwägen. »Impfungen nahmen an Gesunden und damit um Ein- schaffen werden. ■ Norbert Schnorbach 27