Durchführung im Einzelsetting Wer kann an dem Gruppenprogramm teilnehmen? Voraussetzung für eine Teilnahme ist die Bereitschaft, sich in einer Gruppe yy zu engagieren. Auch Patienten mit komplexeren psychischen Beschwerden können an dem yy Programm teilnehmen. Im Rahmen einer ambulanten Therapie können zusätz­ lich Einzelsitzungen angeboten werden. Nicht geeignet ist das Gruppenprogramm für Patienten mit schweren psy­ yy chiatrischen und kognitiven Störungen. Für Patienten im fortgeschrittenen oder terminalen Stadium einer Krebser­ yy krankung ist ein Gruppensetting oft zu anstrengend. Themen, die für diese Patienten wichtig sind, wie z. B. Abschied nehmen, Angst vor dem Sterben, werden in dem Programm nicht aufgegriffen. Für diese Patientengruppe sind aus unserer Sicht andere Schwerpunkte zu setzen. Hier kommen eher akzep­ tanz- und sinnorientierte Ansätze zum Tragen. Aus unserer Sicht ist es vorteilhaft, wenn Teilnehmer die primäre onkologi­ yy sche Therapie abgeschlossen haben, da dann häufig erst eine regelmäßige Teilnahme möglich ist. Das Programm wurde mit Gruppen, an denen ausschließlich Brustkrebspatien­ yy tinnen teilnahmen, durchgeführt. Da die Themen ebenso für andere Krebspati­ enten relevant sind, können auch andere Patientengruppen davon profitieren. Beispielsweise haben Antoni und Mitarbeiter ihr Programm, das ursprünglich für Brustkrebspatientinnen entwickelt wurde, mit Männern, die an Prostata­ krebs erkrankt sind, erfolgreich durchgeführt (Penedo et al. 2004). Eine Grup­ penzusammensetzung, die hinsichtlich Tumorentität und Krankheitsstadium homogen ist, hat den Vorteil, dass die Teilnehmer sich als Gemeinschaft mit gleichen oder ähnlichen Erfahrungen und Befürchtungen erleben. Dennoch können auch Teilnehmer mit unterschiedlichen Krebserkrankungen von einer Gruppe profitieren. Hier ist es sinnvoll, im Einzelfall zu entscheiden, ob die Interessen der Teilnehmer miteinander vereinbar sind. ! Da das Programm für ein geschlossenes Gruppensetting mit 6–8 Teilnehmern konzipiert ist, sollten nach der 2. Sitzung keine neuen Teilnehmer aufgenom­ men werden. Durchführung im Einzelsetting Während in stationären Einrichtungen Gruppeninterventionen häufig durchgeführt werden, ist in Deutschland der Anteil von Gruppentherapien in der ambulanten psychotherapeutischen Versorgung gering (Strauß 2008). Das liegt unter anderem auch daran, dass Patienten, die einen niedergelassenen Therapeu- Hamm: Psychoonkologie in der Nachsorge. ISBN: 978-3-7945-3180-6. © Schattauer GmbH 23 3 Einführung 24 ten aufsuchen, eine Einzeltherapie erwarten oder ausdrücklich wünschen. Viele Patienten berichten die bereits genannten Schwierigkeiten und Befürchtungen hinsichtlich einer Gruppentherapie. Ihnen fällt es leichter, sich im Einzelsetting zu öffnen. Sie wünschen sich mehr Zeit für die Bearbeitung ihrer individuellen Probleme und eine flexible Termingestaltung. Oft ist ihnen nicht bekannt, dass ihre Beschwerden häufig bei Krebspatienten in der Nachsorge auftreten. Wenn in der Therapie ein Erklärungsmodell für die Symptome erarbeitet wird und anschließend Fertigkeiten zur Verbesserung vermittelt werden, können die einzelnen Module des Programms flexibel in die Therapie eingebaut werden. Eventuell können Module auch inhaltlich an die individuellen Bedürfnisse des Patienten im therapeutischen Prozess angepasst werden. Während das Gruppensetting einem »Fahrplan« folgt, kann im Einzelsetting mehr Zeit auf einzelne Themen verwandt werden. Fertigkeiten können länger geübt und Fortschritte genauer überprüft werden. Therapiebausteine Die hier vorgestellten Therapiebausteine sind kognitiv-verhaltenstherapeutische Interventionen, die sowohl für die Gruppen- als auch für die Einzeltherapie entwickelt und empirisch evaluiert wurden. Sie können daher in jedem Setting eingesetzt werden. Für das Gruppenprogramm wurden die Themen so gewählt, dass die Inhalte der Sitzungen aufeinander aufbauen. Die Sitzungen können in der Einzeltherapie aber auch als einzelne Therapiebausteine in Reihenfolge und Ablauf variiert werden. Die hier dargestellten Sitzungsabläufe sind dann als Orientierungshilfe zu verstehen. Aufbau der Sitzungen Vorstellung des Programms (nur in der 1. Sitzung) yy Rückmeldung zur letzten Sitzung und Auswertung der Hausaufgaben yy Erläuterungen des Therapeuten zum Thema der Sitzung yy Diskussion und Austausch in der Gruppe yy Sammeln von Beiträgen zum Thema yy Durchführung der Übungen yy Erklärung der Arbeitsblätter/Hausaufgaben yy Abschlussrunde yy Im Einzelsetting entfällt der Austausch in der Gruppe. Der Therapeut kann an­ regen, dass der Patient die Themen in der Familie, mit Freunden oder in einer Gruppe Betroffener diskutiert. Hamm: Psychoonkologie in der Nachsorge. ISBN: 978-3-7945-3180-6. © Schattauer GmbH Therapiebausteine ! Die Arbeitsblätter sollten erst am Ende der Stunde an die Teilnehmer ausgege­ ben werden, um den Gruppenprozess und die therapeutische Gesprächsfüh­ rung nicht zu stören. Materialien Flipchart (Gruppensetting) yy Tafel oder Pinnwand (Gruppensetting) yy Schreibpapier, Zettel, Karteikarten yy Stifte yy Arbeitsblätter yy Heft als Tagebuch yy Themenüberblick der 10 Sitzungen bzw. Therapiebausteine 1. Sitzung: »Krebs geheilt und jetzt?« – Psychoedukation zu den Auswirkun­ yy gen der Diagnose und Behandlung von Krebs auf Körper und Seele; Einführung des Begriffs »chronisches Belastungssyndrom« 2. Sitzung: »Nicht die Dinge selbst beunruhigen die Menschen, sondern ihre yy Urteile und Meinungen über sie« – Psychoedukation zum Zusammenhang von Denken und Fühlen 3. Sitzung: »Wie setze ich mich selbst unter Druck?« – Psychoedukation zu yy inneren Stressverstärkern 4. Sitzung: »Schäfchen zählen?« – Hilfe bei Schlafstörungen yy 5. Sitzung: »Gefühle sind Freunde!« – Psychoedukation zur Funktion und yy Akzeptanz von Emotionen 6. Sitzung: »Ja, ich kann!« – Anregungen zur Selbstunterstützung und Res­ yy sourcenaktivierung 7. Sitzung: »Wenn alles mühsam ist!« – Strategien im Umgang mit chronischer yy Erschöpfung 8. Sitzung: »Chemohirn oder Stresshirn?« – Psychoedukation zu kognitiven yy Defiziten 9. Sitzung: »Angst oder Ärger?« – Psychoedukation zum Umgang mit Angst yy und Ärger 10. Sitzung: »Die Segel setzen!« – Ein Blick zurück und nach vorne yy Hamm: Psychoonkologie in der Nachsorge. ISBN: 978-3-7945-3180-6. © Schattauer GmbH 25