Elektrochemie Elektrochemie Das Verhalten der Spannungsquelle 1. Warum entsteht überhaupt eine Spannung? 2. Von welchen Bedingungen hängt die Spannung im stromlosen Zustand ab ? 3. Wie verhält sich die Spannungslage bei Belastung (Lade- oder Entladestrom)? 1 8. 11. 2009 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Elektrochemie Elektrochemie Das Verhalten der Spannungsquelle Was wissen wir bereits 1. Bei Batterien führt der energetisch günstigste Zustand zu einer Ladungstrennung (Ionen im Elektrolyt, Elektronen in der Elektrode) an der Grenzfläche. Ladungstrennung (inhomogene Ladungsträgerverteilung) führt zur Entstehung einer Spannung zwischen Elektrode und Elektrolyt. 2. Die Gleichgewichtsspannung Eo ist definiert durch Eo = ΔG/nF. Die Spannung ist nur von der freien Enthalpie ΔG der Reaktion abhängig und eine Konstante für die jeweilige Reaktion. Eo ist in dem Maße von äußeren Parametern (Temperatur, Konzentration der Reaktionspartner, ggf. Druck) abhängig, in dem auch ΔG davon abhängig ist. Bei Batterien ist die Temperaturabhängigkeit der Gleichgewichtsspannung fast immer vernachlässigbar, die Abhängigkeit von Konzentrationseffekten kann groß sein. 3. In wässrigen Elektrolyten gibt es neben der Hauptreaktion die parallele Nebenreaktion: H 2O → H2 + O2 - Die Spannung der Hauptreaktion (ca. 2,1 V) treibt die Nebenreaktion (1,23 V), führt zu einer "ständigen" Gasungsreaktion und entlädt die Batterie langsam. - Die Spannungslage der Hauptreaktion im stromlosen Zustand kann an den Polen nicht gemessen werden! 8. 11. 2009 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] 2 Potential Diffuse Doppelschicht Dicke bis zu 100 nm - hängt von der Ionenkonzentration und Stärke ab Äußere Helmholtzschicht + Keinerlei Nahordnung mehr "Starre" und "diffuse" Helmholtzschicht sind konzeptionell gut, tatsächlich aber nur schwer unterscheidbar. Die Bedeckung der Elektrode mit Ionen entspricht der Kapazität der Grenzfläche: Doppelschichtkondensator (double layer capacitor) Der Energieinhalt des Doppelschichtkondensators wird aus dem chemischen Potential der Reaktion gespeist. Die dadurch gebildeten elektrostatischen Kräfte wirken der weiteren Freisetzung des chemischen Potentials entgegen. Schematische Darstellung Austauschstromdichte: Bildung und Rekombination der Ionen an der Oberfläche Größenordnung der Bedeckung: ?? ca. 0,3 – 0,5 nm 8. 11. 2009 Elektrolyt Negative Elektrode Starr Ladungsträgerverteilung an der Oberfläche Abstand von der Elektrode Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] 3 Ladungsträgerverteilung an der Oberfläche Wissen über den Spannungsaufbau in Halbleitern ist auf den Spannungsaufbau von Batterien übertragbar! 4 8. 11. 2009 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Elektrochemie Spannungslage im stromlosen Zustand Energie der Reaktion: ΔH = ΔG + T*ΔS Gleichgewichtsspannung Eo = ΔG/nF Blei Nickel-Cadmium NickelMetallhydrid im Vergleich Wasser ΔH (kJ/mol) -359,4 -282 -299 285,5 ΔG (kJ/mol) -372,6 -255 -259 237,2 Gleichgewichtsspannung Eo (V) 1,931 ~ 1,32 ~ 1,34 1,23 +0,2 (mV/K) -0,5 (mV/K) +0,7 (mV/K) +13 -27 -48,6 (Erwärmung bei Ladung) (Abkühlung bei Ladung) Legierungsabhängig +22,5 -82,6 i.A. deutlich höher als bei NiCd-Batterien -2700 Batterietechnologie Temperaturkoeffizient der Gleichgewichtsspannung Eo Reversibler Wärmeeffekt TΔS (kJ/mol)* TΔS (kJ/kg aktiven Materials)* (für Standardbedingungen, Wert kann auch negativ sein) 0,6 -1,2 -2,1 TΔS (kJ/Ah Ladung)* *) für die Bildung der geladenen aktiven Massen gemäß Summenformel bzw. die Zersetzung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff – positiver Wert bedeutet, dass Wärme beim Laden freigesetzt wird! 8. 11. 2009 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] 5 Spannungslage der Batterie Nernstsches Gesetz Wenn die Reaktion in einer Lösung stattfindet, dann verändert sich die Spannungslage in Abhängigkeit der Aktivität ai der Reaktanden in der Lösung. Die Aktivität ist eng mit der Konzentration ci verbunden: ai = f(ci). Einflussfaktoren sind z.B. Solvathüllen durch Moleküle des Lösungsmittels. Ionen beeinflussen sich gegenseitig! dG = dGo + RT * ln (Π (ai)mi) wobei ai der Aktivitätskoeffizient der Reaktandensorte i ist (im Prinzip berechenbar, konzentrationsabhängig) und mi die Zahl der an der Reaktion beteiligten Teilchen ist. Oder EElektrode = Eo,Konzentration = Eo + RT/nF * ln (Π (ai)mi ) Die Aktivität der Festkörperprodukte an der Grenzfläche ist konstant und wird per Definition gleich 1 gesetzt. EElektrode = Eo + RT/nF * ln (a²(HSO4-) x a²(H+) / a²(H2O)) Es wird üblicherweise in der Schreibweise nicht zwischen EElektrode und Eo unterschieden, obwohl die Werte deutlich unterschiedlich sind. Unabhängig von der Konzentration wird die Gleichgewichtsspannung als Eo bezeichnet. 6 8. 11. 2009 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Spannungslage der Batterie Ruhespannung einer Zelle Abnahme der Ruhespannung bedeutet immer Abnahme oder schlechtere Verfügbarkeit der Reaktionspartner Näherungswert bei Bleibatterien Eo = 0,85 + Säuredichte (in g/cm³) (Entladung im quasistationärem Zustand) Eo EN Spannung ES Entladung mit s ehr kleinem S trom (<I 200 ) Einflüsse auf die Ruhespannung • Konzentration/Aktivität der Reaktanden an der Elektrode/Elektrolyt-Grenzschicht • Änderung der Nebenreaktion Nennspannung Keine sinnvolle Nutzung der Batterie möglich: Spannung zu gering und kaum Restenergie vorhanden Entladeschlussspannung Übliche Entladegrenze bei Bleibatterien (80%) Kapazität 8. 11. 2009 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Entladezeit /Ah 7 Ladungsträgerverteilung an der Oberfläche Spannungslage beim Entladen unterscheidet sich von Spannung ohne Strom! Elektronenfluss über Last e- H+ Ionenfluss im Elektrolyten PbSO4 H+ Negative Elektrode Pb + H2SO4 ⇒ PbSO4 + 2H+ + 2e- ee- H+ PbSO4 H+ Positive Elektrode H X+ X eH2O PbSO4 eX + H X PbO2 + H2SO4 + 2H+ + 2e⇒ PbSO4 + 2H2O Material: PbO2 Material: PbO e- + H+ e X X- PbSO4 X e+ H X Summenformel: Pb + PbO2 + 2 H2SO4 ⇒ 2 PbSO4 + 2 H2O H2O 8 8. 11. 2009 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Butler-Volmer Gleichung (Spannung bei Stromfluss) Reaktionsrate = Strom Elektrochemiker arbeiten gerne mit konstanten Strömen, weil sie damit die Reaktionsrate konstant halten können. Reaktionsrate = Strom Ihin = nF x A x C x khin nF: Umrechnungsfaktor von Coulumb/Sekunde auf Mol/Sekunde A: Reaktionsfläche C: Produkt der Konzentration der Reaktanden A, B, C usw. (cA x cB x cC x usw.) an der Oberfläche! Statt Konzentration auch Verwendung von Aktivitäten 'a' ko,hin: Temperaturabhängige (!) Reaktionskonstante, bei elektrochemischen Prozessen ist die Reaktionsrate auch von der Spannungslage abhängig khin = ko,hin x exp(αnF(E-Eo)/RT); [α : Transferkoeffizient, der die Wirkung der Spannungsdifferenz auf die Vorwärts- und Rückwärtsreaktion beschreibt] Analoges gilt für Irück mit krück = ko,rück x exp(-(1- α)nF(E-Eo)/RT) Im Gleichgewichtszustand: Ihin = Irück = Io Um Daten unabhängig von der Elektrodengröße angeben zu können: Bezug auf Oberfläche! io heißt Austauschstromdichte, bei Bleibatterien ca. 5 x 10-5 A/cm² = 1 - 2 A/Gramm, ca. I10. Bei normalen Batteriesystemen ist α ~ 0,5. Ein Transferkoeffizient ungleiche 0,5 bedeutet, dass das System für die Lade- oder Entladereaktion gehemmt ist. 9 8. 11. 2009 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Butler-Volmer Gleichung (Spannung bei Stromfluss) Modellvorstellung Metallelektrode in Elektrolyt Reaktion an der Grenzfläche: Me ↔ Me+ + eDie Reaktionsraten für die "Auflösungs-" und "Abscheidereaktion" sind im Gleichgewichtszustand gleich, weil Elektronen sich nicht im Elektrolyten befinden können und durch die Ladungsträgerteilung ein elektrisches Potential aufgebaut wird. Wenn durch eine angelegte Spannung die Elektronen aufgenommen werden können und die Metallionen von der Oberfläche der Elektrode sowie dem Elektrolyten entfernt werden, dann geht die Reaktion weiter – je schneller, je höher die Spannung. Bei Anlegen einer Spannung mit umgekehrter Polarität wird Metall an der Elektrode abgeschieden (galvanische Prozesse). 10 8. 11. 2009 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Butler-Volmer Gleichung (Spannung bei Stromfluss) Strom an der Grenzfläche im Ruhezustand und bei angelegter Spannung Bei angelegter Spannung nimmt die Reaktion in einer Reaktionsrichtung zu und in der andere ab. I = Ihin – Irück = IEntl - ILad Butler Volmer Gleichung (A: effektive (mikroskopische) Elektrodenfläche): I = io x A ( exp(αnF/RT)(E-Eo) – exp (-(1- α)nF/RT)(E-Eo)) Bei Vernachlässigung ohmscher Effekte entspricht E – Eo der Abweichung der Klemmenspannung von der Ruhespannung. Strom 40 Nur noch eine Reaktionsrichtung relevant – TAFEL-Bereich 30 io 20 10 E-Eo 0 -0,015 -0,01 -0,005 0 0,005 0,01 0,015 -10 Nur noch eine Reaktionsrichtung relevant 8. 11. 2009 -20 Linearer Bereich -30 11 -40 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Butler-Volmer Gleichung (Spannung bei Stromfluss) Butler Volmer Gleichung: I = io x A x ( exp((αnF/RT)(E-Eo)) – exp ((-(1- α)nF/RT)(E-Eo))) α = 0,5: I = io x A x 2 x sinh((0,5nF/RT)(E-Eo)) Abhängigkeit von der Spannung Ist unabhängig von der Chemie! Einfluss nur Zahl der Elektronen pro Reaktion! Strom 40 Nur noch eine Reaktionsrichtung relevant – TAFEL-Bereich bzw. Tafelkurve 30 20 10 0 -0,015 -0,01 -0,005 (E – Eo) = (RT/nαF) x ln(I/(i0 x A)) = a + b log I E-Eo 0 0,005 0,01 0,015 -10 -20 -30 -40 Linearer Bereich I = io x A x (nF/RT)(E-Eo) Berechnung eines Widerstandes möglich! R = (E-Eo)/I 12 8. 11. 2009 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Butler-Volmer Gleichung (Spannung bei Stromfluss) Überspannung (E-Eo) [V] / Widerstand [Ohm] Widerstandscharakteristik einer Batterie (ohne Ohm‘sche Anteile) - ergibt sich aus der Butler-Volmer-Gleichung 0.5 0.4 0.3 Überspannung [V] Widerstand [Ohm] 0.2 0.1 0 -0.1 -0.2 -0.3 -20 -10 0 10 20 Batteriestrom [A] Widerstands- und Stromwerte nur beispielhaft ! 13 8. 11. 2009 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Butler-Volmer Gleichung (Spannung bei Stromfluss) Butler Volmer Gleichung: I = io x A x ( exp((αnF/RT)(E-Eo)) – exp ((-(1- α)nF/RT)(E-Eo))) Die Butler-Volmer-Gleichung gilt sowohl für die Hauptreaktion als auch die Nebenreaktion! Konsequenzen: 1. Es gibt keine explizite Zeitabhängigkeit, weil die Überlegungen nur auf thermodynamischen Grunddaten beruhen. Diese gehen vom Anfangszustand und Endzustand aus und berücksichtigen keine, ggf. zeitabhängigen Zwischenschritte. Die Spannung ändert sich bei Stromfluss unmittelbar. 2. Der exponentielle Spannungsanstieg hängt – bei konstanter Temperatur - nur von der Zahl der übertragenen Elektronen pro Reaktion und der Abweichung von der Ruhespannung ab. Bei Spannungsänderungen verändert sich das Verhältnis von Haupt- zu Nebenreaktionen, weil der Wert von Eo für die beiden Reaktionen unterschiedlich ist, der Wert von E (≈ Elektrodenspannung) aber gleich ist. 3. Die Auswirkungen von Temperaturänderungen sind komplex, weil sich sowohl die Austauschstromdichte als auch die Ruhespannung Eo ändern. 4. Die Auswirkungen von Konzentrationsänderungen sind komplex, weil sich sowohl die Austauschstromdichte als auch die Ruhespannung (Nernstsches Gesetz) ändert. 5. Ein externer Einfluss auf die Strom/Spannungsabhängigkeit der Butler-VolmerGleichung besteht nur über die Fläche der Elektrode und die Konzentration der Reaktanden. 8. 11. 2009 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] 14 EMK der Elektrodenoberfläche Strom an der Grenzfläche im Ruhezustand und bei angelegter Spannung Ruhezustand (Strom an den Batteriepolen = 0) wird erreicht durch: 1. Unterbrechung der Verbindung "open circuit voltage - OCV" 2. Anlegen einer Spannungsquelle und Einregeln der Spannung auf den Wert, bei dem kein Strom fließt. Beide Werte werden auch als elektromotorische Kraft (EMK) der Batterie bezeichnet. Bei Batterien, bei denen an mindestens einer Elektrode eine zweite Reaktion ablaufen kann, unterscheidet sich die Ruhespannung von der Gleichgewichtsspannung Eo, die sich aus den thermodynamischen Werten ergibt. Bezeichnung u.a. auch "Mischpotential". Quantitativ ist der Unterschied meistens vernachlässigbar. 15 8. 11. 2009 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] EMK der Elektrodenoberfläche Terminologie 1. Durchtrittsspannung oder Ladungsträgerdurchtrittsspannung 2. Polarisation der Elektroden / Batterie Polarisation wird teilweise auch für die Differenz der Klemmenspannung von der Ruhespannung bezeichnet und beinhaltet damit auch Spannungsabfälle entlang der leitenden Komponenten (Elektrolyt, metallisch leitende Teile) Besser: Begriff vermeiden 3. Innenwiderstand der Batterie Gesamtwiderstand zwischen Klemmenspannung und Ruhespannung, beinhaltet: - Ohmscher Widerstand - Butler-Volmer-Widerstand Innenwiderstand und ohmscher Widerstand immer sauber trennen! 16 8. 11. 2009 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Diffusionsüberspannung EMK der Elektrodenoberfläche Stromloser Zustand Welche Konzentrationswerte in der BV-Gleichung für Austauschstromdichte und Nernstspannung? Zunahme der Stromdichte Dichte von HSO4- Ionen beim Entladen Wenn eine Ladung oder Entladung stattfindet, dann werden Sulfationen verbraucht und die lokale Konzentration verändert sich, bis Diffusion und Umwandlung ein neues Gleichgewicht erreicht haben (Chronopotentiometrie). Im Gleichgewicht: Umwandlung von HSO4- - Ionen durch Reaktion = Transport von HSO4 - Ionen an die Elektrode durch Diffusion Diffusion von Sulfationen Grenzstromdichte (experimentell bei kommerziellen Blei, NiCd, NiMH und Li-Ionnen Batterien nicht realisierbar, weil der Strom zu hoch würde) Abstand von der Elektrodenoberfläche 8. 11. 2009 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] 17 Diffusionsüberspannung EMK der Elektrodenoberfläche (Brennstoffzellen) Stromloser Zustand Zunahme der Stromdichte Dichte von Protonen beim Entladen Wenn eine Entladung stattfindet, dann wird Wasserstoff verbraucht und die lokale Konzentration verändert sich, bis Diffusion und Umwandlung ein neues Gleichgewicht erreicht haben. (Chronopotentiometrie). Im Gleichgewicht: Umwandlung von Protonen durch Reaktion = Transport von H2 an die Elektrode durch Diffusion und katalytische Zerlegung an der Oberfläche. Diffusion von Wasserstoff Grenzstromdichte (experimentell bei kommerziellen Blei,. NiCd, NiMH und Li-Ionnen Batterien nicht realisierbar, weil der Strom zu hoch würde) Abstand von der Elektrodenoberfläche 8. 11. 2009 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] 18 Diffusionsüberspannung EMK der Elektrodenoberfläche (Brennstoffzellen) Wenn eine Entladung stattfindet, dann wird Wasserstoff verbraucht und die lokale Konzentration verändert sich, bis Diffusion und Umwandlung ein neues Gleichgewicht erreicht haben. (Chronopotentiometrie). Im Gleichgewicht: Umwandlung von Protonen durch Reaktion = Transport von H2 an die Elektrode durch Diffusion und katalytische Zerlegung an der Oberfläche. Zwischen Bipolarplatte und Membrane muss ein Hohlraum sein, damit Gas fließt, und ein elektrischer Leiter für die Elektronen. Wo ist welche Konzentration? Last Bipolarplatte H2 H+ Membran/Elektrolyt H2 (Rest) H+ Luft+H2O Luft Bipolarplatte 19 8. 11. 2009 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Übung 4 Elektrochemische Prozesse beim Anfahren von Brennstoffzellen Beim Abfahren einer Brennstoffzelle füllt sich der Anodenraum mit Luft. Zur Wiederinbetriebnahme wird die Luft durch Wasserstoff ersetzt. Während einer Übergangszeit gibt es in einem Teil der Anode Wasserstoff, im anderen Luft. Reaktionen: Anodenseitig Kathodenseitig H2 → 2 H+ + 2e1/2O2 + 2H+ + 2e- → H2O 1/2O2 + 2H+ + 2e- → H2O C + 2 H20 → CO2 + 4H+ + 4e- ca. 1 V ca. 0,5 V (Kohlenstoff aus Katalysatorträgermaterial oder Membrane) Last Bipolarplatte H2 Luft+H2O H+ Mit Luft (O2) gefüllter Raum Anode Kathode Luft Bipolarplatte 20 8. 11. 2009 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Übung 4 Elektrochemische Prozesse beim Anfahren von Brennstoffzellen 1. Warum kann eine Spannung von 1,5 V gemessen werden? Wo, wann, wie lange? 2. Zeichnen Sie das Ersatzschaltbild mit Spannungsquellen und Widerständen (im Elektrolyt leitend für Ionen, in der Bipolarplatten leitend für Elektronen – Gasräume sind mit für Elektronenleitendem Kohlenstofffaservlies gefüllt und somit auch für Elektronen leitend). 3. Welche technischen Möglichkeiten gibt es, die Korrosion des Katalysatorträgers und der Membrane beim Starten zu reduzieren/vermeiden? 21 8. 11. 2009 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Brennstoffzellen Brenngaszufuhr 22 8. 11. 2009 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Spannungslage der Reaktionen EMK der Elektrodenoberfläche Spannung der Zelle V = Ruhespannung – Polarisationsüberspannung – Diffusionsüberspannung – ohmscher Spannungsabfall 1. 2. 3. 4. Ruhespannung: Konzentrationsabhängig, keine relevante Änderung bei Alterung Polarisationsüberspannung: Abhängig von Fläche der aktiven Masse, Verfügbarkeit der aktiven Materialien und der Temperatur Diffusionsüberspannung: Abhängig von der Temperatur und den Transportbedingungen) ohmscher Spannungsabfall (im wesentlichen Elektrolyt): Abhängig von der Dichte und Temperatur Keine "Stromabhängigkeit" bzw. nicht definiert bei Strom Logarithmisch vom Strom abhängig Stromabhängigkeit wie "Ficksche Gesetze" Linear vom Strom abhängig 23 8. 11. 2009 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Spannungslage der Batterie Spannungslage einer Zelle bei Belastung mit konstantem Strom Ruhespannung bei Bleibatterie Eo = 0,85 + Säuredichte (in g/cm³) Klemmenspannung Keimbildung und Kristallisation von Bleisulfatmolekülen Einfluss auf die Spannung bei Belastung ● Spannungsabweichung wegen ButlerVolmer-Gleichung ● Ohmscher Spannungsabfall (im wesentlichen im Elektrolyten) ● Bei hohen Strömen: Elektrolytmangel an der Grenzfläche bzw. Ionentransprot im Elektrolyten zu gering Zeit/Ah Entladeschlussspannung als Vorgabe des Herstellers Einflüsse auf die Ruhespannung ● Abhängig von der Nenndichte ● Dichte in den Poren bzw. an der Grenzfläche, nicht im Elektrolyt zwischen den Elektroden ● Diffusionseffekte (temperaturabhängig) Einfluss auf Spannung bei langer Entladung ● Aktive Fläche wird geringer ● Zunahme des ohmschen Widerstands ● Konzentration sinkt 24 8. 11. 2009 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Detaillierter Spannungsverlauf der Batterie Spannungssack am Anfang einer Entladung Abnahme der Ruhespannung durch Bedeckung der Oberfläche mit Bleisulfat bis Keimbildung abgeschlossen ist. IR: ohmscher Spannungsabfall Spannungssack: ca. 1 – 2 % der Entladezeit Eo EN = konstant Nennspannung Keine sinnvolle Nutzung der Batterie möglich: Spannung zu gering und kaum Restenergie vorhanden Entladeschlusspannung Spannung ES Entladung mit I Größe des Spannungssackes ist kein Qualitätsmerkmal! Der Spannungssack tritt nicht auf, wenn noch Kristallkeime vorhanden sind (Batterie war nicht vollgeladen) oder bei bestimmten Zusätzen zur aktiven Masse Übliche Entladegrenze bei Bleibatterien (80%) Entladebeginn 100% Kapazität 8. 11. 2009 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Entladezeit /Ah 25 Entladekurven von Lithium-Ionen-Batterien Spannungsgrenze Unabhängig vom Entladestrom Kein "Spannungssack (Kristallisation/Keimbildung) sondern Temperatureffekt (Wärmeentwicklung reduziert alle Bestandteile des Innenwiderstands 8. 11. 2009 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] 26 Elektrochemie Tafelkurven - Exponentieller Anstieg des Stroms bei steigender Spannung Tafelbereich: Hin- oder Rückreaktion überwiegt vollständig: I = io x A exp(αnF/RT)(E-Eo) E-Eo = (RT/αnF) x ln(io x A)+ (RT/αnF) x ln(I) = a + b x ln(I) [Tafel-Gerade] Pro 0,2 V steigt der Strom um das 10-fache! Alterungsunabhängig! 1000 Ba tte rie 100 Ta fe lku rv e 10 1 V Spannung gegen Wasserstoff-Referenzelektrode 27 8. 11. 2009 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Elektrochemie Analyse von Tafelkurven • • • • • Zellen haben in definierten Zuständen (z.B. bei der Erhaltungsladung, beim Laden von Zellen mit geringem Ladezustand, zu Beginn der Entladung) ein eindeutiges Wertepaar für Strom und Spannung. Während der Ladung und Entladung verändert sich das Wertepaar aber schnell und die experimentelle Bestimmung ist schwierig, sowie überlagert durch den ohmschen Spannungsabfall über den Elektrolyten. Je steiler die Tafelkurve, desto präziser muss die angelegte Spannung geregelt werden, damit der Strom für eine Voll- und Ausgleichsladung groß genug ist, gleichzeitig aber keine schädigende Überladung verursacht. Die Tafelkurve bezieht sich auf die Stromdichte des Systems (pro cm²). Wenn die Werte für Strom und Spannung für eine bestimmte Kapazität gegeben werden (z.B. pro 100 Ah Nennkapazität), dann spiegelt das die Tatsache wieder, dass Batterien eines ähnlichen Typs ein vergleichbares Verhältnis von Elektrodenoberfläche zu Kapazität haben. Wenn die Tafelkurve bei zwei aufeinanderfolgenden Messungen der gleichen Batterie verschoben ist, dann hat sich entweder die Temperatur oder die Oberfläche verändert. Wenn sich die Steilheit der Tafelkurve verändert, dann kann das auf eine Veränderung der katalytischen Eigenschaften der Elektrode zurückgeführt werden. 28 8. 11. 2009 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Elektrochemie Zusammenfassung: Potentialverlauf bei Durchgang durch eine Zelle Spannungsmessung mit einer Sonde von der negativen zur positiven Elektrode Referenzwert: Spannung = Null im Elektrolyten mit einer Referenzelektrode gemessen Spannungsmessung Sonde 0 0 0 Kein Strom Entladen Zellspannung sinkt Laden Zellspannung steigt Zählrichtung: Entladestrom negativ Ladestrom positiv 29 8. 11. 2009 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected]