Aufzählungen Modul 3 Motivation Themenbereich: Motivation (Kursabschnitt II) In diesem Abschnitt werden folgende Themen behandelt: II.2 Motivationssysteme und Motivdimensionen Was verbirgt sich hinter dem Begriff "Motivation"? Was versteht man unter appetetivem und aversivem Motivationssystem? Was ist ein "Motiv"? Definition: Von Motiven zu einer Handlung motiviert zu werden Zusammenhang Handlung, Motiven = Zielen, Zielauswahl Reguliert Intensität, Richtung, Dauer des Verhaltens Appetetives und aversives Motivationssystem: Appetetives: o Hin zu positiven Zuständen o Regt zu Handlungen an, um etwas zu erreichen: Aufsuchverhalten Aversives: o Weg von negativen Zuständen o Regt zu Handlungen an, um etwas zu vermeiden: Vermeidungsverhalten Beispiel: Atkinsons Wahlmodell der Leistungsmotivation Motive und Motivdimensionen: Unterteilung in tätigkeits- vs. Ergebnisorientierte Motive Unterteilung in biogene vs. Soziogene Motive (Schneider und Schmalt) Motive sind psychophysische Dispositionen: o Wahrnehmung: motivkongruente Objekte werden besser erkannt o Aufmerksamkeit: motivkongruente Objekte binden mehr Aufmerksamkeit o Emotionen: Emotionen werden ausgelöst, emotionale Impulse werden gesetzt Motive variieren inter- (soziogene) und intrapersonell (biogene) Erklärung, warum manche Ziele vorgezogen werden (Zielsetzung) und man sich von Zielen abwendet oder sie weiter verfolgt (Persistenz) Motivation bezieht sich auf Zielwahl und –verfolgung Volition bezieht sich auf Prozesse der Zielverfolgung aufgrund kognitiver willentlicher Entscheidungen Motive laden Verhalten emotional auf II.3 Trieb- und Feldtheorien Triebtheorien fassen Motivation als Resultat von Mangelzuständen auf, die der Körper zu beheben strebt (u.a. Hull). Hingegen betonen Feldtheorien (Lewin) die Bedeutung der Person-Umwelt-Interaktion, also des Feldes, in dem in einer Reihe von positiv und negativ besetzten Reizen mit den Bedürfnissen der Person zusammenwirkt. Trieb und Triebtheorien: (Freud) Trieb = drive: unspezifische physiologische Kraft, die aufgrund Mangel zu Verhalten anregt (Thorndike) Ratten, die hungrig im Labyrinth nach Futter suchen Wenn triebauslösender Mangel behoben wird, bleibt dies in Erinnerung (Hull) o Verbindung Trieb und –reduktion: Gewohnheit = habit o Verhaltensstärke: evocation potential = Motivation = Trieb mal Gewohnheit o Aber Tiere lernen auch ohne Triebreduktion o Daher Ergänzung: Trieb mal Gewohnheit mal Anreiz o Anreiz = situative Reize außerhalb Organismus o Trieb und Gewohnheit Teil des Organismus (Lewin) Feldtheorie -> V = f (P/ U) -> Verhalten = f (Person/ Umwelt) Verhalten wird bestimmte durch Kräfte inner- und außerhalb der Person Motivationaler Wert von Objekten = Valenz (durch Faktoren innerhalb Person, z. B. Bedürfnisse) Je näher Objekte, desto größer psychologische Kraft Erklärt auch Annäherungs-Vermeidungs-Konflikt bei Phobikern 1 Aufzählungen Modul 3 Motivation II.4 Erwartung-Wert-Theorien Warum spielen mehr Menschen Lotto, wenn der Gewinn besonders hoch ist? Erwartung-Wert-Theorien suchen zu beschreiben, welchen Einfluss die Erfolgs- und Misserfolgswahrscheinlichkeit ("Erwartung") und der Wert des Erfolgs oder Misserfolgs ("Wert") auf die Aufgabenauswahl hat (z.B. Atkinson). Fortsetzung der Feldtheorie: Bedeutung des Ziels, Wahrscheinlichkeit, Ziel zu erreichen Motivation am größten, wenn Produkt aus Erwartung und Wert am höchsten Beispiel: Weiner Attributionstheorie (Atkinsons Risikowahlmodell): o Ursprünglich Modell zur Erklärung des Wahlverhaltens zwischen Aufgaben o Daraus Modell der Leistungsmotivation o Personen- und Situationsparameter werden multiplikativ verknüpft o Hin zu positiven Ergebnissen (erfolgssuchend) o Weg von negativen Ergebnissen (misserfolgsmeidend) o Dazu Anreiz = Ergebnis (Gewinn, Verlust, auch selbstwertrelevante und soziale Faktoren) o Erfolgskonsequenz bei steigender Schwierigkeit meist positiver o Bei fallender Schwierigkeit steigen Misserfolgskonsequenzen o Klassisch aversives Motivationskonstrukt -> Folgen des Misserfolgs wollen vermieden werden o Beide Motive in allen Menschen, eines von beiden dominiert o Verhaltenstendenz = Erfolgsmotiv mal Erfolgswahrscheinlichkeit mal Erfolgsanreiz plus Misserfolgsmotiv mal Misserfolgswahrscheinlichkeit mal Misserfolgsanreiz o Eigentlich: Personen mit dominantem Erfolgsmotiv sollten Aufgaben mittlerer Schwierigkeit bevorzugen o Personen mit dominantem Misserfolgsmotiv sollten Aufgaben sehr hoher und niedriger Schwierigkeit bevorzugen – bevorzugen aber auch mittlere Schwierigkeit, aber seltener als Erfolgsmotivierte (Verteilungskurve gleichmäßiger) 2 Aufzählungen Modul 3 Motivation II.5 Affektantizipation Entsteht Motivation durch die Antizipation von positiven oder negativen Affekten? Was sind Motive im Rahmen der Affektantizipation? Welche Motive und Motivklassen lassen sich unterscheiden? Motivation = Streben, emotionale Bilanz zu maximieren Emotionen zum Zweck, zum Handeln zu motivieren Motivation mit dem Ziel, positive Emotionen zu maximieren, negative zu minimieren Atkinsons Risikowahlmodell: Emotionen Schlüssel zum Anreiz (Stolz, Scham) Annäherung an positive, Vermeidung negativer Affekte Dopaminsystem: Freude Nucleus accumbens: Belohnungszentrum Amygdala: Emotionsverarbeitung Präfrontaler Cortex: Entscheidungen Motive = Affekterzeuger, hat emotionale Konsequenzen Deshalb latente Bereitschaft, emotional zu reagieren Und Verhaltensänderung zum antizipierten Zustand hin auszulösen Diese Bereitschaft ist unterschiedlich stark ausgeprägt Also variiert auch die Motivstärke Ist unabhängig von konkreten Situationen Bewusst oder auch unbewusst Rolle einer Erwartungsemotion, z. B. Vorfreude (abgeschwächt) (McClelland) drei Funktionen von Emotionen: o Energetisieren Verhalten o Konzentrieren Aufmerksamkeit o Fördern Erlernen neuer Fähigkeiten zur Zielerreichung Implizite vs. Explizite Motive: Zwei Verfahren: o TAT = Thematischer Apperzeptionstest: Probanden generieren Bilder zu Geschichten die dann auf Motivationselemente interpretiert werden -> projektives Verfahren -> misst implizite Motive (subtile Verhaltenslenker im Sinne der Affektantizipation) -> Auswirkungen auf Dauer/ Intensität des Verhaltens o Fragebögen, z. B. SELLMO: Erschließen motivationaler Dispositionen -> misst explizite Motive (Repräsentationen bewusster Bedürfnisse und Verpflichtungen) -> Wichtig bei Entscheidungsfindung Biogene Motive: Hunger und Durst: Überleben -> homöostatische Systeme Beeinflussbar durch Lernerfahrungen Evolutionär begründete Bevorzugung von Süßem, gesteuert durch Opiate Sexualität: Arterhaltung -> nicht homöostatisch Soziogene Motive: Auch biologisch beeinflusst, z. B. Macht/ Dominanz mit Fortpflanzungserfolg Anschluss und Intimität: o Intimität: Emotionales Wohlbefinden o Anschluss: Vermeiden von Angst/ Trauer durch Isolation o Beide: Gruppenbildung und Kinderaufzucht -> Sicherheit Macht und Dominanz: o Macht: Einfluss, Überlegenheit, Stärke, Sichtbarkeit o Höherer Status: einfacherer Zugang zu Ressourcen, höherer Fortpflanzungserfolg o Streben nach Ehre, Statusverbesserung Leistung, Kompetenz, Neugier: o Ehrgeiz o Ausbau eigener Kompetenzen o Standards erreichen/ übertreffen (Maßstab können auch Personen sein) o Bevorzugung Leistungsaufgaben gegenüber Glücksspiel o Atkinsons Streben nach Erfolg und Vermeiden von Misserfolg o (White) Kompetenzmotiv: Erwerb von Fähigkeiten und Wissen -> Selbstwirksamkeit in der Umwelt o Rückmeldung regt Leistungsmotiv an o Zusammenhang Erfolg Kultur und Dominanz Leistungsmotiv 3 Aufzählungen Modul 3 Motivation II.6 Zielsetzung Hat die Wahl eines Ziels Rückwirkungen auf die Motivation? Oder entsteht Motivation durch die Wahl eines Ziels? Welcher Art können Ziele sein? Motivation durch Zielsetzung: Affektantizipation betrachtet die impliziten Ziele Zielsetzung betrachtet die expliziten Motive Unterteilung von Zielen in Unterziele, z. B. Studium – Prüfungen – Literaturrecherche Zielbindung: Commitment Wie das Ziel in das Selbstkonzept der Person eingebunden ist Ziele, die zum Selbstkonzept passen, entwickeln hohe Zielbindung Auswirkung der Zielbindung auf kognitive Prozesse: o Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf zielrelevante Reize o Leichterer Abruf zielrelevanter Gedächtnisinhalte, Hemmung irrelevanter Inhalte o Leichtere Triggerung zielrelevanter Erinnerungen o Ziel: Zielverfolgung und –verwirklichung erleichtern o Commitment einer der besten Prädiktoren für Zielerreichung Selbstwirksamkeit: Rückmeldungen können anspornen Motivation kann durch Wahrnehmung Diskrepanz derzeitigem und Wunschzustand entstehen (Bandura) Selbstwirksamkeit Ziele beeinflussen Handlung und Motivation indirekt über Prozesse der Selbstbewertung Selbstwirksamkeit = Überzeugung, Zielerreichung beeinflussen zu können und nötige Fähigkeiten zu besitzen Selbstwirksamkeit wird zum Motivationsanreiz Erhöht sich mit jedem erreichten Ziel und damit die Überzeugung, Einfluss ausüben zu können (Seligmann) gelernte Hilflosigkeit -> Mangel an Selbstwirksamkeitsüberzeugungen -> nachteilige Auswirkung auf Motivation und Handlungstendenz Selbstbestimmtheit, Zielarten: Unterscheidung von Zielen anhand Commitment und Selbstwirksamkeit und Herkunft der Ziele (Ryan und Deci) Skala der Fremd- und Selbstbestimmung von Zielen (Motiven): o External kontrolliert: Bestrafungen zu entgehen, Belohnungen zu erhalten o Introjektive: Schuld und Scham vermeiden, es anderen recht machen, sind internalisiert o Identifikative: entsprechen Werten und Überzeugungen o Integrative: weil es in den Lebensplan passt o Intrinsische: weil es Spaß macht, Interessen und Bedürfnissen entspricht Art des Ziels hat Wirkung auf o Persistenz, o Wiederaufnahme nach Unterbrechungen, o erfolgreichen Abschluss, o Bereitschaft zu investieren 4 Aufzählungen Modul 3 Motivation II.7 Motivation und Wille Was, wenn man Ziele nicht aus eigenem Antrieb verfolgt? Welche Folgen hat das auf die Motivation, wenn die Volition ihren Platz einnehmen muss? Motive und Ziele: Systeme Motivation durch Affektantizipation und durch Zielsetzung arbeiten asynchron Ziele und Motive: kongruent oder inkongruent Kongruenz: Zielerreichung häufiger Bei Fehlen eines Motivs: bewusste In-Gang-Setzung und Kontrolle: weniger Commitment, Persistenz und Effizienz, emotionale Verstärkungen Art der Zielauswahl und –repräsentation Einfluss auf Motivlage: Motivkongruenz besser bei Tagträumen als bei logischem Folgern Visualisierung hilft, passende Motive zu triggern Motivsystem: evolutionär älter, auf Gegenwart und nahe Zukunft gerichtet Zielsystem: langfristige Handlungsplanung Motive unterstützen Zielverfolgung durch emotionale Aufladung Motivation und Wille: Handlung, die von Motiven getragen wird, braucht keine willentliche Anstrengung Wille spielt bei Zielverfolgung und Zielauswahl eine Rolle Zwei Modellarten des Zusammenhangs zwischen Motiven und Wille: o Sequentielle Modelle: Wie Ziele gewählt werden Damit verbundene Phasen Wenn Ziele nicht unmittelbar aus Motiven abgeleitet werden (Heckhausen, Gollwitzer & Weinert) Rubikonmodell: Abwägensphase Prüfung der Ziele auf zu erwartende Emotionen Zielwahl/ Zielentschluss Realisation dienliche Affektantizipation Effekte des Ziel-Habens o Imperative Modelle Beschreiben Willensvorgänge, die Motive ersetzen Erklären Handlungen, die nicht durch Motive erklärt werden können Wille ersetzt Motive (Kuhl) bewusste Kontrollstrategien: Aufmerksamkeitskontrolle Emotionskontrolle Encodierungskontrolle Informationsverarbeitungskontrolle Motivationskontrolle Umweltkontrolle (Sokolowski) Gegenüberstellung motivationaler und volitionaler Steuerung: Motivation: o Zielbildung durch Motive und Anreize, o Aufmerksamkeit unwillkürlich, kaum ablenkbar o Energetisierung unwillkürlich o Emotion förderlich, handlungszentriert o Kognition förderlich, handlungszentriert o Subjektive Anstrengung niedrig o Bei Ablenkung unwillkürliche Adjustierung o Zeiterleben schnell Volition: o Zielbildung durch Vorstellungen o Aufmerksamkeit kontrolliert, ablenkbar o Energetisierung kontrolliert o Emotion störend, ergebniszentriert o Kognition störend, ergebniszentriert o Subjektive Anstrengung hoch o Bei Ablenkung zusätzliche Kontrollvorgänge o Zeiterleben langsam 5