INSTITUT FÜR THEORETISCHE PHYSIK Allgemeine Relativitätstheorie Skriptum zur Vorlesung überarbeitet Sommersemester 2014 Prof. Dr. U. Motschmann Dr. S. Simon Dr. Yasuhito Narita Dr. H. Kriegel P. Meier, M. Sc. Braunschweig, 2014 2 Das Skriptum ersetzt nicht die Vorlesung und kein Lehrbuch. Niedergelegt sind erklärender Text nur in Stichpunkten und Formeln im Detail inclusive sehr vieler Zwischenrechnungen. Das Skriptum soll den Studierenden helfen, sich in der Vorlesung auf die Erklärungen zu den Ausgangspunkten, Ableitungen und Schlussfolgerungen zu konzentrieren und Entlastung beim Abschreiben der mitunter detailreichen Gleichungen von der Tafel bringen. Die Studierenden sollten das Skriptum zur Vorlesung vorliegen haben und die Erklärungen nach eigenem Bedarf einfügen. Uwe Motschmann Satz: LATEX2ε Wir danken allen, die an der Entstehung und Fehlersuche für dieses Skript mitgewirkt haben, insbesondere Jochen Bandlow, Jörg Duhme, Hendrik Kriegel und Ulf Stolzenberg. Braunschweig, 18. Juli 2014 U. Motschmann 3 4 Inhaltsverzeichnis I Physikalische Grundlagen der ART 9 1 Was ist ART ? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 2 Bezugssysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 3 Äquivalenz-Prinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 II Mathematische Grundlagen 15 1 Bemerkung zur Historie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2 Krummlinige Koordinatensysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 3 Metrischer Fundamentaltensor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 4 Tensoren im Riemannschen Raum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 5 Kovariante Ableitung und Parallelverschiebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 6 Geodäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 7 Geodäten in 2-d Polarkoordinaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 8 Kovariante Differentialoperatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 9 Spezielle Koordinatensysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 10 Krümmungstensor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 11 Bianchi - Identitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 12 Einbettung gekrümmter Räume in flache Räume höherer Dimension . . . . . . 84 III Grundgesetze der Physik im Riemannschen Raum 87 1 Kovarianzprinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 2 Punktmechanik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 5 INHALTSVERZEICHNIS INHALTSVERZEICHNIS 3 Elektrodynamik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 4 Hydrodynamik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 5 Einsteinsche Feldgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 IV Schwarzschild-Lösung 107 1 Kugelsymmetrie in 4 Dimensionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 2 Aufstellen der Feldgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 3 Lösung der Vakuum - Feldgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 4 Planetenbewegung und Periheldrehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 5 Lichtablenkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 6 Rotverschiebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 7 Physik am Schwarzschildradius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 V Gravitationswellen 139 1 Linearisierte Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 2 Ebene Gravitationswellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 3 Teilchen im Feld der Gravitationswelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146 4 Nachweis von Gravitationswellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149 VI Innere Schwarzschild-Lösung 151 1 Aufstellen der Feldgleichungen und der Integrabilitätsbedingungen . . . . . . . 151 2 Lösung für inkompressible Materie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 3 Übergangsbedingungen an die äußere Schwarzschild - Lösung . . . . . . . . . . 159 4 Massenobergrenze für stabile Sterne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160 5 Zustandsgleichung und Sterntypen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 VII Gravitationskollaps und schwarze Löcher 167 1 Kugelsymmetrischer Ansatz in Gauss-Koordinaten . . . . . . . . . . . . . . . . 167 2 Inkohärente Materie als Sternenmaterial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 3 Kollabierender Stern mit räumlich konstanter Dichte . . . . . . . . . . . . . . . 190 6 INHALTSVERZEICHNIS INHALTSVERZEICHNIS VIIIKosmologie 197 1 Kosmologisches Prinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197 2 Robertson-Walker-Metrik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198 3 Feldgleichungen für die Robertson-Walker-Metrik . . . . . . . . . . . . . . . . . 201 4 Strahlungskosmos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208 5 Friedman - Kosmos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210 6 Kosmologische Rotverschiebung und Hubble - Konstante . . . . . . . . . . . . . 217 7 Kritische Massendichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221 8 Einfluss der kosmologischen Konstanten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223 9 Massenparameter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224 10 Helligkeits-Rotverschiebungs-Beziehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225 11 Flachheitsproblem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231 7 Kapitel I Physikalische Grundlagen der ART 1 Was ist ART ? • Ausgangspunkt ist SRT, d.h. Gleichberechtigung aller Inertialsysteme • Grenzen der SRT durch Schwerkraft, Schwerkraft führt zur Beschleunigung von Massen und zerstört damit die Inertialsysteme • Einbeziehung der Schwerkraft (Gravitation) führt auf die ART • ART auch Einsteinsche Gravitationstheorie genannt • Namensgebung „ART“ geht auf Einstein zurück, der die ausgezeichnete Rolle der Inertialsysteme beseitigen und eine Theorie finden wollte, die kein Bezugssystem vor einem anderen auszeichnet. Einsteinsche Gravitationstheorie Newtonsche Gravitationstheorie Geometrisierung der Gravitation; Kraft ist in Zeitintervall und räumlichen Abstand eingearbeitet Kraft oder Potential im Raum Bemerkung: Mit dem Begriff der Kraft scheinen alle modernen Theorien ihre Nöte zu haben. In der Quantentheorie sind die „Kräfte“ ebenfalls abgeschafft; sie gehen in Austausch-Wechselwirkungen über. Austausch - WW werden durch Teilchen mit ganzzahligem Spin getragen: • Elem. Kraft → Photonen (s=0) • Schwache Kraft → Schwache Eichbosonen (s=1) 10 I. Physikalische Grundlagen der ART • Starke Kraft → Gluonen (s=1) • Gravitation → Gravitonen (s=2) Massive Teilchen haben halbzahligen Spin. 2 Bezugssysteme IS := Inertialsysteme KS := Beliebige Bezugssysteme (i.a. beschleunigt, krummlinig, etc. ) Newtonsche Gravitationstheorie • Galilei-kovariant, d.h. Newtonsche Gleichungen haben in allen IS bei Anwendung von Galilei-Transformationen die gleiche Form • in KS treten zusätzliche Trägheitskräfte auf: Corioliskraft, Zentrifugalkraft • Raum und Zeit sind nach Newton absolut; „Beweis“ durch Eimerversuch: anfangs ruht das Wasser im absoluten Raum (Oberfläche eben), dann rotiert es relativ dazu (Oberfläche gekrümmt) • Problem : Warum sind alle IS gleichberechtigt? Erwartung eines ausgezeichneten IS, das im absoluten Raum ruht! Maxwellsche Gleichungen • nicht Galilei-kovariant • Lorentz-kovariant • Raum und Zeit relativiert • absolute Raum-Zeit ( = Minkowski-Raum), die die IS auszeichnet • Offener Punkt: Auszeichnung der IS bleibt unerklärt; gegenüber was sind IS nicht beschleunigt??? • Unbefriedigender Punkt: Raum-Zeit der IS wirkt auf die Bewegung von Körpern, aber diese wirken nicht zurück • Bemerkung: Maxwell beanspruchte die Gültigkeit seiner Gleichungen nur für dasjenige IS, das im Äther (lichttragendes Medium) ruht. Machsches Prinzip 3 Äquivalenz-Prinzip 11 • Hypothese: träge Masse eines Körpers wird in irgendeiner Weise von allen anderen Massen bestimmt • Gedankenexperiment: Beschleunigte Rakete im leeren Raum, Trägheit wird verspürt, aber gegen was wird beschleunigt? (Eimerversuch analog) Nach obiger Hypothese gäbe es im leeren Raum keine Beschleunigung und damit keine Trägheit • Nach Mach kommt dem Raum keine eigene Bedeutung zu (reine Hilfsgröße) • Wirklich sind nur die relativen Beziehungen (Abstände und Bewegungen) aller Körper • Daraus folgt auch: Die anderen vorhandenen Massen bestimmen die IS. ART • beantwortet wie die Massen im Kosmos auf den Raum zurückwirken und wie die KS und (lokalen) IS bestimmt werden • allerdings: Raum wird nicht eliminiert, Struktur und Dynamik des Raumes sind eng mit den vorhandenen Massen verknüpft. 3 Äquivalenz-Prinzip Vorab: Hier geht es nicht um die Äquivalenz von Masse und Energie ( U = mc2 )! Äquivalenz von träger und schwerer Masse • mt ẍ = F (2. Newtonsches Gesetz) mt : träge Masse eines Körpers F : Kraft auf und nahe der Erdoberfläche. : • F = ms g (Schwerkraft) ms : schwere Masse des Körpers g = const 2 s ; x(t) = 12 m mt gt (freier Fall) • Galilei: alle Körper fallen gleich schnell! s ; m mt für alle Körper gleich oder ms mt = const ⇒ 1 , Proportionalitätskonstante kann 1 gesetzt werden 12 I. Physikalische Grundlagen der ART • analoge Überlegung für Pendelschwingung • Experimentelle Überprüfungen Experiment ∆m m Galilei (1564 - 1642) Newton (1643 - 1727) Eötvös (1848 - 1919) Braginski 1972 .. . Augenmaß 10−3 5 · 10−9 3 · 10−12 → mt = ms heißt mitunter schwaches Äquivalenzprinzip. Äquivalenz von Gravitationskräften und Trägheitskräften 1. Bezugssystem ruhend auf Erdoberfläche = KS mt ẍ = ms g (I.1) 2. Transformation in einen frei fallenden Fahrstuhl = IS’ Abbildung I.1: Koordinatensystem 1 x = x′ + gt2 2 mt ′ g2 = ms g ; mt ẍ + 2 mt ẍ′ = (ms − mt )g (I.2) (I.3) (I.4) 3 Äquivalenz-Prinzip 13 • da mt = ms (Schwaches Äquivalenzprinzip) ẍ′ = 0 (Bewegungsgleichung für freies Teilchen) → in IS’ wird keine Schwerkraft verspürt • Verallgemeinerung des Befundes von Einstein: In einem frei fallenden Koordinatensystem laufen alle Vorgänge so ab, als ob kein Gravitationsfeld vorhanden sei. D.h. der Befund wird von mechanischen auf alle physikalischen Prozesse zu allen Zeiten an allen Orten ausgedehnt. Diese Verallgemeinerung heißt auch Einsteinsches Äquivalenzprinzip. Einführung des Lokalen IS • Betrachtung eines die Erde umkreisenden Satellitenlabors (SL) ohne Eigenrotation • Frage: Handelt es sich um ein IS? Bewegung um Erde ist eigentlich beschleunigt. Handelt es sich um ein KS? Im Innern des SL wirken weder Trägheits- noch Gravitationskräfte. • SL ist auf jeden Fall ein frei fallendes Bezugssystem: Gravitation wird durch Zentrifugalkraft kompensiert, zumindest im Schwerpunkt und in kleiner Umgebung. • Vorgänge laufen so ab wie in einem IS und als ob keine Gravitation vorhanden ist. • Derartiges Bezugssystem heißt lokales IS; es unterscheidet sich von einem IS, da es offensichtlich gegenüber Erde, Sonne, Fixsternhimmel beschleunigt ist. • Das lokale IS kann soweit ausgedehnt werden wie von der Inhomogenität des Gravitationsfeldes abgesehen werden kann; wird es zu groß betrachtet, wirken Gezeitenkräfte. Zusammenfassung zu den Koordinatensystemen • im Gebrauch sind 3 Arten von Koordinatensystemen 1. IS : • nicht beschleunigt • existieren nur näherungsweise, denn irgendein Punkt im Universum existiert immer, zu dem das IS doch beschleunigt ist, z.B. Labor fest auf Erde ist gegenüber Sonne oder Fixsternhimmel beschleunigt • Gravitation kann wirken 2. KS: • beliebiges Koordinatensystem 14 I. Physikalische Grundlagen der ART • beschleunigt • z.B. rotierend • Gravitation und Trägheitskräfte können wirken 3. Lokales IS: • Koordinatensystem, in dem keine Trägheitskräfte wirken und die Gravitation eliminiert ist • da sich Gravitation nur lokal eliminieren lässt, heißt das Koordinatensystem Lokales IS • SL und frei fallender Fahrstuhl sind Beispiele für Lokales IS. Physik im Lokalen IS Im Lokalen IS laufen alle Vorgänge so ab, als sei kein Gravitationsfeld vorhanden. Dieser Befund wird verallgemeinert zum s.g. starken Äquivalenzprinzip: Im Lokalen IS gelten die Gesetze der SRT ! Physik im KS • wenn ein Lokales IS verlassen wird, wird die Gravitation i.a. wieder spürbar • Transformation der im Lokalen IS gültigen und bekannten Gesetze der SRT in ein KS fährt auf relativistische Gesetze mit Gravitation: Lokales IS Koordinatentransformation SRT-Gesetz ohne Gravitation −→ KS ART-Gesetz mit Gravitation • Koordinatentransformationen sind nichtlinear; lineare Koordinatentransformationen sind gerade die Lorentz-Transformationen und diese überführen IS in IS und nicht in KS! • Repräsentation der Gravitation durch Koordinatentransformationen nennt man Geometrisierung der Gravitation. Kapitel II Mathematische Grundlagen 1 Bemerkung zur Historie Entwicklung der Grundlagen und Begrifflichkeit 1860-1900: Riemann, Ricci, Levi-Civita −→ Absoluter Differentialkalkül 1915-1960: Theoretische Physiker −→ Tensoranalysis heute: Mathematiker/Physiker −→ Differentialgeometrie 2 Krummlinige Koordinatensysteme 4-dim. Raum • aufgespannt durch Koordinatenlinien ξ i ; (ξ i ) = (ξ 1 , ξ 2 , ξ 3 , ξ 4 ) • Spezialfall Minkowski-Raum mit den Koordinatenlinien xi ; (xi ) = (x1 , x2 , x3 , x4 ) = (x, y, z, ct) • Vereinbarung zur Indizierung: i,j,k,... = 1,2,3,4 a,b,c,d,...,h = 1,2,3 oder 1,2 wenn explizit angegeben α, β, γ, ... = 1,....,N • Vereinbarung der Summenkonvention: über doppelt auftretenden Indizes wird summiert. kurz • Ereignis P: (ξ 1 , ξ 2 , ξ 3 , ξ 4 ) −→ (ξ i ) { Verallgemeinerung des „Ortes“; es gibt keinen Ortsvektor ξ } Veranschaulichung ξ 1 , ξ 2 in Papierebene projiziert ξ 3 = const, ξ 4 = const Beispiele im 3-dim. Raum 16 II. Mathematische Grundlagen Abbildung II.1: Krummlinige Koordinatenlinien. Die ξ 1 -Koordinate ist dadurch ausgezeichnet, dass alle anderen Koordinaten feste Werte haben (ξ 2 = const, ξ 3 = const, ξ 4 = const). Für einen anderen Satz der Konstanten entsteht eine andere ξ 1 -Koordinate. Analog für die ξ 2 -Koordinate etc. • Euklidischer Raum in kartesischen Koordinaten ξ a = xa • Zylinderkoordinaten ξ1 = ρ , ξ2 = φ , ξ3 = z • Kugelkoordinaten ξ1 = r , ξ2 = θ , ξ3 = φ Verhältnis von krummlinigen Koordinaten und gekrümmtem Raum • Rückzug auf 2-dimensionale Räume zur Wahrung der Vorstellung • Unterschied zwischen einem 2-dim. gekrümmten Raum und einem 2-dim. ebenen Raum ist anschaulich klar • jeder 2-dim. Raum, der sich in eine Ebene abwickeln lässt ist eben oder flach; z.B. Zylindermantel, Kegelmantel • Kugeloberfläche ist gekrümmt • Krummlinige Koordinaten und gekrümmter Raum sind zwei verschiedene Dinge: krummlinige Koordinaten sind auch im flachen Raum möglich, z.B. ebene Polarkoordinaten • Kartesische Koordinaten im gekrümmten Raum sind global nicht möglich (wird später exakt bewiesen) • Definition der Krümmung des Raumes folgt später durch den Krümmungstensor Vektoren in Ereignissen 2 Krummlinige Koordinatensysteme 17 Abbildung II.2: Vektoren • in einem Ereignis ( Punkt des 4-dim. Raumes) können bestimmte physikalische Eigenschaften vorliegen, die je durch einen Vektor zu beschreiben sind • z.B. B Magnetfeld in P v Geschwindigkeit eines Teilchens in P dr Abstandsvektor zu einem benachbarten Punkt P’ Einführung von Basisvektoren in P • Basisvektoren sind von Ereignis zu Ereignis verschieden • wenn eine Basis in P eingeführt ist, kann ein beliebiger Vektor in P mit dieser Basis dargestellt werden • es gibt verschiedene Möglichkeiten für die Einführung einer Basis ◦ Kovariante Basis bi bi := ∂r ∂ξ i (II.1) bi schmiegen ( ) sich an die Koordinatenlinien an dr ∂r b1 = dξ = ∂ξ 1 1 2 3 4 ξ ,ξ ,ξ =const i ◦ Kontravariante Basis b bi := ∂ξ i ∂r (II.2) die Definition des Kontravarianten Basisvektors bi entspricht der Bildung des Gradienten auf der Fläche ξ i = const ; bi steht dann senkrecht auf dieser Fläche • die bi , bj sind i.a. nicht normiert. • für orthogonale Koordinaten wird bi ∥ bi 18 II. Mathematische Grundlagen Abbildung II.3: Kovariante Basis Abbildung II.4: Kontravariante Basis 3 Metrischer Fundamentaltensor Das Skalarprodukt gij := bi · bj heißt metrischer Fundamentaltensor. • gij = gji • g ij := bi · bj • gij := bi · bj • Anwendung der Kettenregel j ∂r ∂ξ j ∂ξ j gij = ∂ξ i · ∂r = ∂ξ i = δi , δij Kronecker-Symbol, d.h. bi ⊥bj für i ̸= j klar nach Konstruktionsvorschrift. (II.3) 3 Metrischer Fundamentaltensor 19 Abbildung II.5: Orthogonalität von bi und bj bei i ̸= j nach Konstruktionsvorschrift. Zerlegung eines beliebigen Vektors v in P • nach der kovarianten Basis; man schreibt mit Summenkonvention v = v i bi (II.4) und nennt v i die kontravarianten Komponenten von v • nach der kontravarianten Basis; man schreibt v = vj bj (II.5) und nennt vj die kovarianten Komponenten von v Abbildung II.6: Darstellung von v in kovarianter Basis • für die kontravarianten Komponenten v i folgt v i = v · bi da v · bi = v j bj · bi = v j δji = v i (II.6) 20 II. Mathematische Grundlagen Abbildung II.7: Darstellung von v in kontravarianter Basis • für die kovarianten Komponenten vi folgt vi = v · bi (II.7) da v · bi = vk bk · bi = vk δik = vi • Umrechnung ko- und kontravarianter Komponenten ineinander v i = v bi = vj bj bi = g ij vj (II.8) = ˆ „Indexziehen“ • Umrechnung ko- und kontravarianter Basen ineinander v = (v bi ) bi (II.9) j sei v = b j b (II.10) j i ij = (b b ) bi = g bi oder (II.12) v = (v bi ) b i (II.13) sei v = bj bj (II.11) (II.14) = (bj bi ) bi = gij bi (II.15) (II.16) • inverser metrischer Tensor bi = g ij bj bj (II.18) = gjk b ! ; ; (II.17) k bi = g ij gjk bk = δki bk g ij gjk = δki (II.19) (II.20) g ij verhält sich invers zu gjk , wenn beide Größen als Matrizen aufgefasst werden. 3 Metrischer Fundamentaltensor 21 • Skalarprodukt zweier beliebiger Vektoren: v · w = v i bi · wj bj = v i wj bi · bj = v i wj δij i (II.21) (II.22) = v wi • analog v · w = vi w i v · w = v w gij = vi wj g i j (II.23) ij (II.24) • man beachte im allgemeinen v · w ̸= v i wi ̸= vj wj (II.25) Abstand zweier infinitesimaler benachbarter Ereignisse ds := |dr| dr = ∂r dξ i = bi dξ i ∂ξ i ds2 = dr · dr = bi dξ i · bj dξ j = gij dξ i dξ j (metrische Fundamentalgleichung) (II.26) (II.27) (II.28) Die dξ i sind die Koordinatendifferentiale, vom Typ her sind sie kontravariant. Einführung kovarianter Koordinatendifferentiale dξi dξi := gij dξ j (II.29) Gleichung kann als Dgl. für ξi (ξ j ) aufgefasst werden. dξi ist vollständiges Differential und damit integrabel, nur wenn ∂gij ∂gik = k ∂ξ ∂ξ j (II.30) gilt. Im allgemeinen ist das aber nicht der Fall, so dass es keinen globalen Zusammenhang ξi (ξ j ) gibt; ξi sind also in der Regel anholonome Koordinaten, während ξ i definitionsgemäß holonome Koordinaten darstellen. Beispiel Minkowski-Raum • (ξ i ) = (x1 , x2 , x3 , x4 ) = (x, y, z, ct) 1 0 0 0 0 1 0 0 ij • (gij ) = (ηij ) := 0 0 1 0 = (η ) 0 0 0 −1 22 II. Mathematische Grundlagen • ds2 = ηij dxi dxj = dx2 + dy 2 + dz 2 − c2 dt2 • Gültigkeit des Schwarzschen Satzes: ∂ηij ∂xk = ∂ηik = 0 ∂xj ; dxi = ηij dxj ; x1 = x 1 = x 2 = y x2 = x 3 x3 = x x4 = −x integrabel = z 4 = −ct Bemerkung: Prinzip des richtigen Indexbildes Der Kalkül ist so konstruiert, dass auf beiden Seiten das gleiche Indexbild auftreten muss. Das gilt für freie Indizes; Summationsindizes (gesättigt) müssen immer ko- und kontravariant angeordnet sein. Levi - Civita - Symbol ∆ijkl 1 bei i = 1, j = 2, k = 3, l = 4 und allen geraden Indexpermutationen −1 bei allen ungeraden Indexpermutationen := 0 sonst z.B. ∆1243 = −1 4123 = −1 1134 = 0 ∆ ∆ d.h. vollständig antisymmetrisch. Determinante des metrischen Tensors • g := det(gik ) • g = ∆ijkl g1i g2j g3k g4l Beweis durch Ausrechnen (s.u.) • Rechenregel gilt für beliebige Dimensionszahl N g = ∆ij...k g1i g2j . . . gN k Beweis durch Induktion! ∆ij...k ist entsprechend definiert. 4 Tensoren im Riemannschen Raum 23 • gmi gnj gok gpl ∆ijkl = g ∆mnop im Sinne von zahlenmäßiger Gleichheit, denn Indexbil m,n,o,p stimmt nicht. Beweis für zahlenmäßige Gleichheit: 1. m = 1, n = 2, o = 3, p = 4 : klar 2. zwei Indizes aus m,n,o,p gleich: links Null, da Spur aus symmetrischen und antisymmetrischen Ausdruck; rechts null, klar. 3. alle Indizes verschieden, Reihenfolge weicht von m=1,n=2,o=3,p=4 ab: Permutationen rechts und links der Anzahl nach gleich, um Reihenfolge 1234 zu erreichen. q.e.d. Beweis der Formel g = ∆ijkl g1i g2j g3k g4l • zunächst N = 2 g = ∆ij g1i g2j = ∆12 g11 g22 + ∆21 g12 g21 = g11 g21 − g12 g21 • nun N = 3 : g = ∆ijk g1i g2j g3k = g11 ∆1jk g2j g3k + g12 ∆2jk g2j g3k + g13 ∆3jk g2j g3k dazu: 1jk ∆ g2j g3k = ∆123 g22 g33 + ∆132 g23 g32 g g −g g |22 33 {z 23 32} 11− Unterdeterminante = ∆213 g21 g33 + ∆231 g23 g31 = ∆2jk g2j g3k = −(g21 g33 − g23 g31 | {z } 12− Unterdeterminante etc −→ Formel entspricht Entwicklungssatz nach der 1. usw. Zeile 4 Tensoren im Riemannschen Raum Betrachtung eines 4-dim. Raumes mit der metrischen Fundamentalform ds2 = gik (ξ 1 , . . . , ξ 4 ) dξ i dξ k = gik (ξ) dξ i dξ k • mit gik ist Längen- und Winkelmessung in jedem Ereignis P festgelegt • Länge von bi z.B. b1 |b1 | = √ b1 · b1 = √ g11 (II.31) 24 II. Mathematische Grundlagen etc • Winkel zwischen bi und bj z.B. b1 und b2 cos (b1 , b2 ) = g12 b1 · b2 =√ |b1 | · |b2 | g11 g22 (II.32) etc. ; Raum mit Maßbestimmung • Forderungen g := det(gik ) ̸= 0, gik (ξ) differenzierbar Der durch die metrische Fundamentalform definierte Raum heißt Riemannscher Raum. • Der Riemannsche Raum kann auch in N Dimensionen betrachtet werden; hier interessiert insbes. N = 4 . kurz Ereignis P0 : (ξ01 , ξ02 , ξ03 , ξ04 ) −→ (ξ0 ) • ds2 = gik (ξ0 ) dξ i dξ k kann lokal approximiert werden bei P0 • wegen gik (ξ0 ) = const ist Transformation zu Minkowski-Koordinaten möglich (Hauptachsentrafo u. Umskalierung der Koordinatendifferentiale ) ds2 = ηik dxi dxk • gilt exakt in ξ0 und genähert in U (ξ0 ) In einem Ereignis P können physikalische Größen existieren: • Skalare S = S(ξ) • Vektoren v = v(ξ) = v i (ξ) bi (ξ) = vj (ξ) bj (ξ) • Tensoren im engeren Sinne T = T (ξ) = T ij (ξ) bi (ξ) ◦ bj (ξ) = Tij (ξ) bi (ξ) ◦ bj (ξ) = T ij bi ◦ bj = Ti j bi ◦ bj • Tensoren höherer Ordnung z.B. T = T ijk bi ◦ bj ◦ bk etc. • Koordinatenlinien ξ l und Basisvektoren bl , bl bzw. deren dyadische Produkte dienen zur quantitativen Darstellung der physikalischen Größen 4 Tensoren im Riemannschen Raum 25 Definition von Tensoren (vorläufig) • Physikalische Größen in einem Ereignis P des Riemannschen Raumes nennen wir Tensoren. • Skalare sind Tensoren 0.Stufe • Vektoren sind Tensoren 1.Stufe • Es gibt Tensoren beliebiger Stufe. • v i sind dann die kontravarianten Komponenten des Tensors 1.Stufe (oder Vektors) v • vi analog kovariante Komponenten von v • T ij kontravariante Komponenten von T • Tij kovariante Komponenten von T • T ij , Ti j gemischte Komponenten Bemerkung zur Definition • Mitunter wird v i als Kontravarianter Tensor und vi als Kovarianter Tensor bezeichnet; entsprechend für höhere Stufen. • Diese Benennung ist als Kurzbezeichnung aufzufassen, die allerdings nicht präzise ist. • Es gibt Größen mit Tensor-Charakter, die nicht unmittelbar physikalische Größen sind; diese werden dann geometrische Objekte genannt, z.B. gij . Tensorfelder • Ausdehnung der Betrachtung von Tensoren in einem Ereignis P auf den gesamten Riemannschen Raum Bei Koordinatentransformationen dürfen sich physikalische Größen als Ganzes nicht ändern, wohl aber ihre Komponenten; phys. Größe ist objektiv, Komponenten sind subjektiv, da Koordinaten subjektiv. • Transformation von KS zu KS’ ξi ′ ′ ′ ′ = ξ i (ξ 1 , ..., ξ 4 ) = ξ i (ξ l ) = ξ i (ξ) (II.33) sowie die Umkehrtransformation ′ ′ ′ ξ i = ξ i (ξ 1 , ..., ξ 4 ) = ξ i (ξ l ) = ξ i (ξ ′ ) (II.34) 26 II. Mathematische Grundlagen • resultierende Transformation der Basisvektoren mit bi′ = Aji′ = ∂r ∂r ∂ξ j · = = bj · Aji′ ′ ∂ξ j ∂ξ i′ ∂ξ i ∂ξ j ∂ξ i′ (II.35) (II.36) Aji′ ist die Jacobi-Matrix oder die inverse Jacobi-Matrix. bi ′ ′ Aij mit ′ = = ′ ∂ξ i ∂ξ i ∂ξ j ′ = · = Aij · bj j ∂r ∂ξ ∂r ′ i ∂ξ ∂ξ j (II.37) (II.38) ′ Aij ist die Jacobi-Matrix oder die inverse Jacobi-Matrix. ′ • Aij und Akl′ invers: ′ Aij ′ · Ajl′ = ′ ∂ξ i ∂ξ j ∂ξ i i′ · = ′ ′ = δl′ j l l ∂ξ ∂ξ ∂ξ (II.39) • beliebiger Vektor v ′ ′ v = v i bi′ = v i Aji′ bj = v j bj ; vj v k′ = = ′ Aji′ v i ′ Akl v l (II.40) (II.41) (II.42) • analog für Tensoren höherer Stufen ′ ′ Ti j ′ ′ = Aik Ajl T kl usw. (II.43) Transformationsverhalten ist wesentliche Eigenschaft von Tensoren Definition: Tensoren sind physikalische oder Geometrische Größen, deren Komponenten sich bei Koordinatentransformation KS → KS ′ wie folgt verhalten: • Tensoren 0. Stufe S = S′ (II.44) • Tensoren 1. Stufe ′ ′ v i = Aik v k vi′ = Aki′ vk (II.45) (II.46) 4 Tensoren im Riemannschen Raum 27 • Tensoren 2.Stufe ′ Ti j ′ ′ = Aik Ajl T kl (II.47) Ti′ j ′ = Aki′ Alj ′ Tkl (II.48) ′ T ij ′ ′ T′ ij ( ′ Ti′j ′ ′ Aik = Alj ′ ′ Aki′ Ajl ̸= T ji′ i.A. = ′ Tlk (II.49) Tk l (II.50) ) (II.51) • Tensoren höherer Stufen analog • Rücktransformationen mit den jeweils inversen Matrizen Transformation der metrischen Fundamentalgleichung ′ ds2 = gik dξ i dξ k = gl′ m′ dξ l dξm′ ∂ξ i ′ l′ mit dξ i = = Ai l′ dξ l ′ dξ l ∂ξ ′ ′ (II.52) (II.53) ′ ′ ds2 = gik (ξ) Ail′ Akm′ dξ l dξ m = gl′ m′ dξ l dξ m 2 ist Tensor 0.Stufe ds gik Ail′ (II.54) Akm′ = gl′ m′ transformiert sich (II.55) wie die kovarianten Komponenten eines Tensors ′ Tranformationmatrizen Aij , Aij ′ , sind keine Tensorkomponenten. Im Minkowski-Raum gehen die Transformationsmatrizen in die Lorentz-Matrizen über: ′ ′ Aij → Lij (II.56) Aij ′ → Lij ′ (II.57) Lorentz- Transformation enthält nur Konstanten und gilt im gesamten Minkowski-Raum; ′ Transformations-Matrizen des Riemannschen Raumes sind ereignisabhängig, also Aij (ξ). Tensor-Operationen • Verjüngung eines Tensors = Kontraktion zweier Indizes = Summation über einen oberen und einen unteren Index: T = T ii , T i = T ikk = ˆ Spurbildung bei Tensor 2.Stufe = ˆ Skalarprodukt für T ik = Ai Gk Symmetrien für Tensoren 2.Stufe 28 II. Mathematische Grundlagen • Tik symmetrisch Tik = Tki ; T ik = T ki (ÜA) (N 2 − N )/2 + N = 12 (N 2 + N ) unabh. Komp., N = 4 ; 10 Komponenten • Tik antisymmetrisch Tik = −Tki ; T ik = −T ki (N 2 − N )/2 unabh. Komp. , N = 4 ; 6 Komponenten • T ik = T ki unsinnig! • Bachsche Klammern Tik = 1 1 (Tik + Tki ) + (Tik − Tki ) |2 {z } |2 {z } symmetr. (II.58) antisymm. =: T(ik) + T[ik] (II.59) Addition • nur für Tensoren gleicher Stufen und Typs ( gleiches Indexbild ) Tik + Vik = Wik (II.60) Multiplikation • Verallgemeinerung des dyadischen Produktes S ijk T lmn = Qi jklmn (II.61) Überschiebung • Multiplikation mit gleichzeitiger Verjüngung T ijk Sr k = Qij r (II.62) gij T j = Ti (II.63) v i wi = g ij vi wj = gij v i wj (II.64) • Spezialfall: Indexziehen • Spezialfall: Skalarprodukt ; v i , wi 5 Kovariante Ableitung und Parallelverschiebung • Spezialfall: „Länge“ eines Vektors v i raumartig >0 = 0 Nullvektor (lichtartig) vi v i <0 zeitartig 29 (II.65) Quotientensatz • T ij... sei Tensor • Nij... ? • Falls T ij... Nij... = invariant (Skalar) ; Nij... ist Tensor • Beweis: ÜA Spur eines Produktes aus 2-Stufigen Tensoren • sei Sik = Ski , alm = −aml • dann Sik aki = 0 • Beweis: (1) aik = g il g km alm = −g il g km aml = −g km g il aml = −aki (2) Sik aki = −Ski aik = −Sik a ki ; Sik a 5 ki ( Einarbeiten der Symmetrien) (k ; i) = 0 Kovariante Ableitung und Parallelverschiebung Partielle Ableitung der Komponenten eines Tensorfeldes ist im Riemannschen Raum i.a. kein Tensorfeld Notwendigkeit der Verallgemeinerung der Differentation auf die s.g. kovariante Ableitung, die bei Anwendung auf ein Tensorfeld wieder ein Tensorfeld ergibt 30 II. Mathematische Grundlagen • Beispiel vi, ′ ∂v i ∂ξ j ′ ′ vi ∂ ∂ξ j ′ ′ ∂v i ∂ξ j ′ ′ ′ ξ j = ξ j (ξ l ) ′ ̸= Aik Alj ′ (II.66) ∂v k (II.67) ∂ξ l ′ = Aik v k ∂ξ l ∂ = ∂ξ j ′ ∂ξ l ∂ = Alj ′ ∂ξ l ∂ ( ′ ) = Alj ′ l Ai k v k ∂ξ (II.68) (II.69) (II.70) (II.71) ′ i ∂v k l ∂Ak = + A vk ′ j ∂ξ l ∂ξ l ′ k ∂Aik k l i′ ∂v = Aj ′ Ak + j′ v ∂ξ l ∂ξ | {z } Alj ′ ′ Aik (II.72) (II.73) verschwindet im Minkowski-Raum, verschwindet nicht im Riemann- Raum Totales Differential eines Tensorfeldes ist damit i.a. auch kein Tensor: dv i = ∂v i dξ j = v i (ξ + dξ) − v i (ξ) ∂ξ j ′ (II.74) ′ klar, da sich v i (ξ + dξ) mit Aij (ξ + dξ) und v i (ξ) mit Aij (ξ) transformieren. Damit die Differenz zweier Tensoren (hier Vektoren) wieder einen Tensor (Vektor) ergibt, müssen die beiden Tensoren(Vektoren) am selben Ereignis betrachtet werden. Einführung einer abkürzenden Notation für die Parielle Ableitung v|ji := 5.1 ∂v i ∂ξ j . Kovariante Ableitung v sei Tensor und repräsentiere eine physikalische Größe ; v invariant gegenüber Koordinatentransformationen. Die Einführung der kovarianten Ableitung wird in zwei Varianten vorgestellt: 1. Variante (II.75) 5.1 Kovariante Ableitung 31 • dv sei infinitesimale Differenz dv = v(ξ + dξ) − v(ξ) (II.76) = v (ξ + dξ) bi (ξ + dξ) − v (ξ) bi (ξ) i i (II.77) = v (ξ + dξ) bi (ξ + dξ) − v (ξ + dξ) bi (ξ) i i + v i (ξ + dξ) bi (ξ) − v i (ξ) bi (ξ) = v (ξ + dξ) { bi (ξ + dξ) − bi (ξ) } + i { v (ξ + dξ) − v (ξ) i i = v i (ξ + dξ) dbi + dv i bi (ξ) } (II.78) bi (ξ) (II.79) (II.80) • zum gleichen Ergebnis kommt man mittels ( ) dv = d v i bi = dv i bi + v i dbi (II.81) • die beiden rechten Summanden sind für sich genommen keine Tensoren, denn dv i und auch dbi sind keine Tensoren • Umformung der rechten Seite dv = v i dbi − Γkil bk dξ l v i + Γkil v i dξ l bk + dv i bi { } { } dv = v i dbi − Γkil bk dξ l + dv i + Γikl v k dξ l bi (II.82) (II.83) Einführung neuer Bezeichnungen Dv i := Dbi := ( ) v i |l + Γikl v k dξ l ( ) dbi − Γkil bk dξ l := bi|l − Γkil bk dξ l dv i + Γikl v k dξ l := (II.84) (II.85) • die freien Parameter Γkil sind so zu bestimmen, dass Dbi k ; bi|l − Γil bk bm · bi|l − Γkil δkm Γm il = 0 (II.86) = 0 (II.87) = 0 (II.88) = b · bi|l ) 1 mk ( g gik|l + glk|i − gil|k 2 (II.89) s.ÜA = m (II.90) • damit ist Dvi bzw. v|li + Γikl v k ein Tensor, denn die einzelnen Größen verhalten sich bei 32 II. Mathematische Grundlagen Koordinaten-Transformation wie folgt ′ v i |l′ ′ Γik′ l′ ( ′ ) ∂ i′ ′ q ′ p ∂ = A Aiq v q = Apl′ Aiq v|p + Apl′ Aiq|p v q v ′ ′ l p l ∂ξ ∂ξ ∂ ∂ ′ ′ = bi l′ bk′ = Air br Apl′ p (Ask′ bs ) ∂ξ ∂ξ ∂ ′ ′ = Air Apl′ Ask′ br p bs + Air Apl′ Ask′ |p br bs ∂ξ = ′ ′ = Air Apl′ Ask′ Γrsp + Air Apl′ Ark′ |p i′ |l′ v +Γ i′ k ′ l′ v k′ i′ i′ v +Γ v k′ (II.93) k′ q = Aq Apl′ v|p + Apl′ Aq|p v q + Ar Apl′ Ask′ Γrsp Aq v q ′ i′ k ′ l′ (II.92) (II.94) i′ ′ + Air Apl′ Ark′ |p Akq v q i′ |l′ (II.91) i′ (II.95) i′ q + Ar Apl′ δqs Γrsp v q = Aq Apl′ v|p ′ ′ ′ + Apl′ Aiq|p v q + Apl′ Air Ark′ |p Akq v q | {z } = 0 s.u. ′ ′ q + Air Apl′ Γrqp v q = Aiq Apl′ v|p | {z } (II.96) (II.97) r↔q = ′ q Aiq Apl′ (v|p + Γqrp v r ) (II.98) • noch zu zeigen, dass sich obige 3. und 4. Summanden wegheben: ′ ′ zu zeigen: Aiq|p + Air Ark′ |p Akq ′ ′ ′ ′ Aqs′ Aiq|p + Air Ark′ |p δsk′ ′ ′ Aqs′ Aiq|p + Air Ars′ |p ′ ′ Ars′ Air|p + Air Ars′ |p ( ′ ) Air · Ars′ |p ! = 0 | · Aqs′ (II.99) = 0 (II.100) = 0 (II.101) = 0 (II.102) = δ i′ s′ |p =0 (II.103) q.e.d. 2. Variante • Betrachtung zweier benachbarter Tensoren v(ξ + dξ) und v(ξ) eines Tensorfeldes; i.a. wird v(ξ + dξ) ̸= v(ξ) sein außer für ein homogenes Tensorfeld. • dv = d(v i bi ) = dv i bi + v i dbi • Komponenten von b(P ) sind verschieden von den Komponenten von b(P ), weil 1. b(P ) ̸= b(P ) 2. die Basen in P und P unterschiedlich sind, d.h. selbst ein konstanter Vektor hätte in P und P verschiedene Komponenten • Zurückverschiebung von v(P ) nach P und Betrachtung der Komponenten von v(P ) in der Basis bei P 5.1 Kovariante Ableitung 33 Abbildung II.8: Tensorfeld Einführung des s.g. kovarianten Differentials Dv := v(ξ + dξ) − v(ξ) i (II.104) = D(v bi ) (II.105) = Dv · bi + vi Dbi |{z} (II.106) i =0 • Mit v i (ξ + dξ) als die Komponenten von v(P ) zur Basis in P gilt: Dv i ̸= v i (ξ + dξ) − v i (ξ) = dv i (II.107) • Mit ṽ i (ξ + dξ) als die Komponenten von v(P ) zur Basis in P gilt: Dv i = ṽ i (ξ + dξ) − v i (ξ) (II.108) • Ansatz ṽ i (ξ + dξ) = v i (ξ + dξ) − δv i δv i = −Γijk v j dξ k (II.109) (II.110) Γijk sind Übertragungskoeffizienten, Christoffel-Symbole • Einsetzen Dv i = v i (ξ + dξ) + Γijk v j dξ k − v i (ξ) = dv i + Γijk v j dξ k (II.111) (II.112) 34 II. Mathematische Grundlagen • Γijk sind so zu bestimmen, dass Dv i wieder ein Tensor (Vektor) ist und im MinkowskiRaum in dv i übergeht. • Es ergibt sich (s.ÜA) Γijk ∂bj 1 =b = g il k ∂ξ 2 i ( ∂gkl ∂gjl ∂gjk + k − ∂ξ j ∂ξ ∂ξ l ) (II.113) • Γijk = Γikj Die weiteren Umformungen gelten für beide Varianten gleichermaßsen. Definition der kovarianten Ableitung v i ||k über Dv i := v i ||k dξ k (II.114) • folglich gilt v i ||k = ∂v i + Γijk v j ∂ξ k (II.115) • Abkürzungen v i |k := ∂v i := ∂ξk v i := ∂k v i ∂ξ k (II.116) • oder auch v i ||k = v i |k + Γijk v j (II.117) • v i ||k ist Tensor, da Dv i als Tensor konstruiert wurde und dξ k ein Tensor ist • kontravariante Ableitung v i||k als Bezeichnung möglich, wenig gebräuchlich v i||k := g jk v i ||j (II.118) (II.119) • weiterhin gilt (Beweis ÜA) vi||k = vi|k − Γjik vj (II.120) Kovariante Ableitung für Tensoren anderer Stufen • 0.Stufe S||i = S|i (II.121) 5.1 Kovariante Ableitung 35 • 1.Stufe v i ||j = v i |j + Γijk v k , (II.122) vi||j = vi|j − Γkij vk (II.123) • 2.Stufe sei T ij = v i wj T ij||k = v i (II.124) ||k w j +v i wj||k (II.125) = (v i |k + Γikl v l )wj + v i (wj|k + Γjkm wk ) (II.126) = (v i wj )|k + Γikl v l wj + Γjkl v i wl (II.127) T ij||k = T ij|k + Γikl T lj + Γjkl T il (II.128) bzw. Tij||k = Tij||k − Γlik Tlj − Γljk Til (II.129) • usw. • Konsistenz für 0.Stufe S = v j vj S||i = S||i = (II.130) v j||i vj + v j vj||i = (v j|i + Γjil v l )vj v j|i vj + v j vj|i + Γjil v l vj − Γlji v j vl + v (vj|i − S||i = (v j vj )|i j Γlji vl ) (II.131) (II.132) (II.133) 2. kovariante Ableitungen i.a. nicht vertauschbar vi||k||p i.a. ̸= vi||p||k (II.134) (1.) m vi||k||p = vi||k|p − Γm ip vm||k − Γkp vi||m ( ) = vi|k − Γm ik vm |p ( ) r − Γm ip vm|k − Γmk vr ( ) r − Γm kp vi|m − Γim vr m = vi|k|p − Γm ik|p vm − Γik vm|p − − Γm ip vm|k Γm kp vi|m r + Γm ip Γmk vr r + Γm kp Γim vr (II.135) (II.136) (II.137) 36 II. Mathematische Grundlagen (2.) m vi||k||p − vi||p||k = −Γm ik|p vm + Γip|k vm − − − + (II.138) m Γm ik vm|p + Γip vm|k m Γm ip vm|k + Γik vm|p m Γm kp vi|m + Γpk vi|m r m r Γm ip Γmk vr − Γik Γmp vr r m r Γm kp Γim vr − Γpk Γim vr + ( ) m r m r m = Γm − Γ + Γ Γ − Γ Γ ip rk ik rp vm ip|k ik|p (II.139) q.e.d. Einfacher Beweis für Darstellung der Christoffel-Symbole vermittels Dbi = 0: • Hintergrund des kovarianten Differentials ist der Bezug auf die „alte“ Basis, d.h. Basis ändert sich bei kovarianter Ableitung nicht bi||k = bi|k − Γlik bl = 0 (II.140) m Γlik bl bm = Γlik δlm = Γm ik = b bi|k Γm ik (II.141) = b · b bn · bi|k , da m n (II.142) u · v = u vn = u · b v · bn = u · b bn · v (II.143) ( ) 1 m n Γm b b bi|k bn + bk|i bn (II.144) ik = 2 } { 1 m n b b (bi bn )|k − bi bn|k + (bk bn )|i − bk bn = 2 } 1 m n{ = b b (bi bn )|k + (bk bn )|i − (bi bk|n ) − (bi bk|n ) − (bk bi|n ) 2 ) 1 mn ( m g gin|k + gkn|i − gik|n Γik = (II.145) 2 n n n q.e.d. • gik||p = (bi · bk )||p = 0 Nachrechnen, dass Dv i Tensor ist Dv i = dv i + Γijk v j dξ k ( i ) ∂v i ∂bj j = + b v dξ k ∂ξ k ∂ξ k zu zeigen: ′ Dv i ′ = Ail Dv l .. . Geometrische Interpretation des kovarianten Differentials (II.146) (II.147) 5.2 Parallelverschiebung im krummlinigen Koordinatensystemen 37 • Betrachtung eines Vektors in P: a = ai (P ) bi (P ) • Parallelverschiebung dieses Vektors um dξ in das infinitesimal benachbarte Ereignis P : a = ai (P ) bi (P ) • da sich Basis bi ändert, ändern sich auch die Komponenten ai , ohne dass sich a ändert • zunächst Bildung von da da = 0 = a(P ) − a(P ) i i = da bi + a dbi ; da bi = −a dbi i i (II.148) (II.149) (II.150) Änderung der Basis muss durch Änderung der Komponenten kompensiert werden • Bildung des kovarianten Differentials Da (II.151) Da = 0 i i = Da bi + a Dbi (II.152) Dbi = 0 (II.153) hier gilt da a(P )zunächst nach P „zurückverschoben“ wird und damit in der Basis bei P betrachtet wird. Oder: a wird bei P betrachtet, indem die Basis von P zugrundegelegt wird. Folglich: Bei Betrachtung in der alten Basis ändern sich die Komponenten eines konstanten Vektors nicht: Dai = 0 5.2 (II.154) Parallelverschiebung im krummlinigen Koordinatensystemen • klar im flachen Raum, Hilfsgerade zw. P und P , Beibehaltung der Winkel des Vektors zur Geraden, eindeutig auch bei Polygonzug. • im gekrümmten Raum existiert keine Gerade, Gerade wird durch Geodäte (=kürzeste Entfernung zw. P und P ) ersetzt, Beibehaltung der Winkel zur Geodäten • kein Fernparallelismus im gekrümmten Raum, z.B. Kugeloberfläche, „Polygonzug“ auch Geodäten = Großkreissegmente Übertragung RQP ̸= Übertragung RP 38 Abbildung II.9: Parallelverschiebung Abbildung II.10: Parallelverschiebung auf einer Kugel II. Mathematische Grundlagen 5.2 Parallelverschiebung im krummlinigen Koordinatensystemen Zusammenfassung Tensoren im Riemannschen Raum Koordinatentransformationen KS ↔ KS ′ ′ ξi ′ = ξ i (ξ k ), ′ ξ k = ξ k (ξ i ) ′ ′ Aik = Aki′ = ∂ξ i , ∂ξ k ∂ξ k ∂ξ i′ Tensorkomponenten ′ ′ ′ ′ ′ ′ no r T i jk′ l′ m = Ain Ajo Apk′ Aql′ Am r T pq Quotientensatz T ij Qij = S , S Skalar (Invariante) , T ij Tensor −→ Qij Tensor smn anm = 0 wenn smn = snm und anm = −amn 39 40 II. Mathematische Grundlagen Kovariante Ableitung, kovariantes Differential Kovariante Ableitung v i ||k = v i |k + Γikl v l vi||k = vi|k − Γlki vl T ij||k = T ij|k + Γikl T lj + Γjkl T il Kovariantes Differential Dv i = v i ||k dξ k = dv i + Γikl v l dξ k Anwendung auf spezielle Objekte bi||k = 0, bi ||k = 0 gij||k = 0, g ij ||k = 0 Geometrische Interpretation von Dv i : v(ξ + dξ) − v(ξ) = dv i bi + v i dbi = Dv i bi Darstellung der infinitesimalen Differenz zweier Vektoren mittels nur einer Basis bi im Punkt ξ Christoffelsymbol 1 Γikl = bi bk|l = g im (gml|k + gmk|l − gkl|m ) 2 6 Geodäten 6 41 Geodäten Definition: Geodäte zwischen A und B im Riemannschen Raum ist Kurve mit kürzestem Abstand, also ∫B s= ds = A ∫B √ gik dξ i dξ k = Minimum (II.155) A Sei ξ p (λ) gesuchte Kurve mit λ zunächst als beliebiger Kurvenparameter Abbildung II.11: Variation des Weges von A nach B Hamiltonsche Prinzip ∫B √ gik ξ˙i ξ˙k dλ δ = 0, (II.156) A mit ξ˙p := dξ p dλ Lagrange-Funktion √ ˙ = L(ξ, ξ) ds gik ξ˙i ξ˙k = dλ (II.157) Lagrange II d ∂L ∂L − p =0 dλ ∂ ξ˙p ∂ξ (II.158) 42 II. Mathematische Grundlagen • Wobei ∂L ∂ξ p = ∂L ∂ ξ˙p = d ∂L dλ ∂ ξ˙p = 1 g ξ˙i ξ˙k 2L ik|p gpk ξ˙k 1 (gik δpi ξ˙k + gik ξ˙i δpk ) = 2L L gpk ξ˙k dL 1 (gpk ξ¨k + gpk|l ξ˙l ξ˙k ) − L L2 dλ (II.159) (II.160) (II.161) • Wahl eines geeigneten Kurvenparameters: λ = as + b (affiner Parameter; a,b Konstanten) ; L = dL dλ ds = const, dλ (II.162) (II.163) = 0, d.h. L=const entlang der Geodäten; jede Geodäte hat „ihr“ L ; 2 L > 0 raumartig L2 = 0 lichtartig 2 L < 0 zeitartig 1 gpk ξ¨k + gpk|l ξ˙l ξ˙k − gjk|p ξ˙j ξ˙k = 0 2 1 gpk|l ξ˙l ξ˙k = (g + gpk|l )ξ˙l ξ˙k 2 pl|k 1 gpk ξ¨k + (gpl|k + gpk|l − glk|p )ξ˙l ξ˙k = 0 | · g ip 2 ip g ξ¨i + (g + gpk|l − glk|p )ξ˙l ξ˙k = 0 2 pl|k ; (II.164) (II.165) (II.166) (II.167) • Geodätengleichung ; Minkowski- Raum ξ i = xi ξ¨i + Γikl ξ˙k ξ˙l = 0 (II.168) 6 Geodäten 43 gkl = ηkl , Γikl = 0 ẍi = 0 : ; x1 = v01 λ + x10 x2 = v02 λ + x20 x3 = v03 λ + x30 ct = cλ + cto Geodäte und kovariantes Differential Dv i = dv i + Γijk v j dξ k =: ξ˙i dλ = dξ˙i + Γijk ξ˙j dξ k vi = Dξ˙i Dξ˙i dλ Dξ˙i dλ (II.169) dξ i (II.170) | : dλ (II.171) = ξ¨i + Γijk ξ˙j ξ˙k = 0 = 0 (II.172) ist Geodäten-Gleichung in belieb. Koordinaten! (II.173) Alternative Form der Geodäten-Gleichung, wenn die Eigenzeit τ als Kurvenparameter verwendet wird: d( ) ξ¨n + Γnij ξ˙i ξ˙j = 0 (˙) = (II.174) dτ Substitution ξ˙n = un → n u̇ + Γnij ui uj (II.175) =0 (II.176) u̇n ausdrücken durch u̇n = dun ∂un dξ k = = uk|k uk dτ ∂ξ k dτ (II.177) ergibt uk|k uk + Γnik ui uk = 0 ( ) un|k + Γnik ui uk = 0 oder (II.178) (II.179) un||k uk = 0 (II.180) un ||k uk = 0 (II.181) 44 II. Mathematische Grundlagen Geodäten des verallgemeinerten Variationsproblems • jede Lagrange-Funktion L = F (σ) mit σ = gik ξ˙i ξ˙k führt auf Geodäten-Gleichung, wobei F beliebig monoton und differenzierbar ∫B ˙ F (σ(ξ, ξ))dλ =0, δ (II.182) A λ zunächst wieder beliebig. • L II d ∂F ∂F − dλ ∂ ξ˙p ∂ξ p ∂F ∂ξ p ∂F ∂ ξ˙p ; = 0 (II.183) = F ′ gik|p ξ˙i ξ˙k (II.184) = F ′ 2 gpk ξ˙k (II.185) d (F ′ 2 gpk ξ˙k ) − F ′ gik|p ξ˙i ξ˙k = 0 dλ • sei λ = s (affiner Kurvenparameter) ( )2 ( )2 ds ds ; σ = = = 1 entlang der Geodäten dλ ds 1 ; gpk ξ¨k + gpk|l ξ˙l ξ˙k − glk|p ξ˙l ξ˙k = 0 | g ip 2 i ¨ ; ξ + Γikl ξ˙k ξ˙l = 0 (II.186) (II.187) (II.188) (II.189) • somit auch L= m 2 m ṡ = gik ξ˙i ξ˙k 2 2 (II.190) brauchbar • für Geodäten-Gleichung wurde Dimension des Raumes nicht benötigt, somit kann für ˙a ˙b den 3-dim. flachen Raum L = m 2 gab ξ ξ gewählt werden; die kinetische Energie eines freien Teilchens der Masse m in generalisierten Koordinaten ξ a ; ξ¨a + Γabc ξ˙b ξ˙c = 0 (II.191) ist Geodäten-Gleichung bzw. mξ¨a = −mΓabc ξ˙b ξ˙c (II.192) wobei rechts die „Trägheitskräfte“ oder „Scheinkräfte“ stehen; eingeprägte Kräfte gibt es beim freien Teilchen nicht; Lösung ist natürlich die Gerade. Geodäten-Gleichung bei allgemeinem Kurvenparameter λ = f (s) 6 Geodäten 45 • Ausgangspunkt k dξ l d2 ξ i i dξ + Γ · kl ds2 ds ds dξ ds d2 ξ ds2 k dξ l d2 ξ i i dξ + Γ · kl dλ2 dλ dλ ; (II.193) = 0 dξ dλ · dλ ds d2 ξ dλ dξ d2 λ = · + · ds · dλ ds dλ ds2 ( ) d2 ξ dλ 2 dξ d2 λ = + · dλ2 ds dλ ds2 dξ i = h(λ) · dλ = d2 λ ds2 mit h(λ) = − ( )2 dλ bzw. d2 λ +h· ds2 ( dλ ds (II.194) (II.195) (II.196) (II.197) ds )2 (II.198) = 0 • neuer Parameter λ wäre wieder affin, wenn h = 0, dann λ = as + b Die Geodäten-Gleichung (II.196) ist äquivalent zu (II.186), wenn F (σ) = L = √ ds σ= dλ , σ = gik ξ˙i ξ˙k (II.199) gesetzt wird; also das ursprüngliche Variationsproblem (II.155) ∫B s= √ σdλ = Minimum A betrachtet wird. Beweis: Start von (II.186) ) d ( ′ F 2 gpk ξ˙k − F ′ gik|p ξ˙i ξ˙k = 0 dλ dF ′ 2gpk ξ˙k + F ′ 2gpk |i ξ˙i ξ˙k + F ′ 2gpk ξ¨k − F ′ gik|p ξ˙i ξ˙k = 0 dλ { } dF ′ 1 k ′ k i ˙k i ˙k ˙ ¨ ˙ ˙ 2gpk ξ + 2F gpk ξ + gpk|i ξ ξ − gik|p ξ ξ =0 dλ 2 { } 1 1 1 1 dF ′ ˙n np k i ˙k i ˙k i ˙k ¨ ˙ ˙ ˙ ξ +g gpk ξ + gpk|i ξ ξ + gpi|k ξ ξ − gik|p ξ ξ =0 F ′ dλ 2 2 2 1 dF ′ ˙n ¨n ξ + ξ + Γnik ξ˙i ξ˙k = 0 F ′ dλ (II.200) (II.201) (II.202) (II.203) (II.204) 46 II. Mathematische Grundlagen → 1 dF ′ ˙n ξ¨n + Γnik ξ˙i ξ˙k = − ′ ξ F dλ √ σ 1 F′ = √ 2 σ (II.206) F = 1 F′ 1 F′ (II.205) (II.207) ( ) dF ′ 1 dσ 1 d ds 2 =− √ 3 =− √ 3 dλ 4 σ dλ 4 σ dλ dλ ( ) ′ dF 1 ds d ds =− 2 dλ 2σ dλ dλ dλ ( ) ds ′ dF d ds ds dλ = − ( )2 ds dλ dλ dλ dλ dλ ( ) ( ) d 1 1 d dλ =− = ( )2 dλ ds dλ ds ds ds (II.208) (II.209) (II.210) (II.211) ds d2 λ ′ 2 1 dF = ( ds )2 ′ F dλ dλ ds ⇒ d2 λ 2 ξ¨n + Γnik ξ˙i ξ˙k = ( ds )2 dλ ds (II.212) (II.213) q.e.d. 6 Geodäten 47 Zusammenfassung Geodäten Verallgemeinerung der Geraden im Riemannschen Raum Kürzester Abstand: δ ∫B √ gik dξ i dξ k = 0 A Geodäten - Gleichung ξ¨i + Γikl ξ˙k ξ˙l = 0 dξ m ξ˙m = dλ , λ affiner Parameter 1.Zusatz: o.g. Geodäten-Gleichung auch für Lagrange-Funktionen der Form mit σ = gik ξ˙i ξ˙k ( ) m m ds 2 i ˙k ˙ z.B. L = gik ξ ξ = 2 2 dλ L = L(σ) 2.Zusatz: λ nicht affin d2 λ 2 ξ¨i + Γikl ξ˙k ξ˙l = − ( ds )2 ξ˙i dλ ds 48 II. Mathematische Grundlagen 7 Geodäten in 2-d Polarkoordinaten ds2 = dr2 + r2 dφ2 , r = ξ 1 , φ = ξ 2 g11 = 1 , g22 = r2 , g12 = 0 ) 1 im ( Γikl = g gmk|l + gml|k − gkl|m 2 ) 1 11 ( Γ111 = g g11|1 + g11|1 − g11|1 = 2 ) 1 11 ( 1 Γ12 = g g11|2 + g12|1 − g12|1 = 2 ) 1 11 ( Γ122 = g g12|2 + g12|2 − g22|1 = 2 ) 1 22 ( 2 g g21|1 + g21|1 − g11|2 = Γ11 = 2 ) 1 22 ( Γ212 = g g21|2 + g22|1 − g12|2 = 2 ) 1 22 ( 2 Γ22 = g g22|2 + g22|2 − g22|2 = 2 0 0 1 − 2r = −r 2 0 1 1 1 2r = 2 2r r 0 ξ¨i + Γikl ξ˙l ξ˙k = 0 1. ξ¨1 + Γ122 ξ˙2 ξ˙2 = 0 ; r̈ − rφ̇2 = 0 2. ξ¨2 + Γ212 ξ˙1 ξ˙2 + Γ221 ξ˙2 ξ˙1 = 0 ; 2 φ̈ + ṙφ̇ = 0 r 7 Geodäten in 2-d Polarkoordinaten 49 Geradengleichung einsetzen: ax + by = c y = mx + n ar cos(φ) + br sin(φ) = c ṙ(a cos φ + bsinφ) + r(−a sin φ + b cos φ)φ̇ = 0 r̈(a cos φ + bsinφ) + 2ṙ(−a sin φ + b cos φ)φ̇ + r(−a cos φ − b sin φ)φ̇2 + r(−a sin φ + b cos φ)φ̈ = 0 (r̈ − rφ̇2 )(a cos φ + b sin φ) + (2ṙφ̇ + rφ̈)(−a sin φ + b cos φ) = 0 ¨ (r̈ − rφ̇2 )(a cos φ + b sin φ) + (2ṙφ̇ + rvarphi)(−a sin φ + b cos φ) = 0 ; r̈ − rφ̇2 = 0, 2 φ̈ + ṙφ̇ = 0 r q.e.d. Geradengleichung ableiten: ; r̈ = rφ̇2 ṙ φ̈ = −2 φ̇ r η = φ̇ φ̈ η̇ ṙ = = −2 φ̇ η r ; (ln˙ η) = −2(ln˙ r) = 1 + const r2 const k = 2 2 r r k r2 k2 r2 ln η = ln ; η = φ̇ = ; r̈ = ( ˙ ) 1 ln 2 r 50 II. Mathematische Grundlagen Ansatz für r(λ) : √ r = 1 (2αλ + β) 2r α (2αλ + β)2 α 1 (2αλ + β)2 = − − r 2 2rr2 r 4r3 2 2 α (2αλ + β) k − − 3 = 0 3 r 4r r (2αλ + β)2 + 4k 2 ! = αλ2 + βλ + γ 4α 4αγ − β 2 β 2 + 4k 2 bzw k 2 = 4α 4 ṙ = r̈ = r̈ − k2 r3 ; r2 = ; αλ2 + βλ + γ = γ = Umschrift der Konstanten α, β, γ : r2 = x2 + y 2 = (vx λ + x0 ) + (vy λ + y0 )2 ; α = vx2 + vy2 β = 2vx x0 + 2vy y0 γ = x20 + y02 } 1{ 2 k2 = 4(vx + vy2 )(x20 + y02 ) − 4(vx x0 + vy y0 )2 } {4 2 2 2 k = vx x0 + vy2 y02 + vx2 y02 + vy2 x20 − vx2 x20 − vy2 y02 − 2vx vy x0 y0 [ ] k 2 = (vx y0 − vy x0 )2 = (v 0 × x0 )2z ∝ Drehimpuls ; ! k = −(vx y0 − vy x0 ) = (x0 × v)z ; φ̇ - Integration φ̇ > 0 bei „Rechtsdrehung“ 7 Geodäten in 2-d Polarkoordinaten √ φ̇ = 4αγ − β 2 ( 2α 1 )2 β λ + 2α + γ α − 51 φ̇ = φ̇ = β2 4α2 = γ β2 − 2 α 4α = φ̇ = √ 4αγ − β 2 k k 1 η= 2 = = 2 2 r αλ + βλ + γ 2 αλ + βλ + γ √ 2 4αγ − β 1 β 2α λ2 + α λ + αγ √ γ β2 1 − 2( ) 2 α 4α β2 β2 λ + 2α + αγ − 4α 2 β2 k2 β2 k2 + − = 4α2 α2 4α2 α2 1 1 k α = ( )2 ( β )2 2 α k β λ+ 2α λ + 2α + αk 2 1+ k α τ := dτ = φ = λ+ β 2α k α , α dλ k∫ α dλ k ( 1+ ∫ = φ = 1 β λ+ 2α )2 k α dτ = arctan τ + const 1 + τ2 β λ + 2α + const. arctan k α Umschrift der Konstanten α, β, k : ( φ = arctan ( α β λ+ k 2k ) + const vx2 + vy2 vx x0 + vy y0 φ = arctan − λ− vx y0 − vy x0 vx y0 − vy x0 ) Additionstheorem: arctan x + arctan y = arctan Wahl der Integrationskonstanten : λ=0 ; φ0 = arctan y0 x0 x+y 1 − xy + const 52 II. Mathematische Grundlagen ( ) vx x0 + vy y0 = arctan − + const v x y0 − v y x 0 vx x0 + vy y0 y0 const = arctan + arctan vx y0 − vy x0 x0 arctan y0 x0 const = arctan 1 vx x0 +vy y0 y0 vx y0 −vy x0 + x0 v x +v y − vxx y00−vyyx00 · xy00 (vx x0 + vy y0 )x0 + (vx y0 − vy x0 )y0 (vx y0 + vy x0 )x0 − (vx x0 + vy y0 )y0 ) ( vx (x20 + y02 ) vx const = arctan = arctan − vy −vy (x20 + y02 ) ( ) ( ) 2 2 vx + vy vx x0 + vy y0 vx φ = arctan − λ− + arctan − vx y0 − vy x0 vx y0 − vy x0 vy const = arctan v 2 +v 2 v x +v y − vx yx0 −vyy x0 λ − vxx y00−vyyx00 − vvxy ( ) φ = arctan v 2 +v 2 v x +v y 1 + − vx yx0 −vyy x0 λ − vxx y00−vyyx00 · vx vy −(vx2 + vy2 )vy λ − {(vx x0 + vy y0 )vy + (vx y0 − vy x0 ) · vx } φ = arctan (vx y0 − vy x0 )vy − (vx2 + vy2 )λvx − (vx x0 + vy y0 )vx −(vx2 + vy2 )vy λ − (vy2 + vx2 )y0 −(vy2 + vx2 )x0 − (vx2 + vy2 )vx λ v y λ + y0 y = arctan φ = arctan vx λ + x 0 x φ = arctan Zusammenfassung : √ √ αλ2 + βλ + γ = (vx λ + x0 )2 + (vy λ + y0 )2 = x2 + y 2 ( ) v y λ + y0 α β y φ = arctan λ+ + const = arctan = arctan k 2k vx λ + x0 x r = √ Gerade als Geodäte bestätigt! 8 Kovariante Differentialoperatoren Mittels kovarianter Ableitung ist Angabe von grad, rot, div in krummlinigen Koordinaten äußerst einfach. Determinante des metrischen Tensors • indizierter Index für nächste Rechnung i1 , . . . , i4 g = ∆i1 i2 i3 i4 g1i1 g2i2 . . . g4i4 (II.214) 8 Kovariante Differentialoperatoren 53 Differentiation nach ξ l mit Anwendung der Leibnitz-Produkt-Regel g|l = 4 ∑ ∆i1 ...i4 g1i1 . . . gnin |l . . . g4i4 (II.215) n=1 gnin |l = gnm|l δimn = gnm|l g mr grin g|l = = 4 ∑ n=1 4 ∑ (II.216) ∆i1 ...i4 g1i1 . . . gnm|l g mr grin . . . g4i4 (II.217) gnm|l g mr ∆i1 ...i4 g1i1 . . . grin . . . g4i4 (II.218) n=1 ( gnin zugunsten von grin ersetzt ) • Betrachtung der Summation über n und Summanden mit r ̸= n : enthalten sind Produkte grin · grir , die symmetrisch in in und ir sind; ∆i1 ...i4 ist aber antisymmetrisch, so dass alle diese Terme verschwinden. • überlebt nur Summand mit r = n : g|l = gnm|l g mn g −g|l = −g gnm|l g (ln(−g))|l = g mn (II.219) mn (II.220) (II.221) gnm|l Transformationseigenschaft von g gi′ j ′ = Aki′ Alj ′ gkl (II.222) • Determinantenbildung via gi′ j ′ ; g ′ g ′ = Ai′k gkl Alj ′ = = (II.223) det(Aki′ ) · g · det(Alj ′ )T {det(Akj′ )}2 g 2 = A g ( k) ( ) ∂ξ k mit A = det Ai′ = det ∂ξ i′ ; g i.a. kein Tensor (II.224) (II.225) (II.226) Jacobi - Det. (II.227) • g’,g ändern nie Vorzeichen! Da Riemannsche Räume betrachtet werden, die lokal die Einführung eines Minkowski-Systems gestatten, gilt g ′ , g < 0 . ϵ - Tensor 54 II. Mathematische Grundlagen • ∆ijkl ist i.a. Riemannschen Raum kein Tensor, wohl aber im Minkowski-Raum, denn ′ ′ dort gehen die Transformationsmatrizen Aij in die Lorentz-Matrizen Lij über • nach Definition des Levi-Civita-Symbols muss gelten ∆′... = ∆... , um Lorentz-Tensor zu sein, muss auch gelten ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ ∆i j k l = Lii Ljj Lkk Lll ∆ijkl (II.228) ( ′) det Lii = ∆ijkl L1i L2j L3k L4l (II.229) • nun gilt aber oder auch ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ ∆i j k l det(Lii ) = ∆ijkl Lii Ljj Lkk Lll ′ (II.230) • für eigentliche Lorentz-Transformationen ( auf die wir uns hier beschränken) gilt aber ( ′) det Lii = 1 und somit ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ ∆i j k l = Lii Ljj Lkk Lll ∆ijkl (II.231) und ∆ijkl ist Tensor im Minkowski-Raum oder Lorentz- Tensor • Durchführung einer Koordinatentransformation von Minkowski-Koordinaten zu beliebigen Krummlinigen Koordinaten und Definition von i′ j ′ k ′ l ′ ϵ ′ = nun ist i.a. = hier aber A = da von Minkowski- Raum mit g = ′ ′ ′ ′ ′ i′ j ′ k′ l′ A−1 · ∆ √ A ϵi j k l ′ ′ ∂ξ i ∂ξ j ∂ξ k ∂ξ l ijkl := ∆ ∂xi ∂xj ∂xk ∂xl ′ ′ ′ ′ = Aii Ajj Akk All ∆ijkl = √ ; (II.232) (II.233) (II.234) g′ , g (II.235) −g ′ , (II.236) −1 ausgegangen wurde; somit ′ ′ ′ ′ ∆i j k l √ ′ (II.237) −g 8 Kovariante Differentialoperatoren 55 • ϵijkl ist ein Riemann-Tensor 4. Stufe, denn ′ ′ ′ ′ ϵi j k l ′ ! ′ ′ ′ = Aii Ajj Akk All ϵijkl ′ ′ ′ ′ ∆i j k l ′ ′ ′ ′ ∆ijkl = Aii Ajj Akk All √ ′ −g ′ j ′ k ′ l′ i ∆ = A−1 √ −g √ g′ A = g √ ′ −g (II.238) (II.239) (II.240) q.e.d. Transformation des Volumenelementes • bekanntlich gilt d4 ξ = A d 4 ξ ′ | d4 ξ = dξ 1 dξ 2 dξ 3 dξ 4 ( i) A = det Aj ′ Jacobi - Determinante √ √ g′ −g ′ A = = g −g • folglich √ und −g d4 ξ = √ −g ′ d4 ξ ′ • gilt für beliebige Dimensionen und ebenso für g → −g • Beispiel: 3-dimensional ds2 = dx2 + dy 2 + dz 2 1 0 0 (gab ) = 0 1 0 0 0 1 g = 1 (II.242) (II.243) (II.244) √ −g d4 ξ ist Tensor 0. Stufe ξ = (x, y, z) (II.241) ξ ′ = (r, Θ, φ) ds2 = dr2 + r2 dΘ2 + r2 sin2 Θdφ2 1 0 0 0 (ga′ b′ ) = 0 r2 2 2 0 0 r sin Θ g ′ = r4 sin2 Θ dxdydz = r2 sin ΘdrdΘdφ Gradient in krummlinigen Koordinaten und beliebiger Dimension 56 II. Mathematische Grundlagen • kovariante Ableitung eines Skalars geht in partielle Ableitung über (II.245) S||k = S|k , k gradS = S|k b ( • Beispiel: 2-dim. Polarkoordinaten; (gab ) = |k (II.246) = S bk 1 0 0 ϱ2 ) ( , (g ab ) = 1 0 0 ) 1 ϱ2 (II.247) ξ = (ϱ, φ) ∂S S|1 = ∂ϱ ∂S S|2 = ∂φ (II.248) (II.249) g11 = b1 · b1 = 1 → |b1 | = 1 (II.250) =b ·b =1 → |b | = 1 (II.251) → |b2 | = ϱ 1 |b2 | = ϱ (II.252) g 11 1 1 1 Dann definieren wir eϱ := b1 = b1 mit |eϱ | = 1 g22 = b2 · b2 = ϱ2 1 g 22 = b2 · b2 = 2 ϱ Dann definieren wir eφ := → 1 ϱ b2 → (II.253) = ϱ b2 mit |eϱ | = 1 gradS = S|1 b1 + S|2 b2 = ∂S 1 ∂S eϱ + e ∂ϱ ∂φ ϱ φ . (II.254) Die Rotation ist eine an den 3-dimensionalen Raum angepasste Konstruktion. Ihre Verallgemeinerung für beliebige Dimensionen ist der folgende antisymmetrische Tensor: • Definition: antisymmetrischer Tensor vi||k − vk||i (II.255) vi||k − vk||i = (vi|k − Γpik vp ) − (vk||i − Γpki vp ) = vi|k − vk|i (II.256) • folglich • Besonderheit in 3 Dimensionen va||b − vb||a hat 3 unabhängige nichtverschwindende Komponenten ; Zusammenfassung in einem 3-Vektor kartesisch: 1 (rotv)a = ∆abc vc|b = ∆abc (vc|b − vb|c ) 2 (II.257) 8 Kovariante Differentialoperatoren 57 krummlinig: (rotv)a = = = 1 abc ϵ (vc||b − vb||c ) 2 1 ∆abc √ (v − vb|c ) 2 g c|b 1 √ ∆abc vc|b g (II.258) Divergenz in krummlinigen Koordinaten und beliebigen Dimensionen • Minkowski-Raum : div v = v i |i • Riemannscher Raum : div v = v i ||i v i ||i = v i |i + Γiik v k (II.259) • Kontraktion des Christoffel-Symbols 1 im g (gmi|k + gmk|i − gik|m ) 2 = g im gik|m Symmetrie i ↔ m Γiik = g im gmk|i Γiik = 1 im 1 g|k g gmi|k = 2 2 g √ ( −g)|k √ = (ln −g)|k = √ −g (II.260) (II.261) (II.262) • Daher 1 √ v i ||i = v i |i + √ ( −g)|k v k −g √ 1 v i ||i = √ ( −gv k )|k −g (II.263) (II.264) Gaußscher Satz in krummlinigen Koordinaten und beliebigen Dimensionen • kartesisch, 3-dim. ∫ ∫ a d3 x v|a = V • Minkowski - Raum (II.265) dfi v i (II.266) (V ) ∫ ∫ 4 d x V dfa v a v|ii = (V ) 58 II. Mathematische Grundlagen • Riemannscher Raum ∫ ∫ ∫ √ √ 4 i 4 √ i −g d ξ v||i = d ξ( −gv )|i = dfi −gv i V V (II.267) (V ) Bemerkung zu Integralsätzen im Riemannschen Raum • Gaußscher Satz im 4-dim Raum verknüpft 4-dim Volumen mit 3-dim Hyperfläche • Es existieren weitere Integralsätze: Verknüpfung einer 3-dim Hyperfläche mit 2-dim Fläche sowie Verknüpfung einer 2-dim Fläche mit einem Kurven-Integral (äquivalent zum Stokesschen Satz). 8 Kovariante Differentialoperatoren 59 Zusammenfassung Kovariante Differentialoperatoren Verallgemeinerung von grad,rot,div etc. im RR mittels kovarianter Ableitung grad S −→ S||i = S|i rot v −→ div v −→ vi||k − vk||i = vi|k − vk|i 1 √ v i ||i = √ ( −gv i )|i −g Determinante des metrischen Tensors g = det(gik ) = ∆ijkl g1i g2j g3k g4l Transformation von g g ′ = A2 g A = det(Aki′ ) ∂ξ k Aki′ = ∂ξ i′ Levi-Civita-Symbol ′ ′ ′ ′ ∆i j k l = ∆ijkl ( kein Riemann - Tensor ) ϵ - Tensor ∆ijkl ϵijkl = √ −g Volumenelement ( Riemann - Tensor ) d4 ξ := dξ 1 dξ 2 dξ 3 dξ 4 √ −g ′ d4 ξ ′ = √ −gd4 ξ ( Riemann - Tensor 0. Stufe ) 60 II. Mathematische Grundlagen Gaußscher Satz ∫ V √ v i ||i −gd4 ξ = ∫ V √ ( −gv i )|i d4 ξ = ∫ (V ) √ −g v i dfi 9 Spezielle Koordinatensysteme 9 61 Spezielle Koordinatensysteme Orthogonale Koordinaten • es gilt ds2 = g11 (dξ 1 )2 + g22 (dξ 2 )2 + g33 (dξ 3 )2 + g44 (dξ 4 )2 = 0 für i ̸= j (II.269) = 0 (II.270) bi ⊥ bj (II.271) gij bzw. bi · bj bzw. (II.268) • orthogonale Koordinaten sind nicht immer einführbar, denn: KS’ sei beliebiges nichtorthogonales System KS sei das zu erzeugende orthogonale System ξk = ξ k (ξ ′ ) Transformation ξ ′ → ξ k ̸= l : ′ gi′ j ′ Aik Ajl ′ = gkl = 0 ′ = ˆ 6 part. Dgln für 4 Funktionen ξ k (ξ ′ ) bzw. ξ i (ξ) • orthogonale Koord. in 3-dim. Raum a ̸= b : ′ ′ gc′ d′ Aca Adb = gab = 0 3 part. Dgln für 3 Funktionen ξ a (ξ ′ ) , i.a. möglich auf eine bestimmte Weise • orthogonale Koordinaten im 2-dim Raum gab = 0; a, b = 1, 2 1 Bedingung für 2 Funktionen ξ a (ξ ′ ) ; mehr als eine Möglichkeit des Übergangs von beliebigen zu orthogonalen Koordinaten Zeitorthogonale Koordinaten ξ 4 nennen wir „Zeit“ , z.B. ξ 4 = ct • es gilt ds2 = gab dξ a dξ b + g44 (dξ 4 )2 , ga4 = 0 ⇒ g a4 = 0 also ba · b4 = 0 , ba ⊥ b4 (ÜA) 62 II. Mathematische Grundlagen • immer einführbar, denn ga4 = 0 sind 3 Bedingungsgleichungen für 4 Funktionen ξ i (ξ ′ ); es ist sogar erreichbar ds2 = gab dξ a dξ b ± (dξ 4 )2 (Gaußsche Koordinaten) ′ (II.272) ′ Vorstellung einer Strömung eines Fluides im 3-dim Raum, wobei ξ a räumliche und ξ 4 zeitliche Koordinaten darstellen. Ist es nun möglich, ein Koordinatensystem KS zu finden, dass vollständig mit dem Fluid mit schwimmt, und damit das Fluid in dem zu findenden Koordinatensystem dann ruht? • Geschwindigkeitsfeld ′ ′ ui (ξ) = dξ i dλ (II.273) mit λ invarianter Parameter, z. B. s • KS’ beliebig • KS mitbewegt, d.h. ua = 0 , u4 ̸= 0 • mitbewegte Koordinaten sind immer einführbar, denn: ua ′ , da ui ∝ dξ i ∂ξ a j ′ = 0 : 0 = u ∂ξ j ′ = ˆ 3 entkoppelten Dgln. für ui = Aij ′ uj (II.274) (II.275) ξ a (ξ ′ ) ′ ⇒ ξ (ξ ) bestimmbar a (II.276) (II.277) • u4 kann nicht zu 0 transformiert werden, denn dann entstünde homogenes System ∂ξ i j ′ u ∂ξ j ′ 0 = (II.278) und die Jacobi- Determinante verschwindet; es wird jedoch gefordert ( i) ∂ξ det = det(Aij ′ ) ̸= 0 ∂ξ j ′ (II.279) Lokale Minkowski - Koordinaten • ein Koordinatensystem mit in jedem Ereignis orthogonalen Koordinatenlinien lässt sich im 4-dim. Riemannschen Raum i.a. nicht einführen (s.o.) • in einem beliebig vorgegebenen Punkt ξ0 sind orthogonale Koordinaten aber sehr wohl möglich; anschaulich klar; mathematisch klar, da die konstante Metrik gi′ k′ (ξ0′ ) immer auf Hauptachsen transformiert werden kann, also ′ ′ ds2 = g1′ 1′ (ξ0′ )(dξ 1 )2 + ... + g4′ 4′ (ξ0′ )(dξ 4 )2 (II.280) 9 Spezielle Koordinatensysteme 63 sowie Koordinaten- Streckung ξ1 = √ ′ |g1′ 1′ | ξ 1 , usw , also (II.281) = ±(dξ ) ± (dξ ) ± (dξ ) ± (dξ ) 2 1 2 ds 2 2 3 2 4 2 (II.282) • aus mathematischer Sicht lässt sich über die Vorzeichen keine weitere Aussage machen; aus physikalischer Sicht fordern wir den Anschluss an den Minkowski-Raum (3+,1-) , also z.B. ds2 = (dξ 1 )2 + (dξ 2 )2 + (dξ 3 )2 − (dξ 4 )2 2 ds i = ηij dξ dξ j (II.283) (II.284) • Bemerkung: In physikalisch relevanten Räumen kann es singuläre Ereignisse geben, in denen ds2 = ηij dxi dxj (II.285) nicht möglich ist, z.B. im Innern Schwarzer Löcher • im Ereignis ξ0 ist damit ein Minkowski-System eingeführt; ein solches Minkowski-System kann sogar noch auf die (differentielle) Umgebung von ξ0 ausgedehnt werden • Beispiel im 2-dim Raum ξ0 Abbildung II.12: Tangentialfläche Abweichungen zwischen Fläche und Tangentialebene in Umgebung von ξ0 von 2.Ordnung • 4- dim. Raum : Projektion der Koordinaten des Tangential-Minkowski-Raumes auf den 64 II. Mathematische Grundlagen Riemannschen Raum bei ξ0 ⇒ 1 gmn (ξ) = ηmn + dmnjk (ξ i − ξ0i )(ξ k − ξ0k ) 2 k k für ξ ∈ U (ξ0 ) (II.286) oder mit xi = ξ i − ξ0i 1 gmn (x) = ηmn + dmnik xi xk 2 (II.287) • Tangential-Minkowski-Raum wird lokal ebenes System genannt • Bedingung gmn|p (ξ0 ) = 0 (II.288) ist als Definitions- Gleichung für die lokalen Minkowski-Koordinaten aufzufassen • damit verschwinden im lokalen Minkowski-System auch alle Christoffel-Symbole: Γimn (ξ0 ) = 0 , (II.289) jedoch nicht die Ableitungen Γimn|p (ξ0 ) ̸= 0 (i.a.) (II.290) • wg. Γimn = 0 gehen Geodäten-Gleichungen allg. k l d2 ξ i i dξ dξ + Γ kl dλ2 dλ dλ = 0 (II.291) ( λ affiner Parameter ) in d2 xi dλ2 = 0 (II.292) über; gilt natürlich nur lokal; d.h. Koordinatenlinien sind Geodäten, z.B. x1 variabel; x2 , x3 , x4 je konstant ⇒ lokales Minkowski-System wird auch lokal geodätisches System genannt. • wie gut die Ersetzung des gekrümmten durch den Tangentialraum ist, hängt von der Grösse der Koeffizienten dmnik ab; als Maß für Krümmung des Raumes zu vermuten • lokal geodätische Systeme sind genau die Systeme der klassischen Physik! Interpretation von Koordinatensystemen • Koordinaten sind Namen für Ereignisse in der Welt • Koordinaten haben mit physikalischen Eigenschaften zunächst nichts zu tun 9 Spezielle Koordinatensysteme 65 • Auswahl spezieller Koordinaten durch reine Zweckmäßigkeit, manche sind leichter interpretierbar • alle Koordinatensysteme sind gleichwertig • nach Einführung eines Koordinatensystems lässt sich die Metrik des Raumes ausmessen: Längen, Winkel, ... • als physikalische Messgrößen eignen sich nur solche Größen, die unabhängig von Koordinatesystem sind; Messgrößen lassen sich invariant schreiben • Inertialsysteme sind lokal immer einführbar; physikalisch sind sie letzlich nicht ausgezeichnet, da sie global nicht existieren • Historische Bemerkung: Streit zw. Ptolemäus und Kopernikus; physikalisch gleichwertig und „richtig“ , heliozentrisches System ist zweckmäßiger und es ist in größeren Umfeld näherungsweise inertial; heliozentr. System ist unbestritt. philosoph. Fortschr. 66 9.1 9.1.1 II. Mathematische Grundlagen Zusammenfassung Spezielle Koordinatensysteme Orthogonale Koordinaten ds2 = g11 (dξ 1 )2 + g22 (dξ 2 )2 + g33 (dξ 3 )2 + g44 (dξ 4 )2 gik = bi bk = 0, bi ⊥ bk für i ̸= k 4 - dim. RR : nicht immer einführbar 3 - dim. RR : eindeutig einführbar 2 - dim. RR : mehrdeutig einführbar Zeitorthogonale Koordinaten : ξ 4 = ct ds2 = gab dξ a dξ b + g44 dct2 ga4 = ba b4 = 0, ba ⊥ b4 immer einführbar z.B. Gaußsche Koordinaten: g44 = ±1 ds2 = gab dξ a dξ b ± dct2 Mitbewegte Koordinaten ui = ! dξ i , dλ ua = 0 , immer einführbar Lokale Minkowski - Koordinaten ( Lokale IS) ξ ∈ U (ξ0 ) : mathematisch: physikalisch: ds2 = gik (ξ0 )dξ i dξ k ′ ′ ′ ′ = ±(dξ 1 )2 ± (dξ 2 )2 ± (dξ 3 )2 ± (dξ 4 )2 ′ ′ ′ ′ = (dξ 1 )2 + (dξ 2 )2 + (dξ 3 )2 − (dξ 4 )2 10 Krümmungstensor 10 67 Krümmungstensor • bisher stand Krümmung der Koordinaten im Vordergrund, Krümmung des Raumes nur am Rande, Standardbeispiel Kugeloberfläche im 2 dim. Raum • krummlinige Koordinaten sind natürlich auch im flachen Raum möglich, z.B. ebene Polarkoordinaten ds2 = dρ2 + ρ2 dφ2 ( ) 1 0 (gab ) = a, b = 1, 2 0 ρ2 (II.293) (II.294) • im flachen Raum existiert eine Koordinatentransformation ξ ⇒ x, x i′ bzw. ξ i ′ = xi (ξ j ) = ξ i (xj ) ′ die die krummlinigen Koordinaten ξ in kartesischen Koordinaten bzw. Minkowski-Koordinaten x überführt • die Koordinatentransformation findet man auf folgende Weise, es gilt ηi′ j ′ ∂ξ k ∂ξ l · gkl (ξ) ∂xi′ ∂xj ′ ′ ′ ∂xk ∂xl · ηk′ l′ = ∂ξ i ∂ξ j = Aki′ Alj ′ gkl = ′ ′ bzw. gij (ξ) = Aki Alj ηk′ l′ (II.295) (II.296) • z.B. die untere Gleichung ist aufzufassen als System von Dgl. für die gesuchten Funktio′ ′ nen xi (ξ j ) ; gesucht sind 4 Funktionen xi (ξ j ) bei 10 Dgln. , d.h. ∃ nur Lösungen unter bestimmten Bedingungen, eben wenn gij (ξ) einen flachen und nicht wirklich gekrümmten Raum beschreibt • technisch leicht lösbar ist das Dgl-System i.a. nicht, so dass dies als Bewertungskriterium für die Raum-Krümmung entfällt 68 II. Mathematische Grundlagen • 1. Beispiel: Ebene Polarkoordinaten ⇒ ebene kartes. Koordinaten ds2 = dρ2 + ρ2 dφ2 = dx2 + dy 2 1 : KS (II.298) 2′ ′ (II.299) (ξ , ξ ) = (ρ, φ) 1′ (II.297) 2 (x , x ) = (x, y) gab (ρ, φ) = 11 : 22 : 12 : : KS ′ ∂xc ′ ∂xd ∂ξ a ∂ξ b ∂x ∂x ∂y ∂y + a b a b ∂ξ ∂ξ ∂ξ ∂ξ ( )2 ( )2 ∂x ∂y 1 = + ∂ρ ∂ρ ( )2 ( )2 ∂x ∂y ρ2 = + ∂φ ∂φ ∂x ∂x ∂y ∂y 0 = + ∂ρ ∂φ ∂ρ ∂φ δc′ d′ = (II.300) (II.301) (II.302) (II.303) Lösung: x = ρ cos φ (II.304) y = ρ sin φ (II.305) ? • 2. Beispiel: Kugeloberfläche −→ ebenen kartesischen Koordinaten ds2 = R02 (dΘ2 + sin2 Θdφ2 ) , 1 2 1 2 R0 = const. (II.307) (ξ , ξ ) = (Θ, φ) , (x , x ) = (x, y) 11 : 22 : 12 : ( ∂x ∂Θ )2 ( )2 ∂y ∂Θ ( )2 ( )2 ∂x ∂y R02 sin2 Θ = + ∂φ ∂φ ∂x ∂x ∂y ∂y 0 = + ∂Θ ∂φ ∂Θ ∂φ R02 = (II.306) + (II.308) (II.309) (II.310) (II.311) keine globale Lösung, nur lokale Lösungen z.B. für |Θ| << 1 , d.h. sin Θ ≈ Θ , dann Struktur des Dgl. - Systems genau wie im 1. Beispiel : R0 wegnormieren Θ↔ρ φ↔φ Beispiele verifizieren noch einmal, dass • gik hängen ab von der Struktur des Riemannschen Raumes • gik hängen ab von Koordinaten • gik ist es nicht leicht anzusehen, ob der Raum flach oder gekrümmt ist 10 Krümmungstensor 69 Konstruktion des Krümmungstensors • Raum ist flach, wenn Krümmungstensor verschwindet (wird unten gezeigt ) • Krümmung hängt wesentlich mit Nichtvertauschbarkeit der zweiten kovarianten Ableitungen eines Vektors zusammen • vgl. Formel Abschnitt (II.139) vi||k||p − vi||p||k = −Rmikp vm (II.312) mit Def.: Krümmungstensor Rmikp m r m r m Rmikp := Γm ik|p − Γip|k + Γik Γrp − Γip Γrk (II.313) Kontraktion des Krümmungstensors Def.: Ricci - Tensor Rip Rip := Rmimp = g km Rmikp (II.314) R := Ri i = g ip Rip (II.315) Rip = Rpi (II.316) Def.: Krümmungsskalar R Es gilt Darstellung mit 2. Ableitungen der Metrik Rmikp = gms Rsikp Rmikp = gms (Γsik|p (II.317) − Γsip|k + Γrik Γsrp − Γrip Γsrk ) (II.318) Zwischenrechnung gmn Γnps + gsn Γnpm = gms|p = ˆ gms||p = 0 (II.319) gms Γsik|p = (gms Γsik )|p − gms|p Γsik 1 (g + gmk|i − gik|m )|p − (gmn Γnps + gsn Γnpm )Γsip = 2 mi|k (II.320) zurück zu Rmikp 1.Term 70 II. Mathematische Grundlagen 2.Term p↔k gms Γsip|k = 1 (g + gmp|i − gip|m )|k − (gmn Γnks + gsn Γnkm )Γsip 2 mi|p (II.321) Differenz 1. - 2. Term gms (Γsik|p − Γsip|k ) = 1 (g − gik|m|p − gmp|i|k + gip|m|k ) 2 mk|i|p n s − gmn Γps Γik − gsn Γnpm Γsik (II.322) + gmn Γnks Γsip | {z } fallen weg gegen 3. und 4. Term in Rmikp + gsn Γnkm Γsip | {z } bleiben erhalten 3.Term gms Γrik Γsrp = gmn Γsik Γnsp (s → n, r → n) (II.323) gms Γrip Γsrk = gmn Γsip Γnsk (II.324) 4.Term • Krümmungstensor mit 2.Ableitungen der Metrik folgt zu Rmikp = 1 (g + gip|m|k − gmp|i|k − gik|m|p ) 2 mk|i|p + gsn (Γsip Γnmk − Γsik Γnpm ) (II.325) Symmetrie des Krümmungstensors u. Ricci-Tensors • aus obiger Relation für Rmikp folgt Rmikp = Rkpmi (II.326) Rmikp = −Rimkp = −Rmipk = Rimpk (II.327) Rmikp + Rmpik + Rmkpi = 0 =: Rm<ikp> 1 :3 :2 : 1 + gip|m|k gmp|i|k ( g Rmikp = − 2 mk|i|p (II.328) Rmpik = Rmkpi = − 1 ( 2 + 1 ( 2 + (II.329) :b :a n n : 4) + gsn ( ΓsΓ Γsik gik|m|p Γ mp ) ip mk − :2 : 1 − gpi|m|k :6 : 5 + gpk|m|i gmk|p|i gmi|p|k ) − :a : c − ΓsΓ n n Γspk gsn ( Γ mi pi mk ) :5 : 4 − gmi|k|p gki|m|p − : b − Γs Γ :c n Γski gsn ( Γ n mi ) mp kp :3 + gmp|k|i Ri ikp = g im Rmikp = 0 : 6) gkp|m|i (II.330) (II.331) (II.332) (II.333) (II.334) (II.335) 10 Krümmungstensor 71 • Rip = g mk Rmikp = g mk Rkpmi = Rpi (II.336) Anzahl unabhängiger Komponenten von Rmikp (vgl. Fließbach, ca. S.92) • Rmikp im N-dim. Raum: N 4 Komponenten, 44 = 256, aber meist 0. • wg. Antisymmetrie in (mi) und (kp) kann jeder Doppelindex (mi) bzw. (kp) genau M= N2 − N N (N − 1) = 2 2 (II.337) Werte annehmen • Bzgl. dieser beiden Doppelindizes ist R(...)(...) ein symmetrischer Ausdruck mit M2 − M M (M + 1) +M = 2 2 (II.338) Elementen. • somit zunächst 1 N (N − 1)[ 12 N (N − 1) + 1] M (M + 1) 1 = 2 = {(N 2 − N )(N 2 − N + 2)} (II.339) 2 2 8 • bzgl. der Einschränkungen durch die „zyklische“ Symmetrie folgende Überlegung; Einarbeiten der bereits benutzten Symmetrien, also Antisymmetrie m ↔ i , k ↔ p sowie Symmetrie (mi) ↔ (kp) auf folgende Weise: Rmikp = 1 (Rmikp − Rimkp − Rmipk + Rimpk 8 +Rkpmi − Rpkmi − Rkpim + Rpkim ) (II.340) → Rm<ikp> hat 24 = 4! Terme mit jeweils verschiedener Reihenfolge der 4 Indizes. Jede Permutation ergibt ein Minuszeichen der Gesamtsumme −→ Gesamtsumme ist total antisymmetrisch −→ Rm<ikp> ist nur nichttriviale zusätzliche Bedingung, wenn alle 4 Indizes verschieden sind; es gibt ( ) { N! N (N −4)!4! N ≥ 4 = (II.341) 4 0 N <4 Möglichkeiten, vier verschiedene Indexwerte aus N auszuwählen; 72 II. Mathematische Grundlagen • Anzahl CN der unabhängigen Komponenten CN = = = = CN = ( ) 1 2 N 2 (N − N )(N − N + 2) − 4 8 1 2 N (N − 1)(N − 2)(N − 2) (N − N )(N 2 − N + 2) − 8 24 3(N 4 − 2N 3 + 3N 2 − 2N ) − (N 4 − 6N 3 + 11N 2 − 6N ) 24 2N 4 − 2N 2 24 1 2 2 N (N − 1) 12 (II.342) • C1 = 0 C2 = 1 C3 = 6 C4 = 20 • unabhängige Komponenten des Ricci-Tensors Rip = −→ (II.343) Rpi 10 Komponenten bei N = 4 Beispiele • 1-dim Raum: Krümmungstensor verschwindet immer, C1 = 0 ξ = (ξ 1 ) ds2 = g11 (dξ 1 )2 ′ Weglänge s kann als Koordinate ξ 1 gewählt werden, √ ds = ± |g11 (ξ 1 )|dξ 1 ′ ds2 = ±(dξ i )2 −→ g1′ 1′ = ±1, äußere Krümmung der Kurve in einem höherdimensionalen Raum spielt keine Rolle; wichtig ist nur die innere Krümmung; nur diese beeinflußt Längen- und Winkelmessung, also die Metrik. 10 Krümmungstensor 73 • 2- dim. Raum : C2 = 1 , nichtverschwindend nur R1212 = −R2112 = −R1221 = R2121 , diese eine Komponente lässt sich durch den Krümmungsskalar R ausdrücken: Ricci- Tensor Rip = Rmimp = g ms Rsimp 11 (II.344) 12 21 22 Rip = g R1i1p + g R1i2p + g R2i1p + g R2i2p 22 22 (II.345) (II.346) R11 = g R2121 = g R1212 R12 = g R2112 = −g R1212 (II.347) R21 = g R1221 = R12 = −g R1212 (II.348) 21 12 12 12 11 11 (II.349) R22 = g R1212 = g R1212 Krümmungsskalar R = Ri i = g ij Rji (II.350) R = (g 11 g 22 − g 12 g 12 − g 12 g 12 + g 22 g 11 )R1212 (II.351) ik (II.352) R = 2 det(g )R1212 R1212 R = 2 g (II.353) Beispiel: Kugeloberfläche ( (gik ) = a2 0 0 a2 sin2 ϑ ) R1212 = −a2 sin2 ϑ 2 R = − 2 a (II.354) (II.355) (II.356) vgl. Gaußsche Krümmung κ= 1 R 1 = − = 2 ρ1 ρ2 2 a (II.357) Verifikation der Krümmungseigenschaft von Rmikp 1.Richtung : Wenn der Raum flach ist, dann Rmikp = 0: • im flachen Raum sind kartesische oder Minkowski-Koordinaten möglich −→ Γikl = 0 −→ Rmikp = 0 (II.358) (II.359) • da Rmikp ein Tensor ist, verschwindet er in jedem Koordinatensystem des zugrunde liegenden Raumes, wenn er im kartesischen bzw. Minkowski-Koordinatensystem verschwindet. 74 II. Mathematische Grundlagen 2.Richtung: Wenn Rmikp = 0, dann ist Raum flach: • andere Formulierung: Wenn Rmikp = 0, dann ist immer ein globales kartesisches oder Minkowski-System einführbar • jetzt soll gezeigt werden, dass ein verschwindender Krümmungstensor gerade die Integrabilitätsbedingung für das Auffinden der Koordinatentransformation von krummlinigen zu kartesischen bzw. minkowskischen Koordinaten darstellt ′ ′ ξ → x′ ; xi = xi (ξ k ) bzw. ′ dxi (II.360) i′ ∂x ′ dξ k = Aik dξ k ∂ξ k = (II.361) • 2 Schritte : ′ ′ (1) Aik , (2) xi ′ • Berechnung der Transformationskoeffizienten Aik aus der Forderung, dass ChristoffelSymbole im flachen Raum verschwinden • zunächst: allg. Transformationsverhalten der Christoffel-Symbole, dazu Basisvektordarstellung am schnellsten Γikp = bi bk|p b i = bk = bk|p = bk′ |p = ( vgl. (II.113) oder (II.141) ) ′ Aii′ bi ′ Akk bk′ ′ (Akk bk′ )|p ′ Apk|p bk′ (II.362) (II.363) (II.364) = ′ Akk|p bk′ k′ + ′ Akk bk′ |p (II.365) p′ (II.366) + Ak Ap bk′ |p′ k′ p′ i′ k′ p′ i′ k′ p′ i′ k′ i′ Γikp = Aii′ Ak Ap b bk′ |p′ + Ai Ak|p b bk′ Γikp = Aii′ Ak Ap Γ (II.367) i′ + Aii′ Ak|p (II.368) ′ • flacher Raum : Γik′ p′ = 0 −→ ′ Γikp = Aii′ Aik|p j′ bzw. nach Multiplikation mit Aji j′ Ak|p = Γikp Ai ′ (II.369) (II.370) ′ ′ ist Dgl.-System für die Ajk ; p= 1,...,4 Dgl. pro Ajk → überbestimmt, Gleichungen aber nicht unabhängig voneinander. • da 2.partielle Ableitungen vertauschbar, also ′ ′ Ajk|p|r = Ajk|r|p (II.371) 10 Krümmungstensor 75 dann muss gelten ( ) ( ) ′ ′ Γikp Aji − Γikr Aji = 0 (II.372) Γikp|r Aji + Γikp Aji|r − Γikr|p Aji − Γikr Aji|p = 0 ( ) ′ ′ ′ Γikp|r − Γikr|p Aji + Γikp Γnir Ajn − Γikr Γnip Ajn = 0 ( ) ′ m i m i m j Γm − Γ + Γ Γ − Γ Γ kp ir kr ip Am = 0 kp|r kr|p (II.373) |r ′ |p ′ ′ ′ ′ Rmkpr Ajm = 0 n Rkpr −→ Rnkpr = 0 = 0 ist Integrabilitätsbedingung, ′ ′ 2. um aus den Aik die xi zu finden. −→ Krümmungseigenschaft von Rnkpr verifiziert! Übungsaufgabe Berechnung der Koordinaten-Transformation für den Übergang von ebenen Polarkoord. → ebenen kartes. Koord. ′ ′ KS ′ : (x1 , x2 ) = (x, y) KS : (ξ 1 , ξ 2 ) = (ρ, φ) ′ nach dxi ′ und Ajk|p ′ = Aik dξ k = Γikp Aji ′ Bereitstellung der Γ im KS Γ111 = 0 Γ112 = 0 Γ122 = −ρ Γ211 = 0 Γ212 = ρ1 Γ222 = 0 ′ Ajk - Gleichungen ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ 1. A11|1 = Γ111 A11 + Γ211 A12 = 0A11 + 0A12 2. A11|2 = Γ112 A11 + Γ212 A12 = 0A11 + ρ1 A12 (II.375) | Anj′ (II.376) (II.377) (II.378) 1. um Aik zu finden ′ (II.374) 76 II. Mathematische Grundlagen ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ 3. A12|1 = Γ121 A11 + Γ221 A12 = 0A11 + ρ1 A12 ′ ′ 4. A12|2 = Γ122 A11 + Γ222 A12 = −ρA11 + 0A12 5. A21|1 = Γ111 A21 + Γ211 A22 = 0A21 + 0A22 6. A21|2 = Γ112 A21 + Γ212 A22 = 0A21 + ρ1 A22 7. A22|1 = Γ121 A21 + Γ221 A22 = 0A21 + ρ1 A22 ′ ′ 8. A22|2 = Γ122 A21 + Γ222 A22 = −ρA21 + 0A22 ′ 1. A11 = Φ(φ) ′ 2. A12 = ρΦ|2 ′ ′ 3. A12 = ρA12|1 = ρΦ|2 ′ ′ 4. A11 = − ρ1 A12|2 = −Φ|2|2 = Φ Φ = sin φ ′ A11 ′ A12 (z.B.) = sin φ = ρ cos φ ′ 5. A21 = Φ̃(φ) ′ 6. A22 = ρΦ̃|2 ′ ′ 7. A22 = ρA22|1 = ρΦ̃|2 ′ ′ 8. A21 = − ρ1 A22|2 = −Φ̃|2|2 = Φ̃ → Φ̃ = cos φ ′ A21 = cos φ ′ A22 = −ρ sin φ 10 Krümmungstensor 77 ′ dxi - Gleichungen ′ ′ ′ ′ ′ ′ 1. dx1 = A11 dξ 1 + A12 dξ 2 = dx = sin φdρ + ρ cos φdφ 2. dx2 = A21 dξ 1 + A22 dξ 2 = dy = cos φdρ − ρ sin φdφ −→ x = ρ sin φ y = ρ cos φ Übungsaufgabe Untersuchung der Koordinaten-Transformation für den Übergang von ϑ, φ - Koord. auf der Kugeloberfläche zu kartesischen Koordinaten ( Es wird nicht klappen, warum? ) KS : (ξ 1 , ξ 2 ) = (ϑ, φ) nach dxi ′ ′ ′ KS ′ : (x1 , x2 ) = (x, y) ′ = Aik dξ k ′ und Ajk|p = Γikp Aji ′ Bereitstellung der Γ in KS ds2 = a2 (dϑ2 + sin2 ϑdφ2 ) g11 = a2 , g22 = a2 sin2 ϑ , g 11 = Γabc = Γ111 = Γ112 = Γ122 = Γ211 = Γ212 = Γ222 = ′ ′ 1 1 , g 22 = 2 2 2 a a sin ϑ 1 ad g (gdb|c + gdc|b − gbc|d ) 2 1 11 g (g11|1 ) = 0 2 1 11 g (g11|2 ) = 0 2 1 11 1 1 g (−g22|1 ) = − 2 2a2 cos ϑ sin ϑ = − cos ϑ sin ϑ 2 2a 1 22 g (−g11|2 ) = 0 2 cos ϑ 1 22 1 1 2a2 cos ϑ sin ϑ = g (−g22|1 ) = 2 2 2 2 a sin ϑ sin ϑ 1 22 g (g22|2 ) = 0 2 Ajk - Gleichungen Ajk|p = Γikp Aji ′ 78 II. Mathematische Grundlagen ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ cos ϑ 1′ sin ϑ A2 = cos ϑ 1′ sin ϑ A2 ′ ′ ′ ′ cos ϑ 1′ sin ϑ A2 = cos ϑ 1′ sin ϑ A2 ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ ′ cos ϑ 2′ sin ϑ A2 = cos ϑ 2′ sin ϑ A2 ′ ′ ′ ′ cos ϑ 2′ sin ϑ A2 = cos ϑ 2′ sin ϑ A2 ′ ′ ′ 1. A11|1 = Γ111 A11 + Γ211 A12 = 0A11 + 0A12 = 0 2. A11|2 = Γ112 A11 + Γ212 A12 = 0A11 + 3. A12|1 = Γ121 A11 + Γ221 A12 = 0A11 + ′ ′ ′ 4. A12|2 = Γ122 A11 + Γ222 A12 = − sin ϑ cos ϑA11 + 0A12 = − sin ϑ cos ϑA11 5. A21|1 = Γ111 A21 + Γ211 A22 = 0A21 + 0A22 = 0 6. A21|2 = Γ112 A21 + Γ212 A22 = 0A21 + 7. A22|1 = Γ121 A21 + Γ221 A22 = 0A21 + ′ ′ ′ 8. A22|2 = Γ122 A21 + Γ222 A22 = − sin ϑ cos ϑA21 + 0A22 = − sin ϑ cos ϑA21 ′ 1. A11 = Φ(φ) ′ sin ϑ cos ϑ A11|2 = ′ sin ϑ cos ϑ A12|1 = 2. A12 = 3. A12 = ′ sin ϑ cos ϑ ′ sin ϑ 1 cos ϑ cos2 ϑ Φ|2 Φ|2 → wegen 2. − 3. Φ|2 = 0 Φ = const ′ A12 = 0 ′ ′ 4. A12|2 = − sin ϑ cos ϑ A11 = 0 ′ A11 = 0 Φ=0 ′ 5. A21 = Φ̃(φ) ′ sin ϑ cos ϑ A21|2 = ′ sin ϑ cos ϑ A22|1 = 6. A22 = 7. A22 = ′ sin ϑ cos ϑ ′ sin ϑ 1 cos ϑ cos2 ϑ Φ̃|2 Φ̃|2 → → Φ̃|2 = 0 Φ̃ = const ′ A22 = 0 ′ ′ 8. A22|2 = − sin ϑ cos ϑ A21 = 0 ′ A21 = 0 Φ̃ = 0 ′ Somit sind alle Aii = 0! 11 Bianchi - Identitäten 11 79 Bianchi - Identitäten Vorbetrachtungen: Darstellung von Rmikp mit den zweiten Ableitungen von gik ; vgl. Gleichung (II.326) } { } 1{ gmk|i|p + gip|m|k − gmp|i|k − gik|m|p + gsn Γsip Γnmk − Γsik Γnpm = Rmikp 2 (II.379) • bisherige Vorstellung: Metrik des Raumes ist gegeben, Krümmungstensor ist daraus zu berechnen • inverse Herangehensweise: Krümmungstensor einschließlich aller Symmetrien sei durch Raumzeit-Funktionen vorgegeben und die Metrik ist daraus zu bestimmen, d.h. Gleichung (II.379) ist bei vorgegebener rechter Seite als Dgl.-System für die gmk aufzufassen • wegen C4 = 20 handelt es sich um 20 Gleichungen für die 10 Funktionen gmk • Problem hat i.a. keine Lösung bzw. eine Lösung existiert nur unter gewissen Integrabilitätsbedingungen • Integrabilitätsbedingungen basieren im Kern auf folgender Idee: da die dritten partiellen Ableitungen von gmn vertauschbar sind, müssen Beziehungen zwischen den Ableitungen der Komponenten des Krümmungstensors bestehen; vgl. dazu den Schwarzschen Satz als Integrabilitätsbedingungen für die totale Differentialgleichung Überlegungen, wann gik (eindeutig) berechnet werden kann. • Anwendung des Schwarzschen Satzes auf die dritten Ableitungen von gik ; wenn gik gegeben wären, ist natürlich klar, dass der Schwarzsche Satz gilt und die dritten partiellen Ableitungen vertauscht werden können; gik ist aber nicht vorgegeben, sondern wird erst gesucht; vorgegeben ist (II.379) als Vorschrift zur unabhängigen Berechnung der zweiten Ableitungen der gik ( Rmikp als gegeben betrachtet ) • Einführung der ersten Ableitungen von gik als hikr := gik|r dgik = gik|r dξ r = hikr dξ r (II.380) (II.381) • Gleichung (II.379) ist dann eine Vorschrift zur Berechnung von hikr|s (II.382) • für jeden festen Satz jkr sind das 4 Gleichungen, aus denen hikr nur bestimmbar ist, falls dhikr = hikr|s dξ s (II.383) 80 II. Mathematische Grundlagen ein vollständiges Differential ist; ein vollständiges Differential ist das aber nur, wenn hikr|s|t = hikr|t|s (II.384) gilt, wobei man sich für hikr|s|t etc. die Darstellung mit den Komponenten des Krümmungstensors eingesetzt denken muss • wenn (II.384) erfüllt ist, kann dhikr zu hikr abintegriert werden • wenn hikr nun gefunden ist, wird als nächster Schritt versucht dgik abzuintegrieren; das ist aber wiederum nur möglich, wenn (II.385) hikr|s = hiks|r gilt, denn dann ist dgik tatsächlich ein vollständiges Differential. • (II.384) und (II.385) ist somit die Forderung der Vertauschbarkeit der 3.partiellen Ableitungen von gik , wobei man sich wiederum für die 3.partielle Ableitungen von gik die Darstellung mit den Komponenten des Krümmungstensors eingesetzt denken muss; • somit ergeben sich als Integrabilitätsbedingungen zusätzliche Forderungen an den Krümmungstensor; dies sind gerade die Bianchi-Identitäten Rmi<kp||q> := Rmikp||q + Rmiqk||p + Rmipq||k = 0 (II.386) Beweis : 1. Rmikp mittels Christoffel-Symbolen darstellen und kovariant ableiten (Erinnerung gmn||q = 0 ) Rmikp||q = gms (Γsik|p − Γsip|k + Γrik Γsrp − Γrip Γsrk )||q (II.387) 2. Herausgreifen eines beliebigen Ereignisses ξ0 im Riemannschen Raum und Wahl lokal geodätischer Koordinaten in U (ξ0 ) −→ Γsik (ξ0 ) = 0, (II.388) ̸= 0, (II.389) Γsik|p (ξ0 ) ( )||q = ( )|q −→ Rmikp||q = gms (Γsik|p|q − Γsip|k|q ) (II.390) (II.391) analog k→q , p→k Rmiqk||p = ,q → p gms (Γsiq|k|p − Γsik|q|p ) (II.392) weitere Permutationen q→p, k→q Rmipq||k = , p→k gms (Γsip|q|k − Γsiq|p|k ) (II.393) 11 Bianchi - Identitäten 81 3. Summation (II.394) Rmi<kq||p> = 0, Beweis in lokal geodätischen Koordinaten erbracht 4. Beliebige Koordinaten (II.395) Rmi<kp||q> = 0 ist Tensorgleichung und damit invariant bei Koordinatentransformationen, Gültigkeit in beliebigen Koordinatensystemen q.e.d. Folgerung für den Ricci-Tensor ( wg. g ip||q = 0 darf g ip unter die Ableitung gezogen werden ) g ip g mq Rmi<kp||q> = 0 −→ ip mq g g ip mq Rmikp||q + g g ip mq Rmiqk||p + g g (II.396) Rmipq||k = g mq g ip Rmipk||q + g ip Rik||p − g ip g mq Rimpq||k = g mq Rmk||q + g mq Rmk||q − g mq Rmq||k 1 Rqk||q − R||k 2 1 Rqi||q − g ik R||k 2 1 ik ik (R − g R)||k 2 = 0 = 0 (II.400) Welche Koordinaten beschreiben die Ebene? ds2 = dx2 + dy 2 ds2 = dϑ2 + dφ2 ds2 = dϑ2 + sin2 ϑdφ2 ds2 = (dξ 1 )2 + sin2 ξ 1 (dξ 2 )2 ds ÜA selbständig. = dx − x sin ydxdy + x 2 ( 2 (II.398) (II.399) Test: 2-dim. Räume 2 | g ik = 0 Relation wird im weiteren noch wichtige Rolle spielen! ds2 = (dξ 1 )2 + (ξ 1 )2 (dξ 2 )2 (II.397) = 0 ) 5 + cos y dy 2 4 82 II. Mathematische Grundlagen Zusammenfassung Krümmungstensor Krümmungstensor m r m r m Rmikp = Γm ik|p − Γip|k + Γik Γrp − Γip Γrk 1 (g + gip|m|k − gmp|i|k − gik|m|p ) + gsn (Γsip Γnmk − Γsik Γnpm ) Rmikp = 2 mk|i|p Symmetrien Rmikp = Rkpmi = −Rimkp = −Rmipk = Rimpk Rm<ikp> = 0 Unabhängige Komponenten : C4 = 20 Ricci-Tensor Rip = Rmimp = g mk Rmikp Rip = Rpi Krümmungsskalar R = Ri i = g ip Rip Rmikp = 0 ↔ Raum flach ( 10 unabhängige Komp. ) 11 Bianchi - Identitäten 83 Zusammenfassung Bianchi - Identitäten Darstellung des Krümmungstensors mit 2. Ableitungen des metrischen Tensors } { } 1{ gmk|i|p + gip|m|k − gik|m|p − gmp|i|k + gsn Γsip Γnmk − Γsik Γnpm = Rmikp 2 Vorgabe von Rmikp −→ 20 Dgln. für 10 gik Integrabilitätsbedingung = Bianchi - Ident. ( Vertauschbarkeit der 3. part. Ableit. d. gik ) Rmi<kp||q> := Rmikp||q + Rmiqk||p + Rmipq||k = 0 Konsequenz für Ricci - Tensor 1 (Rik − g ik R)||k = 0 2 84 12 II. Mathematische Grundlagen Einbettung gekrümmter Räume in flache Räume höherer Dimension • 2-dim. gekrümmte Fläche kann in 3-dim. Euklidischen Raum eingebettet werden, klar aus Erfahrung • Frage: Flache Räume welcher Dimension sind notwendig, um einen gekrümmten 3-dim. oder 4-dim. Raum einzubetten? • n sei Dimension des gekrümmten Raumes, N sei Dimension des höherdim. flachen Raumes, bi , i=1,. . .,n sind die Basisvektoren des n-dim. Raumes in einem Ereignis, also bi (ξ) • eα , α = 1, . . . , N sind die Basisvektoren des N-dim. Raumes; in jedem Ereignis gleich; ONB o.B.d.A. • Basisvektoren bi sind Vektoren des N-dim. Raumes, d.h. bi = aαi eα bi (ξ) = (II.401) aαi (ξ)eα (II.402) mit den entsprechenden Koeffizienten aαi der Zerlegung; aαi = aαi (ξ) • Koordinaten des n-dim. Raumes sind ξ i • Koordinaten des N-dim. Raumes sind xα • n-dim. gekr. Raum ist Hyperfläche im N-dim. flachen Raum • Gesucht sind die Flachraumkoordinaten xα bei vorgegebenen Koordinaten ξ i des gekrümmten Raumes, also xα = xα (ξ i ). (II.403) z.B.: Kugeloberfl. ξ 1 = ϑ, (II.404) ξ 2 1 2 3 = φ im 3-dim. kart.Raum x , x , x x 1 = R0 sin ϑ sin φ (II.406) x 2 = R0 sin ϑ cos φ (II.407) x 3 = R0 cos ϑ (II.408) (II.405) • Für den Vektor des Bogendifferentials dr gilt ( r in der Hyperfläche) dr = bi dξ i |dr| = ds bzw. dr = (II.409) (II.410) aαi eα dξ i • Andererseits ist aber auch dr = eα dxα (II.411) 12 Einbettung gekrümmter Räume in flache Räume höherer Dimension 85 • Folglich dxα = aαi dξ i (II.412) Diese Gleichungen sind Dgl. für die xα (ξ i ) • Bedingung für die Lösbarkeit: dxα muss vollständiges Differential sein ( Wegabhängigkeit ist nicht sinnvoll) : aαi|j = aαj|i (II.413) ∂xα ∂ξ i (II.414) Dann ist aαi = und es existieren N Funktionen der Struktur xα = xα (ξ i ) , die die Einbettung global beschreiben. • N= ? Wegen gαβ = eα · eβ = δαβ (II.415) und gij = bi · bj (II.416) folgt gij = = ∂xα ∂xβ gαβ ∂ξ i ∂ξ j ∂xα ∂xβ δαβ ∂ξ i ∂ξ j (II.417) Wegen der Symmetrie handelt es sich um n2 − n n(n + 1) +n = 2 2 (II.418) part. Dgl. für xα (ξ i ) bei vorgegebenen gij −→ N n=2 : N =3 n=3 : N =6 n = 4 : N = 10 = n(n + 1) 2 (II.419) 86 II. Mathematische Grundlagen Kapitel III Grundgesetze der Physik im Riemannschen Raum zunächst wird davon ausgegangen, dass Riemannscher Raum vorgegeben ist, d.h. eine i.a. gekrümmte Raum-Zeit liegt vor Übertragung bekannter Gesetze der Mechanik, Elektrodynamik, Hydrodynamik aus der Formulierung im flachen Raum (3.- dim. Euklidischer Raum, Minkowski-Raum) in die Formulierung im gekrümmten Raum (Riemannschen Raum) Zustandekommen der Krümmung wird zum Ende des Kapitels in III.5 betrachtet • Vorwegnahme: Quellen der Krümmung sind die Massen im Raum • Krümmung ist Ausdruck von Gravitation Nebeneffekt: Formulierung der Grundgesetze der Physik im flachen Raum (Spezialfall verschwindender Krümmung) in beliebigen krummlinigen Koordinatensystemen 1 Kovarianzprinzip Kovarianzprinzip ist eine Folgerung aus dem Äquivalenzprinzip Erinnerung Äquivalenzprinzip (stark) : • im Lokalen IS laufen alle Vorgänge so ab, als sei kein Gravitationsfeld vorhanden • Lokales IS := lokales Minkowski-System := lokal geodätisches System • kein Gravitationsfeld = keine Krümmung Existenz der Lokalen IS ist in (fast) jedem Punkt des Riemannschen Raumes bewiesen im Abschnitt II.9 Aufschreiben der bekannten Gesetze der SRT im Lokalen IS • physikalische Größen und Zusammenhänge sind zunächst als Lorentz-Tensoren formuliert 88 III. Grundgesetze der Physik im Riemannschen Raum • z.B. Vektor der Viererstromdichte J = J i bi (III.1) wobei hier bi die Basis des Minkowski - Raumes ist • oder Levi - Civita - Symbol ∆ijkl (III.2) dv i (III.3) • oder kontravariante Differentiale • etc. Umschreiben der Größen und Zusammenhänge in Riemann-Tensoren • Umschrift erfolgt so, dass die Größen und Zusammenhänge Tensoren in beliebigen Koordinatensystemen sind und im Spezialfall des Minkowski-Systems in die bekannten Lorentz-Tensoren zurückfallen • z.B. Vektor der Viererstromdichte Lokales IS → KS’ ′ J = J i bi = J k bk′ , (III.4) wobei hier bk′ die Basis in einem beliebigen Koordinatensystem ist, also Jk ′ ′ = Aki J i (III.5) mit Aki ′ ′ = ∂ξ k ∂xi (III.6) • oder ′ ′ ′ ′ ∆ijkl −→ ϵi j k l (III.7) dv i −→ Dv i (III.8) • oder • etc. Gültigkeit der Gesetze auch in beliebigen Koordinatensystemen gesichert, denn alle Koordinatensysteme sind gleichberechtigt, solange Gesetze als Tensorgesetze formuliert sind; das gilt auch, wenn die gekrümmten Koordinaten einen gekrümmten Raum beschreiben, d.h. also - wie wir später sehen werden - unter dem Einfluss von Gravitation Zfg.: Erhebung dieses Vorgehens zum Prinzip 2 Punktmechanik 89 • Kovarianzprinzip = Ausgehen von Gesetzen der SRT ( = ˆ Gesetze ohne Gravitation) und Umschreiben auf Riemann- Tensoren −→ Gesetze der ART ( = ˆ Gesetze mit Gravitation ) 2 Punktmechanik Bewegungsgleichung für ein Teilchen der Ruhemasse m0 im Lokalen IS: m0 dui dτ = Ki mit ui = Ki (III.9) dxi Geschwindigkeit dτ Kraft auf das Teilchen, z.B. elektromagnetische Kraft, aber natürlich keine Gravitation (IS!) (III.10) (III.11) diese Gleichung ist zwar kovariant bei Lorentz-Transformationen, aber nicht bei allg. KoordinatenTransformationen • anders ausgedrückt : ui bzw dxi , K i sind Lorentz-Tensoren, aber keine Riemann-Tensoren Umschreiben auf Riemann-Tensoren ( m0 m0 Dui = Ki dτ) dui + Γikl uk ul = Ki dτ oder dui m0 = K i − m0 Γikl uk ul dτ (III.12) (III.13) (III.14) Interpretation der −Γikl uk ul • nach Transformation von IS → KS enthalten sie Gravitationskräfte, falls der Raum gekrümmt ist, und/oder Trägheitskräfte, je nachdem ob beschleunigte Koordinaten auftreten Nebenbedingung für die Geschwindigkeit 90 III. Grundgesetze der Physik im Riemannschen Raum • zunächst im IS : ds2 = ηik dxi dxk = dx2 + dy 2 + dz 2 − c2 dt2 ds2 = ηik ui uk dτ 2 (III.15) (III.16) da ! τ (III.17) = t für ruhende Uhren, also für dx = dy = dz = 0 (=Definition ˆ der Eigenzeit τ ) (III.18) ηik ui uk = ui ui = −c2 (III.19) folgt • ui ui = −c2 bereits invariant (kovariant) , gilt also auch in KS: − c2 = ui ui = gik ui uk = gik dξ i dξ k dτ dτ (III.20) • Nebenbedingung ist nicht unabhängig von m0 Dui dτ = Ki (III.21) denn m0 Dui Dui ui + m0 ui dτ dτ D(ui ui ) dτ = K i ui + ui Ki = 2K i ui = m0 (III.22) (III.23) wegen ui ui = −c2 (III.24) D(ui ui ) = 0 (III.25) −→ K ui = 0 (III.26) folgt i oder „K i ⊥ ui „ (III.27) 3 Elektrodynamik 3 91 Elektrodynamik Feldgleichungen im Lokalen IS: (III.28) B<mn|k> = 0, H mn |n = J m (III.29) mit Bmn elm. Feldstärketensor H mn elm. Erregungstensor J m Viererstromdichte Umschreiben auf Riemann-Tensoren (III.30) B<mn||k> = 0, H mn ||n m (III.31) = J , (III.32) damit Gültigkeit in beliebigen Koordinatensystem andere Form der Gleichungen −→ Bmn||k = Bmn|k − Γlmk Bln − Γlnk Bml (III.33) Bkm||n = Bkm|n − Γlkn Blm − Γlmn Bkl (III.34) Bnk||m = Bnk|m − (III.35) Γlnm Blk − Γlkm Bnl (III.36) B<mn||k> = B<nk|m> = 0 : (=0) −→ H mn ||n = H mn |n + Γnln H ml + Γm H ln ln √ −g |l n Γln = √ (vgl. (II.262) ) −g ) 1 (√ H mn ||n = √ −gH mn |n −g (III.37) (III.38) (III.39) Bewegungsgleichung eines Teilchens der Masse m0 und der Ladung q im elm. Feld : Dui dτ dui m0 dτ m0 −→ = qB ik uk (III.40) = −m0 Γimn um un + qB ik uk (III.41) 92 III. Grundgesetze der Physik im Riemannschen Raum • elm. Kräfte ∝ B ik • Gravitations- und Trägheitskräfte ∝ Γimn • B ik sind aus Ableitungen der elm. Potentiale Ai erzeugt • Γimn sind aus Ableitungen der gmn erzeugt; gmn spielen die Rolle von Gravitationspotentialen 4 Hydrodynamik Feldgleichungen im Lokalen IS: T ik|k = k i (III.42) mit dem Energie-Impuls-Tensor einer idealen Flüssigkeit T ik = (ρ0 + 1 P0 )ui uk + η ik P0 c2 (III.43) wobei ρ0 P0 ki Massendichte ( auch Ruhemassendichte, da im Ruhesystem des Volumenelementes betrachtet ) Druck ( auch Eigendruck, da im Ruhesystem des jeweiligen Volumenelementes betrachtet ) äußere Kraftdichte Zunächst wird der nichtrelativistische Grenzfall verifiziert • Dichte - Terme (ρ0 ui uk )|k i (u ) = i=4 : (ρ0 u4 uk )|k = d(ξ i ) d(ξ i ) dt 1 = = √ 2 dτ dt dτ 1 − vc2 ρ0 ρ0 a ( c)|t + ( 2 cv )|a v2 (1 − c2 ) (1 − vc2 ) ( va c v≪c −−−→ c (ρ0|t + (ρ0 v a )|a ) i=a : (ρ0 ua uk )|k = ( Term der Kontinuitätsgleichung ) ( ) ( ) ρ0 ρ 0 a + vavb 2 v v2 1 − vc2 1 − 2 c |t |b v≪c −−−→ (ρ0 v a )|t + (ρ0 v a v b )|b ) (III.44) (III.45) (III.46) (III.47) (III.48) ( Term der Euler-Gleichung in konservativer Form ) einführbar wäre eine „ dynamische Massendichte „ ρ0 ρ= 2 1 − vc2 (III.49) 4 Hydrodynamik 93 { ( • Druck - Terme P0 η ik + ui uk c2 i (u ) ⇒ P ik )} |k =: P ik|k √ = ( 1 2 va c 1 − vc2 ( ) 0 v≪c −−−→ c P0 0 0 0 P0 0 → 0 0 P0 0 0 0 ) (III.50) (III.51) 0 0 = P0 (δ ab ) 0 0 (III.52) i = a : P ak|k = δ ab P0|b (III.53) i = 4 : P 4k|k = 0 (III.54) • Gesamt-Gleichungen ( speziell für k i = 0 ) { ( )} ( ) u4 uk (ρ0 u4 uk )|k + P0 η 4k + 2 → c ρ0|t + (ρ0 v a )|a = 0 c |k { ( )} ( ) a k u u |a (ρ0 ua uk )|k + P0 η ak + 2 → (ρ0 v a )|t + ρ0 v a v b )|b + P0 = 0 c |k (III.55) • Damit ist gezeigt, dass der Energie-Impuls-Tensor (III.43) im Grenzfall die Kontinuitätsund Euler-Gleichung korrekt beschreibt. Allerdings sind andere Energie-Impuls-Tensoren konstruierbar, die im nichtrelativistischen Grenzfall die gleichen Kontinuitäts- und EulerGleichungen ergeben; es könnten an (III.43) etwa weitere Terme proportional u/c und Potenzen davon angefügt werden, die im Grenzfall wieder verschwinden. In der folgenden ergänzenden Überlegung wird gezeigt, dass die Form (III.43) durchaus eindeutig ist, wenn von vertrauten Bedingungen im Ruhsystem ausgegangen wird. • Ergänzung: Übergang zwischen dem Ruhsystem des jeweiligen Volumenelementes und dem System (=Lokales IS), in dem sich das Volumenelement bei x mit ui (x) bewegt. (a) Druck: Ruhsystem : P0 0 0 ′ ′ 0 P0 0 (P r s ) = 0 0 P0 0 0 0 0 0 , 0 0 (III.56) Lokales IS : ′ ′ P ik = Lir′ Lks′ P r s , (III.57) in der Lorentz-Transformation sind Geschwindigkeiten beliebiger Richtungen zuzulassen, also 94 III. Grundgesetze der Physik im Riemannschen Raum ( Lir′ (−u) ( ) = a δ ab + β uc ub c ub c ) ua c u4 c (vgl. Einschub unten) Umschrift 0 ′ ′ ′ ′ 0 (P r s ) = P0 (η r s ) + P0 0 0 ′ ′ 0 0 0 0 (Lir′ ) 0 0 0 0 0 0 0 0 Lir′ Lks′ η r s 0 0 (Lk′ )T 0 s 1 = (III.61) a δ ac + β uc uc c ( = ( = ik ua c u4 c 0 0 ua ub c c ub u4 c c uc c )( ua c u4 c ) 0 0 0 0 b ub ua c u4 c δ bd + β uc u4 c u4 c ( ik (P ) = P0 (η ) + P0 P (III.59) (III.60) = ik 0 0 0 1 0 0 0 0 = η ik ( −→ 0 0 0 0 (III.58) ud c c ) 0 0 0 0 ud c u4 c 0 0 0 0 ) 0 ( ub ud bd 0 δ + βb d c u 0 c 1 (III.62) ua ub c c ub u4 c c ua c u4 c u4 c u4 c ) (III.64) (III.65) (b) Dichte ′ ′ (T r s ) Lokales IS : P0 =0 T ik 0 0 (Lir′ ) 0 0 0 0 0 0 P0 =0 0 0 = 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 ρ0 c2 (III.66) ′ ′ = Lir′ Lks′ T r s (III.67) P0 =0 0 0 (Lk′ )T 0 s 1 −→ T ik 0 0 0 0 P0 =0 ( = ua ub c c ub u4 c c = ρ0 ui uk s.o. ) (III.63) ( ) ui uk ik = P0 η + c c Ruhsystem : ud c u4 c ua c u4 c u4 c u4 c ) (III.68) (III.69) 4 Hydrodynamik 95 (c) Druck und Dichte T ik =T ik P0 =0 +P ik ( ) P0 = ρ0 + 2 ui uk + η ik P0 c Einschub Lorentz-Transformation bei beliebigem v Abbildung III.1: Lorentz-Transformation • keine Verdrehung der Systeme, aber Bewegung in beliebige Richtung • Zerlegung ) ( (xv)v (xv)v x = x|| + x⊥ = + x− v2 v2 • bekannt ist x′|| = x|| − vt √ , v2 1 − c2 x′⊥ = x⊥ t ′ = x v t − c||2 t − xv 2 √ =√ c 2 2 1 − vc2 1 − vc2 • somit x|| − vt x|| − vt x′ = x′|| + x′⊥ = √ + x⊥ = x − x|| + √ 2 2 1 − vc2 1 − vc2 1 v(vx) vt x′ = x + √ − 1 −√ 2 2 2 v 1 − vc2 1 − vc2 (III.70) 96 III. Grundgesetze der Physik im Riemannschen Raum • in Komponentenschreibweise xa ′ = xa + √ ′ x4 √ = 1 v2 c2 1− v a vb va − 1 2 xb − √ v c 1− 1 1− v2 c2 vb x4 − √ c 1− • Ablesen der Lorentz-Transformation ( ′ (Lij ) a δb + = va v −1 v2 b − 2 ′ (Lij ) = ( ′ (Lij ) = mit √ 1 2 1− v2 + c 2 1− v2 c c • L’s mit Vierer-Geschwindigkeit ausdrücken ( a ) 1 v i (u ) = √ 2 c 1 − vc2 ) ( δba va √ 2 1− v2 c √ 1 1− v2 c ( −1 1− v2 c2 ) c2 ua ub v2 c c a − uc c a δba + β uc − ucb ub c − − ucb ua ) u4 c c u4 c ( ) 1 v 2 c2 √ β = −1 1− 2 2 c v2 1 − vc2 √ 2 ) 1 − 1 − vc2 ( v 2 c2 √ = 1− 2 2 c v2 1 − vc2 {√ ( )} 2 v2 v2 c 1− 2 − 1− 2 = c c v2 Einschub - Ende. • Umschreiben von T ik|k auf Riemann-Tensoren: T ik||k x4 xb ) √ 1 2 1− v2 c v √ b − v2 c2 v2 c2 ) } {( 1 i k ik = ki = ρ0 + 2 P 0 u u + η P 0 c |k {( ) } 1 i k ik = ρ0 + 2 P0 u u + g P0 = ki , c ||k 4 Hydrodynamik 97 damit Gültigkeit in einem beliebigen Koordinatensystem obige 4 Bewegungsgleichungen müssen in jedem konkreten Anwendungsfall durch eine Zustandsgleichung ergänzt werden • 4 Gleichungen bei 5 Unbekannten: ρ0 , P0 , ui ( nur 3 ui sind unabhängig, ui uk gik = −c2 ) • exemplarische Zustandsgleichungen 1. P0 = 0 = ˆ inkohärente Materie 2. P0 = 13 uem = 31 ρ0 c2 = ˆ Photonengas, uem elm. Energiedichte, ρ0 korrespondierende Massendichte 98 III. Grundgesetze der Physik im Riemannschen Raum Zusammenfassung Kovarianzprinzip Übersetzung bekannter Gesetze der SRT in die entsprechenden verallg. Gesetze der ART Schaffung der Bedingungen der SRT (= Inertialsyst.) im Riemannschen Raum ( nur lokal möglich) : Lokal geodäisches System = ˆ SRT Beliebiges System = ˆ ART Punktmechanik i i i m0 du dτ = K i m0 Du dτ = K Elektrodynamik B<mn|k> = 0 H mn|n = J m B<mn||k> = 0 H mn||n = J m Hydrodynamik T ik T ik|k = k i ) = ρ0 + c12 P0 ui uk + η ik P0 ( T ik T ik||k = k i ) = ρ0 + c12 P0 ui uk + g ik P0 ( 5 Einsteinsche Feldgleichungen 5 99 Einsteinsche Feldgleichungen keine Ableitung mit dem Kovarianzprinzip möglich, da • @ Feldgleichung in der SRT, die kovariant verallgemeinert werden könnte • klar, da jetzt nach Gleichungen gefragt wird, die den Zusammenhang der Krümmung des Raumes mit den Massen herstellen ( und in der SRT gibt es keine Krümmung) Aufstellung der Feldgleichungen nach den Kriterien • Riemann-Tensoren (Forminvarianz bei Koord. - Trafo) • Einfachheit • Newtonscher Grenzfall 5.1 Newtonsche Gravitationstheorie Gravitationsgesetz mν ∑ mν mµ r ν − r µ d2 r ν = −γ 2 rν − rµ 2 rν − rµ dt µ̸=ν (III.71) Besser geeignet für Verallgemeinerungen ist: • skalares Gravitationspotential Φ(r) = −γ ∑ µ mµ r − rµ = −γ ∫ d3 r ′ ρ(r′ ) |r − r′ | (III.72) • Umbezeichnung rν → r(t) , mν → m d2 r ⇒ m 2 = −m∂r Φ dt (III.73) denn: ∂r 1 | | = − 1 1 r − r′ ∂ = − · r | |2 |r − r′ |2 |r − r′ | (III.74) • Φ(r) ist Lösung der Feldgleichung ∆Φ(r) = 4πγρ(r) (III.75) 100 5.2 III. Grundgesetze der Physik im Riemannschen Raum „Ableitung“ der Feldgleichungen Forderungen an die aufzustellenden Gleichungen 1. Tensorgleichungen, d.h. Unabhängigkeit des Gesetzes von subjektiven Koordinatensystemen 2. Newtonsche Gravitationstheorie soll als Grenzfall enthalten sein 3. Grundgröße der Newtonschen Gravitationstheorie ist das Gravitationspotential Φ ; dann ist gegenüberzustellen die Grundgröße des Riemannschen Raum, also der metrische Fundamentaltensor gmn 4. part. Dgl. max 2. Ordnung in den Unbekannten gmn ; möglichst linear in den höchsten Ableitungen in Gegenüberstellung zu ∆Φ ∝ ρ 5. Ursache (Quelle) des Gravitationsfeldes soll eine Verallgemeinerung der Dichte ρ der schweren Masse sein, eventuell der Energie-Impuls-Tensor T mn Zwischenüberlegungen • Hydrodynamik im kräftefreien Fall : T mn||n = 0 , T mn = T nm (III.76) • Elektrodynamik im kräftefreien Fall : T mn||n = 0 , T mn = T nm (III.77) Gmn = −κTmn , κ Konstante (III.78) Ansatz • wegen T mn||n = 0 (III.79) Tmn = Tnm (III.80) und muss Gmn||n = 0, Gmn gelten = Gnm (III.81) (III.82) 5.2 „Ableitung“ der Feldgleichungen 101 • Erinnerung an Bianchi-Identitäten mit Folgerung ) ( 1 mn mn =0 R − g R 2 ||n (III.83) • weiterer Baustein für Gmn ist gmn selbst • Ansatz für Gmn 1 Gmn = Rmn − g mn R − Λg mn 2 (III.84) • man kann zeigen, dass es keinen weiteren Tensor gibt, der Forderungen (1) - (5) erfüllt (ohne Beweis) • Λ kosmologische Konstante, Λ ̸= 0 −→ Rmn ̸= 0 (III.85) auch bei T mn = 0 , d.h. völlig materiefreier Raum ist gekrümmt; experimentell schwer nachzuweisen, hier meist Λ = 0 Gmn 1 = Rmn − g mn R 2 (III.86) (III.87) (III.88) • Λ kann positiv und negativ sein. Λ > 0 im Zusammenspiel mit der Vorzeichenkonvention in Gleichung (III.84) bedeutet Antigravitation. Dies wird im Anschluss an den folgenden Abschnitt "Newtonscher Grenzfall"gezeigt. Einsteinsche Feldgleichungen ( Einstein : 1905 - 1915 ) 1 Rmn − gmn R = −κTmn 2 (III.89) • Beschreibung der Raumkrümmung ( Rmn ) durch die Materieverteilung ( Tmn ) • 10 part. Dgln für gmn • Unmöglichkeit T mn vorzugeben, d.h. raum - zeitliche Verteilung der Materie, und gmn auszurechnen, da T mn auch von g mn abhängig • Raumkrümmung und Bewegung der Materie bilden ein gekoppeltes dynamisches System, das nur simultan gelöst werden kann Äquivalente Form der Gleichungen, Kontraktion 102 III. Grundgesetze der Physik im Riemannschen Raum • Kontraktion 1 Rmm − g mm R =: −R = −κT mm =: −κT, 2 R = κT 1 −→ Rmn = −κ(Tmn − gmn T ) 2 (III.90) (III.91) (III.92) Bezeichnung : Einstein-Tensor Gmn 1 Gmn = Rmn − gmn R 2 5.3 (III.93) Newtonscher Grenzfall Festlegung des Grenzfalles 1. Massendichte ρ0 bzw. Energiedichte ρ0 c2 ist entscheidender Term im Energie-ImpulsTensor: −→ ρ0 c2 ≫ P0 ( ) P0 mn T = ρ0 + 2 um un + g mn P0 c m n ≈ ρ0 u u (III.94) (III.95) (III.96) 2. Geschwindigkeiten sind klein gegen c : va ≪ c ui → (0, 0, 0, c) (III.97) (1) und (2) ( (T mn )= 0 0 0 T 44 ) , T 44 = ρ0 c2 (III.98) 3. Felder sind langsam veränderlich: ( )|4 vernachlässigen 4. Metrik weicht nur schwach vom flachen Raum ab gmn = ηmn + fmn , |fmn | ≪ 1, Vernachlässigung von quadratischen Termen in fmn (III.99) (III.100) 5.3 Newtonscher Grenzfall 103 Verbleibende Gleichung 1 R44 = −κ(T44 − η44 T ) 2 1 = −κ(ρ0 c2 + (−ρ0 c2 )) 2 κ R44 = − ρ0 c2 2 (III.101) (III.102) • R44 aus 1 (g + gip|m|k − gmp|i|k − gik|m|p ) + quadr. Terme in Γ (III.103) 2 mk|i|p ) 1 nm ( = η fmk|i|p + fip|m|k − fmp|i|k − fik|m|p (III.104) 2 1 = Rn4n4 = η nm (fmn|4|4 + f44|m|n − fm4|4|n − f4n|m|4 ) (III.105) 2 Rmikp = Rnikp R44 • ( )|4 = 0 1 nm 1 η f44|m|n = ∆f44 2 2 = −κρ0 c2 R44 = −→ ∆f44 (III.106) (III.107) • Struktur einer Poisson-Gleichung, aber f44 dimensionslos, kein Potential −→ zusätzliche Information notwendig • Geodäten-Gleichung dξ k dξ p d2 ξ i =0 + Γikp 2 dτ dτ dτ (III.108) für langsam bewegte Teilchen (z.B. Planeten) τ d(ξ k ) dτ ≈ t, (III.109) = (uk ) ≈ (0, 0, 0, c) (III.110) i=a: d2 ξ a dt2 = −Γa44 c2 1 mn g (gin|k + gkn|i − gik|n ) 2 1 an η (f4n|4 + f4n|4 − f44|n ) = 2 1 = − η ab f44|b 2 c2 ab = η f44|b 2 (III.111) Γm ik = (III.112) Γa44 (III.113) Γa44 d2 ξ a dt2 (III.114) (III.115) 104 III. Grundgesetze der Physik im Riemannschen Raum • Vergleich mit Bewegungsgleichung eines Teilchens im Gravitationspotential Φ d2 r dt2 d2 r dt2 d2 r dt2 r 2 d r dt2 2 d ξc b dt2 c d2 ξ c a δ dt2 c d2 ξ a dt2 → ∂Φ ∂r ∂Φ ∂ξ b = − b ∂ξ ∂r = − (III.116) (III.117) = −Φ|b bb (III.118) = ξ c bc d2 ξ c = b , da bc = const (kartesisch) dt2 c (III.119) = −Φ|b bb (III.121) | · ba (III.120) = −Φ|b g ab ≈ −Φ|b η ab (III.122) = −η ab Φ|b (III.123) −Φ = c2 f44 2 (III.124) 1. 2Φ g44 = η44 + f44 = −1 − 2 c ( ) 2Φ g44 = − 1 + 2 c (III.125) (III.126) 2. c2 ∆f44 2 c4 = κρ (ρ0 = ρ) 2 ∆Φ = 4πγρ = − = −→ κ = c2 κρ0 c2 2 8π γ c4 (III.127) (III.128) (III.129) Verknüpfung zw. Einstein (κ) und Newton (γ) • Newtonscher Grenzfall mit Kosmologischer Konstanten und Interpretation des Vorzeichens der Kosmologischen Konstanten Anknüpfung an Gleichung (III.84) : Rmn − R mn g − Λ g mn = −κ T mn 2 (III.130) 5.4 Struktur der Einsteinschen Feldgleichungen 105 Folgerungen: Rm n − R m g − Λg m n = −κ T m n 2 n R R − 4 − Λ 4 = −κ T 2 −R − 4 Λ = −κT R = κT − 4Λ Rmn − Rmn − Rmn = Rmn = Rmn = g mn (κ T − 4 Λ) − Λg mn = −κ T mn 2 κ T g mn + 2 Λ g mn − Λg mn = −κ T mn 2 κ −κ T mn + T g mn − Λg mn 2 ( ) T mn mn −κ T − g − Λ g mn 2 ( ) T −κ Tmn − gmn − Λ gmn 2 (III.131) (III.132) (III.133) Im Newtonschen Grenzfall gilt g44 ≈ −1 woraus folgt (III.134) ) ( T + Λ. = −κ T44 + 2 (III.135) T = g ik Tik = g 44 T44 = −T44 (III.136) R44 Wegen folgt weiter κ R44 = − T44 + Λ 2 κ R44 = − ρ0 c2 + Λ . 2 (III.137) Somit kann Λ > 0 als Anti-Gravitation interpretiert werden, denn die gravitierende Wirkung von ρ0 c2 wird herabgesetzt. 5.4 Struktur der Einsteinschen Feldgleichungen Feldgleichungen 1 Rmn − gmn R = −κTmn 2 (III.138) 106 III. Grundgesetze der Physik im Riemannschen Raum • 10 part. Dgl. für 10 gmn • 10 Dgln. sind nicht unabhängig wegen ( ) 1 mn mn R − g R =0 2 ||n (III.139) (4 Gleichungen) • nur 10 − 4 = 6 Gleichungen sind wirklich unabhängig • gmn nicht eindeutig bestimmt • Folge der Kovarianz, denn es muss aus Lösungen gmn (ξ) durch ξ ′ (ξ) auch gp′ q′ (ξ ′ ) Lösung sein −→ Feldgleichungen dürfen daher nur 6 Funktionen festlegen • geschickte Wahl der ξ erleichtert Lösung Vergleich mit Elektrodynamik in SRT • Eichmöglichkeit für Potentiale, z.B. Lorentz-Eichung Ai |i = 0 (III.140) • Feldgleichungen bekommen einfache Form i|k 2Ai = η kl Ai |k|l = A |k = −J i (III.141) Feldgleichungen und Geodäten • Frage: Muss Geodätengleichung l k d2 ξ i i dξ dξ =0 + Γ kl dλ2 dλ dλ (III.142) als Bewegungsgleichung von Testteilchen zusätzlich gefordert werden? • Antwort: Nein, Geodätengleichung folgt aus T mn||n = 0 , ist also Folge der lokalen Energie-Impuls-Erhaltung • Beweis: vgl. Stephani, S.92 Kapitel IV Schwarzschild-Lösung kugelsymmetrische Gravitationsfelder Erwartung besonderer Einfachheit bei Kugelsymmetrie wichtigste Gravitationsfelder für uns: Sonne und Erde; nahezu kugelsymmetrisch, Drehung langsam (v a << c) 1 Kugelsymmetrie in 4 Dimensionen Bezeichnungen ξ 1 = R, ξ 2 = ϑ, ξ 3 = φ, ξ 4 = cT 3-dim. Linienelement ds2 = g11 (R, cT )dR2 + g22 (R, cT )(dϑ2 + sin2 ϑdφ2 ) (IV.1) • wg. Kugelsymmetrie darf keine ϑ- oder φ- Richtung ausgezeichnet sein −→ • g11 und g22 dürfen nicht von ϑ und φ abhängen, • ds2 darf nicht vom Vorzeichen von dϑ oder dφ abhängen: g12 = g13 = g23 = 0 4-dim. Verallgemeinerung • g24 = g34 = 0, weil ds2 nicht vom Vorzeichen von dϑ oder dφ abhängen darf • allgemeinster kugelsymmetrischer Ansatz ds2 = g11 (R, cT )dR2 +g22 (R, cT )(dϑ2 +sin2 ϑdφ2 )+2g14 (R, cT )dRdcT +g44 (R, cT )c2 dT 2 Vereinfachung durch Koordinatentransformation • r′ = √ g22 (R, cT ), ϑ′ = ϑ, φ′ = φ, cT ′ = cT 108 IV. Schwarzschild-Lösung • Striche weglassen −→ R = R(r, cT ) (IV.2) −→ dR = . . . dr + . . . dcT (IV.3) • ds2 = h2 dr2 − 2 a b dr dcT − b2 c2 dT 2 + r2 (dϑ2 + sin2 ϑdφ) (IV.4) (IV.5) h(r, T ), a(r, T ), b(r, T ) • Interpretation von r : r=const, T=const beschreibt eine Kugel, deren Oberfläche zu 4πr2 auszurechnen ist; r ist aber etwas anderes als der Radius weitere Koordinatentransformation: Beseitigung des gemischten Terms durch Einführung einer neuen Zeitkoordinate t = t(T, r) • Vorgabe der Transformation nicht integral sondern differentiell; trotzdem muss t holonom sein dct = e− γ(r,T ) 2 (IV.6) (a dr + b dcT ) γ • (a dr +b dcT ) i.a. kein vollständiges Differential; integrierender Faktor e− 2 macht rechte Seite zum vollständigen Differential −→ t holonom Koord. −→ Existenz von t(T, r) gesichert Anm.: vgl. math. Satz: Pfaffsche Formen mit 2 Veränderlichen haben stets einen integrierenden Faktor! • 2a b dr dcT + b2 (dcT )2 = eγ (dct)2 − a2 dr2 (IV.7) h2 + a2 =: eλ (IV.8) ds2 = eλ(r,t) dr2 + r2 (dϑ2 + sin2 ϑdφ2 ) − eγ(r,t) dct2 (IV.9) • • ( Schwarzschildsche Form des Linienelementes einer kugelsymmetrischen Metrik ) −→ g11 = eλ , g22 = r2 , g33 = r2 sin2 ϑ, g44 = −eγ , gik = 0 für i ̸= k (IV.10) (IV.11) • Der inverse metrische Tensor g ik ist einfach hinzuschreiben: die Inverse einer Diagonalmatrix ist wieder diagonal, die Diagonalelemente sind invers zueinander 2 Aufstellen der Feldgleichungen 2 109 Aufstellen der Feldgleichungen Christoffel - Symbole • vorbereitende Bereitstellung, da in Feldgleichungen benötigt • Berechnung der Γikl entweder aus Definition 1 Γikl = g is (gsk|l + gsl|k − gkl|s ) 2 (IV.12) • geschickter ist das Ablesen der Γikl aus der Geodäten-Gleichung ξ¨i + Γikl ξ˙k ξ˙l = 0 (IV.13) • Geodäten-Gleichung aus LII mit der Lagrange-Funktion (vgl. Abschnitt Geodäten) ( ) 1 ds 2 L = (IV.14) 2 dτ { ( ) [( ) )2 } ( )2 ] ( 2 2 1 dr dϑ dφ dct = (IV.15) eλ + r2 + sin2 ϑ − eν 2 dτ dτ dτ dτ • Aufstellen der LII 0= d ∂L ∂L − i i dτ ∂dτ ξ ∂ξ (IV.16) • Abkürzungen ∂( ) ∂r ∂( ) ∂ct • ξ 1 = r: 0 = − 0 = − 0 = − = ( )′ , (IV.17) = ( )˙ (IV.18) ( ) ( ) d 1 λ dr 2 ′ λ dr e − e λ dτ dτ 2 dτ [( ) ( )2 ] ( ) dϑ 2 dφ 1 ν dct 2 ′ 2 r + sin ϑ + e ν dτ dτ 2 dτ } { ( )2 ( ) 2r dr dr dct 1 λ ′ dr 2 d ′ λ +λ + λ̇ · − e λ e dτ 2 dτ dτ dτ 2 dτ ( )2 ( )2 ( )2 dϑ dφ 1 dct r − r sin2 ϑ + eν ν ′ dτ dτ 2 dτ ( )2 ( )2 ( 2 ) 1 ′ dr dr dct dϑ d r −ν + λ + λ̇ · − re 2 dτ 2 dτ dτ dτ dτ ( )2 ( )2 ′ dφ ν dct r sin2 ϑe−λ − eν−λ dτ 2 dτ (IV.19) (IV.20) (IV.21) 110 IV. Schwarzschild-Lösung (IV.22) Γ114 (IV.23) Γ122 Γ133 Γ144 • ξ2 = ϑ : 0 = 0 = (IV.24) −λ = −r sin ϑe 1 ′ ν−λ = νe 2 2 ; ( ) ( )2 dφ 2 dϑ 2 r − r sin ϑ cos ϑ dτ dτ ( )2 2 d ϑ 2 dr dϑ dφ + − sin ϑ cos ϑ 2 dτ r dτ dτ dτ d dτ • ξ3 = φ : 0 = 0 = • ξ 4 = ct : λ′ ; 2 λ̇ = ; 2 = −r e−λ ; −→ Γ111 = 1 ; r = − sin ϑ cos ϑ (IV.26) (IV.27) (IV.28) −→ Γ212 = (IV.29) Γ233 (IV.30) ( ) d 2 2 dφ r sin ϑ dτ dτ 2 d φ 2 dr dφ dϑ dφ + 2 cot ϑ + 2 dτ r dτ dτ dτ dτ 1 ; r = cot ϑ (IV.31) (IV.32) −→ Γ313 = (IV.33) Γ323 (IV.34) ( ) ( )2 ( ) dct 1 dr dct 2 1 −eν − eλ · λ̇ + eν ν̇ dτ 2 dτ 2 dτ ( ) 2 d2 ct dr dct dct 0 = −eν 2 − eν ν ′ − eν ν̇ dτ dτ dτ dτ ( )2 ( )2 1 λ dr 1 dct − e λ̇ + eν ν̇ 2 dτ 2 dτ ( ) ( ) 2 dct 1 λ−ν dr 2 dr dct d2 ct 1 + ν̇ + λ̇e + ν′ 0 = dτ 2 2 dτ 2 dτ dτ dτ 0 = (IV.25) d dτ −→ Γ411 = Γ414 = Γ444 = λ̇ λ−ν e ; 2 ν′ ; 2 ν̇ 2 (IV.35) (IV.36) (IV.37) (IV.38) (IV.39) (IV.40) 2 Aufstellen der Feldgleichungen 111 • alle anderen Γ ’s verschwinden Γ ’s im Überblick λ′ 2 Γ111 = Γ133 = −r sin2 ϑe−λ λ̇ 2 1 r 1 r λ̇ λ−ν 2e ν̇ 2 Γ114 = Γ212 = Γ313 = Γ411 = Γ444 = Γ122 = −re−λ Γ144 = ν ′ ν−λ 2e Γ233 = − sin ϑ cos ϑ Γ323 = cot ϑ Γ414 = ν′ 2 • Berechnung einiger Γ’s zum Vergleich direkt aus der Definition g11 = 1 1s 2 g (gs1|1 1 1s 2 g gs1|1 1 11 2 g g11|1 eλ , g 11 e−λ Γ111 = Γ111 = Γ111 = = g11|1 = eλ · + gs1|1 − gs1|1 ) Γ111 = Γ112 = = = λ′ 2 1 1s 2 g (gs1|2 + gs2|1 − g12|s ) 1 11 2 g (g11|2 + g12|1 − g12|1 ) 1 11 2 g g11|2 = 0 λ′ Ricci-Tensor • Rmn = Ri min = Γimi|n − Γimn|i + Γrmi Γirn − Γrmn Γiri • R1m1n = Γ1m1|n − Γ1mn|1 + Γrm1 Γ1rn − Γ1mn Γ111 − Γ4mn Γ141 R2m2n = Γ2m2|n − Γ2mn|2 + Γrm2 Γ2rn − Γ2mn Γ212 R3m3n = Γ3m3|n − Γ3mn|3 +Γrm3 Γ3rn − Γ1mn Γ313 − Γ2mn Γ323 | {z } =0 R4m4n = Γ4m4|n − Γ4mn|4 + Γrm4 Γ4rn − Γ1mn Γ414 − Γ4mn Γ444 • R1m1n R111n = 0 = R1n11 R1212 = −Γ122|1 + Γ221 Γ122 − Γ122 Γ111 R1213 = 0 = R1312 R1214 = 0 = R1412 R1313 = −Γ133|1 + Γ331 Γ133 − Γ133 Γ111 R1314 = 0 = R1413 R1414 = Γ141|4 − Γ144|1 + Γ141 Γ114 + Γ441 Γ144 − Γ144 Γ111 − Γ444 Γ141 112 IV. Schwarzschild-Lösung • R2m2n R2121 = Γ212|1 + Γ212 Γ221 − Γ111 Γ212 R2n22 = 0 = R222n R2123 = 0 = R2321 R2124 = −Γ114 Γ212 = R2421 R2323 = −Γ233|2 + Γ332 Γ233 − Γ133 Γ212 R2324 = 0 = R2423 R2424 = −Γ144 Γ212 • R3m3n R3131 = Γ313|1 + Γ313 Γ331 − Γ111 Γ313 R3132 = 0 = R3231 R3n33 = 0 = R333n R3134 = −Γ114 Γ313 = R3431 R3232 = +Γ323|2 + Γ323 Γ332 − Γ122 Γ313 R3234 = 0 = R3432 R3434 = −Γ144 Γ313 • R4m4n R4141 = Γ414|1 − Γ411|4 + Γ114 Γ411 + Γ414 Γ441 − Γ411 Γ444 − Γ111 Γ414 R4142 = 0 = R4241 R4143 = 0 = R4341 R4n44 = 0 = R444n R4242 = −Γ122 Γ414 R4243 = 0 = R4342 R4343 = −Γ133 Γ414 Ricci - Tensor in Γ’s • R11 = Γ212|1 + Γ212 Γ212 − Γ111 Γ212 + Γ313|1 + Γ313 Γ313 − Γ111 Γ313 + Γ414|1 − Γ411|4 + Γ114 Γ411 +Γ414 Γ441 − Γ411 Γ444 − Γ111 Γ414 3 Lösung der Vakuum - Feldgleichungen 113 • R12 = 0 • R13 = 0 • R14 = −Γ114 Γ212 − Γ114 Γ313 • R22 = −Γ122|1 + Γ212 Γ122 − Γ122 Γ111 + Γ323|2 + Γ323 Γ332 − Γ122 Γ313 − Γ122 Γ414 • R23 = 0 • R24 = 0 • R33 = −Γ133|1 + Γ331 Γ133 − Γ133 Γ111 − Γ233|2 + Γ332 Γ233 − Γ133 Γ212 − Γ133 Γ414 • R34 = 0 • R44 = Γ141|4 − Γ144|1 + Γ141 Γ114 + Γ441 Γ144 − Γ144 Γ111 − Γ444 Γ141 − Γ144 Γ212 − Γ144 Γ313 Nichtverschwindende Rip { ′′ ′ ′ 1 − λ2 1r − r12 + r12 − λ2 1r + ν2 − λ̈2 + λ̇2 r2 ′ ′ − λ̇2 eλ−ν ν̇2 − λ2 ν2 } { ν ′′ ν ′2 λ′ ν ′ λ′ λ−ν λ̈ + λ̇2 − λ̇ν̇ + − − − e 2 4 4 r 2 4 4 • R11 = − r12 + R11 = • R22 = + (1 − rλ′ ) e−λ − 1r re−λ + { } R22 = −1 + e−λ 1 + 2r (ν ′ − λ′ ) λ′ −λ 2 re − 1 sin2 ϑ ( )} λ̇ − ν̇ eλ−ν + λ̇ λ̇ λ−ν 2 2e + ( ′ )2 ν 2 ′ + cot2 ϑ + re−λ 1r + re−λ ν2 ′ • R33 = sin2 ϑ(1 − rλ′ )e−λ − 1r r sin2 ϑe−λ + λ2 re−λ + cos2 ϑ − sin2 ϑ − cos2 ϑ + r sin2 ϑe−λ 1r ′ 2 + r sin ϑe−λ ν2 [ ]} { R33 = sin2 ϑ −1 + e−λ 1 + 2r (ν ′ − λ′ ) R33 = sin2 ϑR22 ( )2 ′ ′ ′ ′ ′ • R44 = λ̈2 − 12 {ν ′′ + ν ′ (ν ′ − λ′ )} eν−λ + λ̇2 + ν2 ν2 eν−λ − λ2 ν2 eν−λ − ν̇2 λ̇2 − ν2 eν−λ 1r ′ − ν2 eν−λ 1r R44 = λ̈ 2 + λ̇2 4 • R14 = − λ̇2 1r − − ν̇ λ̇ 4 − eν−λ { ν ′′ 2 + ν ′2 4 − λ′ ν ′ 4 + ν′ r } λ̇ 1 2r R14 = − λ̇r 3 Lösung der Vakuum - Feldgleichungen Lösung außerhalb der Massenverteilung ( = ˆ äußere Schwarzschild- Lösung ) T mn ≡ 0 114 IV. Schwarzschild-Lösung Einfluss der Massenverteilung besteht nur in der Symmetrie des Lösungsansatzes, sonst gehen Massen nicht mehr ein R gmn = 0 2 Rmn − R nm g gmn 2 R Rnn − δnn 2 R R− ·4 2 R g nm Rmn − |g nm = 0 = 0 = 0 = 0 Vakuum-Feldgleichungen Rmn = 0 • R11 = ν ′′ 2 + ν ′2 4 − λ′ ν ′ 4 − λ′ r − eλ−ν { λ̈ 2 λ̇2 4 − λ̇ν̇ 4 λ′ ν ′ 4 + ν′ r + } =0 { } • R22 = −1 + e−λ 1 + 2r (ν ′ − λ′ ) = 0 • R33 = sin2 ϑR22 = 0 • R44 = λ̈ 2 + λ̇2 4 − λ̇ν̇ 4 − eν−λ { ν ′′ 2 + ν ′2 4 − } =0 • R14 = − λ̇r = 0 Birkhoffscher Satz (1923) : Jede kugelsymmetrische Vakuum-Lösung der Einsteinschen Gleichungen ist statisch. • Beweis: 1. R14 = 0 −→ λ̇ = 0 −→ λ = λ(r) 2. R22 = 0 −→ ν ′ = ν ′ (r) −→ ν = ν(r) + f (t) 3 Lösung der Vakuum - Feldgleichungen 115 3. f (t) kann wegtransformiert werden: Eingang von ν in das Linienelement über eν (dct)2 = eν(r) ef (t) (dct)2 Koordinatentransformation dct′ = e f (t) 2 dct bringt in neuen Koordinaten ct’ f zum Verschwinden (Strich im weiteren wieder weggelassen) −→ ν(r) 4. wegen λ(r) und ν(r) ist Metrik zeitunabhängig q.e.d Verbleibende Gleichungen R11 : R44 : R22 , R33 : ν ′′ ν ′2 λ′ ν ′ λ′ 2 + 4 − 4 − r ′′ ′2 ′ ′ ′ ν ν − λ 4ν + νr 2 + 4 { } e−λ 1 + 2r (ν ′ − λ′ ) = 0 = 0 = 1 • R11 − R44 : λ′ = −ν ′ ν = −λ(r) + f˜(t) ˜ f f˜(t) kann wie f (t) durch Koordinatentransformation dct′ = e 2 dct zum Verschwinden gebracht werden. ν(r) = −λ(r) • R22 , R33 : Substitution α = e−λ ′ ′ −λ {α =r −λ e } e−λ 1 + (−2λ′ ) {2 } α′ α 1+r α 1 α′ + α r = −λ′ α = 1 = 1 = 1 r Homog. Lösung: dr dα = − α r ln α = − ln r + const 1 α ∝ r 2M α = − r 116 IV. Schwarzschild-Lösung mit −2M als Integrationskonstanten Inhomog. Lösung: α=1 Allg. Lösung: α = 1− 2M = e−λ = eν r −→ Schwarzschild - Metrik (1916) • ds2 = ) ( ) ( M dr2 2 2 2 2 + r dϑ + (sin ϑ) dφ − 1 − 2 dct2 r 1 − 2M r Diskussion • Bedeutung von M ? für r ≫ M nur geringe Abweichung vom flachen Raum: gmn = ηmn + fmn , |fmn | << 1 −→ Verknüpfung mit Newtonschem Grenzfall (vgl. (III.126) ) : ( ) ( ) 2Φ M g44 = − 1 + 2 = − 1 − 2 c r 2 Mc −→ Φ = − r (IV.41) (IV.42) (IV.43) vgl. mit Φ = −γ MrN , wobei MN ( Newtonsche) Masse einer kugelsymmetrischen Massenverteilung, −→ M= γ κc2 M = MN N c2 8π (IV.44) M hat Dimension einer Länge −→ Einführung von { Gravitationsradius oder rG = 2M Schwarzschild - Radius Sonne rG = 2, 96 km Erde rG = 8, 8 mm Schwarzschild - Radius wird meist im Innern der Massenverteilung liegen • Beispiele für rG : • Falls rG doch bereits im Außenraum liegt, wird rG zum Ereignishorizont eines Schwarzen Loches; genauere Diskussion später Bedeutung der Koordinaten 3 Lösung der Vakuum - Feldgleichungen 117 • insbesondere r,t haben keine unmittelbare physikalische Bedeutung • t wird Koordinatenzeit genannt im Unterschied zur Eigenzeit τ eines im Gravitationsfeld ruhenden Beobachters (dr = dϑ = dφ = 0) • ( rG ) 2 ! ds2 = − 1 − dct = −c2 dτ 2 |{z} r Def.derEigenzeit √ rG dτ = 1− dt r −→ (IV.45) (IV.46) • r ist radiale Koordinate aber nicht der Radius; r = const ist Oberfläche einer Kugel mit dem Wert 4 πr2 , denn für r = const und t = const gilt ds2 = r2 (dϑ2 + sin2 ϑ dφ2 ) (IV.47) und für das Flächenelement dS von dϑ und dφ aufgespannt gilt dS = √ g̃dϑdφ (= ˆ 2-dim. Volumenelement ) (IV.48) mit g̃ = (g22 g33 − g23 g32 ) = r4 sin2 ϑ (IV.49) also ∫ S= ∫ dS = r 2 sin ϑ dϑ dφ = 4πr2 (IV.50) Linienelement in radiale Richtung ist durch dr ds = √ 1− rG r =: dR (radialer Abstand) (IV.51) gegeben, d.h. dR > dr , radialer Abstand ist immer größer als Differenz der radialen Koordinate. • Darstellung der Fläche t=const, ϑ = ds2 = π 2 ( Rotationsfläche) im Einbettungsraum: dr2 + r2 dφ2 1 − rrG (IV.52) Entlangwandern auf φ = const : ds = dR = √ dr 1− rG r (IV.53) 118 IV. Schwarzschild-Lösung Schwarzschild-Metrik mit kosmolog. Glied R gmn − Λgmn 2 R Rmm − δ mn − Λδ mn 2 R R − 4 − Λ4 2 R Rmn − = 0 = 0 = 0 = −4Λ Rmn + 2Λgmn − Λgmn = 0 Rmn = −Λgmn Rmn = −Λδ mn R14 = 0 −→ Birkhoffscher Satz auch bei Λ ̸= 0 ν ′′ ν ′2 λ′ ν ′ λ′ + − − = −Λeλ 2 4 { 4 r } r = −1 + e−λ 1 + (ν ′ − λ′ ) = −Λr2 2 2 = sin ϑ R23 = −Λ r2 sin2 ϑ { ′′ } ν ′2 λ′ ν ′ ν ′ ν−λ ν = −e + − + = +Λeν 2 4 4 r R11 = (IV.54) R22 (IV.55) R33 R44 (IV.56) (IV.57) R11 − R44 : λ′ = −ν ′ (IV.58) ν = −λ + f˜(t) (IV.59) f˜(t) kann durch Trafo f˜ dct′ = e 2 dct (IV.60) zum Verschwinden gebracht werden −→ R22 , R33 : ν(r) = −λ(r) (IV.61) } { e−λ 1 + 2r (−2λ′ ) = 1 − Λr2 α = e−λ ′ ′ −λ (IV.62) ′ α = −λ e = −λ α { } α′ α 1+r = 1 − Λr2 α α + rα′ = 1 − Λr2 1 1 − Λr α′ + α = r r (IV.63) (IV.64) (IV.65) (IV.66) 3 Lösung der Vakuum - Feldgleichungen 119 Homog. Lösung : α=− 2M r (IV.67) Inhomog. Lösung : α = 1 − βΛr2 ′ ds2 = α = −2βΛr 1 1 −2βΛr + − βΛr = − Λr r r 2β + β = 1 1 β = 3 1 α = 1 − Λr2 3 1 2M −λ − Λr2 −→ e = 1− r 3 ) ( ( 2 ) dr2 1 2 2M 2 2 2 − Λr dct2 + r dϑ + sin ϑdφ − 1 − 1 2 r 3 1 − 2M − Λr r 3 (IV.68) (IV.69) (IV.70) (IV.71) (IV.72) (IV.73) (IV.74) (IV.75) 120 IV. Schwarzschild-Lösung Zusammenfassung : Schwarzschild - Lösung Kugelsymmetrie in 4 Dimensionen ds2 = g11 (R, cT )dR2 + g22 (R, cT )(dϑ2 + sin2 ϑdφ2 ) 2 + 2g14 (R, cT ) dR dcT + g44 (R, cT )(dcT ) (IV.76) (IV.77) Koordinatentransformationen • r= √ g22 (R, cT ), ϑ = ϑ, φ = φ, cT = cT ds2 = h2 dr2 − 2ab dr dcT − b2 (dcT )2 + r2 (dϑ2 + sin2 ϑdφ2 ) (IV.78) h(r, T ); a(r, T ); b(r, T ) • t = t(T, r) vermittels dct = e− ν(r,T ) 2 {a dr + b(dcT )} ds2 = eλ dr2 + r2 (dϑ2 + sin2 ϑdφ2 ) − eν dct2 (IV.79) −→ g11 = eλ(r,t) , g22 = r2 , g33 = r2 sin2 ϑ, g44 = −eν(r,t) , gik = 0 für i ̸= k {Schwarzschildsche Form des Linienelementes einer kugelsymmetrischen Metrik} Christoffel - Symbole • Ausrechnen über Definition oder • Ablesen aus Geodäten - Gleichung ( ) • Definition: Γikl = 12 g is gsk|l + gsl|k − gkl|s • Abkürzung ∂r ( ) = ()′ , ∂ct ( ) = ( )˙ Γ111 Γ133 Γ114 Γ212 Γ313 Γ411 Γ444 ′ = λ2 = −r sin2 ϑe−λ = λ̇2 = 1r = 1r = λ̇2 eλ−ν = ν̇2 Γ122 = −re−λ ′ Γ144 = ν2 eν−λ Γ233 = − sin ϑ cos ϑ Γ323 = cot ϑ ′ Γ414 = ν2 • alle weiteren Γ ’s verschwinden 3 Lösung der Vakuum - Feldgleichungen 121 Ricci-Tensor • Rmn = Ri min = R1m1n + R2m2n + R3m3n + R4m4n • R11 = Γ212|1 + Γ212 Γ212 − Γ111 Γ212 + Γ313|1 + Γ313 Γ313 − Γ111 Γ313 + Γ414|1 − Γ411|4 + Γ114 Γ411 + Γ414 Γ441 − Γ411 Γ444 − Γ111 Γ414 • R14 = −Γ114 Γ212 − Γ114 Γ313 • R22 = −Γ122|1 + Γ212 Γ122 − Γ122 Γ111 + Γ323|2 + Γ323 Γ332 − Γ122 Γ313 − Γ122 Γ414 • R33 = −Γ133|1 + Γ331 Γ133 − Γ133 Γ111 − Γ233|2 + Γ332 Γ233 − Γ133 Γ212 − Γ133 Γ414 • R44 = Γ141|4 − Γ144|1 + Γ141 Γ114 + Γ441 Γ144 − Γ144 Γ111 − Γ444 Γ141 − Γ144 Γ212 − Γ144 Γ313 • alle weiteren Rmn verschwinden Ricci - Tensor in λ und ν • R11 = ν ′′ 2 + ν ′2 4 − λ′ ν ′ 4 − λ′ r − eλ−ν { λ̈ 2 λ̇2 4 − λ̇ν̇ 4 λ′ ν ′ 4 + ν′ r + } } { • R22 = −1 + e−λ 1 + 2r (ν ′ − λ′ ) • R33 = sin2 ϑR22 • R44 = λ̈ 2 + λ̇2 4 − λ̇ν̇ 4 − eλ−ν { ν ′′ 2 + ν ′2 4 − } • R14 = − λ̇r Vakuum - Feldgleichungen : Rmn = 0 Birkhoffscher Satz: Jede kugelsymmetrische Lösung der Einsteinschen Feldgleichungen ist statisch. • ν ′′ 2 + ν ′2 4 − λ′ ν ′ 4 − λ′ r =0 • ν ′′ 2 + ν ′2 4 − λ′ ν ′ 4 + ν′ r =0 { } • e−λ 1 + 2r (ν ′ − λ′ ) = 1 122 IV. Schwarzschild-Lösung Schwarzschild-Lösung • ds2 = dr 2 1− 2M r ( + r2 (dϑ2 + sin2 ϑdφ2 ) − 1 − 2M r ) dct2 • 2M = rG Schwarzschild-Radius, Gravitationsradius 4 Planetenbewegung und Periheldrehung 4 123 Planetenbewegung und Periheldrehung zu untersuchen ist die relativistische Version des Kepler-Problems, Bewegung eines Körpers (Teilchens) im zentralsymmetrischen Gravitationsfeld Darstellung des Gravitationsfeldes mit der Schwarzschild-Metrik ( dr2 rG ) 2 2 2 2 2 ds2 = + r (dϑ + sin ϑdφ ) − 1 − dct 1 − rrG r (IV.80) LII - Gleichungen wurden bereits im Abschnitt „Geodäten“ für eine beliebige Metrik ausgerechnet zu k l d2 ξ i i dξ dξ + Γ =0 kl dλ2 dλ dλ λ affiner Parameter, z.B. λ = τ mit ds2 = −c2 dτ 2 , (IV.81) (IV.82) • entweder: Γikl auf Schwarzschild - Metrik spezialisieren • oder: LII erneut ableiten mit sofort auf die Schwarzschild-Metrik spezialisierter LagrangeFunktion • 2. Variante geht schneller, also ( ) 1 ds 2 L = (IV.83) 2 dτ { ( )2 [( ) } ( )2 ] ( 2 dr ) ( dct )2 1 dϑ dφ r G dτ = + r2 + sin2 ϑ − 1− 2 1 − rrG dτ dτ r dτ und d ∂L ∂L − k dτ ∂ ξ˙k ∂ξ dξ k = 0, ξ˙k := dτ • Vereinfachung möglich über LII für ξ 2 = ϑ : ( ) ( )2 d dϑ dφ r2 − r2 sin ϑ cos ϑ = 0 dτ dτ dτ ( )2 dφ d2 ϑ 2 dr dϑ + − sin ϑ cos ϑ = 0 dτ 2 r dτ dτ dτ (IV.84) (IV.85) (IV.86) Vorgabe von Anfangsbedingungen (durch geeignete Wahl eines Koordinatensystems): π ϑ(τ = 0) = , 2 dϑ (τ = 0) = 0 dτ π −→ ϑ(τ ) = 2 124 IV. Schwarzschild-Lösung ( eindeutig nach Dgl. - Theorie) ; −→ ebene Bewegung ! • ϑ= π 2 sofort in L einsetzen bevor weitere LII gebildet werden: { ( )2 } ( )2 ( dr ) ( dct )2 r 1 dφ G dτ − 1− L= + r2 2 1 − rrG dτ r dτ (IV.87) • ξ 3 = φ : zyklisch −→ Erhaltungssatz (Drehimpuls) d ∂L dτ ∂dτ φ dφ −→ r2 dτ = 0 (IV.88) = B = const (IV.89) • ξ 4 = ct : zyklisch −→ Erhaltungssatz (Energie) −→ • ξ1 = r : d dτ { dτ r 1 − rrG } + d ∂L dτ ∂dτ ct ( rG ) dct 1− r dτ = 0 (IV.90) = A = const (IV.91) 2 r 1 rG2 (dτ r) 1 rG 2 − r (d φ) + (dτ ct)2 = 0; ( ) τ 2 2 1 − rG 2 r2 (IV.92) r anstelle dieser komplizierten Dgl. ist es auch möglich, das 1.Integral ( )2 ( ds rG ) (dτ r)2 2 2 + r (d φ) − 1 − (dτ ct)2 = −c2 = τ dτ 1 − rrG r (IV.93) zu verwenden! Verifikation des 1. Integrals • Differenzieren dτ des 1. Integrals − c2 = ( (dτ r)2 rG ) 2 2 + r (d φ) − 1 − (dτ ct)2 τ 1 − rrG r (IV.94) unter Beachtung der Erhaltungssätze liefert 0 = 0 = ( (dτ r)2 rG 2dτ rd2τ r rG ) 2 2 − d r + r d φ dτ ct d2τ ct (IV.95) d φ − 1 − ) ( τ τ rG 2 r 2 τ | {z } 1 − rrG r 1− r | {z } =const =const ( ) 2 r 1 − rrG dτ ct d2τ ct 1 (dτ r) rG2 1 2 d2τ r d2τ φ − ( − · (IV.96) ) + r dτ φ 1 − rrG 2 1 − rG 2 2 dτ r 2 dτ r r 4 Planetenbewegung und Periheldrehung • d2τ φ dτ r 125 eliminieren über Erhaltungssatz nach Diff.: 2τ dτ rdτ φ + r2 d2τ φ = 0 d2τ φ dτ φ −→ = −2 dτ r τ • d2τ ct dτ r (IV.97) (IV.98) eliminieren über weiteren Erhaltungssatz nach Diff. ( rG ) 2 rG d rd ct + 1 − dτ ct = 0 τ τ r2 r d2τ ct rrG2 d2τ ct −→ = − dτ r 1 − rrG −→ 0 = 2 r d2τ r 1 (dτ r) rG2 1 rG 2 − − r (d φ) + (dτ ct)2 ( ) τ rG 2 1− r 2 1 − rG 2 r2 r (IV.99) (IV.100) (IV.101) −→ Übereinstimmung mit Geodätengl. für ξ 1 = r ! Einarbeiten der Erhaltungsgrößen in die Geodätengl. ergibt mit der Abkürzung (˙) = dτ ( ) −c2 = ṙ2 B2 A2 + − 1 − rrG r2 1 − rrG B 2 rG B 2 c2 rG = A2 − c2 = const − − r2 r3 r B2 M B2 1 2 γMN ṙ − + 2 − = const ⇒ 3 r 2r } |2 {z | r{z } ṙ2 + Keplerproblem nach Newton (IV.102) (IV.103) (IV.104) Zusatzterm der ART Somit modifiziert die ART das Keplerproblem nach Newton um einen Zusatzterm ∝ r−3 . Berechnung der Bahnkurve r(φ) aus dem 1.Integral, der Impulserhaltung und der Energieerhaltung: • Substitution −→ r = dτ φ = dτ ct = dτ r = dτ r = w ′ 1 w B = Bw2 r2 A A rG = 1− r 1 − rG w 1 1 − 2 dτ w = − 2 dφ wdτ φ w w −Bdφ w := dφ w (IV.105) (IV.106) (IV.107) (IV.108) (IV.109) (IV.110) 126 IV. Schwarzschild-Lösung • 1. Integral B 2 w′2 A2 + B 2 w2 − = −c2 1 − rG w 1 − rG w B 2 w′2 + B 2 w2 (1 − rG w) − A2 + c2 (1 − rG w) = 0, (IV.111) (IV.112) dφ Separation ∫ mittels dw möglich −→ φ = f (w)dw führt auf Elliptische Integrale, aber nicht auf Ellipsen; d.h. prinzipiell exakt gelöst! • näherungsweise Lösung der Dgl: Differentation nach φ 2B 2 w′ w′′ + 2B 2 ww′ (1 − rG w) − B 2 rG w2 w′ − c2 rG w′ = 0 ′ ′′ ′ ′ ′ 2B w w + 2B ww − 3B rG w w − c rG w = 0 3 c2 rG ′ (w′′ + w − rG w2 − )w = 0 2 2B 2 2 2 w′′ + w = w′′ + w = 2 2 2 c2 rG 3 + rG w2 und w′ = 0 2B 2 2 c2 M + 3M w2 und w′ = 0 B2 (IV.113) (IV.114) (IV.115) (IV.116) (IV.117) • Fall 1 : w′ = 0 −→ dτ r = 0 −→ r = const (Kreisbahn) 2 • Fall 2 : w′′ + w = cBM 2 + 3M w Vernachlässigung des Terms ∝ w2 führt auf Newtonsche Theorie: 2 w0′′ + w0 = w0 = c2 M B2 M c2 (1 + ϵ cos φ), B2 (IV.118) (IV.119) Einsetzen von w0 im Term ∝ w2 , d.h. Iteration w1′′ + w1 = w1′′ + w1 = M c2 + 3M w02 B2 M c2 M 2 c4 + 3M (1 + 2ϵ cos φ + ϵ2 cos2 φ), B2 B4 Dgl. vom Typ der Gleichung einer erzwungenen Schwingung; nach Stephani: { ( )} 3M 3 c4 1 2 1 −→ w1 = w0 + 1 + ϵφ sin φ + ϵ − cos(2φ) , B4 2 6 ϵφ sin φ : entscheidender Korrekturterm zu w0 , da wachsend 1 cos(2φ) : oszillierend 6 (IV.120) (IV.121) (IV.122) (IV.123) (IV.124) 4 Planetenbewegung und Periheldrehung w1 ≈ w0 + w1 ≈ w1 ≈ 127 3M 3 c4 ϵφ sin φ 4 {B } 3M 2 c2 M c2 1 + ϵ cos φ + ϵφ sin φ B2 B2 { ( ) } M c2 3M 2 c2 1 + ϵ cos 1 − φ , B2 B2 (IV.125) (IV.126) (IV.127) denn cos(α − β) = cos α cos β + sin α sin β (IV.128) cos(1 − M̃ )φ = cos φ cos M̃ φ + sin φ sin M̃ φ (IV.129) cos(1 − M̃ )φ ≈ cos φ + M̃ φ sin φ 3M 2 c2 mit M̃ = , B2 M̃ φ << 1 (IV.130) (IV.131) (IV.132) • nach φ = 2π ist das ursprüngliche r noch nicht wieder ganz erreicht: ∆φP = 6πM 2 c2 B2 ist Periheldrehung (ϵ ̸= 0) Abbildung IV.1: Rosettenbewegung eines Planeten (IV.133) 128 5 IV. Schwarzschild-Lösung Lichtablenkung Lichtstrahlen sind s.g. Nullgeodäten, d.h. das 1. Integral der Geodäten - Gleichung ist ( ds dλ )2 = gik dξ i dξ k = 0 dλ dλ (IV.134) vgl. ds2 = 0 im Minkowski Raum : = dx + dy + dz − c dt 2 2 ds vx2 + vy2 + vz2 −c 2 v 2 2 2 2 (IV.135) = 0 = 0 2 2 = c (IV.136) (IV.137) (IV.138) Geodäten - Gleichung ist ebenfalls gültig, allerdings kann Eigenzeit nicht als Kurvenparameter verwendet werden; sie ist definiert über ds2 = −c2 dτ 2 , (IV.139) was hier nicht brauchbar ist; Wahl eines anderen affinen Kurvenparameters λ Geodäten - Gleichung für ϑ, φ, ct werden unverändert aus Abschnitt 4.4 übernommen, also insbesondere π , ebene Bewegung 2 (IV.140) = B = const , Impulssatz (IV.141) = A = const , Energiesatz (IV.142) ϑ = dφ r2 dλ ( rG ) dct 1− r dλ anstelle der Geodäten-Gleichung für r wird wiederum das 1. Integral benutzt: ( 1 rG ) 2 2 2 (d r) + r (d φ) − 1 − (dλ ct)2 = 0 λ λ 1 − rrG r (IV.143) w′′ + w = 3M w2 (IV.144) folglich Lösung im flachen Raum ( M = 0 ) w0′′ + w0 = 0 1 −→ w0 = sin(φ − φ0 ) D φ0 , D Integrationskonstanten , o.B.d.A. φ0 = 0 1 1 = sin φ −→ w0 = r D (IV.145) (IV.146) (IV.147) (IV.148) (IV.149) 5 Lichtablenkung 129 Geradengleichung mit Abstand D vom Ursprung genäherte Lösung im gekrümmten Raum 3M sin2 φ D2 (IV.150) M (1 + cos2 φ) D2 (IV.151) w1′′ + w1 = • partikuläre inhom. Lösung w̃1 = • allg. Lösung w1 = w0 + w̃1 1 M 1 w1 = sin φ + 2 (1 + cos2 φ) = D D r M r(2 cos2 φ + sin2 φ) D = r sin φ + D M 2x2 + y 2 √ D = y+ D x2 + y 2 (IV.152) (IV.153) (IV.154) (IV.155) • 2.Term beschreibt Abweichung von der Geraden y = D : y = D− M 2x2 + y 2 √ D x2 + y 2 (IV.156) • Asymptote für x → ±∞ 2M x D ∆φ 2M = 2 D 4M 2rG = D D y = D− tan ∆φ 2 ≈ ∆φ = • Beispiel : Sonne rG = 2, 96 km D = 7 · 105 km (Sonnenrand streifend) ∆φ = 1, 75′′ (IV.157) (IV.158) (IV.159) 130 IV. Schwarzschild-Lösung • Historische Messung am 29.5.1919 während einer Sonnenfinsternis • neuere Messungen mit Quasaren, die keiner Sonnenfinsternis bedürfen • Gravitationslinse Abbildung IV.2: Gravitationslinse 6 Rotverschiebung Im Gravitationsfeld wird Licht nicht nur in Richtung geändert, auch in Frequenz • Effekt beruht auf zusammenhang zwischen Eigenzeit und Zeitkoordinate Effekt ist wohlunterschieden von Doppler-Effekt, hat also mit Bewegung von Quellen oder Sender nichts zu tun Gültigkeit in allen statischen Gravitationsfeldern, nicht nur Schwarzschild-Metrik Ausgangspunkt: • Zeitorthogonale Koordinaten : g4a = 0 6 Rotverschiebung 131 • zeitunabhängige Metrik: gik|4 = 0 • Sender im Punkt P1 = (r1 , Θ1 , φ1 ) ruhend • Empfänger im Punkt P2 = (r2 , Θ2 , φ2 ) ruhend Lichtwelle zwischen P1 und P2 • ds2 = gab dξ a dξ b + g44 dct2 = 0 • t1 Koordinatenzeit beim Aussenden in P1 • t2 Koordinatenzeit beim Empfangen in P2 • Koordinatenzeit - Differenz t2 − t1 : ∫2 ct2 − ct1 = dct = ∫λ2 √ λ1 1 a dξ − ggab 44 dλ dξ b dλ dλ , λ affiner Parameter entlang der Nullgeodäten • Integral hängt nur vom Weg ab, nicht von der Zeit ct, da gik zeitunabhängig sind • für ein später (t′1 ) ausgesandtes Lichtsignal gilt der gleiche Weg und demnach die gleiche Zeitdifferenz t2 − t1 = t′2 − t′1 • −→ Koordinatenzeitintervalle zwischen aufeinanderfolgenden Signalen sind am Empfänger und Sender gleich: t′1 − t1 = t′2 − t2 (IV.160) • −→ Zahl der Schwingungen der Welle in Einheiten der Koordinatenzeit ist am Empfänger und Sender gleich n ∆t1 = n ; ∆t2 (IV.161) n muss natürlich auch gleich sein, da sich alle Portionen innerhalb der Welle mit gleicher Geschwindigkeit c ausbreiten Uhr des Beobachters am Sender misst aber Eigenzeit ∆τ1 • wg. Def. der Eigenzeit −c2 dτ 2 = gik dξ i dξ k gilt für ruhenden Beobachter − c2 dτ 2 = g44 dct2 (IV.162) • Integration, da g44|4 = 0 ∆τ1 = √ −g44 (1)∆t1 (IV.163) 132 IV. Schwarzschild-Lösung Uhr des Beobachters am Empfänger misst ∆τ2 √ ∆τ2 = −g44 (2)∆t2 (IV.164) folglich √ ∆τ2 ∆τ1 g44 (2) g44 (1) = (IV.165) Frequenzen an jeweiligen Orten • f1 := f2 := • 1 , ∆τ1 1 ∆τ2 (IV.166) (IV.167) √ f1 f2 = g44 (2) g44 (1) (IV.168) Rotverschiebung z √ f1 −1= z := f2 g44 (2) −1 g44 (1) (IV.169) • z heißt immer „Rotverschiebung“, auch wenn f2 > f1 , d.h. wenn tatsächlich eine „Blauverschiebung“ (z<0) vorliegt Rotverschiebung in der Schwarzschild-Metrik • √ z = 1− 1− rG r2 rG r1 −1 (IV.170) • r1 , r2 >> rG √ z ≈ z ≈ rG rG (1 − )(1 + )−1≈ r2 r1 ( ) 1 rG rG − 2 r1 r2 √ 1+ rG rG − −1 r1 r2 (IV.171) (IV.172) 6 Rotverschiebung 133 • Beispiel: Sonne r1 , Erde r2 z = 1 rG ≈ 10−6 , 2 r1 (IV.173) echte Rotverschiebung, da Sender näher an Gravitationsquelle als Empfänger Darstellung der Rotverschiebung mit dem Newtonschen Gravitationspotential Φ ) ( 2Φ g44 = − 1 + 2 c v u u1 + z = t 1+ 2Φ2 c2 2Φ1 c2 −1 ≈ 1 (Φ2 − Φ1 ) c2 (IV.174) (IV.175) • im Photonen-Bild entspricht die Gravitationsrotverschiebung einer Änderung der kinetischen Energie h · f durch Gewinn oder Verlust von potentieller Energie Zur Veranschaulichung betrachte man folgenden Kreisprozess: Ein zunächst ruhendes massives Teilchen der Energie mc2 falle im homogen angenommenen Gravitationsfeld um die Strecke ∆r < 0. Das Teilchen verliert potentielle Energie (−m g ∆r) , die sich in kinetische Energie umwandelt. Die Gesamtenergie des Teilchens bei Position 1 zerstrahle man in ein Photon, das dann die Energie h · f1 haben möge. Das Photon bewege sich zurück nach Position 2 und erfährt die Rotverschiebung z = (Φ2 −Φ1 ) . Dort angekommen denke man sich, dass das Photon der Energie hf2 sich in das c2 massive Ausgangsteilchen der Energie mc2 zurückverwandelt. Wegen Φ2 − Φ1 = −g∆r (IV.176) ist die Rotverschiebung als Verlust von potentieller Energie interpretierbar. mc2 hf2 2 g ≈ const z= ∆r ϕ2 − ϕ1 c2 1 mc2 − mg∆r hf1 Rotverschiebung beruht letztendlich auf der allgemein-relativistischen Zeitdilatation im Gravitationsfeld 134 7 IV. Schwarzschild-Lösung Physik am Schwarzschildradius • Außenraum (Vakuum) erstrecke sich bei r < rG • ds2 = ( 2 ) ( dr2 rG ) 2 2 2 2 + r dϑ + sin ϑdφ − 1 − dct 1 − rrG r • Singularität des Metrischen Tensors: g11 −→ ∞ (IV.177) r→rG • Singularitäten sind wohlbekanntes Phänomen, z.B. für Coulomb-Potential V = q 4πϵ0 r • Kompliziertere Situation in einer nichtlinearen Theorie, da Singularität nicht am Ort der Quelle aufzutreten braucht • Singularitäten des Raumes können auch durch singuläres Koordinatensystem vorgetäuscht sein, z. B. Kugelkoordinaten im dreidimensionalen Euklidischen Raum g22 = r2 1 g 22 = 2 r g11 = 1 g 11 = 1 g 22 −→ ∞ r→0 , g 33 g33 = r2 sin2 ϑ 1 g 33 = 2 2 r sin ϑ −→ r→0,ϑ→0,π ∞ ; (IV.178) aber r = 0 ist ein harmloser Punkt. • Koordinaten-unabhängige Charakterisierung durch Suche nach Singularitäten in Tensoren 0. Stufe (Invarianten), z. B. Rijkl Rijkl = 12 2 rG r2 (IV.179) oder in anderen geometrischen Objekten wie z. B. g = −r4 sin2 ϑ ; (IV.180) beide Konstruktionen sind regulär bei r = rG • Untersuchung der physikalischen Verhältnisse bei r = rG entlang radialer Geodäten für Testteilchen: • Anknüpfung an Gleichung (IV.91) und (IV.93) für radiale Bewegung (dφ = 0, kein Drehimpuls): ( rG ) 1− dτ ct = A = const (IV.181) r ( r ) 1 G 2 − c2 = (d r) − − (dτ ct)2 (IV.182) τ 1 − rrG r 7 Physik am Schwarzschildradius • folglich 135 √ ( rG ) dτ r = ± A2 − c2 1 − r dr dτ r = =± dct dτ ct → dct = ±A ( 1− √ ( A2 − c2 1 − rG r )√ rG r (IV.183) ) ( A dr ( A2 − c2 1 − rG r 1− rG ) r (IV.184) (IV.185) ) • Integration von Startzeit ts bei Startpunkt rs (̸= rG ) bis tG bei rG ∫tG ∫rG A dt = ± C ( rs ts 1− rG r )√ dr ( A2 − c2 1 − rG r ) • rechtes Integral divergiert, abzuschätzen durch folgende Situation: rs nahe an rG beginnen lassen, √ √ A2 − c2 (1 − rG /r) ≈ A2 ; (IV.186) (IV.187) damit vereinfacht sich das rechte Integral zu ∫rG rs dr = 1 − rrG ∫rG rs r dr ≈ r̃ ln (r − rG )|rrG →∞ s r − rG (IV.188) und aus (IV.186) folgt −→ tG − ts → ∞ . (IV.189) Testteilchen braucht unendlich lange Koordinatenzeit um die endliche Strecke ∫rG ∆s = ∫rG ds = rs rs dr √ 1− rG r rG √ ∫rG √ √ ∫ √ r dr dr r − rG √ √ = = r̃ = r̃ <∞ 2 r − rG r − rG rs rs (IV.190) zurückzulegen. • Eigenzeit während Bewegung von rs nach rG : Nach (IV.183) erhalten wir ∫rG √ τ= rs dr A2 − c2 (1 − rG /r) <∞ (wie ∆s) (IV.191) → frei fallender Beobachter spürt nichts beim Passieren von rG , r und t ”ungeeignete” Koordinaten • Analoge Diskussion radialer Geodäten für Photonen: 136 IV. Schwarzschild-Lösung • Anknüpfung an Gleichung (IV.142) und (IV.143) für dφ = 0: ( dr2 rG ) 2 − 1 − dct = 0 1 − rrG r ∫tG c (ts − tG ) = ∫rG dct = ts rs dr →∞ 1 − rrG (IV.192) (IV.193) Photon braucht ebenfalls unendlich lange Koordinatenzeit für die endliche Strecke ∆s. • Schwarzschildlösung in anderen Koordinaten; z.B. Lemaitre 1933, Eddington-Finkelstein (1924, 1958), Kruskal • Kruskal-Koordinaten (s. Stephani, S. 208) r, ct → w, z ; ϑ, φ bleiben unverändert mit r − rG rr e G rG ct w = tanh z 2rG z 2 − w2 = (IV.194) (IV.195) w, z auch negativ, aber so beschränkt, dass r ≥ 0 • Charakt. Linien: z 2 − w2 = 0 , r = rG : → r=0: tanh ct = ±1 2G → z 2 − w2 = −1 ; z = ±w t = ±∞ w2 − z 2 = 1 • ds2 = 4 3 ) ( ) rG − r ( e rG dz 2 − dw2 + r2 (w, z) dϑ2 + sin2 ϑdφ2 r (Kruskal-Metrik) (IV.196) 7 Physik am Schwarzschildradius 137 r r G st = con ,r = ∞ r − < t = rG = rG 0 rG r = > < r r= R G, = t = con co s ns ∞ t t • Diskussion w II I I’ z II’ r = 0 I : r > rG , z > |w| , t endlich II : r > rG ′ I , II ′ : isometrisch zu I, II metrisch ununterscheidbar • radiale Bewegungen (dϑ = dφ = 0) ds2 = 4 3 ) rG − r ( e rG dz 2 − dw2 r (IV.197) • radiale Lichtausbreitung: ds = 0 • einlaufende Lichtstrahlen aus I landen unweigerlich im Schwarzen Loch bei r = 0, wenn sie einmal den Schwarzschildradius (r = rG ) passiert haben, da wird r zeitartig und t raumartig: ( ) dr2 rG − 1 dct2 + r2 dϑ2 + sin2 ϑdφ2 − rG (IV.198) ds2 = r −1 |r {z } | {z } >0 <0 Das Verrinnen der Zeit ”r” kann man aber nicht aufhalten, auch nicht mit Raketen, während man den Ort festhalten kann. • auslaufende Lichtstrahlen in I können nicht aus dem Schwarzen Loch (r = 0 oben), sondern höchstens aus dem weißen Loch (r = 0 unten). Allerdings brauchen sie unendlich lange (t = ∞); wobei t ja auch die Eigenzeit eines entfernten Beobachters (r ≫ rG ) ist. Für einen endlich existierenden Kosmos kann also von dort nichts bei uns angekommen sin. IV. Schwarzschild-Lösung r r w = = 0 rG 138 kann nicht entweichen auslaufende Lichtstrahlen in I z einlaufende Lichtstrahluen aus I r = 0 • Hinzunahme von weiteren Freiheitsgraden beschleunigt sogar den Sturz ins Schwarze Loch; z. B. für Photonen ( ) ... dz 2 − dw2 + dσ 2 = 0 → dw2 muss größer werden. Ähnliches gilt für Beobachter mit Raketen!!! Kapitel V Gravitationswellen Existenz von Gravitationswellen ist besonders interessantes Problem Frage nach freien wellenartigen Gravitationsfeldern in Analogie zur Elektrodynamik Ausbreitung mit Lichtgeschwindigkeit Erzeugung von einem System beschleunigter Massen wegen nicht existierender gravitativer Dipole kann niedrigste Ordnung nur Quadrupolstrahlung sein Entstehung, wenn große Massen stark beschleunigt werden • theoretisch vorhergesagt • intensiv gesucht • bisher nicht gefunden • GEO600 in Hannover u.a. vielversprechend indirekte Nachweis der Gravitationsstrahlung durch Abnahme der Bahnperiode des Doppelsternsystems PSR 1913 + 16 • Nobelpreis 1993; Taylor und Hulse • Abnahme der Systemenergie = ˆ erwartete Energie der Gravitationsstrahlung 1 Linearisierte Theorie Nur geringe Abweichung von der Minkowski-Metrik: gmn für Linearisierung = ηmn + fmn |fmn | << 1 (V.1) 140 V. Gravitationswellen • Produkte der f’s vernachlässigen • Indexziehen mit Minkowski-Metrik; da fmn = f pr gmp gnr = f pr (V.2) (V.3) (ηmp + fmp ) (ηnr + fnr ) pr 2 (V.4) = f ηmp ηnr + O(f ) pr (V.5) = f ηmp ηnr ; analog für andere Tensoren • Inverse Metrik g mn = η mn − f mn n δm = gmr g rn = ηmr η = n δm rn + , da (V.6) = (ηmr + fmr ) (η + η fmr − ηmr f fmn rn − rn −f ) rn (V.7) rn (V.8) fmn (V.9) folglich ) 1 ms ( fsi|k + fsk|i − fik|s Γm ik = η 2 (V.10) folglich m Rmikp = Γm ik|p − Γip|k ) 1 ms ( η fsi|k|p + fsk|i|p − fik|s|p − fsi|p|k − fsp|i|k + fip|s|k = 2 ) 1 ms ( = η fsk|i|p − fik|s|p − fsp|i|k + fip|s|k 2 (V.11) (V.12) (V.13) folglich ( ) 1 Rip = Rmimp = η ms fsm|i|p − fim|s|p − fsp|i|m + fip|s|m 2 } 1{ Rip = 2fip + f mm|i|p − f mi|m|p − f mp|i|m 2 (V.14) (V.15) mit d’Alembert-Operator: 2 := |m η ms ∂xm ∂xs := η ms ∂m ∂s := ∂m ∂ m = ( )|m Einführung einer zweckmäßigen Hilfsfunktion Ψ : (V.16) 1 Linearisierte Theorie 141 Ψmq 1 q fm q − δm f 2 := (V.17) mit −→ f := Rip = f ii ) 1 1( m 2fip − Ψi |m|p + Ψpm |m|i , 2 2 (V.18) (V.19) da: 1 Ψi m|m|p = fi m|m|p − δim f|m|p 2 1 m = f i|m|p − f|i|p 2 1 Ψpm |m|i = f mp|m|i − f|p|i 2 Ψi m|m|p + Ψpm |m|i = f mi|m|p + f mp|m|i − f|i|p (V.20) (V.21) (V.22) (V.23) −→ Aussage (V.24) ) ( 1 Rip = −κ Tip − T gip 2 (V.25) ) ( ) 1( m 1 1 m 2fip − Ψi |m|p + Ψp |m|i = −κ Tip − T ηip 2 2 2 (V.26) Linearisierte Feldgleichungen • zunächst allgemein: • linearisiert: Vereinfachung der linearisierten Feldgleichungen durch geeignete Koordinatentransformation ξ¯i = ξ i + ϵi (ξ) → ξi (V.27) • wg. |fmn | << 1 sind nur kleine Abweichungen von den Minkowski-Koordinaten zugelassen; das gilt für die ξ i als auch die ξ¯i ; somit sind insbesondere ϵi kleine Größen. ξ¯i|l = δli + ϵi |l bzw. ξ i |l = δ̄li −ϵ i |l (V.28) = δli −ϵ i |l (V.29) • Auswirkungen für fip → f¯ip : → ∂ξ m ∂ξ n gmn = ξ m|i ξ n |p gmn ∂ ξ¯i ∂ ξ¯p ( )( ) = δim − ϵm|i δpn − ϵn|p (ηmn + fmn ) ḡip = (V.30) ḡip (V.31) ḡip = ηip + fip − ϵi|p − ϵp|i f¯ip = fip − ϵi|p − ϵp|i (V.32) (V.33) 142 V. Gravitationswellen bzw. fip = f¯ip + ϵi|p + ϵp|i (V.34) • Krümmungstensor bleibt bei dieser Transformation unverändert (ÜA) • sei f = f ii , f¯ = f¯ii , dann folgt f¯ = f − η ip ϵi|p − η ip ϵp|i = f − 2ϵi |i 1 |m Ψ̄i m = Ψi m − ϵi − ϵm|i − δim (f − 2ϵr|r ) 2 |m m m m Ψ̄i = Ψi − ϵi − ϵ |i + δim ϵr|r → (V.35) (V.36) (V.37) • Ableitungen der Ψ̄ Ψ̄i m|m = Ψi m|m − ϵi |m |m − ϵm|i|m + δim ϵr|r|m | {z } (V.38) =0 Wahl der ϵ , so dass |m |m m Ψ̄i |m = 2ϵi = Ψi m|m (V.39) = 0 (V.40) Ψ̄i m|m = f¯i m|m − f¯|i = 0 (V.41) ϵi → = ˆ 4 Nebenbedingungen an die f¯ip : = ˆ spezielle Eichung der f¯ip : Hilbert-Eichung Ricci-Tensor bleibt bei der Koordinatentransformation ξ i → ξ¯i unverändert • klar, da Krümmungstensor unverändert • explizites Nachrechnen für Rip : ) 1 1( m 2fip − Ψi |m|p + Ψpm |m|i 2 2 = f¯ip + ϵi|p + ϵp|i Rip = fip m Ψi |m = Rip = → Rip = (V.42) (V.43) + 2ϵi (V.44) { } 1 ¯ 1 1 + Ψ̄ m 2fip + 2ϵ 2ϵ Ψ̄i m|m|p + 2ϵ 2ϵ (V.45) i|p + p|i − p|i p |m|i + i|p 2 2 2 ( ) 1 ¯ 1 (V.46) 2fip − Ψ̄i m|m|p + Ψ̄pm |m|i 2 2 Ψ̄i m|m Verbleibende Gleichung + ϵi m|m = Ψ̄i m|m 2 Ebene Gravitationswellen 143 ( ) 1 ¯ 2fip = −2κ Tip − T ηip 2 (V.47) Eindeutigkeit der Eichtransformation? • Eichtransformation bestimmt sich aus 2ϵi = Ψi m|m (V.48) • inhomogene lineare Dgl. für ϵi mit allg. Lösung ϵi = ϵhom + ϵinhom , i i 2ϵhom i inhom 2ϵi = 0 = Ψi m|m (V.49) (V.50) (V.51) • 2ϵhom = 0 nicht eindeutig lösbar → ϵi nicht eindeutig! i Es sind beliebige weitere Eichtransformationen ξ i = ξ i + ϵ i möglich, die die Hilbert - Eichung nicht schädigen , so lange 2ϵ̄i = 0 (V.52) gilt. 2 Ebene Gravitationswellen Ebene Wellen im Vakuum sind gesucht zu lösendes Problem 2f jp = 0, 1 m f j |m − f |j = 0 2 (V.53) (V.54) Strich wird im weiteren weggelassen, also 2fjp = 0, 1 fj m|m − f|j = 0 2 (V.55) (V.56) 144 V. Gravitationswellen Ansatz für eine ebene Welle } { m fjp = Re ajp eikm ξ (V.57) • Re für Realteil wird im weiteren unterdrückt 2fjp = η mn fjp|m|n = −η mn km kn fjp = 0 → η mn km kn = k n kn = 0 (V.58) (V.59) d.h. k n muss s.g. Nullvektor sein 1 fj m|m − f|j 2 → ajm k m 1 = ajm ikm − amm (ikj ) = 0 2 1 = akj mit a := amm 2 (V.60) (V.61) ajp heißt Polarisationstensor • Symmetrie ergibt zunächst 10 Komponenten • Hilbert-Eichung reduziert um 4 auf 6 Komponenten • 6 Komponenten enthalten reine Koordinantenwellen; dies sind Wellen, deren Krümmungstensor identisch verschwindet • Beseitigung der Koordinatenwellen durch weitere Eichung ξ n = ξ n + ϵ n mit 2ϵn = 0 (V.62) → Reduktion auf 2 Komponenten möglich • konkrete Wahl ϵn = −ibn eikm ξ m (V.63) → f rp = frp − ϵr|p − ϵp|r (V.64) → arp = arp − br kp − bp kr (V.65) Betrachtung einer ebenen Welle, die sich in ξ 3 -Richtung ausbreitet (k m ) = (0, 0, k, k) (V.66) ω >0 c (V.67) mit k= 2 Ebene Gravitationswellen 145 • Hilbert-Eichung liefert −→ a13 + a14 = 0 (V.68) a23 + a24 = 0 a a33 + a34 = 2 a a43 + a44 = − 2 a33 − a44 = a = a11 + a22 + a33 − a44 (V.69) −→ a11 = −a22 (V.70) (V.71) (V.72) (V.73) • als 6 unabhängige Komponenten können aufgefasst werden a11 , a33 , a44 , a12 , a13 , a23 • die weiteren 4 abhängigen Komponenten sind dann a22 = −a11 (V.74) a14 = −a13 (V.75) a24 = −a23 1 a34 = − (a33 + a44 ) 2 (V.76) (V.77) • Umeichung a11 = a11 (V.78) a33 = a33 − 2b3 k (V.79) a44 = a44 + 2b4 k (V.80) a12 = a12 (V.81) a13 = a13 − b1 k (V.82) a23 = a23 − b2 k (V.83) amn = 0 (V.84) • Wahl der bn so, dass • danach nur noch folgende nichtverschwindende Komponenten a11 = −a22 , (V.85) a12 = a21 (V.86) a11 = −a22 , (V.87) a12 = a21 (V.88) bzw. Striche weglassen diese Eichung heißt auch tt-Eichung : transverse traceless gauge. 146 V. Gravitationswellen • zwei mögliche lineare Polarisationen durch a12 = 0 bzw. durch a11 = 0 bestimmt; Einführung zweier Basis-Polarisationstensoren. 1 0 0 0 0 −1 0 0 eI = (V.89) 0 0 0 0 , 0 0 0 0 0 1 0 0 1 0 0 0 e II = (V.90) 0 0 0 0 0 0 0 0 → 3 a = a11 + a22 + 0 = 0 (traceless) 1 aim k m = aki = 0 2 (transverse: aim ⊥ km ) (V.91) (V.92) (V.93) Teilchen im Feld der Gravitationswelle ebene Gravitationswellen sind zeitabhängige Störungen der Metrik mit zwei transversalen Moden Ausbreitung mit Lichtgeschwindigkeit wegen 2 echter physikalischer Effekt und kein Koordinateneffekt, denn • Krümmungstensor enthält nichtverschwindende zeitabhängige Komponenten ( ) 1 Rmikp = η ms fsk|i|p − fik|s|p − fsp|i|k + fip|s|k 2 wobei für ebene Gravitationswellen fsk|i|p = −ki kp fsk (V.94) (V.95) → Rückführung von Rmikp auf f11 und f12 • außerdem gilt für den linearisierten Krümmungstensor in obiger Form die Wellengleichung 2Rmikp = 0 (V.96) als kovariante Gleichung; da 2Rmikp = R = = m |n ikp|n = η nr Rmikp|n|r = 1 ms nr η η (fsk|n|r|i|p − ...) 2 1 ms η (2fsk|i|p − ...) = 0 2 1 ms nr η η (fsk|i|p|n|r − ...) 2 (V.97) (V.98) (V.99) 3 Teilchen im Feld der Gravitationswelle 147 Probeteilchen im Feld der ebenen Gravitationswelle, das keinen weiteren Kräften ausgesetzt ist • freies Teilchen genügt Geodätengleichung ξ¨i + Γikl ξ˙k ξ˙l = 0 (V.100) mit ξ˙i = dξ i = ui dτ dui + Γikl uk ul = 0 dτ (V.101) (V.102) • Anfangsbedingung: ruhendes Teilchen (ui ) = (0, 0, 0, c) (V.103) • tt-Eichung → nur f11 , f22 , f12 , f21 ̸= 0 1 4s → Γi44 = η (fs4|4 + fs4|4 − f44|s ) = 0 2 dui → = 0 dτ τ =0 → → ui = (0, 0, 0, c) (V.104) (V.105) (V.106) (V.107) ξ a = const, (V.108) ξ 4 = cτ (V.109) Teilchen bleibt in Ruhe bzgl. des gewählten KS ξ ; wegen Zeitabhängigkeit der Metrik ändern sich relative Abstände von Teilchen zueinander • ds2 ds2 = (ηmn + fmn )dξ m dξ n (V.110) fmn = fmn (ξ 3 , ξ 4 ) für m, n = 1, 2 (V.111) ds2 = dl2 + (dξ 3 )2 − (dξ 4 )2 , (V.112) mit • Umschrift ξ 4 = ct (V.113) mit dl2 = (1 + f11 )(dξ 1 )2 + (1 − f11 )(dξ 2 )2 + 2f12 dξ1 dξ2 (V.114) 148 V. Gravitationswellen • Betrachtung von Teilchen auf einem Kreis bei ξ 3 = 0 zunächst ohne Welle, also (ξ 1 )2 + (ξ 2 )2 = L2 (V.115) • Einfallen einer ebenen Gravitationswelle in ξ 3 - Richtung : l2 = (1 + f11 )(ξ 1 )2 + (1 − f11 )(ξ 2 )2 + 2f12 ξ 1 ξ 2 , (V.116) da fab nicht von ξ 1 , ξ 2 abhängen, können endliche Koordinaten statt Differentiale benutzt werden. • Position eines Teilchens P ändert sich nicht; wir schreiben ξP1 = L cos φ (V.117) ξP2 = L sin φ (V.118) • Fall 1 : Gravitationswelle Typ I , e11 = 1 , e12 = 0 , Amplitude â { } l2 = L2 (1 + âe11 cos ωt) cos2 φ + (1 − âe11 cos ωt) sin2 φ l 2 = L {1 − â cos ωt cos 2φ} 2 (V.119) (V.120) 4 Nachweis von Gravitationswellen • Fall 2 : Gravitationswelle Typ II , e11 = 0 , e12 = 1 , { } l2 = L2 cos2 φ + sin2 φ + 2âe12 cos ωt cos φ sin φ (V.121) = L {1 + â cos ωt sin 2φ} (V.122) 2 4 149 Nachweis von Gravitationswellen Weber - Zylinder Interferometer • GEO 600 (600m) • LIGO ( 4km, Washington in Luisiana) • VIRGO (3km, Pisa) • TAMA 300 (3km, Japan) • LISA ( 5 ·106 km, ESA,NASA ) 150 V. Gravitationswellen Kapitel VI Innere Schwarzschild-Lösung Gravitationsfeld im Innern eines Himmelskörpers Modell für Energie-Impuls-Tensor notwendig • Vernachlässigung von innerer Reibung, Wärmeleitung u.a. typisch thermodynamischen Effekten • Modell eines idealen fluiden Mediums ist gute Approximation (vgl. (III.70) ) ) ( P Tmn = ρ + 2 um un + P gmn c (VI.1) weglassen des Index „0“ an ρ und P zur Markierung, das es sich um die Größen im Ruhesystem des jeweiligen Volumenelementes handelt ( „ statischer Druck“ ) Feldgleichungen Rmn − R n δ = −κTmn 2 m (VI.2) hier am günstigsten in dieser Form. 1 Aufstellen der Feldgleichungen und der Integrabilitätsbedingungen Statische, kugelsymmetrische Lösung gesucht • Vernachlässigung radialer Masseströme in den Sternen Ansatz für Metrik ds2 = eλ(r) dr2 + r2 (dϑ2 + sin2 ϑdφ2 ) − eν(r) dct2 (VI.3) 152 VI. Innere Schwarzschild-Lösung Materie ruht in diesem Koordiantensystem (um ) = (0, 0, 0, u4 ) T1 1 = T2 2 = T3 3 = P ) ( P T4 4 = −c2 ρ + 2 + P = −c2 ρ c n Tm = 0 für m ̸= n (VI.4) (VI.5) (VI.6) (VI.7) Ricci-Tensor wie im Abschnitt „ Schwarzschild-Lösung“ mit λ̇ = ν̇ = 0 ν ′′ ν ′2 λ′ ν ′ λ′ + − − 2 4 { 4 r )} r( ′ −λ = −1 + e 1+ ν − λ′ 2 = sin2 ϑR22 { ′′ } ν ′2 λ′ ν ′ ν ′ ν−λ ν = −e + − + 2 4 4 r R11 = (VI.8) R22 (VI.9) R33 R44 (VI.10) (VI.11) Krümmungsskalar R R = g mn Rmn (VI.12) Ablesen der g mn g 11 = e−λ 1 g 22 = r2 g 33 = (VI.13) (VI.14) 1 r2 sin2 ϑ g 44 = −e−ν R = g 11 R11 + g 22 R22 + g 33 R33 + g 44 R44 (VI.16) (VI.17) } ν ′′ ν ′2 λ′ ν ′ λ′ R = e + − − (VI.18) 2 4 4 r { ′′ } ( ))} 1+1{ r( ′ ν ′2 λ′ ν ′ ν ′ −λ ′ −λ ν + −1 + e 1 + ν − λ + e + − + r2 2 2 4 4 r { ′′ } ′2 ′ ′ ′ ′ ′ ′ 2 ν ν λν λ ν 1 ν λ R = − 2 + 2e−λ + − − + + 2+ − (VI.19) r 2 4 4 2r 2r r 2r 2r { ′′ } 2 ν ′2 ν ′ − λ′ 1 −λ ν R = − 2 + 2e + + + 2 (VI.20) r 2 4 r r −λ { (VI.15) 1 Aufstellen der Feldgleichungen und der Integrabilitätsbedingungen 153 Umrechnung Rmn in Rmn Rmn = g ni Rim (VI.21) R11 (VI.22) R11 11 = g R11 } { ′′ ν ′2 λ′ ν ′ λ′ −λ ν = −e + − − 2 4 4 r (VI.23) R22 = g 22 R22 { } ) 1 1 1 ( ′ 2 −λ ′ R2 = − 2 + e + ν −λ r r2 2r R33 = g 33 R33 = R22 R44 = g 44 R44 = e−λ { ν ′′ 2 + ν ′2 4 − λ′ ν ′ 4 (VI.24) (VI.25) + ν′ } (VI.26) (VI.27) r Erinnerung R 1 = − 2 + e−λ 2 r { 1 ν ′′ ν ′2 λ′ ν ′ ν ′ − λ′ + − + + 2 2 4 4 r r } (VI.28) Feldgleichungen Rmn − 1 1 2 2 3 3 4 4 : R n δ = −κTmn 2 m (VI.29) : − κP = R11 − −κP = + R 2 1 − e−λ r2 { ν′ 1 + 2 r r (VI.30) } (VI.31) : : identisch 2 2 − κP = R22 − −κP = − R 2 1 − e−λ r2 (VI.32) { ν ′′ ν ′2 λ′ ν ′ ν ′ − λ + − + 2 4 4 2r } ′ (VI.33) 154 VI. Innere Schwarzschild-Lösung + κc2 ρ = R44 − +κc2 ρ = −→ R 2 { 1 λ′ 1 −λ − e − + 2 2 r r r } (VI.34) (VI.35) 3 Feldgleichungen für (VI.36) λ(r), ν(r), P (r), ρ(r) Über die Feldgleichungen hinaus ist eine Zustandsgleichung ( = Materialgleichung) (VI.37) F (ρ, P ) = 0 zu formulieren! anstatt der Feldgleichungen ist es ggf. zweckmäßig die Integrabilitätsbedingungen (IB) T mn||n = 0 bzw. Tm n ||n = 0 (VI.38) (VI.39) mit zu verwenden: Tmn Tmn ||n ( ) P n = ρ + 2 um un + P δm c ( ) ( ) ( ) P P P n n = ρ+ 2 um u + ρ + 2 um||n u + ρ + 2 um un||n + P|m = 0 c |n c c (VI.40) (VI.41) wegen (un ) = (0, 0, 0, u4 ) gilt ρ|n · un = 0 P|n · u n (VI.42) (VI.43) = 0 un||n = 1 √ −g (√ ) −gun |n = 0 um||n = um|n − Γimn ui = 0 − Γ4mn u4 = −u4 Γ4mn { ua||n ̸= 0 obwohl ua = 0 ! } nichttriviale Formel nur für m = 1 (VI.44) (VI.45) (VI.46) 1 Aufstellen der Feldgleichungen und der Integrabilitätsbedingungen ( ) P 0 = P + ρ + 2 u1||n un c ( ) P ′ = P + ρ + 2 (−u4 ) Γ41n un c ( ) ν′ = P ′ + ρc2 + P Γ414 ; Γ414 = 2 ) ν′ ( ′ 2 0 = P + P + ρc 2 ′ Diese Gleichung ist in den übrigen 3 Feldgleichungen 11 , 22 , einer dieser Gleichungen betrachtet werden! 4 4 155 (VI.47) (VI.48) (VI.49) (VI.50) enthalten (ÜA!) und kann anstelle Zusammenfassung der Grundgleichungen 1 1 : 2 2 : 4 4 : oder IB : { ′ } 1 1 −λ ν −κP = + 2 − e + 2 r r r { ′′ } ′2 ν λ′ ν ′ ν ′ − λ′ −λ ν −κP = −e + − + 2 4 4 2r } { ′ 1 1 λ +κc2 ρ = 2 − e−λ − + 2 r r r ′ ) ν ( P + ρc2 P′ =− 2 (VI.51) (VI.52) (VI.53) (VI.54) Oppenheimer - Volkoff - Gleichung • reduzierte Druckgleichung für beliebige Zustandsgleichungen F (P, ρ) = 0 • Elimination von λ und ν mit dem Ziel einer Gleichung P ′ = f (P, ρ) • Integration der 4 4 Gleichung: ( )′ { } κc2 ρr2 = 1 − e−λ 1 − λ′ r = 1 − re−λ re −λ re −λ (VI.55) ∫r = r − κc 2 ρ(r̃)r̃2 dr̃ + C (VI.56) 0 = r − 2m(r) + C (VI.57) mit der Massenfunktion m(r) = κc2 2 ∫r ρ(r̃)r̃2 dr̃ 0 (VI.58) 156 VI. Innere Schwarzschild-Lösung • anschaulich: m(r) proportional zur Gesamtmasse in der Kugel mit Radius r ; Vorsicht: r ist Koordinatenradius und nicht der wahre Kugelradius R; dieser ist ∫r R = √ g11 dr̃ = 0 ∫r λ (VI.59) e 2 dr̃ 0 ! • C = 0 damit −→ • Auflösen der 1 1 g 11 = e−λ < ∞ für r → 0 m(r) e−λ(r) = 1 − 2 r (VI.60) (VI.61) Gleichung nach ν ′ und Einsetzen in die IB 1 ν′ + 2 r r ( = 1 + κP r2 ) e λ = 1 r2 + κP 1 − 2m r (VI.62) 1 − 1r + 2 rm2 + 1r + κP r + κP r 1 ν′ = − + r = r 1 − 2m 1 − 2m r r m 2 r2 + κP r ′ ν = 1 − 2m r (VI.63) (VI.64) in IB ) 1 2 rm2 + κP r ( P + ρc2 m 2 1−2r ( )( ) m + κ2 P r3 P + ρc2 ) ( = − r2 1 − 2 m r Oppenheimer Volkoff - Gl. P′ = − (VI.65) P′ (VI.66) • Gleichung stellt hydrostatische Gleichgewichtsbedingung eines Sterns dar, wobei P (r) und ρ(r) durch eine beliebige Zustandsgleichung F (P, ρ) = 0 verbunden sind. • Zum einfacheren Vergleich mit der Newtonschen Theorie lässt sich die OppenheimerVolkoff-Gleichung mittels der Abkürzung ∫r m̃(r) = 4π r′2 ρ(r′ )dr′ (VI.67) 0 auch darstellen als ( )( ) P 4πr3 P 1+ 2 1+ dP γ m̃ρ ρc m̃c2 ′ P = =− 2 2γ m̃ dr r 1− 2 c r . (VI.68) 2 Lösung für inkompressible Materie 157 Vergleich mit der Newtonschen Theorie PN′ dP ∆P ∆K ∆K = lim = lim = lim dr { ∆r ∆V } ∆F ∆r ∆m̃ · m̃(r) ρm̃ = lim −γ = −γ 2 r2 ∆V r = (VI.69) (VI.70) wobei m̃(r) Massendimension hat im Unterschied zur obigen Massenfunktion m(r); ∆m̃ liegt m̂ als Masse auf m̃ ; ρ = ∆ ∆V −→ relativist. Druckgradient ist betragsmäßig größer als der Newtonsche: Vergrößerung der Faktoren im Zähler, Verkleinerung des Nenners. Oppenheimer - Volkoff - Gleichung ist i.a. numerisch zu integrieren bei Vorgabe einer Zustandsgleichung und eines Zentraldruckes P (0) = P0 ; Integration bis P = 0 −→ r = r0 (= ˆ Sternrand) 2 Lösung für inkompressible Materie • diese Situation wird auch Innere Schwarzschild-Lösung genannt • inkompressible Materie = konstante Ruhemassendichte: (VI.71) ρ = const κc2 r3 m(r) = ρ 2 3 (1 = − A := 1 2 κc ρ 3 P P ( κ 3 2r ′ ′ )( 2 P + ρc2 3 c( ρ + P ) r2 1 − 13 κc2 ρr2 (VI.72) ) ( )( ) κ P + 13 c2 ρ P + ρc2 = − r 2 1 − Ar2 dP κ rdr ) = − 2 2 1 − Ar2 (P + ρc ) P+ p̃ := κP dp̃ 1 rdr = − (p̃ + A) (p̃ + 3A) 2 1 − Ar2 1 2 3c ρ • sei r0 Rand des Sterns und P (r0 ) = 0. (VI.73) (VI.74) (VI.75) (VI.76) (VI.77) (VI.78) 158 VI. Innere Schwarzschild-Lösung • rechte Seite: Integration von r0 nach innen (r) − 1 2 ∫r r0 y = Ar2 , (VI.79) dy = A2rdr, (VI.80) z = 1−y (VI.81) rdr 1 − Ar2 = − 1 4A ∫ r dy 1 = ln (1 − Ar2 )r0 1−y 4A 1 1 − Ar2 ln 4A 1 − Ar02 = (VI.82) (VI.83) • linke Seite : Integration von P (r0 ) = 0 bis P bzw p̃ ∫p̃ 1 (p̃ + A) (p̃ + 3A) = dp̃ (p̃ + A) (p̃ + 3A) = { } 1 − 2A 1 1 1 + = − (VI.84) p̃ + A p̃ + 3A 2A p̃ + A p̃ + 3A { } ( ) 1 p̃ + A p̃ + 3A 1 p̃ + A ln − ln = ln 3 (VI.85) 2A A 3A 2A p̃ + 3A 1 2A 0 • folglich √ 1 − Ar2 1 − Ar02 √ √ 1 1 − Ar2 1 − Ar2 p̃ + A = + A 2 3 1 − Ar0 1 − Ar02 √ 1−Ar2 √ −1 −1 1−Ar02 √ p̃ = A = 3A √ 2 1 − 13 3 − 1−Ar 1−Ar02 √ √ 1 − Ar2 − 1 − Ar02 √ p̃ = κP = 3A √ 3 1 − Ar02 − 1 − Ar2 p̃ + A 3 p̃ + 3A = • Bestimmung von λ für ρ = const aus e−λ = 1 − 4 4 (VI.86) (VI.87) (VI.88) (VI.89) : κc2 ρ 2 r = 1 − Ar2 −→ λ 3 (VI.90) • Bestimmung von ν für ρ = const aus IB: ) ( )′ ν′ ( P′ = − P + c2 ρ = P + c2 ρ 2 ( ) ν 2 ln P + c ρ = − + const 2 ν 2 P + c ρ = Be− 2 (VI.91) (VI.92) (VI.93) Also e+λ = 1 1 − Ar2 (VI.94) 3 Übergangsbedingungen an die äußere Schwarzschild - Lösung 159 sowie ν e+ 2 = 3 B P + c2 ρ (VI.95) Übergangsbedingungen an die äußere Schwarzschild - Lösung Erinnerung an Elektrodynamik • Übergangsbedingungen zwischen zwei Medien aus Maxwell-Gleichungen ableitbar • z.B. BnI = BnII , ϵI EnI = ϵII EnII usw. Übergangsbedingungen in ART ebenfalls aus Einsteinschen Feldgleichungen ableitbar • Rechnung aufwendig • hier: physikalische Intuition anstatt längerer Rechnung: Metrik stetig auf Sternoberfläche bei r = r0 innere Schwarzschildlösung r ≤ r0 ds2 = ( ) eλ(r) dr2 + r2 dϑ2 + sin2 ϑdφ2 − eν(r) dct2 mit λ(r), ν(r) aus vorigem Abschnitt (VI.96) (VI.97) äußere Schwarzschild - Lösung r ≥ r0 ds2 = ( 2 ) ( dr2 rG ) 2 2 2 2 + r dϑ + sin ϑdφ − 1 − dct 1 − rrG r (VI.98) Stetigkeit: innen - außen bei r = r0 e−λ(r0 ) : e −ν(r0 ) 1 − Ar02 = 1 − ( : B c2 ρ )2 = 1− rG r0 (VI.99) rG r0 (VI.100) 160 VI. Innere Schwarzschild-Lösung 1 (= c2 ρκ) 3 √ rG B = c2 ρ 1 − r0 √ 3rG rG B = 1− r0 κr03 −→ A = rG r03 rG r2 r03 √ c2 ρ 1 − (VI.101) (VI.102) (VI.103) e−λ(r) = 1 − Ar2 = 1 − −→ e ν(r) 2 ν e2 ν e2 ν e2 = = = = (VI.104) rG r0 B = 2 2 (P + c ρ) (P + c ρ) √ 3A 1 − Ar02 √ κ √ 2 2 3A √1−Ar − √1−Ar0 3A κ 3 1−Ar2 − 1−Ar2 + κ 0 { √ } √ √ 1 − Ar02 3 1 − Ar02 − 1 − Ar2 √ √ √ √ Ar Ar 2− 2 1− 1 − Ar02 + 3 1 − Ar02 − 1− √ { √ }2 3 rG 1 rG r2 1− − 1− 3 2 r0 2 r0 (VI.105) (VI.106) (VI.107) (VI.108) Darstellung der inneren Schwarzschild-Lösung ds2 = dr2 1− rG r2 r03 +r ( 2 dϑ2 + sin2 ϑdφ ) 2 √ }2 { √ 3 rG 1 rG r 2 − dct2 (VI.109) − 1− 1− 3 2 r0 2 r0 vgl. mit äußerer Schwarzschild-Lösung ds2 = 4 ( 2 ) { dr2 rG } 2 2 2 2 + r dϑ + sin ϑdφ − 1 − dct 1 − rrG r (VI.110) Massenobergrenze für stabile Sterne Betrachtung der Druckgleichung für die innere Schwarzschild-Lösung √ √ 2 1 − rGr3r − 1 − rrG0 0 √ P = ρc2 √ 2 rG 3 1 − r0 − 1 − rGr3r (VI.111) 0 • folglich: Druck steigt nach innen an startend bei P = 0 bei r = r0 , Maximalwert bei r=0 4 Massenobergrenze für stabile Sterne 161 Lösung soll nichtsingulär bleiben, d.h. Lösung soll existieren −→ √ ! P (r = 0) < ∞ rG r2 1− 3 r0 √ rG < 3 1− r0 r=0 rG 1 < 9−9 r0 rG 9 < 8 r0 9 r0 > rG 8 ! (VI.112) (VI.113) (VI.114) (VI.115) (VI.116) • bei vorgegebener Gesamtmasse (∝ rG ) ist die innere Lösung nur dann regulär, wenn der Sternradius r0 groß genug ist, auf jeden Fall größer als der Schwarzschild-Radius rG • bei Sternen vom Sonnen-Typ ist dies immer erfüllt • bei Sternen mit sehr dichter Materie ( Kernmaterie) kann die Ungleichung unerfüllbar sein −→ @ stabile Lösung −→ Kollaps = ˆ Schwarzes Loch • detaillierte Untersuchung mittels zeitabhängiger Lösung (vgl. Kapitel "Gravitationskollaps und Schwarze Löcher") Stabilitätsgrenze wurde für die Zustandsgleichung ρ = const gewonnen; ohne Beweis geben wir an, dass 9 r0 > rG 8 (VI.117) die Stabilitätsgrenze für eine beliebige Zustandsgleichung ist, d.h. für 9 r0 < rG 8 (VI.118) kollabiert jeder Stern unaufhörlich völlig unabhängig von der konkreten Materieform Plausibilität für die Stabilitätsgrenze bei Zustandsgleichungen ρ ̸= const. : 1. Masse außen verdichten −→ instabil 2. Masse innen verdichten −→ Stern wird effektiv komprimiert und kleiner gemacht −→ Stabilitätsgrenze wird eher noch früher überschritten 162 5 VI. Innere Schwarzschild-Lösung Zustandsgleichung und Sterntypen Für einen Stern im Gleichgewicht (statische Situation) gilt P (r = 0) < ∞ (VI.119) Druck wird verursacht durch • Gravitation ( = ˆ Oppenheimer-Volkoff-Gl. ) • mikroskopischen Materieeigenschaften ( = ˆ Zustandsgleichung ) Beide Ursachen stehen im statischen Stern in der Balance Für r0 > 98 rG sind verschiedene mikroskopische Prozesse ( = Zustandsgleichungen) denkbar, die stabile Sterne ermöglichen. Unter gewissen Bedingungen (r0 genügend klein) können die mikroskopischen Prozesse der Gravitation keinen Einhalt gebieten und es entsteht ein Schwarzes Loch. 5.1 Sonnenähnliche Sterne Sonnentyp Materie als Ideales Gas Zustandsgleichung P M P N kB T V = N µ = ρV , µ Masse eines Teilchens kB T = ρ µ = nkB T = (VI.120) (VI.121) (VI.122) 5.2 Weiße Zwerge 163 Oppenheimer - Volkoff - Gleichung für ρ = const √ √ 2 1 − rGr3r − 1 − rrG0 0 √ P = ρc2 √ 2 rG 3 1 − r0 − 1 − rGr3r (VI.123) 0 Zentraldruck P0 := P (r = 0) √ 1 − 1 − rrG0 P0 = ρc2 √ 3 1 − rrG0 − 1 (VI.124) rG ≪ r0 P0 ρc2 = 1 rG 2 r0 3−1 = 1 rG 4 r0 (VI.125) P0 kann ausbalanciert werden, wenn T genügend groß ist, d.h. solange die Fusion brennt; dann gilt P kB T = 2 ρc µc2 kB T ist die bei der Fusion freigesetzte Energie; kB T c2 (VI.126) ist der entsprechende Massendefekt Ende des Fusionsbrennens • Stern kühlt aus, T → 0 • Gasdruck kann Gravitationsdruck nicht ausbalancieren −→ Kollaps bis Weißer - Zwerg 5.2 Weiße Zwerge • siehe Thermodynamik-Vorlesung 164 VI. Innere Schwarzschild-Lösung Zusammenfassung Innere Schwarzschild-Lösung Modell eines stationären kugelsymmetrischen Sterns aus idealem fluiden Medium ( Tmn = ) P n + ρ um un + P δm c2 mit (un ) = (0, 0, 0, u4 ) (VI.127) (VI.128) Feldgleichungen ( ′ ) 1 1 −λ ν + 2 −e = −κP r2 r r ( ′′ ) ν ′2 λ′ ν ′ ν ′ − λ′ −λ ν −e + − + = −κP 2 4 4 2r ( ′ ) 1 1 λ − e−λ − + 2 = κc2 P 2 r r r (VI.129) (VI.130) (VI.131) Integrabilitätsbedingung P′ = − ) ν′ ( P + c2 ρ 2 (VI.132) −→ 3 unabhängige Gleichungen für λ(r), ν(r), p(r), ρ(r) Zustandsgleichung (Materialgleichung) : F (p, ρ) = 0 zu spezifizieren! Oppenheimer-Volkoff-Gleichung : ( Elimination von λ und ν ) )( ) m + κ2 P r3 P + ρc2 ( ) P = − r2 1 − 2 m r ∫r κc2 mit m(r) = ρ(r̃)r̃2 dr̃ (Massenfkt.) 2 ( ′ (VI.133) (VI.134) 0 Newtonscher Grenzfall : P << c2 ρ P′ = − MN ρ mc2 ρ = −γ 2 r2 r (VI.135) 5.2 Weiße Zwerge 165 Inkompressible Materie ( ρ = const ) ds2 = dr2 1− rG r2 r03 √ ( √ ) 2 3 r 1 r r G G 1− − 1− 3 dct2 + r2 (dϑ2 + sin2 ϑdφ2 ) − 2 r0 2 r0 (VI.136) Massenobergrenze für stabile Sterne 9 r0 > rG 8 (VI.137) −→ Unaufhörlicher Kollaps = Schwarzes Loch für 9 r0 < rG 8 (VI.138) 166 VI. Innere Schwarzschild-Lösung Kapitel VII Gravitationskollaps und schwarze Löcher 1 • Bisher: Existenz Schwarzer Löcher nur indirekt geschlossen wegen Unmöglichkeit stabiler Sterne für Sternradius rS < 98 rG . • Jetzt: Dynamischen Prozess betrachten, insbesondere wie die Oberfläche hinter rG verschwindet. Kugelsymmetrischer Ansatz in Gauss-Koordinaten • kugelsymmetrischer Ansatz zunächst in Schwarzschild Koordinaten (r, ϑ, φ, ct) ds2 = eλ(r,t) dr2 + r2 (dϑ2 + sin2 ϑdφ2 ) − eν(r,t) dct2 (VII.1) • Transformation in Gauss-Koordinaten (ρ, ϑ, φ, cτ ) r = r(ρ, cτ ) , ct = ct(ρ, cτ ) ρ ist hier Koordinate, ρ0 ist weiterhin Ruhmassendichte; ρS wird später der Koordinatenwert für die Sternoberfläche. Bezeichnungen: (...)′ := ∂(...) ∂ρ , ˙ := (...) dr2 = r′ dρ2 + ṙ2 dcτ 2 + 2 r′ ṙ dρ dcτ 2 2 ˙ 2 dcτ 2 + 2 ct′ ct ˙ dρ dcτ dct2 = ct′ dρ2 + ct ∂(...) ∂cτ (VII.2) (VII.3) 168 VII. Gravitationskollaps und schwarze Löcher ˙ )dρ2 + r2 (dϑ2 + sin2 ϑ dφ2 ) ds2 = (eλ r′ − eν ct ˙ 2 ) dcτ 2 + (eλ 2ṙ r′ − eν 2ct ˙ ct′ ) dcτ dρ + (eλ ṙ2 − eν ct | {z } | {z } 2 2 → ! (VII.4) ! =−1 =0 Koordinatentransformation geeignet wählen! ds2 = eλ̃(ρ,cτ ) dρ2 + r2 (ρ, cτ ) (dϑ2 + sin2 ϑ dφ2 ) − dcτ 2 • Interpretation der Koordinate cτ : ruhendes Teilchen (Beobachter) in Gausskoordinaten dρ = 0 , dϑ = 0 , dφ = 0 → ds2 = − dcτ 2 2 ds bzw. ( dτ ) = −c2 Dies ist gerade die Definition der Eigenzeit. → τ = b Eigenzeit im Koordinaten-System ruhender Teilchen. • Umbenennung: λ̃ → λ • Ablesen der Struktur des Metrischen Tensors: mit g11 = eλ g 11 = e−λ g22 = r2 g 22 = 1 r2 1 r2 sin2 ϑ g33 = r2 sin2 ϑ g 33 = g44 = −1 g 44 = −1 λ(ρ, cτ ) r(ρ, cτ ) als 2 Ansatz-Funktionen. (VII.5) 1 Kugelsymmetrischer Ansatz in Gauss-Koordinaten • ρ = const , ϑ = const , 169 φ = const sind Geodäten, denn die Lagrange-Funktion 1 L= 2 ( ds dτ )2 = } 1 { λ 2 e ρ̇ + r2 (ϑ̇2 + sin2 ϑφ̇2 ) − c2 2 (VII.6) liefert folgende Lagrange-Gleichungen (L II): L II für ϑ : d dτ { } r2 ϑ̇ − r2 sin ϑ cos ϑ φ̇2 = 0 ϑ̈ r2 + 2 r ṙ ϑ̇ − r2 sin ϑ cos ϑ φ̇2 = 0 ϑ= L II für φ : π 2 (wie bekannt aus Abschnitt Periheldrehung) = const ∂φ L = 0 → ∂φ̇ L = r2 φ̇ = const spezielle Wahl : L II für ρ : φ̇ = 0 → an der Stelle von L II 1. Integral ( ds )2 dτ → = −c2 = eλ ρ̇2 − c2 ρ̇ = 0 (VII.7) → ρ = const q.e.d. φ = const 170 2 VII. Gravitationskollaps und schwarze Löcher Inkohärente Materie als Sternenmaterial • Sternenmaterial zunächst ideales Fluid ( ) P0 mn T = ρ0 + 2 um un + P0 g mn c ρ0 : Ruhemassendichte P0 : Druck (Eigendruck, im Ruhesystem des jeweiligen Volumenelementes) ui = ξ˙i = dξ i dτ : (VII.8) Vierer-Geschwindigkeit • Lösung der nichtstationären Einstein-Gleichungen nur für besonders einfache Zustandsgleichung ohne grösseren mathematischen Aufwand: Inkohärente Materie mit P0 = 0 • Kollaps ist bei P0 = 0 zwar ohnehin klar, trotzdem ist die Situation nicht trivial und hat Modellcharakter für kollabierende Sterne. • Da für rS < 98 rG Materiedruck nicht mehr stabilisierend wirkt, ist das Weglassen des Drucks nicht abwegig. • Inkohärente Materie heisst dann: T mn = ρ0 um un (VII.9) 2 Inkohärente Materie als Sternenmaterial 171 • inkohärente Materie bewegt sich auf Geodäten, denn (a) T mn ||n = (ρ0 um un )||n = 0 (ρ0 um un )||n = ρ0 |n un um + ρ0 un ||n um + ρ0 un um ||n = (ρ0 |n un + ρ0 un ||n ) um + ρ0 un um ||n = 0 (b) (VII.10) um T mn ||n = 0 ρ0 |n un um um +ρ0 un ||n um um +ρ0 un um ||n um | {z } | {z } | {z } = − c2 = − c2 =0 ρ0 |n un + ρ0 un ||n = 0 (VII.11) Einsetzen von (b) in (a) liefert ρ0 un um ||n → (VII.12) = 0 un um ||n (VII.13) =0 i un um |n + un Γm ni · u n i u˙m + Γm ni u u =0 =0 (Geodäten − Gleichung) q.e.d. (VII.14) (VII.15) 172 VII. Gravitationskollaps und schwarze Löcher • Konstruktion von T mn in Gauss-Koordinaten um = dξ m dτ der inkohärenten Materie ist (um ) = (0 , 0 , 0 , c), da geodätische Bewegung (dρ = 0 , dϑ = 0 , dφ = 0), d.h. geodätische Bewegung ist in Gauss-Koordinaten ruhend; somit ergibt T mn = ρ0 um un die Komponenten T 44 = ρ0 c2 T ik = 0 , T 4 4 = −ρ0 c2 für i ̸= 4 , k ̸= 4 . Dabei gilt für die Ruhemassendichte wegen der Kugelsymmetrie die funktionale Abhängigkeit ρ0 = ρ0 (ρ, cτ ) . • Damit können Einstein-Gleichungen formuliert werden: Ri k − R i δ k = −κ T i k 2 • Metrischer Tensor g11 = eλ g 11 = e−λ g22 = r2 g 22 = 1 r2 g33 = r2 sin2 ϑ g 33 = 1 r2 sin2 ϑ g44 = −1 g 44 = −1 gik = 0 sonst g ik = 0 sonst (VII.16) 2 Inkohärente Materie als Sternenmaterial 173 • Verwendete Ableitungssymbole ξ1 = ρ , ξ2 = ϑ , ξ3 = φ , ξ 4 = cτ ∂ξ1 ( ) = ∂ρ ( ) = ( )′ ∂ξ4 ( ) = ∂cτ ( ) = (˙) • Christoffel-Symbole Γikl = Γ1ik : 1 ij g (gjk|l + gjl|k + gkl|j ) 2 1 11 g (g11|1 + g11|1 − g11|1 ) 2 1 −λ λ λ′ = e (e · λ′ ) = 2 2 1 11 = g (g11|2 + g12|1 − g12|1 ) 2 = 0 = Γ121 (VII.17) Γ111 = Γ111 Γ112 Γ112 Γ113 Γ114 Γ114 Γ122 Γ122 Γ123 Γ124 Γ133 Γ133 Γ134 Γ144 Γ131 = 0 = 1 11 = g (g11|4 + g14|1 − g14|1 ) 2 1 −λ λ λ̇ = e (e · λ̇) = = Γ141 2 2 1 11 = g (g12|2 + g12|2 − g22|1 ) 2 1 −λ = e (−2 r r′ ) = − e−λ r r′ 2 1 11 = g (g12|3 + g13|2 − g23|1 ) = 0 = Γ132 2 1 11 = g (g12|4 + g14|2 − g24|1 ) = 0 = Γ142 2 1 11 = g (g13|3 + g13|3 − g33|1 ) 2 1 −λ = e (−2 r r′ sin2 ϑ) = −e−λ r r′ sin2 ϑ 2 1 11 = g (g13|4 + g14|3 − g34|1 ) = 0 = Γ143 2 1 11 g (g14|4 + g14|4 − g44|1 ) = 0 = 2 (VII.18) (VII.19) (VII.20) (VII.21) (VII.22) (VII.23) (VII.24) (VII.25) (VII.26) (VII.27) 174 VII. Gravitationskollaps und schwarze Löcher Γ2ik : Γ211 = Γ212 = Γ212 = Γ213 = Γ214 = Γ222 = Γ223 = Γ224 = Γ224 = Γ233 = Γ233 = Γ234 = Γ244 = Γ3ik : Γ311 = Γ312 = Γ313 = Γ313 = Γ314 = Γ322 = Γ323 = Γ323 = 1 22 g (g21|1 + g21|1 − g11|2 ) = 0 2 1 22 g (g21|2 + g22|1 − g12|2 ) 2 1 1 r′ ′ (2 r r ) = = Γ221 2 r2 r 1 22 g (g21|3 + g23|1 − g13|2 ) = 0 = Γ231 2 1 22 g (g21|4 + g24|1 − g14|2 ) = 0 = Γ241 2 1 22 g (g22|2 + g22|2 − g22|2 ) = 0 2 1 22 g (g22|3 + g23|2 − g23|2 ) = 0 = Γ232 2 1 22 g (g22|4 + g24|2 − g24|2 ) 2 1 1 ṙ = Γ242 (2 r ṙ) = 2 2r r 1 22 g (g23|3 + g23|3 − g33|2 ) 2 1 1 (−2 r2 sinϑ cosϑ) = −sinϑ cos ϑ 2 r2 1 22 g (g23|4 + g24|3 − g34|2 ) = 0 = Γ243 2 1 22 g (g24|4 + g24|4 − g44|2 ) = 0 2 1 33 g (g31|1 + g31|1 − g11|3 ) = 2 1 33 g (g31|2 + g32|1 − g12|3 ) = 2 1 33 g (g31|3 + g33|1 − g13|3 ) 2 r′ 1 1 ′ 2 (2 r r sin ϑ) = 2 r2 sin2 ϑ r 1 33 g (g31|4 + g34|1 − g14|3 ) = 2 1 33 g (g32|2 + g32|2 − g22|3 ) = 2 1 33 g (g32|3 + g33|2 − g23|3 ) 2 1 1 (2 r2 sin ϑ cos ϑ) = 2 2 r sin2 ϑ (VII.28) (VII.29) (VII.30) (VII.31) (VII.32) (VII.33) (VII.34) (VII.35) (VII.36) (VII.37) (VII.38) 0 (VII.39) 0 = Γ221 (VII.40) = Γ331 (VII.41) 0 = Γ341 (VII.42) 0 (VII.43) cot ϑ = Γ332 (VII.44) 2 Inkohärente Materie als Sternenmaterial 1 33 g (g32|4 + g34|2 − g24|3 ) = 0 = Γ342 2 1 33 g (g33|3 + g33|3 − g33|3 ) = 0 2 1 33 g (g33|4 + g34|3 − g34|3 ) 2 1 1 ṙ (2 r ṙ sin2 ϑ) = = Γ343 2 2 2 r sin ϑ r 1 33 g (g34|4 + g34|4 − g44|3 ) = 0 2 Γ324 = Γ333 = Γ334 = Γ334 = Γ344 = Γ4ik : Γ411 = Γ411 = Γ412 = Γ413 = Γ414 = Γ422 = Γ422 = Γ423 = Γ424 = Γ433 = Γ433 = Γ434 = Γ444 = 175 1 44 g (g41|1 + g41|1 − g11|4 ) 2 1 λ̇ − (− eλ λ̇) = eλ 2 2 1 44 g (g41|2 + g42|1 − g12|4 ) = 0 2 1 44 g (g41|3 + g43|1 − g13|4 ) = 0 2 1 44 g (g41|4 + g44|1 − g14|4 ) = 0 2 1 44 g (g42|2 + g42|2 − g22|4 ) 2 1 − (− 2 r ṙ) = r ṙ 2 1 44 g (g42|3 + g43|2 − g23|4 ) = 0 2 1 44 g (g42|4 + g44|2 − g24|4 ) = 0 2 1 44 g (g43|3 + g43|3 − g33|4 ) 2 1 − (− 2 r ṙ sin2 ϑ) = r ṙ sin2 ϑ 2 1 44 g (g43|4 + g44|3 − g34|4 ) = 0 2 1 44 g (g44|4 + g44|4 − g44|4 ) = 0 2 • Zusammenfassung der Christoffel-Symbole Γ111 = λ′ 2 Γ114 = λ̇ 2 Γ122 = −e−λ r r′ Γ212 = r′ r Γ224 = ṙ r Γ233 = − sin ϑ cos ϑ Γ313 = r′ r Γ323 = cot ϑ Γ334 = ṙ r Γ133 = −e−λ r r′ sin2 ϑ (VII.45) (VII.46) (VII.47) (VII.48) (VII.49) = Γ421 (VII.50) = Γ431 (VII.51) = Γ441 (VII.52) (VII.53) = Γ432 (VII.54) = Γ442 (VII.55) (VII.56) = Γ443 (VII.57) (VII.58) 176 VII. Gravitationskollaps und schwarze Löcher Γ411 = λ̇ 2 eλ Γ422 = ṙ r Γ433 = ṙ r sin2 ϑ Hinzu kommen nichtverschwindende Christoffel-Symbole wegen der Symmetrie Γnik = Γnki . Weitere Christoffel-Symbole verschwinden. • Ricci-Tensor m m r m r m Rip = Rimp = Γm im|p − Γip|m + Γim Γrp − Γip Γrm (VII.59) • zunächst werden die Diagonalelemente berechnet, dann die Nicht-Diagonalelemente. m r m r m R11 = Γm 1m|1 − Γ11|m + Γ1m Γr1 − Γ11 Γrm ( )· ( ′ )′ λ̇ λ r λ′′ λ′′ +2 − − e = 2 r 2 2 2 m 3 m 4 m + Γ11m Γm 11 + Γ1m Γ21 + Γ1m Γ31 + Γ1m Γ41 2 m 3 m 4 m − Γ111 Γm 1m − Γ11 Γ2m − Γ11 Γ3m − Γ11 Γ4m ) ( r′′ r − r′ 2 λ̈ λ̇2 + eλ = 2 − r2 2 2 ( ′ )2 ( )2 ( ′ )2 ( )2 λ λ̇ λ̇ r + + eλ + 2 + eλ 2 2 r 2 ( )2 ( λ′ )2 ′ ′ λ̇ λ̇ ṙ λ r − +2 + eλ + 2 eλ 2 2 r 2 2 r R11 = 2 r′′ λ̈ λ̇2 λ λ′ r′ λ̇ṙ λ − eλ − e − − e r 2 4 r r R1 1 = g 11 R11 = e−λ R11 r′′ λ̈ λ̇2 λ′ r′ −λ λ̇ṙ = 2 e−λ − − − e − r 2 4 r r (VII.60) (VII.61) (VII.62) (VII.63) 2 Inkohärente Materie als Sternenmaterial m r m r m R22 = Γm 2m|2 − Γ22|m + Γ2m Γr2 − Γ22 Γrm 177 (VII.64) ( )′ = ∂ϑ cot ϑ + r′ r e−λ − (ṙ r)· 2 m 3 m 4 m + Γ12m Γm 12 + Γ2m Γ22 + Γ2m Γ32 + Γ2m Γ42 2 m 3 m 4 m − Γ122 Γm 1m − Γ22 Γ2m − Γ22 Γ3m − Γ22 Γ4m − sin2 ϑ − cos2 ϑ 2 + r′′ re−λ + r′ e−λ − r′ λ′ re−λ − r̈r − ṙ2 2 sin ϑ ( ) r′ r′ ( ′ −λ ) ṙ ṙ + −r re + ṙr + −r′ re−λ + cot2 ϑ + ṙr r r r r { } ′ ′ λ r λ̇ ṙ − −r′ re−λ − 2r′ re−λ + ṙr · + 2ṙr 2 r 2 r (VII.65) = 1 λ′ r′ r −λ 2 + r′′ re−λ + r′ e−λ − e − r̈r − ṙ2 2 2 sin ϑ λ̇ṙr + cot2 ϑ − 2 (VII.66) = − R22 = −1 − r̈r − ṙ2 − λ̇ṙr λ′ r′ r −λ 2 + r′′ re−λ − e + r′ e−λ 2 2 1 R22 r2 −1 r̈ ṙ2 λ̇ṙ r′′ −λ λ′ r′ −λ r′ 2 −λ + e − e + 2e − − 2− r2 r r 2r r 2r r (VII.67) (VII.68) R2 2 = g 22 R22 = = (VII.69) 178 VII. Gravitationskollaps und schwarze Löcher m r m r m R33 = Γm 3m|3 − Γ33|m + Γ3m Γr3 − Γ33 Γrm (VII.70) ( )′ = 0 + r′ re−λ sin2 ϑ + ∂ϑ (sin ϑ cos ϑ) − (ṙr sin2 ϑ)· 2 m 3 m 4 m + Γ13m Γm 13 + Γ3m Γ23 + Γ3m Γ33 + Γ3m Γ43 2 m 3 m 4 m − Γ133 Γm 1m − Γ33 Γ2m − Γ33 Γ3m − Γ33 Γ4m (VII.71) = r′′ re−λ sin2 ϑ + r′ e−λ sin2 ϑ − λ′ r′ re−λ sin2 ϑ + cos2 ϑ 2 − sin2 ϑ − r̈r sin2 ϑ − ṙ2 sin2 ϑ ( ) r′ r′ ( ′ −λ 2 ) + −r′ re−λ sin2 ϑ − sin ϑ cos ϑ cot ϑ + −r re sin ϑ r r ṙ ṙ − cot ϑ sin ϑ cos ϑ + ṙr sin2 ϑ + ṙr sin2 ϑ r r ( ′ ′ λ r − −e−λ r′ r sin2 ϑ · − 2r′ re−λ sin2 ϑ − sin ϑ cos ϑ cot ϑ 2 r ( )) λ̇ ṙ + ṙr sin2 ϑ +2 (VII.72) 2 r = r′′ re−λ sin2 ϑ + r′ e−λ sin2 ϑ − λ′ r′ re−λ sin2 ϑ 2 + cos2 ϑ − sin2 ϑ − cos2 ϑ − cos2 ϑ + cos2 ϑ λ̇ṙr λ′ r′ r −λ 2 e sin ϑ − sin2 ϑ − r̈r sin2 ϑ − ṙ2 sin2 ϑ + 2 2 R33 = r′′ re−λ sin2 ϑ + r′ e−λ sin2 ϑ − 2 − r̈r sin2 ϑ − ṙ2 sin2 ϑ − R3 3 = g 33 R33 = (VII.73) λ′ r′ r −λ 2 e sin ϑ 2 λ̇ṙr sin2 ϑ − sin2 ϑ 2 (VII.74) 1 R33 r2 sin2 ϑ 1 λ̇ṙ ṙ2 r̈ r′′ −λ r′ 2 −λ λ′ r′ −λ = − 2− − 2 − + e + 2e − e r 2r r r r r 2r (VII.75) 2 Inkohärente Materie als Sternenmaterial 179 m r m r m R44 = Γm 4m|4 − Γ44|m + Γ4m Γr4 − Γ44 Γrm = λ̈ +2 2 ( )· ṙ r 2 m 3 m 4 m + Γ14m Γm 14 + Γ4m Γ24 + Γ4m Γ34 + Γ4m Γ44 − 0 = R44 = λ̈ r̈r − ṙ2 +2 + 2 r2 ( )2 ( ) λ̇ ṙ +2 2 r λ̈ r̈ λ̇2 +2 + 2 r 4 R4 4 = g 44 R44 = − λ̈ r̈ λ̇2 −2 − 2 r 4 (VII.76) (VII.77) (VII.78) 180 VII. Gravitationskollaps und schwarze Löcher m r m r m R12 = Γm 1m|2 − Γ12|m + Γ1m Γr2 − Γ12 Γrm R12 = + − = − 0 Γ11m Γm 12 1 m Γ12 Γ1m { 3 m 4 m + Γ21m Γm 22 + Γ1m Γ32 + Γ1m Γ42 3 m 4 m − Γ212 Γm 2m − Γ12 Γ3m − Γ12 Γ4m − 0 − 0 0 + r′ cot ϑ + r r′ + cot ϑ + r 0 0 0 + (VII.79) } 0 = 0 (VII.80) m r m r m R13 = Γm 1m|3 − Γ13|m + Γ1m Γr3 − Γ13 Γrm R13 = + − 0 − Γ11m Γm 13 1 m Γ13 Γ1m = 0 − { 0 0 3 m 4 m + Γ21m Γm 23 + Γ1m Γ33 + Γ1m Γ43 3 m 4 m − Γ213 Γm 2m − Γ13 Γ3m − Γ13 Γ4m − + 0 0 + + 0 0 + + 0 0} = 0 m r m r m R14 = Γm 1m|4 − Γ14|m + Γ1m Γr4 − Γ14 Γrm = R14 = (VII.82) (VII.83) ( ′ )· r λ̇′ λ̇′ +2 − 2 r 2 4 m + Γ11m Γm + Γ21m Γm + Γ31m Γm 34 + Γ1m Γ44 { 1 14m } 24 + Γ14 Γ1m + 0 = (VII.81) { } { } ( ′ )· λ̇′ r λ̇′ λ′ λ̇ r′ ṙ λ′ λ̇ r′ λ̇ +2 − + +2 − +2 2 r 2 2 2 rr 2 2 r 2 ( ′ )· λ̇′ r λ̇′ r′ ṙ λ̇r′ +2 − +2 2 − 2 r 2 r r r′ ṙ λ̇r′ r˙′ r − r′ ṙ +2 2 − 2 r r r ′ ′ ˙ r λ̇r = 2 − r r (VII.84) (VII.85) (VII.86) R14 = 2 R14 (VII.87) 2 Inkohärente Materie als Sternenmaterial m r m r m R23 = Γm 2m|3 − Γ23|m + Γ2m Γr3 − Γ23 Γrm = + − R23 = 0 − Γ12m Γm 13 1 m Γ23 Γ1m 3 m 4 m + Γ22m Γm 23 + Γ2m Γ33 + Γ2m Γ43 3 m 4 m − Γ223 Γm 2m − Γ23 Γ3m − Γ23 Γ4m 0 − { cot ϑ · 0 + + − 0 − Γ12m Γm 14 Γ124 Γm 1m 0} = 0 3 m 4 m − Γ224 Γm 2m − Γ24 Γ3m − Γ24 Γ4m (VII.91) (VII.92) cot ϑ = (VII.93) 0 0 − { 0− (VII.94) 2 m 3 m 4 m 0 + Γ13m Γm 14 + Γ3m Γ24 + Γ3m Γ34 + Γ3m Γ44 2 m 3 m 4 m − Γ134 Γm 1m − Γ34 Γ2m − Γ34 Γ3m − Γ34 Γ4m R34 = (VII.90) 3 m 4 m + Γ22m Γm 24 + Γ2m Γ34 + Γ2m Γ44 m r m r m R34 = Γm 3m|4 − Γ34|m + Γ3m Γr4 − Γ34 Γrm = (VII.89) 0 ṙ r { } ṙ − 0 + cot ϑ r R24 = (VII.88) 0= 0 m r m r m R24 = Γm 2m|4 − Γ24|m + Γ2m Γr4 − Γ24 Γrm = 181 ṙ ·0+0 r (VII.95) } = 0 (VII.96) (VII.97) 182 VII. Gravitationskollaps und schwarze Löcher • Zusammenfassung des Ricci-Tensors R1 1 = 2 R2 2 = r′′ −λ λ̈ λ̇2 λ′ r′ −λ λ̇ṙ e − − − e − r 2 4 r r −1 r̈ ṙ2 λ̇ṙ r′′ −λ λ′ r′ −λ r′ 2 −λ − − 2− + e − e + 2e r2 r r 2r r 2r r (VII.98) (VII.99) R3 3 = − λ̇ṙ ṙ2 r̈ r′′ −λ r′ 2 −λ λ′ r′ −λ 1 − − 2 − + e + 2e − e r2 2r r r r r 2r (VII.100) R4 4 = − λ̈ r̈ λ̇2 −2 − 2 r 4 (VII.101) r˙′ λ̇r′ − r r (VII.102) R14 = 2 Rik = 0 sonst (VII.103) 2 Inkohärente Materie als Sternenmaterial 183 • Krümmungsskalar R = R1 1 ′′ R = 2 rr e−λ − r′ λ′ −λ r e +R2 2 ′′ + rr e−λ ′ ′ − r2rλ e−λ ′2 + rr2 e−λ + rr e−λ − r2rλ e−λ + rr2 e−λ R = 4 +R3 3 +R4 4 ′′ ′ ′ ′2 − λ̈ 2 − λ̈2 − λ̇2 4 − λ̇4 − λ̇ṙ r 2 − λ̇2rṙ − λ̇2rṙ − r̈r − r̈r −2 rr̈ − ṙr2 2 − ṙr2 − r12 − r12 2 r′′ −λ r′ λ′ r′ 2 λ̇ṙ r̈ ṙ2 λ̇2 2 e −2 + 2 2 e−λ − λ̈ − −2 −4 −2 2 − 2 r r r 2 r r r r (VII.104) 184 VII. Gravitationskollaps und schwarze Löcher • Feldgleichungen R1 1 − R 2 = − r′ 2 −λ r̈ ṙ2 1 e + 2 + + 2 = 0 2 2 r r r r (VII.105) R2 2 − R 2 = − λ̇ṙ λ̈ λ̇2 r′′ −λ r′ λ′ −λ r̈ e + e + + + + = 0 r 2r r 2r 2 4 (VII.106) R3 3 − R 2 = − r′′ −λ r′ λ′ −λ r̈ λ̇ṙ λ̈ λ̇2 e + e + + + + = 0 r 2r r 2r 2 4 (VII.107) (identisch mit R2 2 − R4 4 R − 2 R = 0) 2 λ̇ṙ 1 r′′ −λ r′ λ′ −λ r′ 2 −λ ṙ2 = −2 e + e − 2e + + 2 + r r r r r r 4 2 2 = −κ T4 = −κ (−c ρ0 ) = κ c ρ0 R14 = 2 ṙ′ λ̇r′ − = 0 r r (VII.108) (VII.109) (VII.110) • Abhängigkeit der Feldgleichungen untereinander: Die zunächst gewonnenen 4 Feldgleichungen ( 11 , 22 , 44 , 14 ) bestimmen die 3 Funktionen r(ρ, cτ ) , λ(ρ, cτ ) , ρ0 (ρ, cτ ). Sie können damit nicht unabhängig voneinander sein. Da in ( 44 ) die Massendichte mit eingeht, sind von den verbleibenden 3 Gleichungen ( 11, 22, 14 ) nur 2 tatsächlichunabhängig. Deren Abhängigkeit ergibt sich wie folgt: ′ ( 14 ): λ̇ = 2 ṙr′ λ̈ = 2 2 r̈′ r′ −r˙′ 2 ′ r r′ λ′ −λ + r̈r 2r e 2r′′ r′ e−λ + r′ 2 λ′ e−λ ′′ ( 22 ): − rr e−λ + − } + λ̈ 2 + λ̇2 4 r˙′ ṙ r′ r + r¨′ r′ = r̈′ r′ in (22) =0 + 2r̈r′ + 2r˙′ ṙ + 2r¨′ r = 0 ( 11 ): −r′ 2 e−λ + 2r̈r + ṙ2 + 1 = 0 · 2 r′ r ′ ( ) − 2r′′ r′ e−λ + r′ 2 λ′ e−λ + 2r̈r′ + 2r˙′ ṙ + 2r¨′ r = 0 ; differenzierte Gleichung ( 11 ) stimmt mit ( 22 ) überein! 2 Inkohärente Materie als Sternenmaterial • erste Integrale der Feldgleichungen ( )· r′ 2 2r′ r˙′ 2r˙′ 2r˙′ = = ′ (14) : λ̇ = ′ = 2 2 ′ ′ r r r r 2 ′ dλ 1 dr = ′2 λ(ρ, cτ ) , r(ρ, cτ ) dcτ r dcτ λ − λ0 = ln r′ − ln r0 ′ = ln 2 2 r′ 2 r0 ′ 2 185 (VII.111) wobei hier ρ nur wie Parameter wirkt wobei λ0 (ρ), r′ 0 (ρ) 2 (VII.113) r′ 2 = eλ−λ0 r0 ′ 2 e λ = e λ0 (VII.114) r′ 2 r′ 2 = r0 ′ 2 r0 ′ 2 e−λ0 (VII.115) wobei Nenner Funktion von ρ Umschrift der ”Integrationskonstanten”: r0 ′ (ρ)e−λ0 (ρ) =: 1 − ϵf 2 (ρ) 2 eλ = r′ 2 1 − ϵf 2 (ρ) (VII.116) (VII.117) ϵ = 0, ±1, f (ρ) beliebig, allerdings muss gesamter Term nicht negativ sein, so dass für ϵ = +1 gelten muss f 2 ≤ 1. Einsetzen von eλ = (11) : − (VII.112) r′ 2 1−ϵf 2 (ρ) in 1 − ϵf 2 r̈ ṙ2 1 + 2+ 2 = 0 + 2 2 r r r r 2r̈r + ṙ2 = −ϵf 2 (VII.118) (VII.119) Substitution: u = ṙ2 u̇ = 2ṙr̈ , Trafo mit der Logik: r = r(ρ, cτ ) ; cτ = cτ (ρ, r) −→ u(ρ, cτ ) d(ru) dr du du dcτ = ṙ2 + r dr dcτ dr 2ṙr̈ u̇ 2 2 = −ϵf 2 = ṙ + r = ṙ + r ṙ ṙ = u+r d(ru) = −ϵf (ρ)2 dr ru = −ϵf (ρ)2 r + F (ρ) F (ρ) u(ρ, r) = −ϵf (ρ)2 + = ṙ2 r F (ρ) ; −ϵf (ρ)2 = ṙ2 − r man liest ab : F (ρ) = −2r̈r2 (VII.120) (VII.121) (VII.122) (VII.123) (VII.124) (VII.125) (VII.126) 186 VII. Gravitationskollaps und schwarze Löcher • Vorbereitend wird gebildet F ′ = = −2r̈′ r2 − 4r̈r′ r F′ r¨′ r̈ = −2 ′ − 4 ′ 2 rr r r (VII.127) (VII.128) • ( 44 ) - 2 · ( 22 ) ṙ2 1 r′ 2 r̈ − 2 e−λ + 2 + 2 −2 − 2 r} r | r {z r (11) = −2 rr̈ ) λ̈ λ̇2 + = κc2 ρ0 2 4 | {z } ( (VII.129) (14) r̈ ′ = r′ r̈ r̈′ −4 − 2 ′ = κc2 ρ0 r r F′ ; ′ 2 = κc2 ρ0 rr (VII.130) (VII.131) • Verbleibende Dgln für r(ρ, cτ ) somit ṙ2 − F (ρ) r = −ϵf 2 (ρ) r′ r2 = κc2 ρ0 F ′ (ρ) (VII.132) (VII.133) 2 Inkohärente Materie als Sternenmaterial 187 • Integration der Dgln für r(ρ, cτ ) ṙ2 − F (ρ) = −ϵf 2 (ρ) r ρ spielt nur die Rolle eines Parameters Fallunterscheidung: 1 ϵ=0 : ϵ ̸= 0 : r 2 dr 2 3 r2 3 Variablentransformation cτ ∂r ∂r dct = · ∂T ∂cτ dT ( ) ∂r 2 f 2 F − ∂T r2 r ( )2 ∂r F ·r = 2 ∂T f √ dr F f2 r − ϵr2 ∫ ϵ = +1 : + √ dr −r2 + = − arcsin = ; − r =(−) dT F r f2 −2r + F f2 = F f2 ∫ 1 = ±F 2 dcτ (VII.134) = 1 2 (VII.135) ±F {cτ − cτ0 (ρ)} f dT = ± dcτ r → T, = ±ṙ r f (VII.136) = −ϵf 2 (VII.137) − ϵr2 (VII.138) ! T ≥ 0 (VII.139) dT (Bronstein Nr. 241) (T + T0 ) 2f 2 · r + 1 = − sin(T + T0 ) F F = 2 {1 + sin(T + T0 )} 2f (VII.140) (VII.141) (VII.142) 188 VII. Gravitationskollaps und schwarze Löcher Wahl der Integrationskonstanten r = 0 bei T = 0 −→ T0 = − π2 F {1 − cos T } 2f 2 r F dcτ = ± dT = ± 3 (1 − cos T )dT f 2f F cτ − cτ0 (ρ) = ± 3 (T − sin T ) 2f r = ∫ √ ϵ = −1 : ∫ r2 + F r f2 = dr )2 r+ ∫ (VII.145) F 2f 2 (VII.146) dT − ( F 2f 2 )2 dx x = Arcosh + const 2 a −a F r + 2f 2 = Arcosh F = T + T0 √ = (VII.144) ∫ dr √( = (VII.143) x2 (VII.147) (VII.148) (VII.149) 2f 2 ;r = − F F + 2 cosh(T + T0 ) 2 2f 2f (VII.150) Wahl der Integrationskonstanten r = 0 bei T = 0 → T0 = 0 F (cosh T − 1) 2f 2 r F dcτ = ± dT = ± 3 (cosh T − 1)dT f 2f F cτ − cτ0 (ρ) = ± 3 (sinh T − T ) 2f r = (VII.151) (VII.152) (VII.153) 2 Inkohärente Materie als Sternenmaterial 189 • Zusammenstellung der Lösung (Tolman-Lösung, 1934) ϵ=0 : ( )2 2 3 3 1 r(ρ, cτ ) = F 3 (ρ) {±cτ ∓ cτ0 (ρ)} 3 2 ϵ=1 : r(ρ, cτ ) = ϵ = −1 ϵ = 0, ±1 F (ρ) {cosh T − 1} 2f 2 (ρ) F (ρ) cτ − cτ0 (ρ) = ± 3 {sinh T − T } 2f (ρ) : r(ρ, cτ ) = eλ(ρ,cτ ) = : ; ds2 = r′ wobei F (ρ) {1 − cos T } 2f 2 (ρ) F (ρ) cτ − cτ0 (ρ) = ± 3 {T − sin T } 2f (ρ) 2 r′ 2 1 − ϵf 2 (ρ) ( ) dρ2 + r2 dϑ2 + sin2 ϑdφ2 − dcτ 2 2 1 − ϵf (ρ) κc2 ρ0 (ρ, cτ ) = (VII.154) (VII.155) (VII.156) (VII.157) (VII.158) (VII.159) (VII.160) F′ r′ r2 • Tolmann-Lösung enthält 3 freie Parameter : F (ρ) , f (ρ) , τ0 (ρ) • I. A. nicht möglich ρ0 (ρ, cτ ) vorzugeben und F , f , T0 zu bestimmen, aber durch geeignete Wahl von F (ρ) , f (ρ) , τ0 (ρ) können sinnvolle Massenverteilungen konstruiert werden. 190 3 VII. Gravitationskollaps und schwarze Löcher Kollabierender Stern mit räumlich konstanter Dichte Anwendung der Tolman-Lösung auf endlichen Stern mit der Sternoberfläche ρS und ortsunabhängiger Massendichte im Sterninneren, also ρ = ρ(cτ ) für ρ ≤ ρS . • Aussenraum ρ > ρS : ρ0 = 0 Wegen des Birkhoff-Satzes muss Lösung mit der äußeren Schwarzschildlösung übereinstimmen. In bewegten Koordinaten ruht die Sternoberfläche (ρ = ρS ); in den üblichen SchwarzschildKoordinaten bewegt sich die Sternenoberfläche. In den beiden Fällen erfolgt die Bewegung eines Teilchens auf der Oberfläche entlang einer radialen Geodäten. Schwarzschild-Metrik (IV.97) & φ = const: ( ( dr dτ dr dτ )2 ( = )2 rG )2 1− r ( = A2 − c2 + c2 dct dτ )2 + c2 rG − c2 r rG r (VII.161) Tolman-Metrik (VII.132): F (ρ) ṙ2 = −ϵf 2 (ρ) + r ( )2 dr c2 F (ρ) = −ϵ c2 f 2 (ρ) + dτ r (VII.162) Für ρ ≥ ρS müssen beide Gleichungen für beliebige τ übereinstimmen; d. h. F ϵf 2 = rG = 2 M = const A2 = 1 − 2 = const. ; f = const c (VII.163) (VII.164) Für τ0 (ρ) wählen wir τ0 = 0 und legen damit einen Zeitnullpunkt fest. (VII.165) 3 Kollabierender Stern mit räumlich konstanter Dichte 191 • Innenraum ρ ≤ ρS & ρ0 = ρ0 (cτ ) Ansatz : r(ρ, cτ ) = κ(cτ ) ρ F′ ; = r′ r2 κc2 ρ0 ′ (VII.166) = κc κ ρ0 ρ κc2 F (ρ) = ρ0 κ 3 ρ3 3 κM 3 F (ρ) = ρ 3 F 2 3 2 (VII.167) (VII.168) (VII.169) mit M = c2 ρ0 (cτ ) κ 3 (cτ ) = const Weiterhin folgt ∝ ρ (VII.170) τ0 = 0 (VII.171) f Wir setzen f = ρ, (VII.172) da der Proportionalitätsfaktor in κ(cτ ) hineingezogen werden kann. Einsetzen in r(ρ, cτ ) liefert ϵ=0: ϵ=1: ( )2 ( )1 2 3 3 κM 3 ρ {±cτ } 3 r(ρ, cτ ) = κρ = 2 3 ( )2 ( )1 2 3 3 κM 3 ; κ(cτ ) = (±cτ ) 3 2 3 ( )1 2 1 3 3 κ(cτ ) = (κM ) 3 (±cτ ) 3 4 r(ρ, cτ ) = κρ = κM 3 1 ρ {1 − cos T } 3 2ρ2 κM {1 − cos T } 6 κM = ± {T − sin T } 6 (VII.173) (VII.174) (VII.175) (VII.176) ; κ(cτ ) = (VII.177) cτ (VII.178) (VII.179) 192 VII. Gravitationskollaps und schwarze Löcher ϵ = −1 : r(ρ, cτ ) = κρ = κM 3 1 ρ {cosh T − 1} 3 2ρ2 (VII.180) κM {cosh T − 1} 6 κM {sinh T − T } = ± 6 ; κ(cτ ) = (VII.181) cτ (VII.182) (VII.183) und die Metrik { ds = κ (cτ ) 2 2 } ( 2 ) dρ2 2 2 2 + ρ dϑ + sin ϑdφ − dcτ 2 1 − ϵ ρ2 (VII.184) Wahl der Eigenzeit-Achse so, dass Entwicklung des Sterns für τ < 0 und Kollaps bei τ = 0. Damit ergibt sich ϵ=0: κ(cτ ) = ϵ=1: κ(cτ ) = cτ ϵ = −1 : = κ(cτ ) = cτ = ( )1 1 2 3 3 (κM ) 3 (−cτ ) 3 4 1 κM (1 − cos T ) 6 1 − κM (T − sin T ) 6 1 κM (cosh T − 1) 6 1 − κM (sinh T − T ) 6 (VII.185) (VII.186) (T ≥ 0) (VII.187) (VII.188) (T ≥ 0) (VII.189) 3 Kollabierender Stern mit räumlich konstanter Dichte 193 • Stetiger Übergang vom Innen- zum Aussenraum Innen Aussen F (ρ) = 31 κM ρ3 F (ρ) = 2M = const f (ρ) = ρ f (ρ) = const τ0 (ρ) = 0 τ0 (ρ) = 0 wobei wobei M = c2 ρ0 (cτ )κ 3 (cτ ) = const M = 12 rG = const Auf der Sternoberfläche (ρ = ρS ) müssen F und f stetig sein ; τ0 natürlich auch, was ohnehin erfüllt ist. Somit folgt 1 2 κc ρ0 κ 3 ρ3S = 2M 3 f (ρS ) = ρS (VII.190) (VII.191) Die Metriken im Innen- und Aussenraum können damit in eine weitgehend einheitliche Form gebracht werden. Wesentlicher Unterschied liegt in der Funktion r(ρ, cτ ). Wir erinnern an die allgemeine Form der Tolman-Lösung ϵ=0: ϵ = ±1 : 1 r(ρ, cτ ) ∝ F (ρ) 3 F (ρ) r(ρ, cτ ) ∝ 2 f (ρ) Im Innenraum korrespondiert dies mit dem getätigten Ansatz r(ρ, cτ ) = κ(ρ, cτ ) · ρ Im Aussenraum sind F und f konstant; wegen der Stetigkeit an der Sternoberfläche sind diese Konstanten gerade F (ρS ) und f (ρS ). 194 VII. Gravitationskollaps und schwarze Löcher Vorbereitend berechnen wir ( )2 ( )1 1 3 3 1 3 3 F 3 (ρ) = (κM ) 3 ρ 2 4 F (ρ) 1 = κM ρ 2 f 2 (ρ) 6 Dann folgt Innenraum ϵ=0: r(ρ, cτ ) = (3)1 3 4 Außenraum 1 ϵ = +1 : r(ρ, cτ ) = 16 κM ρ {1 − cos T } cτ = − 61 κM {T − sin T } ϵ = −1 : r(ρ, cτ ) = 16 κM ρ {cosh T − 1} cτ ds2 = κ 2 (cτ ) { = − 61 κM {sinh T − T } dρ2 1−ϵρ2 2 (κM ) 3 ρ {−cτ } 3 r(ρ, cτ ) = (3)1 3 4 1 2 (κM ) 3 ρS {−cτ } 3 r(ρ, cτ ) = 16 κM ρS {1 − cos T } cτ = − 16 κM {T − sin T } r(ρ, cτ ) = 16 κM ρS {cosh T − 1} cτ = − 16 κM {sinh T − T } { ( )} ( )} dρ2 2 dϑ2 + sin2 ϑdφ2 + ρ2 dϑ2 + sin2 ϑdφ2 ds2 = κ 2 (cτ ) 1−ϵρ 2 + ρS S −dcτ 2 −dcτ 2 κ(cτ ) = r(ρ,cτ ) ρ κ(cτ ) = r(ρ,cτ ) ρS 3 Kollabierender Stern mit räumlich konstanter Dichte 195 Diskussion der Lösung im Innenraum • Das Innere des Sterns (ρ ≤ ρS ) ist ein dreidimensionaler Raum konstanter Krümmung. Ein derartiger Raum wird im Abschnitt ”Robertson-Walker-Metrik” im Kosmologie Kapitel wieder auftauchen. Dort befindet sich eine nähere Analyse. • Ein Grosskreis auf der Sternoberfläche hat den Radius ρS κ(cτ ). Wegen der Zeitabhängigkeit von κ expandiert oder kontrahiert der Stern. Da rS = ρS κ den Koordinatenradius darstellt, ist für die Ausdehnung des Sterns sein Umfang 2πrS vorzuziehen. Die Abbildung skizziert die Stern-Expansion bzw. -Kontraktion. • Besonderheiten, wenn die Sternoberfläche den Schwarzschild-Radius rG = κ(cτ )ρS = 2M über- bzw. unterschreitet: keine! Erst bei κ(cτ ) = 0 wird das Innenfeld singulär. • Wenn die Sternenoberfläche den Schwarzschild Radius rG unterschreitet, wird der Stern für einen entfernten Beobachter unsichtbar. Kein Photon kann aus dem Bereich < rG entweichen. Vgl. dazu Diskussion der Äusseren Schwarzschild-Lösung. Der Stern wird zum Schwarzen Loch. 2πρS κ ϵ = −1 ϵ=0 2πρS κM 3 ϵ = +1 cτ − πκM 3 − πκM 6 0 Abbildung VII.1: Zeitliche Entwicklung des Umfangs eines kollabierenden Sternes. 196 VII. Gravitationskollaps und schwarze Löcher Kapitel VIII Kosmologie 1 Kosmologisches Prinzip Kosmos, Universum,Weltall ⇒ synonym Anwendung der ART ( Einsteinschen Feldgleichung) auf Kosmos als Ganzes Erwartung der Beschreibung der großräumigen Dynamik des Kosmos • Expansion, Hubble - Konstante ca. 70 km/s Mpc • 2,7 K Hintergrundstrahlung • Rotverschiebung des Lichtes nahezu aller Galaxien Zahlen zum sichtbaren Universum: • Radius des sichtbaren Universums ca 1010 Lj • 1011 Galaxien • Milchstraße ca 105 Lj Hier: Beschreibung des sichtbaren Universums auf großer Skala, z.B. (108 Lj)3 ; Bereich enthält viele Galaxien Beobachtungstatsache: • Universum im Mittel (< x > 108 Lj) isotrop und homogen • vgl. Moleküle eines Gases in L3 Erhebung der Beobachtungstatsache zum Kosmologischen Prinzip im Universum sind alle Positionen und Richtungen gleichwertig enorme Einschränkung an die Raumstruktur des Kosmos, also die Metrik 198 VIII. Kosmologie Metrik, die der Homogenitäts- und Isotropie- Forderung des Kosmologischen Prinzips genügt, ist die Robertson - Walker - Metrik (1936) { 2 ds } dr2 2 2 2 2 = S (ct) + r (dϑ + sin ϑdφ ) − dct2 1 − kr2 mit k = 1, 0, −1 2 (VIII.1) Verifikation im Abschnitt 7.2. eine zeitabhängige Funktion S(ct) („Skalenfunktion“ ) sowie Parameter k r offensichtlich dimensionslos, ϑ, φ dimensionslos −→ S hat Dimension einer Länge S kann später ggf. als Weltradius interpretiert werden 2 Robertson-Walker-Metrik Konstruktion der Metrik, die homogen und isotrop im 3-dim. Unterraum des 4-dim. Riemannschen Raumes ist Ausgangspunkt: Zweidimensionale Räume konstanter Krümmung • Flächen positiver Krümmung ( k = +1 ) sind Kugeloberflächen vom Radius S mit der Metrik ( ) ds2 = S 2 dϑ2 + sin2 ϑdφ2 , 0 ≤ φ ≤ 2π, 0 ≤ ϑ ≤ π (VIII.2) die man sich im 3-dim. flachen Raum eingebettet vorstellen kann • auf dieser Kugeloberfläche ist kein Punkt und keine Richtung ausgezeichnet, d.h. dieser 2-dim. Raum ist homogen und isotrop • Parameterdarstellung dieser Fläche x = S sin ϑ sin φ y = S sin ϑ cos φ z = S cos ϑ mit den Parametern ϑ und φ • Linienelement auf dieser Fläche d(2) s2 x2 + y 2 + z 2 = S 2 (VIII.3) 2 Robertson-Walker-Metrik 199 d(2) s2 = dx2 + dy 2 + dz 2 dx = S(cos ϑ sin φdϑ + sin ϑ cos φdφ) (VIII.5) dy = S(cos ϑ cos φdϑ − sin ϑ sin φdφ) (VIII.6) dz = −S sin ϑdϑ (VIII.7) (2) 2 d (VIII.4) s 2 2 2 2 (VIII.8) = S (dϑ + sin ϑdφ ) Erweiterung dieser Vorstellung um eine Dimension: • Beschreibung einer 3-dimensionalen Fläche ( auch 3-d Hyperfläche oder 3-d Raum) mit Eigenschaften Homogenität und Isotropie • Parameterdarstellung dieser Hyperfläche x y z w = = = = S sin χ sin ϑ sin φ S sin χ sin ϑ cos φ S sin χ cos ϑ S cos χ w 2 + x2 + y 2 + z 2 = S 2 (VIII.9) mit den Parametern χ, ϑ, φ • diese Hyperfläche beschreibt die 3-dim. Oberfläche einer 4-dim. Kugel • Linienelement auf dieser Hyperfläche: d(3) s2 d(3) s2 = dx2 + dy 2 + dz 2 + dw2 (VIII.10) mit dx = S(cos χ sin ϑ sin φdχ + sin χ cos ϑ sin φdϑ + sin χ sin ϑ cos φdφ) dy = S(cos χ sin ϑ cos φdχ + sin χ cos ϑ cos φdϑ − sin χ sin ϑ sin φdφ) dz = S(cos χ cos ϑdχ − sin χ sin ϑdϑ) dw = S(− sin χdχ) d(3) s2 = S 2 (dχ2 + sin2 χ(dϑ2 + sin2 ϑdφ2 )) (VIII.11) • Transformation der χ Koordinate χ → r (Vorbereitung für später) r = sin χ dr = cos χdχ dr2 dr2 dχ2 = = cos2 χ 1 − r2 { } dr2 2 2 2 2 → d(3) s2 = S 2 + r (dϑ + sin ϑdφ ) 1 − r2 (VIII.12) (VIII.13) (VIII.14) (VIII.15) 200 VIII. Kosmologie Erweiterung des 3-dim. Linienelementes d(3) s2 auf das 4-dim. Linienelement ds unter Einarbeitung der 4. Koordiante „Zeit“ • allgemein ds2 = gik dξ i dξ k 2 ds 2 ds a (VIII.16) b 4 b 4 2 = gab dξ dξ + 2g4b dξ dξ + g44 (dξ ) (3) 2 = d b s + 2g4b dctdξ + g44 dct 2 (VIII.17) (VIII.18) • g4b müssen verschwinden, damit keine Raumrichtung ausgezeichnet ist; bei g4b ̸= 0 würde Vorzeichenwechsel von dξ b zu einem anderen ds2 führen; damit wäre Isotropie gestört • g44 (ξ) muss räumlich konstant sein, damit die Eigenzeit eines ruhenden Teilchens nicht vom Ort ξ a abhängt, denn: ruhendes Teilchen : dξ a = 0 ; (VIII.19) (VIII.20) Eigenzeitdefinition gibt zunächst: ds2 = −c2 dτ 2 = g44 (r, ϑ, φ, ct) dct2 (VIII.21) Damit wäre i.a. die Eigenzeit eines ruhenden Beobachters vom Ort (r, ϑ, φ) abhängig, was aber dem Kosmolgischen Prinzip widerspricht. Somit darf g44 nur von t abhängen. Durch Umskalierung von t kann für einen ruhenden Beobachter t = τ erreicht werden. g44 = −1 (VIII.22) s − dct { } dr2 2 2 2 2 = S2 + r (dϑ + sin ϑdφ ) − dct2 1 − r2 2 ds = d ds2 (3) 2 2 (VIII.23) (VIII.24) Sowohl im 2-d als auch 3-d-Fall gibt es jeweils eine negativ konstant gekrümmte Fläche bzw Hyperfläche, die ebenfalls homogen und isotrop sind: d(2) s2 = S 2 (dϑ2 + sinh2 ϑdφ2 ) d (3) 2 s 2 2 2 2 (VIII.25) 2 2 = S (dχ + sinh χ(dϑ + sin ϑdφ )) r = sinh χ dr = sinh χdχ dr2 dr2 dr2 dχ2 = = = 1 + r2 cosh2 χ 1 + sinh2 χ { } dr2 (3) 2 2 2 2 2 2 d s = S + r (dϑ + sin ϑdφ ) 1 + r2 (VIII.26) (VIII.27) (VIII.28) (VIII.29) (VIII.30) Zwischen konstanter positiver und konstanter negativer Krümmung liegt noch die verschwindende Krümmung k = 0. 3 Feldgleichungen für die Robertson-Walker-Metrik 201 Zusammenfassung aller 3 Fälle: { 2 2 ds = S k = 3 } ( 2 ) dr2 2 2 2 + r dϑ + sin ϑdφ − dct2 1 − kr2 1 konstante positive Krümmung 0 verschwindende Krümmung −1 konstante negative Krümmung (VIII.31) (VIII.32) Feldgleichungen für die Robertson-Walker-Metrik { 2 2 ds = S (t) } dr2 2 2 2 2 + r (dϑ + sin ϑdφ ) − dct2 1 − kr2 g11 = g 11 = g22 = g 22 = g33 = g 33 = g44 = S2 , 1 − kr2 1 − kr2 S2 2 2 S r , 1 2 S r2 S 2 r2 sin2 ϑ, 1 S 2 r2 sin2 ϑ −1, (VIII.33) (VIII.34) (VIII.35) (VIII.36) (VIII.37) (VIII.38) (VIII.39) (VIII.40) = −1 (VIII.41) ∂( ) ˙ = ( )|4 = () ∂ct (VIII.42) ( ) 1 Γikl = g im gmk|l + gml|k − gkl|m 2 (VIII.43) g 44 Abkürzung: Γ111 Γ133 Γ112 Γ114 Γ124 kr = 1−kr 2 = −r(1 − kr2 ) sin2 ϑ = 0 = SṠ = 0 Γ122 Γ144 Γ113 Γ123 Γ134 = = = = = −r(1 − kr2 ) 0 0 0 0 202 VIII. Kosmologie Γ211 Γ233 Γ212 Γ214 Γ224 = 0 = − sin ϑ cos ϑ = 1r = 0 = SṠ Γ222 Γ244 Γ213 Γ223 Γ234 = = = = = Γ311 Γ333 Γ312 Γ314 Γ324 = = = = = 0 0 0 0 0 Γ322 Γ344 Γ313 Γ323 Γ334 = 0 = 0 = 1r = cot ϑ = ṠS Γ411 Γ433 Γ412 Γ414 Γ424 = = = = = sṡ 1−kr 2 r2 sin2 ϑS Ṡ Γ422 Γ444 Γ413 Γ423 Γ434 = = = = = 0 0 0 0 0 0 0 0 r2 S Ṡ 0 0 0 0 Krümmungstensor u. Riccitensor m r m r m Rmikp = Γm ik|p − Γip|k + Γik Γrp − Γip Γrk m r m r m Rip = Rmimp = Γm im|p − Γip|m + Γim Γrp − Γip Γrm R1i1p = Γ1i1|p − Γ1ip|1 + Γri1 Γ1rp − Γ1ip Γ111 − Γ4ip Γ141 R2i2p = Γ2i2|p − Γ2ip|2 + Γri2 Γ2rp − Γ1ip Γ212 − Γ4ip Γ242 R3i3p = Γ3i3|p − Γ3ip|3 + Γri3 Γ3rp − Γ1ip Γ313 − Γ2ip Γ323 − Γ4ip Γ343 R4i4p = Γ4i4|p − Γ4ip|4 + Γri4 Γ4rp 3 Feldgleichungen für die Robertson-Walker-Metrik 203 R1i1p : R111p = 0 = R1p11 Ṡ kr − r2 ṠS 2 1 − kr S 2 2 2 2 2 1 − 3kr + kr − 1 + kr − r Ṡ = −kr2 − Ṡ 2 r2 R1212 = 1 − 3kr2 + r(1 − kr2 ) = R1213 R1214 = 0 = R1312 = 0 = R1412 R1313 = (1 − 3kr2 ) sin2 ϑ − (1 − kr2 ) sin2 ϑ + r(1 − kr2 ) sin2 ϑ kr ṡ − r2 sin2 ϑsṡ 2 1 − kr s = −2kr2 sin2 ϑ + kr2 sin2 ϑ − r2 sin2 ϑṡ2 = −kr2 sin2 ϑ − r2 sin2 ϑṡ = −r2 sin2 ϑ(k + ṡ2 ) R1314 = 0 = R1413 R1414 = S̈ S̈S − Ṡ 2 Ṡ 2 + 2 = 2 S S S R2i2p : 1 1 kr 1 S Ṡ Ṡ k + Ṡ 2 − = − + − r2 r2 1 − kr2 r 1 − kr2 S 1 − kr2 2 = 0 = R 22i R2121 = − R2i22 R2123 = 0 = R2321 1 Ṡ Ṡ 1 − = 0 = R2321 rS Sr = 0 = R2423 R2124 = R2324 R2324 = 0 = R2423 R2323 = − sin2 ϑ + cos2 ϑ − cos2 ϑ + (1 − kr2 ) sin2 ϑ − r2 sin2 ϑS Ṡ = −r2 sin2 ϑ(k + Ṡ 2 ) R2324 = 0 = R2423 R2424 = S̈S − Ṡ 2 Ṡ 2 S̈ + 2 = S2 S S Ṡ S 204 VIII. Kosmologie R3i3p : 1 1 kr 1 S Ṡ Ṡ k + Ṡ 2 + − − = − r2 r2 1 − kr2 r 1 − kr2 S 1 − kr2 1 1 = cot ϑ − cot ϑ = 0 = R3231 r r 3 = 0 = R 33i R3131 = − R3132 R3i33 R3134 = R3232 = = 1 Ṡ Ṡ 1 − = 0 rS Sr − sin2 ϑ − cos2 ϑ 1 Ṡ + cot2 ϑ + r(1 − kr2 ) − r2 S Ṡ 2 r S sin ϑ 2 2 2 2 2 −1 + (1 − kr ) − r Ṡ = −r (k + Ṡ ) Ṡ Ṡ − cot ϑ = 0 = R3432 S S S̈S − Ṡ 2 Ṡ 2 S̈ + 2 = 2 S S S R3234 = cot ϑ R3434 = R4i4p : S̈S + Ṡ 2 Ṡ S Ṡ S̈S + = − 2 2 1 − kr S 1 − kr 1 − kr2 = 0 = R4241 R4141 = − R4142 R4143 = 0 = R4341 R4i44 = 0 = R444i R4243 = 0 = R4342 R4343 = −r2 sin2 ϑ(S̈S + Ṡ 2 ) + R4242 = −r2 (S̈S + Ṡ 2 ) + Ṡ 2 2 r sin ϑS Ṡ = −r2 sin2 ϑS̈S S Ṡ 2 r S Ṡ = −r2 S̈S S 3 Feldgleichungen für die Robertson-Walker-Metrik Ricci - Tensor k + Ṡ 2 S̈ 2 S k + Ṡ 2 − − 1 − kr2 {1 − kr2 1 −}kr2 { } S̈ S2 S̈ Ṡ 2 + k Ṡ 2 + k − = −g11 +2 +2 1 − kr2 S S2 S S2 R11 = − = R22 = −r2 (k + Ṡ 2 ) − r2 (k + Ṡ 2 ) − r2 S̈S { } S̈ k + Ṡ 2 2 2 = −r S +2 S S2 { } S̈ k + Ṡ 2 = −g22 +2 S S2 R33 = −(k + Ṡ 2 )r2 sin2 ϑ − r2 sin ϑ(k + Ṡ 2 ) − r2 sin2 ϑS̈S = −r2 sin2 ϑ2(k + Ṡ 2 ) − r2 sin2 ϑS S̈ { } 2 S̈ k + Ṡ +2 = −S 2 r2 sin2 ϑ S S2 { } S̈ k + Ṡ 2 +2 = −g33 S S2 S̈ S̈ S̈ S̈ S̈ + + = 3 = −g44 3 S S S S S (m) = 0 für i ̸= p , da alle R i(m)p = 0 R44 = Rip Krümmungsskalar R = g ip Rip { } S̈ k + Ṡ 2 S̈ = −3 +2 −3 2 S S S = −6 S̈ Ṡ 2 + k −6 S S2 205 206 VIII. Kosmologie Einstein-Tensor Gi p = R i p − G11 R p δ 2 i R = − = g R11 − 2 11 G11 = 2 { S̈ k + Ṡ 2 +2 S S2 } +3 S̈ k + Ṡ 2 +3 S S2 S̈ k + Ṡ 2 + S S2 R = G11 2 R = g 33 R33 − = G11 2 R S̈ S̈ k + Ṡ 2 = g 44 R44 − = −3 + 3 + 3 2 S S S2 2 k + Ṡ = 3 S2 G22 = g 22 R22 − G33 G44 G44 Energie - Impuls - Tensor • Tmn muss die gleiche Symmetrie aufweisen , die im Kosmologischen Prinzip gefordert ist • Betrachtung einer kontinuierlichen, idealen Flüssigkeit Tmn ( ) P n = ρ + 2 um un + P δm , c (VIII.44) ρ(r, ϑ, φ, t) = ρ(t), (VIII.45) P (r, ϑ, φ, t) = P (t) (VIII.46) wobei wegen Homogenität im 3-dim Unterraum • eine Eigenbewegung der Materie, z.B. das Umkreisen eines Galaxiehaufens durch eine Galaxie verschwindet im Mittel, d.h. typische Materiebewegung ist −→ ξ a = const (VIII.47) n (u ) = (0, 0, 0, c) (VIII.48) (um ) = (0, 0, 0, −c) (VIII.49) T1 1 = T2 2 = T3 3 = P 4 = −ρc Tmn = 0 , T4 2 (VIII.50) (VIII.51) m ̸= n (VIII.52) 3 Feldgleichungen für die Robertson-Walker-Metrik 207 Feldgleichungen mit kosmologischem Glied Gmn 1 1 4 4 2 2 = −κTmn + Λgmn (VIII.53) Ṡ 2 S̈ +k + = −κP + Λ S S2 Ṡ 2 + k : 3 = κc2 ρ + Λ (Friedmangleichung) S2 und 33 wie 11 : 2 (VIII.54) (VIII.55) Umformung der Gleichungen für spätere Anwendungen; nach Division durch 3 Gleichung 44 in 11 einsetzen: ( ) ) Λ S̈ κ( 4πγ 3P Λ = − c2 ρ + 3P + = − 2 ρ + 2 + (VIII.56) S 6 3 3c c 3 Ṡ 2 S2 = − Λ k k κ 8πγ Λ + c2 ρ + = − 2 + 2 ρ + 2 S 3 3 S 3c 3 (VIII.57) 2 Dgl. für S(t), P (t), ρ(t) zu ergänzen ist Zustandsgleichung F (P, ρ) = 0 Integrabilitätsbedingung Tmn ||n = 0 (VIII.58) kann alternativ zu Feldgleichungen verwendet werden ( ) ( ) ( ) P P P Tmn ||n = ρ + 2 um un + P|m + ρ + 2 um||n un + ρ + 2 um un||n = 0 (VIII.59) c |n c c ( ) ( ) P Ṗ ρ+ 2 un = ρ̇ + 2 c c |n c um||n = um|n − Γimn ui = 0 − Γ4mn (−c) n um||n u = cΓ4mn un = c2 Γ4m4 = 0 1 √ 1 √ √ ( −gun )|n = √ ( −gc)|4 −g −g 2 S S 6 r4 sin2 ϑ 2 2 2 2 2 g = S r S r sin ϑ(−1) = − 1 − kr2 1 − kr2 √ 3S 2 Ṡr2 sin ϑ Ṡ √ √ −g |4 = −g = 3 2 S 1 − kr Ṡ un||n = 3 c S un||n = (VIII.60) (VIII.61) (VIII.62) (VIII.63) (VIII.64) (VIII.65) (VIII.66) 208 VIII. Kosmologie Ta n||n = 0 ( T4 n||n = Ṗ ρ̇ + 2 c ) (VIII.67) ( ) P Ṡ c(−c) + Ṗ + ρ + 2 (−c)3 c = 0 c S ( ) P Ṡ 2 2 −c ρ̇ − c ρ + 2 3 = 0 c S ρ̇ ρ + cP2 = −3 (VIII.68) (VIII.69) Ṡ S (IB) Beweis der Äquivalenz der Integrabilitätsbedingung (VIII.70) zu den Gleichungen und 44 (VIII.55): • Differentiation von • Rechts IB einsetzen ( 6 2Ṡ S̈S 2 − (Ṡ 2 + k)2S Ṡ = κc2 ρ̇ 4 S ( ) S̈ Ṡ 2 + k Ṡ 6 − = κc2 ρ̇ S S2 S S̈ Ṡ 2 + k − S S2 ) Ṡ Ṡ = −3κc2 S S ( P ρ+ 2 c (VIII.54) (VIII.71) (VIII.72) ) Ṡ 2 + k S̈ −2 = −κc2 ρ − κP S S2 S̈ Ṡ 2 + k Ṡ 2 + k 2 2 + = −κP − κc ρ + 3 S S2 S2 2 4 4 1 1 4 4 3 • Rechts (VIII.70) einsetzen liefert (VIII.73) (VIII.74) (VIII.75) 1 1 2 S̈ Ṡ 2 + k + = −κP + Λ . S S2 (VIII.76) Bei Vorgabe einer Zustandsgleichung F (ρ, P ) = 0 bzw P = P (ρ) kann aus der IB der Weltradius S als Funktion der Massendichte ρ bestimmt werden, danach aus 44 das zeitliche Verhalten von S bzw. ρ . 4 Strahlungskosmos Welt sei nur von elm. Strahlung (Photonengas) erfüllt Situation in Frühphase des Kosmos 4 Strahlungskosmos 209 Das Photonengas ist formal durch den Energie-Impuls-Tensor der idealen Flüssigkeit zu beschreiben mit P 1 2 ρc , 3 ρc2 Energiedichte (u) = (VIII.77) Ableitung siehe Thermodynamik-Skript Λ=0 Integration von IB: ρ̇ 3 ρ̇ Ṡ = = −3 1 4 ρ S ρ + 3ρ 1 ln ρ = − ln S + const 4 ρc2 S 4 = const = A , (VIII.78) (VIII.79) (VIII.80) d. h. bei der Expansion oder Kontraktion des Kosmos ist die Energiedichte umgekehrt proportional zur 4 Potenz des Weltradius. Integration von 4 4 κc2 ρS 2 −k 3 κA Ṡ 2 = −k 3S 2 y = S2, Ṡ 2 = dy = 2S dS ẏ 2 κA = −k 2 4S 3S 2 4 ẏ 2 = κA − 4ky 3 √ dy 4 3 κA k ̸= 0 √ − 4ky = dct 4 κA − 4ky , 3 dz = −4k dy dz √ = −4k dct z √ 2 z = −4kct + const : z = 4 κA − 4kS 2 = −2kct + const 3 (VIII.81) (VIII.82) (VIII.83) (VIII.84) (VIII.85) (VIII.86) (VIII.87) (VIII.88) (VIII.89) (VIII.90) (VIII.91) (VIII.92) 210 VIII. Kosmologie • Festlegen der Integrationskonstante durch S(t0 ) = 0 √ √ 4 4 2 κA − 4kS = −2kc(t − t0 ) + κA 3 3 √ 4 4 4 2 2 2 2 κA − 4kS = 4k c (t − t0 ) − 4kc(t − t0 ) κA + κA 3 3 3 √ κA S 2 = −kc2 (t − t0 )2 + 2c (t − t0 ) 3 (VIII.93) (VIII.94) (VIII.95) (VIII.96) Diskussion • t → t0 =⇒ S → 0 , d.h. die Abstände zweier beliebiger Punkte der Welt werden beliebig klein • t → t0 : Weltradius wird unabhängig von k, d.h. er ist für offene und geschlossene Welten gleich • Strahlung kann aufgrund der eigenen Gravitationswechselwirkung einen geschlossenen √ 2 κA wächst und nach ∆t = Kosmos erzeugen (k=1) , dessen Radius von Null bis κA 3 c 3 wieder auf Null zurückgeht • Nachhall der Phase des Strahlungskosmos ist 2,7 K Hintergrundstrahlung • Expansion des Kosmos führte zur Abkühlung • In Frühphase ist aus der Strahlung durch Paarerzeugung massive Materie entstanden, starke WW, Plasma • Entkopplung in späterer Phase bei ca. 3000K, vgl. Ionisationsenergien 1 eV = kB T 1, 6 · 10−19 AsV T = ∼ 104 K 1, 4 · 10−23 J/K • Eigenleben der Strahlung; Abkühlung 5 Friedman - Kosmos als Friedman-Kosmos im engeren Sinne bezeichnet man die Lösung für P = 0 P = 0 inkohärente Materie • Materie hat keinen Druck, wie Staub oder Granulat (VIII.97) (VIII.98) 5 Friedman - Kosmos 211 • entspricht etwa dem heutigen Weltzustand, denn es gilt: P ≪ ρc2 , d.h. (VIII.99) • Ruhmassenenergie dominiert deutlich über andere Energien, so Bewegungsenergie (Druck ist Bewegung) und Strahlung • materie-dominierter Kosmos im Unterschied zum Frühstadium (strahlungs - dominiert) Abschätzung von P und ρc2 in Sonne Daten zur Sonne T ≈ 107 K Zentraltemperatur N ≈ 1057 Teilchen R ≈ 700000 km Radius → V P ρc2 P ≈ (109 )3 m3 ≈ 1027 m3 N 1057 −23 7 ≈ kB T ≈ 10 10 Pa ≈ 1014 Pa V 1027 1057 −27 17 N mP c2 = 10 10 Pa ≈ 1020 Pa ≈ V 1027 ≪ ρc2 (VIII.100) (VIII.101) (VIII.102) (VIII.103) 212 VIII. Kosmologie Abschätzung von P und ρc2 im Sonnenwind Daten zum Sonnenwind bei 1 AU T ≈ 105 K n ≈ 5 · 106 Protonen/m3 →P ≈ 2 ≈ ρc P nkB T ≈ 5 · 106 10−23 105 Pa ≈ 5 · 10−12 Pa 2 nmP c = 5 · 10 10 6 −27 10 Pa ≈ 5 · 10 17 ≪ ρc 2 −4 Pa (VIII.104) (VIII.105) (VIII.106) Λ=0 Integrabilitätsbedingung Ṡ ρ̇ = −3 ρ S ln ρ = −3 ln S + const ρS 3 = const 4π 3 S ρ = M = const 3 bzw. (VIII.107) (VIII.108) (VIII.109) (VIII.110) für geschlossene Kosmen (k=1) ist M die Gesamtmasse Einsetzen in Friedman-Gleichung 3 Ṡ 2 + k S2 = κc2 ρ, 8π γ c4 1 2 3 Ṡ 2 + k = κc ρS 3S κc2 M 2γ M = 2 = 4π S c S M 2 γM 2 1 M Ṡ − 2 = −k 2 c S 2 κ = (VIII.111) (VIII.112) (VIII.113) (VIII.114) Gleichung kann als Energiesatz interpretiert werden: kinet + pot. Energie = const; auch: M 2 γM 2 k S|t − = − M c2 2 S 2 (VIII.115) Einführung eines „ effektiven Potentials“ Vef f (S) = − γM 2 S (VIII.116) 5 Friedman - Kosmos k = 1 : „ gebundene“ Bewegung, S endlich, geschlossener Kosmos k = −1 : „ ungebundene“ Bewegung, S unbegrenzt, offener Kosmos k = 0 : „ Grenzfall, ungebunden, offener Kosmos Integration der Friedman-Gleichung 213 214 Abbildung VIII.1: k = 1 Abbildung VIII.2: k = -1 VIII. Kosmologie 5 Friedman - Kosmos 215 • Variablen Transformation ∫ T = ± dT = ± dct , S (VIII.117) dct S (VIII.118) Ṡ = S|T · T|ct = S|T S M 2 k γM 2 S|T − 2 S = − M S 2 2 c 2 2γM 2 S − kS 2 S|T = c2 dS √ = dT 2γM 2 S − kS c2 (VIII.119) (VIII.120) (VIII.121) (VIII.122) • Integration für k=0 ∫ √ √ ∫ dS = dT √ S √ 2 S = T + const 1 (VIII.124) 2γM c2 Sei T = 0 bei S = 0 const = 0 γM 2 S = T 2c2 ∫ γM T 3 c(t − t0 ) = ± SdT = ± 2 2c 3 → (VIII.123) 2γM c2 : (VIII.125) (VIII.126) (VIII.127) d.h. S(t0 ) = 0 als Anfangsbedingung gewählt • Parameterdarstellung der Lösung für k=0 γM 2 T 2c2 γM c(t − t0 ) = ± 2 T 3 6c (VIII.128) S = • Integration für k = +1 ∫ dS √ −S 2 + ∫ = (VIII.130) dT 2γM S c2 = − arcsin = S (VIII.129) − γM c2 γM c2 −2S + 2γM c2 2γM c2 T + const (Bronstein Nr. 241 ) = sin(T + const) (VIII.131) (VIII.132) (VIII.133) 216 VIII. Kosmologie Wahl: S = 0 bei T = 0 → const = − π2 ( γM π) γM sin T − = − 2 cos T 2 c 2 c γM γM S = − 2 cos T c2∫ c γM c(t − t0 ) = ± SdT = ± 2 (T − sin T ), c S− → γM c2 = (VIII.134) (VIII.135) (VIII.136) d.h. S(t0 ) = 0 als Anfangsbedingung • Parameterdarstellung der Lösung für k = 1 : γM (1 − cos T ) c2 γM c(t − t0 ) = ± 2 (T − sin T ) c (VIII.137) S = + • Integration für k = −1 ∫ ∫ dS √ S2 + = 2γM S c2 (VIII.139) dT ∫ dS )2 √( = S+ ∫ = mathrmArcosh x + const a γM c2 γM c2 − ( γM c2 )2 dx √ = 2 x − a2 (VIII.140) (VIII.141) (VIII.142) = Arcosh S+ (VIII.138) = γM c2 γM c2 S+ = T + const γM cosh(T + const) c2 (VIII.143) (VIII.144) Sei S = 0 bei T = 0 ⇒ const = 0 γM (cosh T − 1) c2∫ γM c(t − t0 ) = ± SdT = ± 2 (sinh T − T ) c S = → (VIII.145) (VIII.146) d.h. S(t0 ) = 0 als Anfangsbedingung • Parameterdarstellung der Lösung für k = −1 : γM (cosh T − 1) c2 γM c(t − t0 ) = ± 2 (sinh T − T ) c S = (VIII.147) (VIII.148) 6 Kosmologische Rotverschiebung und Hubble - Konstante 217 Diskussion der Lösungen • Zykloide bei k = +1 , geschlossenes Modell • k = 0 , k = -1 ständige Zunahme des Weltradius • Weltanfang bei t0 : S(t0 ) = 0 , d.h. Singularität • nahe t0 habe alle 3 Typen das gleiche Verhalten γM 2 T , 2c2 } 13 { 2 6c c(t − t0 ) = γM S ≈ (VIII.149) T (VIII.150) ( )2 2 γM 6c2 3 S ≈ 3 2 {c(t − t0 )} 3 6c γM ( )1 2 γM 3 1 3 S ≈ 3 {c(t − t )} 0 6c2 3 6 (VIII.151) (VIII.152) Kosmologische Rotverschiebung und Hubble - Konstante Zeitabhängigkeit des Weltradius bzw. Skalenfaktors S(t) führt zu einer Rotverschiebung, der s.g. kosmologischen Rotverschiebung • hat nichts zu tun mit einer Gravitationsrotverschiebung aufgrund des Gravitationsfeldes an Quelle oder Empfänger • hat nichts zu tun mit Dopplerverschiebung aufgrund von Eigenbewegungen von Quelle oder Empfänger • kosmolog. Rotverschiebung tritt in allen Robertson-Walker-Metriken auf, nicht nur im Friedman-Kosmos Betrachtung zweier typischer Galaxien im einer RWM 218 VIII. Kosmologie { 2 2 ds = S (t) } dr2 2 2 2 2 + r (dϑ + sin ϑdφ ) − dct2 1 − kr2 (VIII.153) • Trajektorie der Galaxien ξ a = const , also r = const, ϑ = const, φ = const • von erster Galaxie werde zur Zeit t1 Licht ausgesandt, von zweiter Galaxie werde dieses Licht zur Zeit t2 empfangen • wegen Homogenität und Isotropie der RWM kann o.B.d.A. eine Lichttrajektorie betrachtet werden mit dϑ = dφ = 0 → 0 = ds2 = S 2 dr2 − dct2 1 − kr2 (VIII.154) • Transformation r → χ mit sin χ für k = 1 χ für k = 0 r= sinh χ für k = −1 (VIII.155) • k=0: (VIII.156) dr = dχ : 2 ds = S dχ − dct 2 2 2 = 0 (VIII.157) • k=1: (VIII.158) dr = cos χdχ : 2 ds = S dχ − dct 2 2 2 = 0 (VIII.159) • k=-1: (VIII.160) dr = cosh χdχ : 2 ds = S dχ − dct 2 2 2 = 0 (VIII.161) • folglich für jedes k dχ = dct S (VIII.162) • Betrachtung zweier aufeinanderfolgender Wellenberge des Lichsignals; beide Wellenberge müssen von der Quelle zum Empfänger denselben Weg χ zurücklegen: ∫t2 χ = t1 dct = S(ct) t2∫+δt2 t1 +δt1 dct S(ct) (VIII.163) 6 Kosmologische Rotverschiebung und Hubble - Konstante 219 • folglich ∫t2 t2∫+δt2 ... − 0 = t1 (VIII.164) ... t +δt 1 1 t +δt t t2 t2∫+δt2 1∫ 1 2 ∫ ∫ = ... + ... − ... ... + t1 t1∫+δt1 = t1+δt1 t1 +δt1 dct − S t1 t2∫+δt2 (VIII.165) t2 dct S (VIII.166) t2 • während der Zeitspannen δt1 bzw. δt2 ( 10−14 s für sichtbares Licht) ist S(ct) praktisch konstant: 0= • Einführung der Frequenz f = δt2 δt1 − S(t1 ) S(t2 ) (VIII.167) 1 δt 1 1 − f1 S(t1 ) f2 S(t2 ) bzw: f (t)S(t) = const 0 = (VIII.168) (VIII.169) Expandierender Kosmos: S wächst → f für vagabundierende Photonen schrumpft → fortgesetzte Rotverschiebung für im Kosmos vagabundierende Photonen Definition der Rotverschiebung z wie im Abschnitt 4.6 z = z = fQuelle f1 −1 = −1 f2 fEmpfänger S(tEmpfang ) S(t2 ) −1= − 1 kosmolog. Rotversch. S(t1 ) S(tQuell ) (VIII.170) (VIII.171) Expandierender Kosmos : z > 0 Darstellung von z mittels Wellenlänge λ = z= c f λ2 λ2 − λ1 S(t2 ) − S(t1 ) −1= = λ1 λ1 S(t1 ) relative Dehnung der Wellenlänge wie Expansion des Kosmos (VIII.172) 220 VIII. Kosmologie weitere Auswertung von z= S(t2 ) −1 S(t1 ) (VIII.173) • Identifizierung von t2 mit heute • Entwicklung von S(t) in Taylorreihe um t2 : 1 S(t) = S(t2 ) + S|t (t2 ) · (t − t2 ) + S|t|t (t2 )(t − t2 )2 + . . . 2 { } q 2 S(t) = S(t2 ) 1 + H(t − t2 ) − H (t − t2 )2 . . . 2 (VIII.174) (VIII.175) mit der Hubble - Konstanten H= S|t (t2 ) Ṡ(t2 ) =c S(t2 ) S(t2 ) (VIII.176) und dem Verzögerungsparameter oder auch Beschleunigungsparameter q=− 2 S|t|t (t2 ) 1 2 S̈(t2 ) 1 S (t2 ) = −c S(t2 ) H 2 S(t2 ) c2 Ṡ 2 (t2 ) (VIII.177) S̈(t2 )S(t2 ) Ṡ 2 (t2 ) (VIII.178) q=− • Identifikation von t mit t1 1 −1 (VIII.179) 1 + H(t1 − t2 ) − 2q H 2 (t1 − t2 )2 + . . . } { q z = 1 − H(t1 − t2 ) + H 2 (t1 − t2 )2 + H 2 (t1 − t2 )2 + . . . − 1 2 ( q) 2 2 z ≈ H(t2 − t1 ) + 1 + H (t2 − t1 ) (VIII.180) 2 z = (Rotverschiebung in Abhängigkeit von Lichtlaufzeit) Umrechnung auf Rotverschiebung-Abstands-Relation • D sei Abstand zwischen sendender Galaxie und empfangener Galaxie • wegen Homogenität und Isotropie wird sendende Galaxie in Ursprung der RWM positioniert, damit ist D als radialer Abstand zu berechnen ( dϑ = dφ = 0 ) aus ds2 = S 2 dχ2 − dct2 , dt = 0 ∫2 ∫2 D = ds = Sdχ = Sχ 1 1 (VIII.181) (VIII.182) 7 Kritische Massendichte 221 • χ ausdrücken durch Lichtlaufzeit über ∫t2 χ = dct = S(ct) t1 ∫t2 χ = t1 χ = ∫t2 t1 dct S(t2 ) {1 + H(t − t2 ) + . . .} dct {1 + H(t − t2 ) + . . .} S(t2 ) c(t2 − t1 ) Hc(t2 − t1 )2 + + ... S(t2 ) 2S(t2 ) (VIII.183) (VIII.184) (VIII.185) • folglich: heutiger Abstand D(t2 ) D(t2 ) = S(t2 )χ (VIII.186) Hc D(t2 ) ≈ c(t2 − t1 ) + (t2 − t1 )2 2 (VIII.187) • umstellen nach t1 − t2 und iterative Lösung t2 − t1 ≈ D(t2 ) H D(t2 ) H D2 (t2 ) − (t2 − t1 )2 ≈ − c 2 c 2 c2 • Einsetzen in z liefert Rotverschiebung-Abstands-Relation { } ( D(t2 ) HD2 (t2 ) q ) 2 D2 (t2 ) − z ≈ H + 1 + H c 2c2 2 c2 HD H 2 D2 1 + q + z = c c2 2 (VIII.188) (VIII.189) (VIII.190) • exp. Werte für H und q unsicher • typisch km/s Mpc 0 ≤ q ≤ 1 H = 50 7 (VIII.191) (VIII.192) Kritische Massendichte Ausgangspunkt: aus der Rotverschiebung-Abstands-Relation lassen sich H und q (im Prinzip) bestimmen Einsetzen von Ṡ H = c , S S̈S q = − Ṡ 2 (VIII.193) (VIII.194) 222 VIII. Kosmologie in die Feldgleichungen 2 S̈ Ṡ 2 + k + S S2 2 Ṡ + k 3 S2 = −κp (VIII.195) = κc2 ρ (VIII.196) bzw: 6 S̈ = −κ(c2 ρ + 3p) S (VIII.197) ergibt 6qH 2 = c2 κ(c2 ρ + 3p) k 3H 2 = c4 κρ − c2 3 2 S (VIII.198) (VIII.199) heutiger Kosmos: p ≪ ρc2 6qH 2 = κρc4 3H 2 = c4 κρ − 3 → (2q − 1)H 2 = (VIII.200) k S2 (VIII.201) 1 k , c2 S 2 (VIII.202) d.h. k = 0, ±1 ist allein aus q bestimmbar: q> 1 2 → k = +1, geschlossener Kosmos q< 1 2 → k = −1, offener Kosmos q= 1 2 → (VIII.203) offener Kosmos k = 0, dem Übergang vom offenen zum geschlossenen Kosmos ( q = Massendichte ρkrit vermöge 1 2 ) entspricht eine kritische 1 6 · H = 3H = κρkrit 2 3H 2 zu ρkrit = c4 κ (VIII.204) (VIII.205) allerdings: Unsicherheit für q ist noch zu groß, um q und damit k festzulegen • wahrscheinlichste Werte km/s , Mpc q = 1±1 H = 70 ρ = 3 · 10 −31 ρkrit = 6 · 10 −30 H −1 = 14 · 109 yr (VIII.206) (VIII.207) g cm −3 g cm −3 ( Faktor 10 als Unsicherheit) (VIII.208) (VIII.209) 8 Einfluss der kosmologischen Konstanten 8 223 Einfluss der kosmologischen Konstanten Ausgangspunkt sind die Gleichungen (VIII.54) und (VIII.55) S̈ 1 Ṡ 2 + k κP 1 + = − + Λ S 2 S2 2 2 Ṡ 2 + k κ 1 = c2 ρ + Λ 2 S 6 6 Differenzbildung liefert ( ) S̈ κ 2 3 1 = − c ρ + 2P + Λ S 6 c 3 Ṡ 2 k κ 1 = − 2 + c2 ρ + Λ S2 S 3 3 Mit κ = folgt 8π γ , c4 K := c2 k , S 2 (t) a(t) := S(t) S(t2 ) , t2 (VIII.210) (VIII.211) = heute ( ) ä 4π γ 3 1 = − 3 ρ + 2P + Λ a 3c c 3 2 ȧ 1 K 8π γ 1 =− 2 2 + ρ+ Λ . 2 2 a c a 3c 3 (VIII.212) (VIII.213) Die Kosmologische Konstante schreiben wir nun vermöge Λ =: 8π γ ρΛ c2 , PΛ := −c2 ρΛ (VIII.214) ρΛ repräsentiert die kosmologische Konstante in Einheiten der Massendichte, [Λ] = 1 m2 , [ρΛ ] = kg m3 . (VIII.215) Folglich { } 4π γ 3 ä = − 3 ρ + ρΛ + 2 (P + PΛ ) a 3c c 2 ȧ 1 K 8π γ =− 2 2 + (ρ + ρΛ ) . a2 c a 3c2 Aus der ersten Gleichung folgt: (a) Für Λ = 0: ä < 0 a t (VIII.216) (VIII.217) 224 VIII. Kosmologie (b) Für Λ < 0: ä < 0 (c) Für Λ > 0 und genügend groß: ä > 0 a t Es ist insbesondere der aus einer positiven kosmologischen Konstanten folgende negative Druck PΛ , der das Universum beschleunigt auseinander treibt! Erinnerung: Positiver Druck führt immer zur Kontraktion, denn Druck = ˆ Energiedichte = ˆ Massendichte = ˆ Kontraktion . Expansion bedarf also immer eines negativen Drucks. 9 Massenparameter Für weitere Umformungen wird statt der ersten Gleichung die Integrabilitätsbedingung (VIII.70) und deren Konsequenzen (VIII.80) und (VIII.109) benutzt. Wenn mit ρm die heutige Materiedichte (Materie im Sinne endlicher Ruhemassendichte) und ρr die heutige Massendichte der Strahlung bezeichnet wird, dann folgt ρ(t) + ρΛ = ρm a−3 + ρr a−4 + ρΛ Dann verbleibt . ȧ2 K 8π γ = − 2 a−2 + (ρm a−3 + ρr a−4 + ρΛ ) 2 a c 3c2 (VIII.218) (VIII.219) Die linke Seite wird durch den Hubble-Parameter H(t) = S|t (t) ȧ =c S(t) a ausgedrückt und liefert H 2 = −Ka−2 + 8π γ (ρm a−3 + ρr a−4 + ρΛ ) . 3 (VIII.220) Es ist nun vorteilhaft normierte Dichteparameter einzuführen. Zur Normierung wird die heutige (t = t2 , a(t2 ) = 1, H(t2 ) =: H0 , K = 0) kritische Dichte ρkrit (t2 ) = 3 H02 8π γ (VIII.221) 10 Helligkeits-Rotverschiebungs-Beziehung 225 verwendet. Dann folgt 3K H2 =− a−2 + 2 8π γ ρkrit H0 ( ρm −3 ρr ρΛ a + a−4 + ρkrit ρkrit ρkrit ) . (VIII.222) Mit den konstanten Massen-Parametern folgt Ωm := ρm /ρkrit (VIII.223) Ωr := ρr /ρkrit (VIII.224) ΩΛ := ρΛ /ρkrit (VIII.225) ( ) 3K H2 =− a−2 + Ωm a−3 + Ωr a−4 + ΩΛ 2 8π γ ρkrit H0 (VIII.226) . Diese Relation wird nochmals für den heutigen Zeitpunkt t = t2 aufgeschrieben zu 1=− 3K 3K + Ωm + Ωr + ΩΛ =: − + Ω0 8π γ ρkrit 8π γ ρkrit (VIII.227) . Ω0 ist dann die Summe der heutigen Massen-Parameter; Ω0 = 1 korrespondiert zum kritischen Massen-Parameter (entspricht K = 0). Dies liefert H2 = Ωm a−3 + Ωr a−4 + (1 − Ω0 ) a−2 + ΩΛ 2 H0 oder H2 = Ωm (1 + z)3 + Ωr (1 + z)4 + (1 − Ω0 ) (1 + z)2 + ΩΛ H02 (VIII.228) . (VIII.229) Mit dieser Beziehung kann H und damit ȧ in die Vergangenheit (wachsende z) zurückverfolgt werden, wenn die heutige Materie-Zusammensetzung bekannt ist. Insbesondere ist diese Beziehung geeignet, um das Weltalter t2 seit S(t = 0) = 0 zu berechnen. Zunächst gilt 1 dS S(t) 1 H= , = . (VIII.230) S dt S(t2 ) 1+z Dann folgt dt = bzw. ∫t2 ∫0 dt = − t2 = 0 10 1 + z S(t2 ) dz dz dS =− =− 2 SH S(t2 ) H (1 + z) (1 + z) H(z) ∞ dz = (1 + z) H(z) ∫∞ dz (1 + z) H(z) 0 Helligkeits-Rotverschiebungs-Beziehung • Betrachtung zweier Galaxien ruhend in r, ϑ, φ (VIII.231) . (VIII.232) 226 VIII. Kosmologie robs d (mitbewegte rad. Koord., kein Radius) Fobs = 4π d2 (tobs ) r=0 • Punktquelle (Galaxie) bei r = 0 strahlt mit absoluter Helligkeit L zur Zeit tem über Zeitspanne δtem in Wellenlängenintervall δνem isotrop • Empfänger (wir) bei robs empfängt abgestrahlte Energie zur Zeit tobs über Zeitspanne δtobs in Wellenlängenintervall δνobs ; abgestrahlte Energie wird als Energie Lobs pro Flächeneinheit empfangen → Lδtem δλem = Lobs δtobs δλobs Fobs • Zusammenhang von d und robs : Robertson-Walker-Metrik mit Mittelpunkt in abstrahlender Galaxie { } ( 2 ) dr2 2 2 2 ds2 = S 2 (t) + r dϑ + sin ϑdφ − c2 dt2 1 − kr2 (VIII.233) (VIII.234) d ist der Euklidische Abstand zwischen den Koordinatenwerten r = 0 und robs ; Euklidisch deshalb, weil die Oberfläche Fobs = 4π d2 keine Notiz von einer eventuellen Krümmung des Raumes nimmt; vergleiche dazu den Umfang eines Kreises U = 2π d für einen Kreis in der Ebene und einen Kreis auf einer Kugel; im Kugel-Fall ist d gerade nicht entlang eines Großkreises zu nehmen, sondern als ungekrümmter Abstand zwischen dem Kreismittelpunkt und dem Kreisrand auf der Kugeloberfläche, siehe folgendes Beispiel: • Analogon: Betrachtung eines Riemann-Raumes mit zwei räumlichen Dimensionen und konstanter Krümmung ( ) (a) k = +1 : ds2 = S 2 (t) dϑ2 + sin2 ϑdφ2 − dct2 Die zwei räumlichen Dimensionen sind als Oberfläche einer Kugel im 3-d Raum eingebettet. ϑ Poldistanz, φ Azimut (b) k = 0 : ds2 = dR2 + R2 dφ2 − dct2 Die zwei räumlichen Dimensionen spannen eine Ebene auf. R und φ sind Polarkoordinaten. Transformation R → r über R = S(t) · r dR = Sdr , 0≤r≤1 ( ) ds2 = S 2 (t) dr2 + r2 dφ2 − dct2 • Veranschaulichung der analogen 2-d Räume 10 Helligkeits-Rotverschiebungs-Beziehung (a) k = +1 : 227 ϑ − φ−Koordinatensystem wird so gelegt, das emittierende 2-d Galaxie im Nordpol liegt. Die observierende 2-d Galaxie liegt auf einem Breitenkreis. em Photonentrajektorie d uobs ϑ obs Die isotrop bei ϑ = 0 emittierten Photonen erzeugen auf dem Kreis uobs in jedem Punkt Lobs . uobs = 2πd S Aus geometrischen Verhältnissen liest man ab d = S sin ϑ . (b) k = 0 : . em d Der Übergang von k = 1 zu k = 0 wird erreicht, indem die gekrümmte Polkappe in den schraffierten Kreis glatt gebügelt wird. d ändert sich nicht. In diesem Sinne ist d in beiden Fällen der euklidische Radius. obs uobs • Die beiden 2-d Fälle (a) und (b) sollen nun durch eine vereinheitlichte Formel erfasst werden und für d soll eine Berechnungsmöglichkeit entwickelt werden, die unabhängig von der geometrischen Vorstellung und somit auf höhere Dimensionen erweiterbar ist. (a) k = +1 : Transformation ϑ → r: r = sin ϑ dr = cos ϑdϑ dr dϑ = √ 1 − r2 ( ds2 = S 2 (b) k = 0 : dr2 + r2 dφ2 1 − r2 ) − dct2 ( ) ds2 = S 2 dr2 + r2 dφ2 − dct2 (a) und (b) zusammengefasst: ( ds2 = S 2 dr2 + r2 dφ2 1 − kr2 ) − dct2 228 VIII. Kosmologie • d ist nun am einfachsten aus dem Fall (b), also k = 0 zu berechnen. Mit dφ = 0, dt = 0, k = 0 folgt robs ∫obs ∫ d= ds = S(t)dr = S · robs . em 0 Diese Berechnung von d ist direkt auf höhere Dimensionen verallgemeinerbar. • Berechnung von d über RW-Metrik mit k = 0 bei dϑ = dφ = dt = 0 und der Definition S(tobs ) =: S0 : ′ r′ obs ∫ d(tobs ) = ′ r=0′ robs ∫ ds = S(tobs )dr = S(tobs ) robs = S0 robs . (VIII.235) r=0 Damit ist 2 Fobs = 4π S02 robs (VIII.236) . • Zusammenhang von robs und radialer Trajektorie der Photonen (ds = 0, dϑ = 0, dφ = 0): dr S(t) √ = cdt . (VIII.237) 1 − kr2 Separieren der Gleichung ergibt robs ∫ dr √ =c 1 − kr2 ∫tobs dt S(t) . (VIII.238) tem 0 Das linke Integral lässt sich für die drei möglichen definieren eine Hilfsfunktion σ(x) mit arcsin(x) ; σ(x) := x ; Arsinh(x) ; und erhalten ∫tobs σ(robs ) = c dt S(t) Werte von k analytisch lösen. Wir k = +1 k=0 k = −1 (VIII.239) (VIII.240) . tem Umrechnung auf Rotverschiebung z: z= 1 S(tobs ) S0 −1= − 1 =: −1 a S(t) S(t) ∫ σ(robs ) = c dt dS = dS S ∫ 1 S0 −dz (1 + z)2 ) Ṡ 2 S S ∫0 ∫z 1 c dz c dz = =− S0 H S0 H(z) z 0 (VIII.241) (VIII.242) 10 Helligkeits-Rotverschiebungs-Beziehung 229 Um diese Gleichung nach robs aufzulösen invertieren wir σ(robs ) für k = ±1 mittels einer weiteren Hilfsfunktion Σ(x) mit k = +1 sin(x) ; (VIII.243) Σ(x) := x ; k=0 sinh(x) ; k = −1 und erhalten robs = Σ c S0 ∫z dz H(z) (VIII.244) . 0 • Für Λ = 0 kann das Integral sogar analytisch ausgewertet werden. Es ergibt sich die Mattig-Relation (Mattig, 1958 ). Natürlich soll hier aber Λ ̸= 0 betrachtet werden, da ja gerade Λ bestimmt werden soll. In diesem Fall ist das Integral numerisch auszuwerten. • Diese Helligkeits-Rotverschiebungs-Beziehung wird nun wie folgt benutzt: Bekannt sind L Lobs z ( H0 bei Beobachtung von Standard-Kerzen (Supernovae vom Typ Ia) Beobachtungsgröße Beobachtungsgröße Beobachtungsgröße ) Gesucht sind ΩΛ , Ωm , Ωr , k, S0 , t2 , (H0 ) • Helligkeits-Rotverschiebungs-Beziehung Lobs = L Lobs δtem δλem 1 δtobs δλobs Fobs (VIII.245) 2 ∫z 1 c 1 1 dz =L Σ 1 + z 1 + z 4πS02 S0 H(z) (VIII.246) 0 mit H(z) = H0 √ ΩΛ + (1 − Ω0 )(1 + z)2 + Ωm (1 + z 3 ) + Ωr (1 + z)4 (VIII.247) • Definition der Leuchtkraftentfernung dL über Lobs = L 4π d2L (VIII.248) → dz H(z) 0 ∫z dz c dL = (1 + z) S0 Σ S0 H(z) d2L = (1 + z)2 S02 Σ2 c S0 ∫z 0 (VIII.249) 230 VIII. Kosmologie mit c S0 = H0 √ k Ω0 − 1 (VIII.250) • Bemerkung: bei k = 0 hebt sich S0 heraus, da Σ(x) = x. • Bei Beobachtung vieler Standard-Kerzen mit unterschiedlichen Rotverschiebungen z ergibt die Helligkeits-Rotverschiebungs-Beziehung entsprechend viele Gleichungen aus denen die gesuchten Größen durch Ausgleichsrechnung ermittelt werden. Es ergibt sich12 Ω0 = 1.02 ± 0.02 (K ≈ 0) Ωr ≈ 0 ΩΛ ≈ 0.73 Ωm = 0.27 ± 0.04 km/s H0 = (71 ± 4) Mpc t2 = (13.7 ± 0.2) Gyr • S0 ist nicht bestimmbar wegen K ≈ 0. Bei k = 0 kürzt sich S0 innerhalb der HelligkeitsRotverschiebungs-Beziehung weg. • Das dem nichtverschwindenden Wert ΩΛ zugeschriebene Fluid nennt man Dunkle Energie. • Der Wert Ωm ≈ 0.27 kann nicht alleine durch die sichtbare baryonische Materie (Ωb ) und durch Schwarze Löcher erklärt werden. Der fehlende, heute noch nicht erklärbare Anteil, wird Dunkle Materie genannt (Ωd ). Dann ergibt sich Ωm = Ω b + Ω d mit Ωb ≈ 0.044 ± 0.004 Ωd ≈ 0.23 • Kandidaten sind für (a) Dunkle Energie die Vakuum-Fluktuationen (b) Dunkle Materie die WIMPs (Weakly Interacting Massive Particles) als aus der Supersymmetrie vorhergesagte aber noch nicht nachgewiesene Teilchen. 1 Je nach Methode (Helligkeits-Rotverschiebungs-Beziehung oder Analyse der kosmischen Hintergrundstrahlung) unterscheiden sich die Werte und die dazugehörigen Fehlerbalken leicht; der interessierte Leser sei daher für den aktuellen Forschungsstand an die Fachliteratur verwiesen. 2 t2 kann durch Gleichung (VIII.232) bei Kenntnis der anderen Parameter direkt bestimmt werden. 11 Flachheitsproblem 11 231 Flachheitsproblem Die heute bestehende weitgehende Flachheit (K ≈ 0) des Universums bedeutet, dass die Gesamtmassendichte ρ(t2 ) recht genau der heutigen kritischen Massendichte ρkrit entspricht. Dieses Zusammenfallen der beiden Werte birgt allerdings ein Problem in sich. Um dieses herauszuarbeiten werden die Gleichungen des Abschnitts ’Massenparameter’ umgeschrieben. Gleichung (VIII.221) stellt die heutige kritische Massendichte dar. Gleichung (VIII.220) macht deutlich, dass zu früheren Zeiten die kritische Massendichte, die jetzt zur Vermeidung von Verwechselungen mit ρcrit (t) bezeichnet werden soll, bestimmt wird vermöge K = 0 zu H2 = 8πγ ρcrit 3 bzw. ρcrit = 3H 2 8πγ (VIII.251) . Gleichung (VIII.220) wird jetzt für allgemeine Massendichten ρ(t) umgeschrieben in H 2 = −Ka−2 + 8πγ ρ(t) . 3 (VIII.252) Diese Beziehung wird nun mit der zur jeweiligen Zeit t geltenden kritischen Massendichte ρcrit (t) normiert und es folgt Ka−2 ρ(t) 1=− . (VIII.253) + H2 ρcrit (t) Es wird der Massenparameter Ω(t) := ρ(t) ρcrit (t) (VIII.254) eingeführt und H 2 aus (VIII.228) eingesetzt. Es ergibt sich Ω−1= K a−2 H02 (ΩΛ + (1 − Ω0 )a−2 + Ωm a−3 + Ωr a−4 ) (VIII.255) . Wegen (VIII.227) gilt Ω0 − 1 = woraus folgt Ω−1= bzw. Ω−1= ΩΛ (1 + z)−2 ΩΛ a2 K H02 , (VIII.256) Ω0 − 1 + 1 − Ω0 + Ωm a−1 + Ωr a−2 (VIII.257) Ω0 − 1 + 1 − Ω0 + Ωm (1 + z) + Ωr (1 + z)2 . (VIII.258) Wir erinnern: Ω0 = 1 korrespondiert zur heutigen Flachheit; Ω = 1 korrespondiert zur Flachheit zu beliebigen Rotverschiebungen bzw. beliebigen Zeiten. Die heutige geringe Abweichung von der Flachheit sei ϵ0 = Ω0 − 1; die Abweichung von der Flachheit zu früheren Zeiten sei ϵ = Ω − 1. Somit ist die Flachheit zu früheren Zeiten ϵ= ΩΛ a2 ϵ0 + ϵ0 + Ωm a−1 + Ωr a−2 . (VIII.259) 232 VIII. Kosmologie Für die Flachheit nahe dem Urknall (a → 0, Ωr → 1) ergibt sich ϵ≈ ϵ0 ϵ0 2 a ≪ ϵ0 = −2 Ωr a Ωr (VIII.260) . Die Krümmung des Universums müsste demnach früher noch sehr viel kleiner gewesen sein als heute; sie wird immer winziger je jünger das Universum ist. Abschätzungen: (a) (b) (c) t = t2 (heute) t ∼ 1 s (Nukleosynthese, z ∼ 108 ) t ∼ 10−43 s (Planck-Zeit, z ∼ 1032 ) ϵ0 ∼ 10−2 ϵ ∼ 10−18 ϵ ∼ 10−66 Das Kosmologische Standardmodell liefert keine Erklärung für diese extrem genaue Justierung der Massendichte auf den kritischen Wert. Erklärt wird dieses ’Flachheitsproblem’ im Inflationsmodell, das hier im Rahmen der ART-Vorlesung jedoch nicht behandelt wird. 11 Flachheitsproblem 233 Zusammenfassung Kosmologie Anwendung der ART auf Kosmos als Ganzes Kosmologisches Prinzip: Im Kosmos sind alle Positionen und Richtungen gleichwertig! → Raum konstanter Krümmung → Robertson - Walker - Metrik 2 ds { 2 = S (t) } dr2 2 2 2 2 + r (dϑ + sin ϑdφ ) − dct2 1 − kr2 k = 1, 0, −1 Energie - Impuls - Tensor { } P (t) n ρ(t) + 2 um un + P (t)δm c (un ) = (0, 0, 0, c) (Ruhesystem) Tmn = Feldgleichungen 2 S̈ Ṡ 2 + k + S S2 2 Ṡ + k 3 S2 = −κP = κc2 ρ bzw. ρ̇ ρ + cP2 = −3 Ṡ S (Integrabilität) Strahlungskosmos P → c2 ρS 4 S2 Friedman Kosmos c2 ρ (Zustandsgleichung inkohär. elm. Str. ) 3 = A = const √ κA 2 2 = −kc (t − t0 ) + 2c (t − t0 ) 3 = 234 VIII. Kosmologie → P = 0 (Zustandsgl. inkohärenter Materie) 4π 3 ρS = M = const 3 k=0: S= γM 2 T ; 2c2 c(t − t0 ) = ± γM T3 6c2 k=1: S= γM (1 c2 c(t − t0 ) = ± γM (T − sin T ) c2 k = −1 : S = − cos T ); γM (cosh T c2 − 1); c(t − t0 ) = ± γM (sinh T − T ) c2 Kosmologische Rotverschiebung z = S(tEmpfang ) −1 S(tQuell ) z > 0 für expandierenden Kosmos z = HD H 2 D2 1 + q + c c2 2 ( Rotverschiebungs - Abstands - Relation ) 11 Flachheitsproblem 235 mit H = c Ṡ S q = − S̈S Ṡ 2 ( Hubble - Konstante zu tEmpfang ) (Verzögerungsparameter zu tEmpfang ) Beobachtungswerte km/s Mpc 0 ≤ q ≤ 1 H ≈ 70 kritische Massendichte (2q − 1)H 2 = q = q > 12 = ˆ k = +1 (geschl.) 1 k q = 12 = ˆ k=0 (offen) → c2 S 2 q < 12 = ˆ k = −1 (offen) 1 : ρkrit ≈ 6 · 10−30 g cm−3 2 Beobachtung: ρ ≈ 3 · 10−31 g cm−3 ( Faktor 10 unsicher)