SPortlerHerZen leBen lÄnGer

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lebensart med Herzgesundheit
lebensart med Herzgesundheit
H
erz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Deutschland die
häufigste Todesursache. Nichts Neues, werden Sie
sagen. Wussten Sie aber auch, dass der Herzinfarkt
immer jüngere Menschen ereilt? Uns im Durchschnitt
zehn Jahre eher das Leben kostet als die früheren
Generationen? Und seinetwegen mittlerweile genauso viele
Frauen sterben wie Männer? Die gute Nachricht: 90 von 100
Bundesbürgern haben es in der Hand, verschont zu bleiben,
wenn sie mit einem gesunden Lebensstil ernst machen.
Dem Infarkt
davonlaufen
Die Mehrheit der Bundesbürger bewegt sich zu wenig; zwei von
dreien befolgen Churchills Devise »No sports«. In der Freizeit
dominiert Abhängen, im Job hingegen Sichauswringen – nicht
wenige kompensieren den Stress durch Rauchen, suchen »Erholung« im Alkohol oder futtern pausenlos Süßes.
Bauchumfang ist Herzenssache
Kalorien, die nicht verbraucht werden, verwandelt der Körper
in Fettgewebe. Eine Reserve für schlechte Zeiten, aber auch eine
SPORTLERHERZEN
LEBEN LÄNGER
Text: Dr. Markus Weber
Unser Lebensstil belastet das Herz, bis es irgendwann schlappmacht.
lebensart med erläutert, wie Sie das Ruder herumreißen – und warum gerade
Sport »die beste Medizin« ist, einen Infarkt abzuwenden.
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Hypothek, die auf der Gesundheit lastet. Hier gibt es ebenfalls
Neuigkeiten: Nicht unbedingt Übergewicht macht krank; mollig
und körperlich fit ist gesünder als schlank und schlapp, vermeldete die US-Behörde für Gesundheitsstatistik. Die Sterblichkeit
steige erst über einem Body-Mass-Index ab 30 an, dem Grenzwert
für krankhafte Fettsucht (Adipositas).
Maßgeblicher als die Menge des Körperfetts ist seine Verteilung. Gefährlich wird es, wenn es sich am Bauch und zwischen
den inneren Bauchorganen konzentriert, denn dann schnellen
Blutdruck, Blutzuckerspiegel und Blutfettwerte in die Höhe. Diese
schädliche Kombination wird von Ärzten als metabolisches Syndrom (Häufung verschiedener Stoffwechselstörungen) bezeichnet.
Beispiel Typ-2-Diabetiker: Acht von zehn leiden zusätzlich an Bluthochdruck, immerhin sechs von zehn weisen ebenfalls zu hohe
Blutfettwerte auf. Ein Zustand, der die Blutgefäße unter Dauerstress setzt, sodass sie verkalken; das Herzinfarktrisiko liegt bei
Menschen mit metabolischem Syndrom zwölfmal höher als bei
Gesunden. Tückischerweise haben viele keine Beschwerden, merken also gar nichts davon, dass ihr Stoffwechsel aus dem Ruder
läuft. An den Tag bringt dies schlimmstenfalls erst die finale
Katastrophe, ein Infarkt …
Weil das metabolische Syndrom oft still und heimlich sein
Unwesen treibt, lässt sich nicht genau angeben, wie verbreitet es
in der Bevölkerung ist. Schätzungen kursieren, wonach 30 bis
Mathematik für
Schwergewichte
Ob man zu viel auf die Waage bringt, gibt das Verhältnis
von Körpergewicht und Körpergröße, der sogenannte BodyMass-Index (BMI), an. Er lässt sich leicht selbst errechnen;
benötigt werden lediglich Personenwaage, Metermaß, Papier
und Bleistift (oder ein Taschenrechner). So geht’s: das Körpergewicht (in Kilogramm) durch die mit sich selbst multiplizierte Körpergröße (in Metern) teilen. Beispiel: 81 : (1,88
x 1,88) = 23 kg/qm. Übergewicht beginnt ab einem BMI
von 25, Fettsucht ab 30. Ein Wert über 30 zeigt ein hohes
Risiko für Arterienverkalkung und Diabetes an. Abspecken
und viel Bewegung sind dringlich, übrigens auch schon
bei einem BMI deutlich unter 30, sofern die Werte für Blutdruck, Blutzucker etc. im roten Bereich liegen.
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Für die Gesundheit müsste man aber auch das mit dem Bauchfell und den Bauchorganen verwachsene Fett quitt werden – es
abzusaugen würde schwerste Blutungen und Verletzungen anrichten und ist daher tabu.
40 Prozent der über 40-Jährigen betroffen sind. In ihrem Körper die Fettpolster behindern die Arbeit von Insulin, des Hormons
spielt sich über mehrere Akte folgendes Drama ab:
also, das den Blutzuckerspiegel reguliert. Das metabolische
Hoher Blutdruck und Diabetes bzw. dessen Vorstufen schädigen Syndrom hieße mithin treffender »Bauchfettkrankheit«, um die
die Innenhaut der Arterienwände, insbesondere der Herzkranz- gemeinsame Wurzel von hohem Blutzucker, hohen Blutfettwerten und Bluthochdruck auf den Begriff zu bringen.
gefäße, und erhöhen den Fettgehalt des Blutes.
Blutfette lagern sich ab, in den Adern wird es enger, die DurchAb einem Bauchumfang von 88 (Frauen) bzw. 102 Zentiblutung verschlechtert sich.
metern (Männer) nehmen die Risiken für Herz und Kreislauf zu,
Der Herzmuskel muss daraufhin mehr arbeiten und erschöpft Abspecken ist angesagt. Die Internationale Diabetes-Föderation
vorzeitig, sodass man auch bei Kleinigkeiten rasch aus der Puste hat die Grenzwerte unlängst sogar auf 80 und 94 verschärft,
gerät und sich überanstrengt fühlt. Auch anfallartige Schmer- erhielt dafür aus der Ärzteschaft aber nicht nur Zustimmung.
Fest steht: Schon eine Gewichtsreduktion um fünf bis zehn Prozen in der Brust (Angina pectoris) sind ein Warnsignal.
Blutgerinnsel, die sich an Engstellen bilden, können die Blut- zent lässt das innere Bauchfett um knapp ein Drittel schmelzen.
versorgung blockieren. Teile des Herzens oder des Gehirns Auf die Kalorienbremse zu treten, ist das eine. Anders essen
bekommen dann keinen Sauerstoff mehr und sterben ab – es allein reicht jedoch nicht, denn das Bauchfett widersetzt sich
kommt zum lebensbedrohlichen Infarkt (das lateinische Wort dem Abbau durch Diät. Die Pfunde purzeln erst, wenn regelmä»infarcere« bedeutet »verstopfen«).
ßige Bewegung hinzukommt. Das bedeutet mindestens dreimal die Woche zwei bis drei Stunden Sport, ohne sich auszupoFettzellen aktiv wie eine Drüse
wern, weil sonst Kohlenhydrate statt Fett verbrannt werden.
Warum das Bauchfett an all dem schuld ist? Nach neuesten Was zählt, ist Ausdauer: Radeln oder strammes Gehen (Walking)
Erkenntnissen speichert es nicht einfach nur Energie, sondern ist knabbern die Speckpolster an und senken obendrein den Blutaktiv am Stoffwechselgeschehen beteiligt. Wie eine Drüse son- ­zuckerspiegel.
dert es Hormone und entzündungsfördernde Stoffe ins Blut ab,
Ganz Bequeme kommen vielleicht auf die Idee, sie könnten
die sich im Organismus schädlich auswirken können. So ver- sich das Bauchfett einfach absaugen lassen, statt es sich mit
ringern sie z.B. die Gefäßweite oder lassen das Blut leichter ge- Sport »wegzuquälen«. Eine trügerische Hoffnung, denn beseitirinnen. Zudem erhöht ein dicker Bauch das Diabetes-Risiko, denn gen lässt sich durch Liposuktion nur das Unterhautfettgewebe.
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therapie eignet sich auch für Schwerkranke, gibt selbst nach
einem Herzinfarkt der Gesundheit Auftrieb. »Die größte Revolution der kardiologischen Therapie in den letzten hundert Jahren«, meint Prof. mult. Dr. med. Dr. h. c. Wildor Hollmann, der
inzwischen 87-jährige Gründer des Instituts für Kreislaufforschung
Das Übel an der Wurzel packen
und Sportmedizin an der in Köln ansässigen Deutschen SportSport zu treiben gilt beim metabolischen Syndrom als die beste hochschule. Die Infarktpatienten beginnen sehr früh, möglichst
Medizin, weil sich herausgestellt hat, dass sich durch körperliche schon in der Akutklinik, mit Gymnastik und bauen später behutAktivität sämtliche Stoffwechselstörungen auf einmal in den sam ihre Ausdauer aus. Hollmann: »In den ersten drei Jahren
Griff bekommen lassen, die auf ungesunde Lebensweise zurück- nach dem Infarkt reduziert wohldosierter Sport das Risiko eines
zuführen sind. Eine derart umfassende oder – wie Fachleute weiteren, eventuell tödlich verlaufenden Herzanfalls um 25 Prosagen – integrierte Therapie, die ursächlich wirkt, nicht bloß zent. Das ist enorm, Medikamente wirken nicht besser.«
Symptome beseitigt, hat es beim metabolischen Syndrom zuvor
nicht gegeben. Arzneimittel wirken zwar schneller und meist Bypass ohne Operieren
auch potenter, dafür aber bloß ausschnitthaft, d.h. sie nehmen Die nächste Revolution steht schon vor der Tür: Es gibt sensatifür gewöhnlich nur eine einzige Störung ins Visier, z.B. zu hohen onelle Erkenntnisse, dass Sport die Selbstheilungskräfte des
Blutdruck. Die übrigen Werte bleiben unverändert; es kann Herzens aktiviert. Sobald Herzkranzgefäße verengt sind und
sogar sein, dass sie sich verschlechtern, also dass etwa der Blut- weniger Blut im Herzmuskel ankommt, bildet der Organismus
zuckerspiegel ansteigt, wenn der Blutdruck medikamentös bei sportlich Aktiven einen natürlichen, körpereigenen Bypass
gesenkt wird.
aus (vorausgesetzt, es wird nicht geraucht). Sogar kranken
Dem Herztod lässt sich buchstäblich davonlaufen: Schon
wer sich jeden Tag 15 Minuten lang körperlich betätigt, verringert sein Risiko, an einem Herzinfarkt zu sterben, um 20 Prozent und verlängert sein Leben statistisch gesehen um mindestens drei Jahre, schrieb das britische Fachmagazin »Lancet«.
Deutsche Sportmediziner haben errechnet: Wer drei- bis viermal wöchentlich eine gute halbe Stunde joggt oder radelt, reduziert das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung um die Hälfte.
Als gesunde Mischung empfehlen sie eine Kombination aus
70 Prozent Ausdauersport, 20 Prozent Koordinationstraining,
z.B. täglich fünf bis zehn Minuten Gymnastik, und zehn Prozent
Krafttraining, etwa mit einem Theraband.
Mehr Bewegung statt Medikamente
Die ärztlichen Fachgesellschaften haben aus diesen Erkenntnissen Konsequenzen gezogen und in ihren Behandlungsempfehlungen, den sogenannten Leitlinien, Sport einen höheren
Stellenwert eingeräumt. Das gilt sowohl für Patienten mit metabolischem Syndrom als auch mit isolierten Komponenten,
also z.B. Bluthochdruck alleine. Sofern dieser nicht extrem hoch
ist, sticht Sport Medikamente aus, d.h. stellt die erste und vorerst einzige Behandlungsmaßnahme dar. Immerhin jeder zweite
hat die Chance, den Blutdruck durch Sport zu normalisieren;
erst jene, bei denen zwei- bis dreimonatiges Training nicht fruchtet, sind auf Medikamente angewiesen. Bei Personen mit besonders schwerem metabolischem Syndrom kann Sport ebenfalls
nicht genug ausrichten.
Sich regen bringt Segen – gut und schön, werden viele sagen,
aber was hat man davon, wenn es für Vorbeugung schon zu spät,
das Herz bereits krank ist? Selbst dann ist der Zug noch nicht
abgefahren: Sport, mäßig, aber regelmäßig, ist für die meisten
Herzkranke weder tabu noch gefährlich. Im Gegenteil: Sport-
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Herzen wohnt noch die Fähigkeit inne, Engstellen durch Umleitungen zu überbrücken, die es selber sprießen lässt. Keine Zauberei, sondern Biologie: Winzig kleine Gefäße (Kollaterale) wandeln
sich in taugliche Adern um. Ein Phänomen, das Mediziner als
Arteriogenese bezeichnen: Blut, das sich vor Engstellen staut,
sucht sich neue Wege und drängt in die Kollateralen. Daraufhin
erhöht sich in ihnen der Druck – für die Zellen vor Ort der Startschuss, eine biochemische Maschinerie anzuwerfen, die aus Kollateralen dicke, lange Arterien macht. Besonders gefördert wird
dieser Prozess durch körperliche Aktivität. Wer sich viel bewegt,
legt sich somit eine Art Schutzschild im Herzen zu: Überall, wo
die Durchblutung vermindert ist, entstehen neue Bypässe. Eine
Studie der Universität Leipzig ergab, dass diese mobilisierende
Herzkur mehr Patienten mit beginnender Arterienverkalkung beschwerdefrei machen kann als das Einsetzen von Gefäßstützen
(Röhrchen aus Metallgitter, sogenannte Stents).
Das Problem: Ein natürlicher Bypass entsteht nicht von jetzt
auf gleich, der Organismus braucht dazu Tage oder auch Wochen.
Wer einen Infarkt erleidet, ist aber binnen Minuten auf neue
Arterien angewiesen, die dem Herzen wieder genug Blut zuführen. Forscher suchen deshalb nach Methoden, die Arteriogenese
zu beschleunigen und gleichsam auf Knopfdruck zu erzwingen.
Gefahndet wird nach Signal- und Wuchsstoffen, die an dem Prozess entscheidend beteiligt sind, um diese dann in ein schnell
wirkendes Medikament zu packen. Noch ist das Zukunftsmusik,
zumal die Vision Skepsis auslöst. »Bewegung kann man pharmakologisch nicht ersetzen«, zitierte das Nachrichtenmagazin
»Der Spiegel« den Direktor der Klinik für Innere Medizin/Kardiologie des Herzzentrums Leipzig, Prof. Dr. med. Gerhard Schuler.
Auf einen Blick
Blutdruck: optimal 120 zu 80, Hochdruck (Hypertonie)
beginnt ab 140 zu 90
Blutzucker: erhöht ab 100 mg/dl (Nüchternwert) bzw.
ab 140 mg/dl (nach dem Essen); Blutzuckerlangzeitwert
(HbA1C): optimal unter 6,5 %
Cholesterine(Blutfette): Gesamtcholesterin optimal unter
200 mg/dl; LDL-Cholesterin (begünstigt Arterienverkalkung)
maximal 160 mg/dl (Gesunde) bzw. 70-100 mg/dl (Kranke,
z. B. Diabetiker, Patienten nach Herzinfarkt); HDL-Cholesterin (wirkt Arterienverkalkung entgegen) optimal über
46 mg/dl
Blutzucker (Blutfette): optimal unter 150 mg/dl
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Sport IST oft die beste Medizin!
Es gibt vielversprechende neue Erkenntnisse,
wie Sport die Gesundheit fördern und die
­Behandlung vieler Erkrankungen revolutionieren
kann. lebensart med sprach mit ­Prof. Dr. med.
Hans-Georg Predel, Direktor des Instituts für
Kreislaufforschung und Sportmedizin der
Deutschen Sporthoch­schule, Köln-Müngersdorf.
Deutsche Sporthochschule im Porträt
1947: Gründung als Sporthochschule in der Universität
zu Köln (Träger: Stadt Köln)
1958: Gründung des Instituts für Kreislaufforschung
und Sportmedizin durch Prof. mult. Dr. med. Dr. h. c.
Wildor Hollmann
1962: Übernahme der Trägerschaft durch das Land
Nordrhein-Westfalen
1970: Anerkennung als eigenständige wissenschaft­
liche Hochschule
2001: Ausbau zur europäischen Sportuniversität
Entwicklung der Studentenzahlen: 285 (1952),
2600 (1976), 5500 (2011)
Die am Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin beschäftigten Ärzte kümmern sich nicht allein um Leistungssportler, speziell die olympischen Spitzenathleten, sondern
um alle gesunden und kranken Menschen. Diese können
die Patientenambulanz des Instituts aufsuchen, um ihre
Fitness, insbesondere die Gesundheit von Herz und Kreislauf, checken und sich anschließend in Sachen Trainingsbedarf, Ernährungsumstellung etc. beraten zu lassen. Da keine
kassenärztliche Zulassung besteht, ist diese Dienstleistung
privat Versicherten oder Selbstzahlern vorbehalten.
Prof. Dr. med. Hans-Georg Predel
Taugt Sport tatsächlich als Medizin?
Sporttherapie ist natürlich in einer Akut- oder Notfallsituation
ungeeignet, also etwa bei einem Beinbruch oder einem Herzinfarkt. Aber sportliche Aktivität kann das Auftreten von Erkrankungen verhindern bzw. deren Folgen mildern und im Anschluss
an akutmedizinische Maßnahmen die vollständige Genesung
unterstützen. Wir nennen das Sekundärprävention; von ihr profitieren insbesondere Menschen mit Stoffwechselkrankheiten,
Herz- und Krebspatienten.
der Gefäße und des Herzens wie Herzinfarkt und Schlaganfall.
Studien auch unseres Instituts belegen, dass gerade Bluthochdruck-Patienten von regelmäßiger Bewegung profitieren. Der
Blutdruck lässt sich oft, insbesondere in Kombination mit Ernährungsumstellung, umfänglich und nachhaltig senken, sodass
häufig die Einnahme von Medikamenten überflüssig wird.
Ein weiteres Beispiel für den hochgradigen Nutzen der Sporttherapie ist die periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK).
Hier ist die Durchblutung in den Beinen gestört oder regelrecht
blockiert, und es kommt zu einem massiven Sauerstoffmangel,
der starke Schmerzen beim Gehen verursacht. Die Durchblutungssituation verbessert sich nach und nach, wenn die Betroffenen tapfer in den Schmerz hineinlaufen, aber – und das ist der
Clou – auch dann, wenn statt der Beine die Arme bewegt werden! Eine Studie mit PAVK-Patienten hat gezeigt: Drehkurbeltraining, eine Art Fahrradfahren mit den Armen, wirkt nicht bloß lokal, sondern auf den gesamten Blutkreislauf. Dadurch weiten
sich die Gefäße auch in den Beinen und es bilden sich obendrein
neue aus. Ein sensationeller Befund, der beweist, dass Sport dem
Körper dazu verhilft, Durchblutungsstörungen aus eigener Kraft
zu beheben, übrigens auch im Bereich des Herzmuskels.
Welcher Sport ist besonders effektiv, um gar nicht erst krank
zu werden?
Sie sprechen die Primärprävention an. Ideal ist hier regelmäßiges Ausdauertraining, also drei- bis viermal pro Woche eine
halbe bis anderthalb Stunden Laufen, Radfahren oder Schwimmen, in Kombination mit maßvollem Krafttraining. Aber Achtung: Bevor nicht ein Arzt Sie untersucht und für sporttauglich
erklärt hat, sind starke körperliche Anstrengungen tabu! Übrigens: Auch der tägliche stramme Spaziergang ist im Hinblick
auf gesundheitsfördernde Effekte nicht zu verachten. Es gilt
schlichtweg: Jeder zusätzliche Schritt zählt.
Welche Altersgrenze ziehen Sie für sportliche Betätigung?
Überhaupt keine – es gibt 90-jährige Marathonläufer und
80-jährige Ironman-Triathleten! Gewiss, mit dem Alterungsprozess geht ein natürlicher Leistungsabfall einher; ein alter Hase
ist nicht mehr so flink wie ein junger Hüpfer. Und der Zahn der
Zeit nagt auch an Gelenken und Bändern. Die Trainierbarkeit der
Ausdauer und der Muskelkraft besteht aber fort. Die Deutsche
Sporthochschule hat schon vor vielen Jahren dafür den Slogan
Wirkt Sport auch bei anderen Krankheiten heilsam?
»20 Jahre 40 sein« geprägt. Besonders beeindruckt hat in diesem
Sport in der kurativen Anwendung hat sich besonders bewährt Zusammenhang eine italienische Studie: 90-jährige Bewohner
bei hohem Blutdruck sowie bei verschiedenen Stoffwechselstö- eines Altersheims waren nach acht Wochen Krafttraining wierungen, die u.a. den Blutfett- und Blutzuckerspiegel ansteigen der so gut zu Fuß, dass einige sogar dem Heim Lebewohl sagten
lassen. All dies erhöht massiv das Risiko für Folgeerkrankungen und wieder in eine eigene Wohnung zogen.
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