Aus der Abteilung Kardiologie und Angiologie der Medizinischen Hochschule Hannover Direktor Prof. Dr. med. H. Drexler Stimulation des Herzens mit fokussiertem Ultraschall Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin vorgelegt von Jens Pirr aus Bersenbrück Gefördert vom Innovationswettbewerb Medizintechnologie des BMBF Förderkennzeichen: O1EZ0202 Hannover, 2007 2 Angenommen vom Senat der Medizinischen Hochschule Hannover am 10.04.2007 Gedruckt mit Genehmigung der Medizinischen Hochschule Hannover Präsident: Prof. Dr. med. Bitter Suermann Betreuer: Prof. Dr. med. M. Niehaus Referent: Prof. Dr. med. Jörg Bleck Korreferent: Prof. Dr. med. Claus Bossaller Tag der mündlichen Prüfung: 10.04.2007 Promotionsausschussmitglieder: Prof. Dr. Hermann Haller Prof. Dr. Klaus Otto Prof Dr. Rainer Nustede 3 Meinen Eltern gewidmet 4 Mein besonderer Dank gilt: • Herrn Professor Dr. med. M. Niehaus für die freundliche Überlassung des Themas und die engagierte Förderung dieser Arbeit. • Herrn Professor Dr. rer. nat. O. Eick für die Unterstützung bei den Laborarbeiten. • Herrn Dr. med. G. Klein für die kritische Beratung bei Fragestellungen aller Art. • Meinen Eltern, Manfred und Doris Pirr, für die liebevolle, uneingeschränkte Unterstützung in 29 Jahren. • Mein größter Dank gilt meiner Lebensgefährtin Sabine Baeßler, die mich stets motivieren konnte, viel Geduld mit mir aufgebracht hat und mein Leben so bereichert. • Meinen Freunden Julia Donnerberg und Dr. med. J. Dingemann • Herrn Professor Dr. med. H. Drexler für die Förderung der Promotion 5 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 08 1.1 Fragestellung 08 1.2 Historie der Ultraschalltechnologie 11 1.3 Historie der Schrittmachertechnologie 15 2 Material und Methoden 21 2.1 21 Vorversuch im Akutexperiment 2.1.1 Material 21 2.1.1.1 Technisches Material für die Ultraschallstimulation 21 2.1.1.1.1 Technische Daten 22 2.1.2 Methoden 25 2.2 26 Beating heart-Modell modifiziert nach Langendorff 2.2.1 Material 26 2.2.1.1 System 26 2.2.1.2 Schweineherz-Präparate 27 2.2.1.3 Aufbau der Perfusionsapparatur 27 2.2.1.3.1 Blutkreislauf 29 2.2.1.3.2 Dialysatkreislauf 30 2.2.1.3.3 Wärmekreislauf 30 2.2.1.4 Komponenten 31 6 2.2.1.5 Verwendete Lösungen 32 2.2.1.5.1 Dialysat 33 2.2.1.5.2 Kardioplegielösung 33 2.2.1.5.3 Natriumcitratlösung 34 2.2.1.6 Chemische Substanzen 34 2.2.1.7 Blutgasanalyse und Oxymetrie 35 2.2.1.8 Atraumatische Messung des Gewebs-pO2 im Myokard 35 2.2.1.9 Defibrillator und Schrittmacher 36 2.2.1.10 Equipment für die EKG-Messung 37 2.2.2 Methoden 38 2.2.2.1 Vorbereitung der Perfusionslösung 38 2.2.2.2 Organpräparation 38 2.2.2.3 Monitoring 43 2.2.2.4 Ultraschallstimulation 44 2.2.2.5 Temperaturmessungen 44 2.2.2.6 Datenanalyse 45 3 Ergebnisse 46 3.1 Ergebnisse des Akutexperiments in vivo 46 3.2 Ergebnisse des Beating-heart-Versuchsaufbaus (in-vitro) 47 3.2.1 Relevante Laborparameter 52 3.2.2 Tabellarische Darstellung der notwendigen Applikationen und 55 Organparameter 3.2.3 Ergebnis der Temperaturmessungen 59 7 3.2.4 Makroskopische und histologische Untersuchung 67 3.2.4.1 Makroskopische Analyse 67 3.2.4.2 Mikroskopische Analyse 67 4 Diskussion 73 4.1. Stimulation mit fokussierten Ultraschallpulsen 74 4.2 Temperatureffekte 76 4.3. Effekte auf die feingewebliche Struktur des Myokards 78 4.4 Limitationen 79 4.5 Ausblick 80 5 Zusammenfassung 82 6 Anhang 84 7 Literaturverzeichnis 88 8 1 1.1 Einleitung Fragestellung Dass Muskelzellen elektrisch erregbar sind, wurde erstmals im späten achtzehnten Jahrhundert beschrieben. So zeigte Luigi Galvini im Jahr 1790, dass sich das Bein eines toten Frosches durch elektrische Stimulation zur Kontraktion anregen lässt und veröffentlichte diese Beobachtung in seiner Arbeit „De viribus electricitatis in motu musculari“ (Abb.1). Diese Entdeckung stellt bis heute die Grundlage für die Entwicklung von elektrischen Stimulationsgeräten für das Herz dar. Abb. 1: Deckblatt der Dissertation Luigi Galvanis „De viribus electricitatis in motu musculari“ 9 Abb. 2: Luigi Galvini regt ein Froschbein zur Kontraktion an (1790) Aus: De Viribus Electricitatis in Motu Musculari Commentarius 1957 wurde der erste mobile batteriebetriebene Herzschrittmacher vorgestellt. 1960 implantierte man den ersten permanenten Herzschrittmacher. Seither wurde diese Technologie ständig verbessert, so dass die Implantation eines Herzschrittmachers heute die Therapie der Wahl bei rezidivierenden symptomatischen Bradyarrythmien (langsame Herzfrequenz <50/min mit Schwindel oder Synkopen) darstellt. Moderne Schrittmachersysteme (Abb.5, S. 15) bestehen aus einem Gehäuse, welches die Schrittmacherelektronik und die Batterie enthält, sowie einer Schrittmacherelektrode, die meist über die Vena subclavia in das rechte Herz vorgeschoben und dort je nach Indikation in das Vorhofmyokard geschraubt oder im Apex des rechten Ventrikels dauerhaft verankert wird (Abb.3, S. 9 sowie Abb.9, S. 19). Über diese Elektrode kann bei Bedarf oder in regelmäßigen Abständen ein elektrischer Impuls abgegeben werden, welcher zu einer Depolarisation und Kontraktion des Arbeitsmyokards führt. 10 Neben der permanenten Stimulation kann in bestimmten Situationen eine notfallmäßige Stimulationstherapie erforderlich werden. Hierzu ist die Anlage einer passageren Schrittmachersonde vonnöten, was vor allem außerhalb entsprechend ausgerüsteter klinischer Einrichtungen schwierig sein kann. Eine externe Stimulation ist aufgrund der erheblichen Schmerzen durch die Stimulationsimpulse nur unter Narkose möglich. Abb. 3: Schemazeichnung der Schrittmacher- und Elektrodenlage Aus: Internetportal der U.S. National library of medicine Neben der elektrischen Stimulation kann das Myokard auch durch mechanische Reize zur Kontraktion angeregt werden. So zeigten Dalecki et al. 1993 [1], dass durch die Applikation von fokussierten Ultraschallpulsen am Herzen des Frosches regelmäßige ventrikuläre Extrasystolen induziert werden können. Die Stimulation eines Säugetierherzens mit Ultraschallpulsen wurde bislang noch nicht beschrieben. Da Schallwellen im Gegensatz zur elektrischen Energie an jede beliebige Lokalisation des Körpers fokussiert werden können, erscheint eine Stimulation des Herzens von außen mittels Ultraschall denkbar. Daher untersucht diese Arbeit die Effekte von hochintensiven Ultraschallpulsen auf das Herz als eine potentiell neue Methode für kontaktfreie und nichtinvasive kardiale Stimulation. 11 1.2 Historie der Ultraschall-Technologie Obwohl der Ultraschall bereits im frühen neunzehnten Jahrhundert entdeckt wurde, hat seine Verwendung in der Medizin eine vergleichsweise kurze Geschichte. Die ursprüngliche Nutzung beschränkte sich als SONAR (Sound Navigation And Ranging) fast ausschließlich auf militärische Anwendungen. Bereits im Jahre 1877 beschrieb J. W. Strutt die Grundlagen, auf denen die heutige Ultraschalltechnologie basiert [2]. Vorläufer der SONAR-Forschung gehen zurück bis in das Jahr 1838. Damals versuchte Bonnycastle, den Grund des Ozeans per Schall zu vermessen, um damit die Verlegung von Telegraphenverbindungen und die Schiffsnavigation zu erleichtern [3]. Die medizinische Fachwelt wurde erstmals Ende der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts auf den Ultraschall aufmerksam. Die Brüder Karl Theodor und Friederich Dussik verwendeten Ultraschall in der Neuropathologie [4 ,5]. Sie setzten einen 1,5 MHz –Transmitter ein, um sogenannte „Hyperphonogramme“, Areale verminderter Schalldurchlässigkeit, darzustellen. Aufgrund der von Dussik entdeckten unterschiedlichen Schalleigenschaften von tumorösem und gesundem Gewebe formulierten sie die Hypothese, dass man mittels Ultraschall Hirntumore diagnostizieren kann. Diese Theorie wurde 1952 von Guttner widerlegt, der zeigen konnte, dass die von den Dussiks entdeckten Schallunterschiede auf wechselnde Knochendichten und nicht auf tumoröses Gewebe zurückzuführen waren [6]. 1944 Lynn und Putnam untersuchten 1944 die Nebenwirkungen von Ultraschallapplikation auf das Gehirn [7] und konnten erhebliche Effekte von temporärer Blindheit bis hin zum Tod der Versuchstiere zeigen. Die zerstörende Wirkung von intensivem 12 Ultraschall wurde in dieser Zeit noch von anderen Autoren beschrieben, so dass Ultraschall als neurodiagnostisches Instrument untauglich erschien [5]. Ludwig et al. berichteten erstmals über den diagnostischen Nutzen der Impuls-EchoTechnik zur Differenzierung unterschiedlicher Gewebetypen [8]. Mit dieser Technik gelang es erstmals, Gallensteine, die in Muskelgewebe und in die Gallenblase von Hunden implantiert wurden, nachzuweisen. Ab 1951 verwendeten Wild et al. den Ultraschall erstmals zur Differenzierung zwischen mechanischem und paralytischem Ileus [9]. Später ließ sich dann auch die Dicke der Darmwand und deren dreischichtiger Wandaufbau mit Ultraschall darstellen. Aus seinen Versuchsergebnissen formulierte Wild die These, dass malignes Gewebe echogener sein muß als benignes Gewebe und äußerte die Vermutung, dass es möglich sein müsste, gastrointestinale Tumore von definierter Größe durch Dichtewechsel und fehlendes physiologisches Bewegungsmuster zu identifizieren [10]. Für diesen Nachweis kam eine A-Mode-Darstellung (siehe Anhang) mit einen 15 MHz-Schallkopf zur Anwendung. Später entwickelte Wild eine Ultraschall-Scanning-Methode, mit der Patientinnen auf Brustkrebs untersucht werden konnten [11]. Mit demselben Gerät gelang es später, einen Hirntumor in einem Pathologieexzidat eines Patienten nach einer Kraniotomie zu identifizieren. Howry fokussierte sich im Gegensatz zu Wild, der sich auf die klinische Anwendung des Ultraschalls konzentrierte, mehr auf die Verbesserung der vorhandenen Technologie [12]. 1949 gelang ihm in Zusammenarbeit mit dem Ingenieur Bliss die Konstruktion des ersten B-Mode-Scanners (siehe Anhang. In den folgenden Jahren entwickelte Howry mehrere Ultraschallscanner, die jedoch alle noch groß und unhandlich waren [13]. 13 Parallel zu Howry arbeitete Ian Donald in England mit einem handelsüblichen Ultraschalldetektor, wie er damals zur Materialprüfung verwendet wurde. Mit diesem Gerät untersuchte er Organe in der Pathologie und war in der Lage, Fibrome von ovarialen Zysten zu differenzieren [14]. Später entwickelte er mit J. McVicar und T. Brown den ersten Kontaktscanner (siehe Anhang: contact compound scanner). Donald veröffentlichte 1958 den wegweisenden Artikel „Investigation of Abdominal Masses by Pulsed Ultrasound“, in welchem er den Fall einer 64jährigen Patientin mit abdominellen Schmerzen, Gewichtsverlust und Verdacht auf Aszites beschrieb, bei der mit konventionellen Untersuchungsmethoden die Diagnose eines fortgeschrittenen Magenkarzinoms gestellt wurde. Mit seinem Ultraschallgerät entdeckte er eine zystenähnliche Struktur, die sich nach anschließender Exzision als benigne muzinöse ovarielle Zyste erwies [15]. In den Folgejahren entdeckte Donald noch viele Verbesserungen der Ultraschalltechnik, z.B. ist er der Erstbeschreiber des biparietalen Durchmessers von Feten, der noch heute als ein Index für das fetale Wachstum verwendet wird [16]. Leksell et al. verwendeten die so verbesserten Geräte, um bei Patienten mit Schädelverletzungen epidurale Hämatome nachzuweisen [17]. Bis zur Einführung der Computertomographie in den 70er Jahren stellte diese ultraschall-basierte Mittellinien-Enzephalographie die Standarddiagnostik für Patienten mit Schädel-HirnTraumata dar. Bedeutende Ergebnisse auf dem Gebiet der Echokardiographie lieferten in den frühen 50er Jahren Inge Edler und Carl Hellmuth Hertz. Hertz konnte mit einem schon oben beschriebenen Ultraschallgerät zur Metallprüfung in Kontakt mit seiner Thoraxwand Phänomene beobachten, die in Amplitude und Weite mit seiner Herzfrequenz übereinstimmten [18]. Spätere Forschungen auf diesem Gebiet führten 1967 zum ersten zweidimensionalen Echtzeit–Herzbild–Wiedergabegerät (real-time- 14 cardiac-imaging-machine) von Hertz und Asberg [19]. Zur selben Zeit gelangen Edler und Lindström die ersten simultanen M-Mode und intrakardialen Doppler-Aufnahmen [20]. In den 60er Jahren bestand der limitierende Faktor der Ultraschalltechnologie in der langsamen und aufwendigen Bildaufbaurate sowie in der mangelhaften Bildauflösung. Dies änderte sich entscheidend 1976 mit der Einführung von digitalen Scannern. Diese waren in der Lage, stabile, reproduzierbare und einfach zu interpretierende Bilder zu erzeugen und waren damit den herkömmlichen Kathodenstrahl-oszilloskopen oder analogen Scannern überlegen [21]. Ein bedeutender Wendepunkt war die Entwicklung des automatisch erneuerten sonographischen Bildes, der Echtzeit-Bildwiedergabe. Das erste kommerziell vertriebene Echtzeit-Bildwiedergabe-Ultraschallgerät war das VIDOSON (Siemens Medical System, Iselin, NY). Dieses Gerät wurde 1966 von Hoffmann und 1968 von Hollander zur differenzierteren Darstellung der weiblichen Beckenstrukturen verwendet [22]. Abb. 4: Echtzeit-Bildwiedergabe mittels des VIDOSONs, entwickelt vom Ingineur Richard Soldner. Aus: SIEMENS Pressearchiv 15 Die Entwicklung des VIDOSONs begünstigte weitere technologische Fortschritte wie z.B. den linearen und phased-array Transducer [23] (siehe Anhang „Array“). In den 70er und 80er Jahren führten vielfache Verfeinerungen und Variationen von bekannten Transducerformen zu einer weiteren Verbesserung der Ultraschallbildwiedergabe. Die Ultraschalltechnologie avancierte zum führenden Diagnostiktool bei Brust-, Gallengang-, Pankreas-, und Schilddrüsenerkrankungen. Als frühe Pioniere auf diesem Gebiet gelten Leopold und Doust, Kobayashi, Wagai, Cole-Beuglet und Stuber [24, 25, 26, 27, 28, 29]. Friday führte Ultraschall zur Lokalisation von intraabdominellen Abzessen ein, Goldberg benutzte ihn 1970 zur früheren Erkennung von Aszites [30, 31] Mitte der 80er Jahre stellten viele Studien den Nutzen der Ultrasonographie zur Bewertung von Thorax, Retroperitoneum und diverser intraabdominaler Organe heraus [32, 33, 34]. Zusammenfassend kann man festhalten, dass die Einführung des Ultraschalls in die Diagnostik eine der innovativsten Entwicklungen in der Medizinitechnologie des vergangenen Jahrhunderts darstellt. 1.3 Historie der Schrittmachertechnologie Ebenso wie der Ultraschall bildet auch die Schrittmachertherapie des Herzens heutzutage einen festen Bestandteil des medizinischen Alltags. Die Implantation eines Schrittmachers stellt heute die Therapie der Wahl bei symptomatischen Bradykardien dar. Sie ist ein Routineeingriff, der die Lebensqualität und Mortalität der Patienten immens verbessert. Die Schrittmachertherapie hat in den frühen 60er 16 Jahren Einzug in den klinischen Alltag gehalten und niemand hätte es seinerzeit für möglich gehalten, dass inzwischen weltweit pro Jahr ca. 350.000 Schrittmacher implantiert werden. Heutzutage stehen hochmoderne, voll integrierte multisensorielle, computerprogrammierbare Schrittmacher zur Verfügung, die nicht mehr als 25 Gramm wiegen. Steroidbeschichtete Elektroden sowie die Verwendung von LithiumIonen-Batterien heben die Lebenserwartung eines heute implantierten permanenten Schrittmachers auf bis zu zehn Jahre an. Abb. 5: Moderner Schrittmacher der Firma Guidant INSIGNIA Ultra DR, Dual Chamber, Modell 1290 Aus: www.guidant.com Die ersten Versuche, die Schlagfrequenz eines menschlichen Herzens mit elektrischen Impulsen zu erhöhen, datieren zurück in die Mitte des 18. Jahrhunderts. Charles Kite beschreibt in seinem Essay on the Recovery of the Apparently Dead aus dem Jahre 1788 bereits eine spezielle „Elektrisiermaschine“ für Reanimationszwecke [35]. In diesem berichtet er über einen selbstkonstruierten Apparat, mit dem ihm die erfolgreiche Wiederbelebung eines Patienten gelungen sein soll. Ende des späten 19. Jahrhunderts verfasste J. A. MacWilliam ein erstes Kompendium über die theoretischen Möglichkeiten der kardialen Elektrostimulation [36]. In den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts gelang erstmals die Umsetzung dieser Theorien in eine effektive Therapie. Unabhängig voneinander entwickelten Lidwill, Australien und Hyman externe kardiale Schrittmacher für den 17 klinischen Gebrauch. 1929 stellte Lidwill seine mit Wechselstrom betriebene Apparatur dem Publikum vor. Es war ihm gelungen, ein totgeborenes Kind erfolgreich wiederzubeleben und so beschrieb Herzschrittmachertherapie der Welt. [37,38] er die erste erfolgreiche Hyman stellte 1932 den Prototypen eines Schrittmachers vor [39]. Abb.6: (Hymans Schrittmacher, Nachbau). Aus: Naspe.org Im Gegensatz zu Lidwills Maschine, die mit Netzstrom betrieben wurde und das Einbringen einer Nadel im Ventrikel benötigte, wurde Hymans Gerät mit einer Handkurbel angetrieben und übertrug die Stimulationsimpulse über eine Nadelelektrode. Weder Lidwill noch Hyman fanden Hersteller für ihre Erfindung. In den 50er Jahren entwickelte P. Zoll einen externen Schrittmacher für akute AVBlockierungen, welcher im Gegensatz zu den beschriebenen Vorgängermodellen mittels Klebeelektroden mit dem Thorax verbunden wurde. Im November 1952 berichtete er über die erfolgreiche Wiederbelebung eines 65jährigen Patienten mithilfe dieses externen Stimulators [40,41]. Abb.7: Zolls Schrittmacher Aus: Indian Pacing Electrophysiol. J. 2002;2(1):2 18 All diese ersten Schrittmachersysteme waren jedoch äußerst unhandlich. Zudem führte die externe Schrittmacherstimulation zu schweren Hautverbrennungen. Lillehei und Bakken entwickelten 1957 den ersten tragbaren, batteriebetriebenen Schrittmacher [42]. Dieser war wesentlich handlicher als die bislang verfügbaren Geräte und war mit myokardialen Elektroden ausgerüstet, die in einem operativen Eingriff implantiert werden konnten. Dadurch ließen sich die Nebenwirkungen einer transthorakalen Stimulation (Verbrennungen) durch die thorakalen Haut-Elektroden vermeiden. 1958 gelang es Senning und Elmqvist, einem Patienten mit AV-Block den ersten implantierbaren Schrittmacher einzusetzen [43]. Dieses Gerät enthielt einen Transistor und wurde mit einer wiederaufladbaren Nickel-Cadmium-Batterie betrieben, allerdings funktionierte es nur drei Stunden. Die Weiterentwicklung dieses Gerätes stimulierte das Herz des Patienten für acht Tage. Im gleichen Jahr wurde von W. Chardack und W. Greatbatch ebenfalls ein implantierbarer Schrittmacher entwickelt, der 1960 erstmals implantiert wurde [44]. Dieses Gerät enthielt als entscheidende Neuerung eine bipolare Elektrode („Hunter-Roth“-Elektrode), die aus einem Paar rostfreier Stahlpins mit einer Silikonumhüllung bestand. Abb.8: Chardacks und Greatbachs Schrittmacher. Aus: “Pacemakers – A journey through the years”, Tarun Mittal, All India Institute of Medical Sciences, Ansari Nagar, New Delhi-110029 19 Chardack entwickelte eine myokardiale Elektrode mit einer Platin/Iridium-Spiralfeder [45] und S. Furman war erstmals in der Lage, die Elektroden transvenös in Lokalanästhesie einzubringen, was die bisher notwendige Thorakotomie überflüssig machte [46]. Später ersetzte der integrierte Schaltkreis den Transistor und wurde wiederum vom Mikroprozessor ersetzt. Jede Neuerung bedeutete eine Verkleinerung der Schrittmacher und die Implementierung zusätzlicher Funktionen. Verbesserungen der Energiequelle von der Zink/Quecksilber-Batterie zu wiederaufladbaren Nickel/Cadmium-Systemen bis hin zu den heute gebräuchlichen Lithium-Batterien haben die Lebenserwartung und Sicherheit der Schrittmacher immer weiter verbessert [47]. Nathan ersetzte den asynchronen Schrittmacher, der während der frühen 60er Jahre gebräuchlich war, durch vorhofsynchron stimulierende Geräte [48, 49], was zu einem physiologischen Erregungsablauf beitrug. Parsonnet begann 1965 mit den klinischen Studien mit einem „stand by“Schrittmacher, und im darauffolgendem Jahr entwickelten Goetz, Donato und Harken in Zusammenarbeit mit dem Elektroingenieur Berkovits einen implantierbaren Bedarfs- oder „stand by“- Schrittmacher. Dieses Gerät, das nur in Aktion trat, wenn der Eigenschlag ausblieb, arbeitete wesentlich energiesparender und wurde daher bevorzugt eingesetzt. Fest im Myokard verankerte Elektroden, entwickelt in den 70er Jahren, machten die Schrittmacherstimulation sicherer, zuverlässiger und effektiver. Zu Beginn der 80er Jahre wurden wichtige Neuentdeckungen, wie der ZweiKammer-Schrittmacher, mit dem es möglich war, im rechten Ventrikel und im Vorhof zu stimulieren, eingeführt. Eine weitere Neuerung stellten die „Rate-Responsive“Schrittmacher dar, diese passten die Herzfrequenz automatisch den jeweiligen Belastungsanforderungen des Patienten an. Heutzutage stehen hochmoderne multisensorielle, computerprogrammierbare Schrittmacher zur Verfügung, die nicht mehr als 25 Gramm wiegen. Steroidbeschichtete Elektroden sowie die Verwendung 20 von Lithium-Ionen-Batterien heben die Lebenserwartung eines heute implantierten permanenten Schrittmachers auf bis zu 10 Jahre an. Trotz der relativ kurzen Entwicklungsgeschichte der Schrittmacher haben wenige Entwicklungen in der Medizin einen ähnlichen Siegeszug erlebt und geholfen, die Lebensqualität von Millionen Patienten zu verbessern. Abb. 9: Externer und interner Schrittmacher mit Elektrodenlage in situ 21 2. Material und Methoden 2.1. Vorversuch 2.1.1 Material 2.1.1.1 Ultraschallequipment An den Niederfrequenzverstärker (Ultrasonic power generator type MFLG, elektrische Leistung 750 W) waren zwei speziell angefertigte Ultraschalltransducer (Meinhardt Ultraschalltechnik, Leipzig, Deutschland) konnektierbar. Der initial verwendete Ultraschalltransducer war konkav geformt. Dieser Transducer wurde mit einer verstärkten Resonanzfrequenz von 820 kHz betrieben, generiert von einem Frequenzgenerator und getriggert von einem modifizierten Pulsgenerator (Medtronic Model 5328, modifiziert, Abb.12). Der äußere Durchmesser des Transducers betrug 75 mm mit einer schallrelevanten Fläche von 32 mm im Durchmesser, der Fokus befand sich in einer Entfernung von 35 mm (Abb.10). Der zweite Transducer besaß einen Aussendurchmesser von 62 mm, eine Schallgenerierungsfläche von 42 mm, der Fokus befand sich in 70 mm Entfernung (Abb.11). 22 Ultraschallwandler E/805/FS Abb.10: 75 mm Außendurchmesser, 32 mm Schallgenerierungsfläche, Linsenform, 820 KHz, für Fokus bei 35 mm Entfernung. Ultraschallwandler E/805/T Abb.11: 62 mm Außendurchmesser, 42 mm Schallgenerierungsfläche, Linsenform, 850 kHz, für Fokus in 70 mm Entfernung. 23 Transducer Sinus-Generator HM 8032 Verstärker MFLG Abb.12: Technisches Material für die Ultraschallstimulation 2.1.1.1.1 Technische Daten: Elektrischer Niederfrequenzverstärker (Ultrasonic power generator type MFLG), 220/230 Volt/50-60Hz, Frequenzbereich 0,5-10MHz, ansteuerbar über den Sinusgenerator. Sinus-Generator HM8032 (Abb. 12) Frequenzbereich: 20Hz-20MHz, unterteilt in 6 dekad. Stufen, variable Einstellung 10:1, bereichsüberlappend. Klirrfaktor: 20Hz-500kHz max. 0,2%, 500kHZ-1MHz max.1%, 1MHz-20MHz max. 2,5%, Ausgangsspannung: 1,5Veff an 50Ω, Innenwiderstand: 600Ω und 50Ω, Amplitudenschwankungen: 20Hz-2MHz max. ±0,2dB, 2MHz-20MHz max. ±0,5dB, Amplitudenstabilität: 0,12% (4Std) Betriebsbedingungen: +10°C bis +40°C, max. relative Luftfeuchtigkeit: 80%, 24 ausgestattet mit drei individuell anwählbaren Dämpfungsstufen zu je 20dB (Attenuator), Gehäusemaße: Breite 135, Höhe 68, Tiefe 228mm, Gewicht ca. 650g. Universal-Takt-Generator UTG 100 Spannungsversorgung: 9V bis 15V DC über 3,5mm Klinkenbuchse oder 9V Batterie (Akku), Zeiten: 1ms bis 9,99 sek. für Puls und Pause getrennt einstellbar, Anzahl: 1 bis 99 Zyklen oder kontinuierliche Ausgabe, Triggereingang: CMOS/TTL-kompatibel, Ausgang 1: CMOS/TTL-Pegel, Ausgang 2: Open-Kollektor (max 40V/100mA). Ultraschallwandler E/805/T (Abb. 6) ausgerüstet mit planem high-performance Ultraschalltransmitter, Gesamtdurchmesser: 75mm, Höhe: 50mm, Gewicht: 920g, Material: V4A, Titan Temperatur-Festigkeit: -10°bis 90°C, Maximal erreichbare Intensität: 400W/cm² Standard-Frequenz: 850kHz, einstellbare Frequenzen: 1.580kHz, (planer Transducer 2. 856 kHz ohne Focus ), 3.1128kHz. Ultraschallwandler E/805/FS (Abb. 5) bestückt mit Hochleistungs-Fokusschwinger, Durchmesser 32/0, 820; 2,6MHz, allseitig geschlossen in druckfestem Edelstahlgehäuse, Durchmesser 75/0 mit Flanschanschluß, Normung auf DIN 60. Vorlaufstrecke SONOPAD-Gelkissen, Schalldämpfung: 0.53dB/cm MHz. 25 2.1.2 Methodik 2.1.2.1 Versuchsaufbau Der tierexperimentelle Vorversuch fand nach Genehmigung durch die Bezirksregierung Hannover (Tierversuchsnummer 02-530) im Zentralen Tierlabor der Medizinischen Hochschule Hannover statt. Wegen der Übertragbarkeit der Versuchsergebnisse auf den Menschen wurden weibliche Minipigs mit einem Gewicht von 30+/-2kg als Versuchstiere verwandt. Das Versuchstier wurde für die gesamte Versuchsdauer in Intubationsnarkose anästhesiert. Die Prämedikation erfolgte mit einer intramuskulären Gabe von Zoletil (Tiletamin/Zolazepam) 4mg. Nach 10 Minuten wurde eine Braunüle in die Ohrrandvene gelegt, die Narkotisierung erfolgte mit Propofol in der Dosierung 4mg/kg. Die Aufrechterhaltung der Narkose wurde durch eine kontinuierliche Beatmung mit einem Sauerstoff-LachgasTrägergemisch im Verhältnis 1:1 sowie Isofluran in einer anfänglichen Konzentration von 2,5 vol% gewährleistet, die weitere Steuerung erfolgte nach Narkosetiefe. Zusätzliche Analgesie erfolgte durch fraktionierte Fentanylgaben (0,05mg/30min). Es erfolgte in Rückenlage die Eröffnung des Thoraxes durch eine mediale Sternotomie sowie die Entfernung des Perikards. Anschließend erfolgte nach sorgfältiger Blutstillung die Auffüllung des Mediastinums mit steriler 0,9%Natriumchloridlösung als Vorlaufstrecke für den Ultraschall. Es wurden ein planarer und ein fokussierter Ultraschalltransducer verwendet (Abb. 10 u. 11) Diese wurden im eröffneten Thorax so positioniert, dass der Apex des Herzens im Fokus der Schallabgabefläche lag (Abb. 13). Nach diesen Vorbereitungen erfolgte die Abgabe von Ultraschallstimuli definierter Frequenz und Intensität unter kontinuierlicher Aufzeichnung eines 6-Kanal-EKGs. Die Tötung der Versuchstiere erfolgte nach 26 Beendigung der Experimente durch eine intravenöse Gabe von Eutha 77 (Pentobarbitalum natricum) in gewichtsadaptierter Dosierung. Abb. 13: Schema Aufbaus des des tierexperi- mentellen Vorversuchs Versuchsorgan, Perikard entfernt Ultraschalltransducer, Fokus auf den Apex des Versuchsorgans ausgerichtet 2.2. Beating heart-Modell modifiziert nach Langendorff 2.2.1 Material 2.2.1.1 System Der für die In-vitro-Versuche verwendete Versuchsaufbau basierte auf einem Beating heart-Modell für „Ersatzmethoden Herzen zum Organperfusionskreisläufen; bis 500g, Tierversuch“, eines im Rahmen Teilprojekt Forschungsvorhaben: 1: des Programms Entwicklung 0311021, von vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projektes [50]. Als Versuchstiere wurden weibliche Hausschweine (deutsche Landrassenhybriden), verwendet, die aus der Lehr- und Versuchsanstalt für Tierzucht und Tierhaltung e.V., 14828 Teltow stammten. Es wurden Tiere im Alter zwischen 5 – 8 Monaten verwendet, Gewicht 85+/-15kg. Die Herzen, die in toto entnommen wurden, wogen 27 392 +/- 38 g. Die Tötung der Versuchstiere und Entnahme des Herzens erfolgte im örtlichen Schlachtbetrieb. 2.2.1.2 Schweineherz-Präparate Die Wahl eines Schweinemodells liegt in der hohen anatomischen und physiologischen Kongruenz zum menschlichen Herzen begründet. So weist das Erregungsleitungssystem des Schweineherzens hohe Übereinstimmung mit dem des menschlichen Herzens auf. Darüber hinaus weisen Schweineherzen zu einem hohen Prozentsatz, wie das menschliche Herz, einen indifferenten oder balancierten Versorgungstyp ohne Versorgungsdominanz einer bestimmten Koronararterie auf [51]. Es bestehen, wie beim Menschen, nur eine geringe Anzahl interkoronarer Anastomosen. Außerdem sind Schweineherzen in Gewicht und Grösse mit dem menschlichen Herz vergleichbar. Da es sich bei allen verwandten Schweinen um reine Schlachttiere handelte, waren die sonst üblichen Genehmigungsverfahren bei Experimenten mit Säugetieren nicht erforderlich. 28 2.2.1.3 Aufbau der Perfusionsapparatur Luftfalle p p Rollenpumpe 2 T Dialysat Dialysemodul Begasung T p Kreiselpumpe pT Rollenpumpe 1 Waage T =Temperaturkontrolle p p =Druckkontrolle EDV Abb. 14: Perfusionsaufbau zur normothermen Hämoperfusion isolierter Schweineherzen Der verwendete Laboraufbau ist schematisch in Abbildung 13 dargestellt. Er entspricht dem nach Baeyer modifiziertem Langendorff-Aufbau [52], welcher im Rahmen des BMBF-Förderprogramms „Ersatzmethoden zum Tierversuch“, Teilprojekt 1: Entwicklung von Organperfusionskreisläufen; Forschungsvorhaben: 0311021, entwickelt wurde. Grundlegendes Prinzip ist die permanente Oxygenierung und Dialyse des Perfusionsblutes durch ein Dialysemodul und eine Kontrolle der Ultrafiltration durch eine kontinuierliche Wägung des Blutreservoirs, gespeist vom passiv aus dem Herzen abfliessenden Perfusat. 29 Dieser extrakorporale Perfusionskreislauf setzte sich aus drei kombinerten Teilkreisläufen zusammen: 1. Blutkreislauf 2. Dialysatkreislauf 3. Wärmekreislauf 2.2.1.3.1 Blutkreislauf: Als Perfusat wurde mit Krebs-Henseleit-Lösung verdünntes Vollblut verwendet (Zusammensetzung: 120mM NaCl, 5 mM KCl, 2mM MgSO4, 1,2mM NaHCO3, 10mM Glucose, 0,25mM CaCl2 ). Der Blutkreislauf war aufgeteilt in einen arteriellen und einen venösen Schenkel. Der arterielle Schenkel bestand aus dem das Dialysemodul verlassende Perfusat, welches über die Rollenpumpe 2 (Abb. 7), verbunden mit den Koronarkathetern in das Herz gelangte. Der venöse Schenkel wurde aus dem passiv aus dem Herzen abfliessenden venösen Blut gespeist und transportiert es über die Rollenpumpe 1 in ein Dialysemodul. Es handelte sich hierbei um einen handelsüblichen Kapillardialysator, der in diesem Perfusionsaufbau das Verbindungsglied zwischen Blut- und Dialysatkreislauf darstellt. Durch dieses Dialysemodul wurde der Gas- und Wärmeaustausch sowie die dialysepflichtigen Substanzen Entfernung der im gewährleistet, so venösen Blut dass das enthaltenen Perfusat wieder arterialisiert und oxygeniert dem Herzen zugeführt werden konnte. Zur blasenfreien Perfusion passierte das Blut nach der Rollenpumpe 2 eine zwischengeschaltete Luftfalle. Das passiv aus dem Herzen abfliessende Blut wurde in einem Blutreservoir aufgefangen, das auf einer Waage platziert ist. Das Gewicht des Perfusats wurde kontinuierlich gemessen und eventuelle Abweichungen von einem vorher festgelegten Sollwert werden von der angeschlossenen EDV-Einheit registriert. 30 Diese reguliert in diesem Fall über eine Änderung der Drehzahl der Rollenpumpe 1 die Ultrafiltration im Dialysemodul und verhindert auf diese Weise Flüssigkeitsverschiebungen innerhalb des Systems. Die Perfusion des Herzens wird flussgesteuert über die Drehzahl der Rollenpumpe 2 reguliert, wobei der Perfusionsdruck das Produkt aus Perfusionsfluss und Organwiderstand darstellt. 2.2.1.3.2 Dialysatkreislauf: Das Dialysat befindet sich in einem offenen Reservoir. Es wird durch eine Kreiselpumpe mit einem Fluss von 5 l/min durch das Dialysemodul befördert und durch einen abführenden Schlauch wieder dem Reservoir zugeführt. Über zwei an das Dialysatreservoir angeschlossene Gasausströmer war eine CO2-, sowie eine O2-Anreicherung möglich. 2.2.1.3.3 Wärmekreislauf: In dem unter 2.1.1.3.2 beschriebenen Dialysatreservoir befindet sich ein Heizstab, der eine Temperatur von 38°C aufrecht erhält. Der Wärmekreislauf ist ebenfalls mit dem Blutreservoir verbunden und verhindert auf diese Weise eine zu starke Abkühlung des Perfusats nach der Organpassage. Es findet eine kontinuierliche Temperaturmessung Dialysatreservoir statt. im arteriellen Schenkel, im Blutreservoir und im 31 2.2.1.4 Komponenten Perfusionssystem, bestehend aus : pH- Messer: Greisinger, Regenstauf, Deutschland ( Kat.Nr.: GMH 3530 ) Interfacekonverter: Greisinger, Regenstauf, Deutschland ( Kat.Nr.: GRS 3100 ) Sauerstoffflow-Messer: Novodirect, Kehl/Rhein, Deutschland ( Kat.Nr.: A74035 ) CO2- Flowmesser: Novodirect, Kehl/Rhein, Deutschland ( Kat.Nr.: A74035 ) pH / pt 1000-Elektrode: Novodirect, Kehl/Rhein, Deutschland ( Kat.Nr.: A86402 ) Waage, Modellreihe Basic lite BL: SARTORIUS, Göttingen, Deutschland ( Kat.Nr.: BL6 ) Dateninterface: SARTORIUS, Göttingen, Deutschland ( Kat.Nr.: BL6 ) Thermostat: HAAKE, Karlsruhe, Deutschland ( Kat.Nr.: 525-1851 ) Interface card (PCMCIA): National Instruments, München, Deutschland ( Kat.Nr.: 777385- 01 ) Rollenpumpen: Watson- Marlow, Düsseldorf, Deutschland ( Kat.Nr.: 505 AutoDrive 220 9RPM/501RL ) Zenrifugenpumpe: EHEIM Modell 1250 ( Kat.Nr.: 1250 21 993 ) Teflonschläuche mit Dreiwegehahn Mediport Biotechnik, Berlin, Deutschland 32 PC mit serieller Schnittstelle ONFLY, Berlin, Deutschland Dialysatreservoir: Mediport Biotechnik, Berlin, Deutschland Kontrolleinheit: Mediport Biotechnik, Berlin, Deutschland Datensampler: Mediport Biotechnik, Berlin, Deutschland Datenerfassungssoftware: Mediport Biotechnik, Berlin, Deutschland INFUS blood line: Baxter S.A. Maurepas, Frankreich Dialysemodul: Fresenius, Bad Homburg, Deutschland ( Kat.Nr.: Hemoflow F7, low flux ) Blutgasanalyse und Oximetrie: ABL555, Radiometer, Kopenhagen, Dänemark OSM3, Radiometer, Kopenhagen, Dänemark 2.2.1.5 Verwendete Lösungen 2.2.1.5.1 Dialysat Als Grundlage für das Dialysat im Perfusionsaufbau und zur Hämodilution wurde eine modifizierte Krebs-Henseleit-Lösung (Zusammensetzung: 120 mM NaCl, 5 mM KCl, 2 mM MgSO4, 1,2 mM NaHCO3, 10 mM Glucose, 0,25 mM CaCl2 ) verwendet. Dieser wurden Insulin (Konzentration 10 IE/l, Insuman® Rapid 40 IE/ml, Hoechst Marion Roussel, 65926 Frankfurt) und Glucose (Konzentration 11,2 mMol/l, D(+)Glucose, Merck, Darmstadt) zugesetzt [53]. In der frühen Phase der Reperfusion war das Herz der Gefahr von Reperfusionsschäden ausgesetzt, das Substratangebot in Form von Kohlenhydraten konnte in dieser Phase Schädigungen durch Energiemangel verhindern oder zumindest abschwächen [54]. 33 2.2.1.5.2 Kardioplegielösung für den Transport der Herzen Der Krebs-Henseleit-Lösung wurden neben Glukose, Insulin und Heparin auch 2,3Butanedione-Monoxime (BDM) zugesetzt. Aufgrund seiner Fähigkeit zur Chelatbildung reduziert es freie Calciumionen und senkt somit die Gefahr von Reperfusionsschäden [55, 56]. Durch die perimortale Ischämie steht dem Myokard nur wenig ATP zur Aufrechterhaltung des Zellstoffwechsels zur Verfügung. In der Folge kommt es zu einer intrazellulären Akkumulation von Natrium- und Calciumionen. Zu Beginn der Ischämiebedingungen sind die Calciumpumpen des sarkoplasmatischen Retikulums noch in der Lage, Calcium in das Sarkoplasmatische Retikulum zu transportieren. Dieser Vorgang erschöpft sich jedoch bei andauernder Akkumulation von Calciumionen im Zytosol. Es resultieren Ca2+-Ströme zwischen Zytosol und Sarkoplasmatischem Retikulum, sogenannte Calcium-Oszillationen, die zwar keinen Einfluß mehr auf die intrazelluläre Calciumkonzentration haben, jedoch für die in der frühen Phase der Reperfusion auftretenden Hyperkontraktur verantwortlich gemacht werden [57]. Die Störung des Ionengleichgewichts resultiert in der Folge auch in einer erhöhten intrazellulären Osmolarität mit nachfolgender osmotischer Zellschwellung, wobei ebenfalls das Sarkolemm beschädigt werden kann und die Fragilität der Zellmembran ansteigt. Der Zusatz von 2,3- Butanedione-Monoxime (BDM) soll eben diesen bekannten Effekt abschwächen. Die Kardioplegielösung wurde am jeweiligen Versuchstag frisch angesetzt, mit medizinischem Sauerstoff für 10 Minuten begast und anschließend bis zum Gebrauch im Kühlschrank bei 4-8°C bzw. für den Einsatz auf dem Schlachthof auf Eis gekühlt. 34 2.2.1.5.3 Natriumcitratlösung Zur initialen Antikoagulation des gewonnenen autologen Vollblutes wurde ein Tag vor der Versuchsdurchführung eine 3,2%ige Natriumcitratlösung angesetzt. Die Antikoagulation wurde hierbei durch Bindung des Calciums an das Citrat gewährleistet. 2.2.1.6 Chemische Substanzen Sodiumhydrogencarbonat Merck, Darmstadt, Deutschland Potassiumdihydrogenphosphat Merck, Darmstadt, Deutschland D(+) – Glucose Serva, Heidelberg, Deutschland(Kat.Nr.22700) Potassiumchlorid Merck, Darmstadt, Deutschland Magnesiumsulfatheptahydrat Merck, Darmstadt, Deutschland Calciumchloriddihydrat Merck, Darmstadt, Deutschland InsumanRapid 40 I.E./ml Aventis, Frankfurt, Deutschland Heparin- Natrium- 25000 ratiopharm GmbH, Ulm, Deutschland ratiopharm Injektionslösung Sodiumhydrogencarbonat 8.4% B.Braun Melsungen AG, Melsungen, Deutschland 2,3 Butanedione Monoxime Sigma Kat.nr.: B-0753 Tri-Sodiumcitratdihydrat Merck, Darmstadt, Deutschland Rinderalbumin Fraktion V Serva, Heidelberg, Deutschland(Kat.Nr11930) Natriumhydrogencarbonat B.Braun Melsungen AG, Melsungen, 8,4% Infusionslösung Deutschland Artenerol 25 ml Hoechst AG, Frankfurt am Main, Deutschland 35 Calcium Eifelfango 20% Eifelfango Chem.-Pharm. Werke, Bad NeuenAhr, Deutschland 2.2.1.7 Blutgasanalyse und Oxymetrie Die Blutgasanalyse der in fixen Abständen entnommenen arteriellen und venösen Blutproben wurde mittels ABLTM505 (Firma Radiometer Kopenhagen, Dänemark) durchgeführt, die Oximetrie mittels OSMTM3 (Firma Radiometer Kopenhagen, Dänemark) durchgeführt. Eine Verbindung dieser beiden Geräte erlaubte die gleichzeitige Messung folgender Parameter: pH-Wert, CO2- und O2-Partialdruck, Gesamthämoglobinkonzentration, Sauerstoffsättigung, Carboxyhämoglobin und Methämoglobin [58]. 2.2.1.8 Atraumatische Messung des Gewebs-pO2 im Myokard Die Messung des Sauerstoffpartialdrucks im Gewebe (intramyokardialer Sauerstoffdruck = mPO2) erfolgte mittels eines LICOX-CMP®-Systems (LICOXCMP® Tissue Oxygen Pressure and Temperature Monitor, GMS, 24247 KielMelsungen). Hierfür wurde eine flexible Mikroelektrode bestehend aus Polyethylen (LICOX® REF CC1 Revoxode, GMS, 24247 Kiel-Melsungen) mit atraumatischen Hohlnadel in das Myokard eingebracht [59,60,61,62,63]. einer Die Messelektrode wies eine sauerstoffsensitive Oberfläche von 7mm² bei einem Durchmesser von 500µm auf und war dadurch deutlich atraumatischer als herkömmliche Verfahren. Die Signale dieser Elektrode wurden kontinuierlich registriert und im angeschlossenen EDV-System in Sauerstoffpartialdruckwerte umgerechnet. 36 Tabelle: Techn. Spezifikationen der LICOX®-REVOXODE Technische Spezifikationen Genauigkeit und Reproduzierbarkeit der Messungen: Messzeit 0,3h-12h Empfindlichkeitsfehler < 5% Null-PO2-Fehler < 0,5 mmHg Messzeit 12h-120h Empfindlichkeitsfehler < 10% Null-PO2-Fehler < 1 mmHg Polarographische Charakteristik der Revoxode: Gold-Kathode Silber-Anode Polarisation 795 „Stirring-Artefact“ <4% Empfindlichkeit 35°C ~2,2 nA/mmHg mPO2 Temperaturkoeffizient der Empfindlichkeit ~4,4% / °C Null-Strom < 1nA Reaktionszeit T90/35°C ~ 60s 2.2.1.9 Defibrillator und Schrittmacher Um das Kammerflimmern des Herzens nach Anschluss an das Perfusionssystem in einen physiologischen Sinusrhythmus zu konvertieren, wurde ein Defibrillator mit Löffelelektroden (Abb. 14, DC-Defibrillator, Fa. Marquette Hellige, 70839 Gerlingen) verwendet. Die Energie für die Defibrillation betrug zwischen 20 und 50 Joule. Der Defibrillator enthielt einen integrierten Herzschrittmacher (Demand-Schrittmacher, Marquette Heilige, 70839 Gerlingen). Mit diesem konnte bei einer Eigenfrequenz des Herzens von weniger als 50 bpm das Herz mit einer Impulsamplitude von 0,1-40 mA extern stimuliert werden. Die Überwachung der Herzfrequenz, Perfusionsdruck und Druckverhältnisse im linken Ventrikel wurde durch ein OP-Monitor-System (Modell 66S, Hewlett-Packard) gewährleistet. 37 Abb. 15: DC-Defibrillator mit Löffelelektroden, Fa. Marquette Heilige, 70839 Gerlingen 2.2.1.10 Equipment für die EKG-Messung 12- Kanal- EKG „Corina“, Marquette Heilige, Göttingen EKG- Software Cardiosoft V4.1, Marquette, Freiburg Perfusionsreservoir mit inte- Mediport Biotechnik grierten EKG- Elektroden Spezielle EKG-Elektroden waren an der Wand eines modifizierten Blutbehälters Integrierte EKGElektroden (Breite 14cm, Tiefe 14cm, Höhe 40cm) befestigt, so dass ein 12- Kanal EKG abgeleitet werden konnte. Das EKG wurde kontinuierlich durch ein angeschlossenes Computersystem überwacht, das Aufzeichnung und Wiedergabe von EKGSequenzen gewährleistete. Abb. 16 PC-Anschluß 38 2.2.2 Methoden 2.2.2.1 Vorbereitung der Perfusionslösung Autologes Blut wurde aus der Vena cava superior entnommen und in einem rostfreien Stahlbehälter, der 50 ml 3,8%ige Sodiumcitratlösung enthielt, gesammelt. Das Blut wurde auf Eis in 1l – Plastikflaschen mit 10.000 I.E. Heparin transportiert. Um eine Hämoglobinkonzentration von 8,0 +/- 0, 5 g/dl aufrechtzuerhalten, wurde das Vollblut mit Dialysat angereichert mit 4,0% Rinderalbumin, verdünnt. 2.2.2.2 Organpräparation Die Tiere wurden im Schlachthof per Elektroschock nach den Richtlinien des europäischen Tierschutzgesetzes anästhesiert, an den Hinterläufen aufgehangen und durch Ausbluten über die Vena cava superior getötet. Das austretende Blut wurde aufgefangen und für das weitere Experiment verwandt. Nach Ausbluten über die obere Hohlvene (Abb. 17) wurde das Tier in Rückenlage gebracht und der Thorax paramedian inzisiert, der Herzbeutel eröffnet und das Herz mittels Durchtrennung der großen Gefäße (Aorta, Venae cavae, Truncus pulmonalis und Venae pulmonalis) an der Herzbasis entnommen (Abb. 18, 19, 20). Insgesamt wurde eine warme Ischämiezeit von unter fünf Minuten angestrebt. Die Koronararterien der verwendeten Herzen wurden umgehend mit kardiopleger Lösung (4°C) perfundiert und das Herz anschließend für den Transport in einen mit kalter Kardioplegielösung gefüllten Kunststoffbeutel eingebracht und auf Eis in einem Thermobehälter gelagert. Die weitere Präparation fand im Labor statt. Die Arteria pulmonalis wurde von der Aorta separiert und auf 2-3cm Länge gekürzt, verbleibende Reste des Perikards 39 wurden entfernt. Die Koronarien (Arteria coronaria dextra, interventrikularer und circumflexer Anteil der Arteria coronaria sinistra) wurden mit Koronarkathetern, bestehend aus einem Teflonschlauch verbunden mit einem Drei-Wege-Hahn, perfundiert mit kardiopleger Lösung, katheterisiert und nach der Fixierung mit circa 200ml kardiopleger Lösung antegrad gespült. Drei Minuten vor Anschluss an den Perfusionskreislauf wurde das Herz bei Raumtemperatur in das Dialysat eingetaucht und jede Koronararterie mit 50ml Dialysat gespült. Anschliessend wurde das Herz im Perfusionssystem fixiert und die Koronarien an den Hämoperfusatkreislauf angeschlossen. Die Hämoperfusion wurde zur Reduzierung von Reperfusionsschäden mit zunächst geringen Perfusionsfluss bis zum Erreichen eines mittleren Perfusionsdruckes von 50mmHg gestartet und das Herz elektrisch extern stimuliert. Sobald das Herz einen stabilen regelmässigen Rhythmus aufwies, wurde der koronare Blutfluss in der ersten Stunde der Perfusion angehoben, um eine Organdurchblutung von 60-120ml pro Minute und 100g Organgewicht und einen koronaren Perfusionsdruck von zwischen 70-80mmHg aufrechtzuerhalten. Diese 60-90minütige Adaptionsphase war zur Gewährleistung stabiler Perfusionsbedingungen und EKG-Aufzeichnungen notwendig. Alle relevanten Parameter (Hämodynamik, Gase des Hämoperfusats, Elektrolyte) wurden im jeweiligen Referenzbereich gehalten. 40 Abb. 17: Phase des Ausblutens Abb.18: Thoraxinzision ( Hinweis: Die Photographien wurden zu Demonstrationszwecken am gebrühten Tier gemacht ) 41 Abb. 19: Thorax eröffnet, Perikard geschlossen Abb. 20: eröffnetes Perikard 42 Abb. 21 : Organpräparation im Labor Koronarperfusionssystem Versuchsorgan blutgefüllter EKG-Behälter Abb. 22: Positionierung des Herzens im Versuchsaufbau 43 2.2.2.3. Während Monitoring der Perfusion wurden der koronare Blutfluss, der koronare Perfusionsdruck, der Anteil des Perfusats am zirkulierenden Gesamtvolumen sowie die Temperatur des Dialysats bestimmt und bei Bedarf angepasst. Vor Beginn der Perfusion und während der Experimente wurden Blutgasanalysen des Hämoperfusats und des Dialysats sowie eine Oximetrie des Hämoperfusats durchgeführt und alle 30 Minuten wiederholt. Im Labor wurden die Koronararterien an einen Perfusionskreislauf angeschlossen, der das Organ, welches sich in einem Blutbad befand, mit Substrat und adäquaten Gaskonzentrationen versorgte. Gasaustausch und Elimination metabolischer Endprodukte wurde durch ein parallel geschaltetes Dialysesystem gewährleistet. Die Stabilität des gesamten Systems wurde anhand der Hämodynamik, insbesondere der Parameter Perfusionsfluss und Perfusionsdruck [64] sowie anhand der halbstündig durchgeführten Blutgasanalysen überwacht. Des weiteren erfolgte eine Beurteilung durch allgemeine Parametern der mechanischen Herzfunktion wie der Herzfrequenz und dem Organwiderstand. Das Hauptaugenmerk bei den Blutgasanalysen lag auf dem Kaliumwert des Dialysats, welcher durch halbstündliche Blutgasanalysen im physiologischen Bereich zwischen 3,5 und 5,5mmol/l gehalten wurde sowie den weiteren Elektrolytwerten (siehe S. 52ff, Graphik 27-33). Es wurde ein speziell für die Versuche angefertigter Behälter für das Herz (Abb. 16) verwendet, an dessen Wand EKG-Elektroden befestigt waren, so dass ein 12-Kanal EKG abgeleitet werden konnte. Das EKG wurde kontinuierlich durch ein angeschlossenes Computersystem überwacht, Wiedergabe von EKG-Sequenzen gewährleistete. welches Aufzeichnung und 44 2.2.2.4 Ultraschallstimulation Der Apex der Versuchsorgane wurde im Fokus des Transducers, der sich am Boden des blutgefüllten Behälters befand, positioniert (Abb.21). Das Herz wurde mit Ultraschallpulsen von unterschiedlicher Impulsbreite (5, 10, 20, 30 ms) und Stimulationsfrequenz (400, 416, 420, 440 und 540 ms) sowie mit einer elektrischen Leistung des Verstärkers von 750 W beschallt, währenddessen wurde das EKG kontinuierlich überwacht. Bei Auftreten von Veränderungen des Rhythmus wurde das EKG für weitere Auswertungen gespeichert. Zuletzt wurde das im Schallfokus liegende Areal makroskopisch inspiziert und anschließend histologisch untersucht. 2.2.2.5 Temperaturmessungen An einem der untersuchten Herzen wurde während der Ultraschallapplikation ein Temperaturmonitoring durchgeführt. Hierzu wurden fokussierte Ultraschallpulse mit definierter Stimulationsfrequenz auf den Apex des Versuchsorgans appliziert. Parallel wurde die Temperatur im Fokus durch eine Thermocouple-Nadel gemessen. Hierzu wurde das Herz für eine Minute mit der maximalen Energie von 750W (doppelte Energie, die im Stimulationsprotokoll appliziert wurde) beschallt. Die Impulsbreite wurde von 5-40ms in 5ms-Schritten gesteigert, die applizierten Stimulationsintervalle betrugen 100, 200, 300, 400 und 500ms. 45 2.2.2.6 Datenanalyse/Statistik Die Anzahl der ventrikulären Extrasystolen und deren jeweilige Zykluslänge innerhalb einer Stimulationssequenz wurden in den EKG-Aufzeichnungen bestimmt. Für jede Extrasystole wurde der Quotient aus Stimulationsfrequenz der abgegebenen Ultraschallpulse und der Zykluslänge der Extrasystolen errechnet. Die Eigenfrequenz der Herzen vor Auftreten von ventrikulären Extrasystolen wurde dokumentiert. Die Werte wurden als Mittelwert +/- Standardabweichung angegeben. 46 3. Ergebnisse 3.1 Ergebnisse des Akutexperiments in vivo Das in-vivo-Experiment fand in den Tierlaboratorien der Medizinischen Hochschule Hannover statt. Die Operationszeit betrug 3 Stunden. In dieser Zeit wurden, wie unter 2.1.2.1 beschrieben, Ultraschallpulse definierter Frequenz auf den Apex des Versuchsorgans appliziert. Bei Frequenzen von 580kHz, 856kHz und 1128kHz, Pulsweiten von 5-65ms und einer angelegten Stimulationsfrequenz von 100/Min (=600ms) zeigten sich im abgeleiteten EKG keine Effekte auf den Herzrhythmus. In den initialen Versuchen wurde keine Vorlaufstrecke verwandt und der HerzSchallkopfabstand betrug 3cm. Auch unter Verwendung einer Vorlaufstrecke zeigten sich bei einer Frequenz von 1128kHz, Pulsweiten von 5-65ms, einem angelegten Stimulationsintervall von 100/Min (=600ms) und einem Herz-Schallkopfabstand von 6cm keine Effekte auf den Herzrhythmus. Bei einer Ultraschallfrequenz von 856kHz, einer Pulsweite von 5-10ms, einer Stimulationsfrequenz von 133/Min (=450ms) und einer Erhöhung der Leistung des Niederfrequenz(NF)-Verstärkers zeigten sich im EKG klar erkennbare monomorphe ventrikuläre Extrasystolen. Es wurde hierbei mit einer Vorlaufstrecke (Sonopad Gelkissen) gearbeitet und der Herz- Schallkopfabstand betrug 6cm. Anschließend zeigte sich eine deutliche thermische Schädigung in der Vorlaufstrecke. In der zweiten Versuchsreihe mit einer Ultraschallfrequenz von 1128kHz, einer Impulsbreite von 5-10ms, einer Stimulationsfrequenz von 133/Min (=450ms) sowie Erhöhung der Leistung des NF-Verstärkers zeigten sich im EKG ebenfalls klar erkennbare monomorphe ventrikuläre Extrasystolen. Auch diese Versuchsreihe wurde mit einem Sonopad-Gelkissen als Vorlaufstrecke sowie einem Herz- 47 Schallkopfabstand von 6cm durchgeführt. Es zeigten sich erneut Wärmeschäden an der Vorlaufstrecke. Nach Wechsel auf einen fokussierten Ultraschalltransducer mit einer Frequenz von 846kHz, einer Pulsweite von 5-10ms, einer Stimulationsintervall von 133/Min (=450ms) und Erhöhung der Leistung konnten im EKG keine sichtbaren Reaktionen verzeichnet werden. Auch hierbei wurde eine Vorlaufstrecke sowie ein Herz-Schallkopfabstand von 6cm verwandt. Aufgrund von Lufteinschlüssen in der Schalllaufstrecke kam es zu einem Defekt am verwandten Schallkopf (Blasenwurf der Polyethylenbeschichtung). Zusammengefaßt zeigte sich, dass fokussierte Ultraschallimpulse im in-vivo-Versuch unter bestimmten Bedingungen vereinzelt monomorphe ventrikuläre Extrasystolen induzieren können. Zur genaueren Evaluation und für eine bessere Reproduzierbarkeit wurde in den weiterführenden Experimenten ein modifiziertes Langendorff-System als in-vitro-Modell verwendet. 3.2 Ergebnisse des Beating-heart-Versuchsaufbaus (in-vitro) Die Eröffnung des Thorax der Versuchstiere dauerte 20+/-5 Sekunden, die weitere Präparation und Entnahme des Versuchsorgans im Mittel drei Minuten. Vom Zeitpunkt der Entnahme der Schweineherzen bis hin zum Transport der Versuchsorgane unter Organtransplantationsbedingungen (siehe 2.3.1.5.2 Kardioplegielösung für den Transport der Herzen) in das Labor vergingen 1,5 Stunden +/- 15 Minuten. Die weitere Präparation der Versuchsorgane (siehe 2.1.2.2. Organpräparation) nahm eine Zeitspanne von 15-30 Minuten in Anspruch. Es schloss sich eine Adaptionsphase von einer Stunde mit einem kontinuierlich steigenden Perfusionsfluss von anfänglich 50ml*min-1*100g Organgewicht bis hin zum Referenzbereich von 60-120ml*min-1*100g Organgewicht an, der 48 Referenzbereich Auswaschen der Versuchsorgane des Perfusionsdruckes Kardioplegielösung in feines betrug konvertierte Kammerflimmern, 80-120mmHg die initiale welches [64]. Asystolie durch Nach der elektrische Defibrillationen in einem Bereich zwischen 20-50Joule in einen Sinusrhythmus konvertiert wurde. Nach Stabilisierung der Hämodynamik wurden Stimulationsversuche begonnen. Insgesamt belief sich das Zeitfenster für die Experimente im Mittel auf 3(+/-0,5) Stunden. In dieser Zeit wurden fokussierte Ultraschallpulse von definierter Frequenz und Intensität auf den Apex des Versuchsorgans appliziert. Dabei wurden ab einer Impulsbreiten (siehe Anhang) von ≥20ms (siehe EKG-Abb. I und II S. 50) reproduzierbar Serien von ventrikulären Extrasystolen beobachtet. Im einzelnen aufgeschlüsselt und im Anschluss anhand von Ausschnitten der aufgezeichneten Elektrokardiogramme aus den Experimenten aufgezeigt, wurden Schrittmacherpulslängen von 400, 416, 420, 440 und 540ms gewählt und der Apex des Versuchsorgans beschallt. Die Schallabgabe erfolgte nur bei stabilem Sinusrhythmus oberhalb der Spontanfrequenz, um eine effektive Stimulation sicher nachweisen zu können. Unter der Ultraschallabgabe wurde kontinuierlich das EKG während der gesamten Zeitdauer aufgezeichnet. Insgesamt wurden so 28 Runs mit 123 ventrikulären Extrasystolen (Tab.1), mit einer durchschnittlichen Gesamtzahl von 4,3 +/-2,8 (2-12) monomorphen ventrikulären Extrasystolen pro Zyklus erfasst. Der Quotient aus programmiertem Stimulationsintervall des Stimulationsapparates und beobachteter Zykluslänge der ventrikulären Extrasystolen im EKG betrug insgesamt 1,00 +/- 0,03. Es handelt sich somit um durch den fokussierten Ultraschall induzierte monomorphe ventrikuläre Extrasystolen. Die lineare Abhängigkeit zwischen applizierter 49 Ultraschallzykluslänge und Zykluslänge der beobachteten ventrikulären Extrasystolen ist in Abb. 25 in graphischer Form dargestellt. Wie in Abb. 24 (EKG-Beispiel II, S. 50) dargestellt, wurde die Aktivität des Sinusknotens des Herzens (Zykluslänge der Spontanaktionen: 560ms) durch die Ultraschallstimulation nicht verändert. Die P-Welle (markiert mit blauem Pfeil) lässt sich in der gesamten Aufzeichnung „durchzirkeln“. Deutlich sind monomorphe Kammerextrasystolen mit einer Zykluslänge von 420ms zu erkennen. Somit besteht eine VA-Dissoziation, was den ventrikulären Ursprung dieser Extrasystolen beweist. Dieser Effekt war reproduzierbar und ließ sich auch bei einer Zykluslänge von 440ms (siehe Abb. 23, EKG-Beispiel I) nachweisen. Stimulationsintervall [ms] 400 416 420 440 540 Zykluslänge der VES [ms] 402 ± 12 419 ± 16 422 ± 7 439 ± 8 538 ± 5 Anzahl der Runs 11 3 10 1 3 Anzahl der PVC’s 73 7 31 5 8 Sinusrhythmus vor PVC -Serie [ms] 602 ± 71 1020 ± 85 742 ± 272 540 1032 Tab. 1: Durchschnittliche Zykluslänge pro Schrittmacherpulslänge in Millisekunden 50 Die P-Welle läuft durch, unabh. von der Stimulation des Ventrikelmyokards mit 440ms. Es besteht ein AV-Block. Abb. 23: EKG-Beispiel I, VES mit einer Frequenz von 440ms Die P-Welle P-Welle läuft läuft mit Die mit einer einer Frequenz von von 560ms Frequenz 560ms durch, durch, unabh. von unabh. von der der Stimulation Stimulation des des Ventrikelmyokards mit mit 420ms. 420ms. Ventrikelmyokards Es besteht besteht ein ein AV-Block. AV-Block. Es Abb. X EKG-Beispiel II (Abb. 24, EKG-Beispiel II, VES Abb. 24: EKG-Beispiel II, VES mit einer Frequenz von 420ms VES Zykluslänge (ms) 51 600 550 500 450 400 350 350 400 450 500 550 Stimulationsfrequenz (ms) VES Zykluslänge (ms) Abb. 25: Abhängigkeit der Zykluslänge der VES von der Stimulationsfrequenz • Eigenfrequenz vor Ultraschallapplikation 1000 800 600 400 200 0 0 100 200 300 400 500 Stimulationsfrequenz (ms) Abb. 26: Änderung der Eigenfrequenz unter der Ultraschallapplikation 52 3.2.1. Relevante Laborparameter Im Anschluß eine graphische Übersicht der während der Experimente erhobenen laborchemischen Kontrollparameter. pH-Wert 8 7,8 pH 7,6 7,4 7,2 7 base 0´ 10´ 30´ 60´ 90´ 120´ 150´ 180´ 210´ 240´ 270´ Abb. 27 pO2 700 pO2 (mmHg) 600 500 400 300 200 100 0 base 0´ 10´ 30´ 60´ 90´ 120´ 150´ 180´ 210´ 240´ 270´ Abb. 28 Arteriell: --- Dialysat: --- 53 pCO2 80 pCO2 (mmHg) 70 60 50 40 30 20 10 0 base 0´ 10´ 30´ 60´ 90´ 120´ 150´ 180´ 210´ 240´ 270´ Abb. 29 Hb 16 14 Hb (g/dl) 12 10 8 6 4 2 0 base 0´ 10´ 30´ 60´ 90´ 120´ 150´ 180´ 210´ 240´ 270´ Abb. 30 Kalium (mmol/l) Kalium 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 base 0´ 10´ 30´ 60´ 90´ 120´ Zeit(min.) (min) Zeit Abb. 31 150´ 180´ 210´ 240´ 54 Natrium (mmol/l) Natrium 200 190 180 170 160 150 140 130 120 base 1 20´ 10´3 30´ 4 60´5 90´6 120´7 150´ 8 180´ 9 210´ 10 240´ 11 Zeit Abb. 32 --- Arteriell: Dialysat: --- Calcium Calcium (mmol/l) 7 6 5 4 3 2 1 0 base 1 20´ 10´ 3 30´ 4 60´ 5 90´ 6 Zeit Abb. 33 120´ 7 150´ 8 180´ 9 210´ 10 240´ 11 55 3.2.2 Tabellarische Darstellung der Organparameter 3.2.2.1. Übersicht der Parameter von Herz 1 Lokalzeit 12:00 12:10 12:30 13:00 13:30 14:00 14:30 Applikationen 0 10 30 60 90 120 150 Calcium Braun 20% (ml) Dial NaHCO³ 8,4% (ml) Dial Arterenol ® 1:100 (ml) art Elektr. Defibrillation (50J) 10 10 5 5 5 3 10 13 Lokalzeit 15:00 15:30 16:00 16:30 17:00 17:30 18:00 Applikationen 180 210 240 270 300 330 360 Calcium Braun 20% (ml) Dial NaHCO³ 8,4% (ml) Dial Arterenol ® 1:100 (ml) art Elektr. Defibrillation (50J) 10 10 5 5 5 3 10 13 2 3 2 3 Applikationen gesamt Calcium Braun 20% (ml) Dial NaHCO³ 8,4% (ml) Dial Arterenol ® 1:100 (ml) art Elektr. Defibrillation (50J) Ischämie warme Ischämiezeit kalte Ischämiezeit Organgewicht prä-experimentell [g] post-experimentell [g] 25 10 2 32 03:20 min 03:06 Std 497 612 Perfusat und Dialysat Blutvolumen (ml) 1269 Dilution mit Dialysat (ml) 731 Dialysat Volumen (ml) 3000 BSA [g] 293 Insuman Rapid (µl) 183 Tab.2 56 3.2.2.2 Übersicht der Parameter von Herz 2 Lokalzeit 11:30 11:40 12:00 12:30 13:00 13:30 14:00 Applikationen 0 10 30 60 90 120 150 Calcium Braun 20% (ml) Dial NaHCO³ 8,4% (ml) Dial Arterenol ® 1:100 (ml) art Elektr. Defibrillation (50J) 15 2 3 Lokalzeit 14:30 15:00 15:30 16:00 16:30 17:00 17:30 Applikationen 180 210 240 270 300 330 360 2 4 Calcium Braun 20% (ml) Dial NaHCO³ 8,4% (ml) Dial Arterenol ® 1:100 (ml) art Elektr. Defibrillation (50J) 3 Applikationen gesamt Calcium Braun 20% (ml) Dial NaHCO³ 8,4% (ml) Dial Arterenol ® 1:100 (ml) art Elektr. Defibrillation (50J) Ischämie warme Ischämiezeit kalte Ischämiezeit Organgewicht prä-experimentell [g] post-experimentell [g] 23 0 2 4 03:24 min 03:07 Std 413 391 Perfusat und Dialysat Blutvolumen (ml) 1126 Dilution mit Dialysat (ml) 874 Dialysat Volumen (ml) 3000 BSA [g] 34,97 Insuman Rapid (µl) 219 Heparin-ratiopharm (µl) 350 Tab. 3 57 3.2.2.3 Übersicht der Parameter von Herz 3 Lokalzeit 11:30 11:40 12:00 12:30 13:00 13:30 14:00 14:30 Applikationen 0 10 30 60 90 120 150 180 Calcium Braun 20% (ml) Dial NaHCO³ 8,4% (ml) Dial Arterenol ® 1:100 (ml) art Elektr. Defibrillation (50J) 5 10 10 10 2 6 Applikationen gesamt Calcium Braun 20% (ml) Dial NaHCO³ 8,4% (ml) Dial Arterenol ® 1:100 (ml) art Elektr. Defibrillation (50J) Ischämie warme Ischämiezeit kalte Ischämiezeit Organgewicht prä-experimentell [g] post-experimentell [g] 30 20 2 8 02:56 min 01:31 Std 415 447 Perfusat und Dialysat Blutvolumen (ml) 1172 Dilution mit Dialysat (ml) 828 Dialysat Volumen (ml) 3000 BSA [g] 33,1 Insuman Rapid (µl) 209 Heparin-ratiopharm (µl) 334 Tab. 4 15 1 1 58 3.2.2.4 Übersicht der Parameter von Herz 4 Lokalzeit 11:05 11:15 11:35 12:05 12:35 13:05 13:35 14:05 Applikationen 0 10 30 60 90 120 150 180 Calcium Braun 20% (ml) Dial NaHCO³ 8,4% (ml) Dial Arterenol ® 1:100 (ml) art Elektr. Defibrillation (50J) 20 5 10 15 15 10 5 3 3 3 Applikationen gesamt Calcium Braun 20% (ml) Dial NaHCO³ 8,4% (ml) Dial Arterenol ® 1:100 (ml) art Elektr. Defibrillation (50J) Ischämie warme Ischämiezeit kalte Ischämiezeit Organgewicht prä-experimentell [g] post-experimentell [g] 50 30 0 17 03:14 min 02:12 Std 349 488 Perfusat und Dialysat Blutvolumen (ml) 1771 Dilution mit Dialysat (ml) 812 Dialysat Volumen (ml) 3000 BSA [g] 32,46 Insuman Rapid (µl) 202,8 Heparin-ratiopharm (µl) 325 Tab. 5 5 3 59 3.2.3 Ergebnisse der Temperaturmessungen 3.2.3.1. Ergebnisse der Temperaturmessung bei einer Stimulationsfrequenz von 600/min, 5V Impulsbreite 5 10 15 20 25 30 35 Apex-Temp. T0 = 41°C→ kein Effekt T0 = 41°C → 42°C T0 = 41°C → 43°C T0 = 41°C → 44°C T0 = 41°C → 44°C T0 = 41°C → 45°C KF T0 = 41°C → ≅55°C KF Tab. 6: Anstieg der Temperatur im apikalen Myokard bei einer Stimulationsfrequenz von 600/min Stimulationsfrequenz: 600/min, 5V [C°] 14 12 100ms 10 8 6 4 2 0 5 10 15 20 25 30 35 40 Pulsdauer [ms] Abb. 34: Anstieg der Temperatur im apikalen Myokard bei einer Stimulationsfrequenz von 600/min Bei einer Stimulationsfrequenz von 600/min zeigte sich im beschallten Areal ein Temperaturanstieg von 1°C bei einer Impulsbreite von 10ms, von 2°C bei einer Impulsbreite von 15ms, 3°C bei Impulsbreiten von 20 und 25ms, 14°C bei einer Impulsbreite von 35ms. Ab einer Impulsbreite von 40 ms trat Kammerflimmern auf. 60 3.2.3.2. Ergebnisse der Temperaturmessung bei einem Stimulationsfrequenz von 300/min, 5V Impulsbreite 5 10 15 20 25 30 35 40 Apex-Temp. T0 = 41°C → 42°C T0 = 41°C→ 42°C T0 = 41°C → 42°C T0 = 41°C → 42°C T0 = 41°C → 43°C T0 = 41°C → 42°C T0 = 41°C → 44°C T0 = 41°C → 45°C Tab.7: Anstieg der Temperatur im apikalen Myokard bei einer Frequenz von 5/s Stimulationsfrequenz: 300/min, 5V [C°] 5 4,5 4 3,5 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 200ms 5 10 15 50 25 30 35 40 Pulsdauer [ms] Abb. 35: Anstieg der Temperatur im apikalen Myokard bei einem Stimulationsfrequenz von 300/min Bei einer Stimulationsfrequenz von 300/min zeigte sich im beschallten Areal ein Temperaturanstieg von 1°C bei Impulsbreiten von 5-20ms, sowie bei 30ms, von 2°C bei einer Impulsbreite von 25ms, 3°C bei einer Impulsbreite von 35 und 4°C bei einer Impulsbreite von 40ms. 61 3.2.3.3. Ergebnisse der Temperaturmessung bei einem Stimulationsfrequenz von 200/min, 5V Impulsbreite Apex-Temp. 5 10 15 20 25 30 35 40 T0 = 41°C → kein Effekt T0 = 41°C → kein Effekt T0 = 41°C → kein Effekt T0 = 41°C → 42°C T0 = 41°C → 42°C T0 = 41°C → 43°C T0 = 41°C → 43°C T0 = 41°C → 43°C Tab.8: Anstieg der Temperatur im apikalen Myokard bei einer Stimulationsfrequenz von 200/min Stimulationsfrequenz: 200/min, 5V [C°] 5 4,5 4 3,5 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 300ms 5 10 15 20 25 30 35 40 Abb. 36: Anstieg der Temperatur im apikalen Myokard bei einem Stimulationsfrequenz von 200/min Bei einer Stimulationsfrequenz von 200/min zeigte sich im beschallten Areal erst ein Temperaturanstieg von 1°C bei Impulsbreite von 20ms, sowie bei 25ms und von 2°C bei Impulsbreite von 30ms, 35 und 40ms. 62 3.2.3.4. Ergebnisse der Temperaturmessung bei einer Stimulationsfrequenz von 150/min, 5V Impulsbreite Apex-Temp. 5 10 15 20 25 30 35 40 T0 = 41°C→ kein Effekt T0 = 41°C→ kein Effekt T0 = 41°C→ kein Effekt T0 = 41°C→ kein Effekt T0 = 41°C→ kein Effekt T0 = 41°C → 42°C T0 = 41°C → 42°C T0 = 41°C → 42°C Tab. 9: Anstieg der Temperatur im apikalen Myokard bei einer Stimulationsfrequenz von 150/min Stimulationsfrequenz: 150/min, 5V [C°] 5 4 400 ms 3 2 1 0 5 10 15 20 25 30 35 40 Pulsdauer [ms] Abb. 37: Anstieg der Temperatur im apikalen Myokard bei einem Stimulationsfrequenz von 150/min Bei einer Stimulationsfrequenz von 150/min zeigte sich im beschallten Areal erst ein Temperaturanstieg von 1°C bei Impulsbreiten von 25ms, sowie bei 30ms, 35ms und 40ms. 63 3.2.3.5. Ergebnisse der Temperaturmessung bei einer Stimulationsfrequenz von 120/min, 5V Impulsbreite 5 10 15 20 25 30 35 40 Apex-Temp. T0 = 41°C → kein Effekt T0 = 41°C → kein Effekt T0 = 41°C → kein Effekt T0 = 41°C → kein Effekt T0 = 41°C → kein Effekt T0 = 41°C → kein Effekt T0 = 41°C → 42°C T0 = 41°C → 42°C Tab.10: Anstieg der Temperatur im apikalen Myokard bei einer Stimulationsfrequenz von 120/min Stimulationsfrequenz: 120/min, 5V [C°] 5 4 500ms 3 2 1 0 5 10 15 20 25 30 35 40 Pulsdauer [ms] Abb. 38: Anstieg der Temperatur im apikalen Myokard bei einem Stimulationsfrequenz von 120/min Bei einer Stimulationsfrequenz von 120/min zeigte sich im beschallten Areal erst ein Temperaturanstieg von 1°C bei Impulsbreiten von 35ms und 40ms. 64 Temperaturanstieg [°°C] 4 3.5 Zykluslänge [ms] 3 500 2.5 400 2 300 1.5 200 1 100 0.5 0 0 10 20 30 40 50 Impulsbreite [ms] Abb. 39: Zusammenfassende Grafik der Temperaturmessungen im apikalen Myokard in Abhängigkeit von der Stimulationszykluslänge 65 Die folgenden Säulendiagramme stellen die jeweilige Temperaturdifferenz in Grad Celsius, in Abhängigkeit von der Impulsbreite, dar. TemperaturT emp er at ur f f er differenzd iin °Cenz Impulsbreite 30ms i n °C 4 3,5 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 100 200 300 400 500 progr. Stimulationszykluslänge Abb. 40: Temperaturdifferenz bei einer Impulsbreite von 30ms T emp er at ur Temperaturd if fin er°C enz differenz Impulsbreite 40ms in °C 4 3,5 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 200 300 400 500 progr. Stimulationszykluslänge Abb. 41: Temperaturdifferenz bei einer Impulsbreite von 40ms 66 Impulsbreite 20ms T emp er at ur Temperaturd ifin f er°C enz differenz in °C 4 3,5 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 100 200 300 400 500 progr. Stimulationszykluslänge Abb. 42: Temperaturdifferenz bei einer Impulsbreite von 20ms Die Beschallung mit maximaler Amplitude induzierte im beschallten Areal einen signifikanten Temperaturanstieg, der umso ausgeprägter war je höher die Schrittmacherfrequenz war. Dieser Effekt verstärkte sich noch mit zunehmender Pulsweite (Abb.39). Der maximale Temperaturanstieg betrug 4°C bei einer Pulsweite von 30ms und einer Schrittmacherfrequenz von 100ms, sowie bei einer Pulsweite von 40ms und einer Zykluslänge/ Schrittmacherfrequenz von 200ms. Bei einer Zykluslänge zwischen 400 und 500ms und einer Pulsweite von 25ms kam es zu keinem Temperaturanstieg. 67 3.2.4. Makroskopische und histologische Untersuchung 3.2.4.1 Makroskopische Analyse der Herzen Die makroskopische Analyse der Herzen nach Beendigung der Versuche zeigte keinerlei Veränderungen. 3.2.4.2 Mikroskopische Analyse der Herzen Die histologische Untersuchung erfolgte anhand von insgesamt 6 Proben, aufgeteilt in je 10 Schnittebenen. Es wurden Schnitte des Apex cordis, dem beschallten Areal, sowie als Kontrollschnitte Areale außerhalb des Schallfokus, dem linken und dem rechten Ventrikel untersucht. Das beschallte Areal wies Zeichen einer akuten Degeneration des Myokards, Ansammlungen von infiltrierenden polymorphkernigen Leukozyten (dazu Abb. A/B) sowie eine akute intramuskuläre Hämorrhagie (Abb. D) auf. Längs- und Querschnitte zeigten eine große Zahl von Koagulationsnekrosen im Sinne einer leicht bis mittelschweren Myokarditis (Abb. C). Insgesamt jedoch erwiesen sich mehr als 85 % des Herzmuskelgewebes als unversehrt. Die multiplen akuten degenerativen Veränderungen des Muskelgewebes sind möglicherweise eine direkte Folge der Ultraschallapplikation. Diese Beobachtungen ähneln einer akuten Degeneration von Muskelgewebe in Arealen des Skelettmuskels (scheibenförmige Koagulation). Degeneration zeigte sich präsent in allen Schnitten mit nur moderater Variabilität der Intensität. Die Kontrollschnitte, die vom linken und rechten Ventrikel außerhalb des Schallfokus, angefertigt wurden, wiesen diese ebenfalls auf (E-H) 68 Es zeigten sich Areale akuter Muskeldegeneration mit intrazellulärer Proteinkoagulation (oberflächliche und tiefe Areale) sowie eine vorbestehende milde Infiltration polymorphkerniger Leukozyten in verschiedenen Arealen. A A Apex cordis, Schnittebene 1, 4 von 4, im Epikard massive Diathese und Ödem 69 B Apex cordis, Schnittebene 1, 1 von 4. Anzeichen von akuten degenerativen Veränderungen und Foci von Infiltraten polymorphkerniger Leukozyten C Apex cordis, große Zahl von Koagulationsnekrosen 70 D Apex cordis, Schnittebene 7, identisch zu A-C, darüber hinaus akute intramuskuläre Hämorrhagie E Apex Cordis, Fokale Muskeldegeneration und akute intramuskuläre Hämorrhagie (8/1/1) 71 F Apex Cordis, sichtbares perivaskuläres Infiltrat, dem Myokard und dem subepikardialem Bindegewebe angrenzend G Linker Ventrikel, Areale akuter Muskeldegeneration mit intrazellulär Proteinkoagulation (oberflächliche und tiefe Areale) 72 H Linker Ventrikel, vorbestehende milde Infiltration polymorphkerniger Leukozyten in verschiedenen Arealen 73 4. Diskussion Die externe Stimulation des menschlichen Herzens in Notfallsituationen stellt nach wie vor ein besonderes Problem sowohl im Rettungsdienst als auch im Krankenhaus dar. Entweder muß eine Schrittmacherelektrode über einen großlumigen venösen Zugang zum Herzen vorgebracht werden oder das Herz wird alternativ mit Stromstößen, die unter Narkose von extern appliziert werden, stimuliert. Aus dem klinischen Alltag ist gut bekannt, dass mechanische Reizung des Myokards einzelne Extrasystolen, oder im Vorhof auch Vorhofflimmern induzieren kann. Da Schallwellen im Gegensatz zur elektrischen Energie an nahezu jeder beliebigen Lokalisation des Körpers fokussiert werden können, erscheint daher eine Stimulation des Herzens mittels mechanischer Energie, die von außen mittles fokussierter Ultraschallpulse appliziert wird, denkbar. Daher untersucht diese Arbeit die Effekte von hochintensiven Ultraschallpulsen auf das Herz als eine potentiell neue Methode für kontaktfreie und nichtinvasive kardiale Stimulation. Diese Experimente stellen die ersten ihrer Art am Herz eines großen Säugetieres dar. Dalecki et al. zeigten 1993, dass durch die Applikation von fokussierten Ultraschallpulsen am Herzen eines Frosches regelmäßige ventrikuläre Kontraktionen auftreten können [1]. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe Dalecki et al. waren in den hier beschriebenen Experimenten auch am Herzen des Hausschweins reproduzierbar. Zum Nachweis der prinzipiellen Machbarkeit der Stimulation des Herzens mit Ultraschall erfolgte zunächst ein Vorversuch im in-vivo-Akutexperiment am Minipig. Hier zeigten sich unter Applikation fokussierter Ultraschallimpulse monomorphe ventrikuläre Extrasystolen. Zur genaueren Evaluation und für eine bessere Reproduzierbarkeit wurde in den weiterführenden Experimenten ein modifiziertes 74 Langendorff-System verwendet, in welchem Herzen erwachsener Hausschweine vom Schlachthof untersucht wurden. Im Unterschied zu anderen Arbeitsgruppen [65,66] wurden die Versuchstiere im Rahmen des Schlachtvorgangs nicht im Anschluss an das Ausbluten gebrüht, so dass die erzielte Ischämiezeit deutlich unter bisherigen Zeiten von 10-15 Minuten liegt. Der entscheidende Vorteil einer kürzeren warmen Ischämiephase besteht darin, dass signifikant weniger reaktive Kontrakturen im Versuchsorgan auftreten. Ein entscheidender Vorteil der gewählten Methodik bestand darin, dass die Ultraschallapplikationen so unter kontrollierten Bedingungen durchgeführt werden konnten. So war bei dem gewählten Ansatz vor allem ausgeschlossen, dass sich in der Vorlaufstrecke Luft befand, da der fokussierte Ultraschalltransducer am Boden des blutgefüllten Behälters (siehe Abb.16, S.39) positioniert war. Das Versuchsorgan befand sich frei flottierend an der Vena Cava superior aufgehangen in diesem Blutbehälter. Der Fokus des Ultraschalltransducers war auf die Herzspitze ausgerichtet und die Effekte der Beschallung wurden im modifizierten 12-Kanal-EKG dokumentiert. 4.1. Stimulation mit fokussierten Ultraschallpulsen Die Untersuchung wurde während der Stimulation mit Ultraschallpulsen in einem modifiziertem 12-Kanal-EKG aufgezeichnet. Diese Aufzeichnungen zeigten erstmals reproduzierbar Salven von monomorphen ventrikulären Extrasystolen (VES), deren Zykluslänge mit der vorgegebenen Zykluslänge der Ultraschallpulse übereinstimmte. Die Experimente zeigten somit erstmals eine Großsäugerherzens mit fokussierten Ultraschallpulsen. effektive Stimulation des 75 Dalecki et. al. beschallten 1993 Froschherzen mit Ultraschallpulsen und registrierten ventrikuläre Extrasystolen bei Druckwerten von 5-10MPa und einer Impulsbreite von 5ms [1]. In der hier vorgelegten Arbeit zeigte sich eine effektive Stimulation jedoch erst bei einem akustischen Druck von 8MPa im Zentrum des beschallten Areals und bei Impulsbreiten von ≥20ms, allerdings wurden hier Ultraschalltransducer mit geringer Schallfrequenz verwendet. Somit kann die benötigte größere Impulsbreite in dem von uns verwandten Versuchsaufbau und dem Material zur Beschallung mit Ultraschall begründet sein. Auch nahm der Herzmuskel im Verlauf eine steifere Konsistenz an, so dass aufgrund dieser Tatsache vermutlich höhere mechanische Kräfte benötigt wurden, um eine Depolarisierung des Myokards zu bewirken. Eine weitere Erklärung könnte in den morphologischen Unterschieden zwischen den Herzen von Kalt- und Warmblütern liegen. Die Anzahl der Glanzstreifen, die die Verzahnung der Herzmuskelzellen untereinander bilden und somit auch ein Mass der Zell-zu-Zell Signalübertragung darstellen, nimmt offenbar mit zunehmender Differenzierung der Spezies zu [67]. Letztendlich muß man sagen, dass der zugrundeliegende Mechanismus bislang nicht entschlüsselt ist. Ein anderes Phänomen, das bei der Applikation von hochintensivem Ultraschall Bedeutung besitzt, ist die Höhlenbildung (Kavitation): Trifft der Ultraschall auf gasgefüllte Hohlräume innerhalb von Gewebe oder Körperflüssigkeiten, resultiert ein Kollaps dieser Blasen mit einer Destruktion des angrenzenden Gewebes [68]. Obwohl auch dieses Phänomen nicht als ein möglicher Auslöser der ventrikulären Extrasystolen außer acht gelassen werden darf, ist es wahrscheinlicher, dass der Ultraschall seinen Effekt über sogenannte SACs, stretch activated channels, vermittelte [69]. Dieser Effekt lässt sich mit der akustischen Ausbreitungskraft (radiation force) erklären. Diese Kraft ist unidirektional und resultiert aus einem 76 Impulstransfer des Schallfeldes zum Medium. Die Schwelle für einen taktilen Reiz dieser akustischen Ausbreitungskraft im menschlichen Finger konnte in entsprechenden Experimenten mit ca. 0,4mN bei Verwendung eines 2,2MHzTransducers beziffert werden [70]. Die in diesen Experimenten auftretende akustische Ausbreitungskraft konnte mit ca. 195 mN veranschlagt werden, und liegt somit um den Faktor 500 über der Schwelle für die taktile Empfindung. Es ist somit gut möglich, dass dies den Trigger für die Auslösung von Extrasystolen darstellt. Insgesamt wurden Salven von ventrikulären Extrasystolen mit 4,3+/-2,8 Schlägen pro Salve ausgelöst. Eine kontinuierliche Stimulation des Herzens durch den Ultraschall konnte nicht erreicht werden, am ehesten durch die Tatsache, dass der Herzmuskel durch die Kontraktionen immer wieder aus dem Schallfokus des Transducers geriet. Der ideale Fokus (Dämpfung von –3db des Schallbündels (beam)) konnte in Vorexperimenten mit einer Range von nur annähernd 3mm beziffert werden, folglich ist es kritisch, die exakte Positionierung des Herzmuskels im idealen Fokusgebiet und somit perfekte Bedingungen für das Erzeugen von ventrikulären Extrasystolen zu gewährleisten. 4.2 Temperatureffekte Eine weitere Fragestellung bestand darin, ob die durch den Ultraschall entstehende Wärme für die beobachteten Stimulationsphänomene des Herzens mitverantwortlich zeichnet. Diese Theorie wurde bereits 1993 ebenfalls von Dalecki et al. am Froschmodell untersucht [71]. Dalecki et al. bezifferten die Differenz einer effektiven Stimulation mit 5ms Impulsbreite bei Frequenzen von 1.2MHz and 3.7MHz und der Entwicklung von Wärme bei diesen Frequenzen auf den Faktor 10. In den 77 vorliegenden Experimenten induzierte die Ultrabeschallung mit maximaler Energie erst bei Impulsbreiten von mehr als 25ms und hoher Schrittmacherfrequenzen einen relevanten Temperaturanstieg. Dieser verstärkte sich mit zunehmender Impulsbreite und abnehmender Stimulationsfrequenz (Abb.39, Seite 64). Der maximale Anstieg der Temperatur betrug 4°C bei einer Pulsweite von 30ms und einer Stimulationszykluslänge von 500bpm, sowie bei einer Impulsbreite von 40ms und einer Zykluslänge/ Schrittmacherfrequenz von 300bpm. Bei Stimulationsfrequenzen zwischen 120 und 150bpm und einer Impulsbreite von 25ms oder weniger kam es zu keinem relevanten Temperaturanstieg. Dalecki et al. untersuchten ebenfalls, ob thermische Effekte während der Beschallung mit Ultraschall die Entstehung von Extrasystolen hervorgerufen haben [71]. In den in dieser Arbeit durchgeführten Temperaturexperimenten konnte jedoch, in Übereinstimmung mit oben genannter Arbeitsgruppe, gezeigt werden, dass die Entwicklung von Wärme nicht als primärer Auslöser für die beobachteten Effekte in Frage kommen kann. Bei Pulsweiten unter 25ms und Schrittmacherfrequenzen zwischen 120 und 150bpm war kein Temperaturanstieg zu beobachten. Dennoch kam es zu einem Auftreten von monomorphen ventrikulären Extrasystolen. Verdichtet wird diese Erkenntnis darüber hinaus noch durch die Tatsache, dass zum Abschluß der Temperaturmessungsexperimente das Herz über eine Minute hinweg mit einer mehr als doppelt so hohen Energie als der in den Schrittmacherexperimenten verwandten, beschallt wurde. Erst mit zunehmender Impulsbreite und Stimulationsfrequenz, begann sich Wärme zu entwickeln. Im extremen Fall der kontinuierlichen Ultraschallgabe resultierte eine permanente Gewebedestruktion. Zusammengefaßt traten Temperaturanstiege erst ab einer Impulsbreite und Stimulationsfrequenz auf, die ein Vielfaches der effektiven Impulsbreite und 78 Stimulationsfrequenz betrug, somit können die beobachteten Stimulationsphänomene nicht thermisch bedingt sein. 4.3. Effekte auf die feingewebliche Struktur des Myokards Die histologische Untersuchung der Areale des Myokards, die im Ultraschallfokus lagen, zeigte eine akute Gewebedegeneration, Leukozyteninfiltrationen, Hämorrhagie, Ödeme und Diathesen. Jedoch wurden außer der Diathese all diese Veränderungen ebenfalls in den Kontrollschnitten außerhalb des Fokus vorgefunden. Somit sind diese Veränderungen nicht auf die Beschallung mit Ultraschall zurückzuführen, sondern die Ursache vielmehr in einer vorbestehenden Virusmyokarditis der Versuchstiere zu suchen, zumal die Veränderungen subakut waren. Hier macht sich möglicherweise ein methodenbedingter Nachteil des gewählten Versuchsaufbaus und der Verwendung von nicht unter kontrollierten Bedingungen lebenden Tieren bemerkbar. Schlachttiere, die unter Bedingungen der Massentierhaltung aufgezogen werden, können unter infektiösen Erkrankungen wie einer Virusmyokarditis leiden, auch wenn diesem Problem durch die vorgeschriebene, routinemässige Lebendfleischbeschau nach Anlage I, Kapitel I, 2 der Fleischhygieneverordnung durch einen Veterinär begegnet wurde. Hierdurch konnte eine offensichtliche schwere Erkrankung, die sich auf das Allgemeinbefinden des Schlachttieres auswirkt, weitestgehend sicher ausgeschlossen werden. Beurteilt wurden die Körperhaltung der Tiere, die gleichmässige Belastung aller vier Extremitäten, eine unauffällige Atmung sowie die rosige Färbung der Haut. Die ausschließlich in den beschallten Arealen beobachtete Diathese ist als Zeichen der Temperaturauswirkung, wie auch unter 4.2. beschrieben, anzusehen. Es muss 79 hier von einer kumulativen Wirkung der Beschallung mit Ultraschall ausgegangen werden. Weitere Experimente müssen hier das Ausmass der Wärmeentwicklung, die während der Applikation von fokussiertem Ultraschall entsteht, quantifizieren. 4.4 Limitationen: Das Herz eines Großsäugers lässt sich im Beating heart-Modell modifiziert nach Langendorff durch die Applikation fokussierter Ultraschallpulse stimulieren. Der Nachweis konnte im verwandten Perfusionsmodell durch das angeschlossene 12Kanal-EKG erbracht werden. Eine kontinuierliche ventrikuläre Druckmessung und Bestimmung der Auswurffraktion, also eine invasive Darstellung der Hämodynamik der Versuchsherzen, war im verwendeten Versuchsaufbau prinzipbedingt nicht möglich. Das vorgestellte Modell erlaubte es, den ventrikulären Apex im Fokusbereich des Transducers zu positionieren. In einer klinischen Situation würde der Ultraschalltransducer auf der Brust des Patienten positioniert sein und durch Organstrukturen zwischen Brustwand und Herz würden Absorptions- und Reflektionsereignisse auftreten können, durch die die Effektivität der Ulraschallstimuli beeinträchtigt werden könnte. Weitere Studien werden zur Evaluation dieser Effekte und zur generellen Abschätzung des Nutzens dieser neuen Technik am geschlossenen Thorax vonnöten sein. Darüberhinaus müssen Gewebedestruktionen ausgeschlossen und die beobachteten histologischen Gewebeänderungen in Tierversuchen mit geschlossenem Thorax untersucht werden. 80 4.5 Ausblick: Die Verwendung von fokussiertem Ultraschall könnte zukünftig eine kontaktfreie Stimulation des Herzens ermöglichen. Die Technologie würde zum einen die Möglichkeit der temporären Schrittmacherstimulation in Notfallsituationen, die bisher noch die Anlage einer temporären Schrittmacheranlage erforderte, vereinfachen. Eine Stimulation des Herzens durch das Aufsetzen eines Ultraschalltransducers auf die Brust des Patienten würde eine schnelle und problemlosere Intervention schon im Krankenwagen ermöglichen. Zum anderen könnten der Einsatz von Ultraschall im Rahmen von elektrophysiologischen Untersuchungen zu rein diagnostischen Zwecken oder als ablatives Werkzeug zur Therapie von verschiedenen Arrhythmieformen Verwendung finden. Der Einsatz von fokussierten Ultraschallimpulsen auf dem kardiologischen Sektor, zum einen als Stimulationsverfahren in einer nichtinvasiven elektrophysiologischen Untersuchung und zum anderen als Ablationsinstrument bei malignen Arrhythmien wie z.B. Kammerflimmern könnte diese Therapie revolutionieren. Die Durchführung einer elektrophysiologischen Untersuchung und Therapie im Echolabor könnte die derzeit im Einsatz befindlichen Verfahren vereinfachen und helfen, Kosten und Komplikationen, durch den invasiven Charakter mit Einbringen der entsprechenden Katheter, zu reduzieren. Nicht zuletzt würde sich dadurch auch der Komfort des Patienten verbessern. Möglicherweise kann der Einsatz von fokussiertem Ultraschall bei entsprechender Indikation ein fetales Herz bis zur Ermöglichung einer sicheren Intervention unterstützen. Die intrauterine Stimulation eines fetalen Herzens mit einer Bradykardie stellt zurzeit noch immer ein ungelöstes Problem dar. 81 Diese potentiellen Anwendungsgebiete erfordern noch weitere Modifikationen und Verbesserungen der momentan zur Verfügung stehenden Ultraschalltechnologie. Die Benutzung von Array-Transducern (eine reihenförmige Anordnung von vielen piezoelektrischen Ultraschallwandlerelementen, welche elektronisch parallelgeschaltet werden können, siehe Anhang) würde es ermöglichen, den Fokus des Schallstrahls durch adäquate Abstimmung der Transducerelemente zu steuern. Denkbar wäre ein zweiteiliges Modell, wobei einer Hälfte des Systems die schallgestützte Positionsüberwachung des Herzens des jeweiligen Patienten obliegt und das diese Positionsdaten in Echtzeit an die zweite Hälfte des Modells überträgt. Dessen Aufgabe wiederum wäre die Ausrichtung der angeschlossenen ArrayTransducer auf den individuell für das jeweilige Herz eingestellten optimalen Fokus für die Auslösung einer Herzaktion. 82 5. Zusammenfassung Das Ziel der vorgestellten Arbeit bestand in der Evaluation eines neuen Stimulationsverfahrens für das Herz mittels Applikation fokussierter Ultraschallpulse als Alternative zur rein elektrischen Stimulation heute üblicher Schrittmachermodelle. Der Einsatz von Ultraschall auf dem medizinischen Sektor hat von seinen Anfängen in den 30er Jahren bis hin zu den sich heute tagtäglich im stationären Einsatz befindlichen Ultraschallgeräten eine massive Entwicklung durchgemacht, so dass mit der heute verfügbaren Technologie dieses Vorhaben als realisierbar erschien. Daher wurde als Versuchsaufbau nach initialen Voruntersuchungen am in-vivo-Modell im Akutexperiment ein nach Langendorff isoliert hämoperfundiertes Herz des Hausschweins verwandt. Dieses Perfusionssystem stellte einen extrakorporalen Kreislauf mit der Möglichkeit der Verwendung von autologem Blut dar. Es steht dem Versuchsorgan mit dem Hämoglobin somit das körpereigene Sauerstoffmedium zur Verfügung. Die Oxygenierung und Dialyse wurde durch einen Dialysatkreislauf gewährleistet. Bei den Versuchstieren handelte es sich nicht speziell zu diesem Zweck gezüchtete Versuchstiere, sondern um kommerzielle Schlachttiere. Das beating-heart-Modell ermöglichte über mehrere Stunden eine störungsfreie Simulation unter kardiologischen Echtzeitbedingungen zum Studium der Effekte von fokussierten Ultraschallpulsen am Herz des Hausschweins. Es wurden zwei Teilstudien durchgeführt. Zum einen wurden die Effekte einer Stimulation mit fokussierten Ultraschallpulsen am Herzen untersucht, zum anderen, ob für die beobachteten Effekte die Entwicklung von Wärme verantwortlich zeichnet. Die vorgelegte Arbeit konnte zeigen, dass durch die Ultraschallapplikationen mit Stimulationsfrequenzen von 400, 416, 420, 440 und 540 ms reproduzierbar 83 monomorphe Kammerextrasystolen im angeschlossenen 12-Kanal-EKG auftraten. Diese wiesen dieselbe Frequenz auf wie die applizierten Ultraschallstimuli. Somit war weltweit erstmals die Stimulation eines Säugetierherzens mit fokussierten Ultraschallpulsen gelungen. Ein weiterer wesentlicher Aspekt der vorgestellten Arbeit war die Untersuchung, ob durch die fokussierten Ultraschallpulse indirekte lokale Wärme zur Induktion von Extrasystolen führt. Es zeigte sich jedoch, dass erst ab einer Pulsweite von 30 ms und einer angelegten Stimulationsfrequenz von 300bpm eine signifikante Temperaturerhöhung. Diese betrug maximal 4°C. Bei Stimulationszykluslängen zwischen 400 und 500 ms und einer Pulsweite von 25ms oder weniger kam es trotz effektiver Stimulation zu keinem Temperaturanstieg. Daher kann der Temperaturanstieg nicht als ursächlich für die beobachteten Kammerdepolarisationen angesehen werden. Vielmehr dürfte es sich um einen direkten mechanischen Effekt durch den Ultraschall handeln. Weitere Studien zur Bestimmung des Nutzens dieser neuen Technik im klinischen Alltag sind notwendig. 84 Anhang Theoretische Betrachtungen: Die elektrische Erregung von Piezo–Kristallen resultiert in ihrer Deformierung in derselben Frequenz, die wiederum Schallwellen erzeugt. Die Intensität des Schalls [ W pro cm² ] kann errechnet werden durch die Division der akustischen Leistung P durch das Fokusgebiet A. Der Fokusdurchmesser wurde experimentell mit 3mm ( -3 db Dämpfung) bestimmt, somit ist A gleich 7,1 mm² [A= π(d/2)² ] . Die Intensität kann darüber hinaus in Relation zum akustischen Druck p und der akustischen Impedanz z gesetzt werden: I= p²/z. Die akustische Impedanz ist abhängig von der Dichte ρ des Mediums und der Schallgeschwindigkeit c : z=ρ∗c . Eine Schallgeschwindigkeit von 1540 m/s² und eine Dichte von ρ=1 kg/dm³ vorausgesetzt, beträgt die akustische Impedanz z= 1,54x106 kg/m²s. Die durchgeführten Langendorff-Experimente wurden mit einer akustischen Leistung p= 750 W (175 W effektive Leistung) durchgeführt. Eine Effektivität von η=0,4 vorausgesetzt, beträgt die akustische Leistung p 300 W. Die Intensität im Fokus ist dann I= P/A = 300W / 7,1*10–2 cm² = 4222 W/cm². Nun lässt sich der akustische Druck durch folgende Formel errechnen: I=p²/z ⇒ p=√I*z =√42,22*1,54*1010 Pa = 8.06 MPa. Im Fokus wird ein akustischer Druck von ca.8 MPa erzeugt. A-Mode: Amplitudenmodulation, hierbei wird das Schallsignal auf die Vertikalablenkung eines Oszillographen gelegt, dessen horizontale Zeitablenkung durch das Aussenden 85 eines Impulses gestartet wird. Dadurch wird ein stehendes Bild erzeugt, bei dem die Amplituden des reflektierten Schalls über seiner Laufzeit aufgetragen werden. Dieses A-Mode-Verfahren liefert nur eindimensionale Informationen. B-Mode: Im B(rightness)-Mode wird die Primärinformation zu Helligkeitspunkten unterschiedlicher Intensität umgesetzt. Je grösser hierbei die Amplitude des A-ModeSignals ist, desto heller ist der Bildpunkt im B-Mode. Im B-Mode existieren zwei Verfahren, die sich durch die Art des verwendeten Scanners unterscheiden: 1. Compound-contact-Verfahren (langsames B-Bild): 1952 von Howry und Wild eingeführt, bestand dieses Verfahren in der Zusammensetzung (compound) mehrerer manuell geführter sektorförmiger Abtastungen zu einem Bild. Der Bildaufbau dauerte hierbei relativ lange, was dazu geführt hat, daß dieses Verfahren heute nicht mehr in Gebrauch ist (ZENTNER 1994). 2. Real-time-Verfahren (schnelles B-Bild): Krause und Soldner stellten 1965 das Real-time (Echtzeit-)Verfahren vor. Durch die Erzeugung von mehr als 18 Bildern/ Sekunde konnten auf dem Monitor bewegte Bilder dargestellt werden und ermöglichten damit atem- und pulssynchrone Abbildungen fast in Echtzeit (ZENTNER 1994). 86 Abb. 43: Entstehungsweise des B-Mode-Bildes Aus: DELORME/DEBUS, Ultraschalldiagnostik. 1998, Hippokrates Verlag, Stuttgart M-Mode: Motion-Mode setzt die Amplitude des Ultraschalls in Bezug zur Aufnahme sich bewegender Strukturen, wie z.B. des Herzmuskels. Array: Als „Array“ bezeichnet man eine reihenförmige Anordnung von vielen piezoelektrischen Ultraschallwandlerelementen. Ein Lineararray besteht aus n Elementen, von denen jeweils eine Gruppe von m Elementen elektronisch geschaltet werden. 87 Zur Erzeugung von dreidimensional gesteuerten bzw. fokussierten Schallstrahlen zur Abtastung eines abzubildenden Bereiches wird, wenn auf mechanisch bewegte Elemente verzichtet werden soll, das Phased-Array-Prinzip verwendet. Dieses erfordert die Aufteilung der Schall abstrahlenden Fläche in viele einzelne, elektrisch und mechanisch voneinander isolierte Ultraschalleinzelantennen, üblich sind bis zu einigen Hundert dieser Elemente. Impulsbreite: bezeichnet in dieser Arbeit die Länge [ms] der abgegebenen Ultraschallimpulse Stimulationsfrequenz: bezeichnet abgegebenen Ultraschallimpulsen den zeitlichen Abstand zwischen zwei 88 Literaturverzeichnis 1 Dalecki D, Keller B, Raeman C, Carstensen E: Effects of pulsed ultrasound on the frog heart: I. Thresholds for changes in cardiac rhythm and aortic pressure. Ultrasound in Med and Biol, 1993, 19,5,385-390 2 Hackmann W: Underwater acoustics before the first world war. In Seek and Strike. London, Crown,1984, 1-10 3 White DN, Neurosonology pioneers, Historical review, Ultrasound in Med. And Biol., Vol. 14. No 7, 541-561, 1988 4 Dussik K, T: Über die Möglichkeit hochfrequente mechanische Schwingungen als diagnostisches Hilfsmittel zu verwenden. 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Staatsexamen Famulaturen Frühjahr 2001 Allgemeine und Unfallchirurgie, Marienhospital Ankum Herbst 2001 Gynäkologische Praxis Dr. Raupach, Marienhospital Ankum Frühjahr 2002 Plastische-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Klinikum Hannover Oststadt Herbst 2002 Abteilung Kardiologie und Angiologie, Medizinische Hochschule Hannover Frühjahr 2003 Abteilung für Anästhesiologie, Herzzentrum Leipzig 96 Praktisches Jahr 04.2004 - 08.2004: Innere Medizin an der Medizinischen Hochschule Hannover 08.2004 - 12.2004: Wahltertial in der Abteilung Anästhesiologie des Universitätsklinikums Köln 12.2004 - 03.2005: Chirurgisches Tertial am Universitätsklinikum Zürich Berufliche Tätigkeit 15.09.2005 - dato Assistenzarzt in der Abteilung Kardiologie und Angiologie der Medizinischen Hochschule Hannover Zusatzqualifikationen August 2002 Versuchstierkundlicher Blockkurs (Leitung Prof. Dr. Jilge, Universität Ulm) Wissenschaftl. Tätigkeit: Dissertation Thema: „Kontaktfreie kardiale Stimulation mittels fokussiertem Ultraschall“ in der Abteilung Kardiologie und Angiologie der Medizinischen Hochschule Hannover unter der Leitung von Professor Dr. med. Michael Niehaus Gefördert vom Innovationswettbewerb Medizintechnologie des BMBF Abstractpreis der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie 2003, Mannheim Posterpräsentation NASPE 2003, Washington, USA Hannover, den 20.11.2006 97 Publikationen J. Pirr, O. Eick, T. Korte, M. Niehaus (2003) “Entwicklung eines Herzschrittmachers auf Ultraschallbasis: Erste tierexperimentelle Ergebnisse”, Abstractpreis der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie 2003 Michael Niehaus, MD, Jens Pirr, Marcos De Sousa, MD, Richard Houben, Thomas Korte, MD and Olaf J. Eick, PHD. “Non-Contact Cardiac Stimulation with Focused Ultrasound Pulses“ Posterpräsentation NASPE 2003, Washington Submitted: M. Niehaus, J. Pirr, C. Lissel, G. Klein, J. Tongers, T. Korte, H. Görler, O. Eick Non-contact Cardiac Stimulation with focused ultrasound pulses 98 Promotionserklärung Ich erkläre, dass ich die der Medizinischen Hochschule Hannover eingereichte Dissertation mit dem Titel Stimulation des Herzens mit fokussiertem Ultraschall in der Abteilung Kardiologie und Angiologie der Medizinischen Hochschule Hannover unter Betreuung von Prof. Dr. med. M. Niehaus ohne sonstige Hilfe durchgeführt und bei der Abfassung der Dissertation keine anderen als die aufgeführten Hilfsmittel benutzt habe. Ich habe bisher an keiner in- oder ausländischen Medizinischen Fakultät ein Gesuch um Zulassung zur Promotion eingereicht, noch diese oder eine andere Arbeit als Dissertation vorgelegt.