Raum und Umwelt 16 Stimmt die Chemie der St.Galler Flüsse? Unsere Fliessgewässer sollen hinsichtlich Wasserqualität, Gestalt und Lebensgemeinschaften von Tieren und Pflanzen einen möglichst naturnahen Zustand aufweisen. Das ist geltender politischer Wille (Gewässerschutzgesetz), entspricht aber auch den Idealen einer Mehrheit der Bevölkerung. In diesem Beitrag wird mit der chemischen Wasserqualität ein Aspekt aus diesem Idealbündel herausgegriffen und mit der Realität konfrontiert. Die Realität, das sind in diesem Fall chemische Wasseranalysen, die das Amt für Umweltschutz monatlich durchführt, nachdem an jeweils fünfzehn Messstellen ausgewählter Flüsse und Bäche Wasserproben genommen wurden. Bei der Laboranalyse wird die Konzentration von Nährstoffen wie Nitrat und Phosphat, von fischgiftigen Verbindungen wie Ammonium/Ammoniak und Nitrit sowie von organischen Reststoffen (DOC) bestimmt. Grafik 1 zeigt die gewerteten Messergebnisse des Jahres 2003 an den fünfzehn Hauptmessstellen des Überwachungsprogrammes. Als sehr gut sind Ergebnisse taxiert, welche deutlich tiefer liegen als die gesetzlich festgelegten zulässigen Werte. Nachstehend werden einige Ergebnisse exemplarisch kommentiert und wichtige Einflussfaktoren illustriert. ARA-Sanierungen zeigen Wirkung Die chemische Wasserqualität der Thur ist heute bezüglich der untersuchten Messwerte überwiegend gut bis sehr gut. Dies ist bemerkenswert, leiten doch 22 Abwasseraufbereitungsanlagen (ARA) das gereinigte Abwasser in diesen Fluss. Bei niedriger Wasserführung stammen bei Niederbüren rund 30 Prozent des Wassers in der Thur von ARAAusläufen. Eine moderne ARA ist darauf ausgelegt, Feststoffe aus dem Abwasser zu eliminieren, Phosphate auszufällen und die organischen Schmutz- und Fäkalstoffe in einer biologischen Reinigungsstufe abzubauen. Seit 1994 wurden die meisten ARA im Kanton St.Gallen ausgebaut und modernisiert. Die Verbesserung der verschiedenen ARA hat im Falle der Thur zu einer Verbesserung der chemischen Wasserqualität geführt. So betrug der Anteil des fischgiftigen Nitrites in der Periode 2002/03 nur noch rund einen Drittel des Anteils, der im Zeitraum 1990/94 gemessen worden war (vgl. Grafik 2). Belastungsquelle „Anteil an gereinigtem Abwasser“ Die chemische Wasserqualität hängt – auch bei guter Reinigungsleistung der ARA – stark vom Anteil des in die Flüsse geleiteten Abwassers ab. So sind beispielsweise die durchwegs sehr guten Werte des Linthkanals massgeblich durch die Speisung mit Seewasser aus dem Walensee bedingt. Im Vergleich zum Linthkanal weisen Steinach und Glatt wesentlich höhere Abwasseranteile auf. Bei Niederwasser liegt der Anteil an gereinigtem Abwasser in der Glatt bei 50 Prozent, in der Steinach bei über 80 Prozent. Die unbefriedigende Note der Glatt für Ammonium/Ammoniak-Stickstoff ist auf Schwankungen im Betrieb der ARA Oberglatt bei Flawil zurückzuführen, die sich in einer Optimierungsphase befindet. Bei der Steinach ergeben sich bei Regenwetter zusätzliche Belastungen durch Überläufe aus dem Kanalnetz der Stadt St.Gallen. Der Kanton St.Gallen und seine Menschen in Zahlen 2004 17 Raum und Umwelt 1. Chemische Wasserqualität an den Hauptmessstellen der Fliessgewässer im Kanton St.Gallen, 2003 Messgrössen : GEWÄSSER Ammo- Nitrit nium Messgrössen : GEWÄSSER Ammo- Nitrit nium Nitrat Niederbüren-Golfplatz THUR Jonschwil-Schwarzenbach NECKER HINTERGRABEN Messstelle Phos- DOC phat SITTER St.Gallen-Bruggen/Au SITTER St.Gallen-Rechensteg SITTER Wittenbach-Leebrugg Messstelle Phos- DOC phat THUR GLATT Nitrat STEINACH Steinach-Mattenhof RHEINTALER BK St. Margrethen-Bad Oberbüren-Buechental Lütisburg-Letzi Schmerikon-Allmeind RHEIN Diepoldsau-Rietbrücke WERDENBERGER BK LINTHKANAL Zufluss Obersee LINTHKANAL Abfluss Walensee RHEIN sehr gut gut unbefriedigend mässig Altstätten-Schluch Bad Ragaz-SBB Brücke schlecht Quelle: Amt für Umweltschutz, Umwelt Facts, Juni 2004 2. Thur bei Niederbüren: Entwicklung der Nitritkonzentration 1990-2003 #%2IJI": + -() + + + + + + !! ! !!! !! 34=2'5H2)(178'**, Weitere Informationen zum Zustand der Fliessgewässer im Kanton St.Gallen finden Sie auf der Website des Amts für Umweltschutz: www.afu.sg.ch Der Kanton St.Gallen und seine Menschen in Zahlen 2004