Merkblatt Gefährdete - Musikzentrum Bochum

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zur Hepatitis B
Mit diesem Merkblatt sollen Ihnen wichtige Informationen über die Virushepatitis-B, eine weit
verbreitete Form der infektiösen Leberentzündung, gegeben werden.
Das Virus: Vorkommen / Verbreitung
Das Hepatitis-B-Virus (HBV) gehört zu einer Gruppe von sechs bisher bekannten Viren, die eine
Virushepatitis auslösen können. Es ist neben dem Hepatitis-A-Virus der häufigste Erreger und
weltweit verbreitet. 5 bis 7 % der Weltbevölkerung, das sind ca. 350 Millionen Menschen, sind
chronisch mit dem HBV infiziert. Pro Jahr wird mit bis zu einer Million Todesfällen durch HBVbedingte Leberzirrhosen und Leberzellkarzinome gerechnet.
Die Erkrankung heilt nicht immer aus, diese Personen werden als chronisch infiziert bezeichnet. Es ist bekannt, dass zwischen <0,1 % der Bevölkerung in Nordwesteuropa (Skandinavien,
GB) und bis zu 8 % in Osteuropa/Südeuropa Träger des Hepatitis-B-Virus sind. Bei einem
Anteil von 0,3 bis 0,8 % in der Bundesrepublik Deutschland ergibt sich daraus eine Zahl von
250.000 bis 650.000 chronisch infizierten Personen. Bei Erwachsenen heilen ca. 90% der
Infektionen aus. Bei Kindern ist der Anteil chronischer Verläufe erheblich höher. Nach einer
Virusübertragung während der Geburt kommt es unbehandelt bei ca. 95% zu einer chronischen
HBV-Infektion beim Neugeborenen. Der Anteil derer, die sich im Laufe ihres Lebens irgendwann
einmal mit HBV infiziert haben, kann in Deutschland mit ca. 6% angegeben werden.
Infektionsweg / Übertragung
Das HBV kommt in hohen Konzentrationen im Blut vor. Es ist aber in geringeren Konzentrationen auch in Speichel, Tränenflüssigkeit, Sperma, Vaginalsekret und Muttermilch enthalten.
Eine Übertragung auch durch diese Sekrete ist möglich. Außerhalb des Körpers kann das Virus
unter bestimmten Umständen mehrere Tage überleben und ansteckungsfähig bleiben. Dies gilt
z.B. für Blutreste in Spritzen oder für eingetrocknetes Blut. Im Vergleich zu HIV ist die Ansteckungsfähigkeit des HBV erheblich höher, weil bei frischem Blut bereits unsichtbar kleine
Blutmengen ausreichen können, um das HBV zu übertragen. Daher kann auch bei kleinen
Eingriffen oder invasiven Maßnahmen wie Akupunktur, Tätowierungen oder Piercing eine
Übertragung stattfinden, wenn die Geräte nicht ausreichend desinfiziert wurden. Bei etwa 30 %
aller HBV-Infektionen läßt sich der Übertragungsweg nicht eindeutig nachvollziehen.
In Deutschland ist gegenwärtig aber die sexuelle Übertragung (hetero- und homosexuell)
wahrscheinlich der häufigste Übertragungsweg. Schätzungen zufolge hat die sexuelle Übertragung hierzulande einen Anteil von über 50%. In den jüngeren Altersgruppen (Jugendliche /
junge Erwachsene) liegt der Anteil noch darüber. Die Übertragung erfolgt durch Kontakt der
infektiösen Flüssigkeiten mit offenen Wunden oder intakten Schleimhäuten.
Bei den normalen Kontakten wie Händeschütteln oder ähnlichen Hautkontakten ist keine
Ansteckungsgefahr gegeben! Während der Geburt kann die Übertragung von der infizierten
Mutter auf das Kind stattfinden. Bei Bluttransfusionen besteht noch ein Übertragungsrisiko von
ca. 1:50.000 bis 1:200.000 pro Spende.
Infizierte können das Virus bereits ein bis zwei Wochen vor den ersten Krankheitszeichen
weitergeben. Wenn die Erkrankung nicht chronisch wird, dauert die Ansteckungsfähigkeit meist
bis zu vier Monate nach Krankheitsbeginn, bei chronischen Verläufen meist lebenslang.
bitte wenden
Krankheitsbild
±
Die Inkubationszeit (Zeit zwischen der Aufnahme des Erregers und dem Ausbruch der Erkrankung) ist mit 30-180 Tagen sehr lang. Meist kommt es aber schon nach sechs bis acht
Wochen zur Erkrankung. Krankheitssymptome und langfristiger Verlauf unterscheiden sich von
Mensch zu Mensch erheblich. Bei der Mehrzahl aller Infizierten verläuft die akute Infektion ohne
wesentliche Krankheitszeichen und wird nicht bemerkt. Deshalb wissen viele Menschen gar
nicht, dass sie bereits eine Hepatitis-B-Infektion durchgemacht haben.
Kommt es zu Beschwerden, sind bei ca. einem Drittel der Infizierten für einige Tage unspezifische Symptome wie Appetitlosigkeit, Gelenkschmerzen, Unwohlsein, Übelkeit, Magen-Darmbeschwerden oder Fieber feststellbar. Die Symptomatik lässt eher an einen grippalen Infekt
denken. Danach können spezifische Symptome auftreten. Der Urin verfärbt sich dunkel wie
Altbier, die Haut und die Bindehäute färben sich gelb (Ikterus), der Stuhl kann weiß werden. Die
Erkrankungsdauer ist sehr unterschiedlich und kann nur wenige Tage oder aber mehrere
Wochen dauern. Auch die Krankheitsschwere variiert sehr stark, angefangen von den beschriebenen symptomlosen Verläufen bis hin zu schwersten Erkrankungen mit möglichem
Leberversagen (weniger als 1 % aller Fälle).
Eine ausgeheilte HBV-Infektion hinterlässt eine lebenslange Immunität.
Wer ist besonders gefährdet?
Aufgrund der Übertragungswege ergeben sich Gruppen mit hohem Ansteckungsrisiko:
- Personen mit häufig wechselnden Sexualpartnern und Sextouristen
- Drogenabhängige mit intravenösem Drogenkonsum
- Personen mit engem Kontakt zu akut oder chronisch mit HBV Infizierten (z.B. Familie)
- Neugeborene von Müttern, die akut oder chronisch mit HBV infiziert sind
Darüber hinaus gibt es Personengruppen, die aufgrund ihrer besonderen beruflichen, gesundheitlichen oder persönlichen Verhältnisse einer erhöhten Gefährdung ausgesetzt sind.
Schutzmaßnahmen
1. Passiv
Bei Kontakt mit Blut unbedingt Schutzhandschuhe tragen (z.B. Wundversorgungen) und
Blutkontakt mit Schleimhäuten verhindern!
2. Aktive Impfung
Die in Deutschland derzeit im Handel befindlichen Impfstoffe werden gentechnisch hergestellt.
Die Impfstoffe sind gut verträglich, schwerwiegende Nebenwirkungen sind äußerst selten. Über
95% der gesunden Impflinge bilden nach vollständiger Impfung schützende Antikörpertiter. Die
Dauer des Impfschutzes beträgt dann 10 Jahre, bevor eine Auffrischung erforderlich ist.
Zur vollständigen aktiven Impfung werden drei Injektionen benötigt. Vorzugsweise wird in den
Oberarm geimpft. Dabei wird die zweite frühestens vier Wochen nach der ersten gegeen, die
dritte Impfung folgt dann nach sechs Monaten. Impfschutz besteht meist schon 14 Tage nach
der zweiten Impfung. Vier Wochen nach der dritten Impfung kann der Impferfolg durch eine
Blutuntersuchung überprüft werden. Bis zum 18. Lebensjahr bezahlen die Krankenkassen
diese Impfungen.
3. Gabe von Schutzstoffen (Immunglobulinen)
Diese Maßnahme wird heute nur noch in Kombination mit der aktiven Impfung bei Neugeborenen nach der Geburt oder in anderen besonderen Fällen angewendet. Über das Vorgehen im
Einzelfall berät Sie ihr Arzt oder Sie wenden sich an das Gesundheitsamt.
Herausgeber: Gesundheitsamt, Westring 28/30, 44777 Bochum
F 0234-910-3202/03
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