PRESSEINFORMATION Forschung MedUni Wien: Radiodiagnostische und pädiatrische Expertise zur Untersuchung zweier Babymumien der Wolkenmenschen Inka (25-07-2006) Im Rahmen der Ausstellung „Das Geheimnis der Wolkenmenschen“ im Technischen Museum Wien (11.5. – 30.7.06) haben Forscher der MedUni Wien zwei aus dem 16. Jahrhundert stammende peruanische Babymumien mittels Computertomografie (CT) analysiert. Auf Basis dieser bildgebenden Verfahren wurden Körpergröße, Struktur und Form von Zähnen, Schädel und Skelett ermittelt, die Aufschluss geben über Ernährung, Geschlecht und Todesursache. Federführend bei dem Mumien-Projekt ist die Univ.-Klinik für Radiodiagnostik unter Leitung von Prof. Herwig Imhof. Maßgeblich beteiligt an der Erforschung der Babymumien ist Prof. Arnold Pollak, Vorstand der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde der MedUni Wien/AKH. Gegenstand der radiodiagnostischen CT-Untersuchungen (digitales Querschnittbild) der beiden Wolkenmenschen-Babymumien der Chachapoya-Inka umfasste Körpergröße, Zähne, Durchmesser und Umfang des Schädels sowie Knochenstruktur und -form. Analyse der Beckenknochen lassen auf weibliches Geschlecht schließen Die Analyse der Beckenknochen beider Mumien lässt den Schluss zu, dass es sich in beiden Fällen um Mädchen gehandelt haben dürfte. Die Baby-Mumien weisen eine auffallend gute und dichte Knochenstruktur auf. Dies deutet darauf hin, dass der Ernährungszustand der Mütter und somit auch der Versorgungszustand der Babys im Mutterleib ausgesprochen gut waren. Wahrscheinlich gehörten die Mütter einer privilegierten Gesellschaftsschicht an und stammten aus einer landwirtschaftlich fruchtbaren Gegend, die eine gute Ernährung gewährleistete. Traumatische Steiß-Geburt und Frühgeburt als wahrscheinliche Todesursachen Die Größe der ersten Babymumie dürfte nach exakter Ausmessung der Knochenlängen anhand der CT-Bilder 47 cm betragen haben. Aufgrund der Körperlänge, der weit offenen, großen Fontanelle und der Beckenform dürfte es sich um ein reifes weibliches Neugeborenes handeln. Auffällig ist, dass der Kopfumfang von knapp 31 cm im Verhältnis zur Körpergröße von 47 cm zu klein ist. Ein genauer Blick auf die CT-Aufnahmen dieser Wolkenmenschen-Mumie ergibt, dass der Schädel eine Asymmetrie am Hinterkopf aufweist. Zusätzlich ist eine Schädelfraktur zu erkennen. Die Untersuchung der Wirbelsäule zeigt an zwei Stellen deutliche Frakturen. Die normale vaginale Entbindung aus der Beckenendlage heraus - alternative Geburtsarten waren damals nicht bekannt – dürfte für die Geburtstraumen verantwortlich sein. Die mögliche Seite 1 von 2 PRESSEINFORMATION Diagnose lautet: Tod durch Sauerstoffmangel oder aber durch Blutungen infolge einer traumatischen Geburt, wahrscheinlich Steißgeburt. Die vom Forscherteam untersuchte zweite Babymumie war mit einer Körpergröße von 38 cm um fast 10 cm kleiner als die erste Babymumie. Die Untersuchung der Beckenstruktur lässt auch bei dieser Mumie auf ein weibliches Geschlecht schließen. Die Kleinheit des Babys deutet auf eine Frühgeburt hin. Laut Univ.-Prof. Dr. Arnold Pollak, Vorstand der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der MedUni Wien, könnte beispielsweise eine intrauterine Infektion für die frühe Geburt ursächlich sein. Seinen Schätzungen nach dürfte es sich um ein Baby aus der 34. Schwangerschaftswoche handeln, das vermutlich insgesamt zu unreif war und daher nie geatmet haben dürfte. Da es zu Lebzeiten der Chachapoya-Inka in solchen Fällen keine medizinische Versorgung gab, könnte die Todesursache bei Babymumie Nr. 2 die generelle Unreife der Organfunktionen gewesen sein. Auffällig bei dieser Babymumie ist darüber hinaus, dass der Schädel aus mehren Einzelteilen besteht, so dass eine Messung des Schädelumfangs nicht möglich war. Nach Meinung des Forscherteams Imhof und Pollak sind die Schädelverletzungen nicht der Grund für den Tod des Babys, sondern dürfte durch äußere Umstände – vermutlich Gewalteinwirkung - postmortem bzw. erst der Mumie selbst zugefügt worden sein. Weitere Forschungsergebnisse der MedUni Wien: http://www.meduniwien.ac.at/wolkenmenschen Informationen zur Ausstellung „Wolkenmenschen“ (noch bis 30.7.06) unter www.tmw.at Foto- und Rückfragen bitte an: Mag. Sabina Tandari Stabstelle Öffentlichkeitsarbeit & Sponsoring Medizinische Universität Wien Telefon: 01/ 40 160 11 503 E-Mail: [email protected] Spitalgasse 23, A – 1090 Wien www.meduniwien.ac.at Mag. Nina Hoppe Leiterin Stabstelle Öffentlichkeitsarbeit& Sponsoring Telefon: 01/ 40 160 11 502 E-Mail: [email protected] Spitalgasse 23, A – 1090 Wien www.meduniwien.ac.at Medizinische Universität Wien – Kurzprofil Seit 2004 agiert die Medizinische Universität Wien (Vormals Medizinische Fakultät an der Universität Wien, gegründet 1365) in universitärer Autonomie und Selbstverwaltung. Mit über 5.000 Mitarbeitern ist sie die größte Forschungseinrichtung in Österreich – 33 Kliniken und Klinische Institute am Wiener AKH und 11 medizintheoretische Zentren unterstreichen die Rolle der MedUni Wien im internationalen Umfeld. Seite 2 von 2