Projekte der Repower für Kohlekraftwerke in Brunsbüttel und Saline Joniche Die Repower AG, die bis Frühjahr 2010 Rätia Energie AG hiess, ist entscheidend an der Projektierung von zwei neuen, riesigen Kohlekraftwerken beteiligt. Eines dieser Kraftwerke soll in Deutschland gebaut werden (1'820 MW, Brunsbüttel, Schleswig-Holstein), das andere in Italien (1'320 MW, Saline Joniche, Kalabrien). Die in Brunsbüttel geplante Anlage ist das grösste Projekt eines Steinkohlekraftwerks in Europa. Es wäre das grösste Steinkohle–kraftwerk Deutschlands. Das von Repower in Kalabrien geplante Werk ist in Italien das einzige projektierte Kohlekraftwerk, welches nicht ein bestehendes Ölkraftwerk ersetzen soll. Wenn wie beabsichtigt verwirklicht, werden die beiden Kohlekraftwerke jährlich etwa 17,5 Millionen Tonnen Kohlendioxid ausstossen — rund 40% der gesamten landesweiten Emissionen und deutlich mehr als der CO2Ausstoss aller Motorfahrzeuge in der Schweiz (14,4 Mio. Tonnen). Zusammen hätten die beiden Kraftwerke fast die elektrische Leistung aller Atomkraftwerke in der Schweiz. Repower hält sehr grosse Anteile (36%, Brunsbüttel), bzw. die Mehrheit (57.5%, Saline Joniche) an den jeweiligen Projektentwicklungsgesellschaften. Repower ist bezüglich der Entwicklung und Weiterentwicklung der Projekte bestimmend. Das Projekt in Saline Joniche hätte es nie gegeben, dasjenige in Brunsbüttel wäre vielleicht nie in den Bewilligungsprozess gelangt oder aber wieder aufgegeben worden. In beiden geplanten Kraftwerken soll an Küstenstandorten aus Übersee importierte Kohle verfeuert werden. Beim Projekt in Deutschland ist die prädestinierte Herkunft der Kohle Kolumbien. Italien importiert fast alle Kohle, besonders aus Indonesien, Südafrika, USA, Australien und Kolumbien. In Brunsbüttel und Saline Joniche bekämpfen lokale Bürgerinitiativen die Projekte. Der Provinzrat (Parlament) Kalabriens hat sich einstimmig gegen das Projekt in Saline Joniche entschieden und angekündigt seine Ablehnung überregional geltend zu machen. In Italien und Deutschland wollen die klageberechtigten Umweltverbände alle rechtlichen Mittel ausschöpfen, um den Bau der Kraftwerke zu verhindern. Repower will die Kraftwerke weiter projektieren, realisieren oder zur "Entscheidungsreife bringen", obschon: Die Stromerzeugung aus Kohle ist die klimaschädlichste aller energieindustriellen Aktivitäten. Der Bau von langlebiger CO2-intensiver Infrastruktur widerspricht den minimalistischen Klimaschutzzielen der Schweiz und der UNO; Neue Kohlekraftwerke sind nicht mit der 2-Grad-Grenze vereinbar. Viele Deutsche Elektrizitäts- und Stadtwerke wollten sich in Brunsbüttel beteiligen, sind aber ausgestiegen. Ausser Repower will von den Schweizer Elektrizitätsgesellschaften nur noch die SN Energie in Brunsbüttel investieren. Vier weitere Schweizer Unternehmen, die in Brunsbüttel investieren wollten, haben ihre Pläne geändert. (EBM, Groupe e, Romande Energie und Gruyère Energie.) Zahlreiche Organisationen und Parteien lehnen die Pläne der Repower zum Bau von Kohlekraftwerken ab. Neue Kohlekraftwerke sind mit enormen wirtschaftlichen Risiken verbunden — sogar avenir suisse warnt vor solchen Projekten. In einem offenen Brief sprechen sich 24 renommierte Ökononen und Wissenschaftler deutlich gegen die Kraftwerke aus. Gemäss einer Umfrage von Demoscope lehnen 68 Prozent der Bündner Investitionen in Kohlekraftwerke durch die Repower ab. Die Regierung Graubündens hat sich jedoch noch nie gegen die Projekte ausgesprochen. Eine kantonale Initiative soll demnächst eingereicht werden und "gewährleisten, dass der Kanton im Rahmen seiner rechtlichen und politischen Möglichkeiten dafür sorgt, dass Unternehmen mit Beteiligung des Kantons keine Investitionen in Kohlekraftwerke tätigen." Der Bau in Brunsbüttel oder in Saline Joniche könnte aber vor einer allfälligen Annahme der Initiative beginnen. Über den Bau oder den Verzicht des in Brunsbüttel geplanten Kraftwerks dürfte 2012 entschieden werden. Gemäss Fabio Bocchiola, der die Geschäfte von Repower in Italien leitet, könnte Repower in Saline Joniche 2013 mit dem Bau beginnen. Der Kanton Graubünden besitzt 46% der Repower Aktien; Der Energiekonzern Alpiq und die AXPO-Tochtergesellschaft EGL halten zusammen weitere 46%. Repower unterhält bedeutende Geschäftsstellen in Poschiavo, Ilanz und Klosters und versorgt grosse Teile Graubündens mit Strom. Stromhandel in Italien und Deutschland ist das Hauptgeschäft der Repower. Das Unternehmen besitzt 61% (244 MW) eines Gaskraftwerks in Italien und projektiert parallel zu den Kohlekraftwerken zwei grosse Pumpspeicher- werke: Lagobianco (1000 MW, Bernina/Puschlav), und Campolattaro (600 MW, Kampanien, Süditalien). Chur, 27.08.2011 Zukunft statt Kohle, 7220 Schiers, www.zukunftstattkohle.ch, [email protected]