II. PHYSIKALISCHES INSTITUT DER UNIVERSITÄT GÖTTINGEN Friedrich-Hund-Platz 1 37077 Göttingen Elektrik: Versuch 11+12 Gefahren des elektrischen Stromes Vom elektrischem Strom können Gefahren für Lebewesen ausgehen Die Gefahr hängt dabei von mehreren Faktoren ab: Sie hängt ab vom Weg, den der Strom durch den Körper nimmt. Sie hängt ab von der Stromstärke. Sie hängt ab von der Einwirkungsdauer. Alle Körperflüssigkeiten leiten den elektrischen Strom. Fast alle Organe werden durch elektrische Impulse, die vom Gehirn ausgehen, gesteuert. Muskelbewegungen werden z.B. durch schwache Impulse von etwa 50 mV angeregt. Auch das Herz schlägt auf Grund elektrischer Ströme, die es aber selbst erzeugt. Fließt nun ein von außen kommender Strom durch den Körper, der größer ist als die körpereigenen Ströme, dann verkrampfen sich die Muskeln, die äußere Stromquelle kann dann nicht mehr losgelassen werden. Fließt der Strom über das Herz, versucht dieses, den äußeren Impulsen zu folgen. Es entstehen Rhythmusstörungen oder sogar Herzkammerflimmern, welches ohne sofortige Hilfe zum Tod führt. Ströme über 50 mA können tödlich sein, insbesondere wenn dieser Strom über das Herz fließt. Spannungen über 50 V sind lebensgefährlich, denn dabei können Ströme über 50 mA fließen. Bei großen Stromstärken gibt es auch Schädigungen durch die Wärmewirkung des elektrischen Stromes. Dies kann so weit gehen, dass die Verbrennungen und auch die Zersetzung des Blutes die primäre Todesursache sind. Bei Spannungen unter 1000 V geschehen tödliche Unfälle meist durch Atemlähmung (als Folge von Herzkammerflimmern), bei höheren Spannungen meist durch sehr starke Verbrennungen. 1 Erste Hilfe - Unfälle durch elektrischen Strom Niederspannung ( bis 1000 V ): (gewöhnlicher Gebrauchsstrom in Haushalt und Gewerbe) Strom unterbrechen (Ausschalten, Stecker ziehen, Sicherung herausdrehen) Sofortige Ruhelage Atmung und Puls kontrollieren Bei Atemstillstand Atemspende Bei Bewusstlosigkeit und vorhandener Atmung Seitenlagerung Keimfreie Bedeckung der Brandwunden Hochspannung ( über 1000 V ): (durch Warnschild mit Blitzpfeil gekennzeichnete Anlagen) Warnung: Keine Annäherung! Bei unbekannter Spannung mindestens fünf Meter Abstand! Notruf: Elektro-Unfall 112 Bei einem ernsten elektrischen Schlag unverzüglich in die Notaufnahme eines Krankenhauses. Dort wird ca. ½ Stunde beobachtet, ob Herz-Kammerflimmern auftritt. Ist das nicht der Fall, ist die Gefahr vorüber und man kann wieder nach Hause.... 2 VERSUCH 11: Thermoelement Stichworte Gerthsen Metallbindung Austrittsarbeit Kontaktspannung Thermospannung Thermoelement konstantes Temperaturbad 14.1.5. 8.1.1. 6.6.1. 6.6.1. 6.6.1. 6.6.1. Westphal Stuart/Klages Aufg. 13 § 108 § 117 § 113 § 115 § 115 Kuhn 17.3 28.3 Anwendungsbeispiele Schnelle Temperaturmessinstrumente, kleine Messsonden, genaue Temperaturbestimmung Zubehör Millivoltmeter, Thermoelement, 2 Becher, Herdplatte, Glasstab, Thermometer. Fragen zur Vorbereitung Was soll heute im Praktikum gemessen werden? Warum? Verhalten von gleichnamigen und ungleichnamigen Ladungen Feldlinien von Punktladungen (Zeichnung) Kraft auf eine elektrische Ladung in einem elektrischen Feld Metallbindung erklären: Was ist das Elektronengas ? Was hat die Austrittsarbeit für eine Bedeutung? Ist die Austrittsarbeit bei allen Metallen gleich ? Definition der Fermi - Energie Warum tritt eine Kontaktspannung auf, wenn sich zwei verschiedene Metalle berühren? Wie ist ein Thermoelement aufgebaut ? Wann bekomme ich eine Thermospannung ? Was bedeutet Uth.= a T ? Versuch Die Lötstellen des Thermoelements werden in Eiswasser getaucht, dann wird ein Wasserbad langsam zum Sieden erhitzt. Dabei wird der Ausschlag des Messinstruments in Abhängigkeit von der Temperatur in Schritten von 5 Grad gemessen. Man setze die Messung bei abkühlendem Wasser fort, wobei der 3 Abkühlungsprozess durch Zugabe von Eisstückchen beschleunigt werden kann. Das Wasser muss zur gleichmäßigen Temperaturänderung mit einem Glasstab in Bewegung gehalten werden. Die Herdplatte wird kurz mit Stufe 12 betreiben. Der komplette Versuch ist schon fertig aufgebaut, es muss nichts mehr angeschlossen werden! Das Thermometer nicht auf dem Gefäßboden stehen lassen ! Man beachte aber, dass die Kabel die Herdplatte nicht berühren Für genaues Messen sollte man besser langsam erwärmen Auswertung 1) Man stelle den Ausschlag in mV als Funktion der Temperatur T graphisch dar. Es sollen zwei Kurven angefertigt werden, je eine für das Aufwärmen und das Abkühlen. 2) Aus der Darstellung ist die Empfindlichkeit des Thermoelements zu entnehmen und ihr Fehler durch Grenzgeraden abzuschätzen. (Alle Geraden – auch die Grenzgeradenmüssen durch den Ursprung führen ! Warum?) 3) Man berechne den gewichteten Mittelwert der Empfindlichkeit des Thermoelements. (Formeln aus diesem Skript verwenden !) 4) Warum liegen die beiden Geraden aus Aufgabe 1) nicht auf einander ? 5) Fehlerdiskussion 4 VERSUCH 12: Kennlinien verschiedener Leiter Stichworte Gerthsen Spannung, Strom Widerstand, Ohmsche Gesetze Schaltung von Messinstrumenten Temperaturabhängigkeit der Widerstände Leiter, Halbleiter, Isolatoren Einleitung: Westphal Stuart/Klages Kuhn 6.1.2., 6.3.1. 6.3.2. Aufg. 30 6.3.4. Aufg. 30 § 90 § 91 § 93 14.4, 15.6 17.7 22.4 6.4.3.a) § 108 Aufg. 34 14.3.4., 14.4.1. § 100, 109 17.7,23.1, 23.2 Die elektrische Leitung und Kennlinien von metallischen Leitern und von Halbleitern Elektrizität und elektronische Geräte bestimmen unseren Alltag und werden kaum noch als technologische Produkte wahrgenommen. Aus diesem Grunde ist es wichtig, die wissenschaftlichen und technologischen Grundlagen zu verstehen, auf denen diese Geräte beruhen. Dazu gehört insbesondere die Kenntnis über die Leitung des elektrischen Stromes und den Transport von elektrischer Energie. In dem Versuch werden metallische Leiter und Halbleiter vorgestellt. Metallische Leiter haben einen ohmschen Widerstand, der um so größer ist, je höher ihre Temperatur ist. Die damit verbundenen Energieverluste ließen sich verringern oder gar vermeiden, wenn man den Widerstand durch Abkühlen verringern oder ganz vermeiden könnte (Supraleiter). Halbleiter werden bei tiefen Temperaturen zu Isolatoren, die den Strom nicht leiten. Bei ihnen müssen die Leitungselektronen zunächst freigesetzt werden, bevor sie den Strom transportieren können. Dies ist durch Erwärmung oder die Einwirkung von Licht möglich. Anwendungsbeispiele Elektrowärme, Glühlampen, Spannungsstabilisierung. Zubehör Zu untersuchende Leiter: 1 Metallfadenlampe, 1 PTC - Widerstand, 1 NTC - Widerstand, 2 Thermoelemente, 1 mV - Meter, 2 Vielfachmessinstrumente, 1 Potentiometer 50 (PTC = Positiver Temperaturkoeffizient; NTC = Negativer Temperaturkoeffizient) Fragen zur Vorbereitung Was soll heute im Praktikum gemessen werden? Warum? 2 Wie sind Strom und Spannung definiert ? (Erläutere: U 12 E dr ) 1 Was ist elektrischer (ohmscher) Widerstand? Was sind ein Amperemeter und ein Voltmeter ? Wie werden sie in den Stromkreis geschaltet ? 5 Was versteht man unter dem Bändermodell des Festkörpers ? (Definition: Valenzband, Leitungsband, Ferminiveau) Warum kann ein volles Band keinen Strom leiten ? Wie sieht die Bandstruktur eines Isolators, Halbleiters und Leiters aus ? (mit Skizzen !) Wie ist der elektrische (ohmsche) Widerstand definiert? Wie hängt der elektrische Widerstand von den räumlichen Dimensionen und vom Material ab? Erläutere die Temperaturabhängigkeit des spez. Widerstands ρ. Warum (und wie) verändert sich der Widerstand eines Leiters (Metall) bei Veränderung der Temperatur ? Was bedeuten PTC und NTC ? Warum ist das Verhalten von Halbleitern bei Temperaturveränderung entgegengesetzt dem von Leitern ? Erklärung mit Bändermodell Wie funktioniert eine Spannungsteilerschaltung ? Versuch 1) Man messe für die Metallfadenlampe die Stromstärke I als Funktion der Spannung U. Man fährt dazu die Spannung U von 0 bis 12 V hoch, in Schritten von 1 V und liest I = f(U) ab (Messbereich 100 mA). (Das Thermoelement nicht anschließen!) Man benutzt folgende Schaltung zur Aufnahme der Kennlinien: Rx = Innenwiderstand von Lampe, PTC bzw. NTC 2) Man schließe das Thermoelement (kleiner grauer Metallkasten) direkt an die schwarzen Anschlüsse an. Das Thermoelement darf nicht mit dem restlichen Stromkreis verbunden sein! Man messe für den PTC und den NTC den Widerstand als Funktion 6 der Temperatur des Elements, die mit einem Thermoelement bestimmt wird. Nach jeder Einstellungsänderung wartet man, bis sich der Strom I bei konstant gehaltener Spannung U nicht mehr ändert (ca. 1 min). Dann erst kann man Strom, Spannung und Thermospannung ablesen. Für den PTC stelle man Spannungen von 0-12 V in 1 V-Schritten ein. 3) Für den NTC verändert man die Stromstärke: Man beginnt bei hohen Stromstärken von 300 mA und geht in 30 mA-Schritten auf 0 mA herunter. VORSICHT ! Man achte darauf, dass beim NTC nicht mehr als 300 mA Strom fließen! Den Strom am NTC zunächst voll aufdrehen. Ab ca. 150 mA steigt die Stromstärke sehr schnell an. Dann den Strom entsprechend herunter regeln Die Messinstrumente sind während des Aufheizvorgangs sorgfältig zu beobachten! Beim Messen darauf achten, dass sich der NTC erst abkühlen muss! 4) Man messe die Zimmertemperatur. Auswertung 1) Graphische Darstellung der Stromstärke als Funktion der Spannung für die Metallfadenlampe (I(U) - Kennlinie). 2) Graphische Darstellung des Widerstandes von NTC- und PTC-Leiter als Funktion der Temperatur. Dazu wird aus den U und I Wertepaaren der zugehörige Widerstand errechnet. Aus der Thermospannung bestimmt man die Temperatur: Im Idealfall entspricht 0 mV der Zimmertemperatur, sonst muß Uth (RT) von allen Messwerten abgezogen werden. Die Eichung beträgt 54 V / oC. Für den NTC-Leiter trägt man den Widerstand R auf halblogarithmischem Papier als Funktion von 1/T auf ( T in Kelvin ! ). Da die Temperaturabhängigkeit eines Heißleiters einem Exponentialgesetz gehorcht: R(T ) A e E 2 k BT (Die Konstante A ist von Bauform und Material abhängig), ergibt diese Auftragung eine Gerade. Aus der Steigung berechne man die Energielücke E zwischen Valenz- und Leitfähigkeitsband des verwendeten Halbleiters (Fehlerfortpflanzung) Hinweis: kB = 8.62 10 – 5 eV / K 3) Fehlerdiskussion 7 AUFGABEN zu VERSUCH 11 1) Ein Thermoelement der Empfindlichkeit a = 9.2 10 -5 V/grad und dem Innenwiderstand R1 = 5 wird an ein Amperemeter mit dem Innenwiderstand R2 = 110 angeschlossen. Welche Stromstärke zeigt das Instrument an, wenn eine Lötstelle des Thermoelementes in kochendes Wasser unter Normalbedingungen und die andere in schmelzendes Eis getaucht wird? [ 8 10 -5 A] 2) Ein Thermoelement ist mit einem Amperemeter als Anzeigeinstrument verbunden. Der Innenwiderstand des Amperemeters beträgt R = 100 , seine Empfindlichkeit 10 -8 A pro Skalenteil. Wie groß ist die Empfindlichkeit des Thermoelements, wenn als kleinste Temperaturdifferenz T = (2 10 –2) ° C gemessen werden kann? [5 10 -5 V/grd] 3) a. Wie ist ein Thermoelement aufgebaut? (Skizze mit Angabe der Einzelteile!) b. Was versteht man unter Kontaktspannung ? c. Bei einer Temperatur von 30C zeigt ein Thermoelement die Spannung 5 mV an. ( Referenztemperatur: Eiswasser ). Wie groß ist die Empfindlichkeit des Thermoelements? [1,6 · 10 -4 V/grd ] d. Bei einer zweiten Messung liest man die Spannung 10 mV ab, dabei benutzt man als Referenztemperatur ein Metallgehäuse mit Raumtemperatur von 20C. Welche Temperatur lag bei der zweiten Messung vor ? [80C ] AUFGABEN zu VERSUCH 12 Man berechne den Gesamtstrom in folgender Schaltung: [IG = 0.5 A] 1) Ein Kraftwerk speist Wechselstrom in eine Überlandleitung ein, dessen Effektivstromstärke 10 A beträgt. Die elektrische Leistung des Kraftwerks beträgt 1000 kW. a) Wie groß ist die Effektivspannung? [100 kV] b) Welche Leistung geht durch Erwärmung pro km Leitung verloren, wenn diese einen Widerstand von 10 /km hat? [1000 W/km] c) Sind die Verluste im Sommer oder im Winter größer (Begründung)? [im Sommer größer, weil bei der höheren Temperatur der Widerstand des Kabels größer ist] 8 3) a) Erkläre an Hand des Bändermodells kurz den Unterschied zwischen Leiter, Halbleiter und Isolator. E b) Für einen NTC-Widerstand gilt: R (T ) A e k BT mit A = 0.01 und kB = 8.62 10-5 eV/K . Bei einer Temperatur von 300 K misst man einen Widerstand von 50 000 . Welchen Widerstand misst man bei T = 400 K [ 0,399 eV] und wie groß ist die Bandlücke E in eV ? © II. Physikalisches Institut, Universität Göttingen, Physik-Nebenfachpraktikum V7.14e, 2010 9