Richtlinien für eine umweltfreundliche Baustellenabwicklung - RUMBA KURZBERICHT RUMBA Kurzbericht RUMBA Richtlinien für eine umweltfreundliche Baustellenabwicklung Dieser Bericht wurde zu 40% mit Mitteln aus dem EU-LIFE Programm finanziert und im Rahmen des Projektes RUMBA-Richtlinien für eine umweltschonende Baustellenabwicklung erstellt. Das Projekt wurde durch ein umfassendes Bearbeitungsteam realisiert, in dem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zahlreicher Institutionen, Unternehmen und Fachdienststellen der Stadt Wien vertreten waren. Projektkonsortium: Stadt Wien, Magistratsdirektion - Stadtbaudirektion, Projekleitstelle (Projektkoordination) Ökotechna Mischek Bau AG Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfond Das Projektkonsortium wurde durch folgende Beratungsunternehmen unterstützt: Rosinak & Partner ZT GmbH raum & kommunikation Österreichisches Ökologie-Institut IMPRESSUM EIGENTÜMER UND HERAUSGEBER: Projektleitstelle der MD-Stadtbaudirektion der Stadt Wien 1082 Wien, Österreich Konzeption, Organisation, Redaktion MD – Stadtbaudirektion, Projektleitstelle: DI Ralf Lhotzky MA 22 - Umweltschutz: DI Heinz Oppenauer Ökotechna: Ing. Günter Gretzmacher Rosinak & Partner ZT GmbH: DI Helmut Hiess raum & kommunikation: Dr. Robert Korab, DI Thomas Romm Österreichisches Ökologie-Institut: Robert Lechner, Ulli Weber Weiters wirkten folgende Fachdienststellen der Stadt Wien zentral an der Realisierung von RUMBA mit: MA 22 - Umweltschutz MA 27 - EU-Strategie und Wirtschaftsentwicklung MA 29 - Brückenbau und Grundbau MA 34 - Bau- und Gebäudemanagement (Projektträger) MA 48 - Abfallwirtschaft, Straßenreinigung und Fuhrpark Weiterführende Informationen: www.rumba-info.at In der vorliegenden Fassung des Berichtes wurden nicht durchgängig gendergerechte Formulierungen verwendet. Das Redaktionsteam ist sich dieser Unzulänglichkeit bewusst und bittet um Verständnis, dass aus Gründen der besseren Lesbarkeit die weibliche Form von Personenbezeichnungen weggelassen wurde. Wir möchten jedoch ausdrücklich betonen, dass sich alle Personenbezeichnungen auf beide Geschlechter beziehen. Copyright ©2004 Magistrat der Stadt Wien, MD-Stadtbaudirektion, Projektleitstelle sowie bei den Partnern des Projektkonsortiums Nachdruck, Wieder- und Weiterverwendung im Ganzen oder auch auszugsweise sind bei Nennung der Ursprungsquelle ausdrücklich erwünscht. Wir ersuchen Sie, uns über diesbezügliche Aktivitäten über www.rumbainfo.at zu informieren. Alle Rechte vorbehalten Wien, Oktober 2004 RICHTLINIEN FÜR EINE UMWELTFREUNDLICHE BAUSTELLENABWICKLUNG - RUMBA Kurzbericht UMWELTFREUNDLICHE BAUSTELLENABWICKLUNG: n Zwei Drittel des mengenmäßigen Güterverkehrs (in Tonnen) sind Baustofftransporte. 99 % des Baustellenverkehrs werden mit dem Lkw abgewickelt. n 7 bis 10 % der NOx- und Partikelemissionen im Verkehr sind dem Baustellenverkehr anzulasten. n Ein zweiachsiger Lkw (18 Tonnen) belastet die Straßen 17.000 mal, ein vierachsiger Lkw (36 Tonnen) 30.000 mal stärker als ein Pkw. n Der Bau einer Wohnung verursacht 60 LkwFahrten und löst 2.500 - 3.000 Lkw-Kilometer aus. n 75 % des Abfallaufkommens sind Baurestmassen, nur ein Drittel davon wird wieder verwertet. n 13 % der BewohnerInnen fühlen sich durch Baulärm gestört. Diese Werte beziehen sich auf die Stadt Wien, sie sind aber zweifelsohne auf andere Städte übertragbar. Im Rahmen des LIFE-Projektes “RUMBA-Richtlinien für eine umweltfreundliche Baustellenabwicklung” verfolgte die Stadt Wien gemeinsam mit drei Partnern aus der Bauwirtschaft folgende Ziele: n Reduktion des Baustellenverkehrs durch Vermeidung von Fahrten und Verlagerung auf die Bahn. n Erhöhung der Verwertungsquote von Bauabfällen durch getrennte Sammlung auf der Baustelle. n Weniger Lärm-, Luftschadstoff-, Treibhausgasund Lichtemissionen durch den Baustellenbetrieb. n Bessere stadtgestalterische Einbindung zur Minimierung ästhetischer Störungen. Das Projekt wurde als Public-Private-Partnership organisiert und von der Stadt Wien mit den Partnerfirmen Ökotechna, Mischek Bau AG und dem Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfond abgewickelt. Darüberhinaus wurden Firmen der Bau-, Abfall- und Transportwirtschaft durch regelmäßige RUMBA-Round Tables eingebunden. In drei Demonstrationsvorhaben wurden an acht Demonstrationsbaustellen unterschiedlichen Typs Maßnahmen zu einer umweltfreundlichen Baustellenabwicklung umgesetzt. Die Demonstrationsvorhaben hatten folgende Themen: n Bahn statt Lkw: Verlagerung von Aushub- und Fertigteiltransporten auf die Bahn n Ökologische Baustellenabwicklung: Getrennte Sammlung der Bauabfälle, Staubreduktion, Reduktion der Entsorgungsfahrten n Bauträgerwettbewerb RUMBA: Integrierte Planung einer umweltfreundlichen Baustellenabwicklung im Rahmen eines Wettbewerbsverfahrens (Wohnbau mit ca. 500 Wohnungen) Umweltfreundliche Baustellenabwicklung braucht aber auch die richtigen Rahmenbedingungen. Die derzeitigen Marktverhältnisse bieten keine ausreichenden Anreize oder Zwänge für eine umweltfreundliche Baustellenabwicklung. Ein wesentlicher Teil von RUMBA bestand darin, in Rückkoppelung mit den Demonstrationsprojekten, Vorschläge für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für eine umweltfreundliche Baustellenabwicklung zu machen. Die wichtigsten Ergebnisprodukte von RUMBA sind: n Leitfaden für umweltfreundliche Baustellenabwicklung. n Empfehlungen für die Adaptierung von Gesetzen, Verordnungen, Richtlinien, Normen, Ausschreibungen und Förderungen. n Initiierung zusätzlicher Projekte oder unterstützender Vorhaben wie die Einrichtung von Baulogistikzentren. Ergebnisse und Dokumente aller Projektteile sind zu finden unter: www.rumba-info.at RUMBA - RICHTLINIEN FÜR EINE UMWELTFREUNDLICHE BAUSTELLENABWICKLUNG 1 Kurzbericht RAHMENBEDINGUNGEN FÜR UMWELTFREUNDLICHE BAUSTELLENABWICKLUNG Folgende Änderungen von Rahmenbedingungen werden empfohlen oder wurden durchgeführt: (4) Flächensicherung für Baulogistikzentren durch die Stadtplanung (5) Vorschlag zur rechtlichen Verankerung eines Umweltkoordinators und eines Umweltplans analog zum Sicherheitskoordinator und Sicherheits- und Gefahrenplan in der EUBaustellenrichtlinie bzw. dem Bauarbeitenkoordinationsgesetz in Österreich. (6) Leistungsbeschreibung für Bahn- und Schiffstransport und für zentrale Sammellogistik auf Baustellen und Aufnahme in die Mustertexte für umweltgerechte Bauausschreibungen des Österreichischen Normungsinstituts. (1) Vorschläge zur Änderung von gesetzlichen Regelungen im Wirkungsbereich der Stadt Wien: Bauordnung, Abfallwirtschaftsgesetz, Lärmschutzgesetz, Verordnung zur Vermeidung von Staubemissionen. (2) Einführung der umweltfreundlichen Baustellenabwicklung als Bewertungskriterium bei der Vergabe von Wohnbauförderung. (3) Verankerung der umweltfreundlichen Baustellenabwicklung im Masterplan Verkehr 2003 für Wien und im Klimaschutzprogramm der Stadt Wien. WIRKUNGEN DER REALISIERTEN DEMONSTRATIONSVORHABEN (1) Baustellenverkehr Tab. 1: Umweltwirkungen beim Baustellenverkehr in RUMBA Transportgut Lkw-km Luftschadstoffe (NOX) Aushub (je t) - 90 bis 100 % - 54 bis - 67 % - 93 % 2) - 54 bis - 93 %1) +/-0% - 10 bis -35 % - 10 bis - 35 % - 10 bis - 35 % +/-0% Fertigteile (je t) Entsorgung (je m³) Trotz der höheren Kosten beim Aushubtransport ergibt sich für den Bahntransport eine volkswirtschaftlich positive Bilanz, wenn die Bahnstrecke nicht länger als das 1,5-fache (bei reiner Dieseltraktion) bzw. das 3-fache (bei Stromtraktion) der LKW-Strecke ist. Eine wesentliche Erkenntnis der Ökobilanz beim Aushubtransport war die große Bedeutung der Umschlagvorgänge. Beim Einsatz konventioneller 2 Treibhausgas Kosten - 51 bis - 80 %1) ca. + 50 bis 100 % Radlader verursachen diese 55 % (CO2) bis 99 % (Partikel) der Emissionen. Der Einsatz von schadstoffarmen Radladern (wie im Tunnelbau) oder die Vermeidung von zusätzlichen Umschlagvorgängen durch ACTS-Container oder Förderbänder ist entscheidend für eine deutlich bessere Umweltbilanz der Bahnlogistik im Vergleich mit dem LKW. RUMBA - RICHTLINIEN FÜR EINE UMWELTFREUNDLICHE BAUSTELLENABWICKLUNG Kurzbericht (2) Baustellenabfälle Es konnte gezeigt werden, dass die gemischten Baustellenabfälle (ohne Aushub) von 75 bis 80 % bei konventionellen Baustellen auf 50 % und darunter reduziert werden können. Dadurch kann die Verwertungsquote um mehr als 30 % erhöht werden. Dadurch wird n der Ressourcenverbrauch reduziert und n Deponievolumen gespart. Da betriebswirtschaftlich keine Mehrkosten anfallen, ist die volkswirtschaftliche Bilanz eindeutig positiv. (3) Staub Es wurden keine Messungen durchgeführt. Aber aus einer qualitativen Abschätzung ist von einer Reduktion der Staubemissionen um bis zu 50 % auszugehen. NICHT REALISIERTE VORHABEN Nicht alle ursprünglich vorgesehenen Demonstrationsvorhaben konnten erfolgreich umgesetzt werden. (1) Fertigteillogistik Der Anteil der mit der Bahn transportierbaren Fertigteile sollte von 60 % (Standardmodule) auf 90 % (Sonderanfertigungen, übergroße Teile) erhöht werden. Die Herstellung von bahntauglichen Transportgefäßen ist technisch und betriebswirtschaftlich nicht gelungen. hat sich als nicht zweckmäßig herausgestellt. Die Herstellung einer solchen Logistikkette ist nur über permanente Baulogistikzentren sinnvoll. Nur in diesem Fall sind die für die einzelnen Baustellen notwendigen zeitlichen Dispositionsspielräume und eine Kostenreduktion durch Aufteilung auf mehrere Nutzer möglich. Ein nicht geplantes Produkt des Projektes war aber die Gründung eines solchen Baulogistikplatzes mit Bahnanschluss für eine Aushub-Kies-Sand-Logistik für mehrere kleine Baustellen. (2) Aushub-Kies-Ortbeton-Logistik Die Umsetzung einer kombinierten Aushub-KiesOrtbeton-Logistik mit der Bahn bei einer Baustelle Die Aushublogistik mit der Bahn wurde stattdessen bei einer Großbaustelle mit eigenem Gleisanschluss demonstriert. RUMBA - RICHTLINIEN FÜR EINE UMWELTFREUNDLICHE BAUSTELLENABWICKLUNG 3 Kurzbericht Demonstrationsbaustellen DEMONSTRATIONSBAUSTELLEN Demonstrationsbaustelle Fertigteillogistik mit der Bahn bei einem städtischen Hochhaus in Wien Im 10. Wiener Gemeindebezirk wurde eine Großwohnhausanlage mit 204 Wohnungen in 26 Stockwerken errichtet. An dem Projekt sind vier Bauträger (BUWOG, BWS, Wohnhauseigentum, Mischek) beteiligt. Im Mai 2004 wurden die Rohbauarbeiten abgeschlossen. Auf Grund statischer Erfordernisse wurden die ersten neun Geschosse in Ortbeton errichtet, ab dem 10. Stockwerk wurde mit Fertigteilbauweise gearbeitet. Insgesamt wurden 1.200 Fertigteile verbaut. Davon waren 480 Fertigteile (40 %, ca. 9.500 Tonnen) bahntauglich, das heißt keine Sonderanfertigungen oder Übergrößen (z. B. Stiegenhäuser, vorgespannte Decken). Die bahntauglichen Fertigteile wurden vom Fertigteilwerk der Fa. Mischek (eigener Gleisanschluss) in Gerasdorf bei Wien mit der Bahn zur Entladestelle im Bereich des Wiener Südbahnhofes geführt und von dort mit dem Lkw zur Baustelle gebracht. Von den 480 bahntauglichen Fertigteilen konnten allerdings auf Grund eines mehrtägigen Bahnstreiks nur 352 Fertigteile tatsächlich mit der Bahn geführt werden (siehe Tabelle 2). Im Vergleich zum Lkw-Transport ergibt sich beim Bahntransport je nach Traktion (Diesel oder Strom) eine Reduktion der CO2-Emmissionen um 54 bis 91 % (siehe Tabelle 3). Tab. 2: Basisdaten der Transportlogistik Wegstrecken Straße Bahn - 18 km Südbahnhof-Baustelle 2 km - Fertigteilwerk-Baustelle 24 km - Fertigteilwerk-Südbahnhof Tab. 3: Umweltwirkungen der Verlagerung von Fertigteiltransporten auf die Bahn Transportabwicklung Indikatoren mit Bahn Diesel Strom Diesel 2) Strom3) abs % abs % - 93 - 15.488 - 93 Lkw-km 16.896 1.408 1.408 - 15.488 Bahn-km - 1.584 1.584 + 1.584 Dieselverbrauch (l) 11.830 5.400 1.000 - 6.430 - 54 - 10.830 - 91 CO2-Emissionen (t) 35,8 16,3 3,2 - 19,5 - 54 - 32,6 - 91 1) 2) 3) + 1.584 70 Liter / 100 km Bei Dieseltraktion, Verbrauch von 100 Liter/h, Fahrzeit Fertigteilwerk-Südbahnhof: 0,5 Stunden 0,09 kg CO2 / Tonnenkilometer Quelle: 4 mit Lkw1) Veränderung geg. Lkw Mischek ZT: Demonstrationsvorhaben Bahn statt Lkw im Rahmen des EU-LIFE-Projektes RUMBA, Wien, 2004. RUMBA - RICHTLINIEN FÜR EINE UMWELTFREUNDLICHE BAUSTELLENABWICKLUNG Kurzbericht Demonstrationsbaustellen Demonstrationsbaustelle Aushubtransport mit der Bahn Auf dem ehemaligen Industriegelände der Kabelwerke Wien-Meidling wird ein neuer Stadtteil mit ca. 900 Wohnungen, Büros, einem Hotel und Kultur- und Freizeiteinrichtungen errichtet. Nach einem Beteiligungsprozess mit der Nachbarschaft wurde die Nutzung des bestehenden Anschlussgleises für den Abtransport der 170.000 Tonnen Aushub (ca. 14.000 LKWFahrten inkl. Leerfahrten) mit der Bahn vereinbart und an die Vergabe von Wohnbauförderungsmitteln gebunden. Ausgehend von den eingeholten Anboten wurde eine Ökobilanz erstellt (siehe Tabelle 4). Die Ökobilanzierung ergibt, dass der zweimalige Umschlag des Aushubmaterials mit konventionellen Radladern die Ökobilanz der Bahn mit 55 % (CO2) bis 99 % (Partikel) belastet. Der Einsatz von schadstoffarmen Radladern, wie dies im Tunnelbau üblich ist, könnte allerdings die Partikelemissionen der Radlader um 90 % reduzieren. Andere technische Lösungen - wie der Einsatz des Abroll-Container-Transport-Systems (ACTS) oder Förderbänder - könnten zusätzliche Umschlagvorgänge überhaupt ersparen. Der Bahnabtransport ist allerdings um das 1,5- bis 2fache teurer. Tab. 4: Umweltwirkungen der Verlagerung des Aushubtransports mit der Bahn Distanz zur Deponie Diesel / t CO2 / t Partikel / t Lkw zur nächsten Deponie 14 km 0,45 l 1,23 kg 0,41 g Lkw zur billigsten Deponie 32,5 km 1,0 l 2,86 kg 0,96 g Bahn mit Dieselaktion 43 km 0,40 l 1,06 kg 0,83 g 0,08 g1) Bahn mit Dieseltraktion + Stromtraktion 5 km 49 km2) 0,23 l 0,62 kg 0,76 g 0,08 g1) Anbotsalternativen 1) Emissionsarme Radlader wie beim Tunnelbau Quelle: 2) Strom aus erneuerbarer Energie MISCHEK, raum & kommunikation: Ökobilanz Schiene / Straße - Zur Umweltwirkung transportlogistischer Maßnahmen am Fallbeispiel des Aushubtransports der Wohnanlage Kabelwerke KDAG, Demonstrationsvorhaben Bahn statt LKW im Rahmen des EU-LIFE-Projektes RUMBA, Wien, 2004. RUMBA - RICHTLINIEN FÜR EINE UMWELTFREUNDLICHE BAUSTELLENABWICKLUNG 5 Kurzbericht Demonstrationsbaustellen Demonstrationsbaustelle Entsorgungslogistik bei einer Neubau-Großbaustelle Beim Bauvorhaben EUROSHOPPING Seiersberg wurde die getrennte Übernahme von Baustellenabfällen nach dem Sortierinsel-Prinzip abgewickelt. Dabei wurden für die Errichtung von ca. 70.000 m² Nutzfläche in der Endphase 3 Sortierinseln bereitgestellt, in denen die Abfälle von einem geschulten Personal übernommen und dokumentiert wurden. Tab. 5: Reduktion der Entsorgungsfahrten durch eine optimierte Entsorgungslogistik Entsorgungslogistik Herkömmliche Entsorgung mit 8 m³ Mulden 664 Mit Sortierinsel 528 Quelle: 6 Fahrten Bei "herkömmlicher" Baustellen - Abfallentsorgung bei Neubau-Baustellen im Hochbau teilen sich die anfallenden Abfälle in 75 - 80 % Baustellenmischabfälle bzw. Sperrmüll, und 20 % Schutt und Holz. Mit den Sortierinseln konnte der Anteil an Baustellenmischabfall auf unter 55 % reduziert werden. Dadurch konnte die Verwertungsquote um ca. 30 % erhöht werden. Die Entsorgungsfahrten wurden durch Verwendung von Mulden ³ 10 m³ um mehr als 20 % reduziert (siehe Tabelle 5). Durch die Sortierinsel konnten ca. 20 bis 25 % der Entsorgungskosten, die ohne Trennung auf der Baustelle anfallen, eingespart werden. Die Kosten der Sortierinsel selbst (v. a. Personalkosten) wurden vom Bauträger auf die Professionisten aufgeteilt. Bei den Professionisten entstehen aber durch die Sortierinsel Kosteneinsparungen (Wegfall von individuellen Entsorgungsaufwand), sodass in Summe davon auszugehen ist, dass das System Sortierinsel kostengünstiger ist, als das Prinzip der individuellen Entsorgung gemischter Bauabfälle durch die Professionisten selbst. ÖKOTECHNA: Demonstrationsvorhaben Ökologische Baustellenabwicklung im Rahmen des EU-LIFE Projektes RUMBA, Wien, 2003. RUMBA - RICHTLINIEN FÜR EINE UMWELTFREUNDLICHE BAUSTELLENABWICKLUNG Kurzbericht Demonstrationsbaustellen Demonstrationsbaustelle Entsorgungslogistik bei einem städtischen Wohnhausneubau Bei der Wohnhausneubaubaustelle in der Weyringergasse 10 im 4. Wiener Gemeindebezirk (Fa. Alpine Mayreder Bau GmbH) wurde auf der bereits laufenden Baustelle die gemischte Sammlung von Bauschutt und Sperrgut auf eine getrennte Sammlung umgestellt. Der Bauschutt wurde weiter in einer Mulde gesammelt, während für das Sperrgut zusätzlich 1.100 und 2.200 Liter Rollcontainer bereitgestellt wurden. Die Abholung erfolgte 1 x in der Woche mit einem Presswagen und war eingebunden in eine Sammeltour für Baustellenabfälle. Folgende Wirkungen konnten erzielt werden (siehe Tabelle 6). Tab. 6: Verringerung der Baustellenmischabfälle auf der Baustelle durch getrennte Sammlung Vorher Nachher Holz 4% 20 % Sperrgut 17 % 33 % Mischabfälle 79 % 47 % Der Anteil der Mischabfälle konnte um mehr als 40 % reduziert werden. Für die getrennte Sammlung auf der Baustelle war der Polier verantwortlich. Nach einer kurzen Einschulung wurde die getrennte Sammlung akzeptiert und insgesamt positiv beurteilt. Quelle: Demonstrationsbaustelle Staubvermeidung bei einer Fassadensanierung Bei einem innerstädtischen Hallenbad (Jörgerbad, 17. Wiener Gemeindebezirk) wurde die Fassade erneuert. Das Abschlagen des Verputzes und Stemmarbeiten an der Fassade verursachen starke Staubentwicklung und große Mengen an Feinschutt. Zum Staubschutz wurden folgende Maßnahmen ergriffen: n Einhüllung der Fassade mit einer staubdichten, transparenten Folie n Anbringung eines dichten Materialauffangraumes mit einer Höhe von 2 bis 3 m am Gehsteig, da die stärkste Staubentwicklung beim Aufprall des Schuttmaterials entsteht. Durch diese Maßnahmen konnten die Staubemissionen weitgehend verhindert werden. ÖKOTECHNA: Demonstrationsvorhaben Ökologische Baustellenabwicklung im Rahmen des EU-LIFE Projektes RUMBA, Wien, 2003. RUMBA - RICHTLINIEN FÜR EINE UMWELTFREUNDLICHE BAUSTELLENABWICKLUNG 7 Kurzbericht Demonstrationsbaustelle Verkehrsvermeidung bei einer städtischen Revitalisierungsbaustelle Beim Umbau einer Schule in der Florian-Hedorfer-Straße 20-22 im 11. Wiener Gemeindebezirk (Fa. HAZET Bauunternehmen GmbH & Co KG) wurde auf der bereits laufenden Baustelle die Sammlung der Bauabfälle von 8 m³ Mulden auf größere Mulden bzw. Container umgestellt. Dadurch konnte die Entsorgungsmenge / Fahrt von 8,4 m³ auf 14 m³ erhöht und die Zahl der Fahrten um 40 % reduziert werden. Demonstrationsbaustellen Demonstrationsbaustelle Geschäftsumbau Auf einer Kleinbaustelle mit einer Baudauer von unter 3 Monaten in der Hauptgeschäftsstraße von Wien (Mariahilfer Straße) wurde eine getrennte Sammlung der Bauabfälle, eine geordnete Lagerung der Baustoffe, eine Minimierung der Staubbelastung und eine bessere Einbindung in das Stadtbild erreicht. Am Beginn der Bautätigkeit erfolgte eine Schulung des zuständigen Baupoliers. Baustelle Mariahilfer Straße, Wien Quelle: 8 ÖKOTECHNA: Demonstrationsvorhaben Ökologische Baustellenabwicklung im Rahmen des EU-LIFE Projektes RUMBA, Wien, 2004. RUMBA - RICHTLINIEN FÜR EINE UMWELTFREUNDLICHE BAUSTELLENABWICKLUNG Kurzbericht Demonstrationsbaustellen Demonstrationsbaustelle Staub- und Lärmvermeidung bei einer innerstädtischen Hochbau-Sanierungsbaustelle (Sockelsanierung) Bei der Sockelsanierung (Gesamtsanierung) des Hauses Generali in der Praterstraße 66 im 2. Wiener Gemeindebezirk (Baufirma HAZET, Entsorgungsfirma ÖKOTECHNA) wurden folgende Maßnahmen zur Staubvermeidung umgesetzt n Laufende Reinigung der freien Gehsteige und Parkflächen n Besprühung der Abfallfraktionen beim Umladen von der 1 m³ Kranmulde in die 10 m³ Schutt und Sperrgutmulde n Keine freie Lagerung von Sand und Schutt durch die Verwendung von Big Bag's und Kleinmulden n Abtransport der Mulden mit Netzbedeckung n Abdeckung der Mulden mit Netzen außerhalb der Betriebszeiten der Baustelle n Anbringung von Sicht- und Staubschutznetzen n Umzäunung und Einhausung des gesamten Baustelleneinrichtungsbereichs inklusive Gehsteig, Parkstreifen, Fahrradweg und Grünflächen Diese Maßnahmen haben zu einer spürbaren Reduktion der Staubemissionen geführt (ca. 50 %). Quelle: Zur Reduktion der Lärmemissionen wurden Kranmulden statt Schuttrutschen verwendet. Eine wesentliche Voraussetzung für die Umsetzung der Maßnahmen im praktischen Betrieb war eine Schulung und Bewusstseinsbildung der Poliere am Projektbeginn. ÖKOTECHNA: Demonstrationsvorhaben Ökologische Baustellenabwicklung im Rahmen des EU-LIFE Projektes RUMBA, Wien, 2004. RUMBA - RICHTLINIEN FÜR EINE UMWELTFREUNDLICHE BAUSTELLENABWICKLUNG 9 Kurzbericht INTEGRIERTE PLANUNG UND UMSETZUNG UMWELTFREUNDLICHER BAUSTELLENABWICKLUNG Demonstrationsvorhaben Bauträgerwettbewerb RUMBA für eine Großbaustelle in Wien (Bauträgerauswahlverfahren Thürnlhofstraße) Im Rahmen des EU-LIFE-Projektes RUMBA wurde seitens der Stadt Wien ein Bauträgerwettbewerb für die Errichtung von ca. 900 Wohnungen auf zwei gegenüberliegenden Bauplätzen entlang der Thürnlhofstraße im 11. Gemeindebezirk ausgelobt. Neben der in solchen Verfahren üblichen Beurteilung in den Bereichen Architektur, Ökonomie und Ökologie, wurden die eingereichten Bauprojekte auch unter dem Gesichtspunkt der umweltschonenden Bauabwicklung bewertet. Der nahe liegende Wiener Hafen ist als trimodales Logistikzentrum für Fertigteile und Bauelemente (z. B. Fenster) vorgesehen. Die Steuerung soll durch eine zentrale Baustellenzufahrtskontrolle, ein Entgeltsystem und ein Zeitfenstermanagement der Baustellenlieferungen erfolgen. Die Überwachung und Steuerung erfolgt für alle Bautätigkeiten, insbesondere aber für die massenintensiven Transportfraktionen Aushub, Fertigteile, Ortbeton und sonstige Rohbaumaterialien. n Zentrale Baustellenzufahrt n Transportweitenabhängiges Entgeltsystem n Einfahrtskontrolle und Zeitfenstermanagement n Dokumentation der Transporte n Aufnahme der Leistungen des Baulogistikmanagement in die Ausschreibung der Bauleistungen n Vorschläge zur Vorsorge und Behebung von Behinderungen des Bauablaufs n Bestellung eines Umweltkoordinators n Getrennte Sammlung der Bauabfälle in betreuten Sammelanlagen (z. B. Sortierinseln) n Betreuung der zentralen Baustelleninfrastruktur (z.B. Baustraße, Abrollstrecke, Reifenwaschanlage, Funktionstüchtigkeit der Sortierinsel u.a.m.) n Information an Besucher, Lieferanten, Beschwerdeanlaufstelle, Nachverfolgung der Verursacher von Umweltbeeinträchtigungen n Beratungsfunktion für ausführende Firmen Die Bauausführung beginnt im ersten Quartal 2005, Baufertigstellung ist voraussichtlich 2007. Die Bauträger der verschiedenen Bauplätze werden eine vertragliche Vereinbarung treffen, in der die gemeinsame baulogistische Abwicklung festgehalten wird. Folgende Maßnahmen, die Voraussetzung für die Erlangung von Wohnbauförderungsmitteln sind, sind Teil des Baulogistikund Umweltmanagement: Die direkten Gemeinkosten dieser Maßnahmen werden nach Bauzeit und Bauvolumen von den beteiligten Bauträgern anteilsmäßig getragen und liegen bei ca. 0,5 % der Baukosten. Eine Reserve von weiteren 2 % der Baukosten ist für allfällige sonstige Zusatzkosten einer umweltschonenden Bauabwicklung verfügbar. Quelle: 10 WBSF: Demonstrationsvorhaben Bauträgerwettbewerb "Umweltfreundliche Baustellenabwicklung". Im Rahmen des EU-LIFE-Projektes RUMBA, Wien, 2004 (siehe auch www.rumba-info.at). RUMBA - RICHTLINIEN FÜR EINE UMWELTFREUNDLICHE BAUSTELLENABWICKLUNG Richtlinien für eine umweltfreundliche Baustellenabwicklung - RUMBA Projektbegleitung durch: Rosinak & Partner ZT GmbH Österreichisches Ökologie-Institut Raum und Kommunikation Korab KEG RUMBA - RICHTLINIEN FÜR EINE UMWELTFREUNDLICHE BAUSTELLENABWICKLUNG 11