„Die österreichische Entwicklungszusammenarbeit ist mittellos, die Entwicklungspolitik planlos“ Von Tanja Windbüchler Dabei wäre es ein Einfaches gewesen, dem katastrophalen Trend der Kürzungen entgegenzusteuern. Österreich kann den Klimawandel nicht alleine aufhalten. Auch nicht die EU. Nur wenn alle Länder gemeinsame Sache machen, lassen sich Erderwärmung, Dürre- und Hochwasser oder Wüstenausbreitung - allesamt Folgen der maßlosen Ausbeutung unserer Umwelt - eindämmen. Genauso wenig wie hohe Zäune oder strenge Grenzen Europa vor Umweltverschmutzung abwehren können, genauso wenig schützen sie vor Kriegen und Instabilität. Globale Herausforderungen brauchen globale Lösungen. Entwicklungspolitik ist schon lange kein Ressort mehr, das ausschließlich die Ärmsten der Armen unterstützen soll, sie betrifft uns alle. Um dem Klimawandel, globalen Epidemien und der Zerstörung unseres Lebensraumes entgegenzutreten, sind wir auf die Mitwirkung der Länder des Südens angewiesen. Von Klimaerwärmung bis zur künftigen Energiegewinnung sind die Entwicklungen der Länder des globalen Südens auch für unsere europäische Zukunft wichtig Länder des globalen Südens gewinnen politisch, wirtschaftlich an Bedeutung. Die Wirtschaft boomt, 70% der am stärksten wachsenden Ökonomien liegen in Afrika. Die Bevölkerung wächst rasch an, in vielen Ländern ist fast jedEr zweite EinwohnerIn jünger als 15 Jahre. Diese Jugendlichen brauchen Bildung, Jobs - und ihre Regierungen Mittel, um ihnen Schulen und Arbeitsplätze unter fairen und sicheren Bedingungen zu finanzieren. Trotz ihres rasanten Wachstums, können nicht alle Partnerländer des globalen Südens dies alleine stemmen. Sie sind anfällig für wirtschaftliche und politische Krisen, ihre Regierungen haben noch nicht ausreichende Kapazitäten um denselben Herausforderungen die uns in Europe Kopfzerbrechen bereiten, wie Klimawandel und Krieg, zu begegnen. Deren Folgen sind für Menschen in Entwicklungsländern besonders hart. Deswegen sind Österreich und alle anderen Industriestaaten auf UN-Ebene die Verpflichtung eingegangen, einen Prozentsatz von 0,7 ihres Bruttonationaleinkommens für Entwicklungspolitik bereit zu stellen. Dazu zählen mulitlaterale Ausgaben, wie die Unterstützung von UNICEF oder Zuschüsse für die Kooperation der Europäischen Union, aber auch finanzielle Mittel für direkt gestaltbare Prioritäten und für die Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Hilfe. Im internationalen Vergleich gibt Österreich besonders wenig für Entwicklungsfinanzierung aus. Die Republik rangiert mit nur 0,26%, knapp einem Drittel der zugesagten Mittel, auf Platz 15 von 28 und spielt in einer Liga mit den krisengeschüttelten Ländern wie Portugal oder den EU-Mitgliedsstaaten aus Osteuropa. Schweden, Luxemburg, Norwegen, Dänemark und Großbritannien schaffen ihr 0,7%Ziel, gefolgt von den Niederlanden, Finnland, Schweiz, Belgien, Deutschland, Irland und Frankreich. Österreich schafft es seit Jahren nicht, einen Budgetpfad vorzulegen. DER GRÜNE KLUB IM PARLAMENT . 1017 WIEN . ÖSTERREICH Seite 1 von 3 6-Punkte-Plan für nachhaltige Entwicklungspolitik 1) 40 Millionen sofort! Die sofortige Aufstockung der bilateralen, gestaltbaren Mittel von 77 auf 100 Millionen Euro, die sofortige Aufstockung des Auslandskatastrophenfonds von 5 auf 20 Millionen 2) Die gesetzliche Verankerung eines „Stufenplans“, welcher die jährliche stufenweise Erhöhung des EZA Budgets bis zur Erreichung und Fixierung der 0,7% des BNE bis 2020 vorsieht. 2005 wurden bereits 0,52% des BNE bereit gestellt, 2007 noch 0,5%, 2008 wurden zwar nur mehr 0,43% ausgegeben, 100 Millionen fielen jedoch für die ADA und somit für die gestaltbare bilaterale Entwicklungszusammenarbeit ab. Unter dem damaligen Außenminister Spindelegger gab es 2009 den tiefen Einschnitt auf 0,3% des BNE und nur mehr 90 Millionen für die ADA. Der Tiefstand der Zuwendungen an die ADA vonseiten des Bundes war im Jahr 2012 mit 66 Millionen Euro. Als die ADA als Agentur des Bundes vor über 10 Jahren gegründet wurde, war das erklärte Ziel die ADA finanziell gut auszustatten. 2004 gab es sofort einen Anstieg von 30 Millionen Euro für die gestaltbare bilaterale EZA. Die Einschnitte der Vergangenheit vonseiten des Außenministeriums machen nachhaltige und langfristige Projekte schwer planbar. 3) Qualität ist mindestens genauso wichtig wie Quantität. Das EZA-Budget wird ein Budget ohne Tricksereien und Beschönigungen. Der rein rechtlich ohnehin nicht mögliche Vorschlag, private Spendengelder zu den öffentlichen (sic!) Ausgaben Österreichs zu rechnen muss sofort verworfen werden. Österreich kommt darüber hinaus den internationalen Empfehlungen nach, weniger sogenannte “gebundene Hilfe” zu leisten und steigert den Teil jener Ausgaben, die direkt in Partnerländern getätigt werden, von den extrem niedrigen 50%. Derzeit bleiben von jedem Euro, der als EZA-Geld deklariert wird, 50 Cent in Österreich. 4) eine kohärente, entwicklungspolitische Strategie des Bundes: Die Regierung muss - in Abstimmung mit ihren europäischen counterparts und Partnerländern im globalen Süden - eine verbindliche ressortübergreifende entwicklungspolitische Strategie ausarbeiten und umsetzen. Die OEZA wird im Moment von 8 Ministerien durchgeführt, die alle ihre eigenen Agenden und Ziele verfolgen. Entwicklungszusammenarbeit wird nicht miteinander abgesprochen oder aufeinander abgestimmt. So verpufft die OEZA völlig ins Leere und kann gar nicht ihre Wirkung entfalten. Es muss einen gemeinsamen Prozess der langfristigen Planung und Abstimmung sowie ein gemeinsames Budget geben. Es braucht eine Besinnung auf die relativen Stärken der OEZA im Kontext einer auf transparenten Selektionskriterien basierenden Neudefinierung von Schwerpunktthemen. Weiters bedarf es eins durchdachten, strategischen und unabhängigen Evaluierungssystems der OEZA um die Wirksamkeit ihrer Aktivitätenmessbar zu machen. DER GRÜNE KLUB IM PARLAMENT . 1017 WIEN . ÖSTERREICH Seite 2 von 2 5) Instrumente, die zur Förderung des Privatsektors, insbesondere die sogenannten “Wirtschaftspartnerschaften”, dienen, sollten sich auf die Schwerpunktländer der OEZA fokussieren. In Zukunft soll keine Unterstützung stark profitträchtiger (österreichischer) Großunternehmen wie der OMV oder der Firma Hofer mehr möglich sein. 6) Es braucht ein Ministerium für Globale Entwicklung und Nachhaltigkeit, in dem alle Agenden der internationalen Zusammenarbeit gebündelt sind - von Klima zu EZA. Weiters ist die aktive Politikkohärenz gefragt: eine Politik, die sicherstellt, dass Österreichs Handels-, Migrations-, Steuer- und Technologiepolitik keine negativen Auswirkungen auf Partnerländer hat. DER GRÜNE KLUB IM PARLAMENT . 1017 WIEN . ÖSTERREICH Seite 3 von 2