Arbeiten in China: Rechtliche Grundlagen Für Unternehmen, die auf dem chinesischen Markt tätig werden wollen, ist es unentbehrlich, sich mit den gängigen Vorgehensweisen und Gesetzen vertraut zu machen. Alle Unternehmen und Arbeitnehmer sollten ihre Rechte in Bezug auf vertragliche Vereinbarungen, Einstellung, Kündigung sowie andere Fragestellungen des Arbeitsrechts kennen, wie zum Beispiel die Gefahren für den Einzelnen und das Unternehmen bei Gesetzesverstößen. den Lebenshaltungskosten in den chinesischen Städten kaum aus, insbesondere durch die hohen Kosten für Wohnraum. Arbeitsverträge Ein Arbeitgeber muss mit jedem Vollzeit-Arbeitnehmer einen individuellen schriftlichen Arbeitsvertrag schließen. Ein Arbeitsvertrag kann in einer Fremdsprache verfasst werden. Im Falle einer Diskrepanz mit der chinesischen Version gilt die chinesische Fassung. Wenn der Arbeitsvertrag nicht innerhalb eines Monats nach Arbeitsbeginn geschlossen wurde, hat der Arbeitnehmer Anspruch auf 200 Prozent des Gehalts. Wenn innerhalb eines Jahres nach dem Arbeitsbeginn kein Vertrag unterschrieben wurde, wird angenommen, dass die Parteien einen unbefristeten Arbeitsvertrag geschlossen haben. Vertretungsbüros sind nicht berechtigt, ihre Mitarbeiter direkt zu beschäftigen. Sie müssen stattdessen die Leistungen von Zeitarbeitsunternehmen in Anspruch nehmen. Urlaubszeit Arbeitnehmer haben bei einer Einstellung Anspruch auf Jederzeit kündbare Arbeitsverträge In China gibt es keine jederzeit kündbaren Arbeitsverträge. Trotzdem können chinesische Mitarbeiter jederzeit mit Begründung kündigen, solange sie die Frist einhalten (im Allgemeinen drei Tage während der Probezeit und 30 Tage nach schriftlicher Benachrichtigung nach der Probezeit). In manchen chinesischen Städten ist es mit einem gut ausgearbeiteten Beschäftigungsvertrag in Englisch und Chinesisch möglich, einen jederzeit kündbaren Arbeitsvertrag mit einem nicht aus China stammenden Mitarbeiter zu schließen. Mindestlohn und das durchschnittliche Lohnniveau In den meisten Städten liegt der Mindestlohn bei ungefähr 30 Prozent des durchschnittlichen Lohns, in der Hauptstadt Peking entspricht er dagegen nur 24 Prozent. Arbeiter, die den Mindestlohn erhalten, können ihr Grundeinkommen manchmal verdoppeln, indem sie viele Überstunden ansammeln. Trotzdem reicht das Geld normalerweise aufgrund von ständig steigen- Arbeitszeiten In den chinesischen Gesetzen sind Standard-Arbeitszeiten festgelegt: Arbeitnehmer sollen nicht mehr als acht Stunden pro Tag und 40 Stunden pro Woche arbeiten. Jedoch finden sich in den Bestimmungen auch alternative Arbeitszeiten-Systeme. • fünf Tage Jahresurlaub im ersten bis zum zehnten Jahr der Beschäftigung • zehn Tage Jahresurlaub, wenn sie mindestens zehn Jahre und weniger als 20 Jahre beschäftigt sind • 15 Tage Jahresurlaub nach mindestens 20 Jahren Beschäftigung. Bei ausländischen Investoren ist es jedoch allgemein üblich, den Arbeitnehmern automatisch von Beginn an zehn Tage Jahresurlaub zu gewähren. Gemäß den Gesetzen der Volksrepublik China stehen den Arbeitnehmern elf gesetzliche Feiertage pro Jahr zu. Mutterschutz Arbeitnehmerinnen erhalten mindestens 98 Tage Mutterschutz, der 15 Tage vor dem errechneten Geburtstermin beginnt. Bei einer zu erwartenden schwierigen Geburt wird der Mutterschutz um zusätzliche 15 Tage verlängert. Wenn eine Arbeitnehmerin bei einer Geburt mehr als ein Kind zur Welt bringt, erhält sie zusätzliche 15 Tage Mutterschutz für jedes zusätzliche zur Welt gebrachte Kind. Sozialversicherungsrecht Unternehmen müssen dem Sozialversicherungssystem beitreten und sich bei der örtlichen Sozialversicherungsinstitution registrieren lassen, sich an Sozialversicherungssystemen beteiligen und monatlich Sozialversicherungsprämien zahlen. Der von den Arbeitnehmern zu tragende Beitrag wird vom Lohn des Arbeitnehmers abgezogen und vom Arbeitgeber an die zuständigen Behörden entrichtet. Deutsch-Chinesische Mittelstandskooperation – ein Handbuch 2017 | 49 Kapitel 5 – Rahmenbedingungen in China Persönliche Einkommensteuer Die persönliche Einkommensteuer wird in China nach einer progressiven Quote erhoben. Jede in China ansässige Person unterliegt den Steuerklassen. Grundlage der Berechnung ist das monatliche Bruttoeinkommen, wobei für Ausländer ein Freibetrag von 4.800 Yuan und für Chinesen von 3.500 Yuan gilt. Abzugsfähig sind weiterhin Aufwendungen wie der Arbeitnehmeranteil an den Sozialversicherungsbeiträgen. Einkommen in Yuan <1.500 1.500–4.500 4.500 – 9.000 9.000 – 35.000 35.000 – 55.000 55.000 – 80.000 >80.000 Steuerquote in % 3 10 20 25 30 35 45 Freibetrag in Yuan 0 105 555 1.005 2.755 5.505 13.505 Arbeitsrechtliche Streitigkeiten Der Arbeitgeber unterliegt bei fast allen arbeitsrechtlichen Streitigkeiten der Beweispflicht, da die chinesische Rechtsprechung arbeitnehmerfreundlich ist. Es gibt eine gesetzliche Frist von einem Jahr für die Geltendmachung von Ansprüchen bei arbeitsrechtlichen Streitigkeiten und es gilt folgende dreistufige Vorgehensweise: • freiwillige Mediation des Unternehmens • Schiedsverfahren vor einem Schiedsgericht der Regierung für arbeitsrechtliche Fragen • Gerichtsprozess zur Prüfung der Schiedssprüche (zweite Instanz – Berufungsgericht). Beschäftigung von ausländischen Staatsangehörigen Die Lohnstruktur für entsandte Mitarbeiter und die Einhaltung der entsprechenden Gesetze ist ein wichtiger Teil der Unternehmensplanung von in China ansässigen Unternehmen. Wenn der Arbeitnehmer gegen die Gesetze verstößt, ist auch der Arbeitgeber betroffen, was zu hohen Strafen führen kann. Die Unternehmen sollten deshalb die Vereinbarungen mit ihren ausländischen Arbeitnehmern überprüfen, um zu gewährleisten, dass alle Aspekte den Anforderungen des chinesischen Staates entsprechen. Entlassung und Abfindung Aufgrund der chinesischen Gesetzgebung ist es allgemein schwierig, einen chinesischen Mitarbeiter, der die Probezeit beendet hat, zu entlassen. Für eine Kündigung sind normalerweise eine gute Begründung und eine Abfindung erforderlich. Für den chinesischen Arbeitgeber ist es am wichtigsten, nachweisen zu können, dass eine einseitige Kündigung gesetzeskonform erfolgte. 50 | Deutsch-Chinesische Mittelstandskooperation – ein Handbuch 2017 Kristina Koehler-Coluccis Direktorin Koehler Group