Löcher in der Matrix – „Die Rechnung, bitte!“

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Löcher in der Matrix – „Die Rechnung, bitte!“
Author : Malisch
„Zahl reicher Auswanderer springt in die Höhe: Tausende Millionäre verlassen Deutschland“
(manager-magazin.de, 27.2.2017)
Viel ist in den letzten rund eineinhalb Jahren über Zuwanderung die Rede. Angesichts der Massen von Menschen,
die – aus welchen Motiven auch immer – nach Europa und insbesondere nach Deutschland drängen, ist das nur zu
verständlich. Was bei der Fokussierung auf die vielen „geschenkten Menschen“ (Katrin Göring-Eckardt), die uns
etwas bringen, das „wertvoller als Gold“ ist (Martin Schulz), etwas aus dem Blick geriet: Einige derjenigen, „die
schon länger hier leben“ (Angela Merkel), leben gar nicht mehr hier.
Darauf macht zumindest dieser Beitrag des Manager Magazins aufmerksam. Konkret geht es um die Gruppe der
Millionäre, also Menschen mit einem Vermögen von mehr als einer Million US-Dollar, die sich ohne großes
Aufheben in einen Flüchtlingsstrom der besonderen Art eingereiht haben. Viertausend sind es im vergangenen
Jahr gewesen, die – aus welchen Motiven auch immer – Deutschland erst einmal Lebewohl gesagt haben und
künftig das bunte Treiben nur noch von außen betrachten. Die Zahl, so erfahren wir, ist „binnen Kurzem sprunghaft
gestiegen“. „2015 waren demnach etwa 1000 Millionäre aus Deutschland ausgewandert, in den Jahren zuvor
dagegen habe die Anzahl höchstens im niedrigen dreistelligen Bereich gelegen …“
Wer die grenzenlose Zuwanderung nicht beanstandet, wird schwerlich ein stichhaltiges Argument gegen eine
ebenso grenzenlose Abwanderung finden – nicht einmal bei jenen Reichen und mutmaßlichen Leistungsträgern,
die dazu auserkoren sind, auch dieses Gesellschaftsexperiment zu finanzieren. Während den einen der Weg ins
Land durch beispiellos üppige Sozialetats geebnet wird, werden den „Republikflüchtlingen“ im Wege der
Wegzugsbesteuerung noch ein letztes Mal Steine in den Weg gelegt. Trotzdem lässt sich eine dramatisch
gewachsene Zahl von Reisenden nicht mehr aufhalten: „Die Rechnung, bitte!“
Hinter beiden Wanderungsbewegungen stecken Anreize. Jeder wird dorthin wandern, wo er sich so sehr zu
verbessern hofft, dass er die Wanderung auf sich nimmt. Ob die erhoffte Verbesserung tatsächlich eintritt, steht auf
einem anderen Blatt. Je höher die Sozialleistungen eines Staates und damit fast zwangsläufig auch die
Steuersätze, desto attraktiver ist ein solches Gemeinwesen für die Nettoempfänger, aber desto unattraktiver wird
es für die Netto-Einzahler. Stimmen beide Gruppen mit den Füßen ab, wächst die Nettoempfänger-Gruppe
verstärkt, während die Gruppe der Netto-Einzahler beschleunigt schrumpft. Dazu kommen bei solchen Anreizen
noch Effekte der „innerlichen Kündigung“. Die Auswirkungen auf den Staatshaushalt – sinkende Einnahmen,
steigende Ausgaben – sind perspektivisch verheerend. Ein Umdenken ist dennoch nicht zu erwarten, da die
wachsende Empfängergruppe die Politik „demokratisch legitimiert“, die schrumpfende Einzahlergruppe noch
stärker zur Ader zu lassen – aus Gründen der „Gerechtigkeit“ versteht sich. Das Kapital ist eben, das wusste
schon Karl Marx, „ein scheues Reh“ und wittert solche Entwicklungen sehr viel früher als Otto Normalbürger. Und
es zieht die richtigen Konsequenzen, bevor die Grenze – diesmal wegen Fluchtgefahr – wieder dicht gemacht wird.
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