Programm 9.00-9.30h Prof. Dr. Claudia Bickmann Universale Bildbarkeit der menschlichen Natur? 9.30-10.00h Dr. Dirk Fonfara Das Verhältnis von Bildung und Philosophie in Platons „Politeia“ vor dem Hintergrund seiner Dichtungskritik 10.00-10.30h Özgür Aktok M.A. Unverborgenheit als die Grundleistung der Ideen. Heideggers Auslegung von Platons Höhlengleichnis - Kaffeepause - 11.00-11.30h 11.30-12.00 12.00-12.30h Tom Denter, M.A. Freiheit und Gesellschaft. Bildungsethos bei Rousseau und Fichte Viktoria Burkert M.A. Die Menschheit in meiner Person. Zum philosophischen Bildungsbegriff bei Kant Dr. Anja Solbach Synthese von Glück und Charakter. Die Bildung des Menschen zu seinem ergon bei Ricoeur - Mittagspause - 14.00-14.30h Martin Müller M.A. Chinesisches Denken als Weltphilosophie. Ansatzpunkte und Probleme aus interkultureller Perspektive 14.30-15.00h Po Cheng Huang M.A. Der Bildungsbegriff bei Mengzi und Hegel 15.00-15.30h Dr. Sasa Josifovic Die freiheitsstiftende Funktion der Bildung in Konfuzius’ Denken - Kaffeepause - 16.00-16.30h Dr. Kai Hochscheid Das Bild des Denkens im Kontext kultureller Bildung 16.30-17.00h Dr. Markus Wirtz Was bildet ‚interkulturelle Philosophie’? Einladung zur Tagung des Forschungskollegs Inter-/Transkulturelle Philosophie Sinnhorizonte. Weltphilosophien zur Frage der Bildungsfähigkeit des Menschen Alter Senatsaal der Universität zu Köln, Hauptgebäude, Albertus Magnus Platz Montag, 20. Juli 2009 9.00 s.t. - 21.00 Uhr Abendvortrag 19.30-21.00h Prof. Dr. Tanehisa Otabe (Tokio) Die Kunst des alten Japan im „Weltstrom“. Zur Kulturphilosophie des frühen Tetsuro Watsuji - anschließend geselliges Beisammensein im Café Krümel Bistro - Leitung: Prof. Dr. Claudia Bickmann Philosophisches Seminar der Universität zu Köln D-50923 Köln ++221/470 6362; 470 2451 [email protected] Programm Konnte die Idee der menschlichen Bildung in den großen Traditionen der Weltphilosophien von Platons bis Hegel - wie auch in den Philosophien des Orients - im Hinduismus, Buddhismus, Taoismus und Konfuzianismus - noch die Mitte bilden zwischen den natürlichen Erscheinungen der gegebenen Welt und dem freien Geiste der zu gestaltenden moralischen Welt, so hat das Selbst oder die Seele, einstmals das Prinzip einer sich selbst bildenden und verstehenden Natur in der Philosophie des 19. und 20. Jahrhunderts - als empirisches oder als personales Ich - diese Zentralstellung verloren. Vormals in nahezu allen Weltphilosophien Ort der Vermittlung und Indifferenzierung der Pole (sei es in abendländischer Gestalt zwischen Natur und Geist oder aber chinesisch zwischen Yin und Yang), sollte der Bildungsprozess des Menschen das gesamte Seingeschehen aus seiner Veräußerung in Natur und Geist in sich selbst zurückführen und auf einen freien Grund stellen können. In allen Weltphilosophien sollte die Idee einer gegenüber seiner natürlichen Existenz freien menschlichen Natur zur Quelle seiner Bildbarkeit werden. Im Horizont der abendländischen Philosophie kulminiert dieser Gedanke, der in Platons Paideia seinen griechischen Ausdruck findet, in Hegels Prinzip des freien Sich-bestimmens des verobjektivierten Geistes. In der chinesischen Philo- sophie hat er seinen Ort im I Ging, dem Buch der Wandlungen, und lebt bis in die neuesten Traditionen des Taoismus fort. In der gegenwärtigen abendländischen Philosophie gilt die bildbare menschliche Natur nun aber nicht mehr in ihrer epistemischen Funktion als Integrationsinstanz (Apperzeptionseinheit) des theoretischen Geistes, noch soll sie als moralisches Ich im Reich der Zwecke spontanursärchliche Quelle freier Selbstgesetzgebung sein oder als ein fühlendes und strebendes Wesen in Kunst, Natur und Religion in die Welt der gegebenen Erscheinungen sich hineinbilden können. In kritischer Abgrenzung gegen das Bemühen, unser wissendes, wollendes und fühlendes Selbst- und Weltverhältnis in einem Bildungsgang zu vereinen, ist die bildbare menschliche Natur aus ihrer vermittelnden Rolle zwischen der vorausgesetzten natürlichen Welt und der durch freie Akte möglichen moralischen Welt entlassen. Nicht mehr soll sich die Natur, der Grund im Bewusstsein, im freien Geiste lichten. Angst (Heidegger) und Verzweiflung (Kierkegaard) werden zu Grunderfahrungen einer Existenz, die ihren Ort nicht mehr in einem transzendenten Bezugssystem verankern kann. In verobjektivierender Perspektive wird der Einzelne als beobachtbares und beschreibbares Objekt im relationalen Gefüge innerer und äußerer Abhängigkeiten zur Selbstdementierung und Selbstannihilierung seines wissenden und wollenden Selbstverhältnisses verurteilt. Indem eine solche verobjektivierende Selbstund Weltbeschreibung nur mehr Relationen, aber keine sich wissenden Individualitäten mehr kennt - deren 'Sich-Wissen' im 'sich setzenden Selbstvollzug' (Fichte) verankert ist – liefert sie dem Gefühl der schlechthinnigen Abhängigkeit (Schleiermacher) ungewollt ein sachliches Fundament und verneint den Gedanken der Bildbarkeit des Menschen als ein sich in Freiheit reflektierendes und bestimmendes Wesen. Claudia Bickmann