pyrig n fo r Ute Rabing Wie lange putzen Eltern Kinderzähne nach? Eine allgemeine Empfehlung besagt, dass Eltern solange die Zähne ihrer Kinder abends gründlich nachputzen sollten, bis das Kind in der Grundschule flüssig Schreibschrift schreiben kann. Dies ist in der Regel erst zum Ende der 2. Klasse der Fall, also frühestens mit 8 Jahren. Und selbst dieser Zeitpunkt ist bei einigen Kindern noch zu früh gewählt. Das Umfeld der Kinder ist heute jedoch durch Krippe, Kindergarten, Schule, Hort etc. so konzipiert, dass die Kinder zu einer immer früheren Selbstständigkeit erzogen werden. Im Hinblick auf die Mundhygiene ist eine frühe Selbstständigkeit bei der Umsetzung des alleinigen Zähneputzens jedoch nicht er- Quintessenz Team-Journal 42 (2012) 1–3 strebenswert. Aus diesem Grund ist es im Rahmen der Prophylaxesitzung durchaus sinnvoll, die Eltern mit in‘s Boot zu holen, um ihnen die Systematik des „Nachputzens“ am Modell zu demonstrieren. Klar ist das für Kinder total uncool, wenn der Mutter gezeigt wird, wie sie bei ihrer 7-jährigen Tochter die Zähne nachputzen soll, aber es hilft im Kampf gegen Karies. Und manchmal kommt es einfach auf die „Verpackung“ des Themas an. Warum ist das Nachputzen so wichtig? Verschiedene Zahngesundheitsberichte basierend auf Reihenuntersuchungen an Kindertagesstätten und Schulen zeigen, dass die Zahlen von behandlungsbedürftigen Zähnen rückläufig sind und die Zahlen der kariesfreien Zähne bei den Schülern deutlich zunehmen. Dennoch haben Auswertungen der Berichte am Beispiel eines niedersächsischen Landkreises gezeigt, dass sich das Zahnpflegeverhalten bei den Schülern kontinuierlich verschlechtert. Es gab Spitzenwerte von ungeputzten Zähnen und Zahnfleischentzündungen bei 35 Prozent der Grundschüler, 68 Prozent der Hauptschüler, 50 Prozent der Realschüler, 38 Prozent der Gymnasiasten und 65 Prozent der Förderschüler. Ein eigentlich erschreckende Ergebnisse. Es zeigt Abb. 1 Gerade das Wechselgebiss stellt eine große Herausforderung in der Mundhygiene dar. aber auch, dass das Bewusstsein für die Mund- bzw. Zahnpflege noch nicht da angekommen ist, wo es eigentlich hin möchte: Das Zahnpflege als absolute Selbstverständlichkeit gesehen wird. Das richtige Handwerkszeug Um eine gute und effiziente Zahnpflege durchführen zu können, benötigt man das entsprechende Hilfsmittel. Wichtig ist, dass die Hilfsmittel auf die Situation in der Mundhöhle abgestimmt werden. So kann im Wechselgebiss durchaus eine Lernzahnbürste mit einem kleinen Kopf effektiver sein, als eine alters­entsprechende Bürste. Gerade im Wechselgebiss stellt die Zahnsituation eine Herausforderung für das Mundhygienebemühen dar (Abb. 1). Einige Zähne wackeln und schmerzen beim putzen, andere ot Q ui rP ub lica tio n te ss e n c e Erfolgreiche Mundhygiene bei Kindern – ein Update Die Etablierung einer effektiven und effizienten Mundhygiene bei Kindern zur Vermeidung von kariösen Läsionen ist Inhalt eines jeden IndividualprophylaxeProgramms in der Zahnarztpraxis. Ein wichtiger Schlüssel zur erfolgreichen Umsetzung der Tipps und Tricks aus der Praxis, ist die Compliance sowohl der Kinder als auch der Eltern bzw. der Bezugspersonen. Die Eltern oder betreuenden Bezugspersonen spielen bei der Umsetzung der Mundhygiene im häuslichen Bereich eine wichtige Rolle. by N ht No Co1 Assistenz aktuell t fo Dezember 2012 • 12 opyrig Assistenz aktuell C DezemberNo2012 t f • 12 n ot Q ui or Pu bli cat ion te ss e n c e fo r Abb. 2 und 3 Beim Kampf gegen Karies kommt es manchmal einfach auf die richtige „Verpackung“ des Themas an. Zum Beispiel Kinderzahnbürsten und Flosser. sind gerade im Durchbruch und können ebenso schmerzhaft bei der Reinigung sein. Als Mutter von zwei Kindern weiß ich, wie schwierig eine gute Mundhygiene hier sein kann. Die Oberflächenstruktur der bleibenden Zähne ist manchmal noch etwas rau, die Kinder trauen sich nicht richtig am Gingivasaum zu pflegen, da es schnell bluten kann, es ist schwierig die dicken Molaren lingual zu erreichen und sollten dann die bleibenden unteren Frontzähne noch etwas verschachtelt stehen, dann wird es ganz mühsam. Da brauchen die Kinder einfach Hilfe. Gerade in dieser Situation ist das intensive, einfühlsame Nachputzen durch die Eltern notwendig. Stellen Sie für die Praxis ein Sortiment der gängigen Kinderzahnbürsten (Abb. 2) zusammen und erklären den Eltern und Kindern, warum sie sich genau für diese Bürste entschieden haben. Bei der Auswahl der Zahnbürste ist ein kurzer Bürstenkopf und ein gut geformter Griff zu bevorzugen. Auch elektrische und schallaktive Zahnbürsten sind empfehlenswert. Wichtig bei allen Bürstenmodellen ist die Instruktion. Wie arbeite ich mit welchem Bürstenkopf am einfachsten und am besten? Sollte das Kind alleine in die Prophylaxesitzung kommen, so haben sich Kärtchen mit dem genauen Namen der empfohlenen Bürste und eine kleine Erläuterung zur Handhabung der Bürste als Informationsmittel an die Eltern für die Praxis als sehr sinnvoll erwiesen. Empfehlenswert ist es, Kinder im Wechselgebiss etwas häufiger in die Prophylaxesitzung zu bitten, um immer wieder überprüfen zu können, ob die Mundhygiene klappt und mit unterstützenden Tipps und Ratschlägen zur Stelle zu sein. Zur Unterstützung für zu Hause haben sich Kontrollmöglichkeiten, wie z. B. der PlaqueAgent, Listerine Kidzz o. ä. bewährt. Die Putztechnik der Wahl ist und bleibt die KAI-Technik. Diese Putztechnik lernen die Kinder schon im Kindergarten kennen by N ht 2 und sind auch im Schulalter damit vertraut. Wichtig ist immer wieder darauf hinzuweisen, dass die kreisenden Bewegungen an den Labialflächen bis zum Gingivasaum gehen müssen, um hier eine gute Reinigung zu erzielen. Ferner haben Untersuchungen gezeigt, dass die Kauflächen der durchbrechenden Molaren nicht nur mit einer horizontalen vorund-zurück-Bürstbewegung zu reinigen sind, sondern das Borstenfeld auch quer von der Seite über die Kaufläche geführt werden sollte. Häufig verhindern die Milchmolaren, dass das Borstenfeld der Zahnbürste die Kaufläche des hinteren durchbrechenden 6-Jahr Molaren ausreichend erreicht und reinigt. Ein kleiner Hinweis: Machen Sie die Eltern darauf aufmerksam, dass ein motiviertes Zähneputzen durchaus Spuren an den Kacheln über dem Waschbecken oder am Badezimmerspiegel hinterlassen kann. Die Eltern sollten über Spritzer auf dem Badspiegel nach dem Zähneputzen der Kin- Quintessenz Team-Journal 42 (2012) 1–3 pyrig n rP ub lica tio n te ss e n c e fo r Quintessenz Team-Journal 42 (2012) 1–3 Fazit Um den Kindern und Eltern die Systematik des Prophylaxeprogramms und die Notwendigkeit der häuslichen Mundhygiene zu verdeutlichen, gibt es zahlreiche Broschüren, die unsere Arbeit in der Praxis unterstützen. Um motivierte und engagierte Mundhygienetipps und Empfehlungen weitergeben zu können, ist es hin und wieder sehr hilfreich, sein eigenes Handwerkszeug in der Praxis zu reflektieren. Was habe ich, was brauche ich ggf. zusätzlich an Informationsmaterialien oder was gibt es neues auf dem Mundhygienemarkt? Es gibt nach wie vor viel zu tun in der Kinderprophylaxe = Packen Sie es an. QJ Autorenbild fehlt Autorin Korrespondenzadresse BITEE ERGÄNZEN XXX XXX Ute Rabing Training-Konzepte-Coaching Schachtweg 9 27313 Dörverden +49 (0)173 2439746 www.ute-rabing.de ot Q ui der nicht „meckern“, denn das Auswischen der Lingualflächen ist häufig mit Spritzern auf dem Badezimmerspiegel verbunden. Jedoch bleibt ein Badezimmerspiegel zum Glück kariesfrei. Ein weiterer unverzichtbarer Mundhygieneartikel ist die Zahnseide. Ähnlich wie bei der Zahnbürste ist auch hier ein „Nachfädeln“ durch die Eltern ratsam. Nur ist es für die Kinder manchmal sehr unangenehm, wenn die Eltern mit der Zahnseide um den Fingern in dem kindlichen Mund fädeln möchten. Hier haben sich Flosser (Abb. 3) sehr bewährt. Diese gibt es in verschiedenen Designs und Ausführungen, so dass es dem Kind Spaß macht damit selber zu arbeiten oder die Eltern damit reinigen zu lassen. Generell kann gesagt werden, dass Zahnseide ab einer geschlossenen Zahnreihe im Milchgebiss zum Einsatz kommt und als ständiges weiteres Pflegehilfsmittel im Einsatz bleiben sollte. by N ht No Co3 Assistenz aktuell t fo Dezember 2012 • 12