Quasikristalle: Theoretische Physik für Studierende des Lehramts Peter H. Richter Inauguration der Wilhelm und Else Heraeus-Seniorprofessur für die Weiterentwicklung der Lehrerausbildung im Fachbereich Physik 12. Januar 2012 Peter H. Richter 1 Laue-Beugungsbilder Kristall Quasikristall - beobachten und beschreiben - fragen, diskutieren, weiterfragen, Interesse wecken - elementare Erklärungen versuchen, Analogien und Verallgemeinerungen - verstehen: gewöhnen und einordnen - tieferes Verständnis: Methoden erarbeiten und üben Peter H. Richter 2 Bausteine 1 g 1 72o 2D 1 36 g 1 1 G o g 1 1 g 5 1 : 1 G 0 . 618 03 ... 2 3D je 10 dicke und 10 flache Rhomboeder Diagonalenverhältnis g = 1/G Peter H. Richter Keplers Triakontaeder (ein Catalanischer Körper) 3 Goldener Schnitt, Kunst Zahlentheorie Wellen, Beugung Fourier-Transformation Bausteine Platonische u.a. Körper Gitterstrukturen Vektoren, Projektoren Symmetrie, Symmetriebrechung Gruppentheorie Peter H. Richter 4 Der goldene Schnitt g Kettenbruchdarstellung einer Zahl W 1 W w0 1 w1 w2 g 1 1 g : w 0 , w1 , w 2 , ... [ 0 , 1, 1, 1, ...] 1 1 qn 1 5 2 n 1 Fn 0 1 1 2 3 5 , , , , , , ... Fn 1 1 1 2 3 5 8 g n 1 1 F pn w 3 ... 1 1/ W n w 0 , w1 , ..., w n 1 0 g gn Kettenbruchapproximationen 1 Fibonacci-Reihe, Farey-Summe 1 ... g und G sind die irrationalsten Zahlen!!! Peter H. Richter 5 Der goldene Schnitt in Natur und Kunst Peter H. Richter 6 Bausteine 2 Catalanische Archimedische Körper Platonische Körper Mysterium Cosmographicum Peter H. Richter Geodesic Dome 7 Diskrete Symmetriegruppen • Allgemeine Eigenschaften – Erzeugung, Zerlegung, Faktorgruppe, Äquivalenzklassen – Permutationsgruppen – Gruppentafeln • Gitter-Translationen: abelsche Gruppe • Drehungen: 2-, 3-, 4-, 5-, 6-zählige Achsen und Spiegelungen • Beispiele: – – – – S3 gleichseitiges Dreieck (mit Spiegelungen) A4 Tetraeder (ohne Spiegelungen) Würfel: 24 Drehungen 7 Punktgruppen der Bravaisgitter Peter H. Richter 8 Symmetrien von Kristallen und Quasikristallen • Bravais-Gitter • Quasikristall-Gitter – 3D-Pflasterung mit zwei Bausteinen – auch 5-zählige Achsen – aperiodische Anordnung der Elementarzellen – keine Translationssymmetrie – Orientierungsordnung – 3D-Pflasterung mit nur einem Baustein – 2-, 3-, 4-, 6-zählige Achsen – 3fach-periodische Anordnung der Elementarzelle – Gittertranslationssymmetrie – Orientierungsordnung Peter H. Richter 9 Gittervektoren und Operatoren • Vektoren und ihre Darstellung in einer Basis – Dirac-Notation, bra- und ket-Vektoren a bzw. b – Skalarprodukt und Operatorprodukt a b bzw. a b • Operatoren und ihre Darstellung als Matrix – Projektoren – Drehungen Pˆ ei ei P P e i e i D 2 i Dˆ 1 D T i – symmetrische Operatoren Sˆ – Eigenwerte, Eigenvektoren e i S ij e j S S T i, j Peter H. Richter 10 Projektion aus höheren Dimensionen 1 2D →1D aperiodisch periodisch 3D →2D aperiodisch periodisch in x, aperiodisch in y Peter H. Richter periodisch in beiden Richtungen 11 Projektion aus höheren Dimensionen 2 4D 1 1 1 P4 4 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1D 3D 3 1 1 Q 4 1 P4 4 1 1 2D 5 x 2 Rhomben 1 3 1 1 3 1 1 1 1 1 3 rhombisches Dodekaeder aus 4 gleichen Rhomboedern 5D g G G 2 2 g G g 1 P5 G g 2 g 5 g 2 G G Penrose-Zelle G G gaus g 1 3D g G G g 2 3 g 1 Q5 G 5 G g g G G 3 g G g 3 g G g 3 G G g g G G g 3 rhombisches Triakontaeder aus 10 x 2 Rhomboedern Peter H. Richter 12 Goldener Schnitt, Kunst Zahlentheorie Wellen, Beugung Fourier-Transformation Bausteine Platonische u.a. Körper Gitterstrukturen Vektoren, Projektoren Symmetrie, Symmetriebrechung Gruppentheorie Peter H. Richter 13 Zusammenfassung • • • • • • Wir gehen aus von einfachen Fragen, hier: was hat es mit den Quasikristallen auf sich? wieso ein Nobelpreis dafür? Wir ordnen sie ein in einen größeren Kontext, der durch das Thema seine Kohärenz erhält. Wir folgen nicht einer Fachsystematik, sondern erlauben uns, vom geraden Weg abzuweichen und hier und da ein Blümchen zu pflücken. Nach Möglichkeit arbeiten wir mit allen Sinnen. Wir lernen Methoden nach Bedarf und gehen in die Tiefe, wo es sich auch für andere Zwecke lohnt. Hier setzt der Wille zu engagierter Mitarbeit ein Vertrauen in die Kompetenz des Lehrers voraus. Wir gehen bis an Grenzen unserer individuellen Fähigkeiten, gelegentlich vielleicht auch des verfügbaren Wissens (denn die Fragen der Schüler und Studenten gehen gerne darüber hinaus). Ich glaube, dass man analog auch in der Schule vorgehen kann, wenn auch mit anderem Tempo und auf anderem Niveau. Peter H. Richter 14