Laudatio Prof. Dr. Josef Pfeilschifter

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Laudatio
Prof. Dr. Josef Pfeilschifter
Dekan des Fachbereichs Medizin der Goethe-Universität Frankfurt
Lieber Herr Hirt, lieber Herr Knipper,
sehr geehrter Herr Stadtrat Setzepfand,
sehr verehrte Frau Jorzik,
Conspectabiles,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
meine sehr verehrten Damen und Herren,
der Kaisersaal ist unbestritten das Kleinod des Frankfurter Römers. Als
Festsaal hat er ebenso wie der Römer selbst eine lange Tradition; er wird
nicht nur für Empfänge und offizielle Anlässe, sondern auch für Ordensverleihungen genutzt. Wo sonst könnte der heutige Anlass der Ars legendiPreisverleihung also angemessener begangen werden, als hier an diesem
ehrwürdigen, geschichtsträchtigen Ort?
Ars legendi, meine Damen und Herren, die Kunst zu lehren ist wahrlich
eine Kunst und als solche wohl nicht jedem gegeben. Sie ist aber eben auch
eine besondere Fertigkeit, die es zu loben gilt, wenn sie mit Konsequenz
und Leidenschaft ausgeübt wird.
Mit diesem Anspruch verleihen der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und der Medizinische Fakultätentag alljährlich den Ars legendiFakultätenpreis für exzellente Lehre in der Medizin und würdigen damit
herausragende Leistungen in Lehre, Prüfung, Beratung und Betreuung an
Medizinischen Fakultäten – in diesem Jahr übrigens bereits zum fünften
Mal.
Wir zeichnen heute zwei Preisträger aus, die nicht nur die Kunst zu lehren
exzellent verstehen, sondern deren Engagement als Dozierende sich in vielen Bereichen der medizinischen Ausbildung zeigt: Prof. Dr. Bernhard Hirt
und Privatdozent Dr. Michael Knipper.
Bei einem Blick auf die wissenschaftliche Vita beider Preisträger werden
ihr außergewöhnliches Interesse an neuen Lehrideen und die konsequente
Umsetzung dieser Ideen mehr als deutlich.
Bernhard Hirt studiert ab 1992 Humanmedizin, zunächst an der EberhardKarls-Universität Tübingen, anschließend an der University of California
San Francisco und der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die
Promotion erfolgt am Anatomischen Institut der Universität Tübingen mit
einer Arbeit über „Die Rolle von Dopamin bei dem Augenwachstum von
Fischen“. Hier lehrt und forscht Bernhard Hirt von 1999 bis 2001 als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Im Rahmen einer dualen Weiterbildung erhält
er 2007 die Anerkennung als Facharzt für HNO-Heilkunde, 2010 dann als
Facharzt für Anatomie. Anschließend habilitiert er sich mit einer Arbeit
zum Thema „Aquaporine im Innenohr“. 2008 bis 2014 leitet er die Klinische Anatomie der Universität Tübingen und ist zugleich Oberarzt der Tübinger HNO-Universitätsklinik. Von 2011 bis zu seiner Berufung an die
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf im Juni diesen Jahres hat Bernhard
Hirt im Rahmen einer Vertretungsprofessur die Kommissarische Leitung
der Abteilung Experimentelle Embryologie inne.
Beste Platzierungen in den regelmäßigen Evaluationen seiner Lehrveranstaltungen und zahlreiche Auszeichnungen – etwa mit dem Lehrpreis
der Medizinischen Fakultät Tübingen und mit einem MOOC-Fellowship
des Stifterverbandes – belegen die Qualität und Originalität von Bernhard
Hirts Lehrkonzepten. Ihm gelingt nicht nur auf beeindruckende und intelligente Weise die Verknüpfung klinischer und vorklinischer Inhalte in der
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gesamten Breite der Medizin. Besonders herausragend ist die von ihm konzipierte und durchgeführte „Sectio chirurgica“ – ein videogestütztes, interdisziplinäres und interprofessionelles Lehrformat im Rahmen des makroskopischen Präparierkurses. Chirurgen aller Disziplinen demonstrieren
hier in einzelnen Lehrveranstaltungen charakteristische operative Eingriffe
an anatomischen Präparaten. Dieses innovative Format hat sich inzwischen auch deutschlandweit in verschiedenen Curricula etabliert.
Die Breite der von ihm angebotenen Unterrichtsveranstaltungen ist beeindruckend und begeistert Studierende mit modernen, wegweisenden Lehrformaten. Mit dem so genannten OP-Führerschein erhalten Studierende
bereits in der Vorklinik eines Regelstudienganges das erforderliche Wissen,
um Sterilität und Patientensicherheit im Operationssaal gewährleisten zu
können.
Auch in der Weiterbildung ist Bernhard Hirt engagiert und stellt hier für
Studierende eine weitreichende Vernetzung von Studium und künftiger
Berufsausübung her. Durch sein persönliches Engagement hat er in der
Vergangenheit auch universitäre Lehre mit Schuleinrichtungen verknüpft,
zum Beispiel für die Tübinger Kinderuniversität oder in Mikroskopierkursen für Grundschüler. Ich bin ganz sicher, dass Sie, lieber Herr Hirt, auch
an Ihrer neuen Wirkungsstätte in Düsseldorf mit demselben Enthusiasmus
fortfahren werden.
Unser zweiter Preisträger, Michael Knipper von der Justus-LiebigUniversität Gießen, hat die Jury aufgrund seiner innovativen und neuen
Orientierung des Arztbildes überzeugt. Erlauben Sie mir auch hier einige
zusammenfassende Worte zum wissenschaftlichen Werdegang von Michael Knipper: Nach dem Studium der Humanmedizin ab 1988 an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und der Universidad de Oviedo in Spanien folgen zunächst die Zeit als Arzt im Praktikum in der Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin am Kreiskrankenhaus Mechernich in
der Eifel und anschließend eine zweijährige medizinethnologische Feldforschung und ärztliche Tätigkeit im Bereich Primary Health Care im Ama-
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zonas Tiefland von Ecuador, die Michael Knipper 2001 mit einer Dissertationsschrift zum Thema „Mal Aire und die medizinische Praxis der
Naporuna am unteren Rio Napo im Amazonastiefland von Ecuador“ abschließt. Hierfür erhält er den Dissertationspreis der Gesellschaft der
Freunde und Förderer der Universität Bonn.
In der Folge ist Michael Knipper als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der
Tropenmedizinischen Ambulanz der Klinik für Gastroenterologie, Infektiologie und Hepatologie des Universitätsklinikums Düsseldorf, am Medizinhistorischen Institut der Universität Bonn und am Institut für Geschichte der Medizin der Universität Gießen tätig. Hier übernimmt er auch
2010 die Vertretungsprofessur „Geschichte der Medizin“ und habilitiert
sich 2011 mit einer Forschungsarbeit über „Medizin, Migration und ethnisch-kulturelle Vielfalt: Beiträge aus der Perspektive von Geschichte,
Anthropologie und Ethik der Medizin“, die dieses Themenfeld aus historischer und gegenwartsbezogener Perspektive betrachtet.
Als Medizinhistoriker, der in den Fächern Geschichte, Theorie und Ethik
der Medizin lehrt, hat Michael Knipper vor allem das „Schwerpunktcurriculum Global Health“ mit einer starken internationalen Ausrichtung federführend konzipiert, das sich inzwischen als herausragendes
Lehrprojekt im Studiengang Medizin an der Universität Gießen etabliert
hat. Michael Knipper ist darüber hinaus Mitbegründer der Zeitschrift „in
weiß“, in der sowohl Lehrende als auch Studierende Texte publizieren, die
zu einem erweiterten Verständnis von Medizin in einem interkulturellen
Kontext beitragen. Bemerkenswert sind ferner die Lehrangebote im Wahlfach „Medizin und Migration“, in dessen Rahmen Michael Knipper gemeinsame Lehreinheiten für Studierende der Medizin und der Rechtswissenschaften zu Themen des Aufenthalts- und Asylrechts sowie zur medizinischen Betreuung von Flüchtlingen und Migranten in Deutschland durchführt. Auch Michael Knippers Leistungen wurden in der Vergangenheit
mehrfach honoriert – mit dem Hessischen Integrationspreis als Auszeichnung des Wahlfachs „Migrantenmedizin, interdisziplinäre Aspekte der
medizinischen Versorgung von Patienten mit Migrationshintergrund“ und
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mit dem Dr. Herbert-Stolzenberg-Preis in der Sektion Humanmedizin der
Universität Gießen.
Michael Knipper gelingt es in der Vielfalt seiner Lehrprojekte, Studierende
über den eigentlichen Lehrauftrag hinaus für die Besonderheiten ihres
Fachs zu sensibilisieren und mit Hilfe des interkulturellen Kontextes
menschlich zu prägen.
Dieser kurze exemplarische Abriss belegt eindrücklich, dass Sie, lieber Herr
Hirt, lieber Herr Knipper, mit jeweils unterschiedlichem Bezug großes Gespür für die Relevanzen Ihres Fachs zeigen und neue Wege in der medizinischen Ausbildung betreten. Die Qualität und die Strahlkraft Ihrer Leistungen stehen außer Frage. Aus diesem Grund ist es uns eine große Freude,
den diesjährigen Ars legendi-Fakultätenpreis Medizin zu teilen und Sie als
zwei gleichermaßen herausragende Dozenten zu ehren.
Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und der Medizinische
Fakultätentag der Bundesrepublik Deutschland verleihen den Ars legendiFakultätenpreis für exzellente Lehre in der Hochschulmedizin 2014 an Prof.
Dr. Bernard Hirt in Würdigung seiner hervorragenden Leistungen in Lehre,
Prüfung, Beratung und Betreuung in der Medizin.
Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und der Medizinische
Fakultätentag der Bundesrepublik Deutschland verleihen den Ars legendiFakultätenpreis für exzellente Lehre in der Hochschulmedizin 2014 an Privatdozent Dr. Michael Knipper in Würdigung seiner hervorragenden Leistungen in Lehre, Prüfung, Beratung und Betreuung in der Medizin.
Wir dürfen Sie nun nach vorn bitten und Ihnen diese Auszeichnung mit
großer Freude überreichen!
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Die Ars legendi-Fakultätenpreisträger 2014, PD Dr. Michael Knipper (2. v. l.) und Prof.
Dr. Bernard Hirt (2. v. r.); Bettina Jorzik, Prof. Dr. Josef Pfeilschifter (1. v. r.).
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