Fallbeispiel Ein Leben im Rollstuhl Herr Schulze lebt seit seinem 31. Lebensjahr mit der Erkrankung Multiple Sklerose, Heute - in seinem 43. Lebensjahr - ist er auf Grund seiner Beschwerden invalidisiert und lebt zu Hause. Ein ambulanter Pflegedienst unterstützt Herr Schulze. 1 Mal täglich bei der Kör-perpflege. Ansonsten steht ihm seine Ehefrau zur Seite. Der in der Vergangenheit Herr Schulze betreuende Altenpfleger möchte in Zukunft im Heim arbeiten, bewerben wird er sich bei einem bekannten Wohlfahrtsverband. Dies stimmt Herrn Schulze sehr traurig, da er sich immer auf „seinen" Altenpfleger verlassen konnte. In den zurückliegenden 12 Jahren haben viele Krankheitsschübe das Allgemeinbefinden von Herr Schulze sehr stark verändert. Eine spastische Paraparese der Beine ist die Ursache dafür, dass er einen Teil des Tages im Bett und im Rollstuhl zubringt. Ab und an steht er mit Unterstützung auf und geht ein paar Schritte. Herr Schulze bewältigt seine Situation relativ gut, jedoch sorgt er sich um seine Familie. Ausgabe1 Herr Schulze leidet an Multipler Sklerose mit einer ausgeprägten Symptomatik. Informieren Sie ausführlich über das Krankheitsbild. Wie können weitere Komplikationen vermieden werden und eine größtmögliche Lebensqualität von Herr Schulze erhalten werden? Erläutern Sie. Aulgabe 2 Welche Anforderungen werden hinsichtlich der Aufklärungspflicht an den künftigen Arbeitgeber des Altenpflegers gestellt und was muss der Altenpfleger im Bewerbungsgespräch bezüglich der Offenbarungspflicht beachten? Aufgabe 3 Die Anforderungen an die Persönlichkeit des Altenpflegers sind vielfältig. Setzen Sie sich mit dem Begriff der humanistischen Grundeinstellung auseinander. Zeigen Sie dies am Fall des Herrn Schulze auf. Aufgabe 4 Herr Schulze erlebt seine Krankheit als Herausforderung. Welche Konflikte erlebt Herr Schulze? Analysieren Sie die Ursachen und bestimmen Sie die Arten der Konflikte. Erläutern Sie in diesem Zusammenhang interpersonelle und intrapersonelle Konflikte. Lösungen Aufgabe 1 Multiple Sklerose (MS) ist eine chronische neurologische Erkrankung, die das zentrale Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) betrifft. as zu einer Beeinträchtigung der Kommunikation zwischen Gehirn und Körper führt. Die Symptome von MS. - Muskelschwäche, - Koordinations- und Gleichgewichtsstörungen, - Sehstörungen, - Fatigue (extreme Erschöpfung), - Kribbeln oder Taubheit in den Extremitäten, - Probleme mit der Blasen- und Darmfunktion - kognitive Beeinträchtigungen. Die Krankheit ist derzeit nicht heilbar Um weitere Komplikationen zu vermeiden und eine bestmögliche Lebensqualität für Herrn Schulze zu gewährleisten, können folgende Maßnahmen ergriffen werden: • • • • • • Medikamentöse Therapie: Diese können helfen, die Entzündungen im zentralen Nervensystem zu reduzieren Physiotherapie und Rehabilitation: Die Physiotherapie kann auch dabei helfen, den Erhalt der Mobilität zu unterstützen und die Unabhängigkeit von Herrn Schulze zu fördern. Ergotherapie: Ergotherapie zielt darauf ab, die Alltagsfähigkeiten und die Selbstständigkeit von Personen mit MS zu verbessern Unterstützung des sozialen Umfelds: Eine offene Kommunikation und das Verständnis für die Bedürfnisse und Herausforderungen, mit denen er konfrontiert ist, sind entscheidend. Psychologische Unterstützung: MS kann mit emotionalen Herausforderungen wie Angstzuständen, Depressionen und dem Umgang mit dem Verlust von körperlichen Fähigkeiten einhergehen. Eine psychologische Betreuung kann Herrn Schulze helfen, mit diesen Herausforderungen umzugehen und Strategien zur Bewältigung zu entwickeln. Anpassung der Umgebung: Dies ermöglicht Herrn Schulze eine größtmögliche Unabhängigkeit in seinem Zuhause. Aufgabe 2 Aufklärungspflicht des künftigen Arbeitgebers des Altenpflegers • • • Informierung über die Krankheit oder Behinderung von Herrn Schulze Angemessene Vorkehrungen treffen, um die Unterstützung zu gewährleisten Bereitstellung von barrierefreien Arbeitsplätzen oder Anpassungen Offenbarungspflicht des Altenpflegers im Bewerbungsgespräch • • • Ehrliche und offene Kommunikation über berufliche Erfahrung und Wechsel Verbindung zu Herrn Schulze und bisherige Betreuung offenlegen Bestätigung der Kompetenz und Bereitschaft für neue Herausforderungen Vertraulichkeit und Datenschutz • • • Respektieren der Vertraulichkeit und Datenschutz von Herrn Schulze Keine persönlichen Informationen ohne ausdrückliche Zustimmung preisgeben Einhalten rechtlicher und ethischer Bestimmungen des Gesundheitswesens Aufgabe 3: Humanistische Grundeinstellung in der Altenpflege • • • • • Anerkennung der Würde und Einzigartigkeit jedes Menschen Respektieren der Bedürfnisse und Präferenzen von Herrn Schulze Wahrnehmen von Herrn Schulze als eigenständige Person Fördern der Autonomie und Selbstständigkeit Empathie, Mitgefühl und positive Einstellung in der Pflegebeziehung Individuelle Herausforderungen von Herrn Schulze • • • Einfühlsamer Umgang mit seinen körperlichen Einschränkungen Verständnis für seine Bedürfnisse und Wünsche Ermutigen zur Selbstständigkeit und Nutzung seiner Fähigkeiten Unterstützung und Weiterbildung • • • • Starke Unterstützung von Familie, Freunden und Pflegepersonal Kontinuierliche Weiterbildung und Reflexion des Altenpflegers Streben nach qualitativ hochwertiger Pflege Engagement für die Verbesserung der Lebensqualität von Herrn Schulze Aufgabe 4: Konflikte, die Herr Schulze erlebt • • • • Intrapersonelle Konflikte: ✓ Verlust körperlicher Fähigkeiten und Unabhängigkeit ✓ Unsicherheit und Ängste bezüglich des Krankheitsverlaufs und der Prognose ✓ Herausforderungen bei der Anpassung an veränderte Lebensumstände Interpersonelle Konflikte: ✓ Schwierigkeiten bei der Kommunikation von Bedürfnissen und Herausforderungen ✓ Missverständnisse und mangelnde Unterstützung von anderen ✓ Mangelnde Empathie und fehlendes Verständnis seitens der Familie, Freunde oder des Pflegepersonals Ursachen der Konflikte ✓ Physische und emotionale Veränderungen durch die MS-Erkrankung ✓ Verlust der Mobilität und damit verbundene Einschränkungen ✓ Sorge um die Zukunft und Auswirkungen der Krankheit auf die Familie Arten der Konflikte ✓ Intrapersonelle Konflikte: Konflikte innerhalb von Herrn Schulze selbst, z. B. zwischen Akzeptanz der Krankheit und dem Wunsch nach Normalität, zwischen Frustration und dem Streben nach Unabhängigkeit. • ✓ Interpersonelle Konflikte: Konflikte zwischen Herrn Schulze und anderen Personen, z. B. aufgrund von Missverständnissen, fehlender Unterstützung oder mangelnder Empathie. Lösungsansätze ✓ Unterstützung durch professionelle psychologische Betreuung ✓ Austausch mit anderen Menschen in ähnlichen Situationen ✓ Offene Kommunikation mit der Familie, Freunden und dem Pflegepersonal ✓ Entwicklung geeigneter Lösungsstrategien, um die Lebensqualität von Herrn Schulze zu verbessern.