Kapitel 9 Rollenzuweisungen Proseminar Netzwerkanalyse 1 Einführung n Aufgabe von Rollenzuweisungen • Komprimieren eines Graphen • Klasseneinteilung von Knoten in einem Graphen (Partitionierung) • Reduzierung komplexer Graphen auf bestimmte Eigenschaften - Graph wird übersichtlicher - Knoten, welche die gleiche Rolle spielen werden zusammengefasst n Ziele • Finden von sinnvollen Klasseneinteilungen • Rollenzuweisungen mit bestimmten Eigenschaften - Strukturelle Rollenzuweisungen - Reguläre Rollenzuweisungen Proseminar Netzwerkanalyse 2 9.0.1 Vorbereitungen n Äquivalenzrelationen Sei V ein Menge. Eine Äquivalenzrelation ∼ ist eine binäre Relation über V mit den folgenden Eigenschaften: - reflexiv: v ~ v ,∀ v ∈ V - symmetrisch: u ~ v ⇒ v ~ u ,∀ u,v ∈ V - transitiv: u ~ v ∧ v ~ w ⇒ u ~ w ,∀ u,v,w ∈ V n Äquivalenzklassen Ist v ∈ V, dann bezeichnet man mit [ v ] := {u; u ~ v} die Äquivalenzklasse von v. Proseminar Netzwerkanalyse 3 9.0.1 Vorbereitungen n Partitionen Eine Partition P = {C1,…,Ck } von V ist eine Menge von nicht leeren, disjunkten Teilmengen Ci ⊆ V, welche Klassen oder Blöcke genannt werden, so dass gilt: V= ∪ k i=1 Ci und jeder Knoten v in genau einer Klasse ist. Proseminar Netzwerkanalyse 4 9.0.1 Vorbereitungen n Definition 9.0.1 Eine Rollenzuweisung für V ist eine surjektive Abbildung r: V → W in eine Menge W von Rollen. n Bemerkung 9.0.2 Für jede Partition existiert eine eindeutig bestimmte Äquivalenzrelation und eine eindeutig bestimmte Rollenzuweisung. Proseminar Netzwerkanalyse 5 9.0.2 Rollengraphen n Definition 9.0.3 Sei G = (V,E) ein Graph und r: V → W eine Rollenzuweisung. Der Rollengraph R = (W,F) ist ein Graph mit der Knotenmenge W (die Menge der Rollen) und der Kantenmenge F ⊆ W × W definiert durch: F := {(r(u),r(v)); ∃u,v ∈ V, so dass (u,v) ∈ E} . R wird auch Quotient von G über r genannt. Proseminar Netzwerkanalyse 6 9.0.2 Rollengraphen n Beispiel (1) Ausgangsgraph : V = {1,…,5}, E = {(1,2),(1,4),(1,5),(3,2),(2,4),(4,3),(4,5),(5,2)} G = (V,E) Rollengraph: W = {6,…,9}, F = {(6,9),(6,8),(7,9),(9,8),(8,7),(8,9),(9,9)} R = (W,F) r : V → W eine Rollenzuweisung mit 1 ֏ 6, 2 ֏ 9, 3 ֏ 7, 4 ֏ 8, 5 ֏ 9 Proseminar Netzwerkanalyse 7 9.0.2 Rollengraphen n Beispiel (2) r : V → W, 1֏ 6 2֏9 3֏7 4֏8 5֏9 G 1 2 3 4 5 r Proseminar Netzwerkanalyse R 6 7 8 9 8 9.0.2 Rollengraphen n Bemerkungen • Rollengraph: kleineres Modell des ursprünglichen Graphen • Rollenzuweisung: Form von Netzwerkkompression • Informationsverlust bei solchen Netzwerkkompressionen • Ziel: Das Finden von Rollenzuweisungen, bei denen die wichtigen Eigenschaften leicht zu erkennen sind und das trotzdem nicht zu viele Informationen verloren gehen Proseminar Netzwerkanalyse 9 9.1 Strukturelle Äquivalenzen n Definition 9.1.1 Sei G = (V,E) ein Graph und r: V → W eine Rollenzuweisung. Dann heißt r stark strukturell, wenn äquivalente Knoten die gleichen (ein- und ausgehenden) Nachbarschaften haben, d.h. für alle u,v ∈ V r(u) = r(v) ⇒ N+ (u) = N+ (v) ∧ N- (u) = N- (v) . Proseminar Netzwerkanalyse 10 9.1 Strukturelle Äquivalenzen n Bemerkung 9.1.2 Definition 9.0.3 besagt, wenn (u,v) die Kante eines Graphen ist, dann ist ( r(u),r(v)) die Kante des Rollengraphen für jede beliebige Rollenzuweisung r. Falls r stark strukturell ist, dann gilt auch die Umkehrung. Daraus kann man eine weitere Bedingung ableiten, um zu zeigen, dass ein Rollenzuweisung r stark strukturell ist. Eine Rollenzuweisung r ist stark strukturell genau dann, wenn für alle u,v ∈ V gilt: (r(u),r(v)) ist eine Kante der Rollengraphen genau dann, wenn (u,v) eine Kante des Graphen ist Proseminar Netzwerkanalyse 11 9.1 Strukturelle Äquivalenzen n Beispiele (1) Die identische Abbildung id : V → V; v ֏ v ist stark strukturell für jeden Graphen G = (V,E) unabhängig von E. Denn für id gilt: id(1) ≠ id(2) ≠ … ≠ id(n) ∀u,v ∈ V, u ≠ v, V = n Also ist die Bedingung r(u) = r(v) ⇒ N+ (u) = N+ (v) ∧ N- (u) = N- (v) ∀u,v ∈ V erfüllt. Proseminar Netzwerkanalyse 12 9.1 Strukturelle Äquivalenzen n Beispiele (2) G 4 3 r 5 1 R 1 2 Die Rollenzuweisung r : V → W mit 2 6 1 ֏ 1 und v ֏ 2 für v = {2,…,6} ist stark strukturell. Zu zeigen: r(u) = r(v) ⇒ N+ (u) = N+ (v) ∧ N- (u) = N- (v) ∀u,v ∈ V r(2) = r(3) =… = r(6) ⇒ N+ (2) = N+ (3) =… = N+ (6) = ∅ ∧ N- (2) = N- (3) =… = N- (6) = {1} ⇒ r ist stark strukturell Proseminar Netzwerkanalyse 13 9.1 Strukturelle Äquivalenzen n Beispiele (3) Die Rollenzuweisung r : V → W mit u ֏ 1 und v ֏ 2 für u ∈ {1,2,3} und G 1 4 2 3 r R 1 2 5 v ∈ {4,5} ist stark strukturell. Zu zeigen: r(u) = r(v) ⇒ N+ (u) = N+ (v) ∧ N- (u) = N- (v) ∀u,v ∈ V r(1) = r(2) = r(3) ⇒ N+ (1) = N+ (2) = N+ (3) = {4,5} ∧ N- (1) = N- (2) = N- (3) = ∅ r(4) = r(5) ⇒ N+ (4) = N+ (5) = ∅ ∧ N- (4) = N- (5) = {1,2,3} ⇒ r ist stark strukturell Proseminar Netzwerkanalyse 14 9.1 Strukturelle Äquivalenzen n Beispiele (4) G 1 2 Es existiert keine nicht-triviale stark 6 3 strukturelle Rollenzuweisung r bei einem vollständigen Graphen ohne Schleifen. 5 4 In einem vollständigen Graphen ohne Schleifen existiert kein Knotenpaar u,v ∈ V mit N+ (u) = N+ (v) oder N- (u) = N- (v) . Es folgt nun aus Definition 9.1.1, dass r(u) ≠ r(v) für alle u,v ∈ V . Man sieht nun, dass zwei Knoten nicht der gleichen Rolle zugewiesen werden und somit keine nicht-triviale Rollenzuweisung existiert. Proseminar Netzwerkanalyse 15 9.1 Strukturelle Äquivalenzen n Eigenschaften der strukturellen Äquivalenz • Eine Klasse von stark strukturell äquivalenten Knoten ist entweder eine unabhängige Menge des Graphen oder eine Clique mit allen Schleifen • Sind zwei Knoten u und v stark strukturell äquivalent und u hat einen Nachbar w, dann ist w auch der Nachbar von v Proseminar Netzwerkanalyse 16 9.1 Strukturelle Äquivalenzen n Nachteile der strukturellen Äquivalenz • Strukturelle Äquivalenzen können nur naheliegende Knoten identifizieren und in vielen unregelmäßigen Graphen existieren nur triviale strukturelle Äquivalenzen • Der ungerichtete Abstand zweier strukturell äquivalenter (nichtisolierter) Knoten beträgt höchstens 2 Proseminar Netzwerkanalyse 17 9.1 Strukturelle Äquivalenzen n Definition 9.1.3 Eine Äquivalenz ~ einer Knotenmenge eines Graphen heißt strukturell, wenn für alle Knoten u ~ v die Transposition von u und v ein Automorphismus des Graphen ist. Bemerkung : Ein Automorphismus f ist eine bijektive lineare Abbildung von V nach V. f: V → V bijektiv Proseminar Netzwerkanalyse 18 9.1 Strukturelle Äquivalenzen n Beispiel G G‘ 4 3 5 1 2 f 6 3 4 5 1 2 6 f ist ein Automorphismus mit f: V → V ⇒ die Äquivalenz ~ ist stark strukturell Proseminar Netzwerkanalyse 19 9.1.1 Gitter von Äquivalenzrelationen n Vorbereitungen (auf Abschnitt 9.1.2 und 9.2.2) Äquivalenzrelationen über V sind Teilmengen der Menge V × V, deshalb können sie geordnet werden: ~1 ≤ ~2 , wenn ~1 ⊆ ~2 . Die Äquivalenzrelation ~1 heißt feiner als ~2 und ~2 heißt gröber als ~1 . In teilweise geordneten Mengen sind zwei Elemente nicht unbedingt vergleichbar. In einigen Fällen können aber trotzdem untere und obere Schranken bestimmt werden. Proseminar Netzwerkanalyse 20 9.1.1 Gitter von Äquivalenzrelationen n Definition 9.1.4 (1) Sei X eine Menge geordnet nach ≤ und Y ⊆ X . y* ∈ X ist obere (untere) Schranke von Y, wenn gilt: y ≤ y* (y* ≤ y) für alle y ∈ Y y* heißt Supremum (Infimum) von Y, wenn y* eine obere (untere) Schranke ist und wenn für alle y' ∈ X, welche obere (untere) Schranken sind, folgt, dass y* ≤ y' (y' ≤ y*). Daraus ergibt sich, dass Supremum und Infimum eindeutig sind. Das Supremum von Y wird mit sup(Y) und das Infimum von Y wird mit inf(Y) bezeichnet. Für sup ( {x,y} ) oder inf ( {x,y} ) schreib man auch sup(x,y) oder inf(x,y). Proseminar Netzwerkanalyse 21 9.1.1 Gitter von Äquivalenzrelationen n Definition 9.1.4 (2) Ein Gitter ist ein teilweise geordnete Menge L, so dass für alle a,b ∈ L sup(a,b) und inf(a,b) existieren. sup(a,b) heißt auch Verbindung von a und b und wird mit a∨b bezeichnet. inf(a,b) heißt auch Treffen von a und b und wird mit a∧b bezeichnet. Proseminar Netzwerkanalyse 22 9.1.1 Gitter von Äquivalenzrelationen n Beispiel Die Potenzmenge der Menge A = {a,b,c} ist ein Gitter, denn für alle x,y ∈ A existieren sup(x,y) und inf(x,y). So ist z.B.: {a,b} inf ({a}, ∅ ) = ∅, {a,b,c} {a,c} {b,c} {b} {c} inf ({a},{b}) = ∅, inf ({a,b} ,{b}) = {b}, {a} sup ({a}, ∅ ) = {a}, sup ({a},{b}) = {a,b} , sup ({a,b},{b}) = {a,b}, ∅ usw. Proseminar Netzwerkanalyse 23 9.1.1 Gitter von Äquivalenzrelationen n Anwendung (von Definition 9.1.4 auf Äquivalenzrelationen) (1) Sind ~1 und ~2 Äquivalenzrelationen über V, dann ist ihre Schnittmenge das Infimum von ~1 und ~2 . Um das Supremum von ~1 und ~2 zubestimmen benötigt man allerdings den transitiven Abschluß einer Relation R ⊆ V × V . Definition (transitiver Abschluß) : Sei R ⊆ V × V eine Relation, dann heißt eine Relation S ⊆ V × V transitiver Abschluß, bei der für alle u,v ∈ V gilt: uSv ⇔ ∃k ∈ ℕ, ∃w1,…,w k ∈ V, sodass u = w1, v = w k und ∀i = 1,…,k-1 ist w iRw i+1 Proseminar Netzwerkanalyse 24 9.1.1 Gitter von Äquivalenzrelationen n Anwendung (von Definition 9.1.4 auf Äquivalenzrelationen) (2) Eigenschaften : Der transitive Abschluß... ...einer symmetrischen Relation ist symmetrisch. ...einer reflexiven Relation ist reflexiv. ...jeder Relation ist transitiv. Es folgt nun: Sind ~1 und ~2 Äquivalenzrelationen über V, dann ist der transitive Abschluß ihrer Vereinigung das Supremum von ~1 und ~2 . Proseminar Netzwerkanalyse 25 9.1.1 Gitter von Äquivalenzrelationen n Theorem 9.1.5 Die Menge der Äquivalenzrelationen ist ein Gitter. n Interpretation: Gegeben: zwei Äquivalenzrelationen, welche Knoten Gegeben: identifizieren, die die gleiche Rolle spielen → es existiert eine eindeutig bestimmte, kleinste Äquivalenz, welche alle Knoten identifiziert, die die gleiche Rolle in einer von beiden ursprünglichen Äquivalenzen spielen. → es existiert eine eindeutig bestimmte, größte Äquivalenz, welche alle Knoten identifiziert, die verschiedene Rollen in einer von beiden ursprünglichen Äquivalenzen spielen. Proseminar Netzwerkanalyse 26 9.1.2 Gitter von strukturellen Äquivalenzen n Proposition 9.1.6 Die Menge der stark strukturellen Äquivalenzen eines Graphen ist ein Teilgitter des Gitters aller Äquivalenzrelationen. Insbesondere existiert immer eine maximale strukturelle Äquivalenz (MSE) eines Graphen. Die Eigenschaft stark strukturell folgt unter dieser Bedingung: n Proposition 9.1.7 Falls ~1 ≤ ~2 und ~2 ist eine stark strukturelle Äquivalenz, dann ist ~1 auch stark strukterell. Hieraus folgt nun, dass die Menge aller strukturellen Äquivalenzen eines Graphen komplett durch die MSE beschrieben werden. Proseminar Netzwerkanalyse 27 9.1.3 Berechnung strukt. Äquivalenzen n Berechnung der maximalen stark strukturellen Äquivalenz Jeder Knoten v ∈ V teilt V in 4 (eventuell leere) Klassen: Knoten, die in N+ (v) , in N- (v) in beiden oder in keiner Menge sind. Grundidee (des folgenden Agorithmus): Berechnung der Schnittmenge dieser Partitionen durch eventuell zweimaliges Iterieren über alle Kanten. Die Korrektheit dieses Algorithmus folgt dadurch, dass er exakt die Paare von nicht gleichen Nachbarschaften aufteilt. Proseminar Netzwerkanalyse 28 9.1.3 Berechnung strukt. Äquivalenzen n Algorithmus 21: Berechnung der MSE eines Graphen Input : Graph G = (V,E) begin partition P = {C1,…,Ck } von V, initialisiert mit P = {V} // am Ende ist P die MSE von G foreach v ∈ V do foreach Klasse C zu der ein Knoten u ∈ N+ (v) gehört do erzeuge eine neue Klasse C' von P bewege alle Knoten aus N+ (v) ∩ C nach C' if C = ∅ then lösche C aus P fi od foreach Klasse C zu der ein Knoten u ∈ N- (v) gehört do erzeuge eine neue Klasse C' von P bewege alle Knoten aus N- (v) ∩ C nach C' if C = ∅ then lösche C aus P od od end Proseminar Netzwerkanalyse 29 9.1.3 Berechnung strukt. Äquivalenzen n G Beispiel (1) 1 Initialisierung: P = { {1,…,5} } Start Schleife I : 2 v=1 3 Start Schleife II: C = {1,…,5}, denn N+ (1) = {4,5} P := { {1,…,5} , C' } mit C' = ∅ C' := N+ (1) ∩ C = {4,5} ∩ {1,…,5} = {4,5} C := {1,2,3} P := { {1,2,3} , {4,5} } Ende Schleife II (Schleife III: analog zu Schleife II) Proseminar Netzwerkanalyse 4 5 30 9.1.3 Berechnung strukt. Äquivalenzen n G Beispiel (2) 1 v=2 Start Schleife II: 2 + C = {4,5}, denn N (2) = {4,5} 3 P := { {1,2,3} , {4,5} , C' } mit C' = ∅ C' := N+ (2) ∩ C = {4,5} ∩ {4,5} = {4,5} C := ∅ ⇒ C wird aus P entfernt P := { {1,2,3} , {4,5} } Ende Schleife II (Schleife III: analog zu Schleife II) Proseminar Netzwerkanalyse 4 5 31 9.1.3 Berechnung strukt. Äquivalenzen n G Beispiel (3) 1 v =3 Start Schleife II: 2 + C = {4,5}, denn N (3) = {4,5} 3 P := { {1,2,3} , {4,5} , C' } mit C' = ∅ C' := N+ (3) ∩ C = {4,5} ∩ {4,5} = {4,5} C := ∅ ⇒ C wird aus P entfernt P := { {1,2,3} , {4,5} } Ende Schleife II (Schleife III: analog zu Schleife II) Proseminar Netzwerkanalyse 4 5 32 9.1.3 Berechnung strukt. Äquivalenzen n G Beispiel (4) 1 v =4 Start Schleife II: 2 + 1) C = {1,2,3}, denn N (4) = {1,2,3,5} 3 P := { {1,2,3} , {4,5} , C' } mit C' = ∅ C' := N+ (4) ∩ C = {1,2,3,5} ∩ {1,2,3} = {1,2,3} C := ∅ ⇒ C wird aus P entfernt P := { {1,2,3} , {4,5} } 2) C = {4,5}, denn N+ (4) = {1,2,3,5} P := { {1,2,3} , {4,5} , C' } mit C' = ∅ C' := N+ (4) ∩ C = {1,2,3,5} ∩ {4,5} = {5} C := {4} P := { {1,2,3} , {4} , {5} } Ende Schleife II (Schleife III: analog zu Schleife II) Proseminar Netzwerkanalyse 4 5 33 9.1.3 Berechnung strukt. Äquivalenzen n G Beispiel (5) 1 v =5 Start Schleife II: 2 + 1) C = {1,2,3}, denn N (5) = {1,2,3,4} 3 P := { {1,2,3} , {4} , {5} , C' } mit C' = ∅ C' := N+ (5) ∩ C = {1,2,3,4} ∩ {1,2,3} = {1,2,3} C := ∅ ⇒ C wird aus P entfernt P := { {1,2,3} , {4} , {5} } 2) C = {4}, denn N+ (5) = {1,2,3,4} P := { {1,2,3} , {4} , {5} , C' } mit C' = ∅ C' := N+ (5) ∩ C = {1,2,3,4} ∩ {4} = {4} C := ∅ ⇒ C wird aus P entfernt P := { {1,2,3} , {4} , {5} } Ende Schleife II (Schleife III: analog zu Schleife II) Ende Schleife I Proseminar Netzwerkanalyse 4 5 34 9.1.3 Berechnung strukt. Äquivalenzen n Bemerkungen • Zugriff auf die Vorkommensliste eines Knotens v des Graphen G = (V,E) in proportionaler Zeit zur Größe der Liste • Untersuchen aller Elemente einer Liste in linearer Zeit • Konstante Zugriffszeit auf Quelle und Ziel einer Kante • Konstante Zugriffszeit auf die Klasse eines Knotens • Konstante Zeit zum Einfügen und Entfernen von Klassen einer Partition • Konstante Zeit zum Einfügen und Entfernen von Knoten einer Klasse • Schleifendurchlauf für ein gegebenes v in proportionaler Zeit zum Grad von v, falls v nicht isoliert, anderenfalls konstante Zeit Gesamtlaufzeit : O ( V + E ) Proseminar Netzwerkanalyse 35 9.1.3 Berechnung strukt. Äquivalenzen n Fazit des Kapitels 9.1 (Strukturelle Äquivalenzen) • Strukturelle Äquivalenzen sind auf theoretischer und berechenbarer Ebene sehr einfach • Ungünstig für unregelmäßige Netzwerke • Es können nur Knoten mit einer Distanz von höchstens 2 identifiziert werden Proseminar Netzwerkanalyse 36 9.2 Reguläre Äquivalenzen n Rückblick Bei der strukturellen Äquivalenz spielen Akteure die gleiche Rolle, wenn sie mit den gleichen Akteuren verbunden sind. Im Gegensatz hierzu spielen Akteure bei der regulären Äquivalenz die gleiche Rolle, wenn sie mit rollen-äquivalenten Akteuren verbunden sind. Vorbereitend definieren wir: Wenn r: V → W eine Rollenzuweisung ist und U ⊆ V, dann heißt r(U) := {r(u); u ∈ U} Rollemenge über U . Falls U = ∅, so ist r(∅ ) = ∅ . Proseminar Netzwerkanalyse 37 9.2 Reguläre Äquivalenzen n Definition 9.2.1 Eine Rollenzuweisung r: V → W heißt regulär, wenn für alle u,v ∈ V gilt: r(u) = r(v) ⇒ r (N+ (u) ) = r (N+ (v) ) ∧ r (N- (u) ) = r (N- (v) ) . Reguläre Rollenzuweisungen werden oft als die Klasse der Rollenzuweisungen bezeichnet. Deshalb wird das Wort regulär oft auch einfach weggelassen. Proseminar Netzwerkanalyse 38 9.2 Reguläre Äquivalenzen n Beispiel (1) G 1 4 2 3 r R 1 2 5 Die Rollenzuweisung r : V → W mit u ֏ 1 und v ֏ 2 für u ∈ {1,2,3} und v ∈ {4,5} ist regulär. Proseminar Netzwerkanalyse 39 9.2 Reguläre Äquivalenzen n Beispiel (2) G 1 4 2 3 Zu zeigen: r R 1 2 5 r(u) = r(v) ⇒ r (N+ (u) ) = r (N+ (v) ) ∧ r (N- (u)) = r (N- (v) ) ∀u,v ∈ V r(1) = r(2) = r(3) ⇒ r (N+ (1) ) = r (N+ (2) ) = r (N+ (3)) = {2} ∧ r (N- (1) ) = r (N- (2)) = r (N- (3) ) = ∅ r(4) = r(5) ⇒ r (N+ (4) ) = r (N+ (5) ) = ∅ ∧ r (N- (4) ) = r (N- (5) ) = {1} ⇒ r ist regulär Proseminar Netzwerkanalyse 40 9.2.1 Elementare Eigenschaften n Eigenschaften - Die identische Abbildung id: V → V, v ֏ v ist regulär für alle Graphen - Jede strukturelle Rollenzuweisung ist auch regulär Die nächste Proposition zeigt, wann die vollständige Partition, welche durch eine konstante Rollenzuweisung J: V → 1 beschrieben wird, regulär ist. Hierzu benötigt man die Definition von Senken und Quellen: Eine Senke ist ein Knoten, der keine ausgehenden Kanten besitzt, d.h. der ausgehende Grad d+ (v) := N+ (u) ist Null. Eine Quelle oder ein Ursprung ist ein Knoten, der keine eingehenden Kanten besitzt, d.h. der ausgehende Grad d- (v) := N- (u) ist Null. Proseminar Netzwerkanalyse 41 9.2.1 Elementare Eigenschaften n Proposition 9.2.2 Die vollständige Partition eines Graphen G = (V,E) ist regulär genau dann, wenn G weder Senken noch Quellen besitzt oder E = ∅ . Proseminar Netzwerkanalyse 42 9.2.1 Elementare Eigenschaften n Bemerkung und Definition Da die Identität und die vollständige Partition triviale Rollenzuweisungen sind, wird das nächste Lemma nun für stark zusammenhängende (gerichtete) Graphen formuliert. Ein gerichteter Graph ist (stark) zusammenhängend, wenn für alle u,v ∈ V ein Weg von u nach v oder (und) ein Weg von v nach u existiert. Proseminar Netzwerkanalyse 43 9.2.1 Elementare Eigenschaften n Lemma 9.2.3 Sei G ein stark zusammenhängender Graph. Dann gilt: Für jede nicht-triviale Rollenzuweisung r über G ist {r(v)} ≠ r (N+ (v)) Proseminar Netzwerkanalyse und {r(v)} ≠ r (N- (v) ) ∀v ∈ V . 44 9.2.1 Elementare Eigenschaften n Beispiel G 1 4 2 3 r R 1 2 5 G ist ein stark zusammenhängender Graph und r : V → W mit u ֏ 1 und v ֏ 2 für u ∈ {1,2,3} und v ∈ {4,5} ist eine nicht-triviale Rollenzuweisung. Dann sieht man beispielsweise: N+ (1) = N+ (2) = N+ (3) = {4,5} r (N+ (1) ) = r (N+ (2) ) = r (N+ (3) ) = r ( {4,5} ) = {2} ≠ {r(1)} = {r(2)} = {r(3)} = {1} Proseminar Netzwerkanalyse 45 9.2.1 Elementare Eigenschaften n Weitere Eigenschaften • Ein Graph mit mindestens 3 Knoten, der nur triviale reguläre Rollenzuweisungen besitzt, heißt rollenprimitiv • Die Existenz von gerichteten rollenprimitiven Graphen ist trivial: Für jeden gerichteten Pfad ist nur die identische Partition regulär • Die Existenz von ungerichteten rollenprimitiven Graphen ist allerdings nicht-trivial. Deshalb kommen wir zu folgendem Theorem: Proseminar Netzwerkanalyse 46 9.2.1 Elementare Eigenschaften n Theorem 9.2.4 Der Graph aus Abbildung 9.2 ist rollenprimitiv. 5 4 1 2 3 6 7 8 9 10 Abb. 9.2 Ein rollenprimitiver ungerichteter Graph Um dies zu beweisen, muss man zeigen, dass alle möglichen Rollenzuweisungen entweder trivial oder nicht regulär sind. Proseminar Netzwerkanalyse 47 9.2.1 Elementare Eigenschaften Ein Graph, dessen Rollenzuweisungen alle regulär sind, heißt willkürlich rollenzuweisbar. Das nächste Lemma formuliert dies für ungerichtete zusammenhängende Graphen: n Lemma 9.2.5 Ein stark zusammenhängender Graph G = (V,E) ist willkürlich rollenzuweisbar genau dann, wenn es sich um einen vollständigen Graphen, möglicherweise mit beliebigen Schleifen, was aber nicht zwingend notwendig ist, handelt. Proseminar Netzwerkanalyse 48 9.2.2 Gitterstrukturen & reg. Innere n Theorem 9.2.6 (siehe auch Abschnitt 9.1.1) Die Menge aller regulären Äquivalenzen eines Graphen G formt ein Gitter, bei dem das Supremum eine Einschränkung des Supremums des Gitters aller Äquivalenzen ist. Proseminar Netzwerkanalyse 49 9.2.2 Gitterstrukturen & reg. Innere n Lemma 9.2.7 Sei (X, ≤ ) eine teilweise geordnete Menge. Wenn sup H für jede Teilmenge H ⊆ X existiert, dann ist (X, ≤ ) ein Gitter. Beweis : Es muss lediglich gezeigt werden, dass für alle x,y ∈ X inf(x,y) existiert. Sei H := {z ∈ X; z ≤ x und z ≤ y} . Dann ist einfach zu zeigen, dass sup H das Infimum von {x,y} ist. Proseminar Netzwerkanalyse 50 9.2.2 Gitterstrukturen & reg. Innere n Korollar 9.2.8 Sei G ein Graph. Dann existiert eine maximale und eine minimale reguläre Äquivalenz für G. Beweis : Das Maximum ist das Supremum aller regulären Äquivalenzen und das Minimum ist das Infimum aller regulären Äquivalenzen, welches die identische Partition ist. Proseminar Netzwerkanalyse 51 9.2.2 Gitterstrukturen & reg. Innere n Proposition 9.2.9 Das Gitter der regulären Äquivalenzen ist kein Teilgitter des Gitters aller Äquivalenzrelationen. Proseminar Netzwerkanalyse 52 9.2.2 Gitterstrukturen & reg. Innere n Definition 9.2.10 Sei G ein Graph und ~ eine Äquivalenzrelation über dessen Knotenmenge. Eine Äquivalenzrelation ~1 heißt reguläres Inneres, wenn die drei folgenden Bedingungen erfüllt sind: 1. ~1 ist regulär 2. ~1 ≤ ~ 3. für alle ~2 , welche die oberen Bedingungen erfüllen gilt: ~2 ≤ ~1 Proseminar Netzwerkanalyse 53 9.2.2 Gitterstrukturen & reg. Innere n Korollar 9.2.11 Sei G ein Graph und ~ eine Äquivalenzrelation über dessen Knotenmenge. Dann existiert das reguläre Innere von ~ . Andererseits gibt es keine minimale reguläre Äquivalenz oberhalb einer allgemeinen Äquivalenz. n Bemerkung Das Infimum (im Gitter der regulären Äquivalenzen) zweier regulärer Äquivalenzrelationen ~1 und ~2 ist durch das reguläre Innere der Schnittmenge von ~1 und ~2 gegeben. Proseminar Netzwerkanalyse 54 9.2.3 Berechnung des reg. Inneren In Kapitel 9 werden zwei Algorithmen vorgestellt: n CATREGE Algorithmus 3 • Laufzeit: O(n ) n RELATIONAL COARSEST PARTITION PROBLEM (RCPP) (Tarjan und Paige) • Laufzeit: O (m ⋅ log n) Proseminar Netzwerkanalyse 55 9.2.3 Berechnung des reg. Inneren n Der CATREGE Algorithmus • CATREGE ist ein Algorithmus zur Bestimmung der maximalen regulären Äquivalenz eines Graphen, oder allgemein zur Bestimmung des regulären Inneren einer Äquivalenzrelation • Der CATRAGE Algorithmus läuft wie folgt ab: CATREGE erzeugt in jeden einzelnen Schritt eine Partition P, welche anfangs mit der vollständigen Partition initialisiert wird. In jeden einzelnen Schritt testet der Algorithmus jetzt, ob für jedes äquivalente Knotenpaar, deren Nachbarn äquivalent sind. Sind sie dies, dann bleiben die Knoten äquivalent, anderenfalls sind sie nach disem Schritt nicht mehr äquivalent. Der Algirithmus terminiert, falls sich nichts mehr ändert. Proseminar Netzwerkanalyse 56 9.2.4 Das Rollenzuweisungsproblem n In diesem Abschnitt untersuchen wir die rechenbetonte Komplexität des Entscheidungsproblems, ob ein gegebener Graph eine reguläre Rollenzuweisung mit einem vordefinierten Rollengraph oder mit einer vordefinierten Anzahl von Äquivalenzklassen zulässt. In diesem Abschnitt werden nur ungerichtete Graphen behandelt. Proseminar Netzwerkanalyse 57 9.2.4 Das Rollenzuweisungsproblem n Probleme Sei k ∈ N und sei R ein ungerichteter Graph, eventuell mit Schleifen. Problem 9.2.16 (k-Rollenzuweisung (k-RA)) Gegeben sei ein Graph G. Frage: Gibt es eine reguläre Äquivalenz für G mit exakt k Äquivalenzklassen? Problem 9.2.17 (R-Rollenzuweisung (R-RA)) Gegeben sei ein Graph G. Frage: Gibt es eine reguläre Rollenverknüpfung r: V(G) → V(R) mit dem Rollengraphen R? Man bedenke, dass Rollenverknüpfungen als surjektive Abbildungen definiert wurden. Proseminar Netzwerkanalyse 58 9.2.4 Das Rollenzuweisungsproblem n Theoreme Theorem 9.2.18 k-RA ist polynomiell lösbar für k = 1 und ist NP -vollständig für alle k ≥ 2 . Theorem 9.2.19 R-RA ist polynomiell lösbar, wenn jede Komponente von R aus einem einzelnen Knoten (mit oder ohne Schleife) oder aus zwei Knoten ohne Schleife besteht. Sonst ist R-RA NP -vollständig. Proseminar Netzwerkanalyse 59 9.3 Andere Äquivalenzen n n n n Exakte Äquivalenzen Automorphe und umlaufende Äquivalenzen Perfekte Äquivalenzen Relativ reguläre Äquivalenzen Proseminar Netzwerkanalyse 60 9.3.1 Exakte Äquivalenzen n Einleitung In diesem Abschnitt definieren wir eine Klasse von Äquivalenzrelationen, die eine Teilmenge der regulären Äquivalenzen ist. Während für reguläre Äquivalenzen nur das Vorkommen einer Rolle in der Nachbarschaft eines Knotens wichtig ist, zählt bei der exakten Äquivalenz die Anzahl der vorkommenden Knoten. In diesem Abschnitt betrachten wir nun ungerichtete Multigraphen. Proseminar Netzwerkanalyse 61 9.3.1 Exakte Äquivalenzen n Definition 9.3.1 Eine Rollenzuweisung r heißt exakt, wenn für alle u,v ∈ V r(u) = r(v) ⇒ r (N(u) ) = r (N(v) ) , wobei die rechte Gleichung eine Gleichung von Multimengen ist, d.h., dass Knoten, welche zur gleichen Rolle gehören, auch die gleiche Anzahl von Knoten wie jeder der anderen Rollen ihrer Nachbarschaft haben. Proseminar Netzwerkanalyse 62 9.3.1 Exakte Äquivalenzen n Beispiel G 1 2 6 4 5 8 9 10 11 7 Der Graph G definiert ein exakte Rollenzuweisung, wenn jeweils gleich gefärbte Knoten einer Rolle angehören, d.h. weiße Knoten werden Rolle 1, orange Rolle 2 und schwarze Rolle 3 zugewiesen. Also gilt z.B.: r(1) = r(4) ⇒ r (N(1) ) = r ({2,4,5} ) = {1,2,2} = r ({1,2,5} ) = r (N(4) ) Ist aber z.B. r (N(1)) = {1,2,2} ≠ {1,2,3} = r ({1,4,6} ) = r (N(2) ) dann folgt: r(1) ≠ r(2) Proseminar Netzwerkanalyse 63 9.3.1 Exakte Äquivalenzen n Bemerkungen • Während eine Rollenzuweisung eines Multigraphen regulär ist genau dann, wenn der induzierte einfache Graph regulär ist, ist für exakte Äquivalenzen die Häufigkeit einer Kante wichtig. • Man sieht nun, dass exakte Rollenzuweisungen regulär sind, die Umkehrung aber nicht gilt. Proseminar Netzwerkanalyse 64 9.3.1 Exakte Äquivalenzen n Definition 9.3.2 Eine Partition P = {C1,…,Ck } einer Knotenmenge V eines ungerichteten (Multi-)Graphen G = (V,E) heißt gerecht, wenn es ganze Zahlen bij , i,j = 1,…,k, gibt, sodass jeder Knoten der Klasse Ci genau bij Nachbarn in der Klasse C j hat. Die Matrix B = (bij )i,j=1,...,k definiert eine (gerichteten) Multigraphen, welcher Quotient von G modulo P heißt, bezeichnet mit G/P. Proseminar Netzwerkanalyse 65 9.3.1 Exakte Äquivalenzen n Bemerkungen • Ein Partition ist gerecht genau dann, wenn die zugehörige Rollenzuweisung exakt ist. • Definition 9.3.2 erweitert auch die Definition des Rollengraphs aus Abschnitt 9.0.2 auf Multigraphen, wobei dies allerdings nur für exakte Rollenzuweisungen möglich ist. • Ist ein Graph ungerichtet, so kann der zugehörige Rollengraph trotzdem gerichtet sein, was bedeutet, dass das Vorkommen einer Kante sich von dem Vorkommen der entgegengesetzten Kante unterscheiden kann. Dies geschieht allerdings nur, wenn zwei „benachbarte“ Äquivalenzklassen verschiedene Größen haben. Proseminar Netzwerkanalyse 66 9.3.1 Exakte Äquivalenzen n Theorem 9.3.3 Sei G ein Graph und P eine gerechte Partition. Dann teilt das charakteristische Polynom des Quotienten G/P das charakteristische Polynom von G. Bemerkung : Das charakteristische Polynom eines Graphen kann über dessen Adjazenzmatrix bestimmt werden. Sei A = (aij ) die Adjazenzmatrix eines Graphen G, dann berechnet sich dessen charakteristisches Polynom aus folgender Formel: p A (t) = det ( A - t ⋅ En ) Proseminar Netzwerkanalyse 67 9.3.1 Exakte Äquivalenzen n Bemerkungen • Die Menge aller exakten Rollenzuweisungen eines Graphen bildet ein Gitter. Die maximale exakte Rollenzuweisung eines Graphen kann durch eine Anpassung des Algorithmus aus Abschnitt 9.2.3 berechnet werden. • Viele Probleme von exakten Rollenzuweisungen sind ebenfalls NP-vollständig. Proseminar Netzwerkanalyse 68 9.3.1 Exakte Äquivalenzen n Fazit • Exakte Rollenzuweisungen, welche auch gerechte Partitionen genannt werden, werden in der algebraischen Graphentheorie untersucht. • Während einige Probleme rund um gerechte Partitionen NPvollständig sind, gibt es effiziente Algorithmen um die maximale gerechte Partition eines Graphen oder die gröbste gerechte Verfeinerung einer Partition zu berechnen. • Diese Algorithmen können verwendet werden, um Rollenzuweisungen zu berechnen, aber die Ergebnisse enthalten in vielen Fällen zu viele Klassen und verfehlen die zugrunde liegende Struktur. Proseminar Netzwerkanalyse 69 9.3.3 Perfekte Äquivalenzen n Definition 9.3.6 Eine Rollenzuweisung r definiert ein perfekte Äquivalenz, wenn für alle u,v ∈ V gilt: r(u) = r(v) ⇔ r (N+ (u) ) = r (N+ (v) ) ∧ r (N- (u) ) = r (N- (v) ) Proseminar Netzwerkanalyse 70 9.3.3 Perfekte Äquivalenzen n Beispiel (1) G 1 4 2 3 r R 1 2 5 Beh.: Die Rollenzuweisung r : V → W mit u ֏ 1 und v ֏ 2 für u ∈ {1,2,3} und v ∈ {4,5} ist perfekt. Proseminar Netzwerkanalyse 71 9.3.3 Perfekte Äquivalenzen n Beispiel (2) Zu zeigen: r(u) = r(v) ⇔ r (N+ (u) ) = r (N+ (v) ) ∧ r (N- (u) ) = r (N- (v) ) ∀u,v ∈ V r(1) = r(2) = r(3) ⇔ r (N+ (1) ) = r (N+ (2) ) = r (N+ (3) ) = {2} ∧ r (N- (1) ) = r (N- (2) ) = r (N- (3) ) = ∅ r(4) = r(5) ⇔ r (N+ (4) ) = r (N+ (5) ) = ∅ G 1 4 2 3 5 ∧ r (N- (4) ) = r (N- (5) ) = {1} ⇒ r ist perfekt Proseminar Netzwerkanalyse 72 9.3.3 Perfekte Äquivalenzen n Bemerkungen • Ein reguläre Äquivalenz ist perfekt genau dann, wenn der induzierte Rollengraph keine stark strukturell äquivalenten Knoten hat. • Die Menge der perfekten Äquivalenzrelationen eines Graphen ist ein Gitter, welches weder ein Teilgitter aller Äquivalenzrelationen noch eines des Gitters der regulären Äquivalenzrelationen. • Ein perfektes Inneres einer Äquivalenzrelation ~ würde eine gröbste perfekte Verfeinerung von ~ sein (vgl. Def. 9.2.10). • Aber: Im Gegensatz zu dem regulären Inneren existiert das perfekte Innere im Allgemeinen nicht. Proseminar Netzwerkanalyse 73 9.3.3 Perfekte Äquivalenzen n Theorem 9.3.7 Im Allgemeinen ist der transitive Abschluß der Vereinigung zweier perfekter Äquivalenzrelationen nicht perfekt. Insbesondere existiert für einige Äquivalenzen kein perfektes Inneres. Proseminar Netzwerkanalyse 74 9.3.3 Perfekte Äquivalenzen n Bemerkungen • Die zweite Aussage hat einen trivialeren Beweis: Für ein gegebenen Graphen mit zwei stark strukturell äquivalenten Knoten hate die identische Partition kein perfekte Verfeinerung. • Einige Entscheidungsprobleme betreffend der perfekten Äquivalenz sind ebenfalls NP-vollständig (s. Theorem 9.2.18 und 9.2.19). • Obwohl perfekte Äquivalenzen einige triviale reguläre Äquivalenzen ausschließen, gibt es keinen Nachweis, warum Rollen nicht stark strukturell äquivalent sein sollten. Proseminar Netzwerkanalyse 75 9.3.3 Perfekte Äquivalenzen n Fazit • Perfekte Äquivalenzen sind Einschränkungen regulärer Äquivalenzen, aber sie liefern scheinbar keine besseren Rollenzuweisungen. • Einige mathematische Eigenschaften gegenüber regulären Äquivalenzen gehen verloren und es gibt Beispiele, bei denen die Bedingungen für perfekte Äquivalenzen gute reguläre Rollenzuweisungen ausschließen Proseminar Netzwerkanalyse 76