Die Vielfalt der Möglichkeiten

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Kooperation
Kooperation als Strategie ökologischer Unternehmenspolitik
SCHWERPUNKT
Wenn diese Definition hier dennoch nicht nur
erwähnt, sondern auch an ihr festgehalten wird,
Die Vielfalt der Möglichkeiten
so bedarf dies einiger Erläuterungen:
Ad 1: Die Definition von Deutsch basiert auf
der Existenz individueller, aber harmonieren-
Kooperationen, die so selbstverständlich in die Diskussion um ökologische
Unternehmenspolitik eingebracht werden, sind in mehrfacher Hinsicht wenig
eindeutig. Fußen Kooperationen auf individuellen Strategien oder kollektiven
Normen? Sind sie gebunden an den Dialog? Welche Rolle spielt Vertrauen?
Was unterscheidet Kooperationen von Netzwerken?
der Ziele der Kooperationspartner. Daneben
gibt es Definitionsansätze, bei denen die Verständigungsorientierung der
Kooperations-
partner im Mittelpunkt steht. Beispielhaft sei
hier auf Biesecker
hingewiesen,
die
die
Bedeutung von Diskursen als Elemente der
Kooperation hervorhebt: „Dazu ist eine Form
daß
des Handelns nötig, die mehr einschließt als
uf der Suche nach Möglichkeiten zur
jeder an dieser Situation Beteiligte seine Ziele
die eigennützige Maximierung des Handlungs-
Beendigung der gegenwärtigen ökologi-
nur in dem Maße erreichen kann, wie auch die
erfolgs, eine Form des Handelns, die neben
schen Veränderungen der Welt werden im
anderen Beteiligten ihre Ziele erreichen (1).
dem Erfolg die Verständigung zwischen den
Bereich der Ökonomie nicht mehr nur ord-
Dabei ist keineswegs erforderlich, daß die
Kooperationspartnerinnen
Beteiligten identische Ziele haben. Es genügt,
hat" ( 2 ) . Neben den eher
innerhalb einzelner Unternehmen diskutiert,
daß vorhandene Ziele miteinander harmonie-
Kooperationen", wie sie sich aus der Definiti-
sondernd zunehmend
Kooperationslösungen.
ren, um den Boden für eine Kooperation zu
on von Deutsch ergeben, können danach auch
Mit diesen sollen die Mängel der ersteren
schaffen. Wenn dagegen einzelne Akteure ihre
„verständige
überwunden werden, nämlich:
Ziele nur erreichen können, wenn die anderen
werden. Bei diesen stehen Diskurse und Prin-
•
zu starke Eingriffe in die Autonomie der
ihre Ziele nicht erreichen, handelt es sich um
zipien der Fairneß und Gegenseitigkeit im Vor-
Unternehmen bei ordnungspolitischen Lösun-
eine Konkurrenzsituation. Zu dieser Definition
dergrund, die in der Anerkennung der ande-
gen und
von Kooperation (und Konkurrenz) ist nun
ren als gleichberechtigt und gleichgewichtig
•
zunächst einmal sehr Ernüchterndes zu sagen:
zum Ausdruck kommen.
Von Andreas Aulinger
A
nungspolitische
Lösungen
oder
Lösungen
zu geringe Tragweite im Verhältnis zu den
tionssituation
dadurch gekennzeichnet,
(1) Sie ist nicht die einzig denkbare.
halb einzelner Unternehmen. Hinzu kommt hier,
(2) Nach ihr sind auch klassische Kaufverträge
daß Unternehmen, die dennoch sehr weitrei-
Kooperationen, zu denen doch gerade eine
chende ökologische Umorientierungen vorneh-
Abgrenzung geschaffen werden soll. (Niemand
men, Gefahr laufen, dies am Markt nicht hono-
würde in einen Kaufvertrag einwilligen, wenn er
riert zu bekommen.
damit nicht bestimmte Ziele zu erreichen
soll
lungsautonomie für ökologisch
die
Hand-
notwendige
Anpassungen nicht dem Gesetzgeber übertragen werden, sondern auf der Seite der Unternehmen bestehen bleiben. Dennoch werden
hier Handlungsfelder eröffnet, die weit über den
Möglichkeiten des einzelnen Unternehmens liegen. Das damit angespro-chene Kooperations-
Dimensionen der
Kooperation
Anzahl der
Beteiligten
• Was ist eigentlich Kooperation?
Räumliche
Ausdehnung
h
abgestimmtes
ausgegliedertes Unternehmen
\
Informationsaustausch
ohne separate Organisation
primäre Funktionen"
sekundäre Funktionen
Beschaffung,Entwicklung, Produktion etc.
Otganisclioti, Kommunikation, Personal etc.
lokal
x
regional
- national
international
zeitlich unbegrenzt
Zeitliche
Ausdehnung
zeitlich begrenzt
Zutrittsmöglichkeit
geschlossen
offen
(!)
(B)
1
Zur Beantwortung dieser Frage hilft zunächst
ein Ausflug in die bereits etwas ältere Literatur
der Soziologie. Nach Deutsch ist eine Koopera-
mehrdimensional
vertikal oder horizontal oder komplementär
Gegenstand
der Kooperation gestattet:
( iroßgruppe
eindimensional:
Richtung
men zwischen Unternehmen dar. Bevor diese
grundsätzliche Überlegungen zum Phänomen
Mit einem solchen Grundverständnis habe ich
Kleingr uppe
nur eine von vielen denkbaren KooperationsforVielfalt dargestellt wird, seien zunächst einige
Element von Kooperationen betrachtet werden.
(3 bis ca. 7 Beteiligte)
Verband
begrenzt.
nicht nur geduldet, sondern als konstitutives
\
Organisationsform
von
Kooperation die Existenz individueller Ziele
zwei Beteiligte
Selbstverpflichtungsabkommen stellen jedoch
Selbstverpflichtungs-abkommen
Sinne
eine grundlegende Begriffsbestimmung der
Mögliche Ausprägungen der Dimensionen
gemeinsames
im
beschrieben
A b b . l : Morphologischer Kasten zur Darstellung der verschiedenen K o o p e r a t i o n s f o r m e n
Vorgehen
Koope-rationen
Kooperationen"
Kooperation für sehr wichtig halte, soll hier für
gedenkt.)
prinzip wird jedoch fast automatisch auf branchenweite
„strategischen
Obwohl ich diese alternative Interpretation der
anstehenden Problemen bei Lösungen inner-
Mit Kooperationslösungen
selbst zum Ziel
Quelle: eigene
Ökologisches Wirtschaften 2/1997 ! 1 3
Kooperation
SCHWERPUNKT
A b b . 2 . 1 : Aus der Ü b e r l a g e r u n g v o n U n t e r n e h m e n s k o o p e r a t i o n e n . . .
gleichgestellt. Nur wo ohne abgesicherter Sanktionsmechanismen dieses Vertrauen und eigene
:
tfisRn Ä
•
Selbstbindung entsteht, da entstehen Kooperationen im eigentlichen Sinne.
c• (iF i ™>
m
Die Notwendigkeit des Vertrauens ist nun keineswegs als Nachteil der Kooperation zu verste-
•rV
hen, den es abzuschaffen gilt. Sie ist vielmehr
Markt B
X j ' v™
ausgewiesenes Wesensmerkmal der Kooperation. Und sie ist verantwortlich dafür, daß das
Instrument der Kooperation weit weniger oft
Markt C
\
\
eingesetzt wird, als es Situationen gibt, in denen
I fuira
\
es effizient der Zielerreichung verschiedener
potentieller
Quelle: eigene
Kooperationspartner
eingesetzt
werden könnte. Dies um so mehr, als in Kooperationssituationen, gekennzeichnet nun gerade
Abb. 2 . 2 : . . . entstehen Unternehmensnetzwerke
kette 1
kette 2
auch durch das Fehlen unmittelbarer SanktionsWertschöpfungskette 3
potentiale, zumindest nach mittelbaren Sanktikette 4
onspotentialen gesucht werden kann. Damit
kann die Bereitschaft zur Selbstbindung der
Markt A
Kooperationspartner, wenn schon nicht erzwungen, so doch zumindest gefördert werden.
Bei den im Umweltschutz so behebten Selbstver-
(
pflichtungsabkommen sind diese Möglichkeiten
•
übrigens gerade denkbar gering ausgeprägt. Zum
einen bestehen aufgrund der großen Anzahl der
Kooperationspartner nur geringe Kontrollmöglichkeiten, um Kooperationsbrüche überhaupt
aufzudecken. Das Wissen darum fördert bekanntermaßen nicht gerade die Selbstbindung, son\
Queiie
dern eher dessen Gegenteil, das Trittbrettfahren.
keineswegs den homo öconomicus als tumben
eigentlichen Sinne entstehen zu lassen. So kön-
Nutzenmaximierer und
Kooperationspartner
nen auch beim Tausch von DM 1,68 gegen 1
vor Augen. Es geht mir vielmehr um den von
Dollar (Stand Mitte Februar 1997) durchaus
komplexen Überlagerungen
verschiedenster
beide Tauschpartner ihre individuellen Ziele effi-
Bedürfnisse geprägten Menschen. Und diesen
zient verfolgen. Und dies mag aus bestimmten
Menschen möchte ich bei der Definition von
Perspektiven, etwa der juristischen, sinnvoll als
Kooperationen nicht aus dem Auge verlieren.
Kooperation betrachtet werden. Für die betriebs-
Deshalb halte ich es für hilfreich, die Existenz
wirtschaftliche Diskussion hilft diese weite Fas-
individueller Ziele und den Wunsch, diese zu
sung des Kooperationsbegriffs allerdings nicht
verfolgen, als explizite Merkmale von Koopera-
weiter. Daher m u ß hier ein zusätzliches Kriteri-
tionen zu begreifen. Dies schließt aber keines-
um gefunden werden, um aus dem weiteren
wegs aus, daß Kooperationen auf der Basis von
Kooperationsbegriff einen engeren zu machen.
Kommunikation oder verständigungsorientier-
Dieses Kriterium hegt in der unausweichlichen
ten Diskursen erfolgen können. Beides kann
Notwendigkeit, den Vertragspartnern bei Koope-
sogar Voraussetzung dafür sein, sich über die
rationen Vertrauen entgegenzubringen. Vertrau-
Existenz verschiedener Ziele auszutauschen
en aber nicht nur insofern, als man hofft, der
und
machen.
Kooperationspartner werde seinen Kooperati-
Kooperationen werden hier aber nicht mit
Zielharmonien
sichtbar
zu
onsbeitrag leisten. Sondern Vertrauen insbeson-
Kommunikation oder bestimmten Diskursfor-
dere dadurch, daß man sich selbst bindet und
men gleichgesetzt.
seinen eigenen Beitrag leistet; und dies bevor
Ad 2: Miteinander harmonierende Ziele verschiedener Individuen sind damit aus meiner
Sicht zwar ein unverzichtbares, aber noch kein
hinreichendes Kriterium, um Kooperationen im
14 Ökologisches Wirtschaften 2/1997
sichergestellt ist, daß auch der andere seinen
Beitrag geleistet hat. Der für das Entstehen einer
Kooperation notwendige Vertrauensvorschuß
beruht dabei auf Gegenseitigkeit; alle sind hier
Zum anderen werden bei Selbstverpflichtungsabk o m m e n regelmäßig öffentliche Güter (z.B. nicht
erlassene Gesetzesvorschriften) erstellt. Selbst im
Falle eines Entdecktwerdens ist der Ausschluß
aus dem Genuß eines solchen Gutes als Sanktion
nicht möglich. Dies ist bei kollektiven Gütern
anders, die tatsächlich nur denen zur Verfügung
gestellt werden, die sich an ihrer Entstehung
beteiligt haben (z.B. kooperativer Informationsaustausch). So gibt es zahlreiche andere Formen
der Kooperation, die zum Teil wesentlich mehr
Potential für Vertrauen und Selbstbindung bieten,
die aber in der Diskussion um das
Koopera-
tionsprinzip im Umweltschutz eine untergeordnete Rolle spielen. Auf diese verschiedenen Erscheinungsformen soll nun eingegangen werden.
• Die Vielfalt möglicher
Kooperationsformen
Um die zahlreichen und sehr unterschiedlichen Erscheinungsformen der Unternehmenskooperation etwas transparenter zu machen,
können einige „Dimensionen der Kooperation"
genutzt werden. Zu nennen sind dazu etwa die
Kooperation
SCHWERPUNKT
Anzahl der an einer Kooperation Beteiligten,
die Richtung der Kooperation, der Gegenstand
der Kooperation, die räumliche Ausdehnung,
die Offenheit für neue Mitglieder etc. Einen
Überblick über mögliche Dimensionen und
deren Ausprägungen bietet der Morphologische Kasten in der Abbildung.auf dieser Seite.
• •
Ökologie
••
in der Ökonomie
Das dort aufgeführte Beispiel (A) kennzeichnet
eine Kooperation etwa zwischen einem Autohersteller und einem
u
Elektronikunternehmen
ZZl
durch Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens zur Entwicklung und zum Vertrieb
j D
eines Hybridfahrzeugs. Das Beispiel (B) kennzeichnet ein branchenweites Selbstverpflichtungsabkommen etwa zum Verzicht auf die Verwendung von FCKW in Kühlanlagen.
Auf eine der im Morphologischen Kasten aufge-
Jlllllilll
führten Dimensionen soll hier besonders hin-
Co
U-
gewiesen werden, da sie zur Klassifizierung von
Kooperationen sehr wichtig scheint, aber bisher wenig verwendet wird. Dabei handelt es
sich um die vier möglichen Ausprägungen der
RUBIK
8 TEKHEW
Vorgehensweise (3).
•
Beim gemeinsamen
Handeln
• H H M R 3
Ö K O LOGISCHE
PRÖDUKTPOLITIK
erfolgt die
Kooperation über die gemeinsame Durchführung von Aktivitäten unter
Zusammen-
VON t » BESEITIGUNG
VON SK
»»1
- zum
führung von Ressourcen. Typisch, aber nicht
zwingend erforderlich dafür ist die Ausgliederung von Teilfunktionen aus den kooperieren-
S. Schaltegger/A. Sturm
Öko-Effizienz durch Öko-Controlling
SÄ
den Unternehmen in eine dafür geschaffene
eigene Organisation wie z.B. ein separates Wirtschaftsunternehmen (siehe Beispiel A) oder
einen Verband (z.B. Umweltverbände wie future,
B.A.U.M. oder UnternehmensGrün). Gemeinsames Handeln kann aber auch auf weit geringe-
F. Rubik/V. Teichert
ren Intensitätsstufen vorhegen, etwa durch das
Ökologische Produktpolitik
gemeinsame Betreiben eines Messestandes (z.B.
Von der Beseitigung von Stoffen
und Materialien zur Rückgewinnung
in Kreisläufen
1997. 474 S. Kart., DM 78,ISBN 3-7910-0638-X
Mit Hilfe der Produktlinienanalyse
wird Licht in die Behauptung von
Unternehmen gebracht, ihre Produkte seien ökologisch unbedenklich
hergestellt, vermarktet, verwertet,
entsorgt. Der Verbraucher muß dies
glauben oder nicht. Jetzt gibt es ein
umweltpolitisches Instrumentarium
von unbestechlicher Aussagekraft.
Daimler Benz und Mitshubishi bei der Umweltausstellung „New Earth 93" in Osaka).
•
Beim abgestimmten
Handeln
Kooperationspartner weiterhin
agiert jeder
eigenständig.
Allerdings werden die Handlungsfreiräume der
Kooperationspartner verpflichtend untereinander abgestimmt. Beispiel dafür ist etwa der Aufbau eines Recyclingkreislaufs, in welchem sich
einzelne Firmen zur Wahrnehmung bestimmter
Teilaufgaben verpflichten. Aber auch Konzepte
zur City-Logistik, also der Bündelung von Lieferverkehr in Innenstädten, basieren zum Teil auf
Zur praktischen Umsetzung von
EMAS und ISO 14.001
1996. 176 S. Geb., DM 68,ISBN 3-7910-0992-3
Mit Hilfe von Praxisbeispielen wird
gezeigt, wie das Öko-Controlling
sowohl in der Produktion von
Gütern als auch von Dienstleistungen
wirkt, welche Informationen dazu
notwendig sind, um z. B. Schadschöpfungskennzahlen oder Stoffund Energieflüsse zu berechnen oder
zu einem Öko-Effizienz-Portfolio zu
kommen und auch für kleinere und
mittlere Unternehmen möglich ist.
Hierfür waren sowohl die
Flumroc AG als auch die Mohndruck AG bereit, ihre betrieblichen
Daten zu veröffentlichen.
Schäffer-Poeschel Verlag
Postfach 10 32 41
70028 Stuttgart
Tel. (07 11) 2 1 9 4 - 0
Fax (07 11) 2194-119
http://www.schaeffer-poeschel.de
solchermaßen abgestimmtes Handeln.
•
Verhaltensabsprachen
beinhalten alleine die
Beschneidung vorhandener Freiräume. Es wird
damit nicht die Durchführung bestimmter Tätig-
SCHAFFER
POESCHEL
keiten vereinbart, sondern alleine die Unterlas-
Ökologisches Wirtschaften 2/1997!15 15
•MmMfl
SCHWERPUNKT
Kooperation
sung evtl. bisher durchgeführter Tätigkeiten.
dung einzelner Kooperationen, die dann in
(und damit auch wissenschaftlich wenig nütz-
Typisches Beispiel für Absprachen sind Selbst-
ihrer Gesamtheit das angestrebte Netzwerk
lich), Markt als Ort oder Synonym der Konkur-
verpflichtungsabkommen (siehe Beispiel B).
ergeben.
renz zu setzen. Eine Marktwirtschaft benötigt
•
Kooperativer Informationsaustausch
be-
zeichnet die ggf. auch einseitige Überlassung von
Informationen an andere Unternehmen, ohne
•
zwar unbedingt Konkurrenz, mit der bestimmte
Kooperationsstrategien als
Zielerreichungsstrategien
Ziele nur erreicht werden, wenn andere Ziele
nicht erreicht werden. Sie benötigt aber ebenso
daß aus der Verwendung dieser Informationen
Kooperationen (und natürlich Netzwerke), wie
Kaufverträge, mit denen alle Vertragspartner
zwangsläufig Vorteile für das Unternehmen ent-
sie hier definiert und dargestellt wurden, kön-
ihre Ziele erreichen. Und sie benötigt und lebt
stehen müssen, das die Informationen zur Verfü-
nen strategisch genutzt werden, um die zur
von Kooperationen, mit denen die Beteiligten
gung stellt. Es geht also nicht um einen Tausch,
Erreichung bestimmter Ziele erforderlichen
diese Ziele nur erreichen können, wenn sie sich
bei dem dank gleichartigen Leistungsinhalts auf
Ressourcen
Entsprechende
vertrauen und sich selbst binden. Kooperatio-
das Zwischenmedium Geld verzichtet wird. Es
Kooperationsstrategien befinden sich in der
nen sind aufgrund dieser Voraussetzung eine
aufzubauen.
geht vielmehr um Aufbereitung und Weitergabe
Gesellschaft von Autonomie- und Beteiligungs-
sehr eigenständige Form der Koordination. Viel-
von Informationen an andere Unternehmen, die
strategien. Mit diesen wird versucht, strate-
leicht werden sie deshalb noch bei weitem nicht
diese für ihre Arbeit benötigen. Natürlich geht es
gisch benötigte Ressourcen durch die Weiter-
in dem Maße genutzt, wie es für ökologische
nicht um die Weitergabe von Informationen, die
entwicklung
Veränderungen des Wirtschaftens erforderlich
gegen das Unternehmen eingesetzt werden sol-
Potentiale aufzubauen oder diese Ressourcen
und auch möglich wäre.
len, das die Informationen liefert.
einzukaufen (zum Teil in Form ganzer Unter-
Kooperation in dem hier dargestellten Sinne
eigener,
bereits
vorhandener
sollte aber nicht als etwas normativ besonders
nehmen).
•
Die Besonderheit der Netzwerke
Kooperationsstrategien sind nun keineswegs
Nach dieser Strukturierung von Unternehmens-
als per se ökologisch richtigere Strategien zu
kooperationen soll nun auf ein verwandtes Phä-
bevorzugen. Alle drei Strategieformen haben in
nomen, nämlich auf das der Unternehmens-
einer Marktwirtschaft ihre volle Berechtigung.
netzwerke eingegangen werden. Ziel ist es, eine
Kooperationsstrategien können aber zur einzig
inhaltliche Abgrenzung beider Begriffe vorzu-
Wünschenswertes begriffen werden. Sie sollte
als eine von drei möglichen Strategievarianten
begriffen werden, die es ermöglicht, bestimmte
unternehmerische Ziele sehr effizient zu erreichen und manche - zum Beispiel einige ökologische Ziele - überhaupt erst zu verfolgen.
möglichen Strategievariante werden, wenn
nehmen. Die Netzwerkforschung, um die sich
eigene Potentiale zur Weiterentwicklung nicht
in jüngerer Zeit zahlreiche einzelne Forscher
vorhanden und die Voraussetzungen für klassi-
(4) wie auch Forschungsgruppen (5) verdient
sche Kaufverträge nicht herzustellen sind. In
1) Vgl. Deutsch, M . ( 1 9 4 9 ) : A theory of Co-operation and
gemacht haben, fokussiert in ihren Bemühun-
dieser Situation heißt die Alternative dann
competition. In: Human Relations 2 , S. 1 2 9 - 1 5 2 .
gen nämlich primär auf eine Form von Netz-
nicht mehr: Kooperations- oder Autonomie-
2) Biesecker, A. ( 1 9 9 6 ) : Kooperation, Netzwerk, Selbstor-
werken, die nicht unmittelbar aus den gerade
oder Beteiligungsstrategie, sondern: Koopera-
ganisation - Prinzipien für eine faire und vorsorgende Öko-
beschriebenen Dimensionen der Kooperation
tionsstrategie
hergeleitet werden kann. Netzwerke werden
Dies ist eine Rahmenbedingung, die für viele öko-
dort selten als Ergebnis nur einer spezifischen
logische Ziele durchaus typisch ist. Man denke
Kooperationsvereinbarung diskutiert (z.B. ein
etwa an das Ziel der Verbesserung ökologischer
„Netzwerk für Umweltberatung"),
Anmerkungen
nomie. In: Biesecker, A./Grenzdörffer, K. (Hg.): Kooperati-
oder Verzicht auf Zielverfolgung.
on, Netzwerk, Selbstorganisation. Elemente
demokratischen Wirtschaftens. S. 9 - 2 1 .
3) Vgl. ausführlicher zu Erscheinungsformen der Kooperation Aulinger, A. ( 1 9 9 6 ) : (Ko-)Operation Ökologie. Koope-
sondern
Produktlebenszyklen. Die dazu notwendigen
zumeist als das Ergebnis einer Vielzahl sich
Informationen über vor- und nachgelagerte Pro-
überlagernder Kooperationen. Einzelne Unter-
duktions- und Transportstufen lassen sich nicht
4) Im deutschsprachigen Raum ist hier sicher Sydow her-
nehmen innerhalb eines Netzwerkes sind aber
am Markt kaufen. Sie müssen von den beteiligten
vorzuheben; vgl. Sydow, J. ( 1 9 9 3 ) : Strategische Netzwerke. Evolution und Organisation. 2 . Aufl., Wiesbaden.
rationen im Rahmen ökologischer Unternehmenspolitik.
Marburg. S. 69ff.
an mehreren Kooperationen beteiligt (vgl. die
Unternehmen selbst ermittelt und weitergereicht
Abbildungen auf Seite 14). Damit sind die
bzw. ausgetauscht werden. Entweder es gelingt
5) Aus der Forschergruppe um Hakansson ging sogar ein
Grenzen eines Netzwerkes auch selten so scharf
hier, eine Kooperation aufzubauen, oder das Ziel
eigener Theorieansatz für Netzwerke, der „Netzwerkan-
zu ziehen, wie es bei einzelnen Kooperationen
der Verbesserung des ökologischen Produktle-
satz" hervor; vgl. Hakansson, H. (Hg. 1 9 8 7 ) : Industrial
möglich ist. Die Teilnehmer der Kooperation,
benszyklus kann nicht verfolgt werden.
Technological Development: A Network Approach. Croom
aus deren Überlagerung sich das Netzwerk
Der strategische Einsatz von Kooperationen
Helm. London etc.; Hakansson, H. ( 1 9 8 9 ) : Corporate Tech-
ergibt, müssen nämlich keineswegs auf eine
gehört allerdings (noch) keineswegs zum ge-
nological Behaviour. Co-operation and Networks. London,
bestimmte Gruppe von Unternehmen begrenzt
übten Standardrepertoire westlich geprägten
sein.
Wirtschaftshandelns. Der hierzu notwendige
Der damit attestierte, eher mittelbare Entstehungscharakter von Netzwerken bedeutet
aber nicht, daß Netzwerke nicht strategisch
angestrebt und aufgebaut werden könnten. Der
Weg dahin führt aber zunächst über die Bil-
Vertrauensvorschuß gegenüber
Kooperationspartnern
und
die
strategischen
notwendige
Selbstbindung vertragen sich scheinbar zu
New York.
r
M
^ßgMjSSSjp
Der Autor
Dr. Andreas Aulinger leitet die Abteilung Allgemeine
wenig mit den Vorstellungen einer Marktwirt-
Organisation der Fraunhofer-Gesellschaft in München.
schaft, deren idealisierte Basis die vollständige
Kontakt: Fraunhofer-Gesellschaft, Leonrodstr. 54,
Konkurrenz ist. Es ist jedoch wenig lebensnah
8 0 6 3 6 München, Tel. ( 0 8 9 ) 1 2 0 5 - 4 8 4 , Fax - 7 3 4 ,
E-mail: a u l i n g e r @ z v . f h g . d e
16
Ökologisches Wirtschaften 2/1997
—
(c) 2010 Authors; licensee IÖW and oekom verlag. This is an article distributed under the
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